Liebesspiel
Liebesspiel
Manchmal schließe ich die Augen und gebe alle Gedanken und Töne auf, lasse los, gebe mich hin, lausche meinem Herzschlag und fühle mein Herz. Manchmal ist alles gefüllt, da, bereit ohne daß ich es wissen, bedenken muß. Manchmal schließe ich die Augen und fühle mein Herz. Und manchmal bleibt mir sogar ein zufriedenes Lächeln, bleibt der Glanz in meinen Augen von Sicherheit, Glück und Verständnis.
Diesmal haben mich Deine Wortspitzen gepackt, diesmal will ich mich weiter duellieren. Du bleibst ganz und gar nicht fair, jeder Satz unter selbsterklärten Gürtellinien. Weißt, daß Dir kein Strafpunkt droht, weil mich Deine Lippen bannen, weil Du bezaubernd bist, weil ich Dich schon gefangen habe und es kein Netz ist was Dich hält. Und weil ich keine Siege verschenke und Du nicht nachläßt, und weil sich außer Deinen Blicken, Deinem Mund, Deinem Hals, Deinem Duft fast nichts mehr in meinem Kopf hält, ruhe ich diesmal nur kurz. Schlage meine Augen wieder auf, stelle schweren Rauch zwischen uns, den Bong ab und ein weiteres Knistern in den Raum.
Den meisten ist es vielleicht noch klarer als uns. Weil sie wissen, daß sie Darsteller sind und nur wir die Akteure. Daß wir eine Bühne ausfüllen, die keine ist. Daß unsere Rollen weder gespielt, noch geübt werden können. Daß wir ein Weltstück, Meisterwerk beginnen und zuende führen werden.
Deswegen ziehe ich eine Augenbraue, stupse mein Cap nach oben. Deshalb schaue ich möglichst überzeugt, überlegen, unantastbar. Darum fordere ich Dich auf die Waffen zu wechseln! Denn diesmal bleibt uns keine Wahl.
Selbstverständlich brauchen wir kaltes Bier, weil das warme hier, unsere heißgeredeten Kehlen nicht kühlen kann. Brauchst nich’ mitkommen, Frank. Klar bring’n wir Dir eins mit. Ach ja, die Kippen. Sind zwar nur zehn Meter, aber sicher ist sicherlich sicher, Jungs. Auf jeden Fall, mir sind die Stühle in der Küche auch zu hart. Das Bier ist ja schon auf und Deine Couch ein guter Vorschlag. Kann schließlich auch besser diskutieren, wenn Frank nicht ständig so flache Argumente dazwischenhaut. So ist’s mir auch ein wenig eng, können es ja schnell ausziehen, Dein Sofa. Ist Dein Shampoo oder Dein Parfum so bezaubernd? Darf ich? Nicht nur Dein Parfum, Du riechst einfach wunderbar.
Und weil meine Hände dabei zittern, schlinge ich meine Arme um Deine Taille. Und um Deine kalten Fingerspitzen zu wärmen, schiebst Du sie mir unters Hemd, in meine Hose. Und weil ich mir einen Traum erfüllen möchte, weil ich Dich nicht fest genug an mir spüren kann, weil mein Verstand mir nichts mehr nutzt, weil mein Herz vor Aufregung, vor Freude, vor Lust rast und springt und klopft, verliere ich mich in Deinen Lippen. Verliere mich in Deinen Augen. Verlieren wir unsere Körper. Verlieren wir alle Zeit. Verlieren wir alle Angst. Und weil die Welt sich dreht, weil Gott wirken mag, weil alles so ist wie es ist, und weil wir sind und Wir sind, finden wir uns nackt, zersaust, verschlungen, verschwitzt, vereinigt, verliebt, endlich in Sicherheit.
Die Sonne durchscheint die leichten Vorhänge, eine warme Frühsommerbrise streicht zart über meine Haut. Und während Du zufrieden lächelnd auf meiner Brust schläfst, Dich völlig auf mir ausgebreitet, mich vereinnahmt hast, döse ich, träume ich vor mich hin.
Diesmal lerne ich Dich kennen.
Diesmal bleibe ich.
Diesmal gestehe ich Dir meine Liebe.
Diesmal küsse ich Dich wach.