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Liebespaar im Café

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05.09.2008
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Liebespaar im Café

Liebespaar im Café

Ich setze mich, bestelle meinen Tee. Das Café ist fast leer. Ein Ort der Ruhe. Rückzugsort. Langsam wandert mein Blick durch den Raum, über das unharmonische Spiel von Licht und Schatten. Er bleibt an einer jungen Frau hängen. Eine Schönheit. Lautlos scheint sie mich zu rufen. Zu locken, verführen, mit mir spielen. Dieses Gefühl, ein Brennen, ein Frieren, ein Schmerz, ein Wahn – irgendwo unterhalb des Magens, oberhalb des Herzens. Doch sofort schwindet die Illusion, denn sie spielt nicht mit mir. Ihr Begleiter setzt sich zu ihr, lächelt sie an. Ich erkenne es sofort. Sie und Er. Ein Molekül im Spiel der Atome. Da sitzen sie, wie unzertrennlich. Schauen sich an, reden vielleicht. Wortlos. Über die Brücken, die sie verbinden. Zwei Inseln in Venedig. Wen stört in der Stadt der Liebe der Gestank der Kanäle?

Ich trinke einen Schluck Earl Grey und der bittersüße Nachgeschmack entlockt mir beinahe eine Träne. Was ist das – Liebe? Ist es das, was diese zwei verbindet? Und der Blick wandert. Bleibt hängen. Beobachtet. Was reden sie da? Belanglosigkeiten? Wie kann das sein... so wenig sagen, sich so gut verstehen. Er wird sie immer lieben, meint er. Sie wird ihn nie verlassen. Und vielleicht streiten sie sich noch über ihr neues Kleid, sein neues Hemd, ihre gemeinsame Wohnung. Was hat er, was mir fehlt? Was würde ich tun, wenn ich auf seinem Platz säße – und Du auf ihrem? Würde ich auch vom Wetter reden? Von meinem letzten Geschäftsessen? Von Deinem Kleid? Würdest Du auch nur schweigen, mir vielleicht einen zarten Kuss geben und zustimmen? Um dann zu erzählen vom letzten Großeinkauf. Ich würde gähnen, meinen Blick schweifen lassen und vielleicht ein glückliches Liebespaar irgendwo in einer anderen Ecke des Cafés finden. Davon träumen, wie das wohl wäre....

Glücklich sein. Du gibst mir einen leichten Stoß. Glücklich sein. Im Himmel, bei Gott. Meinst Du. Es gibt keinen Gott, widerspreche ich. Aber vielleicht.... vielleicht hast Du recht. Vielleicht existiert kein Glück. Und der Gedanke entlockt mir beinahe eine Träne. Was ist das – Glück? Gibt es das überhaupt? Und ich wandere. Schritt für Schritt durch mein Leben. Manchmal bleibe ich stehen. Mein Weg führt mich weit zurück. Und ich finde, was ich suche. Aber wie kann das sein... Traurigkeit ist alles, was bleibt. Ich habe so viel verpasst. So viele Chancen. So viele Augenblicke. So wenig genossen. Einfach an mir vorbeiziehen lassen.

Du lachst. Das erinnert mich... auch Dich habe ich verpasst. Wenn ich sage, ich bereue nichts in meinem Leben, dann ist das gelogen. Ich bereue, nicht gut genug für Dich zu sein. Und der Gedanken entlockt mir eine Träne. Die erste seit Jahren vielleicht. Wer ist das – Du? Gibt es Dich überhaupt? Oder bist Du nur eine Projektion. Meine Vorstellung von Perfektion. Mein Bild von Dir so verzerrt, dass mir außer Verehrung nichts mehr bleibt? Wie hast du mich, wie habe ich mich selbst gefangen? Und meine Gedanken wandern. Weit zurück. Als ich dich das erste mal wahrnahm.

Sie steht auf. Sagt, sie muss noch etwas im Büro erledigen. Und das Blümchen auf dem Tisch verliert sein erstes Blatt.

 

Hallo Todeshand,

das ist sehr wirr aufgebaut. Ich hab schon die Grundszenerie nicht verstanden. Ein Typ kommt allein ins Café und beobachtet ein Paar. Die beiden

Schauen sich an, reden vielleicht. Wortlos.
schweigen also, so hab ich das gesehen. Im nächsten Absatz wird der Erzähler ziemlich konkret, da redet das Paar also wohl tatsächlich, und er schnappt dies und das auf, aber auch nur vielleicht, d.h. er könnte auch dies alles
Er wird sie immer lieben, meint er. Sie wird ihn nie verlassen. Und vielleicht streiten sie sich noch über ihr neues Kleid, sein neues Hemd, ihre gemeinsame Wohnung.
in ein Schweigen hineininterpretieren, genauso wie das Geschäftsessen, den Großeinkauf und all die anderen Klischees.
Dann kommt die andere Frau ins Spiel, und zwar so, daß ich dachte, die säße mit am Tisch, denn
Du gibst mir einen leichten Stoß. (...)
Du lachst.
Andererseits ist er deutlich allein ins Café gekommen.
Unterm Strich könnte alles außer dem Tee im Kopf des Erzählers stattfinden. Dieser Kopf ist allerdings nicht besonders spannend. Allgemeine Jammerlappengedanken über verpaßte Chancen etc sind kein guter Handlungsersatz. Drei der vier Personen sind unwichtig und dienen nur als Kulisse, vor der der Held im Kreis herumdenkt und weiter hübsch sein Leben verpaßt, dementsprechend blass sind sie auch gezeichnet. Dafür entlockt es dem überbewerteten Erzähler zweimal beinahe und einmal doch tatsächlich eine Träne. Und die fällt dann mit dem Schlußsatz unter den Tisch.
Nein, das hat mir nicht gefallen.
Makita.

 

Hallo Todeshand

Titel sind mir zuweilen Lockvogel sie zu lesen.

Ich setze mich, bestelle meinen Tee. Das Café ist fast leer. Ein Ort der Ruhe. Rückzugsort.
Doch die ersten Sätze erzeugten mir eine Hemmung, da sie nicht harmonisch klingen. Warum nicht fliessend kurz: Das Café ist beinah leer, eine Oase der Ruhe. Auch der Bestellung vorab bedarf es nicht, der Earl Grey folgt später.

Er bleibt an einer jungen Frau hängen. Eine Schönheit. Lautlos scheint sie mich zu rufen. Zu locken, verführen, mit mir spielen. Dieses Gefühl, ein Brennen, ein Frieren, ein Schmerz, ein Wahn – irgendwo unterhalb des Magens, oberhalb des Herzens.
Hier sind es die abgehackten Übertreibungen, die dem Gedankenspiel etwas von seinem Reiz nehmen. Einzig als mögliche Variable: Er bleibt an einer jungen Frau hängen. Lieblich lockend scheint mir ihre Schönheit. Verführerisches Spiel ihr Anblick, der mir abwechselnd warme und kühle Empfindungen über den Rücken kribbeln lässt.

Ein Molekül im Spiel der Atome.
Es klingt ja schön dieser Satz, wie Schmetterlinge im Lichtspiel der Sonne. Doch scheint er mir – auch wenn ich Chemie nie ganz durchschaue - nicht ganz logisch. Moleküle sind Verbindungen von zwei oder mehr Atomen. Viele Moleküle bilden wiederum Organellen. Wäre es also nicht besser formuliert(?): Wie in einem Spiel zu Moleküle gebundene Atome.

Ich will jetzt deine Geschichte nicht zerpflücken, sie hat durchaus einen poetischen Hauch, und ich kann auch von der Idee her Sympathie abgewinnen. Ich denke es ist ein Gedankenspiel eines einsamen Prot., der sich einzig vom Anblick der jungen Frau inspirieren lässt, ohne auch nur ein Wort des Paares am andern Tisch verstanden zu haben. Die sprunghaften Gedanken, die teils in inneren Dialogen ausufern, lesen sich aber verwirrend. Es braucht etwas mehr Struktur und Abgrenzung, um es in einem harmonischen Spiel zu vollenden.

Sie steht auf. Sagt, sie muss noch etwas im Büro erledigen. Und das Blümchen auf dem Tisch verliert sein erstes Blatt.
Recht nüchtern ist der Schluss, wie das Fallbeil einer Guillotine, das das Blümchen welken lässt. Auch dies müsste klar aber harmonisch ausgehen. Nur eine vage Idee: Sie steht auf und geht ohne ein Wort oder Blick. Wie symbolisch verliert die Rose in der Vase auf dem Tisch, eines ihrer Blütenblätter.

Gruss

Anakreon

 

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