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Liebeskummer
Noch bin ich nicht entgültig zu einer Auswertung dieses Begriffes gelangt, habe jedoch in Bezug auf dessen Bedeutung bereits eine Entwicklung hinter mir, die sich in mehreren Phasen gliedern läßt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich bei dieser Niederschrift nicht um ein Standartwerk, sondern vielmehr um eine höchstpersönliche Reflexion eines intensiven Lebensabschnittes handelt.
Logischerweise fange ich an der Stelle an, wo der Begriff Liebeskummer scheinbar anfing mein Leben zu beherrschen.
Meine Freundin beendete unsere einjährige Beziehung und das, aus hier nicht erwähnten Gründen, mit Recht. Das erste Gefühl, das in mir hochkam, war keine Verzweiflung oder Schmerz, sondern eher eine seltsame Erleichterung, darüber, dass es nun keinen Anlass mehr gab, mich mit der Beziehung auseinanderzusetzen, es gab ja keine mehr! Dieses Gefühl erfüllte mich ungefähr zwei Tage und ist gleichzeitig die kürzeste Phase meines zweifelhaften Phasenmodells.
Darauf folgte die Phase, in der ich langsam bemerkte, dass es schöner war mit meiner Freundin einzuschlafen und mich beschlich die Erkenntnis, dass es sich hier um ein endgültiges Ende der Beziehung handeln könne. Ich musste nachdenken, darüber wie ich sie zurückbekomme und dabei schien mir jedes Mittel recht. Ich bombardierte sie mit Kurznachrichten, die in schonungsloser Form und in Schlager-Manier meine Liebe zu ihr feierten, habe dabei jedoch nicht bedacht, dass diese Trennung für sie ebenfalls kein Grund war ein Freudentänzchen zu veranstalten. Sie reagierte nicht, und das wahrscheinlich deshalb, weil meine Liebes-Tiraden so gut in ihre Gefühlswelt passten, wie ein Atomkrieg auf den Welt-Friedenstag. Nun, zu diesem Zeitpunkt verstand ich das ein wenig anders, meine Gedanken malten Bilder, in denen meine Ex-Freundin und ein gesichtsloser, aber dennoch gutaussehender Fremder sich auf der Couch beglückten, die ich und meine Ex bei IKEA aussuchten, ich in das extra dafür organisierte Auto lud, zu ihrer Wohnung transportierte, um sie dort im Schweiße meines Angesichts zusammenzubauen. Sie lasen meine Kurznachrichten und lachten gemeinsam.
Ich fing an, alles was mich an sie erinnerte zu verstecken oder zu zerstören, so nahm ich ein Foto von ihr, schaute es an, dachte an IKEA und zerriss es.
Das Ende schien nah und Besserung nicht in Sicht. Doch genau die wollte ich und ich beschloss mit Freunden über meine momentane Situation zu reden. Diese jedoch hatten das alles schon einmal erlebt und wussten dass so eine Krise vorüberginge und man danach gestärkt herauskommen würde.
Das war genau das, was ich hören wollte, und es reichte mir, es fünf mal zu hören. Danach erzählte ich, es sei alles in Ordnung, wenn mich jemand nach meiner Gemütsverfassung fragte.
Das war die Phase des unermesslichen Leids mit darauf folgendem Aktionismus.
Ich fing langsam an meine Ex-Freundin gedanklich zu berücksichtigen, indem ich ihr Menschlichkeit zusprach und ihre Entscheidung, mich zu verlassen in irgendeiner Form nachzuvollziehen. Voraussetzung dafür war es, mein Verhalten während unserer Beziehung zu hinterfragen, wo ich nur konnte.
Und irgendwann kam der Punkt, an dem ich meiner Ex-Freundin, wenn sie mich gefragt hätte, den Ratschlag gegeben hätte, mich ein für allemal in den Wind zu schießen: „der Mistkerl hat es nicht anders verdient“!
Nun gehe ich davon aus, dass nach dieser Phase der Besonnenheit noch etwas folgen muss, nur will ich hier nicht spekulieren, denn alles weitere muss ich noch erleben.