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Liebesgabe

Seniors
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19.01.2004
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Liebesgabe

„Wohin willst du, Schatz?“ Lisas Stimme gellte durch die langen Flure des Apartments, vorbei an der Designer-Couchgarnitur, den schwedischen Flurgarderobemöbeln, den originalen Kunstdrucken an den mit Seideimitat bezogenen Wänden durch die Modern-Art-Plastikhaustür bis in Martins Ohren.
Nur den winzigen Bruchteil einer Sekunde lang dachte er über die Gesamtkosten des in der Wohnung angesammelten Krimskrams und seinem eigenen Beitrag daran nach. Den Hauptanteil seiner Gedanken machte aber die Tatsache aus, dass er gerade im Begriff war, seine Frau anzulügen. Schon seit Tagen hatte er mit dieser Frage gerechnet, war aber bisher jedes Mal um sie herumgekommen. Ausgerechnet heute stellte Lisa sie und er war ihr eine Antwort – eine Ausrede schuldig.
„Äh... Nur runter in die Stadt, mein Engelchen.“
Damit war es vollbracht!
Die Lüge war ausgesprochen.
Der Ehe-Lehrbuchfehler par excellence war getan. Aber Lisa hatte es schließlich so gewollt.
„Gehst du vielleicht ins Einkaufzentrum?“ Ihre hohe Stimme drang erneut durch den Türspalt, den Martin noch für einen Augenblick geöffnet hielt.
„Vielleicht.“
„Kannst du mir dann irgendwas Schickes mitbringen? Außerdem ist heute Abend Weihnachten und es gelten bereits die speziellen Festtagsgesetze. Du musst unbedingt noch dein Konto leeren. Ich-“
Mit kräftigem Rumsen fiel die schwere Tür in den Rahmen und ihr Riegel ins Magnetschloss. Martin stand auf dem Flur und seufzte.
Er hatte ganz vergessen, sein Konto leer zu kaufen. Die Chipkarte in seinem Portemonnaie blinkte schon seit Tagen in warnendem Rot, aber er hatte es einfach ignoriert. Möglicher Weise waren die Ko-Pos bereits auf ihn aufmerksam geworden. Mit denen war nicht zu spaßen. Die konnten einem echte Probleme bescheren, wenn sie es auf einen abgesehen hatten, und das passierte schneller, als man dachte. Doch Martin ging diese Sorge wie alle anderen an, indem er sie in den hintersten Winkel seines Bewusstseins schob, in der Hoffnung, sie würden sich von selbst erledigen.
Er lenkte gerade seine Schritte Richtung Treppe, als auf der anderen Seite des Flurs die Wohnungstür Frau Schmittlers sich öffnete und diese ihren mehr als neugierigen Kopf hinausstreckte. Ein eisiger, winterlicher Hauch kroch die Treppenstufen von der Straße herauf und umspielte Martins Knöchel.
„Ah, der Herr Künstler“, sprach ihn die alte Schmittler in einem gespielten Plauderton an, hinter dem mehr Argwohn und Tücke sich verbargen, als man dieser nettanzuschauenden kleinen Oma zutraute. „Wieder auf dem Weg zum Dachboden?“
Martin war sprachlos. Eine Sekunde lang war auf dem Flur nur das hintergründige Gedudel der Werbejingels im Fernseher der Alten zu hören.
Wie machte sie das nur immer? Woher wusste sie über alles Bescheid, was sich im Haus ereignete? War es Telepathie? Oder besaß die Frau vielleicht einen Röntgenblick? Insgeheim vermutete Martin, dass jede Menge Minispionagekameras und ein ausgeklügeltes Bewegungsmeldersystem verteilt im ganzen Haus eine wichtige Rolle dabei spielten, aber selbst nach noch so langen Anstrengungen hatte er nichts Derartiges finden können.
„Guten Tag Frau Schmittler“, antwortete er höflich und hoffte, dass das Lächeln auf seinen Lippen nicht allzu künstlich wirkte. „Nein, ich wollte eigentlich gerade in die Stadt. Noch ein paar Sachen einkaufen, bisschen shoppen gehen sozusagen.“ Sein Lächeln blieb unbeantwortet. „Und Sie?“, fragte er weiter. „Haben Sie schon alle Geschenke für Ihre Lieben?“ Der saß. Ein echter Tiefschlag, den er sich nicht hatte verkneifen können. Die Schmittler und Liebe! Ha! Im besten Fall irgendwelche Dämonen aus der Hölle.
„Ach hören Sie auf zu sülzen!“ Sie blieb kühl. „Ich weiß zwar nicht, was Sie da oben treiben...“
Gut, dass ich vorsorglich ein Sicherheitsschloss an meiner Dachkammer angebracht habe, dachte Martin augenblicklich.
„... aber es wird ja wohl nichts Legales sein, wenn Sie sich da oben jeden Tag einschließen müssen. Vielleicht interessiert sich ja die Polizei dafür. Sie waren schon immer ein-“
„Ich muss jetzt los“, unterbrach Martin ihren beginnenden Schwall an Beleidigungen und Verurteilungen. „War sehr nett, sich mal wieder mit Ihnen zu unterhalten.“
Mit einem wutschnäuberischen „Mmphf!“ fiel Frau Schmittlers Tür ins Schloss und Martin war wieder allein auf dem Flur. Er spürte den Blick des Türspions der unausstehlichen Alten in seinem Rücken, aber nun war es egal, und so nahm er die Stufen rauf zum Dachboden.
Künstler hatte sie ihn genannt. In ihrer Welt sollte das eine Beleidigung sein, eine Provokation geradezu, aber Martin mochte diese Titulierung. Das einzige Positive an Frau Schmittler überhaupt. Sie schien, besser noch als seine Frau, sein tiefstes Innerstes zu erkennen. Ja, er war ein Künstler, ein Freidenker, jemand, der sich kreativ beschäftigen wollte. Kein tumber Mitläufer oder dummer Konsument.
Vielleicht war das einer der Gründe gewesen, weswegen Lisa ihn geheiratet hatte. Definitiv aber war es der Grund, weswegen sie sich irgendwann von ihm scheiden lassen würde. Das schrie sie ihm zumindest alle paar Wochen an den Kopf, wenn es mal wieder darum ging, dass sie zu wenig Geld in der Haushaltskasse hatten, weil er in seinen ständig wechselnden Jobs nie auch nur annähernd genug verdiente. Lisa verstand eben nicht, dass es ihm nicht um das Geld sondern die Erfüllung ging. Für sie waren diese beiden Dinge ein und dasselbe.
Die obersten drei Treppenstufen knarrten wie immer aufdringlich laut durch das alte Berliner Hinterhoftreppenhaus, doch anders als die Tage zuvor, war es Martin nun egal. Mochte die alte Schmittler doch denken, was sie wollte. Heute war es sowieso das letzte Mal.
Wenn alles nach Plan ging.
Aber das tat es. Martin hatte alles genau berechnet. Die Umgebungsvariablen wie ein Wissenschaftler aufs Feinste auf einander abgestimmt. Alles lag in seiner Hand und diese hatte er geradezu meisterlich zu schwingen gewusst.
Die Neonröhre an der Decke funzelte ein paar Mal und plötzlich gebar die Dunkelheit vor ihm den weiten und leeren Raum des Dachbodens. Staub bedeckte den größten Teil des Bodens, nur ein kleiner Pfad war freigetrampelt. Er führte zu einer rustikalen Bretterwand, die die hintere Wand des Dachbodens bildete. Ein Vorhängeschloss sicherte eine kleine Tür darin.
Martin presste den Daumen auf das Touchpad des Schlosses und dieses sprang mit einem fingerabdruckbestätigenden Piepser auf.
Eine bis eben gedämmte, subtropische Hitze schlug ihm ins Gesicht, als er die Tür des Verschlags öffnete und hineintrat. Drinnen war alles in ein bläulichweißes Licht getaucht, herrührend aus einer speziellen Leuchtdiode über seinem Arbeitstisch. Das war der Ort seiner Schaffenskraft, wo er sich und seinen Talenten freien Lauf lassen konnte. Keiner überwachte ihn oder sein Verhalten. Die Wände des Verschlags waren mit Skizzen technischer Zeichnung, Gemälden in Öl oder Wasserfarben behängt. Sie mochten dem kunstkritischen Auge manchmal verspielt oder gar naiv vorkommen, doch waren sie nur ein Abglanz der Vorstellungswelten innerhalb Martins Kopf. Sein aktuelles Projekt und ganzer Stolz war verborgen hinter der dünnen Zellophanfolie eines kleinen Gewächshauses genau unter der Leuchte. Eine spezielle Apparatur darüber tröpfelte winzige Wassermengen hinein, die sich bei der Umgebungstemperatur als Beschlag an der Folie absetzten.
Mit vorsichtigen Fingern entwirrte Martin einen dünnen Draht und klappte dann einen Teil der Folie zurück. Eine einstielige, mit zwei dicken, kräftigen Blättern versehene Blume kam zum Vorschein. Eine sehr seltene Orchidee, die in keinem Blumenladen oder Garten der Stadt zu finden war. Ihr riesiger Blütenstand war momentan noch geschlossen, doch an seinem oberen Rand schimmerte bereits eine kleine, orange Quaste, ein Vorgeschmack auf kommende Pracht. Ein Wassertropen landete auf der Quaste, perlte an ihrer Seite und danach am Stiel hinunter und verschwand im schwarzen Humus. Vor Monaten bereits hatte Martin sich den Samen zu dieser Pflanze von einem seiner Freunde in Übersee in einem Brief versteckt schicken lassen. Wie dieser dazu gekommen war, hatte er nicht erzählt, lediglich geheimnisvolle Andeutungen gemacht.
Martin hatte sich sofort das notwendigen Wissen zur Zucht tropischer Pflanzen mittels alter Bücher angeeignet und mit dem Bau des Minigewächshauses begonnen. Alles war handgefertigt, sogar den Topf hatte er selber aus einem großen Plastikrohr kunstvoll geformt und ihn mit allerlei Malereien an der Außenseite verschönert. Den Erdboden, in dem die Pflanze spross, hatte er eines Nachts ohne Eintritt zu bezahlen aus einem der städtischen Parks gestohlen. Stundenlang war er mit einem kleinen Messgerät umhergelaufen, um einen Humus mit dem richtigen PH-Wert zu finden.
‚Diese Pflanze ist unverfälscht,...’, dachte Martin, als er sie versonnen lächelnd betrachtete, ‚...rein und gratis, genauso wie es von der Natur aus vorgesehen ist.’
Aber soweit war es noch nicht. Nur eine Stunde noch, vielleicht auch zwei.
Er sah verträumt aus der kleinen Luke, die neben der Tür die einzige Verbindung zur Außenwelt darstellte. Die üppige Straßenbeleuchtung und die reich geschmückten Weihnachtsschaufenster trotzten ohne Mühe der frühen Nacht, die sich über das Land gelegt hatte. Ein kleines, ferngesteuertes Reklameluftschiff zog gemächlich am Fenster vorbei. Die überdimensionalen Werbedisplays auf seinen Flanken warfen ein buntes Farbspiel aus Licht auf Martins Miene, gedämpfte Stimmen und Jinglemelodien drangen an sein Ohr, doch er sah und hörte derzeit in eine Welt hinein, die, allen anderen Menschen verborgen, nur in ihm selbst zu finden war.
‚Rein und kostenlos’, dachte er immer wieder. ‚Rein und kostenlos so wie meine Liebe zu Lisa.’
Er war so von diesem Gedanken entzückt und voll und ganz in Anspruch genommen, dass er nicht bemerkte, wie die Zeit verflog.
Mit einem Mal piepte seine Uhr. Es war soweit. Martin drehte sich um und sah, dass die Blüte der Orchidee bereits begonnen hatte sich zu öffnen. Ein tiefes Rot drang aus der Mitte der Blütenblätter. Schnell nahm Martin die Pflanze aus ihrem Gewächshäuschen und stellte sie auf einen vorbereiteten Bogen Geschenkpapier, den er über der Blume mit einer breiten blauen Schleife kunstvoll zusammenband. Sein Weihnachtsgeschenk für Lisa war nach Wochen der Vorbereitung und Arbeit endlich fertig.
Behutsam hob er das Paket vom Tisch und verließ seinen geheimen Verschlag. Er schloss ihn hinter sich und tändelte leichtfüßig und gut gelaunt die Treppe hinunter. Er verspürte sogar etwas Mitleid Frau Schmittler gegenüber, die sicherlich den Abend wieder vor dem Fernseher verbrachte und sich eine Verkaufsshow nach der anderen anguckte. Er überlegte sogar kurz, ob er bei ihr klingeln und sich für sein Benehmen vorhin entschuldigen sollte, tat es aber dann doch nicht, da hinter der Tür der Alten kein Geräusch zu vernehmen war.
‚Seltsam’, überlegte Martin noch, ‚die verlässt doch nie ihre Wohnung, allerhöchstens um auf dem Flur herumzuspionieren.’
Aber im gleichen Moment, da er dieses gedacht hatte, schalt er sich bereits für den unfreundlichen Gedanken.
Das Fest der Geschenke, so hieß Weihnachten doch, und heute wollte er Frau Schmittler zur Abwechslung mal etwas Verständnis und Freundlichkeit schenken. Und am besten konnte er das wahrscheinlich, indem er sie nicht weiter belästigte.
Das schwere Geschenk auf der Linken balancierend zog er mit seiner Rechten die Schlüsselkarte hervor und öffnete seine Wohnungstür.
„Lisa! Ich bin wieder da“, rief er beim Hineingehen, doch seine Rufe blieben unbeantwortet. Am Spiegel der Garderobe klebte ein Zettel.
„Bin in der Stadt“ stand in schnörkelloser Handschrift darauf zu lesen. Gut, das gab ihm die Gelegenheit noch ein paar Kleinigkeiten vorzubereiten. Er legte das Geschenk unter den weißen Plastikweihnachtsbaum und begab sich in die Küche, wo er den Festtagsbraten in den Elektroofen schob und Teller und Silberbesteck aus dem Schrank nahm. Er deckte damit den kleinen Wohnzimmertisch nahe des Baums und zündete gerade zwei Kerzen an, als Geräusche aus dem Flur klangen.
Für einen Augenblick dachte Martin, er würde Stimmen hören. Geflüster.
„Lisa?“
„Äh... Ich bin hier.“
Noch in Schuhen und Jacke kam seine Frau ins Wohnzimmer gestolpert und präsentierte ihm eine große, dicke Tüte.
„Ich hatte äh... gehofft, ich wäre noch vor dir wieder zu Hause, um... äh, dein Geschenk noch verpacken zu können, aber jetzt bekommst du es eben so.“ Sie lächelte unsicher.
„Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Martin, den ein seltsames Gefühl beschlich.
„Nein, nein! Nur der Einkaufsstress und die vielen Leute, die jetzt noch mal schnell ihr ganzes Geld ausgeben mussten.“
„Da hast du dich bestimmt prächtig amüsiert, was?“ Martin lächelte.
„Äh was? Verzeihung, was hast du gesagt?“
„Ich sagte-“
„Oh, schön!“, unterbrach Lisa ihn. „Du hast ja den Tisch gedeckt. Aber bevor wir essen, können wir noch schnell die Geschenke austauschen.“
„Zieh du dich doch erst mal aus und atme durch“, grinste er sie an, doch Lisa bestand auf den Geschenken. Sie drückte Martin die Tüte mit dem Logo des edlen Herrenschneiders gleich in der Nähe in die Hand und beobachtete interessiert sein Gesicht, als er hineingriff und einen teuer aussehenden Einreiher mit passender Hose und Krawatte hervorzog.
„Der hat mich fünfhundert Krediteinheiten gekostet“, erklärte sie. „Zweihundert hab ich mir sogar noch von einer Freundin geborgt, die sie nicht rechtzeitig vor dem Novemberende verbrauchen konnte. Gefällt er dir?“
„Er sieht toll aus“, antwortete Martin und freute sich über die Freude in Lisas Augen.
„Dann zieh ihn gleich mal an. Aber vorher hätte ich gern mein Geschenk.“
Lisas Augen hatten bereits das Paket unter dem Baum fixiert.
Martin ging hin, nahm es hervor und übergab es Lisa. Einen Augenblick verharrte sie, schien sich fast zu ängstigen vor dem Inhalt.
‚Sie weiß, dass mein Geschenk etwas Besonderes ist’, freute sich Martin innerlich, ließ sich aber nichts weiter anmerken.
Mit einem kraftvollen Zug riss Lisa das Papier entzwei und blickte in die prachtvollste Blüte, die man sich vorstellen kann. Kräftiges Orange an der Spitze wurde zu purpurnem Rot, das sich in königlichem Blau am Blütenkelch auflöste und von einer goldenen Blütenstaube gekrönt wurde. Man hatte den Eindruck, die Farben würden wie auf einem Ölfilm sich ständig ändern und neu mischen. Eine exquisite Blume, fand Martin, für eine exquisite und ganz besondere Frau. Die Orchidee war...
„H-hübsch!“, stammelte Lisa, scheinbar vollkommen überwältigt von ihrem Geschenk. Ihre Augen hafteten auf der Pflanze und dem ungewöhnlichen Topf. Ihr Gesicht blieb vollkommen starr, bis auf eine winzige Träne, die sich an der Nase hinunterschlich.
„Ich habe sie in monatelanger Pflege selbst großgezogen oben auf dem Dach. Der Samen stammt aus einen kleinen Tal in Südperu. Es gibt ihn nur dort. Hat mich ganz schöne Müh gekostet, da ranzukommen. Aber für dich war mir nichts zu-“
„Äh, Sch-schatz! Zieh doch bitte deinen neuen Anzug an, während ich noch mal schnell in den Flur gehe.“
Martin nickt etwas verblüfft über diese reservierte Reaktion, entschloss sich aber dann, seiner Lisa den Gefallen zu tun. Er ging ins gemeinsame Schlafzimmer und legt seine Sachen ab. Der teure Anzug schien fast maßgeschneidert und passte ihm wie angegossen. Das Bild, das der Spiegel im Wandschrank Martin zeigte, gefiel ihm ebenfalls. Lisa hatte modischen Geschmack, das musste man ihr lassen. Vielleicht war sie gerade nur etwas überwältigt gewesen. Nicht viele Männer schenkten ihren Frauen Blumen. Schmuck, Parfüm und Pelz waren diesen Winter wie auch in den Vorjahren angesagt. Aber Martin war eben nicht wie andere Männer. Und Lisa schätzte das an ihm, das wusste er.
Er straffte den edlen Zwirn, drehte sich noch einmal vor dem Spiegel und ging dann zurück ins Wohnzimmer, um sich seiner Frau zu präsentieren.
„Und Lisa? Was sagst ... Äh, wer sind Sie denn?“
Martin sah verwundert in das Gesicht eines fremden Mannes.
„Mein Name ist Furthler“, antwortete dieser barsch und im befehlsgewohnten Ton. „Hauptmann bei der Konsum-Polizei!“ Er zog aus seiner Innentasche einen Ausweis hervor und hielt ihn Martin kurz vors Gesicht.
„Was?“, schrie Martin von der Situation total überrascht. Aber niemand antwortete ihm. Lisa saß im Hintergrund auf einem Sessel, das Gesicht in den Händen, und schluchzte vor sich hin. Die wunderschöne Orchidee lag auf dem teuren Teppichboden. Erde war verkippt und ein Blatt abgebrochen.
„Was wollen Sie von mir?“ Martin sah Furthler grimmig in die Augen.
„Herr Müller!“, grunzte dieser zurück, „Sie sind verhaftet wegen vorsätzlichen nichtkommerziellen Verhaltens und der Schaffung von Mehrwert ohne finanzielle Investition. Sie haben damit vorerst das Recht auf freien Konsum verloren, bis Ihr Schuldmaß vom Gericht festgesetzt worden ist.“
Martin stand einen Augenblick fassungslos da. Den nutzte Furthler, um ihm mit eisernem Griff den Arm auf den Rücken zu drehen und seine Handschellen einrasten zu lassen. Martin wehrte sich nicht.
„Lisa, was...?“
„Sei ruhig!“, keifte sie ihn an und fuhr dann mit tränenbrüchiger Stimmer fort. „Du hast es doch so gewollt. Wie konntest du mir so etwas nur antun, Martin? Ich habe dich geliebt und du schenkst mir so einen billigen Dreck!“
Sie stieß ihren Fuß mit aller Kraft gegen den umgekippten Blumentopf, so dass noch mehr Erde sich auf dem Teppich verteilte. Martin war sprachlos. Hatte er sich denn so getäuscht?
„Weihnacht ist doch das Fest der Geschenke, oder nicht?“, sprach sie weiter. „Der teuren Geschenke für die, die man liebt!“
„Aber ich...ich...“
„Seien Sie jetzt am besten still und kommen Sie mit!“, unterbrach Furthler ihn kaltschnäuzig. „Sie werden vor dem Richter noch genug zu sagen haben!“ Zu Lisa gewandt sagte er:
„Danke für ihre Zusammenarbeit bei der Observierung. Ohne die Mithilfe der Ehefrauen sind solche Wirtschaftsschädlinge nur schwer zu erwischen.“
Dann führte er Martin ab.

 

Hier nun meine Weihnachtsgeschichte, so wie ich's Dante versprochen hab (Der spannt auch jeden ein, nur um seinen Thread voll zu kriegen :D )

Die Verspätung ist zum Teil mit der Liegezeit des Textes zu entschuldigen. Hab ihn mir jetzt nach 2 Wochen noch mal angeschaut, und erstmal für soweit in Ordnung befunden.

Aber ganz so zufrieden bin ich noch nicht damit. Vielleicht kann mir ja jemand noch ein paar dramaturgische Tips geben :)
Bin gespannt


liebe (nachweihnachtlichen) Grüße
Hagen

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Hagen!

So, dann wollen wir Dich mal nicht bis nächste Weihnachten warten lassen… :)

Die Geschichte gefällt mir richtig gut – mit Ausnahme zweier Wortkreationen in den ersten Zeilen, nämlich »Katalogflurgarderobemöbeln« und »Eheberatungslehrbuchfehler«, weil ich das eine übertrieben, das andere nicht sinnig finde. Im einen Fall würde »Katalog-Garderobemöbel« reichen, im anderen würde ich mir ein sinnigeres Wort einfallen lassen, entweder mit Eheberatung oder mit Lehrbuch; auch wäre es so, wie es dasteht, ja eigentlich der Fehler der Eheberatung bzw. des Lehrbuches.

Du hast sowohl die Kommerzialisierung von Weihnachten, als auch den Konsumzwang allgemein ausgesprochen gut aufs Korn genommen. Eigentlich ist das eine Weihnachts-Science-Fiction, die hoffentlich so nie eintritt.
Man kann sich bei Deiner Geschichte gut darüber Gedanken machen, welchen Wert man welchen Geschenken beimißt, lieblos ausgesucht, aber teuer, oder mit Liebe selbstgemacht. – Obwohl: So, wie die Protagonistin agiert, ist sie seine Liebe ohnehin nicht wert.
Kontrolle durch den Staat und Gesetze, die scheinbar ausschließlich von der Wirtschaft bestimmt sind, machen Deine Geschichte zu einer bösen Satire...
Eine Frage stelle ich mir allerdings: Wie können sich die Leute größere Anschaffungen leisten, wenn sie jeden Monat alles ausgeben müssen? Irgendwie ist da ein Haken drin, den Du aber zum Beispiel durch staatliches Sparen, bei dem man negative Zinsen bekommt (die man also zahlen muß), lösen könntest. Oder es funktioniert alles über Ratenkäufe. ;)
Ach ja, noch was: Wenn Weihnachten ist, ist ja noch gar nicht Monatsende, also müßte er theoretisch noch eine Woche Frist haben… Umgehen könntest Du das, indem Du als Ultimo den 20. festlegst, dann wäre er auch schon tatsächlich drüber.

Beim geschilderten sorgsamen Pflanzenanbau stört mich, daß er einfach nur Erde aus dem Park nimmt. Wenn die Pflanze wirklich so hochsensibel ist, will sie sicher nicht jede x-beliebige Erde. Du könntest schreiben, daß er den PH-Wert laufend geprüft hat, daß er ihn mit Zugabe von Torf oder hydriertem Kalk reguliert hat, vielleicht hat er die Erde zuvor noch mit Sand lockerer gemacht, er könnte eine Zeitschaltuhr für die Lampe eingebaut haben, die er regelmäßig umprogrammieren mußte, um die ideale Beleuchtungsdauer zu erzielen (daran, daß die Tage kürzer werden, können sie erkennen, wann sie blühen müssen). – Wobei meine Tips jetzt nicht speziell auf Orchideen abgestimmt sind, sondern eher allgemein. Man muß halt versuchen, der Pflanze die Bedingungen zu schaffen, die sie »zuhause«, also dort wo sie herkommt, hat. :)


So, ein paar Anmerkungen noch:

»vorbei an der Designer-Couchgarnitur, den schwedischen Katalogflurgarderobemöbeln, den originalen Kunstdrucken an den mit Edeltapeten bezogenen Wänden durch die Modern-Art-Keramikhaustür bis in Martins Ohren.«
– die Katalogflurgarderobemöbel hab ich schon genannt, ein Bild kann entweder ein Original oder ein Druck sein, originale Kunstdrucke sind eher unmöglich. Bei den Tapeten würde ich erwähnen, welcher Art sie sind, statt »Edel-«, und die Haustür ist aus Keramik? Nichts für Leute, die Türen zuschlagen…

»Der Eheberatungslehrbuchfehler par excellence war getan.«
– Fehler tut man nicht, man macht sie ;)

»Mit kräftigen Rumsen fiel die schwere Tür in den Rahmen«
– Mit kräftigem Rumsen

»Möglicher Weise waren die Ko-Pos bereits auf ihn aufmerksam geworden.«
– Möglicherweise (zusammen)

»Doch Martin ging diese Sorge wie alle anderen an, in dem er sie in den hintersten Winkel«
– indem (zusammen)

»Er lenkte gerade seine Schritte Richtung Treppe, als auf der anderen Seite des Flurs die Wohnungstür Frau Schmittlers sich öffnete und diese ihren mehr als neugierigen Kopf hinausstreckte.«
– Vorschlag: »als sich die Wohnungstür von Frau Schmittler auf der anderen Seite des Flurs öffnete«

»Ein eisiger, winterlicher Hauch kroch die Treppenstufen von der Strasse herauf«
– Straße

»Wie machte sie das immer nur?«
– Wie machte sie das nur immer?

»Woher wusste sie über alles Bescheid, was sich im Haus ereignete.«
– diese Frage schreit nach einem Fragezeichen

»Insgeheim vermutete Martin, das jede Menge Minispionagekameras«
– dass

»aber selbst nach noch so langen Anstrengung hatte er nichts derartiges finden können.«
– entweder Mehrzahl: nach noch so langen Anstrengungen, oder Einzahl: nach noch so langer Anstrengung
– nichts Derartiges

»„Guten Tag Frau Schmittler“, antwortete er ihr höflich und hoffte, dass das Lächeln auf seinen Lippen nicht allzu künstlich wirkte.
„Nein, ich wollte eigentlich gerade in die Stadt. …«
– »ihr« würde ich streichen: antwortete er höflich
– da kein Sprecherwechsel ist: kein Zeilenwechsel

»„Haben Sie schon alle Geschenke für ihre Lieben?“«
Ihre

»Das einzige Positive an Frau Schmittler überhaupt, sie schien besser noch als seine Frau, sein tiefstes Innerstes zu erkennen.«
– nach »überhaupt« würde sich ein Doppelpunkt gut machen
– überhaupt, sie schien, besser noch als seine Frau, …

»wenn es mal wieder darum ging, das sie zu wenige Geld in der Haushaltskasse hatten,«
– dass sie zu wenige Geld

»Lisa verstand eben nicht, das es ihm nicht«
– dass

Er führte zu einer selbstgezimmerten Bretterwand, die die hintere Wand des Dachbodens bildete. Ein Vorhängeschloss sicherte eine kleine Tür darin.«
– Wenn er selbst diese Bretterwand gemacht hat (so verstehe ich es jedenfalls): Hat das nicht zu viel Lärm gemacht, für so ein verbotenes Vorhaben? :susp:

»Martin presste den Daumen auf das Touchpad des Schlosses und dieses sprang mit einem fingerabdruckbestätigenden Piepser auf.«
– Ich hab zwar nicht wirklich eine Ahnung davon, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß man da so draufdrücken muß. Solche elektronischen Sachen sind doch alle hochsensibel und arbeiten in solchen Fällen wohl eher mit einem Laser, sodaß man den Daumen wohl nur darüberhalten muß und das Gerät die Linien liest – ähnlich einem Kassenscanner oder wie eine Holographie gemacht wird.

»als er die Tür des Verschlags öffnete und hineintrat.«
– ohne »hin-«: eintrat;

»Drinnen war alles in ein bläulichweißes Licht getaucht, herrührend aus einer speziellen Leuchtdiode über seinem Arbeitstisch.«
– Soviel ich weiß, ist eine Diode nur ein sehr kleiner leuchtender Bauteil, wie er für diverse Anzeigen auf elektronischen Geräten verwendet wird – bei meinem Bildschirm leutet zum Beispiel gerade ein kleines grünes Licht für »Power on«, dahinter ist eine Leuchtdiode.
Schreib doch einfach »einer Leuchtröhre mit speziell ausgesuchter Lichtfarbe«, oder zum Beispiel »herrührend von einer Leuchtröhre mit besonders hohem Blaulichtanteil«.

»Die Wände des Verschlags waren über und über mit Skizzen technischer Zeichnung, Gemälden in Öl oder Wasserfarben behängt.«
– »über und über« würde ich weglassen, da der Verschlag ja wohl eher klein war und »über und über« dann etwas übertrieben klingt.

»doch waren sie nur ein Abglanz der Vorstellungswelten innerhalb Martins Kopfs.«
– innerhalb Martins Kopf (ohne s)

»verborgen hinter einer dünnen Zellofanfolie in einem kleinen Gewächshaus genau unter der Leuchte.«
– Zellophanfolie (auch nach neuer RS)
– Gewächshaus und Zellophan? Würde nicht eines der beiden reichen?

»Ein spezielle Mimik darüber tröpfelte halbminütig winzige Wassermengen hinein, die sich bei der Umgebungstemperatur als Beschlag an der Folie absetzten.«
– »Mimik« ist da bestimmt das falsche Wort, vielleicht »Konstruktion« oder »Mechanik«?
– »halbminütig« könntest Du streichen, daß es nur winzige Wassermengen tröpfelt reicht eigentlich. Daß sie sich als Beschlag festsetzen, ist aber nicht der eigentliche Grund, warum das Wasser tröpfelt, sondern die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit (tropisches Klima), daher würde ich auch davon sprechen und nicht nur vom Absetzen an der Folie.

»an seinem oberen Rand schimmerte bereits eine kleine, orangene Quaste,«
– orange (ohne -ne)

»Martin hatte sich sofort das notwendigen Wissen zur Zucht tropischer Pflanzen mittels alter Bücher angeeignet«
– das notwendige Wissen
– Wäre gut, wenn der Autor der Geschichte das auch machen würde, um es richtig zu beschreiben. ;-)

»hatte er eines nachts ohne Eintritt zu bezahlen aus einem der städtischen Parks gestohlen.«
– eines Nachts

»Aber die Zeit war noch nicht ran.«
– »ran«???

»doch er sah und hörte derzeit in eine Welt hinein,«
– würde »derzeit« streichen

»Ein tiefer Rot-Ton drang aus der Mitte der Blütenblätter.«
– Vorschlag: Tiefes Rot drang aus der Mitte …

»Schnell nahm Martin die Pflanze aus seinem provisorischen Gewächshaus«
– nahm die Pflanze aus ihrem provisorischen Gewächshaus
– Warum eigentlich provisorisch? Es war doch ihr Gewächshaus, nicht bloß ein Provisorium.

»und stellte sie auf einen vorbereiteten Bogen Geschenkpapier, den er über der Blume«
– Geschenkpapier, das er

»Sein Weihnachtsgeschenk für Lisa war noch Wochen der Vorbereitung und Arbeit endlich fertig.«
– nach

»Behutsam hob er das Packet vom Tisch«
– Paket

»Aber im gleichen Moment, da er dieses gedacht hatte, schollt er sich bereits für den unfreundlichen Gedanken.«
– er schilt, er schalt, er hat gescholten ;-)

»Und am besten konnte er das wahrscheinlich, in dem er sie nicht weiter belästigte.«
– indem (zusammen)

»„Bin in der Stadt“ stand in schnörkelloser Handschrift darauf zu lesen.«
– »zu lesen« könntest Du streichen

»präsentierte ihm ein große, dicke Tüte.«
– eine

»„Oh, schön!“, unterbrach Lisa ihn, „Du hast ja den Tisch gedeckt.«
– ihn.

»Sie drückte Martin die Tüte mit der Logo des edlen Herrenschneiders«
– mit dem Logo

»‚Sie weiß, dass mein Geschenk etwas besonderes ist’, freute sich Martin innerlich,«
– etwas Besonderes

»Kräftiges Orange an der Spitze wurde zu purpurnen Rot,«
– wurde zu purpurnem Rot

»Lisa hatte modischen Geschmack, dass musste man ihr lassen.«
– das

»Den nutzte Furthler, um ihn mit eisernem Griff den Arm auf den Rücken zu drehen«
– um ihm mit

»Martin wehrte sich nicht«
– Punkt fehlt

»„Sei ruhig!“, keifte sie ihn an und fuhr dann mit tränenbrüchiger Stimmer fort, „Du hast es doch so gewollt.«
– fort.


Liebe Grüße,
Susi :)

PS.: Du könntest sie bis nächste Weihnachten ruhig auch nach SF verschieben lassen, finde ich. ;)

 

Oh man, ist mir ja fast peinlich einen Text mit so vielen Fehlern hier reingestellt zu haben ;) Dabei hab ich den Text extra 2 Wochen lang ruhen lassen und dann nochmal durchgeschaut.

Egal wie: Einen dicken Dank an dich, Häferl :kuss: Die meisten simplen Rechtschreibfehler hab ich nach deinen Vorgaben geändert und auch einige inhaltliche Stellen glatt gebügelt.
Respekt für so kritisches Lesen :thumbsup: Bei der Stelle mit der Bretterwand oder dem Erdboden hätte ich nicht mit solch genauem Durchdenken und Hinterfragen gerechnet. Mit deinen Einwürfen hattest du jedes Mal recht. Nur kann ich nicht bis ins kleinste Detail die Aufzucht tropischer Pflanzen beschreiben, denn darum dreht sich ja nicht die Geschichte. Den Abschnitt wollte ich daher nur kurz halten. Trotzdem hab ich jetzt den Ph-Wert mit eingebaut :)
Aus der Keramiktür ist Plastik geworden und die Edeltappeten sind jetzt Seideimitat (usw)

Ein paar Punkte die ich noch diskutieren möchte:

– Möglicherweise (zusammen)
Im Deutschen gibt es einige "Weisen" die zusammen geschrieben werden und andere nicht. Da ich aber kein Fan von Inkonsequenz bin und nicht den ganzen Text mit Word-Fehlern angestrichen haben möchte, habe ich mich dazu entschlossen, in diesem Punkt meinen eigenen Rechtschreibweg zu gehen, und schreibe daher dieses Wortkonstrukt so, wie es urspünglich entstanden ist: als Adjektiv und Substantiv

Technik:
Touchpad -> engl. schlecht übersetzt: Anfassfeld. Da drückt/presst man nunmal den jeweiligen Finger rauf. Nix mit Laser :p
Leuchtdiode: Heute mag das nur ein kleiner glimmender Punkt irgendwo an einem Gerät sein, doch die LED ist mit ihren Möglichkeiten(ideale Punkt-LQ) und Vorteilen(extrem hohe Lichausbeute bei nur geringer Wärmeentwicklung) die Lichtquelle der Zukunft :) Ich wollt da nur mal einen kleinen Fingerzeig auf den Zeitrahmen, in dem die Handlung spielt, geben.

Sicherlich ist das eine SciFi-Story. Immerhin ist das mein derzeitiges Lieblingsgenre als Autor. Dennoch hab ich den Text genau für dieses Forum hier geschrieben, deshalb bin ich der Meinung er sollte hier auch stehen bleiben.

Die Geschichte gefällt mir richtig gut
Freut mich ungemein :bounce: Ich selber steh ihr eher kritisch gegenüber, werd nicht so richtig warm mit ihr. Könnte aber daran liegen, dass ich sie nahezu ohne Witz und Humor geschrieben habe. Solche Texte kommen für mich immer recht schwer daher und sind deshalb keine leichte Leseerfahrung. Aber wenn die Geschichte bei anderen ankommt, kann sie ja gar nicht so schlecht sein :D

lg
Hagen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hagen,

erstmal natürlich VIELEN lieben Dank für die Weihnachtsgeschichte!!! :anstoss:

„Ah, der Herr Künstler“, sprach ihn die alte Schmittler in einem gespielten Plauderton an, hinter dem mehr Argwohn und Tücke sich verbargen, als man dieser nettanzuschauenden kleinen Oma zutraute. „Wieder auf dem Weg zum Dachboden?“
Eine mustergültige, flotte Charakterisierung, die deine wachsende Schreiberfahrung zeigt. Super!

Vielleicht war das einer der Gründe gewesen, weswegen Lisa ihn geheiratet hatte. Definitiv aber war es der Grund, weswegen sie sich irgendwann von ihm scheiden lassen würde.
:lol:

Die Neonröhre an der Decke funzelte ein paar Mal und plötzlich gebar die Dunkelheit vor ihm den weiten und leeren Raum des Dachbodens. Staub bedeckte den größten Teil des Bodens, nur ein kleiner Pfad war freigetrampelt. Er führte zu einer rustikalen Bretterwand, die die hintere Wand des Dachbodens bildete
Gebar find ich gruselig, vor allem, weil ich das selber mal geschrieben habe. *schüttel* :dozey:


ein Vorgeschmack auf kommende Pracht.
fehlt ein die


Diese Pflanze ist unverfälscht,...’, dachte Martin, als er sie versonnen lächelnd betrachtete, ‚...rein und gratis, genauso wie es von der Natur aus vorgesehen ist.’
Aah, da kommt die Liebe zum guten alten "Grow-your-own-Hanf" durch :D!


Ein kleines, ferngesteuertes Reklameluftschiff
Ein wenig Bladerunner-Nostalgie kann auch nie schaden- :)


schalt er sich bereits für den unfreundlichen Gedanken
Schaltzentrale? :shy: Nimm was anderes als "schelten".

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So, jetzt in die Vollen: Der Anfang der Geschichte ist schlichtweg wunderbar, absolut flüssig geschrieben, Scifi-Welt steht hauchzart zwischen den Zeilen, Spannung, Humor alles da - bis der Prot auf den Dachboden geht und das Geheimnis gelüftet wird. Dann funzelt die Neonröhre noch zweimal und geht aus ...


Dann zieh ihn gleich mal an. Aber vorher hätte ich gern mein Geschenk.“
Hektische, unglaubwürdige Szene ... Dieser Konsum-Moral-Polizei-Finger passt einfach nicht in diese liebevolle Geschichte rein. Die Undankbarkeit der Frau. Alles Mist! Ich hab mich echt geärgert, dass du das so aufgelöst hast. :xxlmad: Warum kein Happy-End? A la:

Rasch zog Lisa die Vorhänge zu. "Bist du verrückt?", flüsterte sie und in ihrem Gesicht mischten sich Freude und Wut. "Du weißt doch ganz genau, dass seit der Sporenseuche keiner mehr Pflanzen besitzen darf!" Sie schaute auf die Blume und hauchte ein: "Wundervoll!"
Die Spannung kannst du übrigens aufrecht erhalten, indem du einfach die alte Frau nochmal auftreten lässt:

"Was machen Sie da drin?", krächzte die Alte. "Ich rufe besser die Polizei!"
Am besten schon auf dem Dachboden. Dann kommen die Bullen in die Wohnung, schauen sich kurz um und verschwinden wieder. Tadaa!

Also: Schreib mir sofort diese Geschichte um! Ich will ein Happy End! Immerhin ist das eine Weihnachtsgeschichte. :)


ARRGH!

Dante, der Unbefriedigte.

 

Hmm ein Happy-End :hmm:

Schreib ich eigentlich nicht so gern, weil ich dabei immer so leicht ins Kitschige abdrifte. Andererseits würde es meiner Intension (übertriebene Darstellung der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes) nicht im Wege stehen.
Wäre vielleicht ein Versuch wert :schiel:
Ab welcher Stelle, meinst du, wirds schlecht? Da, wo er vom Dachboden runterkommt?
Gut, ich versuchs.
Danke für die guten Hinweise, vielleicht gefällt mir die Geschichte danach ja selber :)


lg
Hagen

 

Die Spannung ist raus, sobald klar wird, was der Prot auf dem Dachboden triebt. Da musst du ansetzen - beispielsweise mit der Alten.

:anstoss:

 

Hallo Hagen,
ja ja, die undankbare Frauenwelt ;)
da gibt man sich Mühe, zerbricht sich fast den zarten, männlichen Kopf (der für solche Überlegungen eigentlich gar nicht konziepiert wurde) und das ist der dank! ;)
Ich konnte mir durch den von dir verwendeten Stil alles gut vorstellen und hier und da musste ich auch schmunzeln. Also unterhalten hat deine Liebesgabe, aber leider nicht begeistert. Für ihre Aussage ist sie ein wenig zu lang und es fehlt irgendwie an Spannung. Das Ende ist meines Erachtens nach ein wenig weit hergeholt, wenn auch nicht ganz unlustig.
Du schreibst oft auch sehr salopp. Das ist nicht schlimm, stört aber in manchen Zusammenhängen, z.B.
Die Neonröhre an der Decke funzelte ein paar Mal und plötzlich gebar die Dunkelheit ...
funzelte und gebar in einem Satz? Das passt irgendwie nicht
Alles in allem eine gute Geschichte, die sich gut lesen lässt, aber nicht unbedingt Lust auf mehr macht.

Grüße...
morti

 

aber nicht unbedingt Lust auf mehr macht

Schlimmes Urteil! Die Geschichte wollte ich sowieso noch überarbeiten, bin nur weges des aktuellen Challenges nicht dazu gekommen. Tortzdem klingt das nicht sehr ermutigend :sad:

Mal sehen, was ich da noch rausreißen kann :)

danke und lg
Hagen

 

So hart war es nun auch wieder nicht. Ich hab mich vielleicht nur ein wenig "zu hart" ausgedrückt :Pfeif:
Sagen wir es anders: Gehobender! Durchschnitt
So, ich finde das klingt schon besser. Man könnte auch sagen, dass sich deine Geschichte von den anderen positiv abhebt. Das klingt sogar noch besser. Du siehst, alles eine Frage der Interpretation :shy:

Liebe Grüße...
morti

 

Würde mich freuen, wenn du sie dir noch mal nach der Überarbeitung (des Endes ab dem Zeitpunkt, wo er den Dachboden verlässt) zu Gemüte führen würdest. Geschieht (die Überarbeitung) dann aber erst in ein, zwei Wochen :)

 

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