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Liebesbriefe

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19.06.2002
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Liebesbriefe

Überarbeitete Version


José, mein Lebenselexier und mein Untergang,

ich sitze in Mathe, auf meinem Platz in der Ecke und blicke auf den Stift in meiner Hand. Es regnet dicke Tropfen, doch ich höre sie nicht gegen die Scheiben prasseln, ich höre sie genau so wenig, wie die Stimme des Lehrers, der etwas erklärt, was so fern von dem ist, was mich in diesem Augenblick erreicht. Der Rhein ist grau. Grau vom Regen, grau, wie das Siebengebirge das sich hinter dem Rhein erhebt zu einer schönen Kulisse für diesen Fluss. Die nassen Bäume haben fast keine Blätter mehr; ein trostloses Bild. Aber auf eine wundersame Weise stört es mich nicht, berührt es mich nicht, macht es mich nicht betrübt. Auch das Grau des Herbsttages und der Regen, noch nicht mal die Reden des Mathelehrers schläfern mich ein. In meinem Herzen brennt ein Feuer, scheint die warme Sonne, der so fern gerückten Sommerzeit. Meine Gedanken überschlagen sich, mit immer höherer Geschwindigkeit, sie erinnern mich an den Tanz, den du mich gelehrt hast, einen leidenschaftlichen, schwülen Tango. Für all dies gibt es nur eine Erklärung, einen Grund, und der bist du.

Es brennt ein Feuer in mir, ein Feuer, das du entfacht hast, es wärmt mich innerlich, und gibt mir solch ein Glück, dessen Existenz, ich selbst in meinen schönsten Träumen nichts erahnt habe. Ach, José!
Ein einziger Blick in deine Augen genügt und ich verliere mich in ihnen. Es gehört strengstens verboten solch wundervolle, dunkle Augen zu besitzen. Es ist, als ob du nicht von dieser Welt wärst, denn wenn du mich ansiehst, funkelt eine Leidenschaft und Wildheit in eben diesen dunklen Augen, wie sie nur Südländer besitzen.
Du scheinst so nah und doch kann ich dich nicht sehen. Ich möchte zu dir rennen, so schnell es meine Beine erlauben, möchte, dass du mich ansteckst mit deinem Temperament, sodass ich losgelöst von allem, in deiner Liebe die Kraft finde, die ich benötige um mich von den Fesseln der Angst, die sich um mein Herz gelegt haben, zu befreien. Diese Freiheit, die du mir schenkt, macht mich zu dem Menschen der ich bin.
Doch nun fühle ich mich nicht frei. Ich bin eingesperrt in diesem Raum, eingeengt in meinen Möglichkeiten. Und ich bin alleine, alleine unter Freunden und Bekannten, alleine, denn ich bin ohne dich hier. Wenn ich meine Hand ausstrecke, ist es mir, als könnte ich dich berühren, so sehr hast du dich in meine Gedanken gebrannt, so sehr sehne ich mich nach dir. Wenn ich die Augen schließe, ist es mir, als ob ich erschöpft in deinen Armen liegen würde, überwältigt von der Liebe, die wir einander gegeben haben und geben werden. Aber du bist nicht bei mir, ich bin allein, fühle mich schwach und leblos. Sieh nur, was du aus mir machst! Du machst mich stärker als ich jemals gewesen bin, schöner, besser, erfolgreicher, doch gleichzeitig raubst du mir mein Herz. Du machst mich zu einem Nervenbündel, abhängig von einer Droge, die deinen Namen trägt, hilflos auf dich wartend. Vielleicht sollte ich das Fenster öffnen und mich weit hinauslehnen, damit die dicken Regentropfen auf mein Gesicht schlagen. Dann weiß ich wenigstens, dass ich lebendig und dir nicht so verfallen bin, dass ich mich selbst aufgegeben habe.

Conni


An Conni, das Kostbarste, was mir geschenkt wurde,

Die Welt ist so bunt und voller Möglichkeiten. „Komm, sei kein Langweiler, komm mit uns raus, wir gehen auf die Piste“, sagen die Freunde. „Wo, und mit wem zusammen, wo bist du, denn ich brauch dich heute Nacht und die restlichen Nächte meines Lebens“, frage ich stumm. „Träumst du“, spottet der Freund. „Sie ist doch bloß eine von vielen, spiel bloß nicht den treuen, ehrenvollen, Vorzeigeschwiegersohn, du bist nicht so. Auf dieser Welt gibt es Tausende wunderschöne Frauen mit tollem Body die alle auf uns warten. Lass uns uns amüsieren! Was du brauchst ist eine heiße Schnitte, dann ist die Alte Schnee von gestern. Jetzt sei ein Kerl!“
Ein toller Kerl bin ich. Sitze samstags Nachts am offenen Fenster, blicke auf den Sternenhimmel und schreibe sinnlose Liebesbriefe, in denen ich versuche, deine Schönheit, deine Vollkommenheit und meine Liebe zu dir zu beschreiben. Doch ich besitze keine Worte, die das treffen, was du für mich bist.
Du bist mir so nah, und doch können wir uns nicht sehen, denn ich erhalte keine Antwort von dir. Du hast mich zur Vernunft gebracht, ich bin ein anderer, besserer Mensch geworden, durch dich lernte ich, dass es die Liebe gibt, die über körperliches Begehren hinaus geht. Wie sinnlos war mein Leben, verglichen mit dem, was du daraus gemacht hast und was du mir gibst. Du füllst ein leeres Buch mit Worten, lässt stumme Lieder erklingen, gibst Denken eine Richtung, Handeln ein Ziel. Das Leben besteht nicht länger nur aus Party, Saufen und einem ordentlichem One-Night-Stand. Wieviel habe ich verpasst, wieviel Zeit mit Banalitäten, getrieben durch triviale Spasssucht, vergeudet. Was für eine ungeheure Summe von Minuten, die ich nicht mit dir zugetan habe, gibt es. Verlorene Zeit. Tote Zeit auf Ewigkeit. „Nein, Jungs, ich werde nicht mit euch kommen. Ich sah das Paradies.“
„Mann, sie hat dir den Kopf verdreht.“
„Ja!“, flüstere ich stumm.
„Frauen kuriert man am besten mit Frauen.“
Ja...
...mit einer einzigen Frau ist mein Leid, meine Unruhe und Unrast zu kurieren und die bist du.
Ich brauche dich so dringend!

José


José, mein Lebenselexier und mein Untergang,

zu sagen, dass ich dich vermisse, wäre gelogen. Ich vermisse dich nicht, das wäre kein Ausdruck für das, was ich fühle. Ich gehe ein vor lauter Sehnsucht, vor lauter Begierde, will mich zerreißen für dich. Ich bin wie besessen, laufe durch die Gegend ohne zu wissen wohin, rede ohne zu wissen, was ich sage, lache, ohne Erklärung, weine, ohne Grund.
Tief in meinen Augen bist du vergraben. Du tauchst ab in die Tiefen meiner Seele und hebst die Schätze, von denen ich selbst nie geglaubt hätte, dass ich sie besitzen würde. Die dunklen Türen, in denen ich meine Trauer, meinen Schmerz und mein Versagen fest verschlossen hatte, öffnest du mit deiner eindringlichen, bestimmten und doch so vertrauensvollen Art, nur durch deine Liebe, sodass alte Schmerzen, welche in mir verschlossen lagen, heraussprudelte, an die Oberfläche trieb und zu blassen Erinnerungen verdampfte.
Habe ich dir jemals gesagt, wie sehr ich es liebe, neben dir in deinen Wagen zu sitzen? Von der Geschwindigkeit in den abgenutzten Ledersitz gedrückt, Wind im Gesicht, Freiheit im Herzen? Immer dich im Blick, wie du locker den Wagen in der Spur hältst, egal mit welcher Geschwindigkeit du ihn vorwärtstreibst. Du unterwirfst ihn deinem Gemüt, er ist willig, gelenkt durch deine zärtlichen, starken Hände. Du lässt ihn wild aufheulen oder sanft gleiten, genauso wie mich. Du hast die absolute Macht und bist nah dran die Kontrolle zu verlieren. In deinen Augen sehe ich den Heißsporn, ein unbestimmbaren, nicht erklärbares Lächeln umspielt deine Lippen. Du schaust nicht herüber, aber das musst du auch gar nicht, denn selbst dein Anblick macht mich verrückt.
Lass mich nur neben dir sitzen, ewig dein Bild bewundern, während der Wind aufgeschreckt über uns hinweg braust und die Farben und Formen der Landschaft sich zu bunten Streifen auflösen, bis es nur noch dich und mich und die Freiheit gibt.
Ach José, bitte glaube mir, ich vermisse dich, denn ich brauche dich. Jeden Tag kämpfe ich, um Ansehen, Glück und Liebe und wehre mich gehen die Blamage, getrieben durch die Angst zu versagen. Ob ich gewinne oder verliere, es macht mir nichts mehr aus, solange du mir schwörst, dass du mich nicht verlassen wirst. Denn wenn wir in der Nacht uns gemeinsam gegen die Kälte schützen, werden wir auf ewig siegen.

Conni


An Conni, das Kostbarste, was mir geschenkt wurde,

Wie lange ist es nun her, dass ich dich zum letzten Mal in Armen hielt? Jeden Tag habe ich Angst, dass ich vergessen könnte, wie du riechst, wie du dich anfühlst.
Ich stehe unter der Dusche und lasse mir eiskaltes Wasser übers Gesicht laufen, doch die erhoffte Linderung bleibt aus. Meine Haut glüht und brennt, will von deinen kleinen, weichen Händen berührt werden. Ich lache laut auf. Wie verrückt das alles ist. Vor ein paar Monaten noch, war mir jede Senorita recht, die sich mit mir einlassen wollte. Ich, der Gigolo mit der Startnummer eins, Macho aus Leidenschaft und Überzeugung, einsamer Frauenheld, der ich gewesen bin, sehe dich, und vergesse die anderen Frauen, die in deiner unschuldigen, versteckten Schönheit verblassen, vergesse die Welt. Du warst wie eine Knospe, deine Blüte war verdeckt in der Schlichtheit der dicht umhüllenden Blütenblätter, die dein abwehrender Schutzmantel waren. Niemand erkannte, welch ein Schatz verborgen lag, nur deine Augen sprachen zu mir und verzauberten mich. Der Sommer war warm. Im der Wärme dieser Sommersonne, wollest du blühen und du tatest dies. Schöner als alle Andern, leuchtend in deiner Farbe, unaufdringlich lieblich im Geruch, ein Parfüm, wie es nur den königlichsten deiner Art zugehört, prachvoll, doch ohne die Reinheit in falschem Stolz zu verlieren, meine Blume. Den Stolz verspürte ich - wann immer es mir erlaubt war in deiner Nähe zu stehen. Du hast mich zu deinem König gewählt und trotzdem bin ich nichts weiter als nur dein Diener.
Ich bin so ohnmächtig, dass es mir den Verstand raubt. Ich bin ein Mann, der kontrolliert ist, ein Gewinner, für den der Zweite der erste Verlierer ist. Doch ich habe keine Gewalt mehr über mein Schicksal, keine Macht über mein Herz. Du lässt mich zu ein Puppe werden, deren Fäden du in den Händen hältst, ohne es zu wissen. Bitte, spiele nicht mit mir, bitte gibt mir endlich eine Antwort, einen einzelnen Satz, nur ein Wort! Bitte.

José


José, mein Lebenselexier und Untergang,

heute lacht die Sonne, wie zum Abschied vom herbstlichen Himmel. Die herabfallenden Blätter, leuchtend Gold, gemahnen an Abschied. Abschied vom Sommer, von unserm Sommer. Ich fröstele in meinen Shorts und dünnem Top, obwohl die Sonnenstrahlen den Platz voll erreichen, wo ich sitze und dir diese Zeilen schreibe um endlich eine Antwort auf mein Sehnen zu erlangen. Wo ist die Wärme hin? Die Hitze auf der Haut, die deine Berührungen hinterließen? Die Luft gespickt mit Erwartung, zum zerreißen gespannt von der gefährlichen Erotik die von dir ausgeht. Sie lässt mich Schwitzen, selbst in Gedanken. Deine Fäuste sind geballt, du stehst einen Meter von mir entfernt und taxierst mich mit deinen Blicken. So nah und doch unerreichbar. Bin ich gut genug für dich? Jede Faser deines Körper ist angespannt, wartet darauf los zu schnellen. Ich spüre es, wie du dich zu bändigen versuchst. Du bewegst deine Augen, aber innerlich läufst du umher, wie ein Stier bevor er in die Arena gelassen wird. Ich weiß, dass dein Temperament siegen wird, wenn der Druck unerträglich wird, wird es explodieren und mich in ungeahnte Höhen mit davontragen. Genau wie in den Nächten zuvor. Die Musik ist rhythmisch, schnell und unterstreicht die Anspannung. Ein Tropfen perlt über deine Nase und macht am Mund halt. Du fühlst die Hitze auch, oder geht sie gar von deinem Heißblut aus, oder von der Musik? Ich weiß es nicht. Ein wohliges Zitter fährt meinen Rücken hinunter. Ich fixiere den Tropfen über deinen Lippen. Ich weiß wie sie sich anfühlen, diese Lippen. Und plötzlich ist der Bann gebrochen, ich muss dich erreichen, mach mich komplett! Ich halte es nicht mehr aus, ich begehre dich zu sehr!
Der Tropfen schmeckt salzig. Weinst du? Ist es die Meeresluft von den Stunden am Strand, die die Hitze nun herunter spült?
Oh, mir ist so kalt. Bringe die Schwüle zurück, lass mich in deinen Armen, an deiner starken, männlichen Brust den Winter verschlafen von dir gewärmt Unterschlupf finden, bis der nächste Sommer kommt!
Lachende Menschen auf Inlinern rasen an mir vorbei. Vögel fliegen fröhlich von Ast zu Ast, Baum zu Baum. Alles Leben scheint vor dem Winter ein letztes Mal heraus zu kommen, aus allen Ecken und Nischen um die letzten kräftigen Sonnenstrahlen für die nächsten Monate fest in die Herzen zuschließen. Doch ich habe genug für heute. Während ich quer über die feuchte Wiese schreite, bewegt sich die Welt im Zeitraffer weiter. Ich stehe fest, obwohl ich schnell gehe, und das fröhliche Leben, gleitet an mir vorbei, ohne Ton. Wie reizlos selbst ein so schöner Tag doch ist,
Ohne Dich.

Conni


An Conni, das Kostbarste, was mir geschenkt wurde,

Du bist so eine wundervolle Frau, mit Persönlichkeit, mit ungeheurem Stolz und mit Würde. Das unheimlich reizvolle an dir ist, dass du von all dem nichts weißt und neben allen deinen hervorragenden Eigenschaften so unsicher bis, dass man das Gefühl hat, dich vor der Welt schützen zu müssen. Du weckst in mir das Verlangen, dich in meine Arme zu schließen und nie wieder loszulassen.
Wann sehen wir uns wieder? Du gabst mir nichts von dir außer deiner Liebe und einen kleinen Fetzen Papier mit deiner hastig aufgeschriebenen Adresse, als wir uns trennen mussten. Du hast mich gebeten, nicht zu deinem Haus zugehen, da deine Eltern es dir streng untersagen, dass du dich mit so jemanden wie mir abgibst, der nur hinter den Röcken der Frauen her ist und der dich, wenn er dich gehabt hat, aufgibt und dein Herz gebrochen zurücklässt. Ja, ich bin ein solcher Mann - gewesen. Nun kann ich nicht von dir lassen, will dich immer wieder spüren oder auch nur ansehen, doch will ich mit dir zusammensein, Tage lang, Nächte lang.
Es wird immer schlimmer mit mir. Auf der Straße suche ich schon in den Gesichtern der vorbeiziehenden Passanten nach dir, doch ich finde dich nicht. Niemand ist so, wie du bist.
Weißt du noch? Dieser eine Abend, diese traumhafte Nacht??? Wie du in diesen unendlichen heißen Club vor mir standest... es erregt mich noch jetzt, obwohl du nicht hier bist, nur an dich zu denken ist schon fast Sex. Du warst so schön an diesem Tag, dein Haar noch feucht, dein leichtes, weißes Sommerkleid klebte vor lauter Hitze schon wieder an deinem Körper und jede einzelne Partie zeichnete sich unter dem Stoff ab. Das Denken setzt aus, ich will nichts tun, was du nichts willst, nicht zu schnell sein, sonst ist dieser kostbare Augenblick zerstört. Du bist erotisch, weißt du das. Deine Augen sind nicht ergründbar, dein Mund wie zum Kampf bereit leicht nach vorn geschoben. Du provozierst mich, forderst meine Männlichkeit heraus. Du erzittest, ich meine nicht atmen zu können. Ich will dich berühren, will dich küssen, will...Was für ein Spiel treibst du mit mir? Ich werde nicht verlieren, ich kämpfe gegen mein Verlangen. Komm, flehe ich, lass mich zu dir...ich will... Und dann gibt es keine Grenzen mehr zwischen mir und dir, als du mich küsst, brenne ich, wir sind nicht länger zwei, sondern sind eine Person, vereint in der Hitze der Nacht.

José


José mein Lebenselexier und Untergang,

Mein Herz pocht wie wahnsinnig, obwohl ich still sitze. Nicht nur meine Seele hältst du gefangen, auch mein Körper zerfällt ohne dich. In alle Einzelteile zerspringen werde ich, wenn du mich nicht zusammen hältst. Ich bin wie ein Himmelskörper, der nicht mehr das Licht und die Wärme reflektiert, weil ihm die Sonne fehlt.
Es ist so unvorstellbar fürchterlich, nicht in deiner Nähe zu sein. Ich muss dich sehen, denn nur du kannst meine Zweifel, die sich mit jedem Tag weniger ignorieren lassen, verwischen. Kennst du den großen Ahorn in der Rheinaue unweit der Seen? Dies ist der Platz an dem ich mich nun befinde. Hier werde ich auch am Freitag und am darauf folgenden Tag sitzen. Falls du nicht kommst, ist es mir die Versicherung, dass es keinen Nutzen mehr hat zu warten, da ich dir nichts wert bin. Du kannst mich nicht verfehlen, der Hügel mit diesem Baum ist so markant, dass er schon von weitem ins Auge fällt.
Ich bin traurig, denn du bist nicht hier, doch zugleich voller Zuversicht, das wir uns wiedersehen. Bitte lass mich nicht traurig sterben, du Geliebter! Ich werde auf dich warten.

In der Hoffnung, das es dir gut geht und dir nichts zugestoßen ist,
Conni


José, mein Lebenselexier und Untergang,

Was ist los? Warum? Ich bin aufgelöst, so durcheinander. War ich doch nur das, eine Eroberung, mit der man vor seinen Freunden prahlt? Ich fühle mich missbraucht bei diesem Gedanken. Das will ich nicht wahrhaben, es gab Gefühle, wie du es immer beteuert hast. Oder etwa nicht? Warum kamst du nicht? Ich habe zwei Tage auf dich gewartet, sowohl am dritten, als auch am vierten Tag trugen mich meine Füße auf den Hügel. Was mach ich falsch, José, sag es mir! Du versprachst mir, mich zu lieben. Wo ist sie, deine Liebe? Siehst du nicht, wie es mich zerreißt, wie ich leide unter Schmerzen und Tränen. Ich bin nicht stark, wie du.
Beschimpfe mich, verletzte mich, beleidige mich, füge mir mehr Schmerzen zu, entwürdige mich, nur bitte, antworte mir! Du kannst dir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, einsam zu sein, sich verlassen zu fühlen und doch zu hoffen. Ich glaube, dieser letzte Rest an Hoffnung, der mir geblieben ist, setzt mir mehr zu als die Angst, dich endgültig verloren zu haben. Wenn ich keine Hoffnung mehr hätte, könnte ich mich endlich in meinem Kummer ersäufen. Siehst du nicht, wie verzweifelt ich bin?

Conni


An Conni, das Kostbarste, was mir geschenkt wurde,

Wie sie sich bewegt, ihr Lächeln, der Glanz in ihren Augen, die Anmut, wenn sie tanzt, so wild, wie ich mich fühle. Sie tanzt mit Körper und Seele, als ob beides dabei verschmelze. Ich möchte sie an mich reißen. Es gibt kein schöneres Wesen auf Erden. Wieso will mir dieses Bild nicht aus dem Kopf?
Ich bin nur noch ein elendes Häufchen. Meine Freunde lachen über mich, den verliebten Narr, doch sie wissen nicht, was in mir vorgeht. Seit Monaten, wie mir scheint, seit Jahren, warte ich auf ein Zeichen von dir, dass du mich nicht vergessen hast, dass du etwas für mich empfindest. Hast du wirklich nur mit mir gespielt? Oder ist dir etwas zugestoßen? Oder hast du einen Anderen, Besseren als mich? Dann schreib es mir, ich kann nicht länger in solch einer Ungewissheit leben, ich brauche eine Antwort! Ich kann nicht weiter so leben, ich bin kein Mann mehr, denn heimlich weine ich vor Sehnsucht. Versteh mich. Erlöse mich.

José


José,

in der letzten Zeit bin ich öfters allein spazierengegangen um meine Gefühle zu ordnen, nachzudenken oder einfach nur traurig zu sein. Mein Lieblingsplatz ist die Brücke, mit Aussicht über den Rhein. Ich liebe es, nur dazustehen, den Wind im Haar, das Wasser solange im Blick, bis der Kopf leer wird. Ich werde mich meinem Schmerz erledigen, heute. Ich liebe dich auf ewig. In meinem Herzen wird immer ein Licht für dich leuchten. Selbst der Tod wird nicht trennen, was uns einst verbunden hat. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich wohl nie eine Antwort auf die Frage, "warum", erhalten werde. Es ist nicht schlimm und würde nun auch nichts mehr ändern. Vielleicht kriegen wir eine zweite Chance, vielleicht gibt es einmal ein Wiedersehen, wenn du viele Jahre glücklich und zufrieden, umgeben von vielen Kindern gelebt hast. Ich werde auf dich hinab sehen und auf dich warten. Leb wohl, Liebster, leb wohl.

Conni


An Conni, die Person, die ich lieben werde bis in alle Ewigkeit,

Conni, ich habe erkannt, dass es keinen Sinn mehr hat. Alle meine Briefe sind ohne Antwort geblieben, für dich ist es mit mir zu Ende. Doch Conni, ich komme damit nicht zurecht. Du bist das Großartigste, was mir je passiert ist, ich liebe dich mehr als ich alles andere lieben könnte und diese Liebe wird immer bei dir sein und dich schützen. Ich werde auf dich aufpassen, mein Engel. Ich bete von ganzem Herzen, dass du dein Glück finden wirst, denn alles was dich glücklich macht, macht auch mich glücklich. Ich erreiche dich nicht. Es gibt keinen Grund mehr für mich, hierzubleben. Es ist nicht dein Fehler oder dein Verschulden, nimm dir es nicht zu Herzen, denn ich bin bloß ein Idiot.
Ich werde mich nun verabschieden, für immer. Dann werde ich aufbrechen zur Nordbrücke, von wo man die winterliche Sonne über dem Wasser aufgehen sehen kann. Es wird ein kalter, aber schöner Tag werden.
Adiós,

José

P.S. Verzeih mir, dass ich dir diesen letzten Brief nicht persönlich übergeben konnte. Ich stand vor deinem Haus, doch es verließ mich der Mut dir gegenüberzutreten, weil ich fürchtete dir in deine Augen zu sehen, nur um darin die Bestätigung zu erfahren, dass es vorbei ist.
Auch wegen meines Versprechens hätte ich nicht kommen sollen, damit ich deine Eltern nicht verärgere und dir keine Schwierigkeiten bereite. Indem ich dich nun nicht belästige, halte ich wenigstens teilweise mein Wort und bleibe vor meinem Gewissen ein guter Mann, mögen es deine Eltern auch nicht glauben. Mach es gut.

General Anzeiger
28.11.2002
Postbote unterschlug zahlreiche Briefe
BONN. Gestern wurde bekannt, dass die Polizei gegen einen 49jährigen Bonner Postboten ermittelt, der in den
ihm zugeteilten Bezirken über mehr als zwei Monate die Hälfte seiner auszutragenden Briefe nicht zustellte, sondern in einer leerstehenden Wohnung deponierte.
Dieser Fall blieb deshalb lange von den zuständigen Aufsichtspersonal unentdeckt, da sich der Mann äußerst geschickt anstellte, indem er die Selektion der Briefe so vornahm, dass Schreiben von wichtigen und großen Unternehmen ausgetragen und Sendungen privater Natur vernachlässigt wurden. Einzelne Nachfragen von Privatpersonen blieben ungehört. Erst als die Häufung der Beschwerden nach mehreren Wochen auffällig wurde, begannen die Ermittlungen.
Die Post versicherte nun , dass die unterschlagenen Briefe unverzüglich zugestellt werden würden.

General Anzeiger
30.11.2002
Doppelter Leichenfund
KÖLN. Ein seltsamer Zufall wollte es, dass am gestrigen Tag die Kölner Kripo gleich zweifach anrücken musste, da Spaziergänger am Rheinufer zwei Leichen entdeckten, die im Abstand von 1500 Metern von den Fluten angespühlt worden waren. Es handelt sich hierbei um einen jungen Mann und eine junge Frau, die bisher noch nicht identifiziert werden konnten. Soweit ein Polizeisprecher verlauten ließ, vermutet man keinen Zusammenhang zwischen den beiden Funden. Auch schließt die Polizei ein Gewaltverbrechen nach dem jetzigen Ermittlungsstand aus.

 

Die Briefe haben mich irgendwie (keine Ahnung warum) ins Mittelalter versetzt. Auch wenn das nicht stimmt - ich nehme an, die Geschichte spielt in der heutigen Zeit.
Vielleicht liegt es daran, dass es mich sehr an Romeo und Julia erinnert hat. Jedenfalls von der Grundidee.

Der Briefwechsel kam mir persönlich etwas lang vor, obwohl er gut wiederspiegelt, dass sich beide wirklich sehr bemühen.
ein gutes Beispiel was die Meinung Anderer und die Vorurteile mit einem anstellen können.
Ebenso erschreckend, wie einem manchmal das Schicksal seine Streiche spielt.
Allerdings scheint es mir sehr fraglich, ob die beiden nicht vielleicht ihre Telefonnummern ausgetauscht haben und sich heimlich getroffen haben?
Sie können ja nicht so weit voneinander entfernt gewohnt haben, oder sehe ich das falsch?

Ansonsten hat mir die Geschichte gut gefallen, die Briefe sind sehr leidenschaftlich geschrieben, vor allem Connis.

Liebe Grüße
kleine Nacht

 

Hallo kashila (darf man aus deinem Nick auf den wahren Namen schließen?),

du hast eine interessante Idee umzusetzen versucht. Bezeichnender Weise mußte ich ebenfalls an >Romeo und Julia< denken, doch ich habe einige deutlichere Kritikpunkte anzubringen als meine Vorrednerin.

Inhaltlich stellen sich mir Fragen, inwieweit das Geschehen als solches akzeptiert werden kann: Bringen sich die jugen Leute unabhängig von einander um und wählen hierzu denselben Tag, die gleiche Stunde und quasi- benachbarte Orte? Nur weil der Postverkehr nicht funktionierte? - Naja... Bevor man seine Existenz endgültig auslöscht, testet man normalerweise auch andere Kontaktmöglichkeiten aus, um erst mal festzustellen, ob es nicht irgendwo hackt, z.B. Telephon, E-mail, persönliches Erscheinen, eine dritte Vertrauensperson - es gibt viele Wege.

Deine zugrunde liegende Idee ist als solche ganz gut, nämlich: Fehlinterpretation einer >Nicht-Liebe< wegen Unkenntnis des wahren Hintergrundes. So, wie die Geschichte aber da steht, wird der Partner viel zu voreilig als der Verschulder des eigenen Selbstmords ausgemacht. Die Bemühung um ein Verständnis, warum denn die Antwort des Partners ausbleibt, könnte meiner Meinung wirklich etwas größer ausfallen. Sogar bei >Romeo und Julia<, die sich auch aufgrund eines Mißverständnisses umbringen, beruht ja deren Selbstmord auf einer Überzeugung: Sie sehen den Tod des anderen direkt vor sich und erkennen keine weitere Lebensperspektive mehr als den Liebestod.

Wenn du die Briefe deutlich abspeckst und neue Elemente einbaust, die ebenfalls erfolglos bleiben, wäre alles eher nachzuvollziehen, obwohl das Selbstmord- Szenario schon ziemlich krass ist.

Ich hoffe, dir einen kleinen Hinweis zur Umsetzung gegeben zu haben, und wünsche viel Erfolg beim weiteren Schreiben,
ababwa

 

Hallo kashila,

deine Geschichte gefällt mir, mit den fatalen Auswirkungen des erschreckenden Endes habe ich nicht gerechnet.

Der Text mag vielleicht wirklich etwas zu langwierig sein – die sprachlich poetische Schreibweise macht dies aber wieder wett. Die Briefe sind wirklich sehr einfühlsam geschrieben.

Ababwa Bedenken, dass es außer Briefe ja noch andere Kommunikationsmöglichkeiten gibt, durch die man Kontakt aufnehmen kann, bevor man sich in den Tod stürzt, muss ich allerdings zustimmen.

Davon abgesehen finde ich die leidenschaftlich geschriebene Kurzgeschichte recht gelungen.

Ein paar Dinge noch im Detail:

ich sitze in Mathe, auf meinem Platz in der Ecke und Blicke auf den Stift in meiner Hand
blicke
Dann weiß ich wenigstens, dass ich lebendig und dir nicht so verfallen bin, das ich mich selbst aufgegeben habe
dass
von denen ich selbst nie geglaubt hätte, das ich sie besitzen würde
dass
Doch du hast mir gezeigt, das ich mich nicht verstecken muss
dass
Ich weiß, das dein Temperament siegen wird
dass
Du provozierst mich, vorderst meine Männlichkeit heraus
forderst

Viele weihnachtliche Grüße,

Michael :xmas:

 

Hallo kleineNacht, ababwa und Michael,

ersteinmal lieben Dank für die konstruktive Kritik!!! Es hat mich wirklich sehr gefreut, dass ihr alle die Idee ansprechend und interessant findet. Das zeigt mir, dass man auf der Grundfassung der Geschichte aufbauen kann. :-)

Zu kleineNacht:
Ich hab mich bemüht, die Leidenschaft der Beiden in meinem Stil wiederzugeben und es macht mich glücklich, dass dies sowohl bei dir, als auch bei Michael angekommen zu sein scheint.
Um ehrlich zu sein hab ich beim Schreiben keine Minute lang "Romeo und Julia" im Sinn gehabt und es erstaunt mich ein bisschen auf eine positive Weise, dass gleich die Parallele zu diesem Stück gezogen worden ist. Meiner Vermutung nach trägt das Verbot der Liebe durch die Eltern zu diesem Eindruck bei, dabei war dies für mich nicht das Wesentliche, sondern nur als Erklärung dafür gedacht, dass die Beiden sich nicht treffen.

Zu ababwa:
"kashila" nenne ich mich immer, wenn ich schreibe; eine Spielerei von mir. Ich vermute, es hat noch nicht einmal eine bestimmte Bedeutung.

Der Selbstmord der jungen Leute ist krass, unglaublich, vielleicht nicht nachvollziehbar, und doch reizt auf eine sehr seltsame Weise die absurde Vorstellung einer so enormen Verzweiflung, die jegliches logische und vernünftige Denken verdrängt.
Vielleicht gibt es eine so starke Seelenverwandtschaft zwischen den Zweien, dass sie den gleichen Tag wählen... Und dass es sogar die gleiche Stunde ist habe ich nicht geschrieben, denn dies wäre wirklich auch für meinen Geschmack zu verrückt. Die Welt kann aber so bekloppt sein, dass man es nicht zu glauben vermag.
Die Sache mit den Kontaktmöglichkeiten ist ein Punkt, der mich, nun wo ich darauf aufmerksam gemacht worden bin, sehr beschäftigt. Du hast recht, es stört die Geschichte. Die Umstände tragen natürlich die Schuld an den Selbstmorden und nicht die jeweils andere Person.
Zwei kleine und feine Änderungen habe ich schon heute Abend umgesetzt, über eine größere Überarbeitung grübele ich noch. Ich denke, ich werde einen der Briefe rausnehmen, nachdem ich noch eine oder zwei Nächte darüber geschlafen habe, und nach den Kritikpunkten verändern.

Zu Michael:
Die Fehler sind sofort behoben worden. Das fehlende s beim "dass" ist bei mir eine leidliche Sache und unterläuft mir unglücklicherweise immer wieder. Ich hoffe, dass ich auch deine letzten Bedenken verwischen kann, wenn ich ein bissle was umschreibe und stauche. :-)

Noch einmal vielen lieben Dank, eure Meinungen und Anregungen sind mir sehr hilfreich,

noch schöne Feiertage, :-)

man liest sich hoffentlich bald wieder,

kashi

 

Hi Kashila,

was mir auffällt an deinen Liebesbriefen, deine Protagonisten reden sich zwar in fast kitschiger Weise an, aber sie grüßen sich nie zum Ende. Kein Kuss, keine Umarmung, keine Floskel, nur der schlichte Name.
Was mir weiter auffällt, ist, dass sich die beiden Autoren in ihrem Stil zu sehr ähneln, sich nicht anhand der Worte in ihrem Charakter unterscheiden. Das finde ich etwas schade.
Ob man die etwas altertümlichen Beschreibungen mag, oder sie schlichtweg als Gesülze empfindet ist sicherlich Geschmacksache, ich für meinen Teil muss zugeben, dass der Ausdruck der Liebe in diesen Briefen bei mir teilweise Ablehnung hervorrief. Manchmal ertappte ich mich bei dem Gedanken, sie schon eher satirisch aufzufassen.
Das kann aber gut eine persönliche Abwehrhaltung sein. Jedenfalls empfand ich deine Briefe als literarische Form deutschen Schlagers. Vielleicht bin ich ein Opfer dieser romatikarmen Zeit. Mir war es des Geschwollenen etwas zuviel.
Was mir beim Lesen noch aufgefallen ist:

...mit einer einzigem Frau ist mein Leid, mein Sehen und Verlangen,
- einzigen Frau
- Sehnen
Ich kann nicht weiter so Leben,
leben mE klein
Ich habe mich damit abgefunden, dass ich wohl nie eine Antwort auf die Frage, warum?, erhalten werde
Das Fragezeichen hinter Warum ist falsch. Setze es besser kursiv oder in Anführungszeichen.
Du bist das großartigste, was mir je passiert ist,
da ein Artikel vor Großartigste steht, wird es auch groß geschrieben.
Nimmt dir dies nicht zu Herzen, denn ich bin bloß ein Idiot.
ein t zu viel bei Nimm

Lieben Gruß, sim

 

Hi Kashila,

ich fand die Geschichte teilweise ein wenig überladen, aber da ich weiß, wie es ist, total verliebt zu sein, stört mich das wenig. Ich habe auch oft aus dem Fenster gestarrt (vielleicht nicht gerade auf den Rhein) und von jemandem geträumt, mit dem ich sowieso nie haben kann als ein wenig Sex.

Warum änderst du die Sache mit den Kontaktmöglichkeiten nicht in so fern ab, als dass das Mädel ihm nur ihre Telefonnummer gegeben hat? Vieleicht auf einen Bierdeckel gekritzelt, oder so?

Lg, Vita

 

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