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Liebes Leben ...

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12.03.2016
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Liebes Leben ...

Heute bin ich meiner großen Liebe begegnet.

Begegnet. Wie das klingt! Gar nicht so, wie es sich anfühlte. Es war ein profaner Aufprall, wie er passiert, wenn jemand tagträumend durch die Welt irrt und dann ungebremst auf ein Hindernis trifft - oder in es hineinrennt. So eine Art der Begegnung war das.

Aber das heute ist ohnehin nicht der Beginn der Geschichte. Auch nicht unser erstes Zusammentreffen. Wir kennen uns schon immer. Nicht in einem übertragenen Sinne, sondern in einem sehr wörtlichen.

Spätestens mit unserem gemeinsamen Laufstall-Ausbruch, wurden wir Komplizen. Als Helden mit Handtuchumhang retteten wir Kaulquappen; woraufhin uns der Seepferdchen-Orden verliehen wurde. Wir bewohnten tagsüber ein Schloss aus Bettlaken und tankten nachts auf der Besucherritze des elterlichen Ehebettes neue Kraft. Wir waren die !!, weil es die ??? schon gab. Beste Freunde.

Erste Risse kamen mit der Pubertät. Ich hatte die Sesamstraße verlassen, aber "wieso, weshalb, warum" mitgenommen. Viel Zeit verbrachte ich mit dem aussichtslosen Versuch, Löcher in die Luft zu starren, in der Hoffnung, durch diese Öffnungen Antworten zu sehen. Mein zeitweiliger Rückzug trennte uns, auch wenn wir weiterhin als Duett auftraten. In den gemeinsamen Momenten erschufen wir eine neue Welt, eine bunte Zukunft. Alle Träume verpackten wir fein säuberlich in Seifenblasen und schickten sie, bunt schillernd, gen Himmel.

Pünktlich zum Schulabschluss dann der Bruch. Wir verloren uns aus den Augen. Unbeabsichtigt. Vielleicht weil die Realität unvermittelt über mir hereinbrach und auch die Seifenblasen platzen ließ. Die Höhen und Tiefen teilten wir nur noch am Rande, wenn wir - wie zufällig - aufeinander trafen. Wir entfernten uns voneinander, ohne unsere Verbindung zu verlieren. Aus den Augen, aber nie aus dem Sinn!

Wir fanden uns immer wieder. Über Jahre hinweg. In diesen Augenblicken wurde ein Gefühl im Bauch geboren, das sich langsam Richtung Herz fortbewegte, um von dort direkt zum Kopf vorzudringen; allein, um den Verstand von der eigenen Existenz zu überzeugen:

Ich war verliebt.

Unglücklich verliebt, glaubte ich doch, auf ein unerwidertes Gefühl hereingefallen zu sein, was mich verstummen und davonlaufen ließ.
Bis zur Kollision von heute.

Jetzt sitzen wir hier und reden. Eigentlich rede nur ich. Durch all meine Worte schimmert die Erkenntnis, dass wir füreinander erschaffen sind. Sie sickert in mein Bewusstsein und der Entschluss, den Mut von der Kette zu lassen, wird greifbar. Die gefangenen Schmetterlinge aus dem Bauch bahnen sich ihren Weg in die Freiheit und tanzen schwerelos um uns herum. Ich schwebe mit ihnen.

Heute ist alles anders. Bin ich anders. Ich sehe wirklich hin, sehe meine große Liebe - und darin mich. Auf einmal ist klar: Diese Liebe ist mein Leben. Dieses Leben ist meins. Heute bleibe ich nicht als leere Existenz zurück. Und ich höre zum ersten Mal, wie ich dieses eine Wort ausspreche, das alles ändert:

"Bleib".

 

Liebes Tagebuch ...

sorry, aber so wirkt der Text auf mich, liebe Schattenspringer(in).

Leider werde ich damit nicht richtig warm, zu persönlich sind die Gedanken deines Erzählers. Nur er kennt die Gefühle, die du beschreibst. Ich als Leser bleibe dabei aussen vor, wie wenn ich ein Bild auf einem mir fremden Kaminsims betrachte, auf denen ein Mädchen burschikos den Arm um die Schultern eines Jungen gelegt hat und mit ihm um die Wette grinst, im Hintergrund ein Strand, oder ein Park, vielleicht ein Spielplatz mit einer roten Schaukel, erzähls mir, wie war das, als sie "In den gemeinsamen Momenten erschufen wir eine neue Welt, eine bunte Zukunft. Alle Träume verpackten wir fein säuberlich in Seifenblasen und schickten sie, bunt schillernd, gen Himmel."
Das lässt mich kalt, ich wünsche mir hier konkrete Erlebnisse, traurige, lustige, zarte und brutale Momente. Und was sind die beiden ??? Bruder und Schwester, gemeinsam in der Besucherritze !! Hm, ein Schelm, der Böses dabei denkt. Aber nein, ich glaube, das wolltest du wohl nicht erzählen.

Und das finale "Bleib" ist zu schwach, um den Text zu stemmen, zu nebulös erscheint mir sein egoistischer Redefluss, diese Sich-Selbst-Finden im anderen, pfff, das ist mir zu pomadig.

Ja, liebes Tagebuch, ich bin verliebt und wünsche mir so sehr, sie möge bleiben, für immer.

Leider ist mir das zu wenig Geschichte, tut mir leid.
Gruss dot

 

Mmh, interessant. Kannste mal sehen. War mal eine seltsame Idee vor einer langen Zeit, die ich hier mal einem Testlauf unterzogen habe.
Es ist nämlich so, dass es gar keine zwei Personen sind. Außerordentlich spannend für mich, was bei dir angekommen ist. Danke dafür. Wirklich!

Schattenspringer

 

Es ist nämlich so, dass es gar keine zwei Personen sind.
Puhh, ein und dieselbe Person? Nee, darauf wäre ich nie gekommen, nicht bei dieser Wortwahl:
Wir verloren uns aus den Augen.

Ich frage mich nun, für was steht denn dieses "Wir", diese Liebe, in der er sich sieht.
Der Teddy kanns ja auch nicht sein, :D also ich weiss nicht so recht, wie ich den Text einordnen soll.
Gespaltene Persönlichkeit? Verstand vs. Bewusstsein, oder doch mehr Yin und Yang?

Fragen über Fragen, und ich sollte wirklich langsam ins Bett ...

 

Hallo!

Hm, ich stoße mich daran, dass man sich in sich selbst VER-lieben kann. Entweder ist man mit sich im Reinen oder nicht. Aber daraus gleich eine große Verliebtheitsstory zu machen? Hmm.

Rein sprachlich liest sich das natürlich wie Butter. Fehlerlos. Schön "reichhaltig".

Aber bitte, wenn Du meinst, dass man das kann. Warum nicht. Fand ich nicht unangenehm zu lesen.

LG

 

Hej Schattenspringer,

Glaub's oder nicht, beim Lesen kam mir mittendrin immer wieder der Gedanke, dass es sich um einen Entwicklungsprozess handeln könnte. Leider versucht der Text aber Verwirrung zu stiften, statt präzise zu sein. Eine schöne Idee, die du sicher verfeinern könntest.

Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe ein Rätsel geschrieben! Herrjeh. Das war eindeutig nicht der Plan.

Selbst in meinem wirren Kopf war die Idee abgefahren, aber eben so schräg, dass ich gedacht habe: könnte klappen. Nun sitz ich hier und komme zu der Erkenntnis: Eine Geschichte, die einer Bedienungsanleitung bedarf, taugt nix. Punktum.
Ich war so damit beschäftigt, dass mir bloß ein keiner Stelle ein "er, sie, es" für den "rätselhaften" Part rausrutscht ... Wahrscheinlich habe ich dabei vollkommen verloren!?

Tja, so kanns gehen. Aber immerhin: lesbar. Und so grundsätzlich scheint auch mein Sprachgebrauch nicht so holperig zu sein, dass dies mein Hauptproblem wäre. Ist ja auch schon mal was. Und durchaus was Gutes, das ich nun mitnehmen kann.

Nun aber zu euren Anmerkungen und Worten. Ihr habt alle einen kleinen Faden rausgelesen; nur leider verweben sich die allein eben nicht zu einem Bild!

dotshlash: Liebes Tagebuch - war durchaus ein Ansatz, der sich im Titel widerspiegelt. Und ich denke, gerade das hat auf eine falsche Spur geführt. Vielleicht wäre hier noch ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer, eine Art Bedienungsanleitung unterzubringen.

Alltagsschleife: Fast getroffen! Dies ist in diesem Fall leider auch daneben. Beim Topfschlagen wärst du schon ganz nah dran. Aber es sollte sich gar nicht um Selbstliebe drehen.

Kanji: Ja, ich glaubs! Und ja, es hat was von einer Entwicklungsgeschichte. Nur, ob ich mich da noch mal ranwage? Von heute aus gesehen bin ich zu verstrickt, zu nah dran, um die paar Schritte zurückgehen zu können, damit ich es anders sehen kann. Und ich seh gerade auch gar keinen Ansatz für Änderung; keine mit verbessernden Wirkung zumindest.

Soweit erst mal. Ich geh mal eine Runde Nachdenken!

Danke euch!

 

Liebe Dein Leben - Lebe Deine Liebe

Dein Text verwirrte mich nicht, er berichtet von der Selbstfindung (und -verlust) in der Pubertät, auch davon, dass über das, was im Leben geschieht, man leicht vergisst, verliert, einfach zu leben - und dass (evtl. nach schwerer Krankheit) man das Gefühl bekommt, das Leben neu zu entdecken.

Du willst diesen Zusammenhang jedoch möglichst lange verbergen, deshalb versuchst Du zu verwirren, was den Text "problematisch" macht. Gut ist, dass die Leser (s.o.) eigene Bilder erkennen, aber eben nicht zu "Stoff" einer "Geschichte" sondern zu "Einzelfäden". Insofern fehlen nur wenige sanfte Korrekturen im Text, die aus dem Rätselfaden eine gebundene Geschichte machen - falls Du das überhaupt willst.

Danke für deinen Text.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Schattenspringer,

mir hat dein Text sehr gut gefallen. Warum? Er regt zum Nachdenken an. Meiner Meinung nach ist dir hier ein schönes psychologisches Spielchen eingefallen! Gut so! Schnapp den Leser und führe ihn in eine Welt die er nicht versteht, dann ist die Überraschung immer am Größten.
Trotzdem fehlt mir irgendwie die Aufklärung am Schluss. Mir ist nämlich auch erst beim Durchlesen der Kommentare aufgefallen was ich hier vor mir hab'.

Grüße,

eccehomo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

ich bins wieder. Zurück aus der Denkstube! Was ich nun herauslese, ist ganz grob dies:
Es entspinnen sich hier und da Einzelfäden, die aber kein Bild ergeben. Alles bleibt im Nebel und es gibt kryptische Anwandlungen. Soweit bin ich inzwischen vollkommen eurer Meinung.

Thomas - was meinen Sprachgebrauch als Problem angeht, darfst du dich in die Reihe derer, die dies ebenso empfinden, einreihen. Die Diskussion führe ich seit Schultagen. Inzwischen bin ich grundsätzlich ganz zufrieden mit mir, auch wenn dies natürlich meine Einzelmeinung bleibt. "Normal" ist er sicher nicht, das räum ich ein. Deinen Verbesserungsvorschlag mag ich und sollte es tatsächlich den Überarbeitungsschritt geben, werde ich ihn - soweit dann noch passend - gern übernehmen.

eccehomo - Nachdenken ist schon mal gut und auch ein danke für den Anstoß, an welcher Stelle es besonders "knarrt und klemmt": am Ende. Ich denke, bei einer neuen Version muss ich genau dort ansetzen und früh genug beginnen, die Einzelfäden zu verweben.

Auhan - Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber ich denke niemand wird je näher an die Idee heranreichen als du mit deiner Interpretation. Hut ab. Unter diesen besonders schweren Bedingungen eine unglaubliche Sache! Aber ob "sanfte Korrekturen" reichen? Ich bin gerade außerordentlich unsicher, was das angeht.

So, ihr Lieben. Ich verschwinde dann mit einem dankbaren Winken erst mal wieder ...

Schattenspringer

 

Hallo,

hm, ich suche wohl manchmal einfach etwas zu tief und verblendet. Nach dem dritten Lesen habe ich es nun endlich verstanden. Meine Güte ...
Lass das bloß so. Liest nicht jeder so verblödet wie ich.

Aber die WH-Leserei ist echt lohnend. Ich finde es bei jedem Lesen schöner und schöner!! :) Wirklich. Wunderschön.

LG

 

Liebe Alltagsschleife,

das ist ein wunderschönes Kompliment. Wahrlich!

Ich mag ja meine leicht verschwurbselte Gedankenwelt ganz gern, aber die macht es eben auch schwer, mich halbwegs verständlich auszudrücken.

Habe mich jetzt mal durchgerungen, ein anderes Ende zu basteln. Allerdings bin ich wirklich unschlüssig, ob das nun besser ist oder nicht. Egal, ich schreibs jetzt mal hierein und nicht in das Original. Ich hoffe, das ist okay!?

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[...]
Jetzt sitzen wir hier und reden. Eigentlich rede nur ich. Durch all meine Worte schimmert die Erkenntnis, dass wir füreinander erschaffen sind. Sie sickert in mein Bewusstsein und der Entschluss, den Mut von der Kette zu lassen, wird greifbar. Die gefangenen Schmetterlinge aus dem Bauch bahnen sich ihren Weg in die Freiheit und tanzen schwerelos um uns herum. Ich schwebe mit ihnen.

Im Märchen erwecken Küsse zum Leben; in der Realität Kollisionen. Und im Erwachen wird klar: Diese Liebe ist mein Leben. Dieses Leben ist meins.

Ich will zurückerobern, was auf dem Weg verloren ging: Die Möglichkeiten allein durch die Fantasie begrenzen, nicht durch den Kontostand; wieder Träume in Seifenblasen packen und ohne Angst zusehen, wie sie platzen; ins Ungewisse springen, auch wenn es mit blutigen Knien endet ...

Ich lächle und höre, wie ich dieses eine Wort ausspreche, das alles ändert:

"Bleib".

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Hiermit gebe ich das zum Abschuß frei!
Schattenspringer

 

Hi Schattenspringende -
da ich selbst verschwrubselt schreibe hab ich damit keine Probleme - nur die Anderen.
Damit fiel mir auch das Lesen leicht. Dass ich Deinen Text sofort so las liegt vermutlich mehr daran, dass ich vermutlich mehr als das Doppelte auf der Betriebsuhr stehen habe. Und ich muss zugeben, ich hatte die Angst in mir, den Text einer suizidal Geneigten zu lesen. was hoffentlich nicht zutrifft.

Mit der Feinarbeit meine ich weniger die Textung selbst -sondern die Fortführung der Gedanken.
Du führst einen Leser ein Stück in ein Bild, das der Leser gerade aufbaut - doch bevor er das Bild aufbaut, schlägst Du einen gedanklichen Haken, der zwar evtl. durch Absatz sichtbar ist - da aber gar nicht beginnt oder endet - sondern "daneben". Das macht es schwer - ich weiß nicht ob Du Christoph Ransmayr kennst, "Der fliegende Berg" - ein wunderschöner Text, der seine Besonderheit zum Teil nur daraus zieht, dass er das (banalen Text) wie ein Gedicht zeilenmässig umbricht - damit Gewicht legt, die das irgendwie schwer lesbar macht - weil ungewohnt - ungewöhnlich.
So was machst Du auch. Eine Überarbeitung würde ich nur sehr spärlich machen, Brüche anders legen - teilweise andere Wortwahl oder auch nur "meines" statt "meins".

Dein letzter Abschluss im Vorpost ist mir daher "zu einfach" zu schlicht wird zu flach, weil direkte Auflösung - das ist wie ein Krimi, der mit der Auflösung beginnt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Auhan,

danke für deine Worte. Vorab: keine Sorge, ich bin ganz lebenslustig!

Ich komm ganz langsam zur Erkenntnis, dass der Text im Original "nur" noch ein wenig reifen sollte und ich hier der Versuchung erlegen war, den Erklärbar zu machen; was dann in einem überarbeitenden Ende mündete, das ...
Es ist jetzt vielleicht verständlicher, aber der Holzhammer war vielleicht ein wenig groß. Oder wie du sagst zu "einfach".
Also: danke!

Schattenspringer

 

Na das ist prima - und war anders nach dem "bleib" auch nicht zu erwarten.

Das "Reifen" ist genau das Richtige - genaues Durchlesen - d.h. lesen was Du geschrieben hast, nicht zu lesen, was Du schreiben wolltest ist ein schwieriger Vorgang - selbst nach Wochen hab ich da eigene Texte "falsch" gelesen. Das kann Dir leider niemand abnehmen - kannst nur Du selbst, auch um Dir treu, Deiner Schreibe treu zu bleiben.

Dennoch versuche ich einen kleinen Tipp - mag völlig falsch liegen - fiel mir aber auf:

Zitat " Aber das heute ist ohnehin nicht der Beginn der Geschichte. "
mit " das heute " beziehst Du Dich auf die Begegnung heute - der Leser liest es eher, als würde da "das Heute" d.h. Zeitdefinition stehen - nicht der Vorgang. Schreib aber bloß nicht "die Begegnung heute" - wenn "indirekt": "Aber was da heute war ist nicht, ist ohnehin nicht der Beginn der Geschichte" -
die Stufe mit dem "nicht, ist ohnehin nicht" macht den Bruch, den Du mit dem "das heute" drinnen hattest -
Gut reif!
Auhan

 

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