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Liebe

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15.05.2010
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Liebe

Es ist wie ein dunkles Loch, das alles aufsaugt, das keinen Raum zum Leben lässt. 
Sie sitzt da, die Arme fest um sich geschlungen. Festhalten, damit die Welt nicht auseinander bricht.
Eine einzelne Träne fließt über ihr Gesicht. Wie ein zarter Kuss, der, kaum da, schon wieder verklungen ist. Sturzbäche folgen, werden zu einer Sintflut, die droht, sie zu überspülen und davon zu tragen.
Sie treibt auf dem Meer und es ist kein Land in Sicht. Unendliche Weite, unendliche Stille. Der Schmerz zieht sie immer weiter hinaus. Lockt sie in seine unendlichen Tiefen.
Irgendwann ist nur noch Dunkelheit und Schmerz.
Sie ist gefangen in dem Loch, das ihr keinen Ausweg lässt. Dessen Wände so glatt sind, dass kein herausklettern möglich ist, kein hangeln von Vorsprung zu Vorsprung. Das so tief ist, dass selbst das Licht die Tiefen scheut und nur Dunkelheit bleibt.
Der Schmerz ist ein Freund der Dunkelheit und schleicht sich in das Loch. Er setzt sich dort fest und gibt es nicht frei.
Und er überkommt sie, wie eine riesige Welle, die alles unter sich begräbt. Und sie sitzt da, die Arme fest um sich geschlungen. Festhalten, damit die Welt nicht auseinander bricht.

Und doch ist dort ein Lichtstrahl, der mutig genug ist und sich in die Tiefe wagt. Der vorsichtig das Loch erkundet und seine Fühler in jeden Winkel streckt.
Der mit seinem Licht die Dunkelheit vertreibt. Und mit der Dunkelheit geht auch der Schmerz. Langsam noch, zögerlich, als wüsste er nicht, ob es schon Zeit ist zu gehen. Als würde er noch mit letzter Kraft versuchen, sich an ihr festzuhalten. Und auch sie lässt ihn noch nicht gehen. Der Schmerz ist vertraut, ihr stetiger Begleiter und manche Zeit auch Freund gewesen.
Aber das Licht lässt keinen Raum mehr für den Schmerz oder die Dunkelheit. Es breitet sich immer mehr aus und hüllt sie in seinen goldenen Schein. Wärme überflutet sie und das Licht verlässt sie nicht und trägt sie sicher aus dem Loch und vertreibt den Schmerz.
Und sie breitet die Arme aus. Ganz weit, um die ganze Welt zu spüren.

 

Hallo Saiana

Hm, dein Text lehnt sich für mein Empfinden an lyrischer Prosa an, entblättert einzig eine Welt von Gefühlen, sich reimend nach Ausdruck suchend. Doch Sturzbäche von Tränen folgen nicht immer klar vorgegebenen Flussbetten, binden mit einer Sintflut gar widersprüchliche Inszenierungen ein.
Klar interpretiert es Gefühlwallungen, die sich keinen Ordnungen unterwerfen wollen. Die sich von einem weiten Meer mit unendlichen Tiefen, plötzlich in ein dunkles Loch mit nicht bezwingbaren Wänden verwandeln. Der Lichtstrahl, der eine Neuschöpfung ankündet, könnte genauso ein Blendwerk sein, da er nicht minder überflutend wirkt.

Ich fragte mich, wie Liebe darin einen Platz finden mag, da beide Extreme für sich bereits derart ausgefüllt sind? Oder anders überlegt ist es wirklich Liebe, die sich derart exponiert statt sich schlicht zu erfüllen?

Wie würde der Text wohl aussehen, wenn aus dieser Metamorphose zwei Menschen hervorgehen, die einander entdecken, sich finden und es sich als Liebe erfüllt? Vielleicht inspiriert dich dies ja, das Abstrakte erneut zu formen, ihm ein fassbareres Bild zu vermitteln.

Ob der Intensität dieser kraftvollen Empfindungen ist dir noch ein kleines „t“ auf der Strecke geblieben.

Sie sitz da, die Arme fest um sich geschlungen. Festhalten, damit die Welt nicht auseinander bricht.

sitzt

Auch fragte ich mich, ob der Titel sich als Einmittung thronend erforderlich ist, steht er doch schon darüber?

Nicht lieblos gelesen, doch das Erfüllende noch suchend. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Saiana,

Liebe ist ein vieldeutiges und gewaltiges Thema, das Du hier in wenigen Zeilen anreißt. Um es vorweg zu sagen – hier will es mir die Liebe zum Leben sein, die thematisiert wird, obwohl „sie“ in ein tiefes (seelisches) Loch gestürzt ist. Ich finde (ich weiß gar nicht, ob ich es vor einiger Zeit schon gesagt hab) immer schon, dass Du eine poetische Ader hast. Ab und zu klingt es auch in Deinem neuen, kleinen Werk an, wobei hier die Gartenlaube durchscheint, gäbe es sie denn noch. Und schon im zwoten Satz zeigt sich Flüchtigkeit, als wäre – wie schon in andern Texten – nur hinuntergeschrieben worden, was Dir gerade einfiel:

Sie sitz da, die Arme fest um sich geschlungen.
Anakreon hat auch schon darauf hingewiesen.

Warum nicht – statt des fortwährenden Indikativs – einen Konjunktiv wagen – gleich hier

Festhalten, damit die Welt nicht auseinander bricht.
Was hindert einen daran zu schreiben
Festhalten, damit die Welt nicht auseinander [breche/bräche?]
Desgleichen hier
Langsam noch, zögerlich, als wüsste er nicht, ob es schon Zeit ist zu gehen,
umso dringlicher, als schon der Konjunktiv verwendet wird.
Zudem will mir das Komma zwischen
Langsam noch, zögerlich, ...
verrückt (i. S. von versetzt) zu sein. Das "noch" vorm "zögerlich" soll eher das "langsam" verstärken m. E.

Letztlich wirstu hier Verben substantivieren müssen

…, dass kein [H]erausklettern möglich ist, kein [H]angeln von Vorsprung zu Vorsprung.

Aber was dann besonders poetisch wirken soll
Und doch ist dort ein Lichtstrahl, der mutig genug ist und sich in die Tiefe wagt.
Spricht natürlicher Erscheinung Mut und Wagnis zu, vermenschlicht Natur, indem sie die beseelt. Pantheismus, wo man ihn nicht erwartet.

Gruß & einen schönen Restsonntag wünscht der

Friedel

 

Noch’n Versuch,

liebe Saiana,

bewirkt durch myisrael -
den ich hiermit hierorts auch herzlichlich begrüße -,
dessen Name ("mein Israel") mich neugierig machte.

Wie wäre es, wenn die "Liebe" personifiziert würde und wie im Götterhimmel Aphrodite, Venus oder Freya hieße (Ägypter und die Göttinnen des Orients fallen mir gerade nicht ein, obwohl die Griechen vieles aus dem Raum importiert haben) und in Depression gefallen wäre? Dabei fällt mir nun wieder Albrecht Dürers Melancolia ein, die nun ihrerseits Gottfried Keller zu den schönsten Versen verführte, die ich über die Melancholie überhaupt kenne.

Man schaue sich einmal die alten Bedeutungen von "Liebe" an, die ja vom Adjektiv lieb (ahd.liub/liob) abgeleitet ist und das Verb (liuban) wieder vom Substantiv. Es ist, als stünden sie wie Antipoden gegen ihre Gegenteil: lieb / wert / angenehm machen gegen (zu) leid(en), verhasst machen. Zum Stichwort Liebe misst das Deutsche Wörterbuch 25 (!) Seiten, ohne Fundstellen mit Zusammensetzungen oder dem Adjektiv lieb oder dem Verb lieben (vergleichbare Seitenzahlen). Selbst der schlichte Rechtschreibduden liefert nahezu drei Spalten, deren Stichwörter alle mit lieb- beginnen, da ist dann z. B. Geliebte/r gar nicht erst dabei. Da muss man ja bei dem Bedeutungsumfang melancholisch werden!, selbst wenn es sich hier im Wesentlichen auf das Gegensatzpaar Liebe + Schmerz betieht.

So, genug geplaudert, findet der

Friedel

 

Hallo ihr Lieben,

ich hätte ja gar nicht gedacht, dass ich nach so kurzer Zeit schon so viele Rückmeldungen bekommen werde... ;)
Jetzt nehme ich mir natürlich mal die Zeit, eure Rückmeldungen zu kommentieren.

Hey Anakreon,

Ich fragte mich, wie Liebe darin einen Platz finden mag

Vielleicht ist der Titel nicht gut gewählt, aber ich denke, dass die Auswirkungen von Liebe nicht immer schön sind, können sie einen auch in tiefe Verzweiflung stürzen und ich habe ein bisschen versucht, diese Bestürtzung zu beschreiben und ihr Leben zu verleihen.

Wie würde der Text wohl aussehen, wenn aus dieser Metamorphose zwei Menschen hervorgehen, die einander entdecken, sich finden und es sich als Liebe erfüllt? Vielleicht inspiriert dich dies ja, das Abstrakte erneut zu formen, ihm ein fassbareres Bild zu vermitteln.

Das ist ein sehr interessanter Ansatz, da werde ich aufjedenfall einmal drüber nachdenken, leider bin ich mit Schule im Moment komplett ausgefüllt, da ist kaum noch Zeit für andere Dinge, aber auch das ist irgendwann vorbei und dann werde ich mir deine Idee zu Herzen nehmen!

Ob der Intensität dieser kraftvollen Empfindungen ist dir noch ein kleines „t“ auf der Strecke geblieben.

Der kleine Fehler wird natürlich sofort behoben ;)

Vielen Dank, dass Du dir die Zeit genommen hast, meine Kg zu lesen und zu kommentieren,
Lg Saiana


Hallo Friedrichard,

gleich zwei Kommentare von Dir, da muss ich mir jetzt erst mal gut überlegen, was ich darauf antworte ;)

Ich finde (ich weiß gar nicht, ob ich es vor einiger Zeit schon gesagt hab) immer schon, dass Du eine poetische Ader hast.

das hast Du mir in der Tat schon einmal gesagt und ich danke Dir dafür.

Warum nicht – statt des fortwährenden Indikativs – einen Konjunktiv wagen – gleich hier

Ich habe mich bewusst für den Indikativ entschieden und nicht für den Konjunktiv, da dieser doch eher das Mögliche oder, beim Konjunktiv II, das Unmögliche oder sehr Unwahrscheinliche beschreibt.
Doch ist Sie in einer Situation, in der die Welt auseinander brechen wird, wenn sie sich nicht festhält( natürlich im metaphorischen Sinne, die Welt wird natürlich nicht in zwei Teile brechen, aber ihre Welt wird es.)
Wie auch schon zu Anakreon erwähnt, ist der Titel vielleicht nicht so ganz passend, mir viel aber kein besserer oder treffender ein, denn „die Auswirkungen von Liebe” oder ähnliches klingt in meinen Ohren doch gar nicht mal so gut.
Allerdings beschreibt die Kg wohl eher nicht die Liebe an sich, denn ich bin min sicher, dass das in keiner Kg möglich sein würde(wie Du auch schon in Deinem zweiten Kommentar angedeutet hast.), beschreibt meine Geschichte wohl eher die andere Seite der fühlenden und erlebten Liebe. Wie schon zu Anakreon gesagt, ist diese andere Seite nicht unbedingt schön, sondern kann einen schon Mal in tiefe Verzweiflung stürzen.
Für diese Verzweiflung habe ich das Bild des tiefen Loches gewählt, da ich es für passend empfunden habe.
Ich hoffe, ich konnte jetzt erstmal auf alle Deine angesprochenen Dinge antworten,
einen ganz lieben Gruß,
Saiana

P.S. Eigentlich war ich schon fertig, da ist mir noch etwas aus Deinem zweiten Kommentar ins Auge gesprungen

Wie wäre es, wenn die "Liebe" personifiziert würde und wie im Götterhimmel Aphrodite, Venus oder Freya hieße (...) und in Depression gefallen wäre?

Ein sehr interessanter gedanklicher Ansatz, da muss ich einmal drüber nachdenken, denn, wie würden wir denn heute Leben, wenn schon im Zeitalter der nordischen Götter, Freya in tiefe Depressionen gefallen wäre? Würde Liebe dann heute überhaupt noch existieren? Oder hätten alle Göttinnin der Liebe der Liebe abgeschworen?
Sehr interessante Frage ;)
Noch einmal,
lieben Gruß


Hey myisrael,

ich bin sehr froh darüber, dass Du mir eine negative Kritik gegeben hast, da man mit solchen sehr viel anfangen kann.

Damit will ich sagen: das kaufe ich dir nicht ab, in keiner Weise.

Das finde ich natürlich schade, da ich versucht habe, etwas zu beschreiben, was viele Menschen kennen, doch hat natürlich jeder seine eigene Meinung dazu und fühlt sich nicht vom Selben angesprochen, wie DU auch erwähnt hast
denn jeder reagiert eben anders auf Texte und so habe ich nun reagiert.

hier beschreibst du etwas an sich Trauriges, nämlich dort weint jemand, andererseits wird die Träne mit einem zärtlichen Kuss verglichen

Ich denke, sowas wird Antithese genannt und soll, wie Du auch erwähnst, zwei gegenteilige Dinge gegenüber stellen und ihre Gegenteiligkeit( gibt es das wort? :D ) verdeutlichen.
Ich habe mich dafür entschieden, die Tränen als etwas tröstliches dem Schmerz gegenüberzustellen. Und was gibt es tröstlichereres als einen Kuss? Auch das mag Geschmackssache sein, doch für Sie ist es so.

das finde ich ein wenig heuchlerisch und narzisstisch.

Oh, das ist aber schon recht hart ausgedrückt. ;)
Doch bin ich froh über Deine negative Kritik, da ich damit viel anfangen kann und in meiner nächsten Geschichte auf Deine Kritikpunkte achten werde!

Denn du brichst in diesem Stil, der mir nicht gefällt, immerhin nirgends aus, d.h. du schaffst einen homogenen Text, und das ist definitiv eine Grundlage, um weiter zu arbeiten.

Vielen Dank, dass war nicht immer einfach.
Ich danke für Deine Kritik!
Einen lieben Gruß,
Saiana

 

Hallo Saiana!
Ich mag deinen Text, weil er kurz, rührend und traurig ist, und ich kann es nachempfinden. Erinnert mich an Texte, die auf Neon veröffentlicht werden, die lese ich auch immer gerne. Etwas pathetisch, aber ehrlich. Eigentlich ist alles, was man über Liebe schreiben kann, pathetisch- Liebe ist ein Gefühl.
Die Assoziation mit dem Loch und dem Lichtstrahl ist irgendwie dubios, by the way xD
Sorry, dass es nicht so hilfreich ist wie oben stehende Kommentare ist, ich bin nicht so kompetent dass ich sinnvolle Verbesserungsvorschläge einbringen könnte... Finde alles gut :)

 

Hey Schenja,

vielen Dank für deine Rückmeldung zu meiner Kurzgeschichte. Es freut mich, dass sie Dir gefallen hat.

Sorry, dass es nicht so hilfreich ist wie oben stehende Kommentare ist, ich bin nicht so kompetent dass ich sinnvolle Verbesserungsvorschläge einbringen könnte
Quatsch, war doch ein sehr guter Kommentar! :)

Lieben Gruß, Saiana

 

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