"Liebe"
"Wenn Du mich wirklich liebst, lässt Du mich gehen" sagte sie. Aber das konnte ich nicht. Bei all dem, was zwischen uns war, konnte ich sie nicht einfach gehen lassen. Uns so begann ich um sie zu kämpfen, heimlich, im Verborgenem.
Ich rief sie täglich an, nur um mit ihr zu sprechen, wie ich sagte. Ich bedrängte sie nicht, doch sie spürte, dass ich litt. Nie äußerte ich ein Wort des Vorwurfs, nie sprach ich schlecht über ihn. Abends betrank ich mich an Orten, an denen ihre Freunde verkehrten. Ich ließ meine Wohnung verdrecken und rasierte mich nicht mehr.
Als ich merkte, dass sie weich wurde, rief ich ihn an und fantasierte von Affären, die sie nie gehabt hatte. Natürlich glaubte sie ihm nicht, als er ihr davon erzählte. In unseren Telefonaten wurde ich ihr Vertrauter. Sie erzählte von all den hässlichen Streitereien, die sie führten, von seiner Eifersucht auf mich, von seiner Wut, weil sie ihm nicht glaubte. Und immer verteidigte ich ihn.
Als ich spürte, dass die Zeit reif war, zog ich das Netz zusammen. Ich rief ihre beste Freundin an, sprach von Liebe und Hoffnungslosigkeit. Dann fuhr ich eine Delle in mein Auto, ließ es vor meinem Haus stehen und verschwand für 2 Tage. Als ich zurückkam, wartete sie in der Wohnung, völlig aufgelöst und verweint.
Wir schliefen miteinander, zärtlich, mit beinahe schmerzhafter Intimität. Danach lag sie in meinen Armen und erzählte mir, wie sehr sie mich liebe. Dass sie sich nicht vorstellen könne, mit einem anderen Mann durchs Leben zu gehen. Ich weinte vor Glück, denn ich hatte alles erreicht, was ich begehrte.
Am nächsten Tag verließ ich sie.