Was ist neu

Liebe und alte Frauen

Mitglied
Beitritt
28.11.2018
Beiträge
144
Zuletzt bearbeitet:

Liebe und alte Frauen

Ich sitze in der Ecke des Zimmers an ihrem Bett und behalte die Tür im Auge. In Krankenhäusern ist es nie hell genug, aber ich bin froh über das Halbdunkel. Neben ihr liegt eine Frau mit Elefantenfüßen und gegenüber eine Greisin, die mit jedem Atemzug kämpft. Ich versuche zu begreifen, dass auch sie dazugehört, auch ihre Zeit gekommen ist. Ich halte diese faltige Hand, starre auf diesen runzligen Mund, die dunklen Flecken auf der schlaffen Haut. Nur Fassade. Ich sehe ihren zarten Frauenkörper, ihre vollen Lippen, das krause blonde Haar. Für mich sind Jahrzehnte vergangen, für sie scheint es ein Jahrhundert gewesen zu sein.
Jemand macht die Tür auf und schaltet das Licht ein. Ich erschrecke, doch es ist die Schwester, die Nase in ein Klemmbrett vergraben. Sie marschiert durch das Zimmer, überprüft die Betten, schaut auf die Monitore, macht Notizen.
"Sie sind der Sohn?", fragt sie, ohne aufzublicken.
Als sie erneut ansetzt, sage ich: "Nein. Nein, ein Freund."
Sie bleibt auf dem Absatz ihrer Clogs stehen, der Kugelschreiber klackt mehrfach auf das Klemmbrett.
"Es tut mir leid, dann muss ich Sie bitten jetzt zu gehen."
Ich will noch etwas sagen, um den Moment hinauszuzögern, aber mir fällt nichts ein. Beim nächsten Klacken gebe ich mich geschlagen und küsse ein letztes Mal ihre Mädchenhand.

***​

Wir arbeiteten Nachtschicht in einer Großwäscherei. Textilreinigung für Betriebe, die selbst nicht die Kapazitäten hatten: Kindergärten, Hotels, Kliniken, Theatergarderoben. Man grüßte sich, sprach über die neuen Schichtpläne, wünschte sich einen schönen Feierabend. Mir fiel zwar irgendwann auf, dass sie sich schön machte, doch ich dachte nicht darüber nach, wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie es für mich tun könnte. Es vergingen noch Monate, bis ich begriff.
Ich schraubte an einer der Maschinen und sie sortierte neben mir Kleidungsstücke, warf sie in verschiedene Rollwagen. Sie lief immer wieder an mir vorbei und irgendwann ließ sie ein Stück neben mir fallen. Ich brachte es ihr. Es muss ein Teufelkostüm gewesen sein, aber es war zu dünn, zu knapp, um einen Körper wirkungsvoll bedecken zu können. Ich hielt es hoch und wir lachten, bis wir ermahnt wurden.
Ich erzählte ihr von den Maschinen und sie nickte, spielte mit ihren Handschuhen, nickte. Ihr Mund und ihre Augen formten das Lächeln, über das ein Mädchen längst die Kontrolle verloren hat, weil diese eine Person mit ihr redet.
Es war nicht die Frau dort vor mir, die mich anlächelte. Aus ihren Augen sah mich ein Mädchen an, das kaum älter war als ich. Ein Mädchen, das verzweifelt um meine Liebe warb, mit ihren Mädchenlippen lachte, mit ihren Mädchenschultern zuckte. Ich erkannte ihr Verlangen, ihre Sehnsucht und da begriff ich, dass ich es war, für den sie sich schön machte, dass ich es war, nach dem sie Ausschau hielt. So lange schon blickte sie sich nach mir um und ich hatte nichts verstanden. Ich wollte bei ihr sein, sie in die Arme nehmen. Sie war älter, aber das machte nichts. In ihren Krähenfüßen schlummerte Erfahrung und Weisheit in ihren Lachfalten. Sie gehörte zu den Menschen, die reifer wurden, und nicht älter.

Wir suchten uns, berührten uns zufällig. Ihre Mädchenhände spielten nervös mit ihren Handschuhen, wenn wir redeten. Aus der Ferne beobachtete sie mich mit ihren Mädchenaugen, sah schnell weg, wenn ich mich umdrehte. Es gab keine Fragen, keinen Zweifel. Ich machte den ersten Schritt.
Die anderen Frauen waren beschäftigt, konzentrierten sich auf ihre Rollwagen. Mein Herz wollte sich gewaltsam aus meiner Brust befreien, aber jetzt war die Gelegenheit, sie stand etwas abseits.
"Hey, Mara. Gibst du mir deine Nummer?" Sie lächelte, aber als sie begriff, was ich gesagt hatte, wurden ihre Augen groß und sie vermied Blickkontakt. Ich sah verstreut durch die Gegend, merkte, dass die anderen Frauen schnell wieder die Köpfe wegdrehten.
"Was meinst du?" Sie spielte die Ahnungslose. Hatte gedacht, sie würde es mir einfacher machen. Ich hielt ihr mein Handy hin.
"Deine Handynummer."
"Warum willst du meine Nummer haben?"
"Na ja, weil ..." Die anderen Frauen tauschten Blicke. Mein Hals war staubtrocken.
"Weil ich dich gern habe?" Eine Flamme huschte durch ihre grauen Augen, aber sie drehte sich weg, schüttelte den Kopf. Ich verstand nicht, hielt ihr noch einmal das Handy unter die Nase. Sie sah mich wie eine Statue an, als wären wir uns nie zuvor begegnet.
"Ich habe einen Mann."

***​

Sie hatte sie auch gefühlt, diese urzeitliche Verbindung zwischen uns, die Aufforderung der Natur, sich zu vereinen, neues Leben zu erfinden. Unsere Körper suchten sich, mussten eins sein.
Die Schwester schließt die Tür hinter mir und für mich fällt sie für immer zu. Das Echo hallt in den kahlen Fluren nach, bis ich endlich meine Füße bewege. Wenn es um das Ende geht, sind alte Erinnerungen frisches Kaugummi, das an Schuhsohlen festklebt. Ich schlurfe am Fahrstuhl vorbei, nehme die Treppe nach unten, jede Stufe, als bestände Glatteisgefahr. Jemand kommt mir entgegen, fragt mich etwas, aber ich starre durch ihn hindurch in die Vergangenheit.
Sie musste einen Pakt der ewigen Jugend geschlossen haben und der Teufel holte sich die geschenkten Jahre jetzt zurück. Ihre Brüste waren zu straff für eine Frau in diesen Jahren, ihre Beine gehörten einer Athletin. Es war lange her, dass ich geliebt hatte und sie war in einem Alter, in dem der Vulkan im Herzen einer Frau noch einmal brodelt, begierig darauf auszubrechen, ihr Körper hungrig und bedürftig ist, sich nach sportlichen Jungs sehnt.

***​

Im Kräftemessen unserer liebeswütigen Körper wurde sie einfallsreich, sagte versautes Zeug, ihre Stimme sprang dabei immer wieder in den Sopran. Anfangs musste ich lachen, aber als ich gemerkt hatte, dass sie bei so was durchdrehte, sagte ich: "Ich bleib einfach den ganzen Tag hier drin!" oder: "Du wolltest dich doch um mich kümmern!"
Sie antwortete mit diesem Cocktail aus Stöhnen und Schreien, der mich daran erinnerte, dass ich nur ein primitives Tier war. Sie krallte ihre Finger in mein Fleisch, wenn ich sie zu heftig würgte, presste sich an mich, verlor sich im Rhythmus.

Sie ließ sich neben mich fallen, ihre Oberschenkel zitterten. Es regnete schon den ganzen Tag, aber der Donner fiel mir jetzt zum ersten Mal auf.
"Wir können das nicht mehr machen", hauchte sie zwischen vier Atemzügen.
"Doch, können wir. Bleib einfach bei mir", wollte ich sagen.
"Hast du noch was von dem Zimtkuchen?", sagte ich.
"Kühlschrank."
"Nachher. Du musst auch unbedingt noch mal den mit den Mandeln machen, der war der Hammer."
"Frankfurter Kranz. Klar." Ihr Brustkorb wogte noch immer in Zeitraffer. "So viel du willst."
Der Regen wurde wieder intensiver, ich beobachtete die Blitze irgendwo über den Wolken.
"Hey, ich weiß! Wir gehen am Sonntag aufs Stadtfest!", sagte ich.
"Hast du die Sortiermaschine am Freitag noch zum Laufen gekriegt?"
"Wenn wir Glück haben, gibt es wieder die Schießbude, war letztes Jahr auch. Die große meine ich, nicht die andere. Weißt du, welche ich meine?"
"Aha."
"Ich kann dir einen Riesendino schießen. Den mit dem langen Hals? Oder was willst du? Oder, warte, einfach gleich die ganze ..."
"Ich gehe mit meinem Mann da hin."
Wir starrten an die Decke. In den nächsten Minuten wurde der Regen immer stärker, die Tropfen immer schwerer, bis sie zu einem lauten Rauschen verschmolzen. Ihr Atem wanderte in meine Richtung.
"Du kannst eine Ente für mich gewinnen. Oder einen Schwan." Sie schob ihren Handrücken an meinen.
"Glaubst du, Schwäne kommen in den Himmel?", wollte sie wissen. Ich runzelte die Stirn, hätte fast gelacht. Sie wollte noch etwas sagen, doch der nächste Donner folgte unmittelbar auf seinen Blitz, erstickte die Welt für einen Augenblick. Wir lauschten, ob sie bald untergeht.
"Wer weiß, wenn ich früher geboren worden wäre, dann hätte ich dich vielleicht geheiratet. Ja, bestimmt."
Sie beugte sich über mich, strich mir mit der Hand über die Wange. "Ja", sagten ihre Mädchenaugen und Tränen fluteten dieses eiskalte Grau, das so warm und voller Leben war. Sie legte ihren Kopf auf meine Brust und ihre Finger wanderten an mein Kinn, damit ich meinen Mund hielt. Wir streichelten uns, vorsichtig.
Das Gewitter verlief sich irgendwo, nur das zögerliche Tröpfeln auf den Fensterbrettern blieb zurück.
"Du bist noch jung. Du hast noch alles vor dir."
"Na ja, ich glaube, für den Doktor reicht es nicht mehr. Aber wer weiß. Und du? Hast deinen Doktortitel schon?"
"Nee. Ich bin eine alte Frau." Sie sagte das immer im Scherz, aber ihre Gesichtsmuskeln fanden das nicht so witzig.
"Echt? Bist du schon achtzig, Frau Doktor?"
"Hey! Nicht ganz. Wirst du jetzt frech?" Dieses Mädchenlächeln brannte sich zum hundertsten Mal in mein Gehirn. Wir küssten uns. Sie hatte diese Sache drauf mit ihren Hüften, mit nur einer glatten Bewegung führte sie mich in sich ein. Ihre Mädchenlippen hörten auf zu grinsen und sie verdrehte die Augen, als ich meine Hand um ihre Kehle legte.


***​

Ich muss Luft holen, setze mich auf eine Bank neben der Auffahrt zur Notaufnahme. Die Terrasse der Cafeteria ist voll von Jungen und Mädchen mit ihren Kindern. Es ist brütend heiß, nicht eine Wolke am Himmel. Ich erinnere mich an Tage wie diesen.
Wir liebten uns, hassten uns, liebten uns, verloren den Überblick. Manchmal träumten wir, redeten über ein Morgen. In diesen Momenten konnte ich es mir gut vorstellen. Nur lag da diese zwanzig Jahre breite Schlucht zwischen uns.
Das Kind mit zu hohem Fieber ins Krankenhaus fahren, mit dem Ehepartner eine Auszeit nehmen, den ersten gemeinsamen Hund begraben. Ihre Erinnerungen waren meine Zukunft, jeder gemeinsame Traum ein Paradoxon.
Ein Greis mit Stock kämpft sich zum Eingang hoch, gestützt von einem Mann in meinem Alter. Die Familie hintendran. Ich überlege, ob sie das sind. Ich könnte wieder hoch, noch einmal ihre Mädchenhand halten. Aber ich muss gehen, sonst gibt es noch ein Unglück.

***​

Ein Ruck holte mich aus einem Schlummer. Meine Augen suchten einen Orientierungspunkt, fanden sofort eines der Bilder von ihr und ihrem Mann. Es war düster im Zimmer, alle Farben hatten ihre Kraft verloren.
"Du musst jetzt gehen!" Diese Stimmlage von ihr kannte ich noch gar nicht.
"Mach schon, steh auf!" Sie machte neben dem Bett hektische Bewegungen, warf ein Kissen in mein Gesicht.
"Ja! Ja doch, ich weiß."
"Jetzt!"
"Man. Wie spät ..."
Wir sahen ihn erst, als er zum Schalter neben der Tür griff. Das Licht zersprengte die dämmrige Traumwelt im Zimmer und ihre Fetzen flogen immer weiter fort. Alle hielten den Atem an, die einzigen Geräusche waren mein Herzschlag und das immer näher kommende Surren der Klimaanlage. Er sah mich an, stand einfach da, mit offenem Mund, sah von mir zu ihr, sah von ihr zu mir, die Hand am Lichtschalter festgefroren, stand nur da, sah sie an. Es waren keine Worte nötig, die Enttäuschung schrie aus seinen Augen. Und dann ging er einfach fort. Schloss die Tür und ließ uns allein mit den immer kleiner werdenden Fetzen.

 

Hallo @Putrid Palace ,

der Plot deiner Geschichte hat mir gut gefallen und überhaupt die Idee, die dahinter steckt, eine Zuneigung (war es wirklich Liebe?) zwischen zwei unterschiedlichen Welten zu zeigen, die nur dadurch entsteht, dass zwanzig Lebensjahre zwischen den beiden liegen. Du geifst zugleich ein Tabuthema auf, denn während alter Mann und junge Frau zu einem großen Teil nicht nur toleriert wird, sondern eher auch den alten Mann aufwertet, ist alte Frau und junger Mann eher etwas, worüber die Gesellschaft sich noch aufregt und es schlichtweg ablehnt. Ich erinnere mich grad an den Shitstorm, den die mir ansonsten kaum sympathische Heidi Klum erleben durfte, als sie eine Verbindung mit ihrem jetzigen Ehemann einging. Ist schon erstaunlich, wie kleinkariert wir alle denken und fühlen, dabei wollen wir doch alle so sehr gern weltläufig und tolerant sein, nicht wahr?
Das, was mir einerseits an deiner Geschichte gut gefallen hat, nämlich, dass du dieses Thema aufgegriffen hast, ist zugleich aber auch mein Kritikpunkt. Während du die zwischen den beiden bestehende oder treffender gesagt, sich entwickelnde Anziehung sehr anschaulich schilderst, fehlt mir die grundsätzliche Ebene. Wieso zieht es beide in den Bann? Wieso erwischt es ihn? Ihre Motiv sind sicherlich einfach zu erklären, denn welch größeres Kompliment an die eigene Attraktivität gibt es, als ein jüngerer Mann, der sich zu einer älteren Frau hingezogen fühlt. Das ist ja gerade bei der Konstellation alter Mann, junge Frau genau das, weshalb der Mann den Neid seiner Konkurrenten auf sich zieht, weil er scheinbar anziehender ist als sie. So dürfte es auch bei deiner Konstellation für die Frau sein. Aber was du mir Leserin vorenthältst und genau das kritisiere ich, ist dass du nichts andeutest, gar erklärst, weshalb es ihn erwischt.
Was treibt ihn an? Du machst deutlich, dass es auf diesem Arbeitsplatz, an dem sie sich begegnen, jede Menge Frauen gibt, er hätte also durchaus eine andere Wahl treffen können. Warum gerade sie? Das fehlt mir in deinem Text und die Spannung, die du erzeugst, liegt für mich darin, dass ich bis zum Ende gehofft habe, dass ich es erfahre.
Aber das soll jetzt keineswegs so klingen, als hätte mir deine Geschichte nicht gefallen, ich finde, sie ganz im Gegenteil sogar gelungen, weil du diese Beziehung gut einfängst.

Nun zu meiner Textkritik, da sind einige Stellen, die mir nicht so schön klingen und so weiter. Tut mir leid, wenn die Zitate teils etwas zeitlich durcheinander gerutscht sind, aber ich habe beim zweiten Mal durchlesen, noch ein paar Stellen gefunden gehabt.

. Auf dem Bett neben ihrem liegt eine Frau
Normal wäre eigentlich die Formulierung "im Bett".
, das zwischen Herzen und an Schuhsohlen festklebt.
Dieses Kaugummi finde ich einerseits als Idee gut, aber zwischen Herzen und Schuhsohlen ist doch viel Entfernung und somit kippt das Bild in die Schieflage. Lass doch das mit den Herzen weg und dann stimmt es wieder.
Es ist ein brütend heiß, n
ein weg
das immer näher kommende Knurren der Klimaanlage. E
Summen, Brummen, Röcheln, aber bei Knurren bin ich immer bei dem Gedanken an ein bedrohlich wirkendes Tier. Knurren ist Gefahr. Gefahr in dieser Intensität soll es aber ja gar nicht darstellen bei dir.

Die Fenster in Krankenhäusern haben noch nie so viel Licht hereingelassen, wie die Menschen darin es nötig haben.
Nochmals auf den Anfang zurück: Ich finde den Satz klanglich nicht rund. Er wirkt verschroben.
Du willst ja eigentlich nur mitteilen, dass nie genügend Licht durch Krankenhausfenster fallen, aber dein Prota ist darum ganz froh, weil er sich im Dämmerlicht geschützter vor der grausamen Wahrheit fühlt.

Irgendwann hat sie angefangen sich schön zu machen: Enge Jeans, Ohrringe, Make-up. Ich dachte nicht darüber na
Das ist mir zu narrativ. Du nimmst damit viel zu viel vorneweg. Man erfährt, dass sie es gezielt tut. Und hier berichtet jemand andres über sie. Ich würde mir überlegen, ob du nicht darstellst, dass deinem Prota sich die Frage stellt, ob sie immer schon so schick aussah oder ob ihm dies jetzt auf einmal nur besonders klar wird. Das reicht doch durchaus, um darzulegen, dass er sie plötzlich entdeckt und anziehend findet. Mir gefällt auch nicht, dass ihre Beziehung ihren Beginn nur deswegen haben soll, weil sie enge Jeans, Make-up und Ohrringe trägt. Da muss doch noch mehr sein oder soll es tatsächlich eine rein nur auf sexueller Anziehung basierende Beziehung sein? Das könnte natürlich auch der Fall sein, nur finde ich dann im Verlauf der Geschichte darauf keine eindeutigen Hinweise. Ich sehe jedenfalls an dieser Stelle nicht genau, in welche Richtung der Autor schreiben wollte.
Ich schraubte an einer der Maschinen und sie sortierte neben mir Kleidungsstücke, warf sie in verschiedene Holländer (so nannten wir die Rollwagen, in denen die Wäsche innerhalb der Halle transportiert wurde)
Habe mich gefragt, ob man das mit dem Begriff "Holländer" wirklich in der Geschichte benötigt. Es ginge auch, wenn du bei Rollwagen bleibst. Übrigens interessant, dass sie so genannt werden. Die Geschichte kommt ohne diese Info lässig aus.
Ihr Mund und ihre Augen formten das Lächeln, über das ein Mädchen längst die Kontrolle verloren hat, weil diese eine Person mit ihr redet. Ich erkannte ihr Verlangen, ihre Sehnsucht.
Hervorragender Satz. Damit schilderst du einerseits, was sie motiviert, sich ihm hinzuwenden, aber gleichzeitig erfährt man auch etwas über den Prota, nämlich, dass er ein sehr guter Beobachter ist. Die Art wie er sieht und was er sieht, macht ihn sympathisch, weil eine gewisse Empathie in seinen Beobachtungen steckt.
Ein Mädchen, das flehend um meine Liebe warb
flehend? hm....finde das zu übertrieben...sie sehnt sich, das ist ja schon intensiv genug, dieses Sehnen.
Die Schwester schließt die Tür hinter mir. Sie fällt mit einem lauten Knall ins Schloss,
Hier habe ich nicht ganz begriffen, was du mit diesem lauten Knall willst. Wieso fällt sie so laut ins Schloss?
den sonst niemand hören kann.
fällt sie überhaupt ins Schloss mit Geräuschen? Das fragte ich mich an dieser Stelle und bin noch verwirrter geworden. Was willst du in dieser Szene erreichen an Aussage?

Sie wollte noch etwas sagen, aber der nächste Donner folgte unmittelbar auf seinen Blitz, erstickte die Welt für einen Augenblick. Wir lauschten, ob sie bald untergeht.
Schön beobachtet. Ich kenne dieses Gefühl sehr gut, dass man denkt, wenn gerade so ein Blitz mit sofort darauffolgendem Donner folgt. Man erwartet irgendwas sehr Bedrohliches.
Und dann tat er das, womit er mich am meisten strafen konnte. Er ging.
Am Ende habe ich nicht so genau begriffen, zu welchem Zeitpunkt ihr Mann die beiden erwischt. Ist es im Krankenhaus? Oder bei ihr zu Hause? Die Kissen mit denen sie wirft, davon hat sie ja im Krankenhaus keine Auswahl, sondern nur ihr Kopfkissen. Also kann es nicht das Krankenhaus sein. Aber wenn nicht da, zu welchem Zeitpunkt geschieht dann diese Szene. Da fehlt mir noch ein wenig Input.
Und mir wird auch nicht so ganz klar, weshalb es für den Prota eine Strafe ist. Weil mir nämlich nicht ganz klar ist, was er denn von dem Ehemann eigentlich erwartet. Eine Prügelei? Eine verbale Auseinandersetzung? Mit welchem Recht? Er ist ja nicht der Schuldige, der Forderungen stellen darf. Also an dieser Stelle bist du mir zu bruchstückhaft.

So, das mag dir jetzt eine Menge Textkritik sein, aber ich hole nochmals meine Aussage vom Anfang hier herunter: Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Nur wir sind hier ja bei den Wortkriegern, wir finden immer noch wo was, was man besser manchen kann und obendrein ist dies ja nur meine persönliche Meinung und nicht das Amen in der Kirche.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @Putrid Palace ,

ich habe noch was vergessen: ich finde den Titel nicht so arg gut gewählt. Er ist viel zu schlicht.
Zum einen bin ich mir gar nicht so sicher, ob es sich um Liebe handelt zwischen den beiden. Eher Anziehung, also sexuelle Anziehung. Auf der anderen Seite ist er zu verschlossen in seiner Aussagekraft in Bezug auf die eigentliche Geschichte.
Leider fällt mir nichts Zündendes ein, was ich dir als Verbesserungsvorschlag unterbreiten könnte, bis auf diesen dann eher allgemeinen Begriff "Amour fou". Er wäre als Titel zumindestens etwas geheimnisvoller als dein jetziger. Aber mit den Titeln ist es so eine Sache.
Ich kenne das bei mir auch. Manchmal will einem partout keiner einfallen, der wirklich zufrieden stellt. Und manchmal ist es der Titel, der fast noch besser ist als die Geschichte. Aber zwischen diesen Extremen lebt man halt als Autor.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Putrid Palace,

hab deine Geschichte eben zum Aufstehen gelesen, und möchte dir noch kurz vor der Arbeit schreiben, dass ich sie sehr mag. Das Thema ist schön, und mir gefällt, wie du es angehst: dass du das Mädchen in der Frau nach vorne stellst. Das schafft Raum für die Leichtigkeit zwischen den Beiden., trotz der ernsten Ausgangssituation. Über die erste Szene im Krankenhaus (Sind sie der Sohn?) und die schöne Szene in der Wäscherei machst du die Figuren schnell lebendig.
Ich schließe mich Iakita an, dass der Titel erstens etwas sehr direkt daher kommt, zumal zweitens Mara in der Sicht ihres Geliebten eben keine alte Frau ist. Das allgemeine "alte Frauen" klingt für mich der Heldin gegenüber eher abwertend. Dass die beiden sich lieben (auf irgendeine der hunderttausend möglichen Arten von Liebe) ist für mich hingegen gar keine Frage.

Der Schluss hat mich ein bisschen irritiert. Das Thema, dass ein Teil eines heimlichen Liebespaares stirbt, ist für mich viel interessanter als die Frage, ob ein Paar vom Ehepartner erwischt wird. Da ich den Ehemann sonst nicht kenne, interessiere ich mich auch nicht sonderlich für seine Reaktion.

Das Ausgeschlossensein aus dem offiziellen Leben des Anderen, das man in der Affäre akzeptieren mag, wird im Todesfall kolossal. Das wird in deiner Geschichte zum Beispiel deutlich, als er das Krankenzimmer verlassen muss. Ich frage mich: Wie verläuft dann die Beerdigung? Was bleibt für ihn von ihr? Der Ehemann wirft die erste Schaufel Erde. Dann stellt er sich neben das Grab, und alle anderen ziehen vorbei und teilen ihm ihr Beileid mit.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Liebesgeschichte zum Zeitpunkt der Erzählung schon in der Vergangenheit liegen könnte - waren die Beiden zusammen, als sie die Diagnose bekam? Ich stelle viele Fragen, weil für mich viel in der Geschichte steckt.

Aber jetzt muss ich wirklich los, wünsche einen schönen Tag!
Placidus

 

Hallo @Putrid Palace

Liebe immer wieder ein schönes Thema für eine Geschichte. Mir hat deine Geschichte gefallen, ein paar Gedanken, die ich mir dazu gemacht habe möchte ich gerne mit dir teilen.
Es wurde ja schon angemerkt, dass der Titel …
Da du sehr oft das Substantiv Mädchen verwendest, wäre mir als Titel „ Die Mädchenfrau“ eingefallen oder „Liebe auf Zeit“.

Die Fenster in Krankenhäusern haben noch nie so viel Licht hereingelassen, wie die Menschen darin es nötig haben.
Der Satz gefällt mir und ich denke du meinst das auch als Metapher: Dass die Menschen viel mehr Helligkeit in ihrem Leben brauchen, weil es da so viel Dunkles gibt.
Ich sitze in der Ecke neben der Tür und halte ihre Hand, bin (beinahe) froh über das Halbdunkel.

Auf dem Bett neben ihrem liegt eine Frau mit Elefantenfüßen und gegenüber ein Greis, dem jeder Atemzug unmögliche Kraft kostet.
In dem Bett …
Ich kann nicht verstehen, dass sie dazugehören soll; jemand da oben muss einen Fehler gemacht haben.
Hier verstehe ich nicht, was er da nicht versteht.( Da gibt es doch nichts was man nicht verstehen kann)
Ich halte diese faltige Hand, starre auf diesen runzligen Mund, die dunklen Flecken auf der schlaffen Haut. Nur Fassade.
Gefällt mir gut. Nur Fassade.
Ich sehe ihren zarten Frauenkörper, ihre vollen Lippen, das krause blonde Haar.
Verstehe ich auch nicht, im Satz davor beschreibt er ihren alten Körper und dann sieht er den zarten Frauen Körper (den er ja auch, wenn ich es richtig verstanden habe, so jung gar nicht kennt)
Für mich sind Jahrzehnte vergangen, für sie ist es ein Jahrhundert gewesen.
Sie ist doch noch keine 100 oder?
Ich erschrecke, aber es ist (nur) die Schwester, die Nase in ein Klemmbrett vergraben.

Nein. Nein, nur ein Bekannter."
Warum sagt er da nicht Freund (hast du eine Vorliebe für „nur“)
Ich küsse ein letztes Mal ihre junge, zierliche, so alte Mädchenhand.
Also mir gefällt das nicht dieser Widerspruch: junge zierliche und dann alte Mädchen Hand.
Ich hielt es hoch und niemand konnte uns am Lachen hindern.
Warum sollte sie jemand am lachen hindern?
Warum solltest du meine Nummer haben wollen?"
Klingt etwas verschachtelt: Warum willst du meine Nummer haben?
Sie sah mich ohne Regung in ihrem Gesicht an, als wären wir uns nie zuvor begegnet.
in ihrem Gesicht braucht es nicht.
Sie hatte sie auch gefühlt, diese urzeitlich
Sie hatte es auch gefühlt,
Körper suchten sich, mussten eins sein.
Mir würde: „Körper suchten sich wollten eins sein“, besser gefallen.
Sie fällt mit einem lauten Knall ins Schloss, den sonst niemand hören kann. I
Ein lauter Knall den niemand hört gibt es nicht.
haben und der Teufel holte sich die geschenkten Jahre jetzt zurück.
Verstehe ich nicht, ist sie denn auf einmal ganz alt geworden.
war in einem Alter, in dem der Vulkan im Herzen einer Frau noch einmal brodelt, begierig darauf auszubrechen, ihr Körper hungrig und bedürftig ist, sich nach sportlichen Jungs sehnt.
Das ist mir zu allgemein, denn es ist nicht bei jeder Frau so.
Anfangs musste ich lachen, (aber) als ich gemerkt hatte, dass sie bei so was durchdrehte, sagte ich: "Ich bleib einfach den ganzen Tag hier drin!" oder: "Du wolltest dich doch um mich kümmern!"

Sie antwortete mit diesem Cocktail aus Stöhnen und Schreien, der mich daran erinnerte, dass ich nur ein „(primitives Tier) war.
„Mann war“ würde mir besser gefallen
rsten Mal auf.
"Wir können das nicht mehr machen", hauchte sie zwischen vier Atemzügen.
"Doch, können wir. Bleib einfach bei mir", wollte ich sagen.
"Hast du noch was von dem Zimtkuchen?", sagte ich.
"Kühlschrank."
"Nachher. Du musst auch unbedingt noch mal den mit den Mandeln machen, der war der Hammer."
"Frankfurter Kranz. Klar." Ihr Brustkorb wogte noch immer in Zeitraffer. "So viel du willst."
Der Regen wurde wieder intensiver, ich beobachtete die Blitze irgendwo über den Wolken.
"Hey, ich weiß! Wir gehen am Sonntag aufs Stadtfest!", sagte ich.
"Hast du die Sortiermaschine am Freitag noch zum Laufen gekriegt?"
Sie sagt wir können das nicht mehr machen und er fragt nach Zimtkuchen?
glaube ich nicht …
Das geht dann ja auch so weiter wie bei einem alten Ehepaar.
Wer weiß, wenn ich früher geboren worden wäre, dann hätte ich dich vielleicht geheiratet. Ja, bestimmt."
Für mich liebt sie ihn jetzt. Was mir jedoch fehlte, war dieser Übergang von der sexuellen Anziehung zur Liebe.

Das Gewitter verlief sich irgendwo, nur das zögerliche Tröpfeln auf den Fensterbrettern blieb zurück.
Schön
Sie zogen an uns vorbei. Wir liebten uns, hassten uns, liebten uns, verloren den Überblick.
Wenn etwas vorbei zieht, dann lebt man es doch nicht so intensiv.
Was für einen Überblick verloren sie?
Ihre Erinnerungen waren meine Zukunft, jeder gemeinsame Traum ein Paradoxon.
Ja. Kann nicht so gut mitfühlen.
Du musst jetzt gehen!" Diese Stimmlage von ihr kannte ich noch gar nicht.
Was für eine Stimmlage? Ist sie sterbenskrank? Oder panisch?
Aus seinem Blick schrie jede Enttäuschung, die die Menschheitsgeschichte kannte.
Es hätte mir besser gefallen wenn du die Enttäuschung beschrieben hättest.

Für mich bist du etwas zu sehr an der Oberfläche geblieben, denn es muss da schon noch etwas mehr geben als am Anfang die körperliche Anziehung, was da zu wachsen beginnt, bis es Liebe zu einer älteren Frau wird.


Vielleicht kannst du ja mit dem einen oder anderen Gedanken von mir etwas anfangen.


Liebe Grüße CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Putrid Palace,

dann schaue ich doch mal auf einen Gegenbesuch vorbei :-)
Ich wollte eigentlich erst die Geschichte lesen und dir dann einen Komm schreiben, aber ich hatte so viel Mühe mit dem Lesen, dass ich beschlossen habe, simultan den Komm zu schreiben, sodass ich dich einfach durch meinen undurchdachten Leseeindruck leite und hoffe, dass für dich etwas hilfreiches dabei ist, wenn nicht, einfach alles ignorieren.

Die Fenster in Krankenhäusern haben noch nie so viel Licht hereingelassen, wie die Menschen darin es nötig haben. Ich sitze in der Ecke neben der Tür und halte ihre Hand, bin beinahe froh über das Halbdunkel. Im Bett neben ihrem liegt eine Frau mit Elefantenfüßen und gegenüber ein Greis, dem jeder Atemzug unmögliche Kraft kostet. Ich kann nicht verstehen, dass sie dazugehören soll; jemand da oben muss einen Fehler gemacht haben.
Schon mit dem ersten Satz hat es dein Erzähler schwer bei mir. Ich finde den Satz an sich nicht schlecht, sogar ganz hübsch, aber als erster Satz ist er mir einfach zu bedeutungsschwanger, ich sortiere den Erzähler nach diesem ersten Satz in die Schublade: hört sich gerne reden. Vielleicht liegt es auch an der pauschalen Aussage, damit sollte man mMn grundsätzlich vorsichtig sein. Wieso macht er eine Aussage über alle Fenster aller Krankenhäuser? Wieso bleibt er nicht einfach bei der Situation in der er sich befindet, damit würde er auch mich in der Situation verorten, statt bei mir das Schubladendenken aufzumachen. Also: Das Fenster des Krankenhauszimmers, lässt nicht so viel Licht herein wie ... Wenn du nicht ausführst, warum er beinahe froh ist, dann kann es auch weg. Das führt ja nirgendwohin. Ich finde auch die örtliche Beschreibung seines Sitzplatzes schwierig, weil sie einerseits sehr konkret ist, mir andererseits aber über den Raum nicht viel sagt und ich erst ins Stolpern kam, weil ich die Ecke neben der Tür nicht mit "neben dem Bett" verbunden hatte, was aber natürlich dann schnell passiert, weil er/sie ja ihre Hand hält. Woher weiß der Erzähler, dass jeder Atemzug den Greis unmögliche Kraft kostet? Vielleicht könntest du ja diese Beobachtung teilen, statt der Interpreation dieser Beobachtung. Zudem finde ich "unmögliche Kraft" schwierig, er atmet doch, also kostet es ihn zwar mglw viel Kraft, aber doch mögliche Kraft, oder? Der letzte Satz nimmt vorweg, was noch kommen soll, das finde ich unglücklich für den Spannungsbogen, also mehr oder weniger beginnt es schon hier für mich mühsam zu sein.

Ich halte diese faltige Hand, starre auf diesen runzligen Mund, die dunklen Flecken auf der schlaffen Haut. Nur Fassade. Ich sehe ihren zarten Frauenkörper, ihre vollen Lippen, das krause blonde Haar. Für mich sind Jahrzehnte vergangen, für sie ist es ein Jahrhundert gewesen.
Warum nicht "ihre"? Ich denke, das "diese/n" soll Distanz ausdrücken. Nach dem Motto: wer ist das, so kenne ich sie nicht?! Nach dem Satz sieht er sie wohl als sie noch jung oder gesund war? Das mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten habe ich nicht verstanden. Da bin ich dann noch mal zu den Tags gewandert: Seltsam? Fantasy? Nein, Alltag und Erotik, ok, also sind das wohl Metaphern, die ich an dieser Stelle nicht verstehe.

Dann kommt die Schwester rein und schmeißt den Erzähler raus.

Beim nächsten Klacken gebe ich mich geschlagen, stehe auf; quälend langsam, als gehörte ich hierher. Ich küsse ein letztes Mal ihre junge, zierliche, so alte Mädchenhand.
Ok, also doch eher Thema Krankheit. Insgesamt ist es mir an manchen Stellen etwas dick aufgetragen. zB "quälend langsam", "ihre junge, zierliche, so alte Mädchenhand."

Dann kommt der zweite Absatz/Teil, der wohl eine Rückblende ist.

Wir arbeiteten Nachtschicht in einer Großwäscherei. Textilreinigung für Betriebe, die selbst nicht die Kapazitäten hatten: Kindergärten, Hotels, Kliniken, Theatergarderoben. Die Halle war groß und man sah sich nur gelegentlich, unter den Frauen dort war sie nur eine von vielen. Irgendwann hat sie angefangen sich schön zu machen: Enge Jeans, Ohrringe, Make-up. Ich dachte nicht darüber nach, vermutlich vergingen Monate, bis ich begriff.
Ich kann dir gar nicht genau sagen, woran es liegt, aber ich komme nicht richtig rein. Vielleicht liegt es auch an mir und meinem Zustand von Erschöpfung usw. Die ersten beiden Sätze mag ich. Die verorten mich an einem grundsätzlich interessanten Ort: Nachtschicht in einer Großwäscherei. Das liest sich für mich wie ein Versprechen ... hinsichtlich einer bestimmten Stimmung, das wird dann aber nicht eingelöst. Stattdessen: Man sah sich nur gelegentlich ... Wer ist denn man? Und unter den Frauen war sie nur eine von vielen ... du handelst Monate ab ... klar, das kann man machen, aber hier funktioniert es für mich nicht ... du machst es dir hier eher zu leicht. Also entweder es ist wichtig, dann beschreib mir das doch bitte, oder es ist nicht wichtig, dann vielleicht einfach streichen? Ich begreife zumindest, dass der Erzähler mir jetzt davon berichten wird, wie sie sich kennen und lieben gelernt haben ...

Ich schraubte an einer der Maschinen und sie sortierte neben mir Kleidungsstücke, warf sie in verschiedene Holländer (so nannten wir die Rollwagen, in denen die Wäsche innerhalb der Halle transportiert wurde). Sie lief immer wieder an mir vorbei und irgendwann ließ sie ein Stück neben mir fallen. Ich brachte es ihr. Es muss ein Teufelkostüm gewesen sein, aber es war zu dünn, zu knapp, um einen Körper wirkungsvoll bedecken zu können. Ich hielt es hoch und niemand konnte uns am Lachen hindern.
...
Das ist doch _der_ Moment, oder? Ich komme da irgendwie nicht so richtig ran, nicht an die Figuren, nicht an den Ich-Erzähler, nicht an die Stimmung. Auch im Verlauf nicht und ich glaube das liegt daran, dass der Erzähler so allgemein bleibt und du nur sehr wenig konkretes von dem Mädchen schreibst, eigentlich nur dass sie mit den Handschuhen spielte und sich schnell umdrehte, wenn er hinsah. Auch da handelst du einen großen Zeitraum mit ein paar Sätzen ab, dadurch bleibt es sehr distanziert. Ich würde lieber lesen, wenn du mir beschreiben würdest, wie sie neben ihm die Kleidungsstücke sortiert. Was fasziniert ihn an ihr? Wie geht es ihm in der Situation? Ich will doch spüren beim Lesen, was da zwischen den beiden ist. Knistert es? Und dann erklärst du auch sehr viel, zB "Sie spielte die Ahnungslose" Das möchte ich als Leserin mir gerne selber denken, aber das heißt natürlich, dass du mir dazu die Möglichkeit geben müsstest, 1. indem du die Situation so beschreibst, dass ich das da herauslesen kann und 2. indem du es mir nicht vorsagst ... Ich will aus eigener Kraft gewinnen ;-)
Aber ok, Ende 2. Teil: Sie hat einen Mann. Kommt jetzt der Konflikt?

Den dritten Teil kann ich dann gar nicht einordnen. Ok, wir sind wieder im Krankenhaus, aber welche Funktion hat dieser Teil? Das sind auch wieder so Allgemeinplätze. Nichts, wodurch mir der Ich-Erzähler oder die Frau im Krankenhaus näher kommt, nichts wodurch mir das Paar näher kommt. Eigentlich erfahre ich hier nichts neues und das tut dem Spannungsbogen nun überhaupt nicht gut. Du hast doch gerade mit einem Cliffhanger geendet: Sie hat einen Mann. Ist mir doch egal, das mit dem Kaugummi und überhaupt. Der vierte Teil beginnt dann wieder genauso weit weg... Ich will endlich näher ran, ich will die Personen kennenlernen, über die du hier schreibst. Ich habe erst sehr spät hier im vierten Teil geschnallt, dass er jünger ist als sie, obwohl es ja schon im ersten Teil ganz deutlich steht: Sind Sie der Sohn? Also vielleicht doch Erschöpfung, ich warte eigentlich nur noch auf meinen Urlaub. Naja, jedenfalls finde ich den vierten Teil auf jeden Fall den stärksten

"Ich kann dir einen Riesendino schießen. Den mit dem langen Hals? Oder was willst du? Oder, warte, einfach gleich die ganze ... ."
"Ich gehe mit meinem Mann dahin."
HIer komme ich ran ... Ja, das finde ich stark, da kann ich was spüren. Das ist hart, wie er sich das ausmalt und dann kommt natürlich das was kommen muss: Ich gehe mit meinem Mann dahin. Ich finde den vierten Teil könntest du ausbauen und hiermit deine Geschichte anfangen:
Sie ließ sich neben mich fallen, ihre Oberschenkel zitterten. Es regnete schon den ganzen Tag, aber der Donner fiel mir jetzt zum ersten Mal auf.
Das fände ich einen starken ersten Satz. Vielleicht noch ins Bett/Laken einfügen, damit ich orientiert bin. Aber ich mach natürlich nur Vorschläge, das weißt du, ich sage nur, wie es mir gefallen würde und du nimmst und verwirfst, wie immer du magst.
Die Szenen im Krankenhaus, da verstehe ich die Funktion nicht. Worum geht es denn in deinem Text? Was ist denn das zwischen den beiden? Ich meine da schon Liebe von seiner Seite zu spüren. Aber da könntest du noch klarer sein, was genau du zeigen willst mit diesem Text. Soll er was lernen? Aber was? Was ist die Prämisse? Das ist mir nicht klar. Es gibt natürlich einen Konflikt, wenn er sie denn liebt, aber der kommt nicht zum tragen, wird im Text nicht bearbeitet. Mir fehlt da noch was.
Viele Grüße
Katta

 

Guten Abend @Putrid Palace

auch ich möchte dir eine rein subjektive Rückmeldung zu deiner Geschichte geben.

Ich möchte mich meinen Vorredner*innen anschließen, die Thematik und die Figurenkonstellation gefällt mir. Ich mag auch die Zeitsprünge, das passt für mich zum Chaos, das sicherlich auch im Kopf deines Protagonisten herrscht. Ich mag auch einige Bilder und Szenen sehr gerne.

Wenn es um das Ende geht, sind alte Erinnerungen frisches Kaugummi, das zwischen Herzen und an Schuhsohlen festklebt.
Das mag ich sehr!

Ich mag auch den gesamten Unwetterdialog, weil du die Stimmung da toll einfängst und auch das nebeneinanderherreden, das ich mir gut bei so sehr unterschiedlichen Partnern vorstellen kann.

Ich schließe mich auch darin an, dass ich gerne mehr über die Hintergründe gelesen hätte. Warum findet er sie anziehend, warum betrügt sie ihren Mann, wie sehr unterschiedlich sind ihre beiden Welten?

Für mich hätte es auch den Seitenast mit dem Ehemann nicht oder nicht in der Breite gebraucht. Ich mag sowas anzudeuten, also als Vorschlag: Auf dem Flur von ihrem Zimmer kam mir ein älterer Mann entgegen. Er sah so aus, als würde er sich darauf vorbereiten, sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden - so in der Form, nur besser und schöner :-)

Ich fand auch das ganze sexuelle etwas aufgesetzt. Nenn mich gerne prüde, aber diese Anziehung und das was zwischen den beiden ist, scheint doch mehr zu sein als Sex und Würgen, oder? Ich bin da eher ein Fan von Andeutungen, beziehungsweise es komplett der Fantasie der Leser*innen zu überlassen und das wirkte beim Lesen auf mich ein bisschen wie ein Fremdkörper.

Und auch beim Titel schließe ich mich an, der ist mir auch zu platt. Ich finde den Vorschlag von @CoK Liebe auf Zeit gut und würde vielleicht noch sowas wie Zwischen Generationen oder sogar nur Generationen nehmen vorschlagen.

Ich danke dir auf jeden Fall für das Teilen deines Textes!

 

Hola @Putrid Palace,

Dein Titel macht an, so oder so. Etwa à la BILD: Erotik und alte Frauen – Gitt, muss ich lesen. Ist sicherlich eklig. Oder ‚Liebe und alte Frauen geht gar nicht‘, denn alte Frauen sind hässlich. Und noch hundert Varianten. Jedenfalls ist „alte Frauen“ brutal. (Bei alten Männern mit jungen Freundinnen ist es weniger brutal, aber lächerlich genug.)

Ich hab auch schon im TV Senior:innen quasseln gehört über ihre erfüllten Momente beim späten Sex. Sollen sie doch – in oder nicht in Gottes Namen – machen, was sie wollen. Wegen meiner könnten sie gern die Klappe halten.

Ich lese Deinen Text, wie er ist. Ein Schnappschuss vom Leben eben.

Hatte mich genau mit diesem Thema auch einmal versucht („Grübchen“ 2018) und weiß daher, dass es eine hakelige Sache ist. Die erzhässliche Formulierung ‚sexueller Notstand‘ hängt im Raum neben romantischen Erklärungsversuchen und besserwisserischer Be- oder Verurteilung.

Es ist das Leben, das die Plots schreibt. Schon ein Individuum kann sich in bestimmten Situationen so verhalten, wie man das nie und nimmer für möglich gehalten hätte – kommen zwei dieser Geschöpfe zusammen, kann alles Mögliche passieren. Deshalb bleibt es für mich dabei: Ich nehme den Text auf, wie er ist ohne Wenn und Aber. Alles kann; und was manchmal tatsächlich passiert, kann sich eh kein Autor ausdenken.

PP: Ich halte diese faltige Hand, starre auf diesen runzligen Mund, die dunklen Flecken auf der schlaffen Haut. Nur Fassade.
Nur Fassade!? Ein Fall für den Psychologen, oder gar Psychiater?

Was mich zum Schreiben dieses Komms anregt, ist Deine erkennbare Bemühung, einen literarischen Text zu schreiben. Du hast Dir Gedanken gemacht über die bessere Formulierung, über die anspruchsvollere ‚Schreibe‘. Ich, der Leser, fühle mich gut dabei. Der Autor bemüht sich (außer egozentrischen Motiven wie den Nobelpreis für Literatur usw.) um mein Wohlbefinden, will mir Lesekomfort bieten (was Dir auch gelingt). Deshalb, liebe Putrid Palace, mein ‚gern gelesen‘ und viele Grüße!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @lakita ,

danke fürs Lesen und die umfassende Kritik, über dein Lob freue ich mich sogar noch mehr. Mal sehen, ob ich auf all die Punkte eingehen kann, ich hoffe, da vergesse ich nichts. Danke schon mal für die Orthographie – ist doch immer wieder zum Haarausreißen, was man doch noch falsch macht ... natürlich liegt man nicht "auf" einem Bett :hmm:

Zunächst einmal war der Aufbau der KG – der ständige Wechsel zwischen Gegenwart und vom Prota erzählter Vergangenheit – für mich ein Experiment und eine große Herausforderung. Ich habe mir dabei die Freiheit genommen, durch Cliffhanger und verwirrende Einstiege Spannung aufzubauen (es zu versuchen), was auch einigermaßen gelungen ist, wenn ich die Kritiken richtig interpretiert habe. Den Leser dann jedesmal wieder genau zu verorten und ohne abgedroschene Wiederholungen bzw. zu eindeutige Formulierungen auf dem rechten Pfad zu wissen, war eine größere Herausforderung, als ich es mir beim Planen der Geschichte hätte ausmalen können, und ich habe mich dementsprechend schwer damit getan. Dass diese Struktur nicht komplett in die Hose fiel, ist aber ein gutes Zeichen für mich.

Aber was du mir Leserin vorenthältst und genau das kritisiere ich, ist dass du nichts andeutest, gar erklärst, weshalb es ihn erwischt.
Das habe ich ursprünglich im Text gehabt und irgendwann rausgenommen. Warum? Erinnere ich mich nicht so genau, aus Redundanz vllt? Jedenfalls kam es mir seitdem nie wieder in den Sinn. Aber gut zu wissen, dass es dir daran mangelte. Mit dem gründlichen Charakterisieren von Figuren tue ich mich noch schwer. Ich denke, da kann ich noch großzügiger vorgehen.
die Spannung, die du erzeugst, liegt für mich darin, dass ich bis zum Ende gehofft habe, dass ich es erfahre.
Ok, für jeden gibt es unterschiedliche Intentionen beim Lesen einer Geschichte, interessant, dass es dir hauptsächlich darum ging – zumindest, was die Spannung anging. Diese Sache steht ja auch im Mittelpunkt der Geschichte, ich sehe ein, dass ich diesen Sachverhalt keinenfalls aussparen darf.

Falls es dich interessiert: Der Prota mochte einerseits die Liebe, die ihm entgegengebracht wurde, das Gefühl begehrt und gebraucht zu werden, andererseits sah er in der älteren, reiferen Frau auch die Chance auf eine reifere Beziehung (Er sieht zwar das Mädchen in dieser Frau, es hat aber nichtsdestotrotz einige Jahre mehr Erfahrung). Ich wollte auch erst vermitteln, dass er es jetzt ist, der da mit seiner Liebe wieder irgendwie ins Klo gegriffen hat (ein bisschen) und nun derjenige ist, der am Sterbebett sitzt und trauert und ja doch nicht so recht dazugehört. Vllt dräut das ein wenig unter der Oberfläche, letztendlich war mir das aber zu viel und zu widersprüchlich, da habe ich den Fokus auf die Beziehung selbst gelenkt.

Mal sehen, wie ich das im Text unterkriege, dein Vorschlag gefällt mir auf jeden Fall sehr gut.

Dieses Kaugummi finde ich einerseits als Idee gut, aber zwischen Herzen und Schuhsohlen ist doch viel Entfernung und somit kippt das Bild in die Schieflage. Lass doch das mit den Herzen weg und dann stimmt es wieder.
Jap jap jap, habe ich mir schon gedacht und mal probiert, wie es ankommt. Muss mich wohl für das Herz oder die Schuhsohlen entscheiden.
Summen, Brummen, Röcheln, aber bei Knurren bin ich immer bei dem Gedanken an ein bedrohlich wirkendes Tier. Knurren ist Gefahr. Gefahr in dieser Intensität soll es aber ja gar nicht darstellen bei dir.
Knurren erschien mir hier richtig, gerade weil es Gefahr vermittelt. Aber vllt ist es wie von dir erwähnt zu intensiv, da solch direkte Gefahr ja gar nicht droht.
Nochmals auf den Anfang zurück: Ich finde den Satz klanglich nicht rund. Er wirkt verschroben.
Kann ich nachvollziehen, habe ich große Probleme mit gehabt. Konsens aus den Kritikien hier ist, da sollte ich profaner werden, nicht so prätentiös, mehr für den Leser arbeiten.
An welcher Stelle sollte ich profan bleiben, an welcher empfiehlt sich eine Überdramatisierung – ich hadere damit.
Das ist mir zu narrativ. Du nimmst damit viel zu viel vorneweg. Man erfährt, dass sie es gezielt tut. Und hier berichtet jemand andres über sie. Ich würde mir überlegen, ob du nicht darstellst, dass deinem Prota sich die Frage stellt, ob sie immer schon so schick aussah oder ob ihm dies jetzt auf einmal nur besonders klar wird.
Das find eich auch eine tolle Idee, kann ich mir gut vorstellen im Text. Mal sehen, was ich daraus mache.
Habe mich gefragt, ob man das mit dem Begriff "Holländer" wirklich in der Geschichte benötigt. Es ginge auch, wenn du bei Rollwagen bleibst. Übrigens interessant, dass sie so genannt werden. Die Geschichte kommt ohne diese Info lässig aus.
Ich dachte, das wäre ein schönes und glaubhaftes Detail, klar kommt man auch ohne aus.
Hervorragender Satz. Damit schilderst du einerseits, was sie motiviert, sich ihm hinzuwenden, aber gleichzeitig erfährt man auch etwas über den Prota, nämlich, dass er ein sehr guter Beobachter ist. Die Art wie er sieht und was er sieht, macht ihn sympathisch, weil eine gewisse Empathie in seinen Beobachtungen steckt.
Schön, dass dir das gefällt und gut zu wissen.
flehend? hm....finde das zu übertrieben...sie sehnt sich, das ist ja schon intensiv genug, dieses Sehnen.
Ein Satz (bzw. dieses eine partizip), mit dem ich lange gekämpft habe. Es hat lediglich klanglichen Charakter, fand den Satz ohne blöd.
Hier habe ich nicht ganz begriffen, was du mit diesem lauten Knall willst. Wieso fällt sie so laut ins Schloss?
Ja, der Knall. Habe ich Probleme gehabt mit.
Die Idee: Natürlich fällt die Tür nicht so laut ins Schloss, aber da der Prota sich in diesem Falle ausgeschlossen fühlt von seiner geliebten Person (die Tür fällt hinter ihm zu und damit hat er sie zum letzten Mal gesehen), hat diese Geste riesige Wirkung auf ihn.
Wie konnte ich ohne Geschwafel an den Leser bringen, dass die Tür nicht wirklich so laut ins Schloss fällt, aber für den Prota damit eine ganze Welt verschlossen wird? Hatte ich große Probleme mit.

Am Ende habe ich nicht so genau begriffen, zu welchem Zeitpunkt ihr Mann die beiden erwischt. Ist es im Krankenhaus? Oder bei ihr zu Hause?
Bin ich oben ja schon drauf eingegangen. Finde ich schwer die Mitte zu finden zwischen aufdringlichen Infos und dem richtigen Maß an Hinweisen.
Ich dachte
Meine Augen suchten einen Orientierungspunkt, fanden sofort eines der Bilder von ihr und ihrem Mann.
reicht.

Und mir wird auch nicht so ganz klar, weshalb es für den Prota eine Strafe ist. Weil mir nämlich nicht ganz klar ist, was er denn von dem Ehemann eigentlich erwartet.
Also mit diesem letzten Absatz hatten viele hier Probleme und da muss ich noch genau rüberschauen, was der oder die Knackpunkte sind.
Ich hielt es für eine gute Idee, auf diese Weise das Ende der Beziehung und vorallem die Grundproblematik gerade dieser Beziehung aufzudeuten und worin diese zweifellos münden musste. Die Problematik mit dem Mann und dem Fremdgehen habe ich, genau wie meine Protas, immer unter der Oberfläche versteckt, ja verdrängt, wenn man so will, um die simple Wahrheit dann kurz und bündig dem Leser um die Ohren zu hauen, nach dem Motto: "was hast du denn gedacht?"

Finde es daher schade, dass dieser Teil gar nicht so gut rüberkam, vllt schaffe ich es, meine Grundideen mit den Interessen der Lesen zu ... vermählen.

Achja zum Titel:
Stellt wohl auch ein grundsätzliches Problem dar. Ich wollte eher schlicht bleiben beim Titel, das Interesse auf diese Weise wecken. Liebe und dann auch noch mit alten Frauen – was hat er sich denn dabei gedacht? So in etwa. :D

Danke für deine Zeit und Hilfe, deine Anreize helfen mir auf jeden Fall weiter.

Schöne Grüße


Hallo @Placidus ,

es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt, das ist ja meine halbe Miete. Danke für deine Meinung, ich schaue mir das mal an.

Ich schließe mich Iakita an, dass der Titel erstens etwas sehr direkt daher kommt, zumal zweitens Mara in der Sicht ihres Geliebten eben keine alte Frau ist. Das allgemeine "alte Frauen" klingt für mich der Heldin gegenüber eher abwertend.
Ok, den Titel werde ich mir noch zur Brust nehmen, das ist mir jetzt klar. Gerade über die Schlichtheit wollte ihc hier Interesse wecken.

Der Schluss hat mich ein bisschen irritiert. Das Thema, dass ein Teil eines heimlichen Liebespaares stirbt, ist für mich viel interessanter als die Frage, ob ein Paar vom Ehepartner erwischt wird. Da ich den Ehemann sonst nicht kenne, interessiere ich mich auch nicht sonderlich für seine Reaktion.
Über die Reaktionen bezüglich des Endes bin ich ein wenig enttäuscht, da hatte ich mir mehr erhofft, bzw. bin ich enttäuscht über mich selbst, meine Ideenkiste. Dass du den Fokus lieber auf den Tod des Partners als auf das Aus der Affäre sähst, finde ich interessant. Jedenfalls gibst du mir gründlich Aufschluss darüber, warum das Ende dir nicht zusagt.
Ich dachte es wird deutlich, dass nicht nur der Tod Maras imminent ist, sondern auch dass ein weiteres Wiedersehen (sei es post mortem) ausgeschlossen ist.
Das Ausgeschlossensein aus dem offiziellen Leben des Anderen, das man in der Affäre akzeptieren mag, wird im Todesfall kolossal. Das wird in deiner Geschichte zum Beispiel deutlich, als er das Krankenzimmer verlassen muss
Daher der Knall, den sonst keiner hören kann und den ansonsten wohl auch keiner verstanden hat :D
Ich frage mich: Wie verläuft dann die Beerdigung? Was bleibt für ihn von ihr?
Du hättest also lieber eine solche Szene als die mit dem Ehemann gesehen. Mal sehen, was ich daraus mache :confused:

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Liebesgeschichte zum Zeitpunkt der Erzählung schon in der Vergangenheit liegen könnte - waren die Beiden zusammen, als sie die Diagnose bekam?
Die Liebesgeschichte liegt in der Vergangenheit? Verstehe ich nicht so recht.
Also die Gegenwart des Erzählens ist die Krankenhausgeschichte, aus der heraus uns der prota erzählt, wie sie sich kennenlernten etc.
Mit Diagnose meinst du vermutlich die Gewissheit, dass sie sterben wird? Also nach meiner Idee gibt es nicht unbedingt eine Diagnose. Sie ist alt und wird sterben, so viel ist gewiss. Das Ende der Affäre, siehe Ende, liegt somit schon weit in der Vergangenheit. Oder was meinst du?


Danke für die interessanten Fragen und deine perspektive auf die Geschichte, ich werde versuchen, etwas daraus zu machen. :)

Auch dir noch einen schönen Tag!


Hallo @CoK ,

danke für deine Zeit und deine Gedanken. Auf einige orthographische Hinweise werde ich nicht weiter eingehen (bzw. Streichen von Wörtern).

Ja, der Titel ist es nicht und wird geändert, was genau, mal sehen. Ich wollte dieses Mal etwas profaneres haben, etwas, das auch ohne großes Getute die Aufmerksamkeit erregen kann, damit allerdings, habe ich mich wohl vergriffen.

Der Satz gefällt mir und ich denke du meinst das auch als Metapher: Dass die Menschen viel mehr Helligkeit in ihrem Leben brauchen, weil es da so viel Dunkles gibt.
Die Idee war, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: einerseits das Setting grob zu klären, andererseits die Gefühlswelt schon mal anzustupsen.
Hier verstehe ich nicht, was er da nicht versteht.
In des Protas Augen/Erinnerungen ist sie nur das Mädchen, das kaum älter als er ist. Natürlich weiß er, dass sie älter ist, er hat sich aber immer eingeredet, dass diese Barriere nicht exisitiert, hat sie sich jünger geredet, wollte es nicht wahrhaben – ein bisschen Traumwelt eben.
So die Idee.
Verstehe ich auch nicht, im Satz davor beschreibt er ihren alten Körper und dann sieht er den zarten Frauen Körper (den er ja auch, wenn ich es richtig verstanden habe, so jung gar nicht kennt)
Vllt ist "zart" dir hier ein wenig zu "jung" angehaucht? Diese adjektive haben mich auch vor eine kleine Herausforderung gestellt.
Er beschreibt den alten Körper, den er da vor sich hat, sieht aber in seinen Erinnerungen eben diesen "jungen" (sie war ja auch schon etwas reifer damals)
Sie ist doch noch keine 100 oder?
Dieser Satz ist nicht so angekommen, wie von mir erhofft, :D wird wohl ein Fall für die Darling-Gun.
Warum sagt er da nicht Freund (hast du eine Vorliebe für „nur“)
Ja, eines dieser "nurs" muss wohl weg.
Also mir gefällt das nicht dieser Widerspruch: junge zierliche und dann alte Mädchen Hand.
Auch hier ein Fall für die Darling-Gun. Vllt reicht es, wenn ich mich um die adjektive bemühe.
Warum sollte sie jemand am lachen hindern?
hmm, sehe ich ein. Muss umformulieren.
Klingt etwas verschachtelt: Warum willst du meine Nummer haben?
Ja, klingt gut.
in ihrem Gesicht braucht es nicht.
Das habe ich absichtlich so gelassen, um diesen versteinerten Gesichtsausdruck hervorzuheben. Mal sehen
Sie hatte es auch gefühlt,
Ja, hier die Frage:
"sie" bezieht sich auf "die urzeitliche Verbindung" im folgenden Nebensatz (eine Apposition, wenn mich nicht alles täuscht).
Normal würde man sagen: "Sie hatte es gefühlt." Aber durch den erläuternden Nebensatz ...
Ein lauter Knall den niemand hört gibt es nicht.
Der laute Knall. Tja, was mache ich damit. Hier scheiden sich ein wenig die Geister, wenn ich die kritiken richtig interpretierte. Auch eine Formuliereung, mit der ich mich sehr schwer getan habe. Muss ich ändern.
Verstehe ich nicht, ist sie denn auf einmal ganz alt geworden.
In seinen Augen war sie eben immer viel jünger. Diese Idee ist bei dir wohl nicht so recht angekommen :(
Das ist mir zu allgemein, denn es ist nicht bei jeder Frau so.
Ich denke, allgemeingültige Regeln gibt es nicht, wenn es um Menschen geht. Aber diese trifft sicher auf eine Handvoll zu und sie muss ja nur die Prota "treffen". Ein Regelwerk für die menschliche Psyche wollte ich hier nicht erstellen, würde ich mir auch niemals erlauben.
„Mann war“ würde mir besser gefallen
Dieses "primitive Tier" fand ich stärker und treffender, gerade im Bezug auf diese Szene. Das Hindeuten auf die natürlichen Triebe finde ich hier sexueller.
Sie sagt wir können das nicht mehr machen und er fragt nach Zimtkuchen?
glaube ich nicht …
Er weicht dem ernsthaften Aspekt dessen, was sie tun, aus, der Wahrheit. Das habe ich ja nicht aus einem Zufallsgenerator geholt ;)
Wenn etwas vorbei zieht, dann lebt man es doch nicht so intensiv.
Was für einen Überblick verloren sie?
Da gehe ich mit, die Wortwahl deutet Unerwünschtes an.
Ja. Kann nicht so gut mitfühlen.
Verstehe ich nicht. "Ja" oder "kann nicht mitfühlen?"
Was für eine Stimmlage? Ist sie sterbenskrank? Oder panisch?
Ich dachte, in der Situation wäre die Stimmlage eindeutig :lol:
Es hätte mir besser gefallen wenn du die Enttäuschung beschrieben hättest.
Ok, das nehme ich mir auf jeden Fall vor.
Für mich bist du etwas zu sehr an der Oberfläche geblieben, denn es muss da schon noch etwas mehr geben als am Anfang die körperliche Anziehung, was da zu wachsen beginnt, bis es Liebe zu einer älteren Frau wird.
Ich werde noch näher auf die Beweggründe des Protas eingehen, er bleibt wohl ein wenig schwammig.

Danke für diese zahlreichen Anmerkungen, klar nehme ich das mit. Wird sich zeigen, ob ich derer würdig bin.

Schöne Grüße!

 

Hallo @Putrid Palace :-)

hui, das ist ja ein sehr schwieriges Thema. Weil es ... so voll ist. Aber von vorne.

Alles subjektive Denke!

Deine Geschichte zieht für mich in eine sehr metaphysische, sagen-hafte Vorstellung von Liebe/Zuneigung ab (was ich weder positiv noch negativ meine, rein feststellend). Also, dein Text beschreibt eine Liebe als Schicksal, urzeitlich und in einer Art Ringen geboren, dem wir Menschen uns hilflos ausliefern lassen und lassen wollen. Die zeitliche Perspektive, das Erinnern - Erinnerungen, die der Beziehung zwischen zwei Menschen eine Struktur geben -, dann die bittere Gegenwart des gesundheitlichen Verfalls, der enorme Altersunterschied. Das ist eine Geschichte, in der vielleicht weniger die Liebe, die Motive der Beteiligten zum Vorschein kommt, als die "Zeit", die den Menschen in seinem Handeln und Tun ziemlich minimal werden lässt. Wenn du - entschuldige das Bild - diesen Text ins Weltall schießt, in einen steilen, sehr, sehr steilen Orbit, ich denke, er wird um eine griechische Sage kreisen. Ganz weit entfernt. Es gibt Schicksal. Es gibt Mächte über uns, die diese Minimenschen auf der habitablen Kruste Erde herausfordern. Die das wagen. Die dann aber, muahaha, bestraft werden. Nicht auf zwanzig Tagessätze sondern auf Steinekloppen im Teutoburger Wald. Bis in die EWIGKEIT. Uff.

Natürlich kann man sich fragen, ob es ein bestimmtes Motiv braucht. Sicher, irgendwo beginnt hier die Küchenpsychologie - irgendwas aus früher Kindheit, irgendein Mama-Papa-Komplex - und ich sehe schon den Literaturtechniker nach der passenden Mutter suchen. Ich frage mich nur ... was wäre denn ein plausibles Motiv? Hm ...

Ich kann mir vorstellen, dass du dieses "schicksalshafte", das "Ausgesetztsein" des Menschen, das "Akzeptieren von Liebe" und das "Verteidigen dieser Liebe" gegen irgendwas, sei es Normen, sei es eigene Ansprüche, deiner Geschichte eher gerecht wird als ein bestimmtes Motiv, warum der Ich-Erzähler diese besondere Form der Zuneigung empfindet.

Sie marschiert durch das Zimmer, überprüft die Betten, schaut auf die Monitore, macht Notizen.
Eine sehr technisch-routinierte Krankenpflegerin, schönes Detail.

Wir arbeiteten Nachtschicht in einer Großwäscherei. Textilreinigung für Betriebe, die selbst nicht die Kapazitäten hatten: Kindergärten, Hotels, Kliniken, Theatergarderoben. Die Halle war groß und man sah sich nur gelegentlich, unter den Frauen dort war sie nur eine von vielen. Irgendwann hat sie angefangen sich schön zu machen: Enge Jeans, Ohrringe, Make-up. Ich dachte nicht darüber nach, vermutlich vergingen Monate, bis ich begriff.
Hier könnte man die Nacht atmosphärisch ausbauen. Die Nacht als Raum, in dem sich eine solche Liebe entfalten kann. Das versetzt diese Beziehung ins Abnormale, ins Ungewöhnliche.

Ich erkannte ihr Verlangen, ihre Sehnsucht.
Das ist sehr erklärend und zusammenfassend, das könnte man streichen.

Den Dialog ...

"Hey, Mara. Gibst du mir deine Nummer?" Sie lächelte, aber als sie begriff, was ich gesagt hatte, wurden ihre Augen groß und sie vermied Blickkontakt. Ich sah verstreut durch die Gegend, merkte, dass die anderen Frauen schnell wieder die Köpfe wegdrehten.
"Was meinst du?" Sie spielte die Ahnungslose. Hatte gedacht, sie würde es mir einfacher machen. Ich hielt ihr mein Handy hin.
"Deine Handynummer."
"Warum solltest du meine Nummer haben wollen?"
"Na ja, weil ... ." Die anderen Frauen tauschten Blicke. Mein Hals war staubtrocken.
"Weil ich dich gern habe?" Eine Flamme huschte durch ihre grauen Augen, aber sie drehte sich weg, schüttelte den Kopf. Ich verstand nicht, hielt ihr noch einmal das Handy unter die Nase. Sie sah mich ohne Regung in ihrem Gesicht an, als wären wir uns nie zuvor begegnet.
"Ich habe einen Mann."
Ich weiß nicht, ob es eines Dialogs bedarf. Natürlich, er macht das ganze scheinbar lebendig, jedoch spricht hier der Erzähler aus Erinnerung. Vielleicht eher mit einer indirekten Rede arbeiten? Und dann nur auf die Handynummer konzentieren? Ob sie meine Handynummer haben möchte?
Ihre Erinnerungen waren meine Zukunft, jeder gemeinsame Traum ein Paradoxon.
Hier steckt viel Konflikt, Paradoxon, die zwanzig Jahre Unterschied. Man könnte die Gefühle stärker ausbauen. Aber gut, das nur als Idee.

Ein Ruck holte mich aus einem Schlummer. Meine Augen suchten einen Orientierungspunkt, fanden sofort eines der Bilder von ihr und ihrem Mann.
Hm ja, da ist der Mann, da ist der Betrug. Andererseits ... ist das wirklich das Thema der Geschichte? Das wirkt nach einem Spannungsbogen, der den Leser halten soll. Schwierig, ich weiß auch nicht, wie man damit umgehen soll.

***

@Putrid Palace, das war nicht viel, das waren nur ein paar Gedanken zu deiner Geschichte. Ich hoffe, du verstehst, was ich sagen wollte. Ich meine nicht, dass du eine Sage schreiben sollst oder etwas Über-Bombastisches, sondern mir geht es eher um die innere Haltung, mit der du an die Geschichte gehst. Quasi den Filter, den du beim Schreiben aufsetzt. In welche Richtung du schreiben willst.

Nimm', was du brauchen kannst :-)

Lg
kiroly

 

Hallo @Putrid Palace

CoK schrieb:
Ja. Kann nicht so gut mitfühlen.
Verstehe ich nicht. "Ja" oder "kann nicht mitfühlen?"

Schöner Satz: „Ja. Kann ich so gut mitfühlen.“ (Sorry hab nicht aufgepasst manchmal macht mein iPad was es will)

Liebe Grüße
CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Katta ,

danke für deinen Komm und deine ausschweifenden Gedanken. Da war ganz schön was dabei, ich versuche mich mal daran.

als erster Satz ist er mir einfach zu bedeutungsschwanger,
Ich suche noch nach dem perfekten Gebräu aus interessantem aber bescheidenem Einstieg. Deine GEdanken dazu finde ich interessant, vllt kann ich sogar diesen Satz noch entsprechend umformen.
Wieso bleibt er nicht einfach bei der Situation in der er sich befindet, damit würde er auch mich in der Situation verorten, statt bei mir das Schubladendenken aufzumachen.
Da war mir gar nicht bewusst, dass ich da eher bei der Situation bleiben sollte bzw. allgemeine Formulierungen nur störend wirken. Danke für den Hinweis.
Wenn du nicht ausführst, warum er beinahe froh ist, dann kann es auch weg. Das führt ja nirgendwohin. Ich finde auch die örtliche Beschreibung seines Sitzplatzes schwierig, weil sie einerseits sehr konkret ist, mir andererseits aber über den Raum nicht viel sagt und ich erst ins Stolpern kam, weil ich die Ecke neben der Tür nicht mit "neben dem Bett" verbunden hatte,
Hier bin ich davon ausgegangen, dass man dieses "froh sein über die Dunkelheit" mit den Zuständen der Patienten in Verbindung bringt. Er ist froh, dass er den Zustand seiner Geliebten nicht so deutlich sehen muss. Vllt muss ich da deutlicher werden?

Und über den Sitzplatz werde ich noch einmal nachdenken.

Woher weiß der Erzähler, dass jeder Atemzug den Greis unmögliche Kraft kostet? Vielleicht könntest du ja diese Beobachtung teilen, statt der Interpreation dieser Beobachtung. Zudem finde ich "unmögliche Kraft" schwierig, er atmet doch, also kostet es ihn zwar mglw viel Kraft, aber doch mögliche Kraft, oder?
Seltsam, dass das sonst niemand angesprochen hat, hatte das schon sehnsüchtig erwartet. Werde mir etwas anderes überlegen bzw. mehr Richtung "show" neigen.
Der letzte Satz nimmt vorweg, was noch kommen soll, das finde ich unglücklich für den Spannungsbogen,
Das verstehe ich nicht so ganz. Ich habe das Gefühl, dieser Punkt stellt eine Schlüsselrolle in der Interpretation deiner Leseweise dar, so richtig greifen kann ich ihn aber nicht.
Das mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten habe ich nicht verstanden.
:lol: Das tut niemand. Schön, kommt weg.
Insgesamt ist es mir an manchen Stellen etwas dick aufgetragen
Hier kann ich nur sagen: Ich experimentiere mit dem richtigen Maß an Drama, muss noch abwägen, wann es an der Zeit ist, zu übertreiben, und vor allem wie viel.
Man sah sich nur gelegentlich ... Wer ist denn man? Und unter den Frauen war sie nur eine von vielen ... du handelst Monate ab ... klar, das kann man machen, aber hier funktioniert es für mich nicht ... du machst es dir hier eher zu leicht. Also entweder es ist wichtig, dann beschreib mir das doch bitte, oder es ist nicht wichtig, dann vielleicht einfach streichen?
Interessanter Punkt, der mich dazu bewegt, diesne Teil noch einmal zu überdenken. Wichtig war es für mich (oder in meinen Augen für den Text) nur als Überleitung, vllt muss ich da noch genauer werden.
Auch da handelst du einen großen Zeitraum mit ein paar Sätzen ab, dadurch bleibt es sehr distanziert.
Verstehe ich, gut zu wissen.
Ich will endlich näher ran, ich will die Personen kennenlernen, über die du hier schreibst.
Ist angekommen :D
Die Szenen im Krankenhaus, da verstehe ich die Funktion nicht. Worum geht es denn in deinem Text? Was ist denn das zwischen den beiden?
Bei der Geburt des Textes stand dieser Altersunterschied im Vordergrund, damit zusammenhängend die damit einhergehenden Konflikte, ultimativ das verfrühte Abschiednehmen.
Der Aufbau des Textes, der Wechsel zwischen Gegenwart im Krankenhaus und erzählter Vergangenheit, war für ein Experiment, ein Lernanstoß. Mir war bewusst, dass das für Reibungen mit dem Leser sorgen würde, ich war gespannt, welche genau das sein würden ;).


Ich bin nicht auf alles eingegangen, was du mir da hinterlassen hast, werde mir das zur Überarbeitung sowieso nochmals vornehmen. Danke auf jeden Fall für die vielen vielen Gedanken, da war viel dabei, was ich konkret so verarbeiten kann. Ob ich daraus etwas machen kann, ist eine andere Frage :lol:. Super Kommi, danke dafür.

Grüße


Hallo @Fernschreiber ,

danke fürs Lesen und für deine Zeit. Schön, dass manche Aspekte meiner Geschichte bei dir so gut angekommen sind, habe ich ja immerhin etwas richtig gemacht. ;)

Ich schließe mich auch darin an, dass ich gerne mehr über die Hintergründe gelesen hätte. Warum findet er sie anziehend, warum betrügt sie ihren Mann, wie sehr unterschiedlich sind ihre beiden Welten?
Wenn es einen Konsens der Kritiken gibt, dann ist es wohl dieser (und der Titel). Eben dieser Thematik werde ich wohl noch mehr Masse verleihen.
Für mich hätte es auch den Seitenast mit dem Ehemann nicht oder nicht in der Breite gebraucht.
Auch interessant, dass für viele dieser Teil komplett aus der Geschichte fällt, gut, wieder was dazugelernt. Ich weiß nur noch nicht, was ich daraus machen werde, fiele dieser letzte Teil nun komplett weg, wird die Geschichte schon brutal umstrukturiert, das wird keine leichte Aufgabe. Aber gut, der Leser ist King.
Ich fand auch das ganze sexuelle etwas aufgesetzt. Nenn mich gerne prüde, aber diese Anziehung und das was zwischen den beiden ist, scheint doch mehr zu sein als Sex und Würgen, oder? Ich bin da eher ein Fan von Andeutungen, beziehungsweise es komplett der Fantasie der Leser*innen zu überlassen und das wirkte beim Lesen auf mich ein bisschen wie ein Fremdkörper.
Erotik finde ich sehr sehr schwierig, der Grat zwischen Aphrodisiakum und Lächerlichkeit ist quasi nicht existent, der totale Ausfall ist schnell erreicht. Für mich war es ein Experiment, mit Erotik habe ich mich in diesem Rahmen noch nicht befasst. Da du als erster darauf zu sprechen kommst, gehe ich davon aus, dass ich mich da einigermaßen gemacht habe, zumindest keinen erwähnten Totalausfall provoziert habe. Ich kann deinen Punkt nachvollziehen, auch in meinen Augen findet Erotik hauptsächlich im Kopf statt, man denke an ein Topmodel oder einen Adonis, nur als Beispiel, sprich: Jeder hat da die perfekten Vorstellungen bereits im Kopf. Vage Andeutungen reichen da schon aus, das ist auch meine Erfahrung mit Erotik in Literaturform. Ob ich dahingehend in die Geschichte eingreifen werde, mal sehen. Vllt werde ich abflachen.


Danke für deine Meinung, für die Gedanken und Anregungen. Achja der Titel: Ist schon klar, niemand mag den Titel. :D


Grüße


Hallo @josefelipe ,

danke für deinen Besuch, fürs Lesen. Witzig, dass dir als einziger der Titel zugesagt hat. Durch das Derbe in "alte Frauen" habe ich versucht hier Neugier zu wecken, wenigstens ist es zum Teil gelungen.

Schon ein Individuum kann sich in bestimmten Situationen so verhalten, wie man das nie und nimmer für möglich gehalten hätte
Das sagst du was. Die Geschichten aus dem wahren Leben hier niederzuschreiben, würde einem keiner abkaufen, sie wären sicher zu unrealistisch. Wie Menschen sich eben so verhalten, das ist zumeist unauthentisch, nicht mit dem klassischen Bild des Menschen in unseren Köpfen vereinbar. Dass du so eine Geschichte nun unter diesem Vorbehalt unvoreingenommen lesen kannst, das spricht wohl von Lebenserfahrung.
Nur Fassade!? Ein Fall für den Psychologen, oder gar Psychiater?
Ein wenig wohl schon, jener würde ihm vllt raten, sich besser zu überlegen, was er denn da eigentlich tut, aber Liebe ist eben ein Fall für den Psychiater. :sealed:
Ich, der Leser, fühle mich gut dabei. Der Autor bemüht sich (außer egozentrischen Motiven wie den Nobelpreis für Literatur usw.) um mein Wohlbefinden, will mir Lesekomfort bieten
Danke für das tolle Lob, dass jemand sieht, ich habe mir damit Mühe gegeben (oder es versucht), macht die Arbeit lohnenswert.

Schön, dass du vorbeigeschaut hast, auf ein Baldiges!

Grüße

 

Hallo @kiroly ,

danke fürs Lesen, für die interessanten Gedanken. Deine Meinung hinsichtlich Charakter der Geschichte sind auf jeden Fall mal was Neues. Fiel mir erst schwer, das einzuordnen, aber ich glaube mittlerweile blicke ich ganz gut durch.

Natürlich kann man sich fragen, ob es ein bestimmtes Motiv braucht. Sicher, irgendwo beginnt hier die Küchenpsychologie - irgendwas aus früher Kindheit, irgendein Mama-Papa-Komplex - und ich sehe schon den Literaturtechniker nach der passenden Mutter suchen. Ich frage mich nur ... was wäre denn ein plausibles Motiv? Hm ...
Es braucht für dich also kein spezielles Motiv für den Prota, so verstehe ich das jetzt. Das wurde so viel angesprochen, da steht für mich fest: Der Part wird definitv ausgebaut, das Innere des Protas eingehender beleuchtet. Die passende Mama? Ja, vllt, aber es kommen meistens auch noch andere Hintergründe, Charakterzüge in Frage, die als fruchtbarer Boden für so sonderbare Vorlieben fungieren, da möchte ich nicht pauschalisieren.
Ich hatte die Motive des Protas ursprünglich rudimentär im Text und schließlich gänzlich entfernt. Wenn es dich interessiert:
Der Prota mochte einerseits die Liebe, die ihm entgegengebracht wurde, das Gefühl begehrt und gebraucht zu werden, andererseits sah er in der älteren, reiferen Frau auch die Chance auf eine reifere Beziehung (Er sieht zwar das Mädchen in dieser Frau, es hat aber nichtsdestotrotz einige Jahre mehr Erfahrung). Ich wollte auch erst vermitteln, dass er es jetzt ist, der da mit seiner Liebe wieder irgendwie ins Klo gegriffen hat (ein bisschen) und nun derjenige ist, der am Sterbebett sitzt und trauert und ja doch nicht so recht dazugehört. Vllt dräut das ein wenig unter der Oberfläche, letztendlich war mir das aber zu viel und zu widersprüchlich, da habe ich den Fokus auf die Beziehung selbst gelenkt.
Also das war meine ursprüngliche Intention dazu.

Hier könnte man die Nacht atmosphärisch ausbauen. Die Nacht als Raum, in dem sich eine solche Liebe entfalten kann. Das versetzt diese Beziehung ins Abnormale, ins Ungewöhnliche.
Diesen Ansatz habe ich beim Planen der Geschichte im Sinn gehabt, er hat es nur nicht in die fertige geschafft. Zweifellos ein Thema, sieht doch die Welt in der Nacht anders aus als die am Tage. Ich hatte nur befürchtet, dass das den Leser auf eine falsche Fährte locken könnte oder das am Ende irrelevant sein würde, dass eben dieser "abnormale Touch" nicht zur Integrität der Geschichte beitrüge.
Das ist sehr erklärend und zusammenfassend, das könnte man streichen.
Diese Stelle werde ich mir noch vornehmen, gerade im Rahmen der Motive des Protas. (hinsichtlich dieser Liebe)
Ich weiß nicht, ob es eines Dialogs bedarf. Natürlich, er macht das ganze scheinbar lebendig, jedoch spricht hier der Erzähler aus Erinnerung. Vielleicht eher mit einer indirekten Rede arbeiten? Und dann nur auf die Handynummer konzentieren?
Den Dialog fand ich hier, wie du schon sagst, lebendiger, näher. Außerdem habe ich dadurch die Möglichkeit, Spannung aufzubauen, jedenfalls war das mein Gefühl. Ich hätte da am liebsten noch mehr DIalog eingebaut, fand das aus dem von dir erwähnten Grund unpassend. Und dass dann gerade da, an dieser Stelle, der einzige Dialog stattfindet, das verstärkt dessen Wirkung, so dachte ich.
Hm ja, da ist der Mann, da ist der Betrug. Andererseits ... ist das wirklich das Thema der Geschichte?
Für mich schade, dass dieser Teil in den Augen der meisten Leser so aus dem Rahmen fällt, ich verstehe die Bedenken allerdings. Bin gespannt, wo das hinführt.
Ich meine nicht, dass du eine Sage schreiben sollst oder etwas Über-Bombastisches, sondern mir geht es eher um die innere Haltung, mit der du an die Geschichte gehst. Quasi den Filter, den du beim Schreiben aufsetzt.
Ich meine darin verstanden zu haben, dass der Sprachstil der Geschichte (das Überdramatisieren, die Art der Metaphern, bestimmte Formulierungen hinsichtlich Liebe) diese eher in eine fantastische Ebende abdriften lässt, sagenhaft, wie du sagtest.
Einerseits bin ich ein Freund von Überdramatisierung (weil ich glaube, dass wahre Gefühle in reiner, trockener Textform darzustellen diesen nicht gerecht werden kann), andererseits betrachte ich das als Übung; das richtige Maß an Drama, die passende Stärke der Metaphern versuche ich in den Tiefen der literarischen Vielfalt noch auszuloten. Deine Meinung hilft mir dabei natürlich, interessanter Ansatz :lol:


Gut, gut, ich nehme die Gedanken mit und baue sie ins Gesamtbild ein. Danke für deine Eindrücke, für die Zeit, einen schönen Tag noch!

MfG

 

Der Prota mochte einerseits die Liebe, die ihm entgegengebracht wurde, das Gefühl begehrt und gebraucht zu werden, andererseits sah er in der älteren, reiferen Frau auch die Chance auf eine reifere Beziehung (Er sieht zwar das Mädchen in dieser Frau, es hat aber nichtsdestotrotz einige Jahre mehr Erfahrung).

Hallo @Putrid Palace,

ich denke, dass hier ein Motiv liegt: Was ist eine reife Beziehung? Warum empfindet der Protagonist die Beziehung als reifer? Was ist seine Vorstellung von "Reife"? Ist es die Fähigkeit, Dinge auszudiskutieren, ist es die sexuelle Erfahrung, ist es emotionale Akzeptanz? Dann die hier hart formulierte Frage: Wann endet die Reife? Wann beginnt Alter? Kann Reife überhaupt enden?

So ganz spontan rasch geantwortet,
kiroly

 

"Ich habe einen Mann."

Der Titel sticht natürlich einem, der gerade die Schwelle zum achten Jahrzehnt überschritten und zudem einen Hang zur Etymologie (nebst Mythologie, aber auch Historie und Sozialwissenschaften, der aber auch keine Schrecken in angewandter Mathematik sieht) hat, förmlich ins Auge und das Interesse wächst mit dem ersten Satz, da der gleiche Bursche 20 lange Jahre sich mit einer Direktion eines katholischen Krankenhauses herumschlagen musste, das dem verqueren Minimax-Prinzip des Kapitalismus folgte: mit geringsten Mitteln (worunter dann wohl auch der Verstand fällt) den höchsten Ertrag zu erwirtschaften. Damals übe den Pflegetag (Leute wurden länger "versorgt" als nötig), heute über die meistversprechende Diagnose ...

Tatsächlich aber gerade eben, 20 Jahre später über einen der Nachfolger sich an den Kopf fasste und ihn am liebsten gewürgt hätte, als der kurz vor Einbruch der Pandemie darüber in einer Tageszeitung jammerte und sich entrüstete, dass die Krankenkassen „seine“ Rechnungen prüften!

Daran musste ich denken, als ich den dritten Satz hier las

Im Bett neben ihrem liegt eine Frau mit Elefantenfüßen und gegenüber ein Greis, dem jeder Atemzug unmögliche Kraft kostet.
Wo ich zunächst stutze, denn es ist ungewöhnlich – auch in der Geriatrie – dass Männlein und Weiblein auf einem Zimmer liegen,

liebe @Putrid Palace,

was nix in pandemische Zeiten bedeuten muss.

Das zwote ist der Titel.

Was ist Liebe?

Die Zeit hat dazu im Dezember 2013 eine Umfrage gestartet und satte 40 verschieden Antworten von einer 7-jährigen bis zu 80jährigen im Zeitmagazin (ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.) veröffentlicht. Die markantesten kamen von einer relativ jungen Frau (Anke Engelke, ich zitiere aus dem Kopf, „nicht an sich denken müssen, das tut schon ein anderer“, und der antipodischen Yoko Ono, dass man sich wohl fühle, ohne sich darum bemühen zu müssen.

Ich behaupte, „Liebe“ ist zunächst mal nur ein Wort, das heute vom gern haben von diesem und jenem bis hin zu anderen Lebewesen bis zur vollständigen Identifikation mit einem andern reicht – wobei der animalische Teil vom sozial/kulturellen zu trennen ist und im Hexeneinmaleins aus zweien eins macht – von der dann wieder die Liebe zum Menschen schlechthin zu unterscheiden ist und sich kulturell gesehen als Nächstenliebe äußert, der ich gerne politisch die Solidarität draufsetze – und da ist das Pflegepersonal i. d. R. ein leuchtendes Beispiel (selbst wenn es ein Interesse gibt, in der Hierarchie aufsteigen zu wollen), dass mir schon der zwote Satz aufstößt, wenn es heißt

Jemand macht die Tür auf und schaltet das Licht ein. Ich erschrecke, aber es ist nur die Schwester, die Nase in ein Klemmbrett vergraben.
Warum das herabwürdigende und einschränkende „nur“ mit dem verschwiegenen „lediglich“? Wäre beim Arzt (oder vielleicht schon der Oberschwester) eine andere Klassifikation erfolgt?

Weg mit dem „nur“!

"Sie sind der Sohn?", fragt sieKOMMA ohne aufzublicken.

… unter den Frauen dort war sie nur eine von vielen. Irgendwann hat sie angefangen sich schön zu machen: Enge Jeans, Ohrringe, Make-up. Ich dachte nicht darüber nach, vermutlich vergingen Monate, bis ich begriff.
Warum der kurzzeitige Gezeitenwechsel?

Und wie darf ich den Satz verstehen?

Die Terrasse der Cafeteria ist voll von Jungen und Mädchen mit ihren Kindern.

"Man. Wie spät ... ."
Auslassungspunkte ersetzen in aller Regel den Abschlusspunkt (anders gesagt, in der deutschsprachigen Literatur braucht man nur bis drei zählen können).

Gleichwohl, gern gelesen,
wobei mich interessierte (vorsicht, Konjunktiv!), wie der Mann als die reale & theoretische Unbekannte dazu steht. Eher weltoffen oder auf Besitz pochend ...

 

Hey @Putrid Palace,

Hier bin ich davon ausgegangen, dass man dieses "froh sein über die Dunkelheit" mit den Zuständen der Patienten in Verbindung bringt. Er ist froh, dass er den Zustand seiner Geliebten nicht so deutlich sehen muss. Vllt muss ich da deutlicher werden? Und über den Sitzplatz werde ich noch einmal nachdenken.
Mir ging es vorwiegend um das "beinahe froh sein". Wieso nur beinahe?

Das verstehe ich nicht so ganz. Ich habe das Gefühl, dieser Punkt stellt eine Schlüsselrolle in der Interpretation deiner Leseweise dar, so richtig greifen kann ich ihn aber nicht.
Das ist auch nicht zu verstehen. Ich habe ja simultan gelesen und den Kommentar geschrieben und es fühlte sich an, als wäre dieser Satz eine Zusammenfassung dessen was kommt oder so. Aber ich glaube, ich habe ihn nur nicht verstanden :sealed:

Bei der Geburt des Textes stand dieser Altersunterschied im Vordergrund, damit zusammenhängend die damit einhergehenden Konflikte, ultimativ das verfrühte Abschiednehmen.
Ja, das mit dem Altersunterschied ist klar. Aber das mit dem verfühten Abschiednehmen war mir nicht klar. Über das Alter wird ja nirgendwo etwas geschrieben (oder habe ich es überlesen?) und da wird sich ja dann jeder Leser sein eigenes Bild machen. Ich dachte, die Dame liegt im Krankenhaus weil sie erkrankt ist, nicht weil sie schon so alt ist. Sollte das mit dem Jahrhundert vielleicht wirklich bedeuten, dass sie schon 100 Jahre alt ist :eek:

Ich habe ja auch keine Ahnung, deswegen solltest du natürlich alles was ich schreibe als persönliche Meinung betrachten, aber eine Überlegung von mir ist auch, dass du noch mal über die Perspektive nachdenken könntest, im Sinne von Erzählposition (wobei das sicher nicht der wissenschaftlich korrekte Begriff ist). Der erste Satz deutet an, dass es um Menschen geht im Allgemeinen, das fühlt sich an, hmmm, keine Ahnung wie eine auktoriale Perspektive, eben wie ein Blick auf die Welt der Menschen, als ginge es darum herauszufinden was das Wesen der Menschen ist oder der Liebe. Das wird dann aber durch den zweiten Satz irgendwie zunichte gemacht, weil: Ich sitze ... dann eben sehr konkreter Einzelfall und szenisch ist, deswegen schrieb ich, sei doch gleich von Anfang an in der Szene. Ich finde aber grundsätzlich auch diese metaphysische Sicht toll und in Verbindung mit der Ich-Perspektive auch sehr interessant. Das meine ich mit Perspektive. Die Metaphysik kommt nicht so richtig durch mMn, nur in Ansätzen an manchen Stellen, darum war meine Idee dich mehr auf das Szenische zu konzentrieren, aber wenn du diese metaphysische Perspektive stärker herausarbeitest, fände ich das toll.

Viele Grüße
Katta

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für die ganz spontane rasche Antwort @kiroly

ich denke, dass hier ein Motiv liegt: Was ist eine reife Beziehung? Warum empfindet der Protagonist die Beziehung als reifer? Was ist seine Vorstellung von "Reife"? Ist es die Fähigkeit, Dinge auszudiskutieren, ist es die sexuelle Erfahrung, ist es emotionale Akzeptanz? Dann die hier hart formulierte Frage: Wann endet die Reife? Wann beginnt Alter? Kann Reife überhaupt enden?
und für die Anreize.

Schönen Tag noch, bis bald und

schöne Grüße


Hallo @Friedrichard ,

danke für den erneuten Kommentar, ich habe wohl um deine Gunst mich verdient gemacht, wie ich das anstellte, sollen doch die Sterne wissen.

Der Titel sticht natürlich einem, der gerade die Schwelle zum achten Jahrzehnt überschritten und zudem einen Hang zur Etymologie (nebst Mythologie, aber auch Historie und Sozialwissenschaften, der aber auch keine Schrecken in angewandter Mathematik sieht) hat, förmlich ins Auge
:D Sehr interessant, dass der Titel bei der älteren Herrenschaft seine volle Wirkung entfalten konnte, wo er ansonsten eher auf salzige Augen traf. Wobei ich das reiche Kommentieren hier als Hinweis darauf nehme, dass er ja doch irgendwie funktioniert hat.
Wo ich zunächst stutze, denn es ist ungewöhnlich – auch in der Geriatrie – dass Männlein und Weiblein auf einem Zimmer liegen,
Interessant, gut zu wissen.
Was ist Liebe?
Da hat wohl jeder seine eigenen Vorstellungen, vermutlich gibt es davon so viele Arten, wie es Menschen gibt? Frau Engelke und co. kommen einem notorischen Bilde wohl schon ganz nah, wer würde das so nicht unterschreiben – und dennoch, ganz heimlich, ein wenig widersprechen?
Warum das herabwürdigende und einschränkende „nur“ mit dem verschwiegenen „lediglich“? Wäre beim Arzt (oder vielleicht schon der Oberschwester) eine andere Klassifikation erfolgt?
Die herabstufende Funktion des Wortes ist hier keinenfalls auf den Ruf der Eintretenden fixiert, sondern auf den Grad der von ihr ausgehenden Gefahr (könnte es sich doch um den Ehemann handeln). "nur" sollte hier ein frühzeitiger Hinweis sein, blöd nur, dass es so missverstanden werden kann. Ich überlege mir etwas.
Und wie darf ich den Satz verstehen?
"Die Terrasse der Cafeteria ist voll von Jungen und Mädchen mit ihren Kindern."

So, wie du möchtest :D. Das war einerseits als Hinweis auf das fortgeschrittene Alter des Protas gedacht, andererseits wollte ich den Verdacht abwehren, es könnte bei Jungen und Mädchen in dieser Geschichte um Kinder handeln. Wenn diese selbst schon Kinder haben, so müssen sie ja erwachsen sein, nein, wenn das Wort "Mädchen" oder "Junge" in dieser Geschichte erwähnt wird, dann ist ein ausgereifter Mensch damit gemeint.

wobei mich interessierte (vorsicht, Konjunktiv!), wie der Mann als die reale & theoretische Unbekannte dazu steht. Eher weltoffen oder auf Besitz pochend
Die Liebe mit materiellen Dingen in Verbindung zu bringen, das kommt mir nicht in die Tüte, da sprechen wir eher von ...
Und die Intentionen/Motive des Protas werde ich noch ausführlich in die Geshcichte einbauen, das ist in dieser Version etwas knapp geraten.


Danke auch für die Orthographie, für deine Zeit, bleib gesund in dieser Epoche, einen schönen Tag noch und

schöne Grüße

Hallo @Katta ,

danke für die erneute Rückmeldung, da verstehe ich deinen ersten Kommi gleich viel besser :D.

Mir ging es vorwiegend um das "beinahe froh sein". Wieso nur beinahe?
Achso. Das hatte schon jemand angesprochen und ist in der überarbeiteten Version bereits eliminiert.
Das ist auch nicht zu verstehen. Ich habe ja simultan gelesen und den Kommentar geschrieben und es fühlte sich an, als wäre dieser Satz eine Zusammenfassung dessen was kommt oder so. Aber ich glaube, ich habe ihn nur nicht verstanden
:D
a, das mit dem Altersunterschied ist klar. Aber das mit dem verfühten Abschiednehmen war mir nicht klar. Über das Alter wird ja nirgendwo etwas geschrieben (oder habe ich es überlesen?) und da wird sich ja dann jeder Leser sein eigenes Bild machen. Ich dachte, die Dame liegt im Krankenhaus weil sie erkrankt ist, nicht weil sie schon so alt ist. Sollte das mit dem Jahrhundert vielleicht wirklich bedeuten, dass sie schon 100 Jahre alt ist
Ok, also, nein, genau beziffern tue ich das Alter nicht. Dachte, das kommt ungefähr rüber, vllt muss ich da noch präzisieren.

Zu dem Jahrhundert: Ich wollte damit die Sicht des Protas auf den Altersunterschied verdeutlichen. Er hat diese ältere Frau immer als viel jünger (wenn auch nur geistig) betrachtet, und nun haben die verstreichenden Jahrzehnte bei ihr (scheinbar) eine verheerende Wirkung auf den Körper (er ist zwanzig Jahre älter geworden, sie scheinbar ... 100). Das ist, glaube ich, bei niemandem so recht angekommen und ich habe mich bereits damit abgefunden, das zu streichen.

aber eine Überlegung von mir ist auch, dass du noch mal über die Perspektive nachdenken könntest, im Sinne von Erzählposition
Ich dachte erst, du meinst Erzählhaltung ... aber nein, du meinst wohl das, was ich als Autor letztendlich mittels Erzähler auszudrücken suche. Bzw. die Richtung des Erzählstils, die Kernbotschaft.
Der erste Satz deutet an, dass es um Menschen geht im Allgemeinen, das fühlt sich an, hmmm, keine Ahnung wie eine auktoriale Perspektive, eben wie ein Blick auf die Welt der Menschen, als ginge es darum herauszufinden was das Wesen der Menschen ist oder der Liebe. Das wird dann aber durch den zweiten Satz irgendwie zunichte gemacht, weil
Interessant, wie sich die Geschichte für dich an dieser Stelle in ihrer Grundthematik/Perspektive scheidet. Diese Ansicht hilft mir auf jeden Fall, besser einschätzen zu können, wie ich demgemäß vorzugehen habe, um deutlicher an den Leser zu bringen, was ich beabsichtige. Ob ich da in die Metaphysik einsteigen möchte bzw. tiefer gehen möchte, das muss ich mir noch überlegen, da steckt auch leider immer etwas prätentiöses mit drin.


Danke für deine Zeit und die wiederum interessanten Gedanken. Klar betrachte ich das als persönliche Meinung, aber die braucht es ja, um Fortschritt zu ermöglich. Zumindest hier, in diesem Rahmen.

Schöne Grüße

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom