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Liebe Politiker...
Liebe Politiker
Eigentlich bin ich gar nicht in der Lage dies zu schreiben, denn dank Pisa ist mir endlich klar geworden, dass ich eigentlich nicht lesen kann und dass das mit dem Schreiben bis jetzt immer eine Illusion war. Mit meinen erst 18 Jahren, von denen ich denen ich bisher 12 in einer Einrichtung namens Schule verbracht habe, bin ich natürlich auch völlig inkompetent, Zusammenhänge in der Politik zu begreifen und damit liegt es mir natürlich auch völlig fremd eigenständig Fragen zustellen, denn ich bin ja völlig abhängig von der Meinung anderer.
Liebe Politiker,
meiner eigenen Unfähigkeit bewusst, danke ich ihnen, dass Sie die Entscheidungen über die Einrichtung namens Schule, in der ich einen Großteil meines Tages verbringe über meinen Kopf hinweg entscheiden, da Sie sicher viel kompetenter als ich es jemals sein werde, sind. Das ist ja ihr Job.
Ich bin mir sicher, dass die langen Debatten in denen Sie sich gegenseitig Unfähigkeit vorwerfen, und so viel Gutes versprechen was Sie tun werden, nur zu meinem Besten sind! Und wenn Sie die ganzen Versprechen nach den Wahlen nicht einhalten könne, kann ich das auch verstehen, denn natürlich gibt es wichtigere Dinge, als die kleinen Kinder, die sowie so viel glücklicher sind, wenn sie vor ihrem Computer sitzen können, weil ihr Unterricht ausfällt. Denn natürlich ist es auch sehr Vorteilhaft, wenn man den sozialen Kontakt in der Schule untereinander durch die verkürzten Zeiten auf ein Minimum reduziert, denn so können sicher die Kinder gar nicht erst lernen wie man sich z.B. prügelt und das senkt sicher die Kriminalitätsrate ungemein. Mein Tipp an Sie hier ist nur noch, dass Sie am besten noch mehr Stunden kürzen, damit die armen Kinder endlich mehr Zeit haben, sich in ihren Zimmern zu Hause zu verkriechen. Außerdem ist dies bestimmt auch sehr viel günstiger für Sie, denn so haben die armen Kinder weniger Frust über die Schule und müssen ihre Aggressionen nicht an Schuleigentum ablassen. Ich bin mir sicher, dass immer weniger Schule uns in Zukunft in eine friedvollere Gesellschaft führen wird und dass ist bestimmt genau ihre Absicht bei der Stundenkürzung. Ich danke ihnen für ihre Weitsicht!
Auch möchte ich ihnen sagen, dass ich die Diskussionen darüber, dass Deutschland zuwenig Geld für die Bildung ausgibt überhaupt nicht verstehen! Denn natürlich ist es wichtiger die Straßen so oft wie möglich sanieren zu lassen! Und natürlich müssen wir auch viel mehr Geld in Rüstung stecken, denn wenn es zu einem Krieg kommt ist es wichtiger gut ausgerüstet zu sein, als Menschen zu haben die Goethe gelesen haben, denn um einen anderen Menschen zu töten muss man ja kein literarisches Werk gelesen haben. Sie sehen also man sollte den Deutschunterricht am besten nach der 6. Klassen, wenn die Kinder lesen können, streichen – das spart Geld, welches man an anderen Stellen sicher gut einsetzen kann!
Vielleicht sollte man auch Fächer wie Geschichte streichen, denn wir leben schließlich heute, und was könnte man schon aus der Vergangenheit lernen? Ich bin mir sicher, dass Sie, weil Sie ja so schlau sind, keine Fehler aus der Vergangenheit wiederholen werden und so was wie damals passiert bestimmt auch nicht mehr, weil wäre ja wie die ständige Wiederholung eines Fernsehfilms, denn das wird ja auch auf die Zeit langweilig. Und wenn man grade dabei ist, sollte man am besten auch den Politikunterricht aus dem Plan nehmen, denn da lernen die Schüler ja nur dumme Fragen zu stellen, die Sie sicher davon abhalten eine Zukunft für die armen, dummen Schüler zu planen!
Ich finde es toll, dass Sie sich nur die besten Punkte der ‚guten’ Länder aus der Pisa-Studie suchen, und diese in Deutschland umsetzen wollen, denn es wäre ja dumm sich alles abzugucken. Denn dass Abgucken schlecht ist, lernt man ja schon in der Schule und außerdem soll man, wenn man es tut ja immer nur das Beste nehmen, die Dinge sind ja alle nicht zusammenhängend! Ich bin mir sicher, dass Sie da genau Wichtigste raus nehmen, und ich finde es gut, dass Sie dazu nicht die Lehrer oder Schüler fragen, denn die wollen ja sowie so nur immer Beste für sich selbst und denken gar nicht so weit wie Sie, die Politiker!
Ich danke Ihnen, dass Sie sich so um mich sorgen!
© Anne Schüler, Januar 2002