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Liebe Politiker...

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16.08.2002
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Liebe Politiker...

Liebe Politiker

Eigentlich bin ich gar nicht in der Lage dies zu schreiben, denn dank Pisa ist mir endlich klar geworden, dass ich eigentlich nicht lesen kann und dass das mit dem Schreiben bis jetzt immer eine Illusion war. Mit meinen erst 18 Jahren, von denen ich denen ich bisher 12 in einer Einrichtung namens Schule verbracht habe, bin ich natürlich auch völlig inkompetent, Zusammenhänge in der Politik zu begreifen und damit liegt es mir natürlich auch völlig fremd eigenständig Fragen zustellen, denn ich bin ja völlig abhängig von der Meinung anderer.

Liebe Politiker,

meiner eigenen Unfähigkeit bewusst, danke ich ihnen, dass Sie die Entscheidungen über die Einrichtung namens Schule, in der ich einen Großteil meines Tages verbringe über meinen Kopf hinweg entscheiden, da Sie sicher viel kompetenter als ich es jemals sein werde, sind. Das ist ja ihr Job.
Ich bin mir sicher, dass die langen Debatten in denen Sie sich gegenseitig Unfähigkeit vorwerfen, und so viel Gutes versprechen was Sie tun werden, nur zu meinem Besten sind! Und wenn Sie die ganzen Versprechen nach den Wahlen nicht einhalten könne, kann ich das auch verstehen, denn natürlich gibt es wichtigere Dinge, als die kleinen Kinder, die sowie so viel glücklicher sind, wenn sie vor ihrem Computer sitzen können, weil ihr Unterricht ausfällt. Denn natürlich ist es auch sehr Vorteilhaft, wenn man den sozialen Kontakt in der Schule untereinander durch die verkürzten Zeiten auf ein Minimum reduziert, denn so können sicher die Kinder gar nicht erst lernen wie man sich z.B. prügelt und das senkt sicher die Kriminalitätsrate ungemein. Mein Tipp an Sie hier ist nur noch, dass Sie am besten noch mehr Stunden kürzen, damit die armen Kinder endlich mehr Zeit haben, sich in ihren Zimmern zu Hause zu verkriechen. Außerdem ist dies bestimmt auch sehr viel günstiger für Sie, denn so haben die armen Kinder weniger Frust über die Schule und müssen ihre Aggressionen nicht an Schuleigentum ablassen. Ich bin mir sicher, dass immer weniger Schule uns in Zukunft in eine friedvollere Gesellschaft führen wird und dass ist bestimmt genau ihre Absicht bei der Stundenkürzung. Ich danke ihnen für ihre Weitsicht!
Auch möchte ich ihnen sagen, dass ich die Diskussionen darüber, dass Deutschland zuwenig Geld für die Bildung ausgibt überhaupt nicht verstehen! Denn natürlich ist es wichtiger die Straßen so oft wie möglich sanieren zu lassen! Und natürlich müssen wir auch viel mehr Geld in Rüstung stecken, denn wenn es zu einem Krieg kommt ist es wichtiger gut ausgerüstet zu sein, als Menschen zu haben die Goethe gelesen haben, denn um einen anderen Menschen zu töten muss man ja kein literarisches Werk gelesen haben. Sie sehen also man sollte den Deutschunterricht am besten nach der 6. Klassen, wenn die Kinder lesen können, streichen – das spart Geld, welches man an anderen Stellen sicher gut einsetzen kann!
Vielleicht sollte man auch Fächer wie Geschichte streichen, denn wir leben schließlich heute, und was könnte man schon aus der Vergangenheit lernen? Ich bin mir sicher, dass Sie, weil Sie ja so schlau sind, keine Fehler aus der Vergangenheit wiederholen werden und so was wie damals passiert bestimmt auch nicht mehr, weil wäre ja wie die ständige Wiederholung eines Fernsehfilms, denn das wird ja auch auf die Zeit langweilig. Und wenn man grade dabei ist, sollte man am besten auch den Politikunterricht aus dem Plan nehmen, denn da lernen die Schüler ja nur dumme Fragen zu stellen, die Sie sicher davon abhalten eine Zukunft für die armen, dummen Schüler zu planen!
Ich finde es toll, dass Sie sich nur die besten Punkte der ‚guten’ Länder aus der Pisa-Studie suchen, und diese in Deutschland umsetzen wollen, denn es wäre ja dumm sich alles abzugucken. Denn dass Abgucken schlecht ist, lernt man ja schon in der Schule und außerdem soll man, wenn man es tut ja immer nur das Beste nehmen, die Dinge sind ja alle nicht zusammenhängend! Ich bin mir sicher, dass Sie da genau Wichtigste raus nehmen, und ich finde es gut, dass Sie dazu nicht die Lehrer oder Schüler fragen, denn die wollen ja sowie so nur immer Beste für sich selbst und denken gar nicht so weit wie Sie, die Politiker!
Ich danke Ihnen, dass Sie sich so um mich sorgen!


© Anne Schüler, Januar 2002

 

Hi

Äh, also...naja. Formal schliesse ich mich mal Jadzia an.
Inhaltlich kann ich das so ganz nicht stehen lassen, denn die Anklagepunkte sind ein wenig, nun ja, pathetisch. Ich muss zugeben, ich bin da befangen, weil ich Mitglied einer Partei bin und deshalb sollte mein Einwand unter Vorbehalt gelesen werden. Es gibt jedoch einige Punkte, die vielleicht allgemein anerkannt sind:
1.) Wenn dich die Bildungspolitik stört (und es gibt dort gravierende Mängel, seit Jahren), dann versuche doch sie zu ändern. Ich höre schon das: Wie denn? Nun ja, so schwer ist das nicht. Trete einer Partei dabei oder arbeite ohne Parteibeitritt bei einer der Jugendorganisationen mit. Es ist erstaunlich, wie viel man mit ein bisschen Arbeit und Engagement erreichen kann. Und man beachte eines. In zehn Jahren wird von der alten Garde kaum noch jemand übrig sein, das gilt für Bund, Land und Kommunen.
Nur meckern ist nämlich in meinen Augen nicht der richtige Weg, man muss sich selber darum kümmern, dass sich was ändert.
2.) Jetzt zum Inhaltlichen. Denn da greifen deine Vorwürfe im Grunde überhaupt nicht. Niemand aus der Politik will Fächer abschaffen und Stunden kürzen. Ganz im Gegenteil, die Lehrerversorgung soll erhöht werden, um Unterricht zu garantieren.
Die wirklichen schlimmen Vorschläge kommen aus der Wirtschaft und den Verbänden, die fordern, die Schule zu einem reinen Arbeitnehmererziehungslager umzufunktionieren und so sinnlose Fächer wie Religion, Sport und Geschichte zu streichen und dafür Wirtschaft und BWL-lastige Stunden einzuführen.

Die Bildungspolitik lag lange brach, zu lange. Darin sind sich alle Parteien einig. Nur über das Wie wird noch gestritten, deshalb kann ich jeden nur empfehlen sich mit den jeweiligen Bildungsprogrammen der Parteien kurz auseinander zu setzen.

So, genug der politischen Werbung ;)

Gruß
deMolay

 

*auch nochmal was sagen will*
Ich bezieh mich jetzt auch auf NS. Die Konzepte "hier" für die Schulreform sind nämlich ganz ehrlich, zum größten Teil echt Mist. Und BTW mecker ich nicht nur, sondern bin in Sachen Bildung äußerst aktiv & der Grund weswegen ich in keiner Partei bin ist die Parteiendemokratie, zu der ich mich jetzt aber nicht äußern werde *g*). Die Probleme die Pisa "aufgedeckt" hat sind nicht neu, und auch nicht unbekannt. Darauf ist auch wiederholt hingewiesen worden, dies ist aber zum größten Teil ignoiert worden. Und jetzt nach Pisa agieren alle nach dem Motto "Oh mein Gott, wie schrecklich - warum ist das nur nicht aufgefallen" und dies wird hier auch ganz massiv zum Wahlkampfthema gemacht. Ich war letzten Donnerstag grade im Landtag und hatte dort eine Diskussion mit 3 verschiednen Politikern zum Thema "Bildung". Und ich muss ja auch mal eben anmerken, dass ich die Parteienprogramme zu dem Thema gelesen habe. Diese Konzepte sind in ihren Punkten alle gut, natürlich wollen wir alle mehr Unterricht, mehr Förderung ect, aber sie sind einfach nicht in den Strukturen nicht realisierbar und setzten an den falschen Punkten an. Vor allem kommt es auf die Finanzierung an: Es ist eine Schande, dass in der BRD nicht genug Geld für Bildung vorhanden ist, aber es ist eine Tatsache. Selbst mit dem Geld, dass alle jetzt an allen möglichen Stellen abzwacken wollen, könnte man noch nicht mal die 100% Unterrichtsversorung gewährleisten. Dann die Schulreform. Abschaffung der OS - zurück zur Aufteilung nach dem 4.Jahr : Ein Rückschritt um 20 Jahre. Förderstufe? Kein Kommentar. Ganztagschule - dass dies das Ziel der Zukunft sein sollte, steht ausser Zweifel, vor allem wenn wir in Blich auf ein geeintes Europa mithalten wollten. Denn Schule muss einen Wandel durchlaufen auch was soziale Strukturen angeht. Soziale-Begegnungen sind in unser heutigen Gesellschaft nicht mehr gewährleistet und somit muss dies zum Teil der Schule werden. Ganztagsschule kann nicht nur an 2 Tagen der Woche stattfinden, kann auch nicht womöglich noch freiwillig sein... Abi nach zwölf Jahren nur für D-Zug-Klassen - dass ist nur frühe Selektierung für Bevorzugte. Abi nach 12 Jahren, ohne Mehrunterricht - klasse, was bringt schon das 13. Schuljahr - die Lerninhalte auf 11 rutschen dadurch in 10 -> keine Chancen mehr von Real auf Gym. Schulreform kann nicht jetzt auf einmal holtadipolta entschieden werden und vor allem kann man sich nicht nur die Rosinen aus den Systemen der 'guten Pisa-Länder' rauspicken... *g* *lol* ich könnt noch stundenlang weiterreden *mein lieblingsthema sein* Und BTW ich hab den Text übrigens geschrieben, nachdem ich von einer Politikerin nach einer anderen Diskussion zu hören bekommen musste, ich hätte mir die Fragen die ich zum Thema Bildung gestellt habe, ja wohl nicht selber überlegt, sondern mein Lehrer hätte sie mir vorgegeben... *grummel*
Gruß, Anne

 

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