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Licht und Dunkelheit

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01.06.2011
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Licht und Dunkelheit

Er schloss die Augen.

Dunkelheit umgab ihn.
Die Zeit verging.
Er fühlte sich allmählich immer leichter und mehr und mehr von der Last seines Körpers befreit. Zuletzt wie eine immer tiefer schwebende Feder.
Die Dunkelheit wurde schwärzer.
Wurde pechschwarz.
Blähte sich auf als wäre sie ein Ballon.
Ohrenbetäubender Druck.
Schließlich explodierte sie und gab frei, was tief in ihrem Inneren verborgen gewesen war:
Herrliches Licht.
Es war so intensiv und grell, dass er zunächst die Augen immer noch geschlossen hielt.
Er wartete.
Langsam ließ die Helligkeit nach, als würde jemand es mit einem Dimmer regeln. Vorsichtig öffnete er die Augen. Er blinzelte. Und sah sich um.
Er fand sich in einem schmalen, knallgelben Gang wieder. Die Farbe schien wie frisch gestrichen. Der Korridor hatte eine quadratische Form und maß in der Breite sowie Höhe etwa zwei Meter. An der Decke hingen in etwa einem Meter Abstand oval förmige Deckenleuchten aus durchsichtigem Glas, die helles Licht verströmten.
Neugierig drehte er sich um, aber überraschenderweise war dort nur eine stabil aussehende Wand. Er klopfte sie ab, aber nirgendwo drang ein hohles Geräusch an seine Ohren.
Wie bin ich hier reingekommen?
Ein kurzes Abtasten des Bodens unter ihm und ein kurzer Blick an die Decke. Nichts. Weder eine versteckte Bodenklappe, noch eine leicht zu übersehende Öffnung über ihm.
Und wo war ich vorher?
Er überlegte für eine kurze Zeit fieberhaft, aber es wollte ihm nicht einfallen. Also dachte er nicht weiter nach und konzentrierte sich auf den Raum.
Der einzige Ausgang, von dem er hoffte, dass es tatsächlich einer war, war eine etwa dreißig Meter entfernt liegende Tür am anderen Ende des Ganges.
Sie war dunkel wie die Nacht und Ihre Farbe wurde durch die schreiende Helligkeit der Wände überaus stark betont und das machte sie irgendwie bedrohlich.
Außerdem wirkte sie fehl am Platz, wie ein knallroter Slip auf dem Altar einer Kirche.
Etwas schien unter ihrer Oberfläche wie ein unsichtbares Herz zu pulsieren als hätte diese seltsame Tür ein geheimnisvolles Eigenleben.
Sie schien auf ihn zu warten.
Etwa in Augenhöhe war daran ein metallener Totenkopf festgemacht, in dem sich das Licht auf unheimliche Weise spiegelte.
Komisch.
Widerwillig und leicht verunsichert setzte er einen Fuß vor den anderen.
Er musste.
Die andere Alternative war, hier in diesem Gang aus schreiendem Gelb zu versauern. Er stand im wörtlichen Sinn mit dem Rücken zur Wand und deshalb gab es nur den Weg nach vorne.
Ins Ungewisse.
Er legte Meter um Meter zurück.
Zuerst fiel es ihm gar nicht auf, doch schließlich bemerkte er etwas. Etwas mit dem Licht stimmte nicht. Instinktiv drehte er sich um und sah automatisch nach oben. Überraschend fiel ihm auf, dass die Deckenleuchten, die er bereits passiert hatte, jetzt alle ausnahmslos dunkel waren. Er ging weiter, sah aber diesmal, rückwärtsgehend, zur Decke. Und wieder erfolgte das gleiche Phänomen. Auch die nächste Leuchte, die er hinter sich ließ, erlosch wie von Geisterhand.
Er blieb kurz stehen. Sein Puls war etwas nach oben geklettert und er hatte mit einem Mal das übermächtige Gefühl, von einem unsichtbaren Augenpaar beobachtet zu werden. Mit einem leicht gehetzten Gesichtsausdruck sah er sich nach allen Seiten um, doch das einzige, was ihn anzustarren schien, waren die knallgelben Wände.
Er drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung.
Er kam langsam der seltsamen Tür immer näher, während das Licht im Gang immer düsterer wurde. Nacheinander gingen hinter ihm die Lichter aus und jedes Mal zuckte er innerlich zusammen. Aber er versuchte sich davon nicht irritieren zu lassen, sondern sich nur darauf zu konzentrieren, was vor ihm lag. Es schien nun das einzige Wichtige zu sein.
Er war jetzt etwa zehn Meter vom möglichen Ausgang entfernt, der aber vielleicht auch ein Eingang sein konnte.
Im Näherkommen sah er, dass der metallene Totenkopf eine lebensgroße, nahezu verblüffend ähnliche Abbildung eines menschlichen Schädels darstellte. Ein Metallring war daran befestigt und jetzt erst wurde ihm klar, dass die ganze Konstruktion als Türklopfer fungierte.
Bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass die leeren Augenhöhlen des Schädels ihn anzustarren schienen, während der lippenlose Mund aussah, als wäre er zu einem leicht spöttischen Grinsen verzogen.
Die aufkommende Angst wollte ihn lähmen. Zum Stehenbleiben zwingen. Doch er schüttelte sie von sich ab wie ein lästiges Tier und ging weiter.
Dort vor ihm schien der einzige Ausweg.
Das sagte ihm seine Intuition.
Er hoffte, dass sein Gefühl rechtbehalten würde.
Mittlerweile wurden die Lichtverhältnisse immer schlechter.
Schließlich stand er vor der schwarzen Türe und klopfte leicht dagegen. Sie schien aus unnachgiebigem, widerstandsfähigem Stahl zu sein wie eine Gefängnistüre. Das raubte ihm ein wenig die Hoffnung, doch er wollte sich dadurch nicht beirren lassen.
Nur noch eine Lampe direkt über ihm erhellte schwach sein Blickfeld. Er drehte sich noch einmal um. Die gegenüberliegende Wand hinter ihm, sein Ausgangspunkt, war ganz im Dunkel verschwunden, so als würde sie nicht mehr existieren.
Er sah den geschmacklosen Türöffner noch einmal an und war sich absolut sicher, was jetzt zu tun war. Doch bevor er mit dem Metallring gegen das kalte Stahl der Tür klopfte, fühlte er sich gezwungen, erst mit der Hand über den im Licht glänzenden Schädel zu streichen. Er fühlte sich schrecklich kalt an und plötzlich fühlte er einen unbeschreiblichen Hass in sich und das Bedürfnis zu töten. Gleichzeitig sah er plötzlich vor seinem geistigen Auge verstümmelte Leichen, die seltsam verdreht auf blutbefleckten weißen Fließen lagen und deren Gesichter zu furchtbaren Fratzen entstellt waren. Er sah sich in dieser Vorstellung eine Axt in der Hand halten. Blut klebte daran.

Mit einem Mal wurde ihm alles zu viel und er zog unvermittelt seine Hand mit einem Aufschrei des Ekels und der Angst zurück.
Sofort, als hätte jemand in ihm einen Knopf gedrückt, verschwanden die Bilder des Grauens. Auch das Gefühl intensiver, mordlüsterner Wut löste sich plötzlich in Rauch auf.
Auf einmal fiel ihm auf, dass ihm kalter Schweiß auf der Stirn lag. Gedankenverloren und vollkommen irritiert wischte er ihn sich ab.
Was war denn das jetzt gerade gewesen?
Doch er hatte, bevor er sich im Geist die Frage gestellt hatte, schon die Antwort parat. Es musste mit diesem Schädel zusammenhängen. Und in der nächsten Sekunde wurde ihm klar, dass dieser Totenkopf, dessen kalte Oberfläche er für ein paar Momente mit seinen Handflächen berührt hatte, nicht nur ein reines Kunstwerk war. Sicherlich hatte irgendein irrer Künstler ihm diese im Licht spiegelnde, metallene Beschaffenheit verliehen. Doch unter dieser Schicht befanden sich die natürlichen Überreste eines Mannes, der in seinem Leben abgrundtief böse gewesen war. So böse, dass er gemordet hatte. Viele Menschen waren durch seine Hand gestorben. Und sein Mordwerkzeug war immer die Axt gewesen. Er hatte in seiner Vorstellung ein paar Augenblicke durch die Augen dieses Wahnsinnigen geblickt und gefühlt, was dieser Kerl damals gefühlt hatte.

Er versuchte, Ruhe zu bewahren. Er durfte jetzt nicht verrückt werden, auch wenn er gute Gründe kannte, es doch zu werden.
Er schüttelte kurz den Kopf, als könnte er dadurch seine Gedanken besser verscheuchen, als wären sie unliebsame Gäste.
Ein wenig half es.
Mit einem Mal fiel ihm auf, dass er fror.
Und dann registrierte er, dass er schon eine Weile vor dieser ihm den Weg blockierenden Tür stand, ohne etwas Konkretes zu tun.
Mit denken kam er hier nicht weiter.
Nun war wieder Zeit zu handeln.
Voller Angst nahm er diesmal den Metallring in die Hand und zählte in angespannter Erwartung von eins bis drei. Mit einer unbeschreiblichen Erleichterung, als würde ein tonnenschweres Gewicht von seiner Brust genommen, stellte er fest, dass diesmal nichts geschah. Seinen neuen Mut wie einen Schwamm in sich aufsaugend, schlug er mit dem Ring fest gegen die Tür.
Drei Mal.
Nach jedem Schlag ertönte ein leises Echo auf der anderen Seite.
Es vergingen ein paar Sekunden, in denen nichts geschah. Er wollte schon, leichte Verzweiflung in sich spürend, mit den Fäusten dagegen hämmern. Da erlosch das Licht über ihm und es war mit einem Schlag absolut dunkel. Nicht einmal die eigene Hand vor Augen sah er.
Leise Panik begann in seinen Beinen zu prickeln wie Kohlensäure in einem Glas Wasser.
Plötzlich hörte er ein Geräusch.
Ein mühevolles, leises, aber unüberhörbares Schnaufen.
Nach kurzer Zeit langsame, schlurfende Schritte.

Ich bin nicht allein, dachte er. Seine Lippen bebten vor Angst.
Es kommt jetzt auch noch zu mir.
Die Panik fing an, von seinen Beinen wie ein Heer von giftigen Insekten an seinem Körper hochzukriechen.
Jetzt erst realisierte er, dass er sich mittlerweile ganz nah an die Tür gepresst hatte und mit den Fingernägeln an dem kalten Stahl kratzte. In fieberhafter Angst, hoffte er, irgendwo im Dunkeln einen versteckten Mechanismus zu finden, mit dem sich dieses stählerne Ungetüm vielleicht doch noch öffnen lassen würde.
Doch plötzlich fiel ihm der Türklopfer wieder ein.
Er ist meine einzige Hoffnung.

Währenddessen kamen die Geräusche hinter ihm immer näher.

Voller Panik und mit weit aufgerissenen Augen griff er im Dunkeln wild um sich, in der Hoffnung, den Metallring zwischen die Finger zu bekommen. Doch dann bekam er etwas zu fassen, was sich jedoch so gar nicht wie kaltes Metall anfühlte. Stattdessen fühlte er etwas Weiches und zugleich Warmes und Haariges. Kleine, wuselnde Beinchen kitzelten sanft auf seiner Haut und ihm standen mit einem Mal alle Haare seines Körpers zu Berge.
Mit einem Schrei öffnete er instinktiv die Hand und ging automatisch ein paar Schritte rückwärts.

Das unheimliche Atmen und die schlurfenden Schritte waren jetzt gefährlich nahe.
Alle Alarmglocken in seinem Körper fingen an zu schrillen.
Er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. In dem Moment, als er unvermittelt über seine eigenen Beine stolperte, nahm er im Fallen einen bestialischer Gestank wahr. Es schien der Geruch von totem, verwestem Fleisch zu sein, was ihm wie eine ätzende Substanz in die Nase drang. Plötzlich spürte er keinen festen Boden mehr unter sich.
Er verlor die Kontrolle.
Er fiel.
In die dunkle Schwärze unter sich.
Für einen Sekundenbruchteil war er erleichtert, weil er diesem schrecklichen Etwas und dem furchtbaren Geruch entkommen war. Doch diese anfängliche Erleichterung, die sich in der kurzen Zeitspanne gar nicht richtig entfalten konnte, machte sofort einer Schreckreaktion Platz. Er ruderte wie wild im freien Fall panisch mit Armen und Beinen und registrierte mit Entsetzen, dass er wie ein Stein, und stetig an Geschwindigkeit zulegend, abwärts schoss.
In scheinbar unendliche Tiefen, wie es schien. Er konnte nämlich außer der ihn umgebenden Dunkelheit nichts erkennen.
Das Kribbeln im Magen und der Druck im Kopf waren nun so groß, dass er meinte, beides nicht mehr länger ertragen zu können.
Er spürte tosenden Wind an seinen Ohren, der wie ein riesiger Sturm klang.
Dann, mit einem Mal, hatte er das Gefühl, langsamer zu werden und auch die intensiven Empfindungen wurden schwächer.
Dann wurde er ohnmächtig und…

…fand sich in einem dunklen, nach Moder und Schmutz riechenden Treppenhaus wieder. Er saß auf einer der Stufen und sein Gedächtnis fühlte sich seltsam leer an. Doch allmählich ließ dieser Zustand nach und die Erinnerungen kehrten nach und nach zurück wie kleine, verirrte Schäfchen, die langsam zu ihrer Herde zurückfinden.
Schließlich war ihm alles wieder eingefallen.
Er konnte es kaum fassen.
Wie war es möglich, nach einem so langen Sturz durch die Finsternis hierher an diesen Ort zu gelangen? Und dies noch völlig unverletzt. Es grenzte an ein unheimliches Wunder.
Aber fehlt mir wirklich nichts?
Er vergewisserte sich, indem er an sich herunter sah und abwechselnd Arme und Beine hob.
Weder Blessuren noch irgendwelche Schmerzen.
Dann tastete er sein Gesicht ab und knirschte ein paar Mal mit den Zähnen. Auch mit seinem Kiefer schien alles in Ordnung.
Was ist, wenn ich in Wirklichkeit tot bin und all das nur eine Illusion ist?
Diese innere Stimme hätte ihn für einen kurzen Augenblick fast um den Verstand gebracht. Aber er wusste, um sich zu beruhigen, auch hier eine Lösung.
Mit aller Kraft drückte er mit seiner Handfläche fest gegen die linke Brust und horchte. Erleichtert nahm er den regelmäßigen und leicht erhöhten Schlag seines Herzens wahr.
Dies reichte ihm als Beweis völlig aus. Er hatte diesen schrecklich langen Sturz also doch überlebt.
Während er sich von seiner sitzenden Position erhob, sah er sich um.
Links und rechts von ihm hingen an den schmutziggrauen Wänden angezündete Fackeln, die einen angenehmen und warmen Lichtschein verströmten und die düstere Atmosphäre, die hier herrschte, etwas abschwächten.
Er näherte sich einer von ihnen und hielt seine kalten Hände ans Feuer.
Nachdem er sich ein wenig gewärmt hatte, beugte er sich neugierig über das Geländer. Zunächst sah er nach oben.
Er stellte fest, dass er sich fast im höchstem Stockwerk dieses mysteriösen Treppenhauses befand. Über ihm lag nur noch ein einzige Etage.
Einen Blick nach unten werfend, fiel ihm auf, dass es umso heller wurde, je mehr es abwärts ging. Er versuchte, die Stockwerke unter sich zu zählen. Als er bei „zwölf“ angekommen war, musste er wegsehen, weil das Licht so grell wurde, als würde er geradewegs in die Sonne sehen.
Du bist tot und das da unten ist in Wirklichkeit die Hölle.
Den Gedanken ignorierend, versuchte er jetzt vernünftig nachzudenken und sich ein wenig zu beruhigen.
Er entschied sich, zunächst den Stufen nach oben zu folgen, was er dann auch tat.
Im letzten Stockwerk endeten diese vor einer Tür, in die etwa in Augenhöhe ein kleines rechteckiges Fenster eingelassen war. Es sah aus wie ein überdimensionierter Briefkastenschlitz.
Licht war dahinter erkennbar.
Vor der Tür stehend runzelte er leicht die Stirn.
Irgendetwas kam ihm daran bekannt vor. Er klopfte leicht dagegen.
Harter schwarzer Stahl.
Das zusammen mit der Tatsache, dass jene Tür genau dieselben Maße hatte wie die mit dem seltsamen Türklopfer, ließ ihn innerlich aufhorchen.
Neugierig sah er durch den großen Schlitz.
Und...
...er traute seinen Augen nicht, obwohl er es insgeheim vermutet hatte.
Er sah jenen, ihm nur allzu vertrauten Gang mit den knallgelben Wänden. An den Decken befanden sich die gläsernen, ovalen Deckenleuchten. Jede erhellte den Gang mit ihrem Licht.
Seine Gedanken fingen wieder zu kreisen an wie hungrige Geier, die einen Tierkadaver erspäht haben.
Wie bin ich nur durch diese Tür gekommen? Und die Lichter.
Jemand muss sie in der Zwischenzeit wieder eingeschaltet haben.
Aber warum? Oder werden sie von einem versteckten Computer kontrolliert?

Doch dann stellte sich ihm plötzlich eine noch viel wichtigere Frage. Wenn dies wirklich die identische Tür mit dem identischen Gang dahinter war, wie kam es dann, dass er das eingelassene, kleine Fenster von der anderen Seite aus nicht gesehen hatte.
Im selben Augenblick beantwortete sein Verstand die Frage:
Weil es gar nicht da gewesen ist. Da, wo es hätte sein müssen, war der an der Tür befestigte Totenschädel mit dem Metallring darunter.
Aber dies warf die nächste Frage auf.
Wie kommt es dann, dass ich von dieser Seite durchsehen kann, wenn drüben kein Fenster ist? Ich werde noch wahnsinnig.

Er sah wieder zur Tür. Sie verfügte auch hier über keinen Griff oder Ähnliches, mit dem sie sich öffnen ließ.
Wenn er mit seinen Fäusten dagegen hämmern würde, würde ihm das nur zwei geschwollene Hände bringen. Stahl war bekanntlich alles andere als weich.
Hier war Ende im Gelände. Dahinter wartete nur eine Sackgasse auf ihn. Es war besser, hier keine Zeit zu verschwenden.
Er war gezwungen, den Stufen abwärts in Richtung des hellen Lichts zu folgen. Vielleicht würden sie ihn irgendwo zu einem Ausgang führen.
Er wollte sich schon umdrehen und losgehen, als er einen eisigen Windhauch spürte, der wie eine unsichtbare Feder an seinen Füßen entlang strich.
In die Hocke gehend, hielt er eine seiner Handflächen ganz nah an die Tür knapp oberhalb des Bodens und wartete. Es musste sich hier ein schmaler Spalt befinden, da war er sich ganz sicher. Einige Sekunden verstrichen. Dann spürte er erneut einen eiskalten Windstoß. Diesmal stärker wie zuvor. Er richtete sich auf und sein Blick fiel noch einmal durch das schmale Fenster. Mit offenem Mund erkannte er, wie mit einem Mal alle Lampen nervös zu flackern begannen. Dann wurde es schlagartig im Gang wieder hell.
Wie gebannt starrte er durch die Scheibe.
Im nächsten Moment wurde er Zeuge eines ihm nur allzu vertrauten Schauspiels. Das hinterste Licht begann zu erlöschen. Nach kurzer Zeit erfolgte dasselbe Spiel bei der nächsten Lampe.
Er zählte die Sekunden. Eins..zwei..drei. Wieder das Gleiche.
Mit offenem Mund beobachtete er, wie allmählich der Gang immer düsterer wurde. Mit schrecklicher Gewissheit wurde ihm klar, was das zu bedeuten hatte.
Etwas kommt auf die Tür zu. Nur deshalb erlöschen die Lampen. Aber warum sehe ich dann niemanden?
Zuletzt, als nach einiger Zeit nur noch die Lampe hinter der Glasscheibe brannte, wich er in angstvoller Erwartung einige Zentimeter vom Fenster zurück.
Er schloss für kurze Zeit kurz die Augen. Das alles war zusammen so verrückt wie eine Horde Irrer. Es war unglaublich.
Als er die Augen wieder öffnete,...
...gefror ihm das Blut in den Adern.
Er sah sich von Angesicht zu Angesicht plötzlich etwas gegenüberstehen, nur durch das Glas der Scheibe getrennt, dessen Anblick so schrecklich war, dass er zu einer Salzsäule erstarrte.

Eine Mischung aus Knochen, Haut und Blut grinste ihn an. Es war der Kopf eines Geschöpfes, dessen Äußeres sich schon im Verwesungsstadium befand und mit einem Menschen nur eine gewisse Ähnlichkeit hatte.
Die blutige Haut bestand nur noch aus Fetzen und hatte begonnen, sich an manchen Stellen ganz von dem darunterliegenden Skelett zu lösen, so dass er zu seinem Entsetzen unweigerlich die Struktur des Schädels zu sehen bekam.
Die Zähne, halb verfault und teilweise schwarz, hatten spitze Enden. Die Augäpfel, die nur noch aus grellem, schreiendem Weiß bestanden, starrten ihn aus den dunklen Höhlen an. Dort, wo vermutlich einmal die Nase gewesen war, befanden sich nur noch zwei schwarze Löcher, aus denen kleine, wuselnde Maden herauskamen. Weißes Haar, in denen dicke haarige Spinnen herumkrabbelten, fiel dem Wesen ins Gesicht.
Auf einmal kam dieses grauenerregende Etwas ruckartig so nah an die Scheibe, dass die Lähmung von seinem Körper unvermittelt abfiel und er wie ein geölter Blitz, zwei Sätze rückwärts machte. Dabei wäre er um ein Haar unsanft gestürzt, hätte er sich nicht in letzter Sekunde am Geländer festgehalten. Er stieß einen Schrei des Entsetzens aus, der durch das gesamte Treppenhaus hallte.
Er hielt den Atem an und fixierte wie gebannt das kleine rechteckige Fenster.
Dahinter starrte ihn das Grauen in Form von zwei weißen Augäpfeln an, deren Anblick ihn an den Rand des Wahnsinns brachte.
Er senkte den Blick, weil er keinen Augenblick mehr länger in diese albtraumhafte Fratze blicken konnte.
Stille herrschte. Ihm wurde schwindlig und er spürte einen rasenden, harten Puls in seinen Schläfen hämmern.
Kurz darauf hörte er plötzlich ein markerschütterndes Kreischen, welches weder mit einem Tier, noch mit einem Menschen viel gemeinsam hatte. Automatisch sah er wieder zur Glasscheibe, aber dahinter war nichts zu sehen. Offenbar hatte sich das Wesen zurückgezogen.
Was hat es vor?
Im nächsten Moment bekam er die Antwort.
Ein lautes „Bumm“ ertönte und brachte den Stahl der Tür zum Erzittern.
Eine kurze Pause.
Dann wieder ein ohrenbetäubendes „Bumm“.
Wieder bebte die Tür.
Stufe um Stufe wich er mit weitaufgerissenen Augen zurück.
Es will mich holen, um mich dann wie einen leckeren Keks zu verspeisen. Oh, mein Gott. Was in aller Welt ist das nur für ein Wesen?
Noch einmal rannte das Monstrum erfolglos gegen die Tür und stieß schließlich einen lauten, enttäuschten Brüller der Entrüstung aus.
Dann eine kurze Stille.
Ein leises Knurren drang durch den Stahl.
Plötzlich klopfte es drei Mal.
Erneut Stille.
Mittlerweile war er, rückwärtsgehend und weiterhin wie gebannt auf die Tür starrend, am Fuß der letzten Treppe angekommen.
Die Stille hielt an.
War fast wohltuend.
Da wurde ihm plötzlich etwas klar und er wusste, was das Klopfen und die Tatsache, dass das Licht hinter dem Fenster erlosch, zu bedeuten hatte. Und dies ließ seine Angst mit einem Mal ins Unermessliche steigen.
Drei Mal hat es mit dem Metallring gegen den Stahl geschlagen.
Hinter ihm wird der Boden verschwinden und dann wird es wie ich, durch die Dunkelheit fallen, um dann am Schluss dieser Reise irgendwo in diesem unheimlichen Treppenhaus durch eine unsichtbare Tür hereinzukommen.
Irgendwann wird es hier sein.
Ich verliere jetzt besser keine Zeit.

Die Lampen hinter dem Fenster flammten mit einem Mal auf und es wurde hell.
Alle Lampen brennen nun wieder. Ich bin mir sicher, jetzt ist nichts mehr hinter der Tür. Jetzt wird es Zeit, die Flucht anzutreten, bevor es kommt.
Er drehte sich um und eilte abwärts, dem Licht entgegen.
Er nahm zunächst, die Panik im Nacken spürend, zwei Stufen auf einmal und passierte die ersten Stockwerke. Immer mehr wich das düstere Licht, welches die Fackeln an der Wand verströmten, der Helligkeit, die von unten kam. Zugleich fiel ihm auf, dass es wärmer wurde.
Er fing bald an zu schwitzen, was er jedoch nicht nur der körperlichen Anstrengung zuschrieb, sondern auch den ständig ansteigenden Temperaturen.
Schließlich stellte er nach einigen Minuten fest, dass er zunehmend müder wurde. Der Schweiß lief ihm in Sturzbächen ins Gesicht und es war drückend heiß.
Er drosselte sein Tempo und verfiel vom Laufen in zügiges Gehen.
Mittlerweile begannen, seine Augen zu schmerzen, weil die Intensität des Lichts immer mehr zunahm. Gleichzeitig aber wuchsen mit der Helligkeit auch seine Hoffnungen und dies vertrieb immer mehr die schrecklichen Erinnerungen und die Angst.
Wieder hatte er zwei Etagen hinter sich gebracht.
Seine Augen brannten nun immer mehr, als wäre die heiße Luft um ihn herum mit Essig angereichert und er war gezwungen, sie immer mehr zusammenzukneifen.
Schließlich wurde das Licht so grell, dass er stehenblieb und kurz überlegte, ob er nicht umkehren sollte.
Doch wohin?
Wieder zurück zu der Tür, die sich nicht öffnen ließ und hinter der ein Gang lag, der eine einzige Sackgasse war?
Und dann war da dieses Wesen, das ihn verfolgte.
Vielleicht ist es schon hier.
Im selben Moment ertönte über ihm ein langgezogenes Brüllen, dessen Echo noch Sekunden lang zu hören war und ihn so erschreckte, dass er fast gestürzt wäre.
Das gab den Ausschlag.
Er schloss die Augen, umklammerte das Geländer krampfhaft wie ein Blinder seinen Stock und ging, so schnell es ihm möglich war, weiter. Es war nun einfach zu gefährlich, die Augen weiter offen zu halten. Es konnte sein Augenlicht schädigen.
Es war nun fast so heiß wie in einem Backofen und mittlerweile war er so schweißgebadet, als hätte ihm jemand einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet.
Nach etwa einer Minute hörte er erneut über sich das Brüllen. Es klang näher.
Er nahm schnelle, stampfende Schritte wahr, die ihn verfolgten und nur noch wenige Etagen von ihm entfernt waren.
Panisch erhöhte er das Schritttempo und eilte der Hitze und dem schreienden Licht entgegen.
Plötzlich wurde ihm schwindlig.
Alles drehte sich um ihn herum und er verlor mit einem Schlag die Orientierung. Fast wäre er umgekippt. Mit letzter Kraft gelang es ihm, sich auf den Beinen zu halten.
Er wollte sich instinktiv am Geländer festhalten, aber da war nichts mehr.
Plötzlich fühlte er unter sich keinen Boden mehr. Die Stufen waren verschwunden. Er fühlte sich wie ein Astronaut im luftleeren Raum.
Auch das intensive Licht ließ rasch nach.
Mit einem Mal spürte er wieder eine feste Grundlage.
Ganz langsam begann er die Augen zu öffnen.
Zuerst sah er alles nur verschwommen, als würde er den Grund eines Teiches durch klares Wasser hindurch sehen.
Dann wurde das Bild schärfer und langsam kristallisierte sich vor seinen Augen eine Struktur heraus.
Er erkannte einen schmalen Gang, an dessen Ende sich eine dunkle Tür befand.
Brennende Lampen, die über ihm an der Decke hingen.
Es kam ihm alles so bekannt vor.
Und auf einmal dämmerte es ihm.
Ich bin wieder hier. Wo alles begann.
Aber wie war das möglich? Wo war das Treppenhaus?
Und dann überkam ihn eine schreckliche Gewissheit. Sie überrollte ihn wie eine riesengroße Tsunamiwelle und diese war noch schlimmer als der Anblick des Monstrums zuvor.
Ich bin gefangen.
Für alle Zeit.
In diesem Kreislauf aus Licht , Dunkelheit und Angst.
Und ich bin dazu verdammt, für alle Ewigkeiten vor dieser Bestie auf der Flucht zu sein.

Während er den Gang entlangging und eine Lampe nach der anderen über ihm erlosch, spürte er einen Schrei in seiner Brust mit einem tonnenschweres Gewicht.
Und schließlich, als er hinter sich ein gefährliches Knurren hörte, schrie er sich seine Angst und Verzweiflung heraus, bis…

…er aufwacht.

Er öffnet die Augen, sieht sich mit grenzenloser Erleichterung in der vertrauten Umgebung seines Schlafzimmers um. Noch nie in seinem Leben ist er so froh, einem Albtraum entflohen zu sein.
Noch einen Augenblick länger und ich wäre verrückt geworden, schießt es ihm unvermittelt durch den Kopf.
Sein immer noch wie ein wild zappelnder Fisch an Land schlagendes Herz beruhigt sich langsam und er atmet tief und entspannt durch, fühlt dabei noch ein letztes Zittern in seiner verspannten Brust.
Plötzlich hört er Geräusche.
Zunächst denkt er, dass es die Schritte des Postboten auf dem Kiesweg sind, der vom Gartentor zu dem Briefkasten vor der Haustür führt. Automatisch wendet er sein Gesicht dem großen Doppelfenster zu, welches einen großzügigen Blick in den Garten gewehrt.
Nichts zu sehen.
Die Schritte werden lauter und plötzlich begreift er mit namenlosem Entsetzen, dass sich jene seltsamen Geräusche im Innern seines Hauses abspielen.
Im Flur.
Hinter der geschlossenen Schlafzimmertüre.
Mit vor Panik weit geöffneten Augen, die so groß wie Untertassen zu sein scheinen, starrt er in Richtung Türe.
Ein Einbrecher? Ein streunender Hund? Wer oder was zum Teufel ist das?
Er lebt doch seit dem Tod seiner Frau vor drei Jahren völlig alleine in diesem Haus. Hat er die Haustüre vergessen, letzte Nacht abzuschließen?
All diese Gedanken rasen wie kleine, schnelle Meteoriten durch seinen Kopf und er hat das Gefühl, auf einem Karussell zu sitzen und sich immer schneller zu drehen.
Plötzlich ein Klopfen.
Drei Mal.
Wie im Traum.
Als er glaubt, dass die Angst nicht noch schlimmer werden könnte, wird er bitter enttäuscht als er im nächsten Augenblick ein ihm nur allzu vertrautes nicht menschliches Knurren vernimmt.
Zuerst leise und dann immer lauter bis daraus ein ohrenbetäubendes Brüllen wird.

 

Hallo Wildlion,

herzlich willkommen hier!

Der Text beschäftigt sich sehr viel mit den Dingen, die der Prot ertastet, sieht, hört und riecht. Das gefällt mir, ist es doch geeignet, das Grauen nicht über die Gefühle des Protagonisten zu vermitteln, sondern für den Leser direkt erlebbar zu machen.

Allerdings ist das aus verschiedenen Gründen nicht recht gelungen. Vieles wird wiederholt, mit unnötigen Adjektiven verwässert und zu oberflächlich erzählt.

Dunkelheit umgab ihn.
Die Zeit verging.
Er fühlte sich allmählich immer leichter und mehr und mehr von der Last seines Körpers befreit. Zuletzt wie eine immer tiefer schwebende Feder.
Die Dunkelheit wurde schwärzer.
Wurde pechschwarz.
Dunkelheit ist schwarz. Die wird nicht schwärzer.

Wortwiederholungen: Dunkelheit, schwarz, mehr.

Redundant:
„Er fühlte sich allmählich immer leichter“ heißt nix anderes wie: „Er fühlte sich mehr und mehr von der Last seines Körpers befreit.“

Umständlich:
„Zuletzt wie eine immer tiefer schwebende Feder.“
Warum schwebt oder fällt die Feder nicht einfach?

Was bleibt:
„Dunkelheit umgab ihn.
Zeit verging.
Allmählich schwand die Last seines Körpers. Bald fühlte er sich wie eine schwebende Feder.“

Da fehlt doch nix, oder?

Herrliches Licht.
Es war so intensiv und grell, dass er zunächst die Augen immer noch geschlossen hielt.
Er wartete.
Grelles Licht ist intensiv, sonst wär es nicht grell.

Was ist an grellem Licht herrlich?

Füllwörter wie immer, noch, usw. können raus.

Was bleibt:
„Licht.
Es war so intensiv, dass er die Augen geschlossen hielt und wartete.“

Ich denke, du verstehst das Prinzip. Wenn du mit mir einer Meinung bist, nimm dir jeden Satz vor. Da ist überall was zu löschen.

Ein Beispiel für unzulängliche Beschreibung:

Gleichzeitig sah er plötzlich vor seinem geistigen Auge verstümmelte Leichen, die seltsam verdreht auf blutbefleckten weißen Fließen lagen und deren Gesichter zu furchtbaren Fratzen entstellt waren. Er sah sich in dieser Vorstellung eine Axt in der Hand halten. Blut klebte daran.

Mit einem Mal wurde ihm alles zu viel und er zog unvermittelt seine Hand mit einem Aufschrei des Ekels und der Angst zurück.

Was ist an den Fratzen denn so furchterregend? Wie sehen die Verstümmelungen aus? Warum hat er Angst? Es sieht doch so aus, als hätte er einen Kampf gewonnen, oder?

Diese Szene ist zu oberflächlich beschrieben. Da kommen Ekel und Angst nicht beim Leser an.

Das ist bei deinem Text besonders fatal, weil es für mich der einzige erkennbare Zweck der Geschichte ist. Es gibt keine Prämisse, die bewiesen wird; keine Figur mit Charakter, die mir nahe geht.

Soviel von mir.

Gruß

Asterix

 

Hallo Wildlion

Und herzlich Willkommen im Forum.

Für deinen Erstling hast du dir ein recht schwieriges Thema ausgesucht: Die Beschreibung einer düsteren Atmosphäre, und das über eine ordentliche Länge. Schwierig ist das deshalb, weil nur eine Figur in dieser Geschichte auftritt, und du den Leser nur mit dieser einen Figur bei Laune halten musst.

Der Punkt hier ist, dass du gleich voll einsteigst in eine Szene, die an eine Mischung aus Cube und The Descent (die Lichter, die hinter dem Prot. ausgehen) erinnert. Ähnlich wie in erstgenanntem Film, bleibst du anfänglich eine Erklärung schuldig, weshalb der Prot. dort gelandet ist. Er ist halt einfach da, an diesem surrealen Platz, und jetzt muss er schauen, wie er dort wieder rauskommt.

In Cube funktioniert das, weil da mehrere Figuren sind und damit eine Möglichkeit zur Interaktion besteht; es werden unterschiedliche Charaktere gezeichnet und Konflikte entstehen. Das alles fehlt bei dir notgedrungen, was nicht notwendigerweise schlecht ist, aber dann muss die Figur - diese eine Figur, die da ist - interessant und gut gezeichnet sein. Du musst sie dem Leser näher bringen, da muss irgendwas besonderes sein - denn nur dann funktioniert der Schrecken, der sich dann ausbreitet. Dunkelheit, Leichen, Totenköpfe und Monster sind zwar ganz nett, aber wenn da keine Figur ist, mit der man mitfühlen kann, verlieren sie doch viel von ihrem Schrecken.

Deine Figur ist relativ flach und austauschbar. Klar, sie hat Angst, erschreckt dauernd und "stellt überrascht etwas fest", aber hier fehlt die Tiefe. Warum soll es mich als Leser interessieren, was mit ihr passiert (vor allem, weil ich nach zwei Seiten denke, die träumt das, was dann auch noch der Wahrheit entspricht)?
Das nächste sind die Bilder, die du erzeugst: Sie sind alle relativ abgegriffen, und du bist mit ihnen auch nicht konsequent. So sieht der Prot. bei der ersten Berührung des Totenschädels verstümmelte Leichen und verspürt eine "Mordlust" - doch die kommt später nie mehr vor. Dies macht den Eindruck, du hast die Bilder nur um ihrer selbst Willen eingefügt, und so geht die Wirkung natürlich verloren, die du erzeugen willst. Eine Geschichte wird nicht unheimlicher, nur weil man möglichst viel "Angst"-Faktoren hineinpackt, sondern wenn man diese wohldosiert und mit einer gut gezeichneten Figur verknüpft.

Lass dich nicht entmutigen, wie gesagt, was du hier versuchst ist wirklich sehr schwierig, und man merkt dir an, dass du viel Wert auf Atmosphäre und eine beklemmende Stimmung legen möchtest - die Ansätze sind auch gut, bspw. die kurzen, abgehackten Sätze. Ich würde dir allerdings raten, eine etwas stimmigere Welt zu errichten, auch wenn es nur ein Traum ist - da fällt er von der Tür in die Dunkelheit, geht nach unten und ist auf einmal wieder vor der Tür. Das ist zu surreal, und man merkt zu schnell, dass es sich hier um einen Traum handelt.

Btw: Diese "Lösung" ist natürlich verpöhnt. Sowas darfst du eigentlich nicht bringen ;-).

Also, um mal ein Fazit zu ziehen: Wie Asterix würde auch ich dir raten, die eine oder andere Stelle zu kürzen (kommen gleich noch Beispiele). Versuch das ganze ein wenig zu straffen. Lass uns ein bisschen mehr an dem Innenleben deines Prot. teilhaben (am Ende schreibst du ja, dass seine Frau gestorben ist, vielleicht trauert er noch, vielleicht hofft er gar, sie in dieser neuen "Welt" zu finden - vielleicht taucht sie sogar auf?) und entscheide dich, in welche Richtung du gehen willst: Verstümmelte Leichen mit Mordlust, oder Monster. Beides ist mir bissle zu viel. Achja, und wenns geht: Bitte bitte nimm ein anderes Ende, ich will nicht > 10 Seiten einen Albtraum von irgendwem lesen :)

Aber wie gesagt, bleib dran, arbeite daran, dann wird das was, da bin ich sicher.

Jetzt noch ein paar Textstellen:

Langsam ließ die Helligkeit nach, als würde jemand es mit einem Dimmer regeln.

sie

Er fand sich in einem schmalen, knallgelben Gang wieder. Die Farbe schien wie frisch gestrichen. Der Korridor hatte eine quadratische Form und maß in der Breite sowie Höhe etwa zwei Meter.

Das "quadratisch" passt nicht zu dem "schmal", wenn etwas schmal ist, ist es weniger breit als lang.

Sie war dunkel wie die Nacht und Ihre Farbe wurde durch die schreiende Helligkeit der Wände überaus stark betont und das machte sie irgendwie bedrohlich.

Ihre klein - das Fette kann in meinen Augen alles raus. Was soll "irgendwie bedrohlich" bedeuten?

Er kam langsam der seltsamen Tür immer näher, während das Licht im Gang immer düsterer wurde.

Auch hier kann das Fette raus - achte auf solche Worthülsen und unnötigen Adjektive.

Er war jetzt etwa zehn Meter vom möglichen Ausgang entfernt, der aber vielleicht auch ein Eingang sein konnte.

Kann komplett entfallen, da nichtssagend - ein Eingang ist immer auch ein Ausgang.

Im Näherkommen sah er, dass der metallene Totenkopf eine lebensgroße, nahezu verblüffend ähnliche Abbildung eines menschlichen Schädels darstellte.

Auch hier wieder: Ein Totenkopf ist doch immer ein menschlicher Schädel, oder?

Bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass die leeren Augenhöhlen des Schädels ihn anzustarren schienen, während der lippenlose Mund aussah, als wäre er zu einem leicht spöttischen Grinsen verzogen.

Unnötig, kann raus. Das wird dem Leser auch so klar

Dort vor ihm schien der einzige Ausweg.
Das sagte ihm seine Intuition.

Zweiter Satz raus. Das sagt ihm nicht seine Intuition, sondern es ist schlicht der einzige Ausweg, den er sieht (sonst sind doch nur Wände um ihn herum, oder?).

Doch bevor er mit dem Metallring gegen das kalte Stahl der Tür klopfte,

den kalten Stahl

Er fühlte sich schrecklich kalt an und plötzlich fühlte er einen unbeschreiblichen Hass in sich und das Bedürfnis zu töten.

"schrecklich" ist so ein Wort, was hier gut raus kann. Ausserdem Wortwiederholung "fühlen".

Auf einmal fiel ihm auf, dass ihm kalter Schweiß auf der Stirn lag.

"Ihm stand kalter Schweiß auf der Stirn" - finde ich besser, knackiger.

Gedankenverloren und vollkommen irritiert wischte er ihn sich ab.

ohne "sich"

Er hatte in seiner Vorstellung ein paar Augenblicke durch die Augen dieses Wahnsinnigen geblickt und gefühlt, was dieser Kerl damals gefühlt hatte.

Wieder Wortwiederhlung "fühlen".

Mit einem Mal fiel ihm auf, dass er fror.

Versuch dieses "auffallen" zu vermeiden, das hast du sehr oft. Dauernd fällt ihm was auf. Auch "plötzlich" und "mit einem Mal" kommen gefühlt sehr oft vor.

Mit denken kam er hier nicht weiter.

Denken groß.

Seinen neuen Mut wie einen Schwamm in sich aufsaugend, schlug er mit dem Ring fest gegen die Tür.

"wie ein Schwamm", denn der Schwamm bezieht sich ja auf sich, nicht auf den Mut.

und ihm standen mit einem Mal alle Haare seines Körpers zu Berge.

Versuche, solche Formulierungen zu vermeiden, die sind sehr abgegriffen.

Doch diese anfängliche Erleichterung, die sich in der kurzen Zeitspanne gar nicht richtig entfalten konnte, machte sofort einer Schreckreaktion Platz.

Ohne "richtig".

Hier war Ende im Gelände.

und er wie ein geölter Blitz,

Ich finde, auf solche flapsigen Formulierungen sollte man in einer Geschichte, die ernst sein will, verzichten.

Immer mehr wich das düstere Licht, welches die Fackeln an der Wand verströmten,

Warum verströmen die Fackeln "düsteres Licht"?

Mittlerweile begannen, seine Augen zu schmerzen, weil die Intensität des Lichts immer mehr zunahm. Gleichzeitig aber wuchsen mit der Helligkeit auch seine Hoffnungen und dies vertrieb immer mehr die schrecklichen Erinnerungen und die Angst.
Wieder hatte er zwei Etagen hinter sich gebracht.
Seine Augen brannten nun immer mehr, als wäre die heiße Luft um ihn herum mit Essig angereichert und er war gezwungen, sie immer mehr zusammenzukneifen.

Versuch, das "immer mehr" zu umschreiben.

Ja, soviel mal von mir.

Viele Grüße und bis zum nächsten Mal.

 

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