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Licht, gut und billig

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18.07.2017
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Licht, gut und billig

Nachdem sein Vater mitsamt seiner Kumpels verschwunden war, nahm Jorge das Buch von dem kleinen Kästchen, das an der Wand hängte. Ein Freund seines Vaters hatte es ein paar Minuten zuvor aus dem Kuvert gepackt und dort platziert. Er hatte es so platziert, dass das Titelbild gut sichtbar war und der rote Einband mit dem knallig gelben breiten Balken weckte sofort die Neugierde in Jorge.
Bevor er das Buch in die Hände genommen hatte, zeigte das Titelbild ein lustiges Fangenspiel zwischen einem lachenden Erwachsenen und einem ebenso glücklich wirkenden Kind. Doch jetzt, als Jorge - das Buch in den Händen - das Motiv genauer betrachtete, sah er, dass der Erwachsene scharfe Zähne und einen irren Blick hatte – also ganz und gar nicht lustig war – und das Kind schien eher panisch vor Angst davonzulaufen, als vergnügt zu spielen. „Stephen King für Kinder“ sagte die schwarze Schrift am gelben Balken, der sich über den gesamten Buchrücken erstreckte. „Vielleicht doch nicht so geeignet zum Einschlafen“, dachte Jorge bei sich, „dann eben ein bisschen fernsehen“. Und so schaltete er den alten Röhrenapparat ein und machte es sich auf dem Sofa davor bequem. Er sah sich zehn Teile seiner Lieblingsserie an, die jedoch so stark gekürzt waren, dass der Inhalt für Jorge total verwirrend war und er vor Anstrengung in einen Halbschlaf verfiel. Dass sich sein Kopf in das Haupt eines Pferdes verwandelte, schien ihn dabei nicht zu stören. Auch als ein Eimer mit silberner Farbe über sein Haupt gegossen wurde und dieses bis zum Kragen seines Hemdes einfärbte, regte er sich nicht. Alles war wie selbstverständlich für ihn.
Inzwischen saß er auch nicht mehr auf der grünen Couch in der Wohnung seines Vaters, sondern stand auf einem niedrigen Betonsockel am Eingang des kleinen Stadtparks. Jetzt streckte er beide Arme aus, weit nach links und nach rechts, und schon konnte er spüren, wie sie langsam versteinerten, genauso wie sein restlicher Körper. Eine unsichtbare Kraft drehte an seinen Händen und bog die Daumen aufwärts.
Jorges Geist verließ seinen Körper und konnte diesen nun von außen betrachten. „Was für eine hässliche Statue“ dachte er. Das war wohl auch die Ansicht mancher der Parkbesucher und es dauert nicht lange, bis am nächsten Morgen die Stadtverwaltung eingeschaltet wurde. Niemand konnte sich erklären, woher diese geschmacklose Statue mit dem silbernen Pferdekopf herkam, doch für alle war klar, dass sie wegmusste.

Etwa um die selbe Zeit – also während im kleinen Stadtpark der Frage nach dem woher und wohin der Statue nachgegangen wurde – besuchte Frau Dr. Foster den nahegelegenen Supermarkt, um sich die Zutaten für das Mittagessen zu besorgen. Der Markt war mittelgroß und knallig in seiner Aufmachung und bot die Waren zu sehr günstigen Preisen an. Kaum hatte Frau Dr. Foster die automatischen Schiebetüren am Eingang passiert, fiel ihr Blick auf einen Warenständer aus Metall. Darin lagen Schachteln mit einer Länge von cirka 30 Zentimetern, die etwa nur halb so breit und hoch waren. Die am Ständer befestigte, grellgelbe Produkttafel besagte: „Licht - gut und billig“.
Auf der Verpackung war ein Mädchen zu sehen, welches auf einer Wiese stand und in der Hand ein nach oben gerichtetes, längliches Etwas hielt. Aus diesem Etwas sprühten Lichtstrahlen hervor und tauchten den restlichen Teil der Verpackung in zartes Gelb. Das Mädchen auf der Verpackung lächelte. Frau Dr. Foster war verwundert, „Vermutlich etwas solarbetriebenes“, dachte sie bei sich und langte zu, „das werde ich mir heute Abend genauer ansehen.“
Im Laufe des nächsten Tages wurde eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Frau Dr. Foster war nicht in der Schule erschienen und auch telefonisch konnte sie nicht erreicht werden. Die verständigte Tochter fuhr vergebens zur Wohnung ihrer Mutter. Sie war es auch, welche die Polizei verständigte.

In letzter Zeit verschwinden so viele Leute. Spurlos.

 

Hallo leomayer!

Noch eine unkommentierte Geschichte aus deiner Feder? Dann will ich mal schnell Abhilfe schaffen.

Eine seltsame Geschichte diesmal, und ja, seltsam ist sie. Aber leider kommt gleich wieder Kritik von mir. Deine Geschichte ist so seltsam, dass sie mir eher zusammengewürfelt vorkommt, eher sinnlos als seltsam.
Die Idee, dass da Menschen verschwinden und dass sich der Junge in eine Statue verwandelt, ist ja an sich gut.
Aber es ist kein "Wieso, Weshalb, Warum?" in deiner Geschichte. Und wo sind da die Zusammenhänge (falls du dir solche Zusammenhänge gedacht hast)? Am Anfang beschreibst du detailiert, wie der Freund des Vaters dieses Buch platziert hat. Was hat dieser Freund, die Platzierung mit der Geschichte zu tun? Hat das überhaupt was mit der Geschichte zu tun? Wenn nicht, warum ist das so detailliert in der Geschichte drin?

Gehe ich davon aus, dass das Buch den Jungen verwandelt, was hat dann das Ende mit der Supermarkt-Licht-Packung mit der Geschichte zu tun?

So, wie dein Text ist, ist der Inhalt: Irgendwelche Leute verschwinden. Sie haben vorher irgendwas X-Beliebiges angefasst. Ende.
=> Und das ist zwar seltsam, aber das ist, weil x-beliebig, für einen Geschichtenleser nicht befriedigend.

Also, Leo, deine Text lassen sich flüssig lesen, finde ich. Es hapert halt am Inhalt. Es scheint, du wüsstest noch nicht, was du eigentlich erzählen willst.
Was kann ich dir empfehlen? Auf jeden Fall viel lesen, insbesondere Kurzgeschichten. Nimm dir eine (besser mehrere) KG vor, die dir gefällt, und denke darüber nach, was diese Geschichte ausmacht, was sie rund macht. Sieh dir den Aufbau an. Meist ist am Anfang irgendwo eine Problemstellung, dann folgt die Handlung (da wird versucht, das Problem zu klären, zu lösen) und am Ende ist halt die Lösung des Problems. Die Fragen, die in der Geschichte gestellt wurden, sollten so ziemlich alle beantwortet sein, sonst ist das Lesen unbefriedigend.

Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Schreiben. Übung macht den Meister.

Grüße,
Chris

 

Ich hab gestern den Kommentar verfasst und zumindest der Anfang muss deshalb befremden, aber jetzt, wo der Rabauke von Zwerg schläft, kann ich ihn wenigstens - wenn auch mit eigenwilliger Formatierung, die gleichwohl verständich ist, da Zitate schlicht mit < ... > gezeichnet sind einstellen.

Hallo leomayer,

es blutet mir immer das Herz, wenn ein Titel unkommentiert bleibt, von dessen Schöpfer ich weiß, dass er antwortet. Wenn dann noch ein "Jorge" auftaucht fällt mir gleich eher Borges denn irgendein Papst ein und so wird auch meine Neugier geweckt - und das, obwohl ich üblicherweise bei Stephen King schnell wieder aussteig.

Schon der erste Satz hat's von der zuschnappenden Fälle-Falle an sich
<Nachdem sein Vater mitsamt seinen Kumpels verschwunden war, nahm Jorge das Buch von dem kleinen Kästchen, das hängend an der Wand montiert war. >
Zunächst verlangt "mitsamt" nach dem Dativ, also "mitsamt seiner Kumpel" - dem Kumpel aber sind wie dem Möbel singular und Plural identisch, an sich, aber hier im Pott gibt es auch Möbeln und Möbels und mancher pflegt sogar Kinders (aber schon die Verwendung dieser altertümlich anmutenden Präposition "mitsamt" zeigt, dass da was beim leomayer was werden kann).

Aber richtig schlimm und verquirlt gehts dem armen Kästchen: Es war oder hing schlicht "an der Wand" und wird wohl nicht von selbst dahin gekommen sein oder - umständlich - muss ja wohl irgendwann daran "montiert" worden sein-

Das wird ein ausufernder Kommentar, ich merk das schon ...


<Ein Freund seines Vaters hatte es dort ein paar Minuten zuvor platziert, nachdem er es aus dem Kuvert ausgepackt hatte. >
Du klebst sehr an der Schulgrammatik, aber selbst damit könntestu ein "haben" sparen, etwa der Art "Nachdem es aus dem Kuvert gepackt war, platzierte ein Freund seines Vaters dort ..."

<... und der rote Einband mit dem knalligen, gelben[,] breiten Balken weckte ...>
Das Adjektiv gelb ist gleichrangig mit der Breite (die ist breit, ob grün, ob blau, wurscht), aber wenn das "knallig" sich aufs gelb bezieht - was ich schon fast fürchte - müsste das KOmma zwischen den abhängigen Attributen wegfallen.

<... – und das Kind schien eher panisch vor Angst davonzulaufen[,] als vergnügt zu spielen.>
das "als" erzwingt zur Infinitivgruppe das Komma

<..., „dann eben ein bißchen fernsehen“. >
"bisschen"

<... und machte es sich in dem Sofa davor bequem.>
"auf dem Sofa", es sei denn, er wäre hineingekrochen ...

<Auch als ein Eimer mit silberner Farbe über sein Haupt gegossen wurde und dieses bis zum Kragen seines Hemdes einfärbte, regte er sich nicht.>
"dieses"? besser "diese" (silberne Farbe)

<Eine unsichtbare Krafte drehte an ...>
Eine ... Kraft

<... und konnte diesen nun von aussen betrachten.>
"außen"
Mal grundsätzlich: "ß" am Ende langer, betonter Silben (z. B. "Fuß"), doppel-s bei kurzen ("Fluss"). Also was ist hier
< „Was für eine häßliche Statue“ ...>
zu korrigieren?

<...dachte er bei sich.>
Kann denken ausgelagert und in einer anderen Person vollzogen werden? Doch wohl nur in Fantasy, Horror und Sf. Also warum das Refelxivpronomen, wenn er nur einfach dachte?
Weiter unten geschieht es nochmals ...

<..., bis am nächsten Morgen die Stadtverwaltung eingeschalten wurde.>
eingeschaltet

<..., dass sie weg musste.>
wegmüssen, mein ich

<..., „das werde ich mir heute abend genauer ansehen“.>
heute Abend und der Abschlusspunkt vorm auslaufenden Gänsefüßchen, womit der gesamte Satz (nebst übergeordnetem zuvor) beendet wird.

<Frau Dr. Foster war nicht in der Schule erschienen, und auch telefonisch konnte sie nicht erreicht werden.>
Die Konjunktion vertritt das Komma ganz gut. Also weg mit ihm!

Bissken Grammatik täte also ganz gut, aber Kozentration musstu schon selbst aufbringen.

So viel oder wenig für heute vom

Friedel,
der noch einen angenehmen Rest Dritten Advent wünscht!

 

Hi Chris Stone und Friedrichard! Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren der Geschichte. Grammatikfehler sind ausgebessert und bzgl. der Aussage/dem Fazit werde ich in der nächsten Story berücksichtigen!

 

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