Letzte Sommernacht
Letzte Sommernacht
Ich träume Schwanzgedanken einen porenhohen Wurf von hellster Haut entlang. Ich fingerkuppenluftzerkissenboote diesen Traum von einer Haut. Ich veratme in kurzen Atemstößen das zungennasse Warzenspitz der Brust. Ich verzirpe ein schnelles Wahngestoße auf sich von Stoß zu Stoß immer weiter öffnendem, nassem Lippenglitsch über tiefem Grund. Ich stoße tiefer.
Miss D verzirpt.
Ich halte ihn in Stille, so kopfversenkt, keinen Millimeter tiefer, und blase das Zungennass ins Kalt. Ich streichle dann sanft mit meiner heißen Wange einen Hauch von zwei Tage altem Stoppelbart über diesen nasskalten, spitzen Warzengrund, und trinke, trinke eine letzte Sommernacht ins Pur.
Miss D verstirbt in hellen Tönen.
Der Nebel zieht meterhoch über den dunklen Glanz des wellenlosen Sees. Der Rest der Welt ist klar und lässt den Sommer in Stillen sterben. Die Decke, die Handtücher, auf denen wir verschmiegen, feuchten schon ganz eisig kalt.
Vier Uhr früh. Wir kamen schwitzend aus der Disco. So lachend, lustig, Hand in Hand. Mein Herz befahl, ihr Stirn und Haar zu küssen. Viel unzärtlicher konnte ich nicht. Ich bin noch immer so krank, so zärtlich verkrankt in Danaes Tänzerinnenschlank. Ich bin so krank nach ihrem Haar, so krank nach ihrem Brüstepaar, so krank nach ihren Beckenknochen, so .... so krank, dass ich es in Worten gar nicht verklickern kann.
Wir wollten eigentlich nach Hause fahren, ab in die Heia und dann .... Es war wieder ein Mal Die Nacht. Die Leute ein wenig verarschen, war angesagt. Wir spielten unser Lieblingsspiel "Hey, du, ja, du. Hey du, hast du heute schon gelacht?" Und dann brüllten wir uns halb tot. Fast Alle hatten heute noch nicht gelacht. Echt, kein Schmäh. Echt, fast Alle hatten heute noch nicht gelacht, schauten total blöd aus ihrer Wäsche und wussten nicht, was sie sagen sollten. Miss D lag zuletzt schon auf der Bar und hielt sich ihren Bauch. Ich lag auf ihr, mich um die sich so blöd Vergaffenden nicht mehr kümmernd, bis halt der oder die Nächste kam. Meine Hände waren überall und wir lachten uns halb tot. So tot. Mir tun jetzt am Nachmittag noch immer die Wangen weh, meine Bauchmuskeln katern sowieso.
Hand in Hand. Und da sagte sie auf ein Mal "Hey, du, lach jetzt bitte nicht. Okay? Tut ja nur noch weh. Hahahahahaha. Also lach nicht. Hahahaha......" Wir bogen uns krumm. Irgendwie habe ich dann in meinem Spitzenschwips doch noch die Beifahrertüre aufgebracht. Gentleman, na klar. Sie prustete herum. ".... bitte lach jetzt nicht .... hahahahaha." Sie war unfähig zum Reden. Nur noch ein verzweifeltes, unstoppbares, verkrampftes Hahahaha.
Ich prustete auch, half der Schnapsdrossel ins Auto, .... stieg dann auf meiner Seite selber ein. Na, hoffentlich kein Planquadrat. Nau servas. So viel Idiotie könnte ins Auge gehen. Scheiß drauf, hahahaha. Sie lehnt sich zu mir herüber: ".... lach jetzt bitte nicht .... hahahaha." "Ich lach eh nicht, erzähl schon. Ha, verdammt, wo ist das Loch, haa? Das Startloch mein ich, nicht das, was du schon wieder meinst. Hahahaha." Ja, verdammt, wo ist das Loch? Da.
"Ha, ja, lach bitte nicht, hahaha, aber genau darum geht es. Hahaha." "Ich fahre ja eh schon, ein bisschen wirst du schon noch durchhalten müssen, hahaha." "Jaja. Ne, ja, aber nicht heim, klar." "Was willst´n dann?" "Ha, lach bitte nicht, .... hahahaha .... nicht heim, ne, okay? Heute ist wahrscheinlich die letzte schöne Sommernacht in diesem Jahr, sieh dir nur diesen Himmel an. Ich möchte zum Ödtsee und dort ficken. Du hast doch die Decke und den Schlafsack noch im Kofferraum, oder?" "Na klar. Geil, geil, geil, ne gute Idee." Eben eine Idee von Miss D.
Und jetzt kriecht mir das kalte Eis der Nacht den Rücken hoch, .... und, .... und, so nur kopfversenkt und eingeschmatzt, wie ich ihn nun schon eine ganze Weile halte, während ich mich in Streichelfesten auf ihrer Haut vergeh, hau ich ihn endlich rein, voll auf Anschlag. Sie schreit. Ich nehme mir ihre Beine unter die Achseln, lege mich voll drauf, sie hält voll dagegen und dann .... bis ich wieder schwitze.
Und dann krochen wir notdürftig abgetrocknet in meinen übergroßen Schlafsack. "Zur Not hätte da sogar noch eine kleine, zarte Zweite Platz, haha." War kein guter Witz. Sie sah mich auf ein Mal so komisch an. "Aha, und das nach dieser Nacht, aha." Und da biss sie mich brutal in meine Schulter. Au. Scheiße, scheiß vorlaut sein. Au. Aber wurscht, ich lache und küsse ihr ganz zart die Augen zu. "Arschloch." Akzeptiert. "Hey, Schätzchen, ich meinte ja nur. Ist doch ein geiler Green Beret - Schlafsack, Größe Terminator, oder etwa nicht? So einen kriegst du nicht im Handel, um kein Geld der Welt. So etwas Geiles gibt es nur auf dem Flohmarkt. Ich habe den abgehausten, armen Standler auf feste, alte zweihundert Schüling herunter gehandelt. Der arme Narr hat gar nicht gewusst, was er da fast verschenkt hat. Wärme pur, wasserfest, .... und Platz für einen Lothar und wenn es sein muss, auch für .... na ja, geschenkt. Hahahaha. Und sogar mit abnehmbarer Fellkapuze. Auch das Fell ist nur angeknöpft. Der Sack hält Sommer und sogar einen Winter mit 30 Grad Minus aus, in Celsius."
Wir lagen eng aneinander. Ihr Kopf schmiegte an auf meiner Schulter. Marke Leichtgewicht. Wir blickten hoch hinauf ins gelb gesprenkelte Schwarz des Himmels. Das Klar des Sternemeers vergoldete mir den sanft verstreichelnden Griff der rechten Hand auf ihren Brüsten. Mein Handballen verkitzelte sich auf ihren aufgereckten Warzen, mal da, mal dort, und dabei tranken wir die feuchtkühle Luft der letzten Sommernacht.
Danae. "Hey, .... hey, Danae? Schläfst du schon?" "Ja." "Okay, .... ist gut. Hey, Danae!" "Ja?" "Ich liebe dich." "Mh-hmmm." Ganz cool. Küsschen, Küsschen. "Gute Nacht!" "Gute Nacht!" Küsschen.
Die schläft doch wirklich ein. Ihre Atemzüge greifen leise und weich nach meinem Herzen. Mir war irre, wohlig warm. Ich starrte noch eine Weile ins schwarze Sternenmeer hinauf und nahm es dann mit in meinen Schlaf der letzten Sommernacht.
© Copyright by Lothar Krist (13.9.2002)