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Letzte Bewerbung

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25.02.2004
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Letzte Bewerbung

Letzte Bewerbung

Das Walroß sagte: " Es ist Zeit, dass man von manchem klönt. Von Schuhen, Schiffen, Siegellack, vom Kohl und wer gekrönt. Und wie das Meer so siedeheiß ein Flügelschwein verwöhnt."
Seit Tagen mißlingt mir eine verständliche Aussage über mein Selbst, mein Tun und mein getan haben, ich falle immer wieder zurück in unverständliche Formulierungen, die dem eigentlichen Sinn aus der Sicht des Auftraggebers eher nicht gerecht werden. Also noch ein Versuch: Eine letzte Bewerbung
Ich bin Angehöriger des ungeachteten und unbedeutenden Geschlechts. Mein Ruf als unbekannter Autor ist weltweit. Ich habe meine Geburt schadlos überstanden, mußte mir die Prozedur des Taufens gefallen lassen. Dabei feuchtet man einen Säugling an, damit sein Name besser an ihm haftet, an einem Ort, in dem der Pfarrer Gott anbetet und die Frauen den Pfarrer. Man legte mich in eine Wiege, ein Gerät, in dem man menschliche Raupen aufbewahrt und hin- und herschüttelt, damit sie süß bleiben. Später erst wurde mir bewußt, daß man, um ein gutes Mitglied einer Schafsherde zu sein, wirklich ein Schaf sein muß. Daraufhin stand ich auf beiden Beinen und bin seitdem mit Euch in dieser geistigen Beize,die man gemeinhin Leben nennt und habe Angst es zu verlieren und wenn ich es verloren hätte ,würde ich es wie ihr nicht einmal vermissen. Und wenn wir wissen wollen, warum wir es nicht verlieren wollen, dann nur deshalb, weil der Tod länger dauert.
Wenn ich mich zum letzten Mal bei Euch bewerbe, und sei es nur darum, um Platz machen zu dürfen für ein anderes Bett an einen anderen Ort,für dessen Besetzung auch schon die Rechnungen geschrieben sind, dann bleibe ich
wenigstens höflich, weil Höflichkeit die kleinste Münze der Unverschämtheit ist und überlege mir gerade, was ich sage, wenn ich mich von Euch verabschieden werde. Ich werde einfach sagen: "Entschuldigt bitte, es ist das erstemal, ich könnte jetzt sterben,ohne mit der Wimper zu zucken und muß niemandes Gunst erheischen, um das zu tun, worum es bei einer Bewerbung immer so geht.

 

Hallo mullinero,

herzlich willkommen hier auf KG!

Hm...ich kann mit deinem Text, der erstens keine klassische Geschichte ist, auch wenn er schon etwas erzählt, in Sachen Satire nichts anfangen. Vermutlich fehlt mir der gehörige Zugang dazu, weshalb ich dich bitte, mir mitzuteilen, worin du das satirische Element deines Textes hast darstellen wollen.

Was ich dir gerne bescheinige ist, ein recht flüssiger Schreibstil, der mir gefallen hat und teils originelle Formulierungen, die man sich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen kann, würde denn die Zunge in der Lage sein, lesen zu können.
Als grundsätzlich selbstironischer Text eines Protagonisten, der ein wenig sein Leben Revue passieren lässt bzw. Stückchen aus seinem Leben darstellt und damit jedem anderen Bürger den Spiegel vorhält, halte ich diesen Text für durchaus sehr lesenswert, aber für mich ist das hier im Moment, ich warte da auf deine Erläuterungen, noch keine Satire.

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Iakita, danke für die prompte Reaktion,
ich wollte auch keine klassische Geschichte erzählen, bin Euch darin gefolgt, dass "Geschichte" nicht so eng definiert sein muß. Und doch versuchte ich eine "Geschichte" zu erzählen. Der Protagonist verliert sich aus dem ursprünglichen Anspruch, der an ihn gerichtet ist, will aufhören, schon wieder seine Geschichte(als Bewerber) zu erzählen, sprich sich wieder darstellen zu müssen in Form eines "Bewerbers",verweigert jetzt endlich die alte Form sich "darzustellen" zu müssen in seiner Vergangenheit, reduziert sich nur auf das, was ihm jetzt als "seine Geschichte" noch wichtig ist, weil er an ihn gerichtete Erwartungen nicht mehr erfüllen will. Die Frage nach dem satirischen Element sehe ich aus dieser "reduzierten und damit überspitzten, wennmöglich nicht mehr gültigen eigenwilligen Reduzierung des auf einen anderen Sinn ausgerichteten Ausdrucks im Sinne der Verweigerung traditioneller Ansprüche erfüllt, wenn der Protagonist
"Bewerbung" nur noch so versteht, daß er sich für nichts mehr bewerben will, weil man ja ohnehin nicht wissen will, was er gelebt und erfahren hat. Er bewirbt sich also nur noch anstandshalber mit einer Entschuldigung für die letzte kleine Gunst, die er selbst mit der kleinsten Form der Unverschämtheit beantworten kann, nämlich mit einer Entschuldigung, aber erst dann,wenn ihm nichts mehr anderes übrigbleibt, weil er die Welt verlassen muß.

 

Uff...danke mullinero:) , für deine Erläuterungen.

Tja....nun gibt es zwei Möglichkeiten meinerseits darauf zu reagieren:
entweder dein Text ist einfach eine Nummer zu groß für mein Blondinenhirn und ich habe all das, obwohl in deinem Text enthalten, infolge zu viel Strohs im Kopf nicht sehen können
oder du hast ein Problem und dein Text enthält all diese Aussagen nur in höchst allein für den Autoren erkennbarer Verschlüsselung.
Vermittelnde Variante wäre noch: weder ich noch du haben genügend Fähigkeiten, einander ausreichend zu verstehen.
Wähle ER! :D

Lieben Gruß
lakita

 

Sehr klug geantwortet,lakita,

mag sein,daß wir uns so verstehen könnten, dass ein Text, auch wenn der Autor hofft, verstanden zu werden, für ihn und den Leser manchmal genug Raum läßt, unverstanden zu bleiben. Dann ist schon viel erreicht !

Grüße Rodolfo Mullinero

 

Ich finde die Geschichte wunderbar bissig, sarkastisch und auch einigermaßen schlüssig. Die Einleitung hättest die vielleicht ein bisschen wahnsinniger formulieren können, aber prinzipell eine durchaus gelungene Satire auf das Leben und die Gesellschaft.

 

... ich mag die ironie und vor allem die selbstironie, die in dieser geschichte steckt ...

 

Hello mullinero,

die Geschichte geht sehr schön witzig los, wird dann aber für meinen Geschmack doch ziemlich länglich. Ähnlich wie lakita habe ich Mühe, satirische Momente zu erahnen. Vielleicht liegt es am plötzlichen Tempoverlust innerhalb der Geschichte, denn eigentlich geschieht ausser der sehr ausschweifenden Entschuldigung nichts mehr.

Viele Grüsse vom gox

 

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