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Let Your Love Flow

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28.11.2014
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Let Your Love Flow

Im Traum ist er wieder bei ihr. Sie sitzen am Weiher vor dem Haus, schauen in die alten Weiden, deren Ruten sich über dem Wasser wiegen, ohne die Oberfläche zu berühren. Er dreht sich zu ihr, kommt näher, will sie küssen. Sie wacht auf, spürt, wie meist in diesen Nächten, die Stille, die Leere, ihr Alleinsein. Die Träume verlieren sich immer, bevor es zu einer Berührung kommt, bevor sie sich wirklich nahe sein können. Tränen steigen ihr in die Augen, sie schluchzt kurz, versucht ihre Traurigkeit aufzufangen.
Ihr kleiner Hund, der neben dem Bett liegt, hebt den Kopf. Sie legt sich auf die Seite, streckt ihren Arm aus, streicht über sein kurzes, weiches Fell, schläft wieder ein.

Johanna tritt aus dem Haus. Die Luft ist kühl und ein wenig feucht. Irgendwo hat sie gelesen, dass das Wetter in diesem Landstrich nicht gut für Asthmakranke ist. Das hat sie nicht davon abbringen können, zurückzukehren und hier ihre letzten Jahre zu verbringen.

Sie geht mit gleichmäßigen, ruhigen Schritten die Straße entlang, die an ihrem Ende in die breite Platanenallee des ehemaligen Badeortes mündet. Hier stehen imposante Gründerzeitvillen, umgeben von alten, schattenspendenden Bäumen.

Ihr Hund läuft an der Leine neben ihr. Sie spricht gern mit ihm, erzählt ihm alles, was ihr gerade durch den Kopf geht, achtet stets darauf, dass kein anderer Zuhörer in der Nähe ist.

Heute ist sie etwas früher als sonst losgegangen. Sie ist eine einsame Spaziergängerin. Im Park nimmt sie den gewohnten Weg zwischen den hohen, alten Bäumen, wendet sich den beiden von niedrigen Buchshecken eingerahmten Teichen zu, geht weiter zum Kanal, der einen Teil der Sichtachse des gesamten Parks bildet. An den Uferwegen stehen Kugelrobinien, die die strenge Symmetrie der Anlage unterstreichen. Der Himmel ist leicht bedeckt. Sie fröstelt ein wenig, hätte vielleicht doch eine wärmere Jacke nehmen sollen.

Immer noch allein, kann sie Oskar von der Leine lassen. Schnüffelnd läuft er entlang der Böschung, hält hin und wieder an, setzt seine Marke, vergewissert sich, dass sie ihm folgt.

Auf der gegenüberliegenden Seite kommt ihnen ein Mann entgegen. Er geht langsam, etwas nach vorne gebeugt. Als er näher kommt, sieht sie, dass er recht groß ist. Sie denkt, dass er ein paar Jahre älter sein muss als sie selbst, vielleicht um die siebzig. Er trägt eine dieser braunen Steppjacken mit Cordkragen und eine Kappe, die sie an eine Golfkappe erinnert.

Jeder auf seiner Seite gehen sie aneinander vorbei, sehen sich kurz an, grüßen, ohne dass der eine den Gruß des anderen hören kann.

Am Ende des Kanals wechselt sie auf die andere Seite und geht zurück. Die ebenen Schotterwege sind selbst nach Regentagen trocken. Es gibt keine Pfützen und sie kann in Ruhe alles betrachten: Sie blickt auf den Hügel weiter hinten, den der Landschaftsarchitekt in seine Planung miteinbezogen hat. Ein weißer Pavillon steht vor dem Halbkreis eines über und über mit Glyzinien bewachsenen Laubengangs. Johanna gefällt die Symmetrie und Harmonie des Parks. Sie hat das gute Gefühl, am richtigen Ort zu sein.

Der Mann hat sich auf eine Bank gesetzt. Oskar wird neugierig, rennt auf ihn zu. Sie versucht ihn zurückzurufen - wie immer, wenn er Menschen sieht, erfolglos. Sie holt die Leine aus ihrer Jackentasche und läuft zur Bank, die sie ein wenig atemlos erreicht.
Der Mann streichelt gerade den Kopf des Hundes, nimmt ihn zwischen die Hände und sagt:
„Du bist aber ein Netter.“
Zerknirscht, weil sie nicht auf Oskar geachtet hat, sagt Johanna:
„Entschuldigen Sie. Es ist immer dasselbe. Er will von allen geliebt werden und ist dann nicht mehr aufzuhalten.“
„Das macht nichts. Ich mag Hunde. Sein Fell ist sehr hell, fast blond. Ist das ein Labrador?“
„Ich glaube nicht, zumindest kein echter. Dafür ist er ein bisschen zu klein. Ich habe ihn mir aus dem Tierheim geholt“, erklärt Johanna, immer noch etwas kurzatmig.
Sie leint den Hund an, nimmt ein Taschentuch, wischt flüchtig über die Bank und setzt sich neben den Mann.
Nach vorne geneigt, um das verdrehte Halsband des Hundes zu richten, schaut sie den Mann aus den Augenwinkeln an. Ihr Blick wandert hoch zu seinem Gesicht. Sie sieht die Kerbe in seinem Kinn, verharrt, betrachtet ihn genauer.

Er hat seine Kappe abgenommen und ist damit beschäftigt, seine Brille, die wohl beschlagen ist, trocken zu putzen. Etwas ist mit seinen Augen. Er blinzelt beim Betrachten der Brillengläser, als nehme er nicht genau wahr, was er sieht.
„Ja, das Putzen hilft auch nicht viel“, stellt er fest. „Es ist der Graue Star. In der nächsten Woche wollen wir damit beginnen, die Linsen auszutauschen. Es gibt Hoffnung, dass ich dann wieder besser sehen kann.“
Johanna weiß nicht, was sie dazu sagen soll.

Ihr fällt ein, dass er schon mit dreißig unglücklich darüber war, dass sein Haar immer weniger wurde. Jetzt ist er kahl.

Gedankenversunken streichelt sie ihren Hund, der nun zu ihren Füßen liegt.

Der Mann hat Brille und Kappe wieder aufgesetzt. Sein Blick geht über den Kanal aufs gegenüberliegende Ufer. Zwei Schwäne ziehen ihre Bahn. Das Wasser ist schwarz und ruhig, nur hinter den Schwänen ist es bewegt.
„Leben Sie schon lange hier?“, beendet der Mann ihr stilles Nebeneinander.
Er schaut sie nicht an, sie spürt jedoch, dass er ihr zuhört.
„Erst seit drei Monaten.“
Johanna überlegt, was sie noch über sich sagen möchte.
„Aber ich habe hier meine Jugend verbracht.“
Sie dreht ihren Kopf etwas und schaut den Mann von der Seite an, studiert sein Profil.
Er wendet den Blick nicht, lächelt.
„Warum sind Sie zurückgekommen?“
Sie nimmt die Erklärung, die sie für sich selber gefunden hat:
„Eigentlich, weil es keinen anderen Platz gab, der für mich in Frage kam. Mir ist hier vieles vertraut. Ich kenne die Stadt, ich kenne die Menschen. Ich glaube, es war eine gute Entscheidung, hierher zurückzukehren.“
Johanna macht eine kleine Pause. „Und Sie?“
Versonnen blickt er auf den Kanal.
„Ja, ich bin auch erst seit ein paar Jahren wieder hier. Es ging mir wie Ihnen. Dieser Ort gibt mir seine Ruhe. Es ist ein guter Platz fürs Altwerden.“

Sie fragt nach dem, was sie schon weiß: „Sind Sie auch hier geboren?“
Langsam wendet er seinen Kopf, schaut sie an. Sein Lächeln wird tiefer, wird zum Schmunzeln: „Ja, aber das weißt du doch, Jo.“
Ihre Stimme ist jetzt belegt, ein bisschen spröde: „Paul, …“ Sie möchte fortfahren, weiß nicht, was sie sagen soll, sieht ihn nur an.
In seinem Gesicht taucht die Verschmitztheit auf, an die sie sich so gut erinnert.
„Meinst du wirklich, ich hätte deine Stimme vergessen? Wir haben uns beide verändert, aber unsere Stimmen sind doch noch die alten. Besonders deine. Sie war immer ein bisschen dunkler als die anderer Frauen. Die verwechselt man nicht so schnell.“
Johanna ist verlegen, aufgewühlt. Ihr fällt keine Entgegnung ein. Sie wartet darauf, dass Paul weiterspricht.
Sekunden vergehen.
„Hast du Kinder?“, fragt er, nun ein wenig ernster.
„Nein. Als wir mit dem Studium fertig waren, kam der Beruf und dann glaubten wir, dass wir zu alt wären für Kinder.“ Sie denkt einen Moment über ihre eigenen Worte nach. „Vielleicht keine gute Entscheidung. Es gab eine Zeit, da habe ich die, die Kinder hatten, beneidet und fühlte mich irgendwie halb. Heute denke ich eher daran, dass ich ein freies und ungebundenes Leben hatte.“
„Ja, du hast recht. Kinder sind nicht immer ein Segen. Ich habe Glück mit meinem Sohn. Leider sehe ich ihn nur sehr selten. Er lebt in den USA und hat dort Karriere gemacht. Das macht mich natürlich stolz.“ Er unterbricht sich mit einem kleinen Seufzer. „Nichtsdestotrotz muss ich versuchen, meinen Alltag alleine zu bewältigen.“
„Ja, das geht mir auch so“, stimmt Johanna zu. „ Man lernt es, aber es ist nicht leicht.“

Beide schweigen, sehen den Schwänen zu. Der Hund zu ihren Füßen hat die Augen geschlossen, scheint zu dösen.

Johanna fühlt die Frische des Morgens, schließt den Kragen ihrer Jacke.
„Sollen wir weiter?“, fragt Paul. „Wird doch etwas ungemütlich hier.“
Sie erheben sich, auch der Hund ist wieder wach und bereit, mit ihnen zu gehen.
Nebeneinander spazierend achtet sie darauf, nicht in ihren schnelleren Schritt zu fallen. Er geht langsam, zögernd.

Beide hängen ihren Gedanken nach. Johanna spürt, dass auch seine Gedanken zurück in diesen Sommer wandern. Vierzig Jahre sind eine lange Zeit und sie erinnert sich nur sehr ungenau. Es fällt ihr schwer, alles an den rechten Platz zu bringen. In ihrem Kopf erscheinen Einzelbilder. Sie weiß nicht mehr genau, in welchem Jahr sie zusammen gewesen sind. Der Sommer war heiß und schwül. Und das über lange Wochen.

Sie kannten sich seit ihrer Kindheit, waren Nachbarskinder. Der Zufall wollte es, dass sie sich trafen. Beide waren in der Altstadt beschäftigt, sie in den Semesterferien in der Uni-Bibliothek, er nebenan im Amtsgericht. Sie fingen an, ihre Mittagspausen miteinander zu verbringen, fanden ein Café, das zu ihrem Lieblingstreff wurde, aßen hin und wieder in der Pizzeria an der Ecke, lagen manchmal auch nur die ganze Zeit auf der Rheinwiese und sahen den Frachtschiffen nach. Sie genossen beide diese kurze Zeit des Zusammenseins, fanden immer ein Gespräch, lachten viel miteinander, kamen sich näher und verliebten sich oder dachten, dass es so wäre. Es traf sich gut, dass die Wohnung ihrer Schwester in diesem Sommer unbewohnt war.

Johanna weiß nicht mehr genau, wie lange es ging, wann der erste von ihnen nicht mehr die Augen davor verschließen wollte, dass sie beide nicht frei waren. Sie hat vergessen, wer von ihnen die Beziehung beendete. Beiden war klar geworden, dass es so nicht weitergehen konnte. Seine Frau war schwanger.

„Wir hatten eine schöne Zeit“, unterbricht er ihre Gedanken. „Mir fällt ein, dass wir nach dem Essen immer einen Marsala getrunken haben. Fürchterliches Zeug, viel zu süß.“
„Damals hast du ihn sehr gern gemocht“, entgegnet sie mit einem kleinen Lächeln.
„Wie hieß doch gleich unser Italiener? Ich glaube, der war an der Ratinger Straße“ fährt sie fort.
Er muss nicht lange überlegen: „’Pinocchio’, daran erinnere ich mich genau.“
Sie nickt zustimmend. „Ja, jetzt fällt es mir auch wieder ein. Unser absoluter Favorit waren Spaghetti Carbonara.“
Sie kramt weiter in ihren Erinnerungen.
„Einmal hast du in Petras Wohnung versucht, sie selber zu machen. Weißt du noch? Die Eier waren leider geronnen“, sagt sie spöttisch.
„Du hast alles aufgegessen. Nur wegen des Parmesans“, kontert er schmunzelnd.

Und wieder wandern Johannas Gedanken in die Vergangenheit.
Fast widerstrebend holt sie Einzelheiten an die Oberfläche. Diffuse, widersprüchliche Gefühle begleiten ihre Gedanken.
Die heiße, stickige Dachwohnung war zu ihrem kleinen intimen Refugium geworden. Hier waren sie sich nahe, wenn auch nur für kurze Zeit.

Johanna wendet sich Paul zu:
„Weißt du noch, in welchem Jahr das war? Ich erinnere mich nur daran, dass es wochenlang tagsüber um die dreißig Grad war. Und immer diese Schwüle. Kann es sechsundsiebzig gewesen sein?“
Er denkt nach: „Ja, du hast recht, es muss sechsundsiebzig gewesen sein, ein Jahr später habe ich mein zweites Examen gemacht.“

Eine Momentaufnahme blitzt in ihr auf:
Sie sind auf dem Weg zu Petras Wohnung. Gleißende Mittagshitze, fast menschenleere Straßen, weit geöffnete Autofenster, das Radio ist voll aufgedreht.

„Erinnerst du dich, da war so ein Lied, das ständig im Radio lief?“
Sie überlegt, versucht selber eine Antwort zu finden: „War das ‚Summer in the City’?“
„Nein, glaube ich nicht, das ist eher aus den Sechzigern.“
„Ein Ohrwurm. Irgendwie passte der genau zu unserer Stimmung.“ Sie hat das Gefühl, ganz nahe dran zu sein.
Ihm fällt es ein, er bleibt stehen und summt die Melodie.
„Ja, genau. Das war’s.“ Sie bleibt ebenfalls stehen und fällt in sein Summen ein. Beide schauen sich an, halten ein, müssen lachen und gehen weiter.

„Weißt du noch, wie das hieß?“
Johanna sinnt nach: „Ich hab’ einen englischen Titel im Kopf, komm’ aber nicht drauf.“
„Ich weiß es leider auch nicht mehr. Ist ja wirklich schon sehr lange her.“

Sie sind an der Straße angelangt, die den Park durchschneidet. Die Stadt hat es in den vielen Jahren nicht geschafft, eine Umgehungsstraße anzulegen und die Geschlossenheit des Barockgartens wiederherzustellen.

Beide stehen abwartend. Sie sieht ihn an. Gary Grant. Ja, sein Kinn ist genauso eingekerbt, wie das von Gary Grant. Das hat sie immer gedacht. Daran hat sie ihn sofort wiedererkannt.

„Wo wohnst du jetzt?“, setzt Johanna das Gespräch fort.
„Hier gleich links in der Wasserburgallee. Ich habe eine kleine Parterrewohnung in einem Jugendstilhaus. Sehr bequem für meine alten Beine“, sagt er mit leichter Ironie.

Immer noch stehen sie sich gegenüber, einer versucht im Gesicht des anderen zu lesen.
Er hebt an, zögert, scheint nach den richtigen Worten zu suchen.
„Am Nachmittag gehe ich immer zu ‚Wanders’ und trinke dort einen Cappuccino.“ Wieder stockt er. „Die Sonne soll rauskommen, es wird wohl auch wärmer werden.“ Er stockt erneut, sieht sie fragend an: „Hast du schon was vor?“

Sie überlegt, ist sich nicht sicher, hat das Gefühl, vor einer Entscheidung zu stehen, gibt sich einen Ruck.
„Ja, das fände ich auch ganz schön. - Wann?“ Die eigene Stimme klingt ihr fremd.
„Gegen halb vier?“ Auch seine Stimme ist rau.
Sie strafft die Leine, will sich trennen. „Ja, dann bis heute Nachmittag.“
Unschlüssig bleibt sie stehen.
Er versucht, ihre Miene zu deuten, beugt sich zu ihr hinab, nimmt ihr Gesicht in beide Hände, sieht ihr in die Augen und gibt ihr einen sanften Kuss. Seine Kappe ist im Weg, verrutscht ein bisschen.
Sie spürt, dass sie rot wird, steht regungslos, verstört. Langsam löst sie sich.
„Bis später“, flüstert sie und macht sich auf den Weg.
Nach ein paar Schritten spürt sie seinen Blick, dreht sich noch einmal um, hebt ein wenig ungelenk die Hand, winkt, geht weiter, widersteht dem Wunsch, noch einmal zurückzuschauen.

Während sie wieder ihren gewohnten Schritt aufnimmt, verebbt ihr inneres Durcheinander allmählich und macht einer ruhigen Freude Platz.
Sie lächelt.
Die Melodie kommt zurück. Sie beginnt zu summen – sehr leise.

Jetzt fällt es ihr ein: ‚Let your love flow.’

 

Hallo Barnhelm, am liebsten würde ich ja Minna sagen, aber das muss ich ja erst mal fragen.
Und du willst ja sicherlich wissen, wie das nun mit deiner Geschichte und mir war?
Gut war es.
Hatte sie schon gestern gelesen und sie gefällt mir, weil sie bei aller Schwermut etwas Hoffnungsfrohes hat.
Es ist eine Geschichte, die sehr ruhig und getragen geschrieben ist. Sie wirkt wie ein breiter Fluss, an dem man mit einem Fahrrad entlangfährt und ganz langsam über die Ufer schaut.
Der Trick, die Frau zu Beginn der Geschichte träumen zu lassen, ist gut, man spürt dadurch die Melancholie in der sich deine Icherzählerin bewegt und die man fortwährend bei ihrem Spaziergang spür, sondern erhält auch nebenbei die Information, dass ihr Mann tot ist.
Auch wie du das gegenseitige Erkennen hin"gebogen" hast, ja das fand ich elegant gemeistert.
Es ist keine riesige Geschichte von Dramatik und Weltbewegerei, es ist "nur" eine kleine Erzählung über das Altwerden und die Hoffnungen, die einen immer noch bewegen, auch wenn man über die Hälfte seines Lebens schon unterwegs war. Ich hab sie wirklich gerne gelesen.
Zwei Sachen habe ich, eine ernste und eine nicht wirklich ernste.

Mir ist aufgefallen, dass die Trägheit, mit der deine Erzählung daherkommt, sich aus der Satzbildung, den eingeschobenen Attributen entstammt. Das finde ich auch gut so, man kann in so einer Erzählung nicht "schnelle" schreiben. Trotzdem würde ich dir empfehlen nochmal zu schauen. Oft hast du mit sehr allgemeinen Adjektiven die Stimmung variiert. Und das bringt keine ergänzende Stimmungsschilderung, es verangsamt aus meiner Sicht zu sehr, bremst manchmal sogar den Takt aus, in dem die Geschichte geschreiben ist.

Ich mach mal ein paar wenige Beispiele. Den Rest wirst du sicherlich selbst sehen, außerdem habe ich jetzt einfach zu oft am eigenen Leib die Erfahrung gemacht, dass Kommentare ziemlich abgewatscht werden, und dazu sind mir meine Zeit und meine Nerven einfach zu schade. Das richtet sich natürlich nicht gegen dich, sonst hätte ich deine Geschichte auch gar nicht kommentiert, aber so ein bisschen Schiss, richtig viel Zeit zu investieren habe ich schon.

Sie geht mit gleichmäßigen, ruhigen Schritten die Straße entlang, die an ihrem Ende in die breite Platanenallee des ehemaligen Badeortes mündet. Hier stehen imposante Gründerzeitvillen, umgeben von alten, schattenspendenden Bäumen.
gleichmäßig und ruhig sind für mich inhaltlich sehr ähnlich. Da könnte man überlegen, eines wegzunehmen.
des ehemaligen Badeortes: Hier ist es kein Adjektiv, aber dennoch frage ich mich, ob diese Info sein muss für die Geschichte. Finde ich natürlich nicht. Es ist auch nichts Schlimmes, wenn da diese Info steht, mir zerhaut es an der Stelle nur den Rhythmus und bringt nicht die erwünschte Illustrierung, sondern die Zunge holpert beim lauten Lesen.


Im Park nimmt sie den gewohnten Weg zwischen den hohen, alten Bäumen, wendet sich den beiden von niedrigen Buchshecken eingerahmten Teichen zu, geht weiter zum Kanal, der einen Teil der Sichtachse des gesamten Parks bildet
.
Auch da würde ich etwas ausdünnen. Ist es wirklich so wichtig, dass es genau zwei Teiche sind, oder dass die Buchsbaumhecken niedrig sind. Diese Info orchestriert ja nicht wirklich die Stimmung, malt keine weltbewegenden Details für ein außergewöhnlichs Bild, sondern verleiht ihr so eine Genauigkeit der Beobachtung, bei der ich mir einfach nicht sicher bin, ob die immer so gelungen ist.
Ich mach mal den Satz ohne diese Genauigkeit:
Im Park nimmt sie den gewohnten Weg zwischen den hohen, alten Bäumen, wendet sich den von Buchshecken eingerahmten Teichen zu, geht weiter zum Kanal, der einen Teil der Sichtachse des gesamten Parks bildet.
Ich hab nicht viel weggenommen und finde auch, dass die Getragenheit bleibt.
(Nebenbei: Heißt das nicht Buchsbaumhecken?)

Also: Genauigkeit passt zwar zu der Frau, zu ihrer Art, nicht für einsam oder bedürftig oder wirr gehalten zu werden, wenn sie vermeidet, dass andere Menschen sehen, wie sie den Hund anspricht. Übrigens eine sehr schöne Stelle, weil du sie da so wunderbar indirekt charakterisierst.
Nur trotzdem wär ich noch ein bisschen genauer :D , beim Raussuchen der verallgemeinernden Übergenauigkeiten.

Der Himmel ist leicht bedeckt. Sie fröstelt ein wenig, hätte vielleicht doch eine wärmere Jacke nehmen sollen.
Das machst du auch manchmal, dass du sehr relativierend schreibst. So oft ein wenig - leicht . Man kann das machen, dadurch der Stimmung etwas Unbestimmtes verleihen, aber auch da würde ich doch noch mal prüfen, ob das nicht zu gehäuft ist. Wär ein bisschen mutiger. Ich glaube deine Spache ansonsten und die Bilder, die du malst, das langsame Geschehen, das wirkt schon von alleine. Das musst du nicht noch mit vielen abschwächenden Relativierungsfloskeln unterstützen. Sollte jetzt auch nicht der Voschlag sein, die alle rauszuschmeißen, oder genau die Stelle hier, sondern mehr der Vorschlag mal ein Auge draufzuhaben. Manchmal ist es ja so, dass man bestimmte Angewohnheiten gar nicht bemerkt und froh ist, dass einem das einer sagt.

Das Wasser ist schwarz und ruhig, nur hinter den Schwänen ist es bewegt.
Hier fände ich schöner: nur hinter den Schwänen kräuselt es sich.

Und das zweite nicht ernste?
Na das Lied. Let your love flow. Oder noch schlimmer Ein Bett im Kornfeld. Oh Mann, das kannst du doch nicht ernsthaft
bringen. Da durchtrennst du die Seile des guten Geschmacks. :D
Klar, ist ja wirklich Geschmackssache, jemand mit anderem Musikgeschmack wär auf Hendrix oder Joplin abgefahren, okay, die waren da glaube ich schon nicht mehr aktuell im Jahr 1976 als Sommerhit.
Aber trotzdem hier noch eine Idee, dann geh ich auch endlich Kaffee trinken: Wie die beiden da am schluss über den Liedtitel reden, das wirkt ein bisschen konstruiert, man merkt da arg, dass die Autorin unbedingt auf den Titel kommen will. Man könnte das mit der deutschen Fassung lassen und den Mann oder auch sie ein bisschen mehr summen lassen, wie du das ja auch gemacht hast und sie dabei kichern lassen, weil die alten Stimmen nicht mehr so wollen. Oder sich kaputtlachen lassen, weil die Bellamy Brothers oder wie die hießen so bescheuert ausgeschaut haben. So könnte man den Beginn einer neuen Freundschaft noch zusätzlich andeuten. Du machst das eh schon, das war nur ein Vorschlag, wie man die Stelle mit dem blöden Bett im irgendwas ersetzen kann.
Und jetzt Kaffee.
Einen schönen Tag für dich und viele Grüße

 

Liebe Novak,

ich danke dir für deinen ausführlichen Kommentar.
Er ist wirklich hilfreich, weil du zum großen Teil genau die Sachen ansprichst, bei denen es bei mir selber auch immer wieder hakte.
Die Relativierungsfloskeln: Da habe ich schon ein ganze Menge rausgenommen, aber es sind immer noch genug, ist mir selber auch aufgefallen. Das Wegnehmen macht für mich die Sache manchmal zu konkret oder zu schwergewichtig. Aber daran werde ich arbeiten.

Mit dem Lied. Ja, genau, das werde ich noch mal überlegen – wahrscheinlich nehme ich den deutschen Titel völlig raus und nehme nur die englische Version. Der deutsche Titel klingt heutzutage wirklich völlig blöde, aber so war es eben. Dieser Song wurde zuerst im englischen Original und später in der deutschen Version ununterbrochen gespielt.
Danke auf jeden Fall für deinen Hinweis. Komischerweise war mir das irgendwie schon bewusst. Manchmal sollte man seinem Baugefühl folgen. Jetzt habe ich den Text geändert.

Noch was:
Wie du vielleicht mitbekommen hast, bin ich eigentlich kein KG-Schreiber. Ich probiere hier eigentlich das eine oder das andere aus. Ob letztendlich daraus etwas wird oder ich mich aufs Kommentieren beschränke, muss ich mal sehen. Im Moment bereitet mir das Ausprobieren noch sehr viel Spaß.

Das mit dem Erzeugen der Atmosphäre scheint mir einigermaßen gelungen zu sein, wenn ich dich richtig verstehe. Daran halte ich mich fürs Erste mal fest.

Danke nochmals für die große Mühe, die du dir mit mir (und mit den vielen anderen) machst.

Genieße den Tag.
Liebe Grüße

barnhelm

 

Hallo, ich noch mal, aber ganz kurz nur:

Wie du vielleicht mitbekommen hast, bin ich eigentlich kein KG-Schreiber. Ich probiere hier eigentlich das eine oder das andere aus. Ob letztendlich daraus etwas wird oder ich mich aufs Kommentieren beschränke, muss ich mal sehen. Im Moment bereitet mir das Ausprobieren noch sehr viel Spaß
.
Dafür, dass du kein KG-Schreiber bist, schlägst du dich aber erstaunlich gut. Also da hoffe ich doch glatt, dass du noch lange Spaß hast, wenn sowas Schönes dabei rauskommt.

Das mit dem Erzeugen der Atmosphäre scheint mir einigermaßen gelungen zu sein, wenn ich dich richtig verstehe. Daran halte ich mich fürs Erste mal fest.
Ja ist dir gelungen. Auf jeden Fall. Kannst dich dran festhaten.
Viel Spaß noch weiterhin wünscht dir Novak

 

Erstaunlich, dass diese feine Geschichte bis jetzt Zwiegespräch blieb,

liebe barnhelm,
aber in einer schelllebigen Zeit wird eher das aufregend-kurzfristige Abenteuer, statt der ruhigen Darstellung gesucht. Dennoch wär’s schade, wenn diese Wiedersehensgeschichte (die in einem wunderbaren Kontrast zu meiner steht) in den Weiten des Internets verloren ginge.

Vieles hat schon Novak angemerkt, dem ich folge. Gleichwohl hätt ich dann noch zwei, drei Anregungen, mit Ausnahme der einzigen Fluse, die mir gegen Ende auffiel, die auch eher minimale Flüchtigkeit anzeigt:

„Wo wohnst du jetzt?“[,] setzt Johanna das Gespräch fort.

Gelegentlich solltestu auch den Indikativ in der indirekten Rede noch mal überdenken:
Irgendwo hat sie gelesen, dass das Wetter in diesem Landstrich nicht gut für Asthmakranke ist.
Besser „nicht gut … sei“

Sie denkt, dass er ein paar Jahre älter sein muss als sie selbst, vielleicht um die siebzig …
(klingt vllt. gewöhnungsbedürftig) „dass er … älter sein müsse als sie …“

Sie wartet darauf, dass Paul weiterspricht.
„weiterspreche“

Eine letzte Anm.:

Hier werden m. E. „an“ und „auf“ verwechselt

Jeder an seiner Seite gehen sie aneinander vorbei, …
Jemand kann „an“ meiner Seite sein und ich kann ihn „an“ einem Weg (= Ort) treffen, aber ich bin „auf“ dem Weg und – wie es schon zu Anfang des vorhergehenden Absatzes heißt
Auf der gegenüberliegenden Seite …
bzw. hernach
Am Ende des Kanals wechselt sie auf die andere Seite …

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo barnhelm,

als ich bei der Parkbank angelangt war, hatte ich ein Bild vor Augen: Eine Bank im Wald, auf der Cyprienne und Graf Dingelstädt sitzen ... Eine bittersüße Geschichte, denn die beiden trennen sich, ohne dass er erkennt, dass seine große Liebe neben ihm saß.

Aber in Deiner Geschichte trauen sich die beiden. Und das finde ich wunderbar.

Fehler habe ich nicht gesehen. Gleich am Anfang habe ich googeln müssen. Weidenruten sind für mich gerade Äste der Weiden. Aber man nennt tatsächlich auch die herabhängenden Zweige der Trauerweiden Ruten. Und Pizzerien gab es in Deutschland ab den 50er Jahren.

Schön geschriebene Geschichte zum Weiterträumen.

Herzliche Grüße

Jobär

 

Hallo barnhelm,

deine Geschichte gefällt mir sehr gut.
Folgende Kleinigkeiten habe ich gefunden:

„Das macht nichts. Ich mag Hunde. Sein Fell ist sehr hell, fast blond. Ist das ein Labrador?“,
Komma am Ende kann weg

„Erst seit drei Monaten.“
Johanna überlegt, was sie noch über sich sagen möchte.
„Aber ich habe hier meine Jugend verbracht.“
Sie dreht ihren Kopf etwas und schaut den Mann von der Seite an, studiert sein Profil.

Normalweise sind hier keine Zeilenumbrüche notwendig, da der Fokus auf derselben Person bleibt.
Hast du es hier extra so gemacht? An anderer Stelle im Text hast du keine Zeilenumbrüche eingesetzt…

Ihr fällt ein, dass er schon mit dreißig unglücklich darüber war, dass sein Haar immer weniger wurde. Jetzt ist er kahl.
Jetzt muss ich kurz nachdenken… Wenn er jetzt kahl ist, lebt er doch noch. Oder ist er doch tot?

Einmal hast du in Petras Wohnung versucht, sie selber zu machen. Weißt du noch? Die Eier waren leider geronnen“, sagt sie spöttisch.
Leerzeichen vorne.

Viele Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,
danke, dass du meine Geschichte noch einmal aus der Versenkung hervorgeholt hast. Wie Novak schon angemerkt hat, sausen die Geschichten hier manchmal im Sauseschritt
durch.
Ich freue mich, dass dir die ruhige Darstellungsweise gefallen hat. War mal ein Versuch.

die in einem wunderbaren Kontrast zu meiner steht

Bitte werde doch mal etwas konkreter. Ich bin ja noch nicht so lange hier und weiß vermutlich deshalb nicht, wovon du sprichst, möchte deinen Text aber gerne einmal lesen.

Indikativ oder Konjunktiv nach ‚dass’

klingt vllt. gewöhnungsbedürftig

Die feinere Wahl ist sicherlich der Konjunktiv, aber manchmal kommt er mir in letzter Zeit zu gestelzt daher. So ändert sich unser Sprachempfinden. Aber das ist reines ‚Bauch'-Gefühl.
Erlaubt ist er (der Indikativ nach ‚dass’) allemal:
Duden-Newsletter 27.01.2006


Danke für deinen netten Kommentar.
Liebe Grüße
Barnhelm

Lieber jobär,
auch über deinen lieben Kommentar freue ich mich sehr.
Hab natürlich auch gleich das Curt Götz-Stück ergoogelt. Das kannte ich wirklich nicht. Aber du hast recht, die Szene auf der Bank erinnert ein wenig an die ‚Miniatur’ von Götz.

Meine romatische Seite liebt auch solche Szenen im Park. Mir fällt da der letzte Akt von ‚Cyrano de Bergerac’ ein, in dem Roxanne nun, da es zu spät ist, erkennt, wen sie wirklich geliebt hat.

Ich wollte es positiver, lebensbejahender. Das hast du erkannt.

Schön geschriebene Geschichte zum Weiterträumen.

Auch in unseren späten Jahren gibt es Träume, Romantik und das Wichtigste: Humor.

In diesem Sinne
Liebe Grüße
barnhelm


Lieber GoMusic,

danke für deinen Kommentar und die ‚Kleinigkeiten’. Habe alles korrigiert.

Die Zeilenumbrüche habe ich so gewählt, damit so etwas wie kleine Pausen zwischen dem Gesagten entstehen können. Beide Prots. sind älter, gesetzter. Sie sprechen ruhig und überlegt.

Ihr fällt ein, dass er schon mit dreißig unglücklich darüber war, dass sein Haar immer weniger wurde. Jetzt ist er kahl.
Das ist das, was Johanna denkt. Sie hat ihn ja schon wiedererkannt und sieht, als er seine Kappe abgesetzt hat, dass er jetzt kahl ist.

Auch dir
liebe Grüße
barnhelm

 
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Hallo barnhelm,

Wie Novak sagt, es ist eine Geschichte, die ruhig und getragen geschrieben ist. Ich liebe solche Geschichten. Vielleicht auch, weil ich zur älteren Generation gehöre.

Dass Johanna in die Gegend zurückkehrt, die für Asthmakranke nicht gut ist, liess mich gleich am Anfang aufhorchen. Ich habe eine Schwester die seit Kindheit an dieser Krankheit leidet. Wenn immer möglich meidet man solche Gegenden.
Ich dachte, da muss es schon einen wichtigen Grund geben, wenn man an diesen Ort zurückkehrt. Und diesen gibt es ja auch. Hier sind Johannas Wurzeln und hier erlebte sie eine Zeit, wo sie sehr glücklich war.
Und dass die Liebe von damals eine zweite Chance bekommt, finde ich grossartig!

Liebe Barnhelm, ich danke Dir für diese schöne Geschichte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ach, nix zu danken,

liebe barnhelm,
wie Du siehst, finden sich noch weiter Interessenten (wenn ich es bei meiner jugendlichen Kodderschnauze so sagen darf) - was die Geschichte und damit auch Du mehr als verdient habt, eine Geschichte ...

... die in einem wunderbaren Kontrast zu meiner steht
Bitte werde doch mal etwas konkreter. Ich bin ja noch nicht so lange hier und weiß vermutlich deshalb nicht, wovon du sprichst, möchte deinen Text aber gerne einmal lesen.
Nun, gemeint ist ...ela, http://www.wortkrieger.de/showthread.php?54620-ela. Kann sogar sein, dass Du Tag und Ort des Ereignisses kennst ...

Was den Konjunktiv betrifft, so betrachte ich sie - wie eigentlich alles an Kommentaren - als Anregungen, wohlwissend, dass die Dudenredaktion inzwischen kontraproduktiv zur wenn auch eher misslungenen RS-Reform arbeitet. Weicheier halt! Da waren Walther und Wolfram wie auch der Kürenberger fortschrittlicher. Aber ein gutes Zeichen ist auf jeden Fall, dass Du Dich auch für grammatische Probleme interessierst, ohne dass ich das nun für eine Lessing-Verehrerin unterstellt hätte.Selbst bei mir ist es oft das Sprachgefühl, das mich leitet, zu dem sich dann freilich ein immer noch ausgezeichnetes Gedächtnis gesellt. Zu guugeln wäre mir eh ein Gräuel.

Gruß aus der Wiege der Ruhrindustrie an den Niederrhein vom

Friedel,
der vorsorglich schon ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo Barnhelm,

hab als erstes den Titel gegoogelt, weil ich leider keine Melodie im Kopf hatte:), aber klar, das kennt man noch. Eine schöne, ruhige Geschichte, beim ersten Lesen fand ich's beinahe ein bisschen langweilig, aber beim erneuten drübergehen fiel mir Dein Sinn fürs Detail auf. Du kannst wirklich sehr gut beschreiben, mit einer unaufgeregten, manchmal sogar poetischen Art.

Das Wasser ist schwarz und ruhig, nur hinter den Schwänen ist es bewegt.

Gut gefallen hat mir, dass Du die Rückblenden kursiv gesetzt hast, das macht es beim Lesen einfacher und unterteilt eindeutig in damals und heute.
Ich kann eigentlich nicht mehr sagen, eine runde Sache, ich hab auch nix zu meckern. Du hättest das ruhig unter Romantik reinnehmen können, ist doch eine richtige Liebesgeschichte.

Viele Grüße,
Kerkyra

 

Liebe Marai,

Ich dachte, da muss es schon einen wichtigen Grund geben, wenn man an diesen Ort zurückkehrt.

Das hast du sehr schön erkannt. Leider habe ich nicht sehr viel Phantasie, um mir Geschichten völlig neu auszudenken. Deshalb greife ich auf Autobiographisches zurück. So ist es auch mit meiner Geschichte. Ich lebe zur Zeit zwar meist noch im Ausland, habe mir aber einen zweiten Platz in meiner alten Heimat gesichert. Und die liegt wirklich dort, wo der Rhein die Grenze zu den Niederlanden durchbricht. Das Klima der weiten Ebene zwischen den Endmoränen ist eher feucht, im Winter oft neblig-regnerisch und im heißen Sommer schnell schwül. Aber mit dieser Landschaft, den Menschen und den Orten verbinden sich so viele Erinnerungen, dass ich dort sehr gerne bin.
Liebe Marai, danke für deine lieben Worte.


Liebe Kerkyra,

Ich kann eigentlich nicht mehr sagen, eine runde Sache

Das versüßt mir den Sonntag. Ich danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren.

Liebe Grüße
Barnhelm
Friedrichard, ich habe dich nicht vergessen, muss aber jetzt raus an die frische Luft. Später werde ich deinen Text lesen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,
danke für deinen erneuten Kommentar.

Ja, Lessing-Verehrerin. Mir gefällt die Minna, die eine Alice nicht nötigt hatte, um selbstbestimmt zu handeln, und ich liebe die Ringparabel, deren Geist heute so wichtig wäre.
Ganz allgemein: Was/Wo wären wir ohne die Aufklärung? Was wären wir ohne Religionskritik und Aufforderung zum selbstverantwortlichen Handeln?

Noch ganz kurz zu meinem Interesse an Grammatik:

Vor einigen Jahren versetzten mich der Zufall und das Land NRW in die Lage, im Ausland Nichtmuttersprachlern die Vermittlung der deutschen Sprache beizubringen.

Das war nach der langen Zeit, in der ich mich meistens mit der Betrachtung der deutschen Literatur beschäftigt hatte, ein ganz neues Erlebnis. Wenn du nämlich Deutsch als Fremdsprache betrachtest, bemerkst du erst, mit was für einem Ungetüm du es zu tun hast. Und daran hat leider auch die Rechtschreibreform nichts geändert.
Das heißt nicht, dass ich die deutsche Sprache und ihre Möglichkeiten nicht liebe/liebte. Aber als Lernsprache ist sie nur etwas für sehr fleißige und sehr ausdauernde Menschen.

Zur Verdeutlichung: Versuch mal Regeln zu formulieren, um den Artikel eines deutschen Wortes zu finden. Ist das Nomen männlich, weiblich oder sächlich? Davon hängt ja jegliche Deklination ab. Die Nichtmuttersprachler versuchen, Regeln aufzustellen, um sich das Lernen zu erleichtern, geraten aber in einen Wust von Ausnahmen. Vielleicht wird deshalb „de“ die Zukunft – wie das holländische ‚de’ oder das englische ‚the’. Mich graust es, aber der Vereinfachungsdrang unserer Jugendlichen geht genau in diese Richtung. Ob wir das noch erleben oder die Gnade des frühen Todes uns beschert sein wird, wer weiß das schon?:aua:

Liebe Grüße
barnhelm

Ps: Für dich und Novak: Ich komme auch mit der Anrede ‚Minna’ gut klar.

 

Hallo barnhelm,

zufällig stieß ich auf diese Geschichte und habe sie sehr gerne gelesen! Die ruhige, etwas einsame Stimmung, die Wiederannäherung, da konnte ich mich gut hineindenken. Hat mir auch stilistisch gefallen. Ich wüsste nur zu gerne, ob der, den sie anfangs herbei träumt auch ihr Wiedererkannter ist? Denn wenn es so wäre, müsste sie ihn nicht auf den ersten Blick erkennen, schon als sie zu seiner Bank geht - trotz der vielen Jahre? Oder hatte sie vielleicht mehrere 'große Lieben'? Gibt es ja erwiesenermaßen auch :). Und wieso verläuft das Gespräch so lange im 'Sie-Modus'? Denn er behauptet ja später, sie gleich an ihrer dunklen Stimme erkannt zu haben. Doch obwohl ich diesen Teil der Geschichte nicht 100% nachvollziehen kann, sie ist zu schön. Ach ja, so eine zweite Chance ...

Viele Grüße,

Eva

 

Liebe Eva Luise Groh,

fast geschockt habe ich gesehen, dass du da eine meiner Geschichten aus der Anfangszeit wieder hervorgeholt hast. Es freut mich natürlich, dass sie dir gefallen hat, berührt mich aber trotzdem recht merkwürdig. Ich würde nach der ‚Lehre’ bei den Wortkriegern heute vermutlich einiges anders machen, lasse diese Geschichte aber mal so wie sie ist.

Zu deinen Fragen:

Ich wüsste nur zu gerne, ob der, den sie anfangs herbei träumt auch ihr Wiedererkannter ist?

Und wieso verläuft das Gespräch so lange im 'Sie-Modus'?

Gedacht hatte ich bei meiner Prota eigentlich an eine Frau, die ihren Mann (an den sie sich im Traum erinnert) verloren hat und die jetzt einsam ist. Im Park trifft sie einen alten Freund wieder und beide tun im ersten Moment so, als hätten sie den anderen nicht wiedererkannt. Deshalb die anfängliche Förmlichkeit.

Liebe Eva, danke für’s Rauskramen und für deinen freundlichen Kommentar.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Barnhelm,
eine schöne, romantische Geschichte. Ich bin entzückt und finde überhaupt nichts zu meckern.
Danke für das Erwärmen meines winterkalten Herzens :thumbsup:
Lieben Gruß Damaris

 

Liebe Damaris,

auch ich kann mich nur für deinen sehr freundlichen Kommentar bedanken.

Liebe Grüße
barnhelm

 

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