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Lemminge auf Abwegen
Roland Koch sitzt auf einem großen Stein und hat Wanderschuhe und Strümpfe ausgezogen. Er zieht von einer nordhessischen ‚Ahlen Worscht’ den natürlichen Schweinedarm ab und teilt die ‚Dürre Runde’ mit seiner Frau.
Während die beiden vespern, nähert sich bergauf Horst Köhler mit seiner Gattin. Schnaufend bleiben beide stehen, holen tief Luft und grüßen die Rastenden freundlich.
„Hallo, guten Tag Herr Koch! Nett sie hier anzutreffen. Haben Sie sich verlaufen?“
„Ich? Aber Herr Köhler. Ich habe mein ganzes Leben lang gewusst, wo es hin gehen soll! Ich bin jetzt bewusst ausgeschert.“
Der Ex-Bundespräsident lacht und stimmt zu. „Dann sind wir ja vom gleichen Weg abgegangen.“ Er zeigt mit seinem Wanderstab ins Tal. Dort strömt ununterbrochen in gleicher Richtung eine endlose Masse von Menschen auf einer bequemen Straße zum Einschnitt eines fernen Gebirges. „Die Herrschaften da unten eilen weiter und weiter, doch niemand weiß, was sich hinter diesem Pass befindet. Sie wandern ohne Rast und Ruh’ der ewigen Heimat zu!“
Der Ex-Ministerpräsident schiebt nach: „Ins Nirwana! Weiß ich vom Lama. Unser Multikulti-Staat hat sich längst seine eigene Grube gegraben und diese befindet sich genau dort hinterm Kamm!“
„Haben Sie darum aufgehört, vorneweg zu laufen, Herr Koch?“
„Jawohl! Denn kaum stellt man einmal die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges ein wenig in Frage, Herr Köhler, wird man sogleich wieder eingenordet!“
„Richtig! Darum hatte ich es auch satt! Satt, satt, satt!“
Roland Koch hat sich seine Strümpfe und Schuhe wieder angezogen. „Herr Köhler, spazieren wir doch gemeinsam weiter.“
„Aber gern, Herr Koch. Wandern wir ins Abseits.“
Die vier erreichen eine dreifache Weggabelung, kurz zuvor steht eine knorrige Eiche.
„Gucken Sie mal, Herr Koch!“, ruft der Ex-Bundespräsident aus. „Da hat jemand etwas in die Rinde eingeritzt. Das ist bestimmt Jahre her, denn es ist schon verwittert. Da steht Oskar war hier!“
„Also dem seinen Weg werde ich auf gar keinen Fall einschlagen!“, legt sich der Ex-Ministerpräsident sogleich fest.
„Welchen hat er wohl genommen?“, rätselt Köhler. „Sicher ist er nach links gegangen!“
„Dann marschiere ich auf dem rechten!“, sagt Koch mit Bestimmtheit.
„Sie haben nichts dagegen, dass ich den mittleren Weg wähle?“, bleibt Köhler geradlinig.
„Bitte, bitte! Ich wünsch’ Ihnen jedenfalls alles Gute, mein Herr!“ Roland Koch wird förmlich.
„Das wünsche ich Ihnen ebenfalls, mein Herr!“ Auch die Haltung von Horst Köhler versteift sich.
So trennen sich die beiden Paare und gehen jedes frohgemut seines Weges. Nach einigen Stunden kommen beide aufeinander zu. Verdutzt bleiben sie an der Stelle stehen, an der die zwei Wege zusammenführen.
„Hallo, Herr Koch! Willkommen in der Mitte!“, begrüßt Herr Köhler den Mitankömmling. Er hebt seine Hand über die Augen. „Ich sehe auch den dritten Weg wieder einmünden!“ Dann nimmt er seinen Feldstecher und stellt ihn scharf ein. „Ich erblicke Arges. Der vereinte Weg führt auch zum Pass hinauf!“
„Könnte es sein, Herr Köhler, dass alle Pfade dorthin führen?“, fragt Koch ungläubig nach.
Köhler dreht seinen Oberkörper ganz nach rechts, dann soweit links wie möglich, stellt ständig die Scharfeinstellung des Feldstechers nach. „Es sieht es ganz danach aus, Herr Koch. Leider …“