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Leise rieselt der Schnee

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20.10.2002
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Leise rieselt der Schnee

Voller Vorfreude verließ er das Geschäft, die schwere Plastiktüte über den Arm gehängt. Draußen schlug ihm der heftige Wind entgegen, er zog den warm gefütterten Lodenmantel enger um seinen Körper. Unzählige Menschen kamen ihm entgegen oder drängten von hinten, schneller, als er gehen konnte. Die meisten hatten, ebenso wie er, große Taschen in den Händen, Vorweihnachtsgeschäft am Samstag Vormittag.

Dichte, feste Flocken, die langsam auf die hektischen Menschenmassen in der Innenstadt nieder schwebten...

Leise rieselt der Schnee...

Josef konnte nicht anders, er musste dieses alte Lied aufleben lassen in seinen Gedanken.

Die Tüte zog an seinen Arm, die Flaschen waren schwer. Rotweinflaschen. In Erwartung auf das Treffen am Nachmittag, eine gemütliche Runde mit Glühwein und Plätzchen, zauberte sich ein Lächeln in sein faltiges Gesicht. Endlich würde er seine Freunde wiedersehen. Erinnerungen an fast vergessene gemeinsame Stunden...

...beim Aufprall barsten die Flaschen, ein aufdringlicher Geruch nach Alkohol sättigte die klare Luft. Glattes Eis, tückisch verborgen unter der dünnen Schneeschicht. Hart schlug Josefs Hinterkopf auf das Pflaster der Fußgängerzone auf, keine Zeit, den Schrecken zu verarbeiten, Schmerz zu fühlen. Bewusstlosigkeit raubte das Empfinden. Der alte Lodenmantel sog sich gierig voll mit Wein, nasskalt klebte er am Körper, kein Schutz mehr gegen den eisigen Frost.

Die Menschenmenge teilte sich wie Wasser um den Bug des fahrenden Schiffes, schloss sich hinter dem leblosen Bündel und der roten, bereits anfrierenden Lache wieder...

Einige Stunden später ein Anruf bei der Polizei: einer von diesen Obdachlosen, Pennern, total besoffen, mitten am Marienplatz! Mitten zwischen den Ständen des Christkindlmarktes, eine Zumutung für die einkaufenden Menschen! Und das so kurz vor Weihnachten!

Als sie kommen, liegt bereits eine Schneeschicht auf dem Körper. Immer noch fallen die großen Kristalle sacht zur Erde.

„Können Sie ihn wiederbeleben?“ Der Sanitäter schaut auf: „Können Sie die Zeit zurückdrehen?“

Leise rieselt der Schnee... aus einem der Radios, die in den zahllosen Buden vor sich hin spielen, unbeachtet.

 

toll, wieder mal verwirrendes offtopic gelaber!

zur geschichte:

gefiel mir sehr gut - was die anmerkungen der vorredner anbelangt (z.B. der tausch der reihenfolge: aufprall, glatteis, etc...) ich würds so lassen, für mich ist der handlungsablauf eindeutig genug - glatteis, sturz, aufprall - wäre schon fast zu einfach.

zu querkopf bemerkung - natürlich hat maus mit dieser geschichte (was das verhalten der den verletzten ignorierenden passanten betrifft) übertrieben - aber gerade dieser schuss an zusätzlichem gibt der geschichte die nötige würze, er ist es, der den leser wachrüttelt, zu fragen: ist es schon wirklich so? meine antwort: nein, zurzeit noch nicht!

 

Verwirrendes offtopic? Wir koennten uns ja alle mal um 3 Uhr frue am Marienplatz treffen, Dialekt reden (Hilfe...aber Ratte, verstehen tu ich Dich) und schaun, wie viel noch los ist...:p

HAllo Linjus!

Dir vielen Dank fuer Deinen Kommentar, ich freu mich, wenn Dir das Ganze gefallen hat. Die Reihenfolge werde ich auch so lassen.
Schoen, wenns so viele hilfsbereite kg.de Leser gibt...

Viele Gruesse, Anne

 

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