Was ist neu

Leise rieselt der Schnee

Seniors
Beitritt
20.10.2002
Beiträge
2.639
Zuletzt bearbeitet:

Leise rieselt der Schnee

Voller Vorfreude verließ er das Geschäft, die schwere Plastiktüte über den Arm gehängt. Draußen schlug ihm der heftige Wind entgegen, er zog den warm gefütterten Lodenmantel enger um seinen Körper. Unzählige Menschen kamen ihm entgegen oder drängten von hinten, schneller, als er gehen konnte. Die meisten hatten, ebenso wie er, große Taschen in den Händen, Vorweihnachtsgeschäft am Samstag Vormittag.

Dichte, feste Flocken, die langsam auf die hektischen Menschenmassen in der Innenstadt nieder schwebten...

Leise rieselt der Schnee...

Josef konnte nicht anders, er musste dieses alte Lied aufleben lassen in seinen Gedanken.

Die Tüte zog an seinen Arm, die Flaschen waren schwer. Rotweinflaschen. In Erwartung auf das Treffen am Nachmittag, eine gemütliche Runde mit Glühwein und Plätzchen, zauberte sich ein Lächeln in sein faltiges Gesicht. Endlich würde er seine Freunde wiedersehen. Erinnerungen an fast vergessene gemeinsame Stunden...

...beim Aufprall barsten die Flaschen, ein aufdringlicher Geruch nach Alkohol sättigte die klare Luft. Glattes Eis, tückisch verborgen unter der dünnen Schneeschicht. Hart schlug Josefs Hinterkopf auf das Pflaster der Fußgängerzone auf, keine Zeit, den Schrecken zu verarbeiten, Schmerz zu fühlen. Bewusstlosigkeit raubte das Empfinden. Der alte Lodenmantel sog sich gierig voll mit Wein, nasskalt klebte er am Körper, kein Schutz mehr gegen den eisigen Frost.

Die Menschenmenge teilte sich wie Wasser um den Bug des fahrenden Schiffes, schloss sich hinter dem leblosen Bündel und der roten, bereits anfrierenden Lache wieder...

Einige Stunden später ein Anruf bei der Polizei: einer von diesen Obdachlosen, Pennern, total besoffen, mitten am Marienplatz! Mitten zwischen den Ständen des Christkindlmarktes, eine Zumutung für die einkaufenden Menschen! Und das so kurz vor Weihnachten!

Als sie kommen, liegt bereits eine Schneeschicht auf dem Körper. Immer noch fallen die großen Kristalle sacht zur Erde.

„Können Sie ihn wiederbeleben?“ Der Sanitäter schaut auf: „Können Sie die Zeit zurückdrehen?“

Leise rieselt der Schnee... aus einem der Radios, die in den zahllosen Buden vor sich hin spielen, unbeachtet.

 

Servus Maus!

Einerseits - eh klar, der Titel zeigt schon hin, Weihnachten kommt, die Obdachlosen der Schnee usw. - andererseits aber hast du es wieder so gut beschrieben.

Vor allem der Satz " Können sie ihn wiederbeleben - können sie die Zeit zurückdrehen " war wirklich ganz großartig, trifft er doch auf so viele Leben und auf alle möglichen Ereignisse zu, die man beim besten Willen nicht mehr ändern kann.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Hei Maus, das ist gut.
Was meinst du? Hört sich im 1. Absatz "Voller Vorfreude! besser an?
ich weiss es nicht!
Maus!! Dein Stil zu schreiben, er hat sich ein wenig, ein kleines wenig geändert!
Im letzten Absatz, da ist es ganz deutlich
",unbeachtet" sowas machst du doch sonst nicht?
Der Satz am Ende "Können sie die Zeit zurück drehen", auch der sticht irgenwie heraus.
"Leise rieselt der Schnee" ist aber nicht ganz so gut geworden, wie die davor, der name fehlt mir grad.
Macht gar nichts! Ja, sie ist gut.

Liebe grüsse stefan

 

hi Maus.

habe auch gleich an deine andere Wintergeschichte gedacht und bin auf meinem Stühlchen gerutscht bis die Geschichte auf den Monitor kam.
und ich sag dir was: sie hätte gute Chancen mir genausogut zu gefallen wenn man am Anfang den Herrn Josef ein bißchen besser kennenlernt. ohne zu wissen daß er obdachlos ist, natürlich.
...der Aufprall kommt zu schnell, ich kann noch nicht erschrecken, weil ich noch nicht bei ihm bin. wenn du verstehst was ich meine.

liebe Grüße, alex.

 

Liebe Maus,
harte Geschichte. Zwar gibt es von dieser Art und Thematik ziemlich viele Geschichten, ich alleine habe schon zwei geschrieben, aber du schaffst es ganz gut nicht nur eine unter vielen zu schreiben.

Teilweise tänzelt dein Text zwar bedrohlich nahe am Klischee entlang, aber die kursiv geschriebenen Sätze und die Aussage des Sanitäters verhindern ein abstürzen.
Alles in allem nicht schlecht.

Gruß
Roman

 

Hallo schnee.eule!

Erst mal vielen Dank natuerlich fuer Deine liebe Antwort, die freut mich. :) Ja, manches kann man halt leider nimmer aendern, wenn man zu spaet kommt, da hast Du leider recht...

Hey Arche...

Dein Stil zu schreiben, er hat sich ein wenig, ein kleines wenig geändert
:D Wenn Du meinst...war keine bewusste Absicht. :)
Schoen, dass sie auch Dir gefallen hat. "Voller Vorfreude..." ich muss ueberlegen.

Hallo Alex!

Vielen Dank fuer Deine Kritik...

ohne zu wissen daß er obdachlos ist
Eigentlich ist er nicht obdachlos...eigentlich hat er Freunde zu sich eingeladen, um Advent zu feiern. Er ist nur zufaellig beim einkaufen ausgerutscht...vielleicht muss ich das umschreiben, wenns nicht deutlich genug rauskommt...:(

HAllo Prodi,

auch Dir vielen Dank fuers lesen und die Kritik. Schoen, dass auch Dir dieser kurze Text gefallen hat. Ich denke, es gibt kaum wirklich neue Themen, also muss man aus denen, zu denen man Ideen hat, schreiben. Fein, wenn Du sie nicht als eine von vielen siehst...

Liebe Gruesse an Euch alle, Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Eigentlich ist er nicht obdachlos...eigentlich hat er Freunde zu sich eingeladen, um Advent zu feiern. Er ist nur zufaellig beim einkaufen ausgerutscht...vielleicht muss ich das umschreiben, wenns nicht deutlich genug rauskommt...:(
Also, für mich kommt ganz genau das raus, was Du hier zusammenfasst, Maus. Was das betrifft, würde ich nichts umschreiben!

Davon abgesehen hat Deine Geschichte aus meiner Sicht aber zwei Schwächen:

  • Wie alexandra schon anmerkte kommt der Sturz von "er" auch mir einfach zu plötzlich. Zudem zäumst Du das Pferd von hinten auf, wenn Du mit "...der Aufprall..." beginnst, und dann erst erwähnst, dass da Glatteis unter dem Schnee verborgen ist. Vielleicht wäre es geschickter, auf diese Gefahr schon ihm Vorfeld hinzuweisen, um dem Leser damit Angst zu machen (damit er sich denkt: "Um Gottes Willen! Rutsch' bloß nicht aus!!" ;) Verstehst Du? Bei "Die Stille..." hast Du das besser gemacht.)
  • Die Geschichte wird nur dann glaubwürdig, wenn dieser Mann von vornherein schon irgendwie nach obdachlos aussieht (also zB. unrasiert, lange Haare usw.). Wenn er nämlich einigermaßen gepflegt aussieht, wird wohl niemand auf die Idee kommen, ihn für einen Obdachlosen zu halten. Selbst dann nicht, wenn er nach Alkohol riecht.
Ansonsten aber: Guter Einfall und, bis auf diese Mängel, auch gut umgesetzt! :)
Ich denke, es gibt kaum wirklich neue Themen...
Ach, seid ihr alle einfallslos! :p ;)

 

hallo maus!

nette geschichte. liest sich gut.
nur leider lässt sie mich kalt, da sie sehr, sehr stark an deine vorrige geschichte erinnert (mit dem mädchen und dem eis und dem bmw).
da war ich noch geschockt und das ende hat mich überrascht. bei dieser geschichte war das nicht der fall.
wenn ich sie als erste gelesen hätte - wäre es wahrscheinlich umgekehrt.

ansonsten gibt es nichts zu meckern ;)

lg
insomnia

 

Hey Ratte!

Danke fürs Antworten. Bin erleichtert, dass mans merkt...das hätte mich geärgert.

Und zu Deinen Kritikpunkten:

Ich denke, man kann beide Reihenfolgen als richtig betrachten, zuerst das Eis, dann der Sturz und auch umgekehrt. Denn schließlich, merkst Du zuerst dass Du fällst und dann warum oder umgekehrt?? Vielleich ist es andersrum besser, möglich. Aber ich glaube, ich lass das zumindest erstmal, so, wies ist. Mal schaun.
Und nicht wieder alte Geschichten ausgraben :mad: sonst trau ich mich ja nicht mehr, hier was neues zu schreiben, was vielleicht nicht so gut ist!! Hey, ich bin kaum 3 Wochen dabei, lass mich experimentieren! :(

So, Punkt Nummer 2:
Wenn Du jemanden, sagen wir Mal, in einem Hauseingang liegen siehst, auf ein paar Meter eine Bierfahne riechst... ich glaube, die meisen Menschen werden nicht denken "oh, er hat sich von seinem Appartement ausgeschlossen", die meisten werden denken: "ein betrunkener Obdachloser" und zwar, ohne näher zu schauen, ob er gewaschenes Haar und saubere Hände hat...oder sehe ich das falsch?
Ausserdem hat das auch viel mit Gleichgültigkeit zu tun, und mit Beschimpfungen ist man leicht zur Hand. Es liegt halt jemand nach Alk riechend, auf einem belebten Platz, "stört" das Geschäft. Welcher nüchterne Bürger macht denn sowas??
Kleine Bemerkung am Rande: es gab vor einigen Jahren tatsächlich einen ähnlichen Fall in München, soweit ich weiß. Der Mann starb.

Ach, seid ihr alle einfallslos
Ok, ich geb zu, ich hab, im Gegensatz zu Deiner letzten Geschichte verflixt wenig Phallussymbole eingebaut....werd versuchen mich zu bessern. :p

Schöne Grüße an Dich, Anne

 

Hallo Maus,

mir gefällt die Geschichte soweit sehr gut, allerdings hat sich bei mir ein bißchen Unglaube eingenistet, der mir viel von der Wirkung wegnimmt. Der Unglaube bezieht sich auf die Situation; Ein Penner fällt mitten in der Fußgängerzone hin, wird bewußtlos, liegt dort zwischen kaputten Flaschen einige Stunden mitten im Strom der Passanten - und keiner reagiert. Menschen können ja ganz schön ignorant sein, aber so...?

Vielleicht würde ich es glauben, wenn es etwas abseits des Menschenstroms passiert wäre und nur wenige Passanten ihn dort liegen sahen.
Gruß vom querkopp

p.s. Mich wundert, dass keiner der Vorkritiker diesen Punkt angesprochen hat. Bin ich falsch gepolt, dass ich Menschen so etwas nicht zutraue?

 

Hallo insomnia!

Danke auch Dir fuers lesen und Deine nette Antwort...aber bitte nicht vergleichen. Die Geschichte ist eigenstaendig!


Hey queerkopp!

Ein Penner fällt mitten in der Fußgängerzone hin, wird bewußtlos,
Josef ist kein Obdachloser.
Menschen können ja ganz schön ignorant sein, aber so...?
Leider auch so, glaub ich. Wieso passiert es den immer wieder, dass Frauen/Maedchen sogar vergewaltigt werden auf offener Strasse, in Bus oder Bahn, keiner greift ein. Und leider , wie schon erwaehnt, ist so etwas schon wirklich passiert (zumindest nach Aussage eines Ausbilders in meinem letzten Erste-Hilfe-Kurs...)
wenn es etwas abseits des Menschenstroms passiert wäre und nur wenige Passanten ihn dort liegen sahen
Muss eingtlich der Marienplatz sein. Da ist leider auch immer viel los...

 

Und nicht wieder alte Geschichten ausgraben :mad: sonst trau ich mich ja nicht mehr, hier was neues zu schreiben, was vielleicht nicht so gut ist!! Hey, ich bin kaum 3 Wochen dabei, lass mich experimentieren! :(
Huch! :sconf:

Ja, hast schon auch wieder recht. Ist wohl nicht ganz fair. Die ähem... "alte" Geschichte war mir nur noch so gegenwärtig; auch wegen des ähnlichen Titels (ging ja auch nicht nur mir so).
Aber ich dachte mir halt auch, ist vielleicht ganz sinnvoll, wenn man die Geschichten miteinander vergleicht, um zu sehen, wie man sich beim Schreiben entwickelt.
Das heißt ja nicht, dass ich Deine nächsten Geschichten deshalb nicht mehr lesen werde, weil ich glaube, dass sie immer schlechter werden! :)

Zu Punkt numero zwei: Ich würde dem Mann helfen... :shy: (ich weiß, wiegt nicht viel, als Argument, aber für andere kann ich halt nicht aussagen.)

Muss eigntlich der Marienplatz sein.
Der Marienplatz hat auch Seitenstraßen und -gassen...

Ok, ich geb zu, ich hab, im Gegensatz zu Deiner letzten Geschichte verflixt wenig Phallussymbole eingebaut... werd versuchen mich zu bessern. :p
Macht nix... Jeder hat eben so sein Handwerkszeug beim Schreiben. :D

*räusper* :comp:

 

Hallo Ratte!

Sorry. Sooo wars nicht gemeint... :)
Aber ich dachte mir halt auch, ist vielleicht ganz sinnvoll, wenn man die Geschichten miteinander vergleicht, um zu sehen, wie man sich beim Schreiben entwickelt
Da hast Du wahrscheinlich recht. Aber ich weiß nicht...innerhalb von ein paar Tagen entwickelt sich halt nicht so viel.
Ich würde dem Mann helfen...
Bist ein netter Mensch, Ratte...gibt zu wenige von der Sorte...
Der Marienplatz hat auch Seitenstraßen und -gassen...
Richtig. Und seit ich in München wohne, hab ichs noch nie erlebt, dass sie menschenleer waren. Du bist doch auch Münchner, wann treibst Du Dich denn in der Stadt rum, wenns da menschenleer ist.. ;)

Danke für Deine Antwort, schöne Grüße, Anne

 

...gibt zu wenige von der Sorte...
ja, ich weiß. Das hat unter anderem mit Ängsten zu tun: Wie sieht es denn aus, wenn man einem (vermeintlichen) Obdachlosen zu nahe kommt, ihm womöglich noch hilft? Man erregt Aufsehen damit, vielleicht macht man etwas falsch, beim Helfen. Dann wird man nachher womöglich noch zur Verantwortung gezogen!
Dieser Verantwortung unseren Mitmenschen gegenüber gehen eben (unter anderem) deswegen viele aus dem Weg. Die Leute können sich ja oft noch nicht einmal selber helfen, wie könnten sie da anderen helfen? :(
...wann treibst Du Dich denn in der Stadt rum, wenns da menschenleer ist. ;)
mhh... Nachts vielleicht? ;)
Okay, aber während der Einkaufszeit, sogar Sonntags (vor allem Touris), ist es da natürlich nie leer, klar...

 

Noch ein Münchner meldet sich zu Wort.

Mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Ich bin auch der meinung, dass es gut raus- und rüberkommt, dass es sich bei josef nicht um einen Penner handelt. Dass Du die Geschichte am Marienplatz angesiedelt hast, passt recht gut. es gibt nichts anonymeres als eine große Menschenmasse.

Ein paar Sachen sind mir eingefallen. Aber ob Du sie annimmst oder ablehnst musst Du entscheiden.

...beim Aufprall barsten die Flaschen, ein aufdringlicher Geruch nach Alkohol sättigte die klare Luft. Glattes Eis, tückisch verborgen unter der dünnen Schneeschicht. Hart schlug Josefs Hinterkopf auf das Pflaster der Fußgängerzone auf, keine Zeit, den Schrecken zu verarbeiten, Schmerz zu fühlen. Bewusstlosigkeit raubte das Empfinden.
Evtl. könntest Du in diesem Teil das Tempo steigern (z.B. durch kürzere Sätze), weil im Inhalt wird das gesteigert Tempo schon angedeutet.
Im darauffolgenden Satz kannst Du dann wieder zurück zur ruhigen Geschwindigkeit zurückkehren.

anfrierenden Lache
Meiner Meinung nach klingt das anfrierend ein wenig seltsam. Würde das an weglassen.

P.S.: Am besten gefällt mir der Marienplatz mitten in der Nacht (so gegen 3 Uhr). Man glaubt gar nicht, wie viele Leute da manchmal unterwegs sind ;)

 

boyrisch
Ist das ein Dialekt für kleine Jungs? :D

Lieber nicht (um meine Umgebung vor Lachkrämpfen zu schützen).

 

hi ihr Schnecken!

wie, ihr seid aus München-- da habe ich bis vor zwei Jahren auch gewohnt!! wenn ich mal wieder nach München komme will ich euch sehen.
liebe Grüße, alex.

 

Hi Alex!

hi ihr Schnecken!
Ich versteh das einfach nicht! Warum glaubt mir bloß immer keiner, dass ich eine Ratte bin? :confused:

(hehe: jetzt sind wir ja praktisch schon zu viert! bald brauchen wir kg gar nicht mehr! ;) )

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom