Leidenschaft
Leidenschaft
Langsam näherte sich Marc, er sah wie immer unverschämt gut aus. Seine kurzen blonden Haaren perfekt geschnitten, die frechen blauen Augen, die sie fordernd ansahen und die sie faszinierten...sie wollte ihn, jetzt und hier. Sie stand an die Wand gelehnt und sah ihm entgegen, fast wie im Zeitlupentempo kam er immer näher, ließ sie nicht aus den Augen, bis er direkt vor ihr stand. Sie hielt den Atem an, ihr ganzer Körper vibrierte und zitterte. Wie konnte ein Mann nur so gut aussehen? Und dieser fleischgewordene Traum stand direkt vor ihr, sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht und als seine Augen nur noch ein Millimeter vor ihrem Gesicht entfernt und sie fast schon seine Lippen auf den ihrigen spürte, schloss sie die Augen...um sie erschrocken und ruckartig wieder zu öffnen, als ein schreckliches Geräusch ertönte. Sie sank zurück. Ihr Handy! Und vor ihrem Gesicht war auch kein Marc, sondern die weiße Wand ihrer kleinen Bude und das Handy machte deutlich, dass es gerade 8 Uhr und Aufstehenszeit war. Alles nur ein Traum. Sie seufzte, schaltete die Weckfunktion aus und sank wieder in das Kissen zurück, das sich ganz feucht anfühlte, der Traum hatte sie echt ins Schwitzen gebracht. Sarah konnte sich zum Aufzustehen kaum aufraffen, wer hatte auch schon Lust auf eine langweilige Vorlesung, auch wenn die Semesterferien kurz bevorstanden? Aber dann ging sie doch ans Waschbecken und während sie ihre Zähne schrubbte und ihr Gesicht auf Vordermann brachte, musste sie an den Traum zurückdenken. In Marc war sie ja schon seit Wochen verschossen und fast jede Nacht besuchte er sie in ihren Träumen. Er war ihr schon von Anfang an aufgefallen, vor allem, weil sie sich fragte, wie so ein gutaussehender Mann es in dieser langweiligen Vorlesung aushalten konnte und überhaupt, der ganze Studiengang war äußerst langweilig. Was konnte so einen Traumtyp dazu bringen Geschichte zu studieren? Es gab zwar einiges interessantes, aber der Professor hatte eine langweilige, eintönige Stimme und hatte Einschläferqualitäten. Für Sarah war es eine Pflichtvorlesung und als angehende Geschichtslehrerin war sie an sich schon an der Materie interessiert, aber trotzdem war es immer wieder eine Überwindung frühmorgens jeden Dienstag hinzugehen. Aber der Gedanke an Marcs Anblick half doch jedes Mal, auch wenn sich mit jeder Woche das schlechte Gewissen immer mehr und immer stärker meldete. Denn Sarahs Träume und Schwärmereien waren verboten, sie war schon seit fast einem Jahr fest gebunden und sie war sich bewusst, dass sie seit einigen Wochen ein mieses Spiel trieb. Sie war mit Lars glücklich und mit ihren Phantasien würde sie alles kaputt machen, das wusste sie. Denn in Gedanken küsste Marc sie nicht nur, sondern machte noch viele andere, sehr angenehme schmutzige Dinge mit ihr und nie hatte sie Lars gegenüber ein schlechtes Gewissen. Nur als sie sich sicher war, dass sie Marc nicht zurückweisen würde, wurde ihr bewusst, wie weit sie gehen würde – sie würde das Risiko eingehen, ihre Beziehung kaputt zu machen. Vor allem, weil sie von Marc mehr als nur Sex wollte, sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt und würde Lars ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken verlassen. Und trotzdem, jetzt war Marc fern und dennoch spielte sie Lars weiter die treue Freundin vor, ging mit ihm weg, genoss seine Aufmerksamkeit, sagte ihm, dass sie ihn liebe und während sie miteinander schliefen dachte sie an Marc und an seine Hände, die sie berührten...Sarah spuckte die Zahnpasta in das Waschbecken und stieß eine wütenden Fluch aus. „Ich bin so mies, Lars verdient was besseres!“, dachte sie. Aber auf der anderen Seite wollte sie ihn nicht verlieren. Sie hatten vieles miteinander erlebt und sie hatte ihren ersten Kuss nicht vergessen. Sie hatte Lars im Fitnessstudio kennengelernt, sie war dort schon viele Monate und deswegen war er ihr als Neuling sofort aufgefallen. Er sah zwar nicht umwerfend, aber doch irgendwie interessant aus und als er sie nach ein paar Wochen immer öfter angesprochen hatte, hatte sie sich geschmeichelt gefühlt. Ein paar Verabredungen später hatte sich auch ihr Herz erobern lassen und es folgten viele Wochen des Glücks. Doch als das neue Semester begann, sahen sie sich nicht mehr so oft, Lars war im Studium schon viel weiter und auch sehr ehrgeizig und vor allem unter der Woche wollte er lernen und auch seine Ruhe. Sogar im Fitnessstudio begegneten sie sich nur noch zufällig und Sarah war für andere Männer, die ihr Aufmerksamkeit schenkten, empfänglich. Und Marc war einfach ein absoluter Hingucker, gleichzeitig ärgerte sie sich, dass sie Lars so schnell auf das Abstellgleis stellte, nur weil er weniger Zeit als bisher hatte. Manchmal kam er ja spontan zu ihr, weil sie ihm fehlte und dann erlebten sie wundervolle Stunden. Doch kaum war er weg, trat Marc wieder verstärkt in ihre Gedanken. Und letzte Woche hatte er sich auch neben sie gesetzt und mit ihr gesprochen. Ihr Herz hatte wie wild gepocht, er hatte Komplimente gemacht und sie intensiv angeguckt, ihr war ganz heiß geworden. Allein bei diesem Gedanken zuckte Sarah zusammen und fragte sich, ob er sich heute wieder zu ihr setzen würde. Was würde sie machen, wenn er Interesse zeigen würde? Würde sie sich endgültig ihm hingeben und Lars Lebewohl sagen? Sie seufzte. Wenigstens war es ein super Wetter, sie zog ihre enge, aber doch luftige Jeans an und ein passendes, ebenso enges Top, das auch ziemlich viel Einblick gewährte. Ein prüfender Blick in den Spiegel – nur ein Blinder würde sich nicht angesprochen fühlen. Wenn Lars sie so sehen würde...er würde gleich Verdacht schöpfen. Aber um Marc zu beeindrucken würde sie auch im Bikini in die Uni gehen.
In der Uni herrschte noch wenig Betrieb, dafür war es auch zu früh und außerdem nahm die Anzahl der Vorlesungsbesucher mit jedem Tag immer mehr ab, schließlich standen ja auch die Ferien bevor und auch die meisten Klausuren waren abgehackt. Sarah betrat mit pochendem Herzen den großen Saal, sie war wie immer eine der ersten und auch bestimmt die einzige, die einen höheren Puls als alle anderen hatte. Marc war nirgends zu sehen, was aber nichts ungewöhnliches war, er kam meistens 5 – 10 Minuten später. Sarah setzte sich auf ihren Stammplatz und begann ihre Unterlagen rauszusuchen. Nervös sah sie sich immer um, zupfte an ihrem Top und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. „Reiß Dich zusammen!“, dachte sie ärgerlich und auch schuldbewusst. Und da sah sie ihn. Er war gerade durch die Tür getreten und blickte sich um, als ob er jemanden suche. Als sich ihre Blicke begegneten sah er sie sekundenlang sehr intensiv an. Sarahs Herz schien auszusetzen. War da ein Lächeln auf seinem Gesicht, ein Leuchten in seinen Augen? Sie wusste es nicht, aber sie hätte die Welt umarmen können, als er sich ihr zielstrebig näherte und sich in ihre Reihe zwängte. Schüchtern sah sie zu ihm auf und lächelte.
„Hallo.“
„Hey, nach Dir hab ich gesucht!“ Sarah spürte wie sie rot wurde und senkte den Kopf.
„Du siehst süß aus, wenn Du rot wirst!“ Marc berührte wie zufällig ihre Hand.
„Du machst mich ja auch ganz verlegen!“, protestierte Sarah und versank in seinen Augen.
Marc schenkte ihr ein fröhliches Lächeln, zwinkerte sie an und warf seinen Block auf den Tisch.
„Wie ich sehe bist Du auch bereit und sicher ganz wild auf die neuesten Ergüsse unseres Profs!“, meinte er mit einem Nicken auf ihre Utensilien.
Sarah seufzte. „Darauf kannst Du Gift nehmen, ich würde für diese Vorlesung sterben.“, meinte sie ironisch. „Es ist jedes Mal eine Qual hier aufzutauchen.“
Aber für dich würde ich eh alles tun, fügte sie in Gedanken hinzu und riss ihren Blick von ihm los, sie durfte ihn nicht zu offensichtlich anstarren. Marc grinste, packte eine Papiertüte aus und biss herzhaft in die Breze, die sich darin befand.
„Mann, hab ich Hunger!“, sagte er und wischte sich die Krümel vom Gesicht, Sarah empfand sogar diese Handbewegung als erotisch.
„Du doch sicher auch, oder?“ Ohne eine Antwort abzuwarten hielt er ihr die Breze vor dem Mund und sah sie seltsam an, als wollte er durch ihre Augen hindurchsehen. Sie hielt seinen Blick mit ihren Augen fest, beugte sich nach vorne und biss ebenfalls ab. Marc näherte sich ihrem Gesicht und Sarah hielt den Atem an, so nah war er ihr plötzlich.
„Du hast wunderschöne Augen, weißt Du das? Das fiel mir schon letzte Woche auf.“, raunte er und ergriff ihre Hand.
Sarah spürte die Hitze in ihrem Gesicht und sie lächelte. „Danke!“, hauchte sie, senkte kurz verlegen die Augen um ihn gleich wieder anzusehen.
„Ich würde liebend gern auf diese Vorlesung verzichten und mit Dir irgendwo anders hingehen!“, flüsterte er, fuhr über ihren Handrücken und rückte noch näher.
Sarah zögerte, aber nur kurz. Wollte er ein schnelles Abenteuer? Bis vor kurzem hatten sie sich noch gar nicht gekannt und jetzt wollte er schon beim zweiten Mal mit ihr irgendwohin gehen? Würde sie auf ihren Kopf und ihren Verstand hören, würde sie nein sagen, aber momentan waren ihr die Antworten auf ihre Fragen nicht wichtig. „Dann lass uns doch gehen!“, schlug sie ein und so sammelten sie wieder ihre Sachen zusammen und verließen den Saal. Draußen ergriff er ihre Hand und zog sie einfach mit. Wie in Trance ließ es Sarah geschehen, zuckte freudig zusammen, als er ihr erst einen kurzen Kuss auf die Wange und dann auf den Hals gab und sie wieder begehrend anblickte. Sie erwiderte seinen Blick und nach einem kurzem Fußmarsch standen sie vor einem Gebäude.
„Hier wohne ich.“ Marc zog den Schlüssel raus und schließlich standen sie in der Wohnung im 2. Stock. Dort standen sie erst mal unsicher rum, auch Marc schien sich nicht mehr sicher zu sein, was er eigentlich wollte.
„Hübsche Wohnung.“, sagte Sarah um das unangenehme Schweigen zu brechen und begann herumzugehen. Marc hatte einige nichtssagende Bilder an die Wand gehängt und Sarah ging sie nacheinander ab. Sie spürte hinter sich eine Bewegung und drehte sich um. Marc hatte sich ihr genähert und sah sie an. Im selben Augenblick schnellte er nach vorn, packte sie und drängte sie gegen die Wand. Sie sahen sich an, Sarah genoss seine Nähe und dann küssten sie sich, sanft und doch stürmisch. Als sie voneinander abließen mussten sie beide lächeln.
„Da geh ich monatelang in ein und dieselbe Vorlesung, aber Dich hab ich nicht gesehen!“, flüsterte er und küsste sie wieder, sanft streichelte er mit seinem Finger über ihr Gesicht.
„Ich hab die ganze Woche nach Dir gesucht, aber nirgends gab es eine Spur von Dir. Ich hatte Angst, dass Du heute nicht kommen würdest, weil die Ferien anstehen. Hab ich mich geschimpft, weil ich Dich nie beachtet habe!“, fügte er atemlos hinzu und bevor sie was sagen konnte, verschloss er ihren Mund erneut. Sie lösten sich von der Wand und Sarah ließ sich von ihm einfach in die richtige Richtung schubsen während sie sich weiter küssten. Als sie das Bett hinter sich spürte ließ sie sich fallen, Marc auf ihr drauf. Beide mussten kichern. Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen und seine Hand ging auf Wanderschaft.
Nach einer Weile meinte er: „Ich halt das nicht mehr aus. Ich will dich, jetzt und hier.....“ Zugleich knöpfte er ihre Jeans auf, ließ seine Hand hineingleiten. Sarah schnappte nach Luft und hörte zu denken auf...
Wenige Minuten später lagen beide atemlos aufeinander. Marc drückte ihr schließlich einen sanften Kuss auf die Lippen und rollte sich zur Seite. Er packte die Bettdecke und zog sie über sie beide. Dann kuschelte er sich nahe an Sarah ran und nahm sie in die Arme, strich immer wieder mit der Hand über ihren Bauch.
„Du hast so eine warme, weiche Haut...Ich wusste, dass es schön werden würde....hast Du mich eigentlich vorher gekannt?“
Sarah lächelte und nickte. „Ich sah Dich und war gleich hin und weg. Aber Du hast mich ja nicht beachtet und ich dachte echt ich spinne, als Du Dich letzte Woche ausgerechnet neben mich gesetzt hattest.“
„Wirklich? Warum hast Du dann nicht versucht Kontakt mit mir aufzunehmen?“
Sarah schwieg. „Bin halt schüchtern.“
An ihrem Ton merkte Marc, dass etwas nicht stimmte.
„Ist das die Wahrheit?“
Sarahs schlechtes Gewissen meldete sich augenblicklich. Ihr wurde bewusst, was sie gerade getan hatte. Sie hatte Lars betrogen und jetzt nicht nur in Gedanken. Wie sollte es denn jetzt weitergehen?
„Sarah?“
„Ja?“ Sie zwang sich ihn anzusehen.
„Du hast doch was. Was ist los?“
„Nichts, es ist alles in Ordnung.“
„Klingt aber nicht so.“
Sarah wandte ihren Blick ab und biss sich auf die Lippen.
„War es für Dich denn nicht schön?“ Seine Stimme klang traurig und er hörte auf sie zu streicheln.
„Natürlich war es schön. Vielleicht etwas überstürzt und überraschend, aber wirklich schön. Hab doch gesagt, dass Du mir von Anfang an aufgefallen bist.“
„Aber Du bereust es.“
„Nein...“ Bereute sie es? Sie war sich nicht sicher, es war verdammt gut gewesen, aber das schlechte Gewissen verwischte die klare Sicht.
Marc setzte sich abrupt auf. „Bist Du....Du hast einen Freund.“
Sarah konnte ihm nichts vormachen. Sie nickte.
Er sah sie an, auf seinem Gesicht war nichts zu lesen, was auf sein Inneres schließen würde.
Sarah setzte sich ebenfalls auf.
„Ich weiß auch nicht. Seit ich Dich gesehen habe, wollte ich Dich, hab von Dir geträumt und wollte mit Dir schlafen. Ich hätte alles für diesen Moment getan, auch wenn ich jedes Mal wegen meines Freundes ein schlechtes Gewissen hatte. Und jetzt, wo ich bekommen habe, was ich wollte...“
„Gefällt es dir nicht mehr bzw. das war’s für Dich.“ Marc fuhr sich durchs Haar und stand auf.
„Doch...Marc, warte!“ Sie stand ebenfalls auf, drückte sich an ihn. Fest umgriff er ihren Po, küsste sie heftig. Dann ließ er los.
„Geh zu Deinem Freund.“
„Marc...“
„Wenn Du mich wirklich wolltest, hättest Du jetzt kein schlechtes Gewissen, sondern würdest wissen, was Du willst.“
„Ich bin mit Lars schon so lange zusammen, ich kann diese Entscheidung nicht von heut auf morgen treffen. Vor allem nicht, nur weil wir...“ Sie stockte.
„Nur weil wir übereinander hergefallen sind, sprich’s ruhig aus. Was Dir gefehlt hat, war ein neuer Partner im Bett, ein Abenteuer, mehr nicht.“, sagte Marc kalt.
„Das ist nicht wahr.“ Sarah wusste nicht, was sie weiter sagen sollte.
„Zieh Dich an und verschwinde. Ich gehör nicht zu der Sorte Männer, die einfach irgendwelche Frauen aufreißen. Ich schlaf nur mit welchen, von denen ich mehr will. Wenn Du mir nicht mehr als das hier geben kannst, dann hau ab.“ Er packte seine Hose und zog sie an, entschlossen zog er am Reißverschluss.
„Ich mach mit ihm Schluss...“ Es klang nicht überzeugend.
Marc erwiderte nichts, sondern verschwand in den Raum nebenan.
Sarah stand erst ratlos rum, dann nahm sie ihre Sachen und zog sich an. Sie richtete ihre Haare und nahm ihre Tasche. Entschlossen riss sie eine Ecke aus ihrem Block und schrieb ihre Handynummer drauf. Unsicher legte sie den Fetzen auf die Kommode, aber dann nahm sie sich ein Herz und ging in den Raum, in den Marc gegangen war.
Es war die Küche. Marc stand am Herd und hatte Wasser aufgesetzt. Er sah immer noch ganz süß mit seinen verstrubelten Haaren aus. Er sah auf, sein Blick war abweisend und traurig.
„Hier ist meine Nummer.“ Sarah streckte ihm den Zettel entgegen, wusste aber was er dachte. Er hatte keinen Grund sie anzurufen und würde es auch nicht tun.
„Tut mir leid, dass es so abgelaufen ist. Ich kann Dir nicht versprechen, dass ich mich von Lars trenne, ich kenn Dich dafür noch zu wenig. Das musst Du verstehen....aber ich habe Dir nichts vorgespielt, ich habe Dich genauso begehrt wie Du mich. Und tue es noch...“
Marc kam auf sie zu, schloss sie in seine Arme.
„Wenn Du mich begehrst...warum kannst Du Dich dann nicht für mich entscheiden?“ Fast flehend sprach er die Worte aus, stieß seine Zunge in ihren Mund, als wolle er sie auffressen. Sarah genoss es, zuckte zusammen, als seine Hände wieder fordernder wurden.
„Gib mir Zeit.“, flüsterte sie atemlos, als er sich von ihrem Mund löste. „Ich werde jetzt gehen.“
„Bleib“, raunte er und öffnete wieder ihren Hosenknopf. „Ich will nichts mehr von Dir und Deinem Freund hören, aber bleib hier, verbring den Tag mit mir.“
Sarah zögerte diesmal keine Minute. Sie zog sich das Shirt über ihren Kopf, trat aber einen Schritt zurück.
„Du kümmerst Dich um Dein Wasser...und ich warte draußen auf Dich.“, flüsterte sie verführerisch und ehe er was sagen konnte, war sie auch wieder verschwunden.
Minuten später kam Marc ihr nach, auf einem Tablett hatte er zwei Tassen und eine Kanne. Außerdem einen Korb mit Semmeln, Marmelade, Butter, Wurst und Käse.
„Wer arbeitet, muss auch essen.“, sagte er und zwinkerte sie an.
„Na, dann komm.“ Sarah schlug die Bettdecke zurück und Marcs Blick wanderte begehrlich über ihren nackten Körper.
Das Frühstück dauerte an, immer wieder liebten sie sich, konnten voneinander nicht genug bekommen. Vergessen war der Vorfall von vorhin, auch Sarahs Gedanken an Lars waren nur noch verschwommen. Gemeinsam spülten sie ihre Teller und Tassen ab, aber allein diese Unterbrechung fanden sie als schmerzlich lang.
Der Abend kam immer näher und sie überlegten, ob sie sich was kochen sollten. Da klingelte irgendwo Sarahs Handy.
„Ich muss ran.“
„Nein, bleib da.“ Spielerisch umarmte er sie, zog sie fest an sich. Sarah küsste ihn leidenschaftlich, dann versuchte sie sich zu lösen.
„Hey, komm, lass los...“
Marc grinste, dann gab er sie frei.
Sarah lief durch den Raum und ergriff ihre Tasche. Als sie aber auf das Display schaute, erstarrte sie. Lars Name blinkte auf. Sie hätte auch vor Stunden daheim sein sollen und er sah meistens am Dienstag vorbei.
„Wer ist es?“ Marc erkannte ihr Zögern.
„Lars....“ Sie nahm ab.
„Ja?“
„Hey, Maus, ich bin’s, ich steh vor Deiner Wohnung. Wo bist Du?“
Sarah spürte Marc hinter sich, er umarmte sie, strich mit seiner Hand über ihren Rücken und wanderte nach vorne. Sanft strich er über ihre Brustwarze, Sarah unterdrückte ein Stöhnen. Er fuhr sanft mit seiner Zunge über ihren Hals und presste seinen Unterleib gegen ihren Körper, sie spürte seine Erregung. Sie versuchte ihn wegzuschieben.
„Leg auf. Geh mit mir wieder ins Bett...ich kann Dir viel interessanteres ins Ohr flüstern...und auch zeigen“, flüsterte er, seine Berührungen wurden immer eindeutiger. Entschieden riss sie sich los und sprang durchs Zimmer in die Küche. Sie schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
„Lars? Du, sorry, ich bin nach der Uni noch zu Bianca, wir haben doch noch diese Klausur nächste Woche und wollten noch mal den Stoff gemeinsam durchgehen.“
„Ich dachte, die Klausur sei nicht so wichtig? Du warst Dir doch gar nicht sicher, ob Du da mitschreiben willst, weil Du den Schein nicht brauchst! Und jetzt lernt ihr gemeinsam und das bis zum Abend, ausgerechnet mit Bianca? Die mag ja noch weniger lernen als Du. Ich dachte, wir machen uns einen schönen Abend, wir haben uns ja doch schon zwei Tage nicht gesehen!“ Lars klang überrascht, aber nicht misstrauisch.
„Ja, wir haben unsere Meinung geändert. Was hätte ich jetzt auch daheim tun sollen...“ Sarah schluckte, das Lügen fiel ihr sehr schwer. Sie spürte, wie Marc sich gegen die Tür stemmte und gab nach. Sie bedeutete ihm mit dem Finger leise zu sein. Er senkte seinen Blick und trat vor sie, seine Hände fuhren von ihrem Hals hinunter, über die Brüste, über den Bauchnabel und tiefer. Sarah warf ihren Kopf in den Nacken, die Lust schien sie zu überwältigen. Marc drängte sich noch näher, presste seinen Unterleib gegen den ihrigen und sie kam ihm entgegen.
„Lars, mein Akku ist gleich leer, tut mir leid, dass es heute nicht geklappt hat. Wir hören uns, ok?“
„Ok, schade. Bis dann, mein Schatz.“ Lars Stimme klang traurig und Sarah schaltete ihr Handy aus ehe er noch was hinzufügen zu können. Im selben Augenblick drang Marc in sie ein und sie gab sich ihm hin.
Wenige Sekunden später umarmten sie sich atemlos, Marc hielt sie weiterhin fest, wollte sich nicht von ihr lösen.
„Wenn Du noch eindeutiger geworden wärst, hätte er was gemerkt.“, sagte Sarah ein wenig vorwurfsvoll und strich über seine Brust.
Er beugte sich nach vorne und biss sanft in ihre Brustwarze. „Dir hat es doch auch sehr gefallen, oder?“
„Schuft.“ Zärtlich wuschelte sie ihm durchs Haar. „Du hättest mich wenigstens in Ruhe mit ihm telefonieren lassen können, so kurz gebunden war ich noch nie, wenn er an der Strippe war. Noch dazu, wo Du mich schon den ganzen Tag gehabt hast...und auch die ganze Nacht haben wirst.“ Sie küssten sich. Endlich löste sich Marc und ging zum Kühlschrank.
„Jetzt zaubere ich Dir erst mal was auf den Tisch. Schließlich haben wir ja noch viel vor...“
„Gut, mein Magen meldet sich eh langsam...ich geh schnell unter die Dusche.“
Sarah genoss das heiße Wasser, das auf sie hinunterprasselte. Sie versuchte nicht nachzudenken, aber natürlich gelang es ihr nicht. Wenn ihr heute morgen jemand gesagt hätte, dass Marc sie ebenfalls begehrte und sie noch dazu den Tag mit ihm verbringen würde....Aber sie wusste, dass sie immer noch eine Entscheidung zu treffen hatte. Okay, sie hatte viele heiße Stunden mit Marc verbracht, aber was wusste sie schon von ihm? Auf alle Fälle nicht genug, um ihre Beziehung einfach aufzugeben, aber war das, was sie getan hatte überhaupt zu verzeihen? Wie würde Lars auf ihren Seitensprung reagieren, vor allem, weil es ja nicht so spontan und ungeplant abgelaufen war, sie hatte Lars schon viel früher in Gedanken betrogen. Die Frage war nun, blieb es bei diesem Tag, an dem sie ihrem heimlichen Wunsch nachgegangen war oder war es ein eindeutiges Zeichen, dass eine neue Beziehung vor der Tür stand? Marc wollte mehr, das wusste sie jetzt, aber was würde sein, wenn erst mal die heiße Leidenschaft vorbei war? Würden sie überhaupt miteinander auskommen? Würde sie auch so viel mit ihm lachen können wie mit Lars? Würden sie auf dieselben Kinofilme stehen, dieselben Lokalitäten mögen? Sie und Lars ergänzten sich wunderbar....vielleicht zu wunderbar? Vielleicht wären ein paar Unterschiede besser gewesen?
Mitten in ihren Gedanken öffnete sich plötzlich die Dusche, Marcs Kopf erschien.
„Ich wollte sehen, ob du allein klarkommst...“
„Ja, es ist nicht meine erste Dusche.“ Sarah lachte und spritze ihm Wasser ins Gesicht.
„Soll ich Dir nicht vielleicht helfen....beim Waschen?“ Ohne eine Antwort schob er sich in die Dusche, drängte sich an sie.
„Hm, nach Waschen sieht das aber nicht aus.“
Er kniete sich vor sie hin. „Oh, unterschätze nicht die Qualitäten meiner Zunge....“
Irgendwann in der Nacht schliefen beide erschöpft ein. Sarah fiel es am nächsten Morgen schwer die Augen zu öffnen, aber Marc weckte sie schließlich zärtlich auf.
„Morgen, meine Süße, Frühstück ist fertig.“
Trotzdem war die gelassene Stimmung während des Essens wie weggeblasen. Marc ließ sie nicht aus den Augen, Sarah konnte diese Blicke nicht erwidern. Sie wusste, was kommen würde, aber sie konnte ihm nicht sagen, was er hören wollte. Denn sie wusste selber nicht, wie es nach diesem stürmischen Tag und auch der Nacht weitergehen sollte.
„Alles okay? Du wirkst so angespannt.“ Er sprach aus, was nur zu offensichtlich war.
Sarah suchte nach Worten, aber es kam nur ratloses Schweigen. Marc holte tief Luft, schien zu überlegen. Aber er schien den Vorfall von gestern nicht wiederholen zu wollen, es hätte auch keinen Sinn gemacht.
„Na ja, ich weiß ja eigentlich was in Dir vorgeht. Und ich kann dich nicht zwingen, Dich sofort für mich zu entscheiden. Ich schätze, Du musst noch über einiges nachdenken...und vermutlich auch mit Lars sprechen. Wirst Du ihm von uns erzählen oder triffst Du allein die Entscheidung wie es weitergeht?“
Sarah schüttelte den Kopf. „Es ist alles schon kompliziert genug, ich denke, ich muss erst mal selber wissen, was ich will.“
Eine halbe Stunde später verabschiedeten sie sich, Marc umarmte sie und küsste sie zärtlich.
„Hier ist meine Nummer, die deinige habe ich ja schon.“
„Danke.“ Sie lächelte.
„Ich ruf Dich heut Abend an....oder gehst Du zu Lars?“
„Ich weiß nicht, vielleicht kommt er ja zu mir, weil wir uns gestern verpasst haben. Du wirst es gleich merken, wenn er da ist.“
„Okay, mach’s gut, Maus.“
„Tschüss.“ Der letzte Kuss. Sarah lief die Treppe hinunter.
Sie war erleichtert als sie endlich in ihren eigenen vier Wänden stand. Sie ging noch mal in die Dusche, dann ließ sie sich ins Bett fallen und schlief schnell ein.
Einige Stunden später war der Restschlaf eingeholt und Sarah streckte sich genüsslich im Bett. Es war schon ein verrückter Tag gewesen. Marc war verdammt stürmisch, aber unendlich zärtlich und schien ihren Körper schon ewig zu kennen. Und zugegeben, es war viel schöner als mit Lars gewesen, aber vielleicht lag das auch am Reiz des Verbotenen und auch das ganze Drumherum war schon aufregend gewesen.
Mitten in ihren Gedanken klingelte es an der Tür. Seufzend kämpfte sie sich durch ihre Kissen und tapste zur Tür und öffnete. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sich sofort das schlechte Gewissen melden würde, aber als sie Lars erblickte regte sich seltsamerweise nicht viel Unangenehmes in ihr.
„Hey, heute nicht in der Uni?“, begrüßte sie ihn.
„Du ja auch nicht.“ Seine Stimme klang schroff und sie wurde sofort hellhörig. Lars ließ sich normalerweise durch kaum etwas aus der Ruhe bringen.
„Hat wohl noch länger gedauert mit dem Lernen gestern, was?“ Lars ging an ihr vorbei und Sarah schloss die Tür hinter ihm, antwortete aber nicht.
Lars drehte sich um. Sarah erwiderte seinen Blick. „Bist Du sauer?“
„Nein, überhaupt nicht.“ Lars konnte seine Wut kaum unterdrücken, das konnte sie ihm deutlich ansehen. Unwillkürlich musste sie daran denken, dass er wusste was passiert war, aber wie hätte er das rauskriegen sollen?
„Ich finde es nur seltsam, dass Bianca so gar nichts von Eurem gestrigen Abend weiß.“
„Du spionierst mir nach?“
„Ich hab sie in der Uni getroffen. Also, wo warst du?“
Sarah ging durch das Zimmer und begann ihr Bett zu richten. „Aus.“
„Wie, aus?“
„Nicht daheim, aus halt.“
„Ach. Und warum lügst Du mich dann an?“
Sarah drehte sich um und auch sie spürte plötzlich Wut hochkommen. „Weil Du Dich dann sicher aufgeregt hättest, weil ich was ohne Dich mache und noch dazu unter der Woche.“
Lars funkelte sie an. „Ja, als Dein Freund hab ich ja auch wohl allen Grund dazu. Wir sehen uns ein paar Tage nicht und schon ziehst Du durch die Clubs, während ich vor Deiner Wohnung steh und warte. Außerdem hattest Du heute Vorlesungen und die hast Du ja offensichtlich sausen gelassen.“
„Oh, Mister Dauerlerner will mir jetzt wohl eine Moralpredigt halten. Nicht jeder hat soviel Ehrgeiz wie Du. Ständig muss ich auf dich warten und wenn ich mal Spaß haben will ist das auch nicht erlaubt.“
Lars holte Luft, schwieg aber dann. Wütend starrten sie sich an und Sarah biss sich auf die Lippen. Sie hatte sich noch nie mit Lars gestritten, er war auch nicht der Typ dafür. Dass er jetzt so ausflippte nur weil einmal was schiefgelaufen war, irritierte sie. Lag das an ihrem Seitensprung? Aber er wusste ja nur, dass sie gelogen hatte, aber nicht wie weit sie gegangen war, also hatte er keinen Grund sie so anzufahren.
Lars fuhr sich durch sein Haar, traurig blickte er sie an. „Wir haben uns sehr verändert.“
Sarah sah ihn verwundert an. „Was meinst Du damit?“
„Ich meine, früher haben wir uns nie gestritten und jetzt sehen wir uns mal nicht so oft und schon zoffen wir uns. Das ist doch nicht normal.“
Sarah zuckte mit den Achsel. „Das ist aber nicht allein meine Schuld, ich hab ja versucht Dich zu mehr Treffen zu überreden, aber Du warst immer so in Dein Studium vertieft. Vielleicht haben wir uns ja entfremdet oder sind uns zumindest nicht mehr so nah wie früher.“
„Das wird’s wohl sein. Das würde auch so einiges erklären.“ Lars seufzte.
„So einiges?“
Lars’ Zorn schien wie weggeblasen zu sein. Er sah plötzlich sehr zerknirscht aus und wich ihrem Blick aus. Als habe er ein schlechtes Gewissen...
„Ich war auch nicht immer ehrlich zu dir in der letzten Zeit.“, gab er schließlich zögernd zu. „Ich hab eigentlich gar nicht so oft gelernt und in der Uni war ich auch nicht regelmäßig.“
Sarah wusste nicht, was sie davon halten sollte. Nicht nur, dass Lars seinen Ehrgeiz zurückgeschraubt hatte, er hatte sie auch noch angelogen.
„Aber weshalb?“, fragte sie irritiert. „Die Uni ist Dir doch immer so wichtig gewesen.“
Lars wich ihrem Blick aus. Schließlich setzte er sich seufzend auf ihr Bett und raufte sich die Haare. Dann hob er den Kopf, stieß die Luft aus und sagte: „Was soll’s. Irgendwann hätte ich es Dir so und so sagen müssen.“
Sarah wurde plötzlich ganz anders. Ein kalter Ring schien ihr Herz zu umklammern. Wie ein Blitz durchfuhr sie die Angst. Angst davor, was Lars ihr zu sagen hatte...
„Ich treffe mich seit Wochen mit einer anderen...“
Sarah schloss die Augen, ihre Vermutung war wahr geworden.
„Du hast mich betrogen?“ Mit Mühe sprach sie den Satz aus.
„Es war nicht geplant.“ Lars starrte in den Boden. „Wir haben uns kennengelernt, einige Male getroffen und es wurde schließlich mehr. Ich habe versucht mich dagegen zu wehren, hab mich an Dich festgeklammert und wollte nicht wahrhaben, dass ich mich in eine andere verliebt habe. Aber es ist so und wie Du gestern nicht zu erreichen warst und Du mich auch noch angelogen hast, war mein erster Gedanke, dass es Dir so gehen könnte wie mir, deswegen bin ich so ausgeflippt. Dazu habe ich kein Recht. Ich bin derjenige, der sich am allerwenigsten aufregen sollte.“
Sarah wusste, dass dies der perfekte Moment war mit der Wahrheit rauszurücken, aber Marc war sehr fern geworden. Sie hatte Lars geliebt und hätte nie gedacht, dass er sich in eine andere verlieben könnte. Ja, sie hatte überlegt ihn zu verlassen, aber dann selbst verlassen zu werden, damit hatte sie nicht gerechnet.
Lars stand auf. „Ich kann Dir nur sagen, dass es mir leid tut. Ich weiß, dass ich Dich sehr verletzt habe. Ich weiß auch gar nicht, was ich mehr dazu sagen soll. Ich kann nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre. Ich liebe sie und ich folge meinem Herzen.“
Als Sarah nichts antwortete, sondern nur abwesend vor sich hin starrte, bewegte er sich schließlich ganz langsam zur Tür.
„Ich meld mich, wenn ich meine Sachen, die hier noch so rumliegen, abhole, okay?“ Er öffnete die Tür, laut schlug sie hinter ihm zu.
Sarah bewegte sich nicht. Schließlich sank sie in die Knie und begann zu weinen.
Einige Wochen später
Sarah kaute gelangweilt an ihrem Strohhalm. Sie saß in einem Café unweit ihrer Wohnung und hing ihren Gedanken nach. Seit Wochen war nichts mehr so wie es mal gewesen wahr. Lars hatte sein Wort gehalten und hatte zwei Tage später seine Sachen geholt. Viel hatten sie sich nicht mehr zu sagen gehabt, sie hatte ihm auch nicht von ihrer eigenen Untreue erzählt, was hätte das auch noch für einen Sinn gemacht. Marc hatte sich am Abend gemeldet und sie hatte sich zusammen genommen und neutral von dem erzählt, was passiert war. Marc war so klug gewesen sie nicht zu bedrängen und als er nach einer Woche vor ihrer Wohnung stand hatte sie sich nicht gewehrt. Sie hatte auch nicht gezögert, als er sich noch mal bat sich für ihn zu entscheiden – sie hatten eine schöne Zeit gehabt, warum sollte es denn nicht klappen? Lars gab es ja nicht mehr...
Marc schaffte es auch sie vom größten Schmerz abzulenken, die Nächte und auch die Tage waren mit Leidenschaft und viel Zärtlichkeit erfüllt. Sarah glaubte fest daran, dass die Trennung mit Lars das Beste gewesen war, egal, ob er sie oder sie ihn verlassen hatte. Marc war einfach ein Traum und zeigte ihr so vieles, was sie noch nie gekannt hatte. Aber bald holte sie die Realität ein. Wenn Marc sich mal dazu bewegen ließ nicht über sie herzufallen, sondern mal wegzugehen, endete das immer in der Disco. Dort trank und tanzte er die ganze Nacht und Sarah hatte ihre liebe Not ihn in seine Wohnung zu bringen. War er am nächsten Morgen wieder nüchtern versuchte er das Versäumte so schnell wie möglich nachzuholen. Ein gemütlicher Fernsehabend gab es auch nicht, entweder wurde dann ein knallharter Actionfilm angeguckt oder ein Film mit so vielen Sexszenen, dass Marc immer auf andere Gedanken kam. Ein schöner Spaziergang am Abend oder mal entspannt in einem Café zu sitzen gab es genauso wenig. Das sei nicht seine Welt, so Marc. Und so merkte Sarah recht schnell, dass all die Dinge, die ihr wichtig waren, für Marc überhaupt nicht existierten und sich auch nicht annähernd dafür zu interessieren versuchte. Sie hatte sich anzupassen, aber was gab es schon groß anzupassen? Marc war ein sexueller Nimmersatt, das war alles.
Sarah wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie aus den Augenwinkel ein Pärchen in das Café eintreten sah. Und zuckte zusammen. Lars und seine neue Freundin. Sie hatte sie noch nie zusammen gesehen und es tat sofort weh. Schmerzlich stellte sie fest, wie fürsorglich und liebevoll Lars mit ihr umging. Nahm ihr die Jacke ab, half ihr mit dem Stuhl und als er sich hinsetze ergriff er sofort ihre Hand. Sie sahen sich verliebt an und schienen die Welt um sich gar nicht wahrzunehmen. Sie beugten sich nach vorne, stupsten sich verliebt mit den Nasen an und konnten nur mit Mühe der Bedienung Aufmerksamkeit schenken. Sarah wandte den Blick ab. Wie war sie doch auch mit Lars verliebt gewesen, hatten in der Öffentlichkeit rumgeturtelt und waren einfach glücklich gewesen. Wenn sie Marc mal in die Öffentlichkeit ziehen konnte, endeten Zärtlichkeiten wie sie sie mit Lars geteilt hatte und die er jetzt seiner Freundin gab, immer unangenehm. Er verstand das immer als klare Anmache und wollte dann nur noch heim oder mit ihr irgendwo allein sein. Am Anfang hatte sie ja seine Lust genossen, aber jetzt war sie an einem Punkt, wo es immer mehr zum Stress wurde. Sie war schon richtig gehemmt, weil sie ständig Angst hatte ihn durch irgendwelche Berührungen zum Sex zu verleiten. Wie gerne hätte sie mal mit ihm was normales unternommen.
Sie warf noch mal einen kurzen Blick auf das Liebespaar, dann zahlte sie. Da die beiden zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren konnte sie ungesehen das Café verlassen. Draußen holte sie erst mal tief Luft. Dann schlug sie entschlossen den Weg zu Marcs Wohnung ein. Sie wusste zwar nicht, was sie genau zu ihm sagen würde, aber sie wusste, dass sie Klartext reden würde. Denn ihr war eines klar geworden, als sie Lars mit seiner neuen Freundin gesehen hatte: Marc machte sich und auch ihr was vor. Was immer er wollte, es war nicht dasselbe, was sie wollte. Und sie hatte sich selbst was vorgemacht, ihre Gefühle waren nicht echt. Sie hatte Liebe mit Leidenschaft verwechselt....
E N D E