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Leichengrau
Wir schreiben das Jahr des Herrn 2895. Die Menschheit hat auf den Feldern der Wissenschaft, der Technologie, der Medizin, der Raumfahrt, usw. unglaubliche Fortschritte gemacht. Seit knapp 300 Jahren besiedeln Menschen bereits andere Planeten, sie haben bereits Kolonien und Stützpunkte in vielen anderen Sonnensystemen. In der Blütezeit der menschlichen Zivilisation gab es in der ganzen Galaxie schätzungsweise 40 Milliarden Menschen. Obwohl die einzelnen Länder der Erde vor der groß angelegten Besiedelung des Alls sich zu einem Staat durchringen konnten, hielt dieser Bund nicht lange. Schon nach etwa 120 Jahren zerfiel er in einzelne Parteien, die jeweils einzelne Planeten für sich beanspruchten. Dabei entwickelten sie sich teilweise weit auseinander, was ihre Ansichten über Recht und Unrecht anging. Es bildeten sich auch viele Untergruppierungen und Exklaven, viele von ihnen verfielen der Kriminalität oder aber auch der Forschung und Entwicklung.
Im Laufe dieses Prozesses hatte der Mensch es geschafft, die Erde auszusaugen: ihre natürlichen Ressourcen sind erschöpft, Naturschutzgebiete durch Kraftwerke und Fabriken ersetzt, viele Landschaften bereits unbewohnbar. Die natürliche Schönheit der Erde ist für immer verloren, ihre Wirtschaftlichkeit tendiert gegen 0. Selbst die Regierung des terranischen Sonnensystems zogen auf den Mars um. Die Erde ist nur noch eine Touristen-Attraktion die uralte halbverfallene Bauwerke vergangener Kulturen und billige Unterhaltung zu bieten hat. Unter diesen Bedingungen verslumte die Erde schnell, die Schere zwischen Arm und Reich ist dort größer denn je zuvor. Die neuen Wirtschaftszentren sind die Planeten Mars, Theta6, Epsilon19 und viele andere. Die offizielle Regierung ist der Galaktische Bund, doch haben sich im Laufe der Jahre Enklaven, Planeten, ja sogar ein Sonnensystem von dem Bund losgesagt. Das hatte zahlreiche Konflikte zur Folge, die nicht selten auch militärisch ausgetragen wurden. Viele Kriege dezimierten die Menschheit aufs Neue und schwächten den Bund. Dennoch konnte der Bund 2843 einen letzten Krieg führen und die größten Enklaven wieder mit Gewalt unter seine Kontrolle bringen. Dieser Krieg trug danach den Namen "Letzter Krieg". Es war der blutigste und verlustreichste Krieg der gesamten menschlichen Zeitrechnung. Etwa 6 Milliarden Menschen fielen nachweislich in diesem Krieg. Die Dunkelziffer wurde doppelt so hoch geschätzt. Nach dem Einsatz von neuesten Ionen-Brand-Bomben brannten ganze Planeten jahrelang. Der Name des Krieges drückte alle Hoffnungen der Menschheit aus, nun einen immerwährenden Frieden aufrecht erhalten zu können. Welch eine vergebliche Hoffnung!
Im Jahr 2867 wurden die äußeren Systeme von einer bisher unbekannten Macht angegriffen. Die wenigen Überlebenden stammelten von Monstern und Albtraumgestalten die sie angegriffen hatten. Die Sache klärte sich wenig später auf, als die Regierung des Bundes eine Kriegserklärung erhielt von einer außerirdischen Rasse, die sich "Serim" nannten. Sie trugen Sieg um Sieg davon, da die Menschheit sich noch nicht von den Folgen des "Letzten Krieges" erholt hatte. Die Reste der Raumflotte zog die Regierung in den Kernsystemen zusammen. Doch nur eine Raumschlacht hatten die Menschen gewinnen können, als die Serim-Flotte den Mars angriff. Die Technologie der Serim war der menschlichen im Weltraum stark überlegen, denn sie waren Raumpiraten. Sie überfielen Planeten, plünderten sie, versklavten die Bewohner, saugten die Ressourcen aus und zogen mit ihren Raumflotten weiter. Aus versklavten Feinden, auch Menschen, machten sie willenlose Maschinen. Unfähig zu denken oder zu fühlen führten sie alle ihnen gegebenen Befehle aus. Der Staatsapparat der Serim sah drei Klassen vor: die Sklaven, die Soldaten und die Herrscher. Die ersten beiden hatten kaum Eigeninitiative. Ihrer Selbstständigkeit genetisch beraubt verehrten sie ihre Herrscher als Götter und führten alle Befehle aus. Die Sklaven sorgten für ausreichend Nachschub von Kriegsgerät und Munition, die Soldaten kämpften ohne Gnade und bis zum bitteren Ende und die Herrscher waren die Strategen und Kommandeure. In allen Führungspositionen fand man Herrscher. Nur vereinzelt kam es vor, dass Soldaten mehr als 10 Ihresgleichen befehligten. Aus diesem Grund waren die Serim den Menschen um so vieles überlegen: ihre Gesellschaft war auf den totalen Krieg ohne jede Rücksichtnahme ausgelegt.
Die Serim waren von menschenähnlicher Erscheinung: sie hatten einen Kopf, einen Torso, Arme und Beine. Im Durchschnitt waren sie etwas größer als Menschen, nur ihre Elitesoldaten waren Monstren von 2,50-3,00 m Größe. Ihre Haut war blass, die Augen meistens grau und in Ausnahmefällen (nur bei Herrschern) rot, grün oder blau. Im Kampf trugen sie enganliegende Biomembran-Anzüge, die genetisch auf jeden Träger zugeschnitten waren und ihm wie eine zweite Haut dienten. Zudem schützten sie hervorragend gegen Energiewaffen, was die Menschheit zahllose Tote in den ersten Bodenschlachten kostete, da bei ihnen Plasmagewehre bereits zur Standardausrüstung gehörten. Die Serim bevorzugten Waffen, die sie nicht in die Hand nehmen mussten. Die Finger der Soldaten hatten sich zurückentwickelt und zum Greifen und Halten von Waffen in Extremsituationen nicht mehr tauglich gewesen. All ihre Waffen wurden in den jeweiligen Anzug integriert. Sie führten eine Plasmakanone an der rechten und eine Klinge scharf wie ein Skalpell an der linken Hand. Ihr Anzug verschmolz außerdem mit ihren inneren Organen. Er entsorgte Schadstoffe und stärkte das Immunsystem. Er konnte dem Körper Energie zuführen, sodass dieser nicht auf Nahrung angewiesen war. Diese Energie konnte auch die Wundheilung extrem beschleunigen. So gut wie alles, was Energie enthält, konnte dazu verwendet werden. Um es auch tun zu können, trugen die Soldaten immer einen Umwandler bei sich, der Materie in Energie umwandelte und dann dem Körper hinzugeben konnte. Und zu guter Letzt steigerte der Anzug die Körperkraft des Trägers enorm.
Die Menschen hatten dem anfangs kaum was entgegenzusetzen. Von 26 bewohnten Systemen fielen 9 in den ersten Wochen in die Hände der Serim. Milliarden Menschen starben auf den Schlachtfeldern, im Weltraum oder in Serim-Gefangenschaft. Doch dann entdeckten die Menschen die Feuerwaffen neu. Wie es sich herausstellte war der Serim-Anzug fast völlig ungeschützt gegen mechanischen und ballistischen Schaden. Selbst ihre Schilde im Weltraum waren nicht gegen langsam fliegende Raketen gefeit. Diese flogen einfach durch. Die Menschheit schöpfte neue Hoffnung. In den darauffolgenden Schlachten metzelten die Menschen Millionen Serim nieder. Mehrere Planeten wurden wieder befreit. Die Raumschlacht um den Mars war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass unterlegen geglaubte Technologie große Wirkung haben kann. Altbewährte Methoden wenn man so will. Jedoch ist die Gesamtlage der Menschheit ziemlich verzweifelt: Verteidigungslinien im Weltraum gibt es nicht mehr, die letzten Schiffe verbleiben im Schutz der planetaren Batterien und sollen vornehmlich für Nachschub sorgen sowie eine mögliche Invasion verhindern. Überall außer in 3 Systemen sind Nachschubflüge todbringende Missionen. Die Serim-Überfallkommandos tauchen blitzschnell auf, machen die Schiffe manövrierunfähig und zwingen die Besatzung zur Aufgabe. Anschließend plündern sie die Schiffe und zerstören sie und versklaven die Mannschaft. Deswegen werden die Nachschubtransporter nur mit Begleitschutz und unregelmäßig und unter höchster Geheimhaltung geflogen. Daran leiden die Planeten, wo der Bodenkrieg in vollem Gange ist. Nachschubengpässe sind nichts ungewöhnliches. Die vorhandene Munition reicht meistens gerade mal bis zur nächsten Nachschublieferung. Nicht selten müssen Gebiete aufgegeben werden. Es können kaum Gegenangriffe unternommen werden, da dauernd die Munition gespart werden muss. Vor einigen Jahren richtete man auf allen Planeten, die nicht direkt in Kampfhandlungen verwickelt sind unterirdische Munitions- und Kriegstechnikfabriken. Auch neue Verteidigungslinien werden aufgezogen, um die Verteidigung effizienter zu machen. Bis dahin müssen die Linien halten. Man hofft, dass wenn man die Serim dauerhaft zurückdrängen kann, dass man eines Tages in ihr Kerngebiet einmarschieren kann. Doch noch ist nichts entschieden. Mittlerweile haben sich 80% der Menschheit auf den totalen Krieg eingestellt. Fast alle Männer und Frauen, die nicht in Fabriken arbeiten, melden sich zum Militärdienst. Mittlerweile hat die Armee den Truppenstand von vor dem Serim-Angriff erreicht. Kriegsgegner werden massiv unterdrückt und es wird mit allen Mitteln gegen den Feind aufgehetzt. Der Krieg muss mit allen Mitteln gewonnen werden!
"65. Infanterie-Bataillon, formiert euch am Ausgang! Ausrücken! Befehlscode 15-16-3 von Oberst-Leutnant Braker."
Im Lager der 12. Division herrschte Aufbruchsstimmung. Endlich sollten sie in die Ruinen der Stadt Beliwee auf dem Planeten Kappa1 zurückerobern. Die Stadt, einst eine große wirtschaftliche Metropole, die direkt an den Kobalt- und Eisenminen des Planeten lag, war nun völlig zerstört. In den Ruinen kämpften täglich Serimhorden gegen einige Divisionen der Armee der Menschheit. Jede Seite kontrollierte etwa 1/3 der Stadt, der Rest war die Todeszone, um die täglich Tausende Soldaten kämpften und starben. Die Minen konnten bisher von dem 30. Infanterie-Bataillon erfolgreich gehalten werden, aber die Förderung war aufgrund der Kämpfe minimal. An Ort und Stelle stand eine kleine Fabrik, die die Metalle direkt verarbeiten konnte. Aus Kobalt stellte man nun leichte durchschlagkräftige Munition her, das Eisen wurde als Rohstoff teils zur Munition verarbeitet, teils ausgeflogen. Die Kobalt-Munition ist ein Hauptgrund, warum das Bataillon die Minen halten und am Leben bleiben konnte.
Gefreiter Chuck Spencer lief mit seinen Kameraden zu dem Sammelpunkt seines Zugs. Er kannte seinen Leutnant nicht, aber man sagte ihm, er duldet kein Zuspätkommen. Chuck kam frisch aus der Ausbildung, frischgebackener konnte ein Soldat nicht sein. Seine Einheit wurde als Verstärkung nach Kappa1 geschickt. Es hätte ihn durchaus besser treffen können, aber auch deutlich schlechter. Der Planet war halt Kriegsgebiet und Krieg ist immer gleich. Also dachte Chuck einfach nicht drüber nach und erfüllte seine Befehle. Und reihte sich in seinen Zug ein.
"Alles klar, ihr Waschlappen! - brüllte der Leutnant - Heute erlebt ihr eure Feuertaufe. Das heißt die, die sie überleben. Wir stoßen heute als Verstärkung zum Bataillon von Major Korolow. Sie müssen seit Tagen eine ehemalige Fabrik erobern, aber diese Serim-Scheißer sind hartnäckig. Wir müssen zusehen, dass der Angriff nicht im Sand verläuft. Wenn wir die Fabrik besetzen und halten können ist es ein wichtiger Schritt für die Eroberung der Weststadt. Abmarsch, ihr Warmduscher!"
Also marschierte der Zug. Die Soldaten waren in neue, fast glänzende Panzerungen gehüllt. Die Panzerung schützte ihren Torso und die Gelenke und bestanden aus einer speziellen Legierung, die bei geringem Gewicht besseren Schutz bot. Ein Kampfhelm bedeckte den Kopf. Im Helm selbst war eine große Zahl High-Tech-Aufrüstungen versteckt: das BTS (Battle Targeting System) verband das Sichtvisier des Soldaten mit einem Mikrochip in der Waffe, die er in der Hand hielt. An dem Punkt, wo der Lauf der Waffe zeigte erschien im Visier des Helms ein Fadenkreuz. Der Helm enthielt weiterhin zahlreiche Sichtverbesserungen, Schallblocker, um Explosionslautstärke abzudämpfen, und diverse Zoomfunktionen. Dazu enthielt er das obligatorische Funkgerät.
Und der Zug marschierte. 40 Männer schulterten ihre neuen Obliterator-Sturmgewehre neuester Generation. 50 Schuss pro Magazin, Infrarotzielfernrohr, BTS-Mikrochip, Unterlaufgranatwerfer, Einzelschussfunktion verwandelte dieses Sturmgewehr in ein ganz passables Scharfschützengewehr und zu guter Letzt ein Bajonettaufsatz. Zusätzlich bekam jeder Soldat ein halbes Dutzend Handgranaten. Als Zweitwaffe hatte jeder eine Bloodrunner Zero10, eine leichte Pistole mit 16 Schuss pro Magazin, ebenfalls mit einem BTS-Chip und einem Laserpointer. Jeder Soldat bekam bei Erwartung eines Feuergefechts 8 Magazine für das Sturmgewehr und 4 für die Pistole. Falls kein Gefecht erwartet werden würde, bekäme jeder nur die Hälfte der Munition.
Der Zug marschierte. Die Soldaten rissen Witze über das bevorstehende Gefecht und das was danach kommen würde. Die meisten verdrängten einfach, dass viele von ihnen die nächsten Stunden nicht überleben würden. Chuck's Zug, dem 15. Zug der 6. Kompanie des 65. Infanteriebataillons, folgten Dutzende weitere ebenfalls voller hoffnungsvoller Menschen, die in eine Fleischmühle geworfen werden sollten. Schon bald hörten sie das Donnern der Artillerie, die die Serim-Angriffsgruppen auf Abstand hielten. Noch immer witzelten die Soldaten, um ihre Nervosität zu überspielen. Sie verstummten endgültig, als ihnen Sanitäter-Kolonnen mit Verwundeten entgegenkamen. Die Gesichter der Männer aschfahl, als hätten sie die Hölle durchschritten. Von den Verwundeten war kaum einer bei Bewusstsein. Vielen fehlten Gliedmaßen. Die Serim-Plasmawaffen hatten ganze Arbeit geleistet. Nach etwa einer Stunde kam die Stadt in Sicht oder besser das, was von ihr übrig war und das nun von dem Krieg jeden Tag aufs neue plattgewalzt wurde.
"Bewegt euch! - rief der Leutnant - Wir sind gleich am Einsatzort! Gewehre in die Hand und Augen offen! Diesen Tag werden nur die Männer überleben!"
Sie liefen geduckt an einigen Mörsertrupps und Feldhospizen vorbei. Andere Soldaten rannten an ihnen vorbei, teils verwundet, teils bloß traumatisiert. Alles lag unter einer grauen Asche- und Staubschicht. Alles erschien grau - die Gebäude, die Geschütze, die Soldaten, ja selbst das Blut, das hier vergossen wurde. Dies war ein gewohnter Anblick im Krieg gegen die Serim. Fleisch, das von Plasmawaffen getroffen wurde, zerfiel zu Asche, die in Flocken vom Wind fortgetragen und überall verteilt wurden. „Unsere Toten sind immer auf uns!“ - so scherzten die Soldaten vor dem Angriff. Das Leichengrau war überall.
"Wir sind da. - rief der Lieutenant erneut - Wir warten auf das ganze Bataillon, dann geht der Tanz los. Unser Primärziel lautet hinter die Fabrik zu kommen und die dahinter stehenden Luftabwehrgeschütze der Serim zu sprengen. Anschließend säubern die Bomber dieses Gebiet, sodass wir es danach problemlos besetzen können. Schießt auf alles, was keine Uniform des Galaktischen Bundes trägt und bleibt in Deckung! Nutzt die Kenntnisse eurer Ausbildung, sie werden euch das Leben retten. Und kämpft mit vollem Herzen und mit Ehre. Ich schwöre bei Gott, dass ich jeden flüchtenden eigenhändig erschießen werde! Unter meinem Kommando gibt es keine Feiglinge! Ich wünsche euch viel Glück und Gott sei mit uns!"
Chuck sah über die Befestigungen: vor ihnen lag ein Hügel auf dem die Überreste der Fabrik standen. unten am Abhang gruben sich die Serim ein und verstärkten ihre Positionen auch noch mit schweren Defensivgeschützen an denen bisher jeder Panzerangriff gescheitert ist. Serim hatten die Schildtechnologie gemeistert, die die Menschen bisher nur in Ansätzen entwickelt hatten. Solche Schilde schützten die Geschütze und nichts konnte sie durchdringen. In den Verteidigungsgräben tummelten sich Hunderte Serimkrieger und ihre Plasmakanonen lechzten nach Blut. Menschlichem Blut. Die Züge positionierten sich zum Angriff, der in Wellen erfolgen sollte. Der 15. Zug gehörte zur 2. Welle und flankierte einen Zug von Sappeuren. Dann kam der Angriffsbefehl und unter donnerndem Schlachtruf stürmten die Männer vor. Viele bekamen sofort das Plasmafeuer der Serim zu spüren. Die Hälfte der 1. Angriffswelle verdampfte sprichwörtlich an der Verteidigung der Serim. Der Rest erreichte die Gräben, wo ein fürchterlicher Nahkampf entbrannte, der eher einem Schlachtfest glich. Die Serim waren viel schneller, geschickter und stärker als die Menschen. Zudem waren sie extra für den Nahkampf geschult und ausgerüstet worden. Zwar konnten ihnen die Messer und Bajonette der Menschen schlimme Wunden zufügen, aber sie konnten die meisten ihrer Gegner schneller töten, als diese mit dem Bajonett zustechen konnten. Ohne nennenswerte Verluste wehrten die Serim die erste Welle ab, fast die gesamten ersten Züge der Welle waren ausgerottet worden. Nun stürmte die 2. Welle heran. Chuck und einige andere griffen zuerst zu Granaten und warfen sie in die Gräben. Die Explosionen töteten nicht nur Serim, sondern auch noch kämpfende Soldaten der ersten Welle, aber in die Serim-Verteidigung war eine Bresche geschlagen worden. Sofort stürmten die Männer vor und empfingen die zur Verstärkung anrückenden Serim mit Sperrfeuer aus ihren Sturmgewehren. An den meisten anderen Stellen der Gräben sah es ähnlich aus und so zogen die Serim sich zurück. Sofort wurden schwere MGs und leichte Artillerie aufgestellt, Techniker bereiteten die Abschaltung der Schilde der Geschütze vor.
"Und weiter! - schrie der Leutnant - Wir müssen die Fabrik einnehmen!"
Doch leichter gesagt als getan. Schon zeigten sich wieder Serim an den Löchern in der Fabrikwand. Sie warfen Sprengsätze herunter, wo die Männer ihnen vollkommen ausgeliefert waren. Ihnen blieb nur ein Ausweg...
Der Leutnant stürmte vor und der 15. Zug folgte ihm wild um sich feuernd. Granaten wurden geworfen, alle Männer stürmten aus den Gräben. Doch sie schafften es nicht alle. Viele wurden von den Sprengsätzen der Serim in Stücke gerissen, weil zum Vorstürmen kein Platz mehr war. Die 15., 19. und 10. Züge waren vom Hauptheer abgeschnitten und der einzige Weg, dies zu überleben, führte paradoxerweise durch die von Feinden überquellende Fabrik. An dem größten Loch in der Fabrikmauer kam es wieder zum Nahkampf, aber die Menschen siegten schnell. Als sie sahen, dass die vordersten Männer durch die Klingen der Serim in Scheiben geschnitten wurden, blieben sie stehen und spuckten ihnen ihre Munition entgegen. Das Sperrfeuer zeigte erneut Wirkung, die Krieger, die keine Deckung gefunden hatten, fanden einen schnellen Tod. Einige zogen sich hinter einige Stahlplatten zurück, die strategisch vor einem anderen Loch auf der gegenüber liegenden Mauer der Fabrik platziert worden waren. Von da aus starteten sie ihren Gegenangriff. Nun waren die Menschen ohne Deckung und erlitten schwere Verluste vom Plasmafeuer der Serim. Chuck und einige seiner Kameraden sprangen hinter die Stahlplatten, die sie vor den Mündungen ihrer Feinde verbargen. Andere hatten einfach keine Deckung außer einigen niedrigen Schutthaufen oder den Kadavern Getöteter. Also blieben viele stehen und feuerten drauf los, um die Serim ihrerseits wieder in Deckung zu zwingen. Es gelang ihnen, die Serim versteckten sich wieder hinter ihren Stahlplatten, aber dafür zahlten Dutzende Männer mit ihrem Leben. Chuck löste eine Splittergranate vom Gürtel, entsicherte sie und warf sie über die Panzerplatten. Eine Gruppe andere Soldaten hatte dieselbe Idee. Die Serim hinter den Platten wurden zu Staub zermahlen, ihre anrückende Verstärkung unter der einstürzenden Decke begraben. Die Explosionen ließen das gesamte kriegsgebeutelte Gebäude kurz erzittern. Mit ihrem Siegesschrei auf den Lippen stürmten die Soldaten aus der Fabrik ins Freie, wo sie hinter einigen Kolonnen Serim-Krieger ihre gewaltigen Luftabwehrgeschütze sahen, die es zu zerstören galt.
"Tretet ihnen in den Arsch!" - schrie der Leutnant und stürmte an der Spitze des Zuges vor, wurde aber direkt darauf von einem Plasmastrahl ins Gesicht getroffen. Keiner hörte, wie sich das Plasma unter Zischen durch den Kopf des Mannes fraß. Keiner hörte sein sterbendes Gurgeln. Die Soldaten rannten an ihm vorbei, nur zur Kenntnis nehmend, dass ihr Anführer gefallen war. Doch in diesem Kampf wusste jeder was er zu tun hatte, um zu überleben. Die die es nicht wussten waren bereits tot. Chuck stürmte mit den anderen vorwärts und feuerte wild um sich. Die Serim waren ihnen nun zwar zahlenmäßig überlegen gewesen, doch ihre Plasmawaffen feuerten nur einzelne Schüsse ab. Die Menschen feuerten dagegen mit einer nahezu höllischen Kadenz.
Chuck lud gerade sein letztes Magazin in sein Sturmgewehr. Von seinen Freunden sah er niemanden, was in dem Chaos einer Schlacht nicht wirklich viel auszusagen hatte. Er feuerte weiter und stürmte vor. Nur etwa 15 Soldaten hatten es bis zu den Geschützen geschafft. Hinter ihnen baute ihre Verstärkung gerade ihre Maschinengewehre an den Löchern in den Mauern auf und gaben den Soldaten Feuerschutz. Auch einige Sappeure haben es geschafft. Einer von ihnen kniete sich mit einem Raketenwerfer hin und feuerte ab. Die Rakete traf eines der am weitesten entfernten Geschütze und verwandelte es in einen Schrotthaufen. Chuck rannte zu dem Sappeur und gab ihm Deckung.
"Verteil unter den Jungs ein paar Sprengsätze! Je schneller wir die Dinger hochjagen, desto schneller sind wir hier weg!" - schrie er zwischen zwei Feuerstößen. Der Sappeur griff an seinen Gürtel und nahm einige kleine runde Scheiben mit einem großen Knopf in der Mitte und zwei kleineren außen.
"Den Knopf in der Mitte drücken, dann die beiden äußeren. - schrie er zurück - 30 Sekunden, dann gehen sie los!"
Chuck rannte zum nächsten Geschütz. Um ihn herum führten die letzten Überlebenden einen verzweifelten Abwehrkampf gegen eine riesige Übermacht. Er kniete sich am ersten Turm hin und platzierte den ersten Sprengsatz. Der große Knopf begann rot zu blinken. Dann rannte Chuck schnell zum nächsten. Während er den platzierte, hörte er hinter sich einige Explosionen. Gleich 3 Geschütze waren hochgegangen, blieben noch 4. Chuck platzierte den zweiten Sprengsatz, räumte einige Serim-Krieger aus dem Weg und rannte weiter. Auf dem Weg zum letzten Geschütz stellte er fest, dass er sich zu weit von seinen Kameraden entfernt hatte. Er stand allein da. Die Serim griffen unvermittelt an. Er warf sich in Deckung und erwiderte das Feuer. Salve um Salve jagte er in seine Feinde und hielt sie auf Abstand. Plötzlich ging ihm die Munition aus. Er warf das Gewehr weg und rannte dabei zum Geschütz. Doch die Serim waren wachsam. Er hatte das Geschütz fast erreicht, als ihn ein Krieger von der Seite wie ein Blitz angriff und ihm den rechten Arm mit dem Sprengsatz abschnitt. Doch Chucks Körper sonderte zu viel Adrenalin ab als dass er jetzt die Schmerzen spüren konnte. Automatisch zog er mit der linken Hand die Pistole und feuerte dem Krieger zwischen die Augen. 2 andere Krieger, die ihn angriffen, endeten ähnlich. Chuck ließ die Pistole los, klemmte den Sprengsatz an das Geschütz und aktivierte es. Fast befriedet hörte er das sanfte Ticken des Timers. Er verdrängte den Schlachtenlärm um sich und dachte noch einmal an seine Familie, seine Mutter, seinen Vater und seinen kleinen Bruder.
"Verzeiht mir, - dachte er - verzeiht mir, dass ich nicht zurückkomme. "
Dann setzte der Schmerz ein. Er raubte Chuck fast den Verstand und dann die Besinnung. Letztere verlor Chuck mit Freuden. Doch er spürte nicht, wie kräftige Arme ihn packten und wegzerrten. Er hörte auch die Explosion nicht. Schwärze umfing ihn.