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Leben
Ich blickte aus dem Fenster, hinein in die Dunkelheit. Ich hoffte so sehr, dass keiner meine Tränen sah. Es tat weh. Ganz tief in meinem Herzen tat es so schmerzhaft weh. Was er gesagt hatte, traf mich wie eine Bombe. Und das Schlimmste war, ich konnte nichts erwidern. Ich bekam kein einziges Wort heraus. Mit Worten umgehen, war nicht gerade eine meiner Stärken. Sprüche wie: "Ich will die nicht küssen. Sie ist hässlich!" oder " Wer will die schon berühren, danach ist doch alles schmutzig!", waren noch die harmlosesten. Keiner weiß wie, sehr sie mich damit treffen. Nachher sagen sie alle, sie hätten es doch nicht so gemeint, und es sei alles Spaß gewesen. Vielleicht war es für sie Spaß, für mich aber keineswegs. Klar, ich hab' gelacht, aber was sollte ich sonst auch machen. Bis jetzt habe ich alles runtergeschluckt, doch ich kann das nicht mehr lange durchhalten. Ich spüre, wie es mich von innen zerstört. Keiner weiß, wie ich mich fühle, und ich denke, das ist auch gut so. Jeden Tag, bevor ich aus dem Haus gehe, stelle ich mich vor den Spiegel und setze mein schönstes Lächeln auf, damit niemand sieht, wie schlecht es mir wirklich geht und wie verletzlich ich in Wahrheit bin. Meine Freunde denken, sie kennen mich wirklich, doch dabei lasse ich sie nur sehen, was ich will, das sie sehen. Keiner versteht mich und ich fühle mich so schrecklich alleine.
Unser Bus fuhr durch einen Tunnel und die Worte meiner besten Freundin holten mich blitzartig aus meinen Gedanken. Ich wischte die Tränen weg und sah sie an. Zum Glück gab es fast kein Licht, sodass ich sie selber nur erahnen konnte. "Hast du was zu trinken?", fragte sie und ich hörte, dass sie einen trockenen Hals hatte. "Nee, sorry ich hab' selber nichts mehr.", antwortete ich und im selben Moment wünschte ich, ich hätte es nicht getan, denn ich hörte wie weinerlich meine Stimme klang. Doch ihr fiel es noch nicht mal auf! Ich war empört und beruhigt zugleich. Empört, da es ihr noch nicht mal merkte und beruhigt, weil ich somit wieder wusste, dass sie wirklich nur das sah, was ich ihr zeigte. Ein starkes, selbstbewusstes und fröhliches Mädchen, was nie traurig ist. Wenn sie doch nur die Wahrheit wüsste über das, was in mir vorgeht. Wenn doch alle nur die Wahrheit wüssten, wie ich wirklich bin. Doch meine Angst besiegt mein Verlangen und somit bleibe ich doch wieder allein. Allein mit meinen Gedanken ...