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Leben oder Sterben?

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08.06.2002
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Leben oder Sterben?

6.58 Uhr
Der Radiowecker geht an. Cher singt gerade“... are you strong enough to live without me....“
7.01 Uhr
Sie liegt noch immer in ihrem Bett. Die Sonne scheint durch die Gardinen. Etwas in ihr nimmt noch wahr, dass es ein schöner Tag werden könnte. Aber was heißt das schon schön?
Sie verkrampft sich. Es schmerzt. Wieder ein neuer Morgen. Und mit jedem Morgen kommt unweigerlich die Erinnerung. Wie schön ist doch der Schlaf...
7.07 Uhr
Aufgestanden. Der Wecker ist aus. Sie geht ins Bad und schaut in den Spiegel. Nachdenklich betrachtet sie ihr Gesicht, „kann es wirklich sein, dass ER dich gar nicht mehr liebt...., vielleicht...“
Tränen laufen ihr übers Gesicht. Ihr Blick ruht noch immer auf ihrem Spiegelbild. Plötzlich sieht sie dort ein fremdes Mädchen. Sie ist fertig. Ihre Augen haben keinen Glanz mehr. Ihr Mundwinkel weist kein Lächeln mehr auf. Weg.
Schule. Sie sitzt hilflos in ihrer Schulbank, versucht krampfhaft dem Unterricht zu folgen. Ihr Kopf ist wie benebelt, sie kann sich nicht konzentrieren. Sie ist müde. Und immer wieder taucht eine neue Welt in ihr auf, ihre Welt. Bruchstücke von Erinnerungen getaucht in Nebel, Schwindel,...das Entschwinden.
Es tut so weh. Magenkrämpfe setzen ein, wie so häufig. „Ja, schmerze Körper. Es tut so gut den Schmerz zu fühlen.“
15.10 Uhr
Schulschluss. Sie schleppt sich nach Hause. Es ist gut so. Sie nimmt nicht mehr viel wahr. Immer wieder spielt ihr Kopf Szenen durch, in denen sie im Krankenhaus liegt oder ihre eigene Beerdigung. Sie hat keine Angst vor dem Tod. Sie wird dort schon von einer lieben Freundin erwartet. „Werden sie um mich trauern? Es wäre so schön, einfach dahin zu scheiden und so für immer in die Herzen der Leute zu kommen. Oh, einmal sollt ihr meinetwegen weinen!“
18.00 Uhr
Sie macht den Salat. Essen. Das Messer, mit dem sie die Tomaten schneidet, zieht sie in ihren Bann. Sie vergewissert sich, dass ihre Eltern in einem anderen Zimmer beschäftigt sind.
Das Messer hat eine schöne Klinge. Sie fasst mehrmals mit der Hand darüber. Nichts. Sie hält es fest und legt es an ihre Pulsader. Sie ist nicht ganz da. Etwas in ihr spielt mit dem Gedanken, es den vielen Selbstmördern gleich zu tun. „Oh, es wäre endlich die Erlösung. Ich wäre frei. Ich....“
Sie starrt auf das Messer in ihrer Hand, und etwas ganz kleines in ihr sagt, dass sie an ihre Eltern und Freunde denken muss, dass dies nicht der richtige Weg sei.
Das Messer ist immer noch an derselben Stelle. Ein letztes Mal sich treiben lassen, sich dem Gedanken hingeben: Es ist aus.
Sie schüttelt sich, schaut auf das Messer, das die Möglichkeit immer noch birgt, und legt es dann rasch beiseite.
20.00 Uhr
Sie geht zu früh ins Bett. Sie ist todmüde. Sie hat zuviel getrunken und das Blut läuft ihren Arm entlang. Ihr Körper tut weh. Vereinzelt laufen Tränen über ihr Gesicht. Ihr Kopf beginnt sich zu drehen, sie hat keine Kontrolle über sich. Zuerst versucht sie sich noch dagegen zu sträuben, doch dann gibt sie sich dem Gefühl hin. Sie liegt noch Stunden wach, bevor sie total entkräftet, mit den Gedanken an den Tod einschläft, um am Morgen wieder erschöpft und verzweifelt von ihren Radiowecker aus der einzigen entspannenden, glücklichen Zeit, die Zeit des Schlafens, entrissen zu werden.

 

Danke für deine Kritik.
Das Blut läuft ihrem Arm entlang, weil sie ritzt. Hätte ich wohl doch besser formulieren sollen...naja. Beim nächsten Mal :)
Die Überraschung? Hmm, keine schlechte Idee. Ich sollte einen zweiten Teil daraus machen.
Oh oh, ob ich das darf?
*Mal ganz vorsichtig bei den Admins frag.*
Viele liebe Grüße Schwänchen

 

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