Leben? Bilder des täglichen Wahnsinns
Leben? Der tägliche Wahnsinn
Ein betrunkener Mann sitzt mitten auf der Straße.
Die Autofahrer, die hupend an ihm vorbeirasen, schreien Schimpfwörter hinter ihm her.
Aber den Mann stört es nicht. Er sitzt dort und weint.
Was soll man machen? Die Polizei rufen? Ihn wegzerren?
Ich tue das nicht. Als gerade kein Auto vorbeifährt gehe ich zu ihm rüber.
Eine Frau mit einem Babywagen geht an mir vorbei.
Die Leute schauen sich nach ihr um, weil auch sie weint. Aber die Frau stört es nicht besonders. Sie geht weinend weiter.
Ich gehe hinter ihr her, schaue über die zerbrechliche Schulter in den Kinderwagen.
Er ist leer. Nur ein kleines Kuscheltier liegt dort, anstelle eines Babys. Ich nehme die Frau in den Arm.
Ein Kind sitzt auf Hamburgs Parkbank.
Es ist total weggetreten. In seinen Augen erkenne ich die meinen.
Sie sieht alt und verlebt aus.
Der letzte Schuss scheint zu stark gewesen zu sein.
Die Nadel hängt noch in der Haut des Mädchens.
Und so sah ich mir selbst zu, wie ich meine letzten Atemzüge im Hamburger Park machte.
Ich ging, obwohl ich wusste, wie schlecht meine Eltern es verkraften würden.