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Le Rouge et le Noir

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12.07.2002
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Le Rouge et le Noir

Diese Geschichte ist keine Fortsetzung meiner Geschichte "Schwarze Magie" (ihr findet sie unter: http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=23247), aber die logische Folge davon.

Le Rouge et le Noir

Das Gesicht des Vorsitzenden bildet einen krassen Gegensatz zu den warmen Sonnenstrahlen, die durch die riesige Fensterfront ins Sitzungszimmer fluten. Die zwei durchwachten Nächte haben deutliche Spuren hinterlassen. Wie käme es sonst, dass er heute Kaffee trinkt? Und das schwarz und ohne Zucker? Gut, es ist amerikanischer Kaffee, damit kann man nicht viel kaputt machen. Aber trotzdem: die Nervosität steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, eine tiefe Falte, die sich senkrecht von oberhalb der Nase bis hoch zum Haaransatz zieht. Schweißperlen glitzern auf seiner Stirne.

Und dazu diese impertinente Leuchtreklame von Pepsi-Cola, die vom Hochhaus auf der anderen Straßenseite sogar bei Sonnenschein noch direkt in die heiligen Hallen der Chefetage von Coca-Cola strahlen! Sie hatten damals versucht, mit horrenden Geldmitteln dies zu verhindern, aber die Rechtsanwälte von Pepsi waren einfach besser. Und seither ärgert es ihn täglich aufs Neue.

Das geräumige Sitzungszimmer, eigentlich mehr ein Saal als ein Zimmer, ist in den letzten Stunden in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt worden. Leibesvisitationen durch bewaffnete Sheriffs für alle der geladenen zwölf Führungskräfte; Spezialisten durchkämmen den Raum nach versteckten Mikrophonen. Nachlässigkeit darf es nicht geben. Es geht schließlich hier nicht um Peanuts; die Ehre des ganzen Coca-Cola-Konzerns steht auf dem Spiel! Würden diese Kontrollen an den Flughäfen mit nur annähernder Intensität durchgeführt, gäbe es wahrscheinlich keinen Terrorismus in Flugzeugen.

„Verdammt, wie lang dauert das noch?“ flucht der große Boss vor sich hin. „Das ist ja kaum auszuhalten! Time is money.“ Endlich haben die Abhörspezialisten den Raum verlassen und die Türen schließen sich lautlos. Alle Direktoren sitzen jetzt am großen Tisch, je sechs Personen zur rechten und zur linken des Vorsitzenden, der am schmalen Ende des Tisches wie ein Patriarch thront. Der Chef stellt mit einem Seitenblick fest, dass alle Mitarbeiter seines engsten Kreises die Kleiderordnung peinlich genau beachten. Alle tragen sie die schwarze Hose, das weiße Hemd und die dunkelblaue Fliege, sogar der für Afrika zuständige Direktor.

Obwohl er auf die strikte Einhaltung solcher Details pocht, kann auch das den Vorsitzenden nicht beruhigen. Seine Probleme sind heute gewichtiger.

Er verliert keine Zeit mit der sonst üblichen Begrüßung und mit der Erläuterung der Tageslosung, sondern steuert direkt auf das heiße Thema zu.

„Meine Herren“, spricht er mit schneidender Stimme, „ich habe vor exakt zweiundzwanzig Stunden die Alarmstufe ‚rot’ nach Plan Nummer vier ausgelöst. Jeder von Ihnen hat mir bereits seinen persönlichen Aktionsplan zugestellt. Nicht anders habe ich das von Ihnen allen erwartet.“ Er räuspert sich, trinkt hastig einen Schluck von dem braunen Wasser, das sie hier Kaffee nennen, dann spricht er militärisch kurz und klar weiter. „Dieser Angriff auf unser Markenimage ist höchst gefährlich. Die Rezeptur für unser Produkt ist seit 1886 praktisch unverändert, und ebenso unverändert muss auch unser Markenzeichen sein und in Zukunft bleiben. In einer Zeit, in der das Motto ‚immer schneller’ in der ganzen Welt höchste Priorität genießt, ist es wichtig, dass wir mit unserem Erzeugnis und unserem Design wie ein Fels in der Brandung stehen. Jeder, der schon nur versucht, an diesem Fels zu rütteln, wird von uns gnadenlos verfolgt. Kontinuität ist nicht nur unser Markenzeichen, sondern auch der Garant für unsere zukünftigen Erfolge im Markt.“

Die zwölf Direktoren nicken nicht nur aus Höflichkeit Beifall. Sie sind von dem, was ihr Chef sagt gleichermaßen überzeugt, wie sie durch die aktuelle Situation beunruhigt sind.

„Dieser tückische Angriff auf unser heiliges Rot! Und das noch aus dem tiefsten Afrika. Der Nigger wird das teuer bezahlen!“

Dem Chef ist klar, dass der Ausdruck „Nigger“ politisch gesehen eine arge Entgleisung darstellt, doch irgendwie muss er seiner Wut einfach Luft verschaffen. Diplomatische Feinheiten sind im Moment nicht gefragt. Er wird sich nach der Sitzung beim Direktor, der für Afrika zuständig ist, formell entschuldigen müssen.

„Die Presse hat den Fall gestern Abend schon aufgegriffen. Sie loben diesen selbsternannten Künstler, der wahrscheinlich jetzt im Bastrock ums Lagerfeuer tanzt wie Rumpelstilzchen, über allen Klee.“

Er fährt nervös mit einem Finger zwischen Hemdkragen und Hals, nimmt einen weiteren Schluck Kaffee zu sich und fährt weiter:

“Dieser – wie heißt er schon wieder....“ er kramt in seinen Papieren, dann wiederholt er: „Dieser Timbuktu Natastase hat doch glatt versucht, unser heiliges Rot zu verändern! Hinterhältig, die Intensität der Farbe nur geringfügig heller gemacht.....aber doch VERÄNDERT!“

Sein Gesicht nimmt ohne sein Zutun langsam aber sicher das modifizierte Rot an, das er verbal gerade so verdammt.

„Sie wissen, was das bedeutet, meine Herren. Erinnern Sie sich bitte daran, was geschah, als der für Mitteleuropa zuständige Kollege vor einigen Jahren versuchte, den Look der Marke mit ‚ein paar modernen graphischen Elementen aufzupeppen’, wie er es nannte. Was geschah? unser Marktanteil rutschte schlagartig von knapp 60% auf lausige 44% ab. Unsere blau-roten Wettbewerber lachten sich ins Fäustchen – und Ihr Kollege verlor seinen Job.“

Einige der Anwesenden beginnen unruhig auf ihren Stühlen hin und her zu rutschen. Die Angst um ihren Arbeitsplatz ist in ihren weit aufgerissenen Augen zu sehen. Mit dem Alten ist jetzt nicht gut Kirschen essen; am besten sagt man gar nichts!

„Konzentrieren wir uns also auf die Tatsachen! Fest steht, dass dieser Natastase ein Künstler aus dem tiefsten Afrika ist. Durch die Ausstellung eines seiner Machwerke in einem europäischen Kunsttempel hat er die Aufmerksamkeit des berühmten Kunstkritikers Wellers erweckt. Wir wissen alle, dass die Berufe ‚Künstler’ und ‚Kritiker’ zu den brotlosen gehören. Beide können nur leben, wenn Sponsoren dahinter stehen.“

Der Boss schaut triumphierend in die Runde.

„Geht Ihnen ein Licht auf, meine Herren? Wenn nicht, dann schauen Sie doch mal diskret aus dem Fenster! Was sehen Sie? Genau! Von unserer rot-blauen Konkurrenz geht das ganze aus! Eine ganz perfide Aktion gegen unser herrliches Coca-Cola! Sozusagen von hinten durch die Brust ins Auge!“

Seine Körperhaltung ist jetzt gespannt, wie die eines Suomiringers zu Beginn des Kampfes.

„Und das bedeutet im Klartext, dass wir es mit einem harten Gegner zu tun haben. Entsprechend müssen wir mit großem Kaliber auffahren. Dies aber natürlich erst, nachdem wir unsere Hausaufgaben erledigt haben.“

Er fixiert jeden einzelnen mit seinen stahlgrauen Augen und gibt ihm so zu verstehen, dass er ihn ganz persönlich meint.

„Ich habe gestern bereits damit angefangen und bin nach Washington geflogen, um mich mit meinem Freund, dem Mr. President zu treffen. Von Vorfällen, die die nationale Amerikanische Seele betreffen, muss er umgehend informiert werden und sich persönlich bei der Lösung des Problems einschalten. Nachdem er mir persönlich auseinander setzte, was er schon duzende Male in seinen Wahlkampfreden erläuterte, nämlich dass der internationale Terror die Geißel unseres Landes sei, war klar: die blau-roten Ganoven von Pepsi haben sich mit den dunklen Kräften in den Schurkenstaaten zusammengetan, mit dem einzigen Ziel, uns zu schaden! Dagegen muss sich Amerika wehren!“

Der Boss redet sich immer mehr in Rage. In seinem Kopf hämmert das großartige Bewusstsein, dass die Wahlkampfspenden von Coca-Cola höher waren, als die der blau-roten Verbrecherbande. Er kann voll auf die Gunst von Mr. President zählen.

„Ich habe mir noch in Washington einen Atlas gekauft und mich auf dem Heimflug darüber informiert, wo die Schurkenstaaten genau liegen. OK, dieser ominöse Künstler stammt aus Angola, und Angola grenzt nicht an einen dieser heute bekannten Staaten. Aber, meine Herren, es ist nicht von der Hand zu weisen: Die Bewohner der von Mr. President als Böse eingestuften Länder sind alle dunkelhäutig. Und unser Terroristen-Künstler? Was hat der für eine Hautfarbe?“

Er zeigt mit dem Arm hart auf seinen für Afrika zuständigen Direktor, der sofort die Schultern einzieht und gedanklich in Deckung geht. Ohne die Antwort des Angesprochenen abzuwarten, fährt der Boss fort:

„Genau: schwarz ist seine Haut. Und was ist schwarz? Richtig, das ist die Steigerung von dunkel! Was folgern wir daraus! Dieser Künstler Natastase muss nicht nur ein normaler Terrorist sein, sondern einer aus dem Führungskader von Al-Kaida, also ein Erzterrorist, ein Mann, der versucht an den Grundfesten unserer Nation zu rütteln, einer der unsere demokratische Grundordnung torpediert“

Dieser Schlag hat gesessen. Der Chef weidet sich an den heruntergefallenen Kinnladen seiner Direktoren. Jetzt hat er erneut bewiesen, welche Führungs- und Kombinationskraft er hat. Coca-Cola investiert das hohe Gehalt in ihn richtig. Er ist nicht nur ein Patriot, sondern auch ein scharfer Denker und einer, der Krisen bewältigt.

„Unser Mr. President hat nach unserem Gespräch umgehend die Armeeführung und den CIA aktiviert. In spätestens einer halben Stunde werden zwei Generäle und drei Direktoren des Geheimdienstes hier eintreffen, um mit mir das Vorgehen abzustimmen.“

Die durstige Kehle des großen Vorsitzenden schreit jetzt nicht mehr nach Kaffee, sondern nach Coca-Cola. Eiskalt, im klassischen roten Pappbecher wird es ihm eilfertig serviert.

„Jetzt zu Ihnen, Sam: Was genau haben Ihre Leute in Angola festgestellt? Ich bitte um ein kurzes, klares Statement.“

Verlegen erhebt sich der für Afrika zuständige Direktor. Er ist es nicht gewohnt, hier im Allerheiligsten des Unternehmens, zu sprechen. Im fernen Südafrika fühlt er sich wohler.

Er spricht behäbig und mit einem breiten Slang.

„Ähm....also, um es kurz zu machen: unsere Agenten haben diesen Timbuktu Natastase genau unter die Lupe genommen. Er lebt im Savannenhochland Angolas, in einem kleinen Dorf mit kaum sechshundert Einwohnern. Natastase ist ein dort gern gesehener Mann und zeichnet sich nicht durch auffälliges Verhalten aus. Seine Kunstobjekte entstehen unter dem Vordach seiner Hütte. Er arbeitet dort mit einfachem Handwerkzeug; der Wert der gesamten „Werkstatt“ wurde von unseren Spezialisten auf maximal 150 Dollar geschätzt. Eine ausrangierte kleine Presse, Marke „uralt“ ist das teuerste Teil, das dort gefunden wurde. Sie funktioniert natürlich nur, wenn wieder mal Strom im Dorf vorhanden ist...“

„Ich bitte um ein KURZES Statement, Mann!“ fährt der große Boss scharf dazwischen. „Glauben Sie denn, wir haben alle Zeit dieser Welt, um das brisante Problem zu lösen? Her mit den Fakten! Wer sind die Hintermänner? Wie sind die Verbindungen zu Al-Kaida und zu Pepsi? Wie viele Millionen Dollar sind im Spiel? Welche Methoden werden eingesetzt? Was schlagen Ihre Leute vor Ort vor?“ Wie aus einem Maschinengewehr wird die Salve der Fragen abgefeuert. Man glaubt in den Augen des Vorsitzenden das Mündungsfeuer blitzen zu sehen.

Sam hebt schützend die Hände vors Gesicht und duckt sich hinter dem großen Colabecher.

„Ähm....also was die von mir eingesetzte Mannschaft am meisten verwunderte, war die Tatsache, dass es im ganzen Dorf kein Coca-Cola und kein Pepsi-Cola zu kaufen gibt. In der Hütte von Natastase wurde keine einzige Dose gefunden. Der Künstler verfügt auch über kein Bankkonto, über das die Millionen laufen könnten......“

„Alles Tarnung! Nur gemacht, um uns hinters Licht zu führen! Ich hoffe nicht, dass Sie diesen Unsinn glauben, Sam! Vielleicht ist dieser ominöse Künstler nur ein vorgeschobener Strohmann? Denken Sie nicht so einfältig! Coca-Cola und Amerika lassen sich nicht verarschen! Wir haben dem Terror den Krieg angesagt – und zwar weltweit.“ Der Speichelregen des erbosten Chefs erreicht fast das Ende des Tisches, wo Sam sitzt. Automatisch legt dieser seine Hand über den Becher, damit das braune Nass nicht unbillig verdünnt wird.

Mit welchen Tricks versucht dieser Buschneger unser heiliges Rot zu verändern?“

Sam richtet sich selbstbewusst auf, denn hier hat er eine ganz klare Antwort, die dem Chef sicher gefallen wird. „Natastase, der auch Maler ist, verwendet die Blätter eines bestimmten Baumes, der in den Hochebenen seiner Heimat lebt, um dieses spezielle Rot herzustellen. Die Eingeborenen nennen den Baum ‚Sindrasa’. Dies erzählte er unseren Ermittlern voller Stolz. Er trocknet die Blätter, stampft sie dann in einer Art Mörser, vermischt das so hergestellte Pulver mit etwas Tierblut und Wasser und kocht das Ganze. Ich habe hier ein paar Blätter mitgebracht, damit diese in unseren Labors untersucht werden können.“ Er hebt triumphierend ein Blatt in die Luft, damit es jeder sehen kann. Chemische Analysen dieses so hergestellten Farbstoffes werden zur Zeit in Kapstadt durchgeführt. Ich erwarte die Resultate in den nächsten Minuten.“

„Sehr gut“, lobt der Vorsitzende, „das sind Fakten, mit denen die Fachleute der Army und des CIA sicher etwas anfangen können! Ich bin stolz auf Sie, Sam!“

Sam winkt mit einer bescheidenen Geste ab. „Vielen Dank“ murmelt er vor sich hin.

„Bleiben Sie dran, Sam, ich erwarte alle zwei Stunden einen aktuellen Statusbericht von Ihnen.“

Schnell rafft der Chef seine Unterlagen zusammen, verlässt grußlos und mit energischen Schritten den Sitzungsraum, um in sein Büro zu gelangen, wo die Leute vom CIA und von der Army schon warten.

Auch hier keine Präliminarien. Der Chef gibt eine knappe Darstellung der aktuellen Situation.

Das kantige Gesicht von General Steelhower bleibt ausdruckslos. Lediglich sein Unterkiefer, der rhythmisch mahlt verrät, dass er intensiv nachdenkt.

„Ich habe vom Mr. President sämtliche Vollmachten und ein uneingeschränktes Budget erhalten, zusammen mit dem Befehl, mit äußerster Härte gegen diese Volksschädlinge in Afrika vorzugehen.“
Mit einer ruckartigen Bewegung erhebt er sich, zieht die Schultern zurück und fängt an, im Büro des Chefs auf und ab zu gehen.

„Sie sagten, dass dieser Künstler die spezielle Substanz zur Veränderung des Coca-Cola-Rots aus den Blättern eines speziellen Baumes gewinnt?“

Ohne die Antwort des Angesprochenen abzuwarten fährt er fort:

„Meine Idee ist einfach und genial: Erinnern sich die Herren an die Operation ‚Agent Orange’ im Vietnamkrieg? Unsere Luftwaffe entlaubte damit den Urwald, mit dem Ziel, den Partisanen den Sichtschutz zu rauben. Von diesem dioxinhaltigen Mittel lagern in speziellen Bunkern unter der Wüste von Nevada noch einige Tausend Fässer. Das Pentagon hat vor kurzem angeordnet, dass dieses Gift entsorgt werden muss, allerdings fehlt für diese aufwendige Maßnahme das Geld. Statt zu entsorgen, werfen wir das Zeugs über dem Savannenhochland von Angola ab. Damit sparen wir die Entsorgungskosten und leisten gleichzeitig unserem Vaterland einen wertvollen Dienst. Die Kollateralschäden dürften sich dabei in Grenzen halten. Ich werde innerhalb von zwölf Stunden drei B-52 Bomber starbereit haben, um die Aktion auszuführen. Zwei davon werden mit den Dioxinfässern beladen, der dritte wird drei Hubschrauber transportieren, die vor Ort das Mittel versprühen werden. Die Flüge werden wir als ‚Schulungsflüge’ für junge Piloten deklarieren, so dass keine zusätzlichen Kosten anfallen. Die CIA muss sich darum kümmern, dass wir die Überflug- und Landerechte bekommen und dass die Sache auf der diplomatischen Ebene richtig abgewickelt wird“.

Damit wendet sich Steelhower dem CIA-Mann zu, der nur kurz nickt und dessen Finger bereits eifrig eine Nummer auf seinem Handy wählen. Die Zeit läuft.

„Großartig“, sagt der Chef „damit haben wir diesem miesen Künstler das Handwerk gelegt, unser göttliches Rot ist gesichert und die Ehre unseres Landes wieder hergestellt. Aber unsere Company kann Ihr weitherziges Angebot, dies alles kostenlos für uns zu machen, natürlich nicht annehmen. Wir möchten zumindest einen symbolischen Beitrag leisten und alle weltweiten Basen der Airforce mindestens zwei Jahre lang kostenlos mit Coca-Cola versorgen.“

Timbuktu Natastase verschwindet von der Bildfläche, er überlebt „Agent Orange“ nicht, übrigens einige Tausend weitere Menschen aus seiner Heimat auch nicht. Sein wichtigstes Werk allerdings, dieses mit der verfärbten roten Cola-Dose, steht nach wie vor als Anziehungspunkt im europäischen Kunsttempel und begeistert Kritiker und Besucher. Man muss es einfach gesehen haben, um IN zu sein.

Die Blitzaktion der Amerikaner wurde von der Weltöffentlichkeit nicht zur Kenntnis genommen. Es gab zum Zeitpunkt des Geschehens wichtigere Probleme.

Die amerikanischen Soldaten auf den Basen der Airforce leben seither im Coca-Cola-Rausch.

 

Hallo Ernst C.

Vorab: Ich hab deine Geschichte "Schwarze Magie" noch nicht gelesen, bin also vollkommen unbeeinflußt an diese hier herangegangen.

Gleich zu Anfang ist mir sehr positiv dein wunderbar flüssiger und beschreibender Stil aufgefallen, der einem die Lektüre sehr leicht macht. :thumbsup: ( Das bedeutet das ich von der Stil und Technik-Seite erstaunlicherweise überhaupt nichts zu meckern hab, was ja nicht immer so ist :) )

Zum Inhalt:
Interessante Idee, die Coca-Cola-Bosse mal bei einer Chefsitzung belauschen zu können. Eignet sich sehr gut für eine Wirtschaftssatire. Jedenfalls war ich ungemein angetan von Idee und Ausführung, bis ich zu der Stelle kam, wo der Chef die Begründung für die Gefahr, die von dem Künstler ausgeht, lieferte.
Nein, sorry, das fand ich weder überspitzt noch ironisch, sondern allerhöchstens albern! Schlimmer war nur noch die Sache mit der Hautfarbe. Da bist du meilenweit über das Ziel hinausgeschossen und irgendwo im Schwachsinn stecken geblieben, finde ich.

Ein weiterer (kleinerer) Punkt, der mich gestört hat, war die ständige Überlegung, worin nun genau das "Verbrechen" des Künstlers bestand. Bis zum Ende war nur oberflächlich angedeutet worden, dass er irgendwie einen Angriff auf das traditionelle Rot von Coke gestartetet hatte. Aber wie? Das erklärst du erst im vorletzten Satz. Eine Erwähnung dieses Kunstwerks, vielleicht sogar einen Abzug, den der Chef seinen Direktoren als Beweismittel vorlegt, wäre gleich am Anfang von großer Hilfe für den Leser.

Das Ende (der Millitäreinsatz und so) war okay, aber irgendeine treffende Pointe wäre noch besser gewesen.


Mein Vorschlag daher:
Ändere diese beiden genannten Punkte, überleg dir eine halbwegs logischen Zusammenhang zwischen dem Künstler und Alkaida (vielleicht ist seine Schwester verheiratet mit dem dritten Schwager väterlicherseits des Nachbarn von Bin Laden oder so :) ) und alles wird gut.


Zwei Textstellen, die mir noch aufgefallen sind:

Die Angst um Ihren Arbeitsplatz
ihre

um mich mit meinem Freund, dem Mr. President zu treffen.
Dem Mr. President? Klingt aber echt seltsam! Warum nicht einfach nur "dem Präsidenten"?


gruß
Hagen

 

hallo hagen,
zunächst vielen dank für's lesen und kommentieren.

du lachst, aber die GENAUE einhaltung des corporate images (was das markenbild natürlich beinhaltet), ist für einen markenhersteller außerordentlich wichtig. der in der geschichte genannte abfall des marktanteils von 60 auf 44% soll es tatsächlich gegeben haben, als die deutsche coca-cola-tochter den schriftzug "moderniesieren" wollte. natürlich habe ich beim NUR ändern des heiligen rots satirisch überspitzt.

den nigger würde ich gern drin lassen, weil er zeigt, wie schnell auch hohe bosse plötzlich ihre "gute kinderstube" vergessen, wenn sie nervös werden.

deine idee, den direktoren ein bild von der farblich veränderten cola-dose am kunstwerk zu zeigen, finde ich prima. werde ich gelegentlich einbauen.

den künstler verwandschaftlich mit alkaida verbandeln möchte ich nicht. ich will in der satire klar machen, dass die amerikanische regierung + die großindustrie (sitzen ja alle in einem boot!) stets mit kanonen auf spatzen schiessen, wenn sie schon NUR den verdacht haben. BEWEISE haben sie nicht einmal für den irak-krieg benötigt!

soweit ich weiß, spricht man in USA immer vom "Mr. President", wenn man von einem gewissen George W. Bush redet.

Den Tippfehler habe ich schon geändert.

Nochmals vielen Dank und schönen abend

ernst

 

den nigger würde ich gern drin lassen, weil er zeigt, wie schnell auch hohe bosse plötzlich ihre "gute kinderstube" vergessen, wenn sie nervös werden.
Mich störte nicht die fehlende political correctnes. Um Gottes willen, nein, die darf und muss der Autor von Satire gerne über Bord werfen! Ich meinte einfach nur diese echte schwachsinnige Herleitung: alle Terroristen haben dunkle Hautfarbe/ die Steigerung von dunkel ist schwarz/ also ist ein Schwarzer ein Terrorist/ also ist der schwarze Künstler auch ein Terrorist. So eine infantile Logik gebührt einem internationalen Firmenchef nicht. Das mit der Verwandschaft war zwar nur ein Vorschlag und auch quatsch, aber wenigestens zwingender in seiner Logik.
Du hattest doch bereits einen guten Ansatz mit der Frage nach seiner Herkunft. Lass ihn doch einfach aus Somalia kommen, dort gilt Bin Laden als Volksheld, weil er Schulen und Krankenhäuser errichtet hat(!).

Ansonsten, schön, dass du was mit meinem Kommentar anfangen konntest. Ich überleg mir vielleicht noch mal was wegen der Pointe. Irgendwie fände ich es angebracht, wenn dem Chef am Ende dieses Bild nochmal überdeutlich vor Augen geführt wird (Vielleicht ersetzt Pepsi seine Leuchtreklame mit einer riesigen Plakatwand, oä) :D


gruß
Hagen

 

Ich fand das ganze in seiner Logik UND Blödsinnigkeit amüsant.

Es ist eine Frage der kritischen Distanz.
Die versucht der Text einzunehmen und dadurch wird es schwachsinnig - für Außenstehende. Als ich als Consultant für Siemens tätig war, konnte ich den Wahnsinn auch erst identifizieren, wenn er einige Stunden her war und ich wieder normale Menschen sprach. Ich finds noch nicht mal überzogen.

Es gibt nunmal für den Fisch keine Welt ohne Wasser.
;-)

 

danke flicflac für deine meinung zu dieser geschichte.
schönen tag wünsch ich dir
ernst

 

Hallo Ernst Clemens,

meine Einschätzung bezüglich deiner Frage, ob du dir mit dieser und mit der anderen Geschichte ein Problem einhandelst, ist wie folgt: weder in der Geschichte "Schwarze Magie", noch in dieser hier geht es primär oder überhaupt darum, das Colagetränk schlecht zu machen, sondern du nimmst als Satiriker ganz andere Dinge aufs Korn.

Man könnte in dieser Geschichte mit etwas Anstrengung darauf verfallen, zu glauben, du wolltest dich über die Firmenbosse von Coca Cola lustig machen, aber dazu reicht es mir bezüglich deiner Angaben und vor allen Dingen bezüglich deiner Intention nicht.
Man könnte durchaus davon ausgehen, dass du mit deiner Darstellung irgendwelche Bosse anprangern wolltest und dafür stellvertretend eine Szene bezüglich der Bosse der Colawerke herhalten müssen.
Mag sein, dass es hier andere Juristen gibt, die das völlig anders einschätzen, nicht umsonst gibt es den alten Spruch: Zwei Juristen, drei Meinungen. :D

Wichtig erscheint mir hier, deine Intention, nämlich die, dass du nicht das Produkt anprangerst und versuchst schlecht zu machen, sondern deine Gewichtung auf anderen Dingen liegt.
Und wichtig ist, dass hier dein Recht auf künstlerische Darstellung eines bestimmten Aspekts steht gegen das Recht der Firma ihr Produkt unbeschädigt vertreiben zu können bzw. ihr eigenes Image bewahren zu können. Das sind zwei gleichbedeutend gewichtige Rechtsgüter.

Für mich ist dies hier keine Situation, die angreifbar wäre.
Käme jemand auf die Idee ,einen Krimi zu verbieten bzw. die Änderung der Passage zu verlangen, in welchem jemand durch Coladosenwurfgeschosse zu Tode kommt?
Wohl kaum.
Warum eigentlich nicht?
Genau, weil man weiß, es ist ein Krimi, eine Erfindung und keiner käme auf die Idee zu behaupten, Coladosen mit sich zu führen, bedeutet, bewaffnet zu sein.

Ich möchte, wie schon erwähnt, nicht ausschließen, dass es hierzu juristische Gegenmeinungen gibt. Mögen sie vorgetragen werden. Dann kann man sich damit auseinander setzen und es diskutieren. Und ich möchte auch keineswegs für meine Einschätzung als der Weisheit letzter Schluss gewertet wissen. Ich bin nur ein Jurist mit einer Meinung.

Wenn wirklich ein Konzern wie Coca Cola gegen Autoren vorgehen würde, die sich ihres Produktes bedienen, um darum Geschichten zu ranken, so denke ich, dass unterschieden werden muss, ob die Intention des Autoren darin bestand, das Produkt zu verunglimpfen oder sein Ansinnen in ganz anderen eher produktlosgelösten Dingen lag. Auf diese Unterscheidung käme es mir an.

Mein Hinweis mit dem Auskotzen von Cola geht schon in diese Richtung. Wenn eine Geschichte davon handelt, wie ununterbrochen (ich übertreibe es jetzt) Cola ausgekotzt wird, käme man schon auf die Idee, hier eine Verunglimpfung anzunehmen. Aber auch hier wäre die vorrangige Frage, in welchem Zusammenhang wird das hier verwendet. Wird das Getränk deswegen ausgekotzt, weil es so widerlich schmeckt, zubereitet ist oder gar verdorben ist? Oder geschieht dies z.B. weil der Protagonist eine Allergie gegen das Getränk hat, ihm in die Magengrube geboxt wird und er deswegen die Flüssigkeit wieder auskotzen muss.

Man kann grundsätzlich diese Fragen nicht losgelöst vom Text beantworten, um den es geht.

Lieben Gruß
lakita

 

hallo elvira,
mensch - da plagt mich doch gleich das schlechte gewissen! ich habe die frage doch mehr als scherzfrage verstanden - und du lieferst mir ein umfassendes gutachten!

so, oder so - ich bin beruhigt und werde weiterhin geschichten in meinem stil schreiben.

auf jeden fall dir ganz herzlichen dank für die große mühe, die du dir gemacht hast!

schönen abend
ernst

 

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