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Le Danceur

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06.11.2013
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Le Danceur

Und da war - er. Einen Mann wie ihn hatte ich noch nie gesehen. Sein Körper, so schlank und geschmeidig, das Haar dunkelbraun und die Augen wie Haselnüsse.
Er war kleiner als die anderen - doch das änderte nichts an seinem sicheren Auftreten. Und an seiner - Schönheit.
Er kam auf mich zu. "Wie heißt du?"
"Angélique."
"Möchtest du tanzen, Angélique?"
"Ich kann doch überhaupt nicht tanzen."
"Ich zeige es dir." Er flüsterte. Verführerisch.
Ich nahm seine Hand.
Und wie er tanzen konnte! Sicher führte er mich durch den Raum, seine Hände fühlten sich so warm an - und so zart.
Und dann verschwand die Welt um uns herum - da waren nur noch wir und hunderte, tausende Umdrehungen.
Bis wir uns lachend in den Armen lagen und nicht mehr konnten. Er führte mich nach draußen.
"Du bist schön, Angélique ..."
Seine Stimme ... Irgendetwas war mit seiner Stimme ... Ich konnte nicht denken. Er küsste mich. So zarte Lippen, so weich, sie passten perfekt auf meine. Und sie schmeckten nach Erdbeere.
Ich wollte ihn. Seine Hände tasteten sich an mir hinunter. Ich seufzte. Und dann stellten wir fest, dass wir immer noch auf dem Balkon standen.
"Ich liebe dich, Angélique", sagte er.
"Wer bist du eigentlich?"
"Ich bin Danielle."

 

Hallo Sunchelle

Erst brachtest Du mich ins Nachsinnen, als ich den Titel las:

Le Danceur

Die wenigen Zeilen darunter, enträtselten mir dann umgehend, dass es sich um ein Hybrid handelt, wohl eher ungewollt erschaffen, sich der Pointe der Miniaturromanze jedoch direkt anbiedernd. Im Französischen ist zwar das englische Wort Dancing für entsprechende Etablissements adaptiert, der Tänzer jedoch bleibt immer: le danseur.

Ich überlegte mir, ob die Handlung sich mir als Leser wirklich zu einer Geschichte fügt, es hinreichend ist, einige süsse Worte zu flüstern und mit seinen Reizen nicht zu geizen? Doch, ich zog die Konklusion, äusserst knapp gehalten zwar, aber mit der Entlarvung war es mir ausreichend. :)

Sie wirkt mir durchaus ansprechend, die kleine Romanze. Einen Moment meinte ich, im maskulinen Part gar Nurejew zu erblicken. Doch die wenigen Indizien verwiesen diesen Gedanken auf den Platz von Täuschung. Die Desillusionierung nimmt dann letztlich auch das tragende Moment ein, liess mich den Namen zweimal lesen, kein Zweifel, Danielle!
Dass es damit endet, finde ich gut, etwas Erklärendes darüber hinaus, wäre indiskret, würde dem Text den Reiz zerstören.
Für mich selbst Sinne ich nun jedoch noch darüber nach, ist es ein hermaphrodites Geschöpf oder schlicht eine Frau mit lesbischer Empfindung, die ihre Reize als maskuline Erscheinung ausspielt. Ich werde dieses Geheimnis nicht lösen können, doch vielleicht als amüsantes Intermezzo in Erinnerung bewahren.

Die Sorgfalt war Dir allerdings nicht nur im Titel abhandengekommen, auch im nachfolgenden Text blieb ich an einigen Stellen hangen, da es sich zu offensichtlich anbot:

das Haar dunkelbraun, und die Augen wie Haselnüsse.

Das Komma erübrigt sich.

Und dann verschwand die Welt um uns herum - Da waren nur noch wir und hunderte, tausende Umdrehungen.

Entweder nach herum einen Punkt setzen oder nach dem Gedankenstrich klein weiterfahren. Die beiden andern markierten Worte bieten sich an als Hunderte, Tausende Umdrehungen.

"Du bist schön, Angélique..."
Seine Stimme... Irgendetwas war mit seiner Stimme...

Auch wenn die Schönheit verwirren mag, bei all diesen angeführten Auslassungszeichen fehlt vorab ein Leerschlag!

Und sie schmeckten nach Erdbeer.

In der Mundart mag es ja angehen, dass dieser fraise sauvage die Endung fehlt, hier ist Erdbeere aber vonnöten.

"Ich liebe dich, Angélique.", sagte er.

Um mit diesem letzten Satz auf den Punkt zu kommen, dieser point nach Angélique erübrigt sich.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Sunchelle,

Dein Text lebt vom Ende, am Ende trifft und überrascht er den Leser.
Deine Geschichte hat also die Aufgabe, den Leser zum Ende zu führen.
Dabei muss der Leser bei Laune bleiben, er darf sich nicht ärgern.
Wenn Deine Geschichte so kurz bleiben soll, empfehle ich Dir, alle Makel zu beseitigen (Hinweise Anakreon). Besonders an kurzen Texten stört jede Unachtsamkeit. Ich habe drei Bilder gesehen (Begegnung, Tanz, Balkon), die ich gern klarer ausgebaut und damit in ihrer Wirkung verstärkt gesehen hätte.
Ich möchte mich nicht ärgerlich und gereizt, sondern gelöst und offen zum Ende lesen. Wenn ich soweit bin, trifft mich die Pointe ungleich stärker.
Viele Grüße, Svenson

 

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