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Laute Musik
Die Musik donnert laut aus den Boxen. Und das kleine Shuttle donnert rasend schnell durchs All. Und was tue ich? Nun, ich sitze da, an der Flugsteuerkonsole, und starre hinaus, in den Weltraum. Sehe zu, wie die Sterne an mir vorbeisausen. Wüsste ich nicht, dass es Sterne sind, hielte ich sie für irgendwelche bunte Streifen. Tja, so sehen sie bei dieser mordsmäßigen Geschwindigkeit, mit der mein kleines Shuttle durchs All donnert, eben aus.
Und ich höre der lauten Musik zu. "Fly with me to the stars tonight", singt eine zuckersüß klingende Schlumpfenstimme zu harten Bassdrums. Genau das hatte ich den Anderen auch gesagt: "Fliegt mit mir zu den Sternen. Kommt mit!", hatte ich gesagt. Niemand wollte mit. Das fand ich schon seltsam, wo doch die meisten von ihnen oft genug übers Weltall redeten. Hier ein neuer Stern, dort der erste extrasolare Planet. Von Bildern des Hubble-Teleskops.
Ich sagte: "Wär' doch toll, das mal mit eigenen Augen zu sehen, oder?" Und erntete damit verständnislose Blicke. Die meisten von ihnen lasen sogar mit Begeisterung Science-Fiction. So wie den "Wüstenplaneten" oder den "Anhalter". Anhalter hätten sie nicht mal spielen brauchen. Nur "Ja!" sagen müssen. Und schon wären sie auf dieser Reise dabei gewesen.
Und so fliege ich eben alleine zu den Sternen. Genieße das Panorama, die wunderschöne Aussicht. Eben noch hatte ich den blauen Planeten, die Erde, im Blick und jetzt schon sehe ich das wunderschöne rote Leuchten des Krebsnebels. An mir vorbei ziehen immer noch die Sterne in bunten Streifen.
Das verpasst ihr jetzt alles, denke ich. Selbst Schuld. Und so nähere ich mich mit atemberaubender Geschwindigkeit dem Rande der Galaxis. Lausche nebenbei der lauten Musik. Und wieder singt die Stimme "Fly with me to stars tonight". Da bin ich schon. Und mein Antrieb - ist die Fantasie.
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