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Lauras Honda
Sie fuhr den Wagen die letzten Jahre ohne dass dieser Probleme gemacht hätte und die ganze Stadt wusste, wo sie war, wenn ihr Wagen einmal da, dann wieder dort parkte. Naja, die große Schönheit war der gerade nicht. Dafür war Laura wie aus einem Guss. Wissen Sie, damit meine ich, dass man nicht an ihr vorbei kam, ohne nen schnellen Blick auf ihren Hintern zu riskieren. Klar wusste sie das und wir wussten, dass sie es mitbekam und so hatte jeder was davon. Laura war Masseurin und besuchte die Leute in ihren Wohnungen und Häusern. Nein, nicht so, wie's jetzt vielleicht rüberkommt. Nein. Laura war ein anständiges Mädchen und wir konnten sie echt gut leiden. Na gut, so'n Hintern und diese Beine gab's nicht oft hier bei uns.
Wir wussten, was wir an ihr hatten.
Ja, und dann begann ihr Wagen, so'n klappriger Honda mit nem Aufkleber ,Keep rap legal' hinten dran, regelrecht zu spinnen. Und als die technischen Pannen die ersten Ausfälle und Verschiebungen in Lauras Massageterminplan verursachten, rastete sie vollends aus.
,Ich kauf mir nen neuen Wagen' sagte sie eines Abends zu Stan, bei dem sie ab und zu mal reinschaute auf'n Bierchen oder auch nur auf'n Tratsch zum Abhängen.
Am nächsten Tag lasen wir in der Morgenpost Lauras Anzeige. Sie hatte ihre alte Kiste inseriert und wir wussten, dass sie es nicht leicht damit haben würde. Wir fuhren alle unsere Chevys und Buicks und hatten nicht wirklich Bedarf für ihren Japsenschrott. Sie wusste das auch und hatte uns gar nicht erst gefragt.
Heute sag ich Ihnen, dass es andersrum besser gewesen wäre. Doch damals hatten wir keine Ahnung wie das ausgehen würde.
Naja, Mister. Zurück zu Laura und dieser beschissenen Anzeige.
Irgendwann am letzten Samstag fuhren n paar Jungs, drei waren's, glaube ich, auf ihrem offenen Pickup den Highway runter und mitten in unserer kleinen Stadt parkten die. Vor Stan's Imbiss. Mann, das war der heißeste Tag der Woche gewesen und man konnte von der Luft abbeißen, wenn Sie wissen, was ich meine. Die Boys waren allesamt gut drauf, tranken jede Menge Budweiser und dann ließ einer von den dreien die Frage nach Lauras Wagen fallen. Er hätte davon gehört und ob die Reisschüssel noch zu haben wär'. So sagte er, ja.
Reisschüssel.
Waren gar nicht so übel, die drei Spassvögel, dachte Stan und rief Laura an.
Wissen Sie, Stan gibt sich die Schuld für den Mist, der danach abging. Er spricht mit keinem von uns darüber, doch es zerreißt ihm das Herz, glauben Sie mir. Ihn aufzumuntern ist sinnlos. Abends hängt er an der Flasche und gestern hat er den Laden ganz einfach dicht gelassen.
Laura fuhr an diesem letzten Samstag mit den Jungs los, um denen ihren Honda zu zeigen.
Sie wohnte in so'ner Holzhütte, über'n Fluss drüber, und dort stand auch ihr Wagen, wenn der wieder mal nicht ansprang.
Sonntag abends wussten wir alles. Der Deputy hat es uns stammelnd erzählt und war dabei kreidebleich im Gesicht. Ich meine, wir alle kannten Laura schon als Kind und wussten, dass es schwer für sie war nach dem Tod ihrer beiden Alten. Dass sie's am Ende mit ihrem eigenen Abgang auch nicht leicht haben würde, konnten wir ganz einfach nicht fassen. Klar, ihr Arsch und die Beine, auf denen sie diesen herumtrug, das hatte schon Klasse.
Trotzdem.
Das müssen Tiere gewesen sein, Mister.
Ich kann's nicht anders sagen.
Stan redet sich im Suff ein, dass er alles gutmachen könnte, wenn er Lauras Honda nehmen würde. Sie haben den Wagen noch nicht frei gegeben, aber ich denke, Stan wird ihn neu tapezieren und ne neue Rückbank reingeben.
Diese Schweine, Mister, diese Schweine.
Wenn sie die nur kriegen.