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Laura auf dem Weg in die Glückseeligkeit

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24.04.2003
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Laura auf dem Weg in die Glückseeligkeit

Inmitten der Schwärze der Nacht; in das Kleid peitschenden Regens und stürmischer Winde gehüllt, gibt es ein Wesen, das durch die Luft tanzt und die wahre Kunst der tödlichen Akrobatik vollführt. Sie ist ein schwarzer Engel, der seinen Weg findet; sich nicht aufhalten lässt; und die Geschosse zischen pfeifend an ihr vorbei, brechen durch den Äther und verglühen dann. Einige durchdringen ihre warme Haut, verletzen sie vielleicht, aber vom endgültigen Tod ist sie noch weit entfernt. Nur weitere Narben, die ihren einst so schönen Körper zieren werden.
Dann, nachdem sie Naturgesetze gedehnt und der Schwerkraft minutenlang getrotzt hat und Blut aus unzähligen Wunden fließt, hat sie sich ihrem Gegenüber hinreichend genähert.
Ein letzter, vom Hass entflammter Tritt und er liegt am Boden; das Gewehr weggeschleudert; sämtliche Rippen gebrochen.

Carlos atmet heftig.
"Hast du mich jetzt du suchende Seele. Wirst du Vergnügen finden in meiner Hinrichtung? Nein, denn deine kalten Augen glänzen wie verbotene Smaragde. Nur Wut und Abscheu kennst du, das ist dein Fluch. Niemals wirst du glücklich sein!"

Das Leben weicht von ihm; der Kampf hat ihm alles abverlangt. Seine Augenklappe ist verrutscht und offenbart den Einblick in sein gefühlsloses Inneres. Wie unglaublich gleich er ihr doch war.
Keine Himmelschöre und Engelsposaunen; nur der Wind; die Laute der plätschernden Tropfen.
Laura fällt auf die sanften Knie und stößt stille Gebete in die mystische Aura der Hoffnungslosigkeit hinein. Wie sehr hofft sie auf Dramatik; Filmmusik und warmes Schlottern sollen sie ergreifen. Stattdessen ist da nur der Frust, der sie immer bitteren und unerträglicheren Qualen aussetzt.

"Sterb nicht einfach!" - Sie kriecht von Schmerzen gepeinigt auf die leblose Gestalt zu und schüttelt sie. "Du kannst nicht einfach abhauen. Nicht ohne mir Genugtuung zu schenken!"

Sie beginnt zu weinen; so heftig wie noch nie zuvor in ihrem inhaltslosen, von der Jagd geprägten Leben. Sie schreit den Kosmos an und verflucht den Schöpfer. Dann plötzlich erhält sie ein Zeichen. Ein weiterer Hinweis, der aus Carlos´ Jacket geweht wird.

"Ist das etwa alles?", brüllt sie gen Himmel, "Ein verfluchter Zettel, mit dem nächsten todgeweihten Dämon darauf?" - Ihre Finger verkrampfen sich um das nasse Papier und zerknüllen es. Anschließend schmeisst sie es voller Verachtung vom Dach des Wolkenkratzers.

"Niemanden werde ich mehr töten, solange du mir keine Emotionen gibst! Ich will es genießen, das Syndikat der Bösen auszulöschen!"

Eine unsichtbare, riesige Hand berührt plötzlich ihre verletzten Schultern und ein Zucken durchfährt sie. Dann steht sie auf und lacht; wischt sich die an Bedeutung verlorenen Tränen vom geschwollenen Gesicht.

"Ja. Jetzt weiss ich, was es heisst fehlgeleitetes Leben auszulöschen! Ich spüre jede Einzelheit; sollen sie Sühnen für ihre Schandtaten!"

Der Zettel kommt erneut auf sie zugeflogen, als hätte sie ihn nie weggeworfen; und diesesmal liest sie ihn; vom Hochgefühl des Empfindens beflügelt.

Seht! Der Engel hat endlich Flügel bekommen!

Es steht ihr Name dort geschrieben.
´Laura` ; und er ist bereits abgehakt. Von Gewissheit und wohliger Wärme und lustvoller Extase majestätisch durchflutet, springt sie hinunter; stürzt sie sich in die gähnenden Schluchten des Molochs und kreischt dabei vor Freude.

Möge sie endlich Erlösung finden.

 

Ich habe sie gelesen und finde die Geschichte fantastisch.
Ich weiß nicht warum, kann es jetzt so einfach nicht beschreiben.
Vielleicht, weil ich ohne Worte bin – der Geschichte wegen.
Oder weil sie in mir etwas ausgelöst hat.
Einfach gut.
Gruß Laurin.

 

Hallo,

Deine Geschichte gefällt mir sehr gut, jedoch bezweifle ich diese verstanden zu haben. Auf den ersten Blick sah ich da keinen Philosophischen bezug. Erst nachdem ich mir die Geschichte mehrmals durch den Kopf gehen lasse konnte ich ein erstes Grundverständnis aufbauen. So wie die Geschichte auf mich wirkt, denke ich, dass du die Wichtigkeit der Gefühle für den Menschen ausdrücken wolltest.

Ohne Gefühle sind wir keine Menschen, keine würdigen Wesen mehr. Wir werden zu einem „todgeweihten Dämonen“. Erst als Sie durch Gotteshilfe, oder sei es Willenskraft das Fühlen erlangt wirkt sie zufrieden und kann in ruhe hinscheiden.

Ich denke, dass deine Intention eine ganz andere ist. Ich würde sie gerne lesen. ;)

Ryo

 

Es steht ihr Name dort geschrieben.
´Laura` ; und er ist bereits abgehakt.

Abgehakt für die Unendlichkeit.
Befreit von der ewigen Jagd.
Beflügelt den Frieden finden.
Die Spatzen fliegen wieder.

Gruß Laurin.

 

Hallo Cerberus81,

habe Deine Geschichte mit grossem Interesse gelesen und wurde dabei stark an die TV-Serie "Twin Peaks" erinnert. Daher wollte ich fragen, ob Du Dich durch die Figur der Laura Palmer hat inspirieren lassen oder ob das nur Zufall ist.

Kühn

 
Zuletzt bearbeitet:

Gut geschrieben, Stil 1+, aber ich muss sagen, die Handlung ist billig, da hat Blackwood Recht... wenn man so viel Atmosphäre für etwas so abgedroschenes wie eine übermenschliche Dänonenjägerin verschwendet sollte man sich mal ernsthaft Gedanken machen, ob man vielleicht etwas mehr Gewicht auf die Ideen legen sollte anstatt auf hübsche Ausdrucksweisen.
Verzeihung für die Kritik, aber hier versteckt sich etwas zu simples hinter diesem eigentlich doch lobenswerten Stil, und das ist ein Jammer.
- Dominic

 

Hallo an alle!

Ich weiss, meine Antwort kommt vielleicht ein wenig spät (aber auch nur ein ganz klein wenig), aber ich hatte in den letzten Tagen recht viel zu tun :D
Na gut, im Ernst: Ich habe diese Geschichte hier ehrlich gesagt vergessen. Manchmal poste ich so viele Texte in kurzer Zeit, das ich die ein oder andere Story einfach ungewollt aus dem Sinn fege. Sorry hierfür!

Aber jetzt bin ich ja da :D :

@Laurin

Es freut mich natürlich, das dich dieser Text so ergriffen hat; wenn du ihn auch von vorne bis hinten falsch interpretiert hast *g*
Wie Blackwood bereits richtig geschrieben hat, wollte ich mit dem Ende keine Hoffnung ausdrücken, sondern einfach das sinnlose Dasein eines Wesens beschreiben, das seine Bestimmung als "guter" Engel hasst, weil es keine Emotionen empfinden kann.
Schließlich kommt Laura die Erkenntnis (in Form der vom Himmel herabfahrenden Hand), das nur im Tod ein Ausweg vorhanden sein kann. Ganz kurz ist sie glücklich, empfindet etwas und zieht dann einen Schlussstrich.

@Ryoga

Du hast den Kern schon eher getroffen.

@Blackwood

Kein Problem der Verriss, bin deine harten Kommentare ja gewöhnt; daher lege ich ja auch soviel Wert auf sie.

@Kühn

Schande über mein Haupt. Ich habe Twin Peaks nie gesehen. Ansonsten kenne ich alles von Lynch, aber als die Serie in Deutschland erstmals ausgestrahlt wurde, war ich noch zu jung, um solange wachbleiben zu dürfen :) und dann hab ich sie später irgendwie bei jeder Gelegenheit verpasst.

@Dominicorislav

Natürlich ist das hier kein hoch philosophischer Text, das war auch überhaupt nicht meine Absicht. Ich wollte eine melancholische Situation in schönem sprachlichen Gewand einfangen. Wenn sich jemand die Mühe macht, darüber nachzudenken, wer oder was Laura überhaupt ist und welche Aussage hinter dem Text steht, dann freut mich das natürlich. Insgesamt habe ich bei dieser kurzen Geschichte aber eher Wert auf Ästhetik gelegt.

Euch allen vielen Dank fürs kommentieren!

Beste Grüße

Cerberus

 

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