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Lauf, Igeli, lauf!

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02.06.2002
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Lauf, Igeli, lauf!

Es war einmal eine Igel-Familie: Vater, Mutter und Igeli. Sie waren wie alle Igel nachts unterwegs, liefen viele Kilometer weit und fraßen Schnecken, Würmer, Mäuse und anderes Krabbeltier, die sie unterwegs fanden. Tagsüber schliefen sie.
Die Eltern waren es leid: Immer umherlaufen, die anstrengende Arbeit nachts! Viel lieber würden sie auf Mallorca in einem Hotel wohnen, tagsüber am Swimmingpool liegen und nachts in einem Bett schlafen. Nur wie sollten sie das anstellen?

Eines Tages kamen sie auf die Idee, für Igeli eine Unfallversicherung abzuschließen. Sie mussten dann nur dafür sorgen, dass es unter ein Auto kam, dann konnten sie die Versicherungssumme kassieren. Sie würden dann ein neues Igeli produzieren, sodass sie wieder vollzählig wären. Vielleicht war das neue Igeli auch ganz nett. „Sterben müssen wir alle einmal", dachten die Eltern, warum sollte das Igeli nicht ein wenig früher sterben, wenn es zum Wohle der Hinterbliebenen wäre.

Die ersten Nächte, nachdem die Versicherung abgeschlossen war, waren hart für Igeli. Seine Eltern suchten Touren aus, die über viel befahrene Straßen führten. Igeli tippelte besonders schnell, wenn es Asphalt unter seinen Füßen spürte und entging manchmal nur knapp dem Igeltod. Die Eltern hatten es gut. Sie waren schneller, überquerten als erste die Straße und riefen von der anderen Seite „Lauf, Igeli, lauf!", wenn sie ein Brummen aus einer Richtung hörten; am besten waren die Momente, wenn das Brummen aus zwei Richtungen kam. Und solange Igeli nicht unter Rädern platt gemacht wurde, führten sie ihr Leben weiter.

Dauernd über große Straßen tippeln; von einer Seite auf die andere; die Eltern waren seltsam und gingen Igeli auf den Wecker: „Warum können wir nicht in einer Nacht in einem Garten bleiben und dort abräumen?", fragte es nörgelig.
Der Vater antwortete: „Im Biologiebuch steht, dass Igel jede Nacht ungefähr drei Kilometer weit laufen. Deshalb müssen wir uns auch wie Igel benehmen und von Garten zu Garten wandern. Dazwischen liegen nun einmal viele, viele Straßen."

Igeli hatte herausgefunden, dass es in Etappen die Straße überqueren und so überleben konnte. Es tippelte bis zur Mitte einer Fahrbahn oder bis zum Mittelstreifen und wenn es ein Brummen hörte, rollte es sich ein, bis das Auto vorüber war, dessen Räder rollten rechts und links vorbei. Sollten seine Eltern von der anderen Straßenseite rufen, so laut sie wollten. (Diese Taktik war zwecklos, wenn ein Auto genau an der Stelle zum Überholen ansetzte. Igeli wusste es nicht und überlebte nur deshalb, weil nachts kaum ein Auto überholen musste.)
Igeli hatte großes Glück. - Und es war sozusagen ein Experte im Überqueren von Straßen geworden.

Seine Beine waren schneller geworden als die seiner Eltern und einmal, als sie, wahrscheinlich zum hundertsten Mal, über die gleiche Straße tippelten, waren die Eltern damit beschäftigt, Igeli unter die Räder irgendeines Autos zu bugsieren. Und als sie das gewaltige Brummen hörten, das gerade über sie kam, riefen sie: „Lauf, Igeli, lauf!" - und hatten drei Dinge nicht beachtet:
Erstens, Igeli war längst auf der anderen Seite; zweitens, sie befanden sich noch auf dem Asphalt; und zu allem Unglück drittens, näherte sich ein LKW in hohem Tempo und beförderte Vater und Mutter Igel aus dem Leben.

Der Igel trauerte um seine Eltern, so wie es sich für Igel gehörte, wunderte sich über die Unfallversicherung, und zwanzig Mallorca-Prospekte und änderte sein Leben. Er zog in ein Naturschutzgebiet um (da fuhren nicht einmal tagsüber LKW). Er fand eine Frau, produzierte mit ihr viele Igelis und erzog sie zu Marathonläufern. Bei Marathon-Veranstaltungen standen die Eltern am Wegrand und riefen: „Lauft, Igelis, lauft!"

Sie schlossen keine Unfallversicherung ab: „Die brauchen Igel im Naturschutzgebiet nicht und sterben müssen wir alle irgendwann", sagte der Igel, „oder leben wir noch heute?"

 
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Hallo Emma, ja das kann schon sein, daß dir da ein paar Eltern auf´s Dach steigen. Mich ehrt sogar, dass ich in der Überschrift drin vorkomme. Vorhin habe ich Quasimodo noch erzählt, dass mir wenig peinlich ist, nun erröte ich ja doch.

Emma, also meine Geschichte sollte wirklich eine Gute-Nacht Geschichte für jemanden sein! Tja, dann ist sie ja hier leicht verissen worden, okay, macht nichts ich kann sowas wohl nicht besser;)

Duuuuu, ehrlich gesagt finde ich, dass deine story mit meiner nicht soviel zu tun hat. Ich finde sie recht originell, nur die Sache mit den Mallorca-Urlaub den würde ich anders machen, vielleicht Urlaub in Fantasialand, oder so. Naja und die Sache mit der Lebensversicherung ist schon etwas grotesk. Aber!! Erlaubt ist was gefällt.

liebe grüsse Archetyp:)

 

Hi Emma, die Geschichte ist ganz nett geschrieben , aber ich kann es einfach nicht leiden ( bitte nicht persöhlich nehmen) wenn man eine Geschichte aus der Idee eines anderen heraus schreibt. Gut, die gechichten haben auser die Igel und die Straße nicht viel gemein, aber die Verwandschaft ist unverkennbar.
Vieleicht könntest du wenigstens den Titel ändern, dann hätte die Geschichte ein eigens Standbein und würde nicht nur wegen dem guten Arche gelesen werden.

 

Marot,

ähm...ach der Titel kann ruhig bleiben:rolleyes:

Nu´lass mal die emma ihr geschicht´

wir wollen das mal aus dem blickwinkel des experimentierens sehen! soll ja alles nicht verkauft werden hier!

arche

 
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Hi,
am Anfang war Archetyps Igel-Geschichte: Sie hat gewaltige Assoziationen ausgelöst (Straßenüberquerung mit Kindern, ADAC Schutzbrief für Kinder und Tiere wegen des Schutzengels, zerquetschte Igel auf der Straße). "Lauf, Igeli, lauf!" ist dann als Zwangsgeschichte entstanden.
Archetyp hat in einer genialen Geschichte ein assyrisches Epos nach Lüdenscheid transponiert. Er hat recht, meine Kindergroteske hat nichts mit seiner Gute-Nacht-Geschichte zu tun. Ich habe aber trotzdem den Ursprung nicht leugnen wollen und deshalb den Ideengeber gefragt, ob ich sie hier veröffentlichen darf und jetzt ist sie halt da.
Ich nehme seinen Namen aus dem Titel: Die Nennung wollte ich als Widmung verstanden wissen. Ich hab's geändert, vielleicht klingt es so diskreter.
Danke für den Hinweis.
Grüße von Emma

 

Hi Emma!

Dies ist das Kinder-Forum. Hier sollen Geschichten stehen, die für Kinder geschrieben wurden. Deine würde ich meiner Tochter mit Sicherheit nicht vorlesen.
Schlage mir bitte so bald wie möglich ein anderes Forum für deinen Text vor, denn in diesem bleibt er mit Sicherheit nicht stehen.

Kitana

 
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Hallo Emma, so habe ich es auch verstanden. Deswegen ja auch meine Errötung! Kannst du mir das asyrische Epos und das mit Lüdenscheid erklären?...2minuten später: Licht ist aufgegangen!! Asyrien=Somalia

Viele grüsse Arche:

 

Hi,
Kitana hat also beschlossen, dass meine anvisierten "Kinder" (12-14) nicht mehr Kinder seien. Das hören die sicher gerne und fordern demnächst mehr Taschengeld.
Nun ist die Igeli-Geschichte also unter den Erwachsenen gelandet, die sie unter "Sonstige" vielleicht dulden.
Ich habe halbwegs mit Protest gerechnet, stecke ihn hiermit in die Tasche und nehme alle Schuld an den bösen nicht kindgerechten Gedanken auf mich.
Man kann sich natürlich darüber unterhalten, ob man eine Idee aufgreifen dürfe. Mir ist es in diesem Fall wichtig, den Ursprung genannt zu haben.
Vielen Dank für eure Meinungen.
Grüße von Emma

PS. Es ist ein interessantes Experiment gewesen, und ich danke Archtetyp, dass er so geduldig zugeschaut hat.

 

hallo emma, also ich kenne archtyp's geschichte nicht; ich kenne nur DEINE. und ich finde sie köstlich. wäre sie nicht unter "soft-satire" besser aufgehoben ( dieses kind muss noch aus der taufe gehoben werden!). deine aussage ist ja ganz schön gesellschaftskritisch; sogar fast wie im richtigen leben! gruß. ernst

 

Hi Ernst,
endlich jemand, der über den Inhalt der Igeli-Geschichte schreibt und nicht bei dem Hickhackheckmeck stecken bleibt, das sie hervor gerufen hat.
Satire als Schublade habe ich auch schon überlegt, aber Versicherungen und der ADAC kennen keine Ironie.
Grüße von Emma

 

Abend Emma,

was soll ich sagen ... eine rotzfreche Schreibe hast du da abgeliefert. Habe mich bestens amüsiert!

Die Story kann übrigens gut alleine bestehen, aber witzig ist des doch, die Geschichte von Arche vorher gelesen zu haben - wg. der coolen Gegensätze.

@ Ernst

Ich finde nicht, dass dies eine "Soft-Satire" ist - eher eine ausgewachsene Parodie auf dieses und jenes. :)

Grüße von
Liz

 

Hallo Emma, nach drei Monaten habe ich es noch einmal mit Abstand gelesen. Sie ist köstlich. Bitter-süss-schön-gemein. Sie geht auch als Metapher auf Rabeneltern durch. Sie ist ein Krimi-Märchen-Parabel.
Ich weiß nicht genau, was es ist aber. Ich finde sie sehr gut.

Liebe grüsse stefan

 

Hi Archetyp,
nun kriege ich auch einen roten Kopf und bedanke mich artig.
Genau, es geht um Igel(Raben)-Eltern, sie werden gründlich geplättet und die junge Generation führt ihr eigenes Leben, jenseits von den Mallorca- und Unfallversicherungs-Phantasien der Eltern. Kein Wunder, dass sich ein paar "Erwachsene" mopsen.
Grüße von Emma

 

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