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Lang sterbe der König

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15.04.2002
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Lang sterbe der König

»Mein Vater ist was?« Prinz Toldi fiel der Joystick aus der Hand, mit dem er gerade eine zünftige Raumschlacht im Gecko-Sektor steuerte.
»Tot.«
»Unmöglich!«
»Das stimmt eigentlich.«
Der Prinz stellte die Raumschlacht auf Pause und bewegte lautlos den Mund. »Aber ...«, brachte er schließlich hervor, »heißt das, ich muss jetzt seinen Job übernehmen?«
»Du darfst«, lächelte Megaberater Derwon Kultwig.
»Inklusive der ganzen ... Orgien?«
»Selbstverständlich«, nickte Kultwig und lächelte etwas breiter.
»Aber ich habe eine Freundin
»Noch.«
Der Prinz hockte sich auf eine Marmorstufe des Palastplaneten – seines Palastplaneten.
Mit gefalteten Händen sah der Berater auf seinen Schützling hinab. »Dein Vater war ohnehin dagegen, dass du eine rein virtuelle Persönlichkeit heiratest.«
»Ohne Körper keine Kosten für Schönheitsoperationen«, versetzte der Prinz.
»Überlass das dem Steuerminister«, wischte Kultwig den Einwand beiseite. Er zupfte mit der einen Hand seinen neoantiken Umhang zurecht und mit den anderen beiden an seinen Ohrenbärten.
Mit zittrigen Fingern holte Prinz Toldi eine Zigarette aus seinem Platin-Etui und zündete sie an.
»Selbstmord ist keine Lösung«, schüttelte der Berater den Kopf.

^​

Niemand, der noch ganz bei Trost war, hatte damit gerechnet, dass der König der Galaxis jemals versterben würde. Nicht einmal einen adäquaten Friedhofmond hatte man für ihn bereitgehalten, daher musste fix einer beschafft werden. Dagegen protestierten die Bewohner von Quasi Ultimo energisch, weil sie sich seit Jahrmillionen an ihre Gezeiten gewöhnt hatten. Es half nichts: Der Mond wurde abtransportiert und in der Umlaufbahn eines verkehrsgünstig gelegenen Braunen Zwergs platziert. Als Gegenleistung versprach man allen Quasiultimonier lebenslang reduzierte Eintrittskarten für das Mausoleum des Königs.
»Derwon?«, rief Prinz Toldi.
Der Megaberater ließ die Krone sinken, die er für die bevorstehende Krönung polierte. »Ja, mein Kö... Prinz?«
»Der König ... mein Vater ... war doch unsterblich, oder?«
»Aber gewiss«, nickte Kultwig.
»Wieso ist er dann tot?«
»Ich schätze, dem Universum ist ein Fehler unterlaufen.«
»Ein Fehler.« Toldi machte ein Gesicht, als hätten die Geckos die Raumschlacht für sich entschieden.
»Sowas geschieht von Zeit zu Zeit. Denk nur an den Gewinn der Galaktischen Fußballmeisterschaft durch die Felonier«, gab Kultwig zu bedenken.
»Der Schiedsrichter war gehackt«, entgegnete der Prinz.
»Ja, aber das war wegen der Sicherheitsvorkehrungen eigentlich unmöglich, genau wie der Tod deines Vaters«, belehrte ihn der Berater.
»Erklär's mir bitte nochmal.«
»Du weißt das doch alles! Oder hören uns Leute zu, die keine Ahnung haben, wovon wir reden?« Kultwig sah sich um, schloss kurz die Augen, nickte wissend. Dann faltete er das Kronenputztuch und steckte es ohne Eile in eine Innentasche seines Prachtumhangs. »Also gut. Dein Vater trug, wie du weißt, einen DeWitt-Selektor am Gürtel. Immer, wenn die Quantenzustände des Universums sich aufspalteten, wurden jene verworfen, in denen dein Vater in Lebensgefahr geraten wäre.«
Der Prinz dachte angestrengt nach. Als Quantenphysik im Kindergarten dran gewesen war, hatte er meistens unterm Tisch neue Raumschiffflotten designt.
»Und das Rootpasswort des Schiedsrichters hatte 26 Millionen Buchstaben, also ...«
Prinz Toldi schnippte mit den Fingern. »Jemand hat die Naturgesetze der Wahrscheinlichkeit geändert!«
»Das ist völlig unmög ...« Es machte doing, als Derwon Kultwig die Krone aus der Hand fiel.

^​

»Behandelt man so einen künftigen König?«, beschwerte sich Prinz Toldi.
»Wir müssen dringend Gottchen fragen«, keuchte Kultwig und fuhr damit fort, den Prinz am Ärmel durch die Marmorgänge des Palastes zu zerren.
»Warum müssen wir zu ihm? Kann er nicht zu uns kommen?«
Der Berater blieb abrupt stehen, so dass Toldi auf ihn prallte. »Stimmt eigentlich«, sagte Kultwig. Der Prinz strich seinen Trainingsanzug glatt. »Ein schöner Berater bist du mir.«
»Guten Tag«, sagte Gottchen, die in Gestalt einer aktuell beliebten Fernsehmoderatorin aus der Wand trat, als hätte sie gehört, dass man von ihr sprach. Genau das war der Fall, wie es sich für eine ordentliche Galakto-Universalmaschine gehörte.
»Erina Paarkelinnen?« Prinz Toldi sperrte den Mund auf und sah sich eilig nach Fernsehkameras um, übersah in der Eile völlig die Pikoobjektive der Nanotec-war-gestern-Generation.
»Nein«, seufzte die vermeintliche Moderatorin. »Ich bin's, Gottchen. Ihr habt von mir gesprochen.«
»Aber du siehst aus, wie ...«, begann der Prinz, aber Kultwig unterbrach ihn: »Hör zu, Gottchen, wir wissen nicht weiter, und nur du kannst ...« »Warum siehst du wie diese alberne Paarkelinnen aus?«, übertönte Toldi seinen Berater und runzelte die Stirn.
»Sie ist derzeit ziemlich beliebt«, meinte Gottchen und prüfte den Sitz ihrer Frisur. »Stimmt's?«
»Warum wir dich gerufen haben«, drängelte Berater Kultwig, »ist eine einfache Frage:« Er unterbrach sich, denn die Moderatorin holte in aller Ruhe einen Schminkspiegel hervor.
»Wieso ist mein Vater tot?«, fragte Prinz Toldi.
»Er ist nicht dein Vater«, sagte Gottchen.
»Wieso ...« Toldi stockte.
»Einerlei«, tippte Kultwig der hübschen Moderatorin auf die Brust, »beantworte gefälligst die Frage.«
Gottchen seufzte und rollte mit den Augen. »Er ist nicht tot«, sagte sie. »Jedenfalls nicht in seinem Universum.«
»Hä?«, machte Prinz Toldi.
»Hä?«, machten die drei Zigillionen Zuschauer, die sich inzwischen zugeschaltet hatten, weil sie die Übertragung für eine neue Daily Casting Soap hielten.
»Dummerchen«, lächelte Gottchen, woraufhin Milliarden Zuschauer kostenpflichtige Kurznachrichten an zufällige Nummern schickten, in der Hoffnung, die zu erwischen, mit der man sie aus der Show wählen konnte. »Wenn ihr euch die Leiche anschaut, werdet ihr keinen DeWitt-Selektor finden.«
»Wieso nicht?«
»Weil er im richtigen Universum weilt. Mit dem quicklebendigen König.«
»Und ...« Prinz Toldi lehnte sich an eine leicht schräge Säule, um nicht umzukippen. »Und wir?«, hauchte er und sprach damit die Gedanken aller Bewohner der Galaxis aus, die nicht gerade auf dem Klo waren oder gehackte Fußballmatches guckten.
»Wir alle befinden uns in einem deselektierten Universum«, erklärte Gottchen mit glückseliger Miene. »In einem von unendlich vielen.« Sie sah direkt in eines der Pikoobjektive. »Ist das nicht toll?«
Zigillionen Personen schüttelten gleichzeitig ihre Köpfe und verursachten damit eine Gravitationswelle, auf die sogar ein mittelgroßer Pulsar stolz gewesen wäre.
»Äh«, machte Berater Kultwig und wedelte mit drei Händen. »Ist das irgendwie ein Problem? Ich meine: Muss ich meine Termine für morgen absagen?«
»Keineswegs«, entgegnete Gottchen.
»Gut.« Kultwig streichelte erleichtert seine Ohrbärte, während Prinz Toldi immer bleicher wurde.
»Na ja«, plapperte Gottchen, »bis morgen ist dieses Universum längst zerfallen. Es muss sich die verfügbare Energie mit den anderen vom DeWitt-Selektor verworfenen Exemplaren teilen. Tja, da bleibt nicht viel übrig. Und, nein ...« Gottchen wandte sich an die Zuschauer, »es hilft nicht, wenn Sie sofort Ihren Elektrogrill abschalten, um Energie zu sparen. Genießen Sie ruhig Ihr letztes Steak.«
»Unsere Wirklichkeit gibt nach und nach auf«, schluchzte der Prinz.
»Wie Gegner in einem ordentlichen Krieg«, verglich Gottchen gemütlich. »Da fällt mir ein, dass ich was zu erledigen habe. Braucht ihr mich noch?«
»Äh ...«, machte Kultwig.
»Gut«, sagte Gottchen und fing an, sich in Luft aufzulösen. »Meine Geckos warten. Schönen Tag noch!«

 

Hallo Uwe,

wirklich ein unterhaltsamer Spaß, den du hier zum Besten gibst. Herrlich absurd ohne dabei nervig zu werden. Ich nehme mal an, dass ich die eigentlichen Schlüsselszenen überlese, da ich in SCiFI nicht so bewandert bin, aber es spricht für die Geschichte, dass sie auch für Noobs wie mich funktioniert.
Sauber geschrieben. Gerne gelesen.

edit: angeklickt habe ich die kg übrigens wegen des Titels. Der ist gelungen!

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Uwe!

Stilistisch - wie so häufig - sehr gut gemacht. Der Teil ab dem Auftritt von Gottchen fand ich auch inhaltlich sehr cool, obwohl's etwas monologartig auswuchs. Der erste Abschnitt war mir persönlich dann doch etwas zu albern und überkandidelt. Bspw. die schon angesprochenen Dinge zum Rauchen und den Orgien und der virtuellen Freundin, die keine Schönheits-OP braucht. Der Ohrenbart hingegen ist wieder ziemlich lustig. Auch das mit dem Mond und Quasi Ultimo war mE eher unnötig albern und fällt schon fast aus der Geschichte raus.
Wirklich Konstruktives gibt's heute nicht von mir, sorry.

Beste Grüße

Nothlia

 

hallo!

Ich bin für solcher Art Texte sicherlich nicht derjenige mit dem richtigen Durchblick, weil ich eine Abneigung gegen lustige Sciencefiction hege. Vor allem die Tatsache, dass dem Universum ein Fehler unterlaufen sein soll, kommt mir irgendwie bekannt vor. Meine Geburt? Na gut, lassen wir das, ich kann's einfach nicht nicht erklären, aber so was ähnliches kenne ich schon, obwohl ich es wieder geschafft habe es nicht zu erklären. oder so. War das der Anhalter? Auch nicht so wichtig, obwohl ich dieses Buch auf keinen Fall gleich dreimal nicht abkann. Was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja, ich fand die Geschichte trotzdem lustig. Tut mir wirklich leid, ich gelobe Besserung.

Wenn ich nicht laufen würde, wäre der Film zu Ende.

Konstruktiv war das jetzt nicht, aber es hat mich dazu animiert, albern zu sein. Das ist ja schonmal was. So, und jetzt gehen wir alle nochmal aufs Klo und dann ... Nein, das kommt von woanders.
Georg

 

Danke an euch alle fürs Lesen meines kleinen Humorstückes!

Interessant ist mal wieder, zu sehen, wie unterschiedlich die Humorwahrnehmung ist. Der eine findet Stelle A witzig, der andere albern, und mag dafür Stelle B.

Humor ist, wenn einer lacht und ein anderer mitleidig den Kopf schüttelt.

Dank besonders an Gero, der einen Haufen bugs gefunden hat, die ich gleich beheben gehen werde. Übrigens glaube ich fest an die (repräsentative) Monarchie - sonst hätten die Klatschblätter nichts zu schreiben. In meinem neuen Roman wird die Kaiserin gar in einer Casting Show ermittelt.

Gespannt war ich darauf, wie diese fast reine Dialogform ankommt - erwartungsgemäß mag das nicht jeder. Ich übrigens auch nicht. Aber ich wollte mich mal in Dialogwitz üben, und den Erzähler in den Hintergrund treten lassen. Schwierige Sache; nächstes Mal mache ich es wieder anders.

Eine andere experimentelle Stelle ist jene, wo der Berater mittelbar Kontakt zu den Lesern aufnimmt. Diese Erklärstelle enttarnt sich selbst, weil Kultwig weiß, dass Leute (Leser? Oder doch nur Fernsehzuschauer?) zuhören und er ihnen etwas erklären muss. Oft wirken Erklärungen aufgesetzt, weil sie sich nicht aus der Handlung ergeben, sondern aus der Notwendigkeit dem Leser gegenüber. Der Berater macht diese Notwendigkeit zu einem Teil der Handlung, und damit (vielleicht) auch den Leser.

Bin gespannt auf weitere Meinungen.

 

Hallo Uwe,

Die Dialog-Form liest sich für mich flüssig. Die Thematik ist zweifelsohne faszinierend und - so weit ich als Nicht-SF-Experte das beurteilen kann - weitgehend unverbraucht. Hat mich schon beim Lesen von Sams Geschichte, die er oben erwähnt, begeistert.
Der Humor hatte bei mir weniger die Wirkung, mich zum Lachen oder Schmunzeln zu bringen, als vielmehr dem Ganzen eine angenehme Lockerheit zu verleihen.
Einzig die von dir hier erwähnte Stelle:

Eine andere experimentelle Stelle ist jene, wo der Berater mittelbar Kontakt zu den Lesern aufnimmt.
empfand ich als störend. Mag aber auch daran liegen, dass ich den tieferen Sinn, den du andeutest, nicht erfasste und meinte, du wollest dich hier einfach mit einem Witzchen aus der Erkärungs-Affäre ziehen. Wie dem auch sei, ohne die Stelle würde die Geschichte schlicht nicht funktionieren oder sie müsste erheblich umständlicher aufgebaut werden.
Tja, was soll ich sagen? Schöne Geschichte.


Gruß,
Abdul

 

Hallo Uwe

Jep, hast mich gut unterhalten.
Nur eine kleine Abweichung: Obwohl alles so schön abgedreht daher kommt, stolperte ich über den Palastplaneten. Sollte das nicht anders herum, also der Planetenpalast sein?

Gerne gelesen,
Gruss.dot

 

Hi Uwe

Joa, ganz lustisch so weit, aber kein so weiter Schuss, wie man's sich vom Altmeister erhoffen könnte. Irgendwie hört es genau da auf, wo's interessant werden könnte. Ein 24h-Universum (Na wattn geiler Titel :D), das wär doch mal schick.

Naja, was beschwer ich mich. ;) Ausführung souverän, ideenmäßig viel Potential im Leerlauf.

Greetz
omno

 

Hallo Uwe
Jop, was für ein herrlich absurder literarischer Schnellfick, genau das richtige für Zwischendurch.

 

Hallo Uwe!

Die große Stärke der Geschichte ist der lockere, amüsante Schreibstil. Außerdem sind ein paar wirklich gute Ideen drin, z.B. 'DeWitt-Selektor' oder 'Quantenphysik im Kindergarten' (die ich mir übrigens auch recht gut in einem ernsthaften Kontext vorstellen kann). Allerdings muss ich sagen, dass mir der Humor ein wenig zu harm- und zahnlos daherkommt. Es fehlt irgendwie an Schärfe, und ich vermisse abgedrehte Formulierungen wie z.B. 'vollgespritzte Leertaste' und ironische Seitenhiebe wie z.B. die 'gierigen Tentakelschatten' aus anderen Storys von Dir.

Insgesamt eine nette Story, die aber wohl schnell wieder vergessen ist.

Grüße
Christian

 

Hi Uwe,

fand die Geschichte eine gute Alternative zu den absolut superernsten Geschichten. Sie kommt ein wenig seicht daher, mit einem kleinen Zucken im Mundwinkel, und genau so kann man sie gut lesen. Man muss nur aufpassen, um die Wortspiele auch alle mitzukriegen.

Am besten gefiel mir "Quasi Ultimio", wobei es für den König nicht nur quasi ist, ne?

Soweit meine kurze Rückmeldung.

CU,
Teja

 

Dick als Satire
Moin, Moin Uwe.
Herlich absurde Verschmelzung von Satire und der Frage nach der Realität.
Hat mich im Grundgedanken an Dick und eine Disskusion zur Quantentheorie erinnert, wobei das vorliegende Werk natürlich mehr Humor aufweist, als der gute Philip in seinen Büchern allgemein für angebracht hällt. Deswegen liest sie sich (die Geschichte) in ihrer humorigen Prägnanz auch wunderbar in einem Rutsch.;)
Eine Frage die mir schon damals bei der Frage zu den Quantenmechanik und Mehrwelttheorie durch den Kopf geschossen ist, wird der König nicht wahnsinnig wenn er in irgendeinem

deselektierten Universum
stirbt und in seiner Realität weiterlebt (Verschrenkung usw.)?
Das einzige was mir aufstößt sind diese
Zigillionen
liest sich unsauber. Da gibts doch echte bezeichnungen für große Zahlen, hatte vor kurzem erst eine Tabelle vor Augen in der die absurdesten Größenordnungen benannt wurden, find' sie aber gerade nicht wieder.
Mir ist nur Lunto als extrem klitzeklein in Erinnerung geblieben (wegen meinem Beruf: "Und wenn ich groß bin werd ich Luntotechnologe:D)

ps.: Danke an Teja fürs ausbuddeln.

les' dich
Nice

 

Hi Uwe!

Zur Vergewisserung, dass du dich nicht in einem deselektierten Universum befindest: Ich bin immer noch da! Muhahaha!

Mir hat der Text gefallen, auch wenn nicht viel dabei ist, wozu man viele Worte verlieren könnte.

Wirklich originell fand ich die Idee mit den deselektierten Universen. Da wendet der König riesige Energien auf, um sich vor Lebensgefahr zu schützen, dabei vernichtet er nur jedes Universum, in dem er stirbt und alles, was sich darin befindet.

Der Grund, warum gerade der Anfang von vielen bemängelt wird, liegt wohl darin, dass er aus billigen, austauschbaren Gags besteht, die nichts mit dem weiteren Verlauf zu tun haben. Das schließt auch die Sache mit dem Friedhofsmond mit ein, die eigentlich auch nicht besonders originell ist.
Dass Gott, ich meine "Gottchen" als putziger Hausgeist des Königs daherkommt, passt dagegen wieder vortrefflich zu dieser Art von alberner Gigantonomie-Space Opera, ebenso die Beiläufigkeit, quasi als Zwischenbemerkung, mit der Gottchen das Ende des Universums verkündet.

Einzelne Stellen, die mir auffielen:

»Du weißt das doch alles! Oder hören uns Leute zu, die keine Ahnung haben, wovon wir reden?«

Das habe ich eher nicht als "experimentelle Stelle", sondern mehr als Ironie auf die Notwendigkeit des Techno-Gebrabbels in der SF gelesen. So sehr wir uns auch darüber aufregen - irgendwie führt bei vielen Themen kein Weg daran vorbei. Ich fand die Stelle ganz witzig.

»Wieso ist mein Vater tot?«, fragte Prinz Toldi.
»Er ist nicht dein Vater«, sagte Gottchen.
»Wieso ...« Toldi stockte.

Auch das ist charakteristisch für bewusst alberne Stories, ein großes Thema anzureißen und dann plötzlich wegzubügeln. Dennoch ist eigentlich meine Neugier geweckt. Könntest du nicht noch eine klitzekleine Andeutung in dieser Richtung bringen, um dem Gag eine würzige Pointe zu verpassen?

»Unsere Wirklichkeit gibt nach und nach auf«, schluchzte der Prinz.

Das ist der einzige störend unechte Satz der Geschichte, und zwar wegen des Wörtchens "schluchzte". So etwas wird nicht im Zustand affektiver Erregung gesagt. Entweder der Prinz hat sich noch etwas Fassung bewahrt, oder du schreibst so etwas wie "Die Wirklichkeit fällt auseinander".

Ciao, Megabjörnie

 

Parallelen zu Douglas Adams sind bei dieser absurden Sci-Fi-Satire nicht zu übersehen, stören aber nicht im geringsten. Hat Spaß gemacht, war flüssig-flott gelesen und die Dialoge haben einwandfrei funktioniert.

Das Ende, die letzten vier Zeilen, hat mir persönlich nur nicht ganz so gut gefallen, dort hätte ich noch etwas mehr Biss erwartet und nicht bloß einen schluchzenden Eintagskönig, aber man kann nicht alles haben.

Tolle Ideen fabelhaft umgesetzt - 1a!

 

Freut mich, MB, dass Du noch da bist. Ich freue mich auf Deine nächste Geschichte :D

Und über Deine hilfreiche Kritik!

Auch an die anderen Kommentatoren meinen Dank für eure Anmerkungen. Gerade im Bereich der humorvollen SF ist die Rückmeldung über die Wirkung extrem wichtig, weil jeder einen anderen Humor hat und ich möglichst viele Leser zum Lachen bringen will. Mein nächster Roman soll nämlich witzige SF werden...

 

Jetzt hast du mich verschreckt. Ich habe diese kleine Geschichte in ihrer humorigen Absurdität gerne gelesen. Aber da mir schon die galaktischen Anhalter recht schnell über waren, kann ich deinen Satz

Mein nächster Roman soll nämlich witzige SF werden...
eigentlich nur als Warnung verstehen. Also für mich gerne kurze humorvolle Stories, die wirken auch wenn der Humor eigentlich nicht meine Vorlieben trifft.

Nichts für ungut

Jo

 

Das ist zwar jetzt offtopic, aber trotzdem: Ich bin mir durchaus bewusst, dass das Fehlen eines aktuellen, lustigen SF-Romans nicht nur durch eine Marktlücke, sondern auch durch eine Zielgruppenlücke erklärt werden kann. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht 100%ig sicher bin, ob ich das auf die Reihe kriege. Keinesfalls werde ich den Fehler machen, Absurditäten auf Romanlänge auszuwalzen. Es wird schon eine ernsthafte Handlung sein (ernsthafter als die in dieser Story zum Beispiel), aber mit schusseligen Figuren, Situationskomik und Sprachwitz.

Offtopic Ende, danke für Deinen Input! :)

 

So hab gerade besagte Tabelle mit den Absurden Zahlengrößen wiedergefunden.
Dachte ich schreib 's dir kurz und wenns nur zum Schmunzeln ist.

So werden aus Zigillionen ganz schnell Quadringentseptuagintillionen :D

Hier findest du große und kleine Zahlen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Uwe,

ab und an muss man doch mal in fremde Rubriken schnuppern ...

Die ganze Zeit musste ich an den 50-er Jahre-Film Ben Hur denken, in dem Cäsar eine ausgesprochene Witzfigur abgegeben hat. So habe ich mir den Prinzen vorgestellt. Mit keiner SF-Erfahrung habe ich doch dem ganzen Handlungsfaden folgen können. Details haben mich auch nicht aufs Glatteis geführt, was das Verständnis betrifft.

Wahrscheinlich hat man als SF-Fremder immer die Vorstellung, es handle sich nur um technischen Krimskrams. Dabei geht es doch hier in der KG um tiefe Emotionen, ausgelöst durch einen tragischen Tod, der doch keiner war und damit erst zur Tragik wurde.

Mir hats gefallen. Die Dialoge sind knackig, der Stil flott. Ich werde wohl mehr in SF lesen :).

Ich habe auch aufgrund des Titels die KG angeklickt. Also aufpassen beim Romantitel - keinenfalls was, das auf SF hinweist :D.

Liebe Grüße
bernadette

 

@Nice: Hm, muss man das gleichnamige Buch gelesen haben, um zu kapieren, wieso 10^100 ein Googol heißt?

@Bernadette: Deine Assoziation mit Ben Hur ist nicht verkehrt. Ich habe als Musterbeispiel hoheitlicher Dekadenz meist Nero in Quo Vadis im Kopf.
Mich würde interessieren, ob Du als Normalerweise-Nicht-SF-Leserin mit meiner hiesigen Story Sudenkorento ebenfalls was anfangen kannst - da gibt es nämlich deutliche Wahrnehmungsunterschiede abhängig vom Background der Leser, was ich ziemlich interessant finde.

Danke für eure Anmerkungen! :)

 

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