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Lala und Ronz
„Nein, ich will kein Kind", sagt Lala zu Ronz.
„Steck dir deine Gene sonst wo hin!"
So schön hat Ronz es sich vorgestellt mit Lala, ein kleines Haus mit Garten und ein Kind. Doch Lala will nicht, zu schwierig sei es momentan, mit der Arbeit, der Sicherheit. Die Miete sei auch ordentlich erhöht worden.
Ronz ist auf der Bank gewesen. Einen Kredit für ein klitzekleines Häuschen mit klitzekleinem Garten hat er gewollt. Er verdiene zu wenig hat ein kopfschüttlender Schnösel hinter dem silbern glänzenden Schreibtisch geantwortet.
Lala hat ihn gern ihren Ronz, für derlei jedoch, sei sie nicht bereit, gibt sie ihm zu verstehen. Woher das Geld nehmen? Denkt Lala. Insgeheim hat sie auch Angst, es könnte mal aus sein mit ihm. Und was würde dann geschehen?
Es sei besser so, denkt sie. Ronz löchert sie stets. Ein Kindchen möchte er so gerne, zum Großziehen. Lala wird dann wütend. Ein Kind, noch nicht, wenn überhaupt! Klipp und klar mit schroffen Worten.
Allerdings, denkt Lala, wenn, dann mit Ronz. Er ist so verträumt. Denkt nicht ans Danach. Stellt sich in seinen Gedankengebäuden alles so schön vor. Ronz lebt nicht wirklich in der Welt. Lala hingegen kann rechnen, es geht sich immer ganz genau aus mit dem Haushaltsgeld. Übrig bleibt nichts.
Klein ist die Wohnung, eng, das Klo auf dem Gang. Duschkabine in der Küche zwischen Herd und Waschmuschel gequetscht. Ein Wohnschlafzimmer. Unsicher ist alles, wegen der Arbeit auf Werkvertrag, der beide nachgehen.
Und schließlich ist’s doch geschehen, beim Tigerspielen in einer Freitagsnacht. Lala hat die Pille vergessen. Geweint hat Lala. Jetzt noch nicht, und überhaupt, was wird bloß sein? Es gehe nicht, denkt sie. Noch verschweigt Lala ihren Zustand. Behalten wird sie es trotzdem. Es ist ja von Ronz.
Der hüpft vor Glück, als Lala berichtet. Sie jedoch, ist traurig, hat Angst, blickt verloren zum Fenster hinaus, in den grauen Innenhof. Fünfter Bezirk, ein Hauch von Orient. Verkehrsrauschen vom Gürtel. Ronz ist so glücklich. Eng werde es sein, denkt Lala.
Lala hilft abends zusätzlich in einem Verlag aus, schwarz, damit gespart werden kann. Ronz verkauft an den Wochenenden Wollstrümpfe auf einem Markt. Dazuverdienen, auch wenn’s wenig ist. Viel kommt nicht zusammen.
Es wird schon werden, tröstet sie sich. Ronz denkt nicht an Geld, nur an den kleinen Mumpf in Lalas Bauch. Mumpf wächst und wächst. Lala hört zu arbeiten auf. Keine Abfindung, kein Wochengeld, es ist ja ein Werkvertrag gewesen. Was anderes gibt’s halt nicht mehr.
Nun freut sich auch Lala auf Mumpf. Ronz greift Lala auf den großen Bauch, um Mumpf zu fühlen. Mumpf hat jetzt schon ein Strampelhöschen. Hellblau mit weißen Tupfen darauf. Bald wird er ein kleines Bettchen haben, selbst gebastelt. Ronz sägt schon fleißig und leimt zusammen. Wie ein Kind ist er beim Basteln. Am Träumen, den ganzen Tag, von Lala Mumpf und ihm. Ein schönes Zuhause. Ach, es wird schon werden. Auch Lala ist zuversichtlicher, Mumpf zuliebe. Ronz sei zwar ein Träumer, denkt sie, aber sie werde das schon hinbekommen.
Das Krankenhaus ist riesengroß. Lange Stunden verwarten die beiden. Es muss alles seine Ordnung haben. Mumpf muss regelmäßig abgetestet werden, es gehört sich so.
Der Arzt runzelt die Stirne, noch eine Untersuchung. Was denn los sei will Ronz wissen. Lala hat kein gutes Gefühl. Am nächsten Tag sollten die Ergebnisse vorliegen.
Eine schlaflose Nacht. Im Krankenhaus die Nachricht. Mumpf hat eine Krankheit, könnte einen dauerhaften Schaden davontragen. Die Krankheit, meint der Arzt, sei nach einer neuen Methode behandelbar und könne geheilt werden. Lala atmet auf. Ronz fällt ein Stein vom Herzen. Teuer sei die Therapie allerdings, gibt der Arzt zu verstehen. Die Kasse zahle das nicht. Lala weint, Ronz auch. Ein Schlag hat ihn herausgerissen aus den Träumen. Was nun? Der Arzt sitzt mit betroffenem Gesicht da. Er kann nichts sagen, was sollte er auch ... Es tue ihm sehr Leid, stottert er, es sei eben so.
Trübe ist die kleine Wohnung, düster. Die Herbstsonne wirft ein paar Strahlen auf die grauen Mauern. Es wird nun zeitig dunkel. Schwach leuchtet das Licht an der Wohnschlafzimmerdecke. Lala kann den Schmerz nicht ertragen, streichelt Mumpf in ihrem Bauch. Woher sollte das viele Geld kommen? Die Nacht foltert beide. Der Morgen ist grau und nebelverhangen. Ronz geht zur Bank, um zu bitten.