Lachen und Weinen
"Jetzt lach doch mal" sagte sie und schaute ihn auffordernd an. Doch er blieb still und starrte nur zurück. Ohne ein Lachen, ohne eine Regung. Und nicht, weil ihm nicht nach Lachen zumute war; er wollte sogar sehr gerne lachen. Über jeden noch so dummen Witz der Personen um ihn rum, die er seine Freunde nannte. Laut loslachen wollte er und nie wieder aufhören. Aber er blieb still und starrte zurück. "Oh", sagte sie "gehts dir nicht gut?""Doch", antwortete er "ich bin nur müde". Doch das war nicht der Grund für seine Regungslosigkeit. Er wollte nicht lachen. Er wollte nicht lachen, denn das macht angreifbar. Wer Gefühle zeigt, der öffnet sich und wer sich öffnet, der ist verletztbar. Er hatte Angst. Angst davor anderen sein Ich zu zeigen, ihnen seine Gefühle zu zeigen. Angst vor ihrer Reaktion; ihrer Reaktionen auf seine Gefühle. Zu oft ist er schon verletzt worden, um diesen Fehler nochmal zu machen.
Er ist unsicher. Zu unsicher um mit ihren Reaktionen auf seine Gefühle umzugehen und zu unsicher damit umzugehen, wenn andere sich ihm öffnen.
Und so sitzt er da und lacht nicht. Will am liebsten raus, raus aus dem Raum, raus aus der Stadt, raus aus seinem Leben, raus aus seinem Körper, raus aus der Unsicherheit und den Zweifeln. Und zugleich wünscht er sich nur eins: Jemandem nah zu sein und sich in ihrer Nähe sicher zu fühlen. Egal ob man lacht, egal ob man sich öffnet. Er wünschte sich auf eine Art geliebt zu werden, die ihm so sehr fehlte.