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Thema des Monats La bête et la belle – Die Bestie und die Schöne

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22.12.2015
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La bête et la belle – Die Bestie und die Schöne

„Love is the answer and you know that for sure
Love is a flower you got to let it grow
[...]
I want you to make love, not war
I know you've heard it before“
John Lennon, „Mind Games“, 1973


Er wachte schweißgebadet auf, so wie in den Nächten zuvor, und die Dunkelheit und die Stille der kleinen Kammer vertrieben das qualvolle Bild des schmerzhaft blauen Himmels und das schrille Pfeifen sich zerteilender Luft. Die Verdunkelung hatte manchmal auch angenehme Seiten. Der Traum hallte noch eine Weile in ihm nach, während er fühlte, wie der Schweiß auf seiner Stirn langsam trocknete. Es war wohltuend, sich auf dieses Gefühl konzentrieren zu können. Der dritte Tag war es gewesen. Er wollte nicht daran denken, aber es gelang nicht – nicht solange das Herz wild in seiner Brust klopfte und das Blut in seinen Ohren rauschen ließ. An etwas anderes denken, etwas Schönes, sich ablenken, solange die Möglichkeit bestand, solange die Bilder zu schwach waren, seine Gedanken vollständig in Beschlag zu nehmen. Er dachte an Marie, seine Marie – der einzige Gedanke, der ihn ablenken, ihn beruhigen konnte.
...

 

Hallo Henning,

Herzlich Willkommen und Frohes Neues Jahr!

Das ist keine leichte Lektüre. Ein langer Text, viel tell, wenig show, viele lange, verschachtelte Sätze, und auch inhaltlich ist das nicht leicht zu verdauen. Das Schreiben war sicher auch nicht einfach und hat bestimmt eine Weile gedauert.
Ehrlich gesagt bin ich ziemlich sicher, dass du an dem Text schon länger gearbeitet hast, als es das Thema des Monats gibt. Denn hier fällt es mir wirklich schwer, den Bezug zum Thema zu sehen. Letzte Chance/letzter Ausweg? Der Protagonist hat eigentlich nichts dergleichen. Der ist am Ende. Und es gibt auch in der Geschichte eigentlich keinen Moment, wo ich sagen würde: Da steht er am Scheideweg, da hätte er die Möglichkeit, etwas anders zu machen, auszusteigen, den Lauf seines Schicksals zu verändern. Aber gut, das Thema ist weit gefasst, das mag Interpretationssache sein, ob die Geschichte hineinpasst.

Zum Text an sich kann ich sagen, dass ich von deinem Umgang mit der Sprache ziemlich beeindruckt war, aber er trifft nicht meinen persönlichen Geschmack. Die kunstvolle, poetische Sprache und die grausame Handlung bilden einen starken Kontrast, und über den Aufbau der Geschichte hast du dir offensichtlich viele Gedanken gemacht - aber ich hatte letzten Endes das Gefühl, dass die Form die potenzielle Wirkung des Textes eher abschwächt als verstärkt.

Die Handlung ist nicht chronologisch. Dadurch braucht man beim Lesen länger, um den Ablauf der Ereignisse zusammenzupuzzeln, vielleicht denkt man so intensiver darüber nach. Aber bringt das wirklich einen Mehrwert für die Geschichte? Mir ging es beim Lesen ganz oft so, dass ich nicht über die Figuren oder Ereignisse nachgedacht habe, sondern über die Frage: Warum erzählt der Henning das in dieser Reihenfolge?

Das krasseste Beispiel dafür ist die Stelle:

Die Männer waren tot, so wie Wilhelm, jetzt kämpften Jungen.
Das ist die erste Erwähnung von Wilhelm. Ich hab keine Ahnung wer das ist, dementsprechend macht mir sein Tod nicht sonderlich viel aus. Du erzählst mir erst anschließend, wer das war und was er dem Protagonisten bedeutet, in Rückblende. Emotional gesehen ist das einfach zu spät. Der Tod wird mich nicht mehr schocken oder traurig machen, wenn ich erst im Nachhinein einen Bezug zu dieser Figur habe. Und das ist nicht das einzige Beispiel. Die Geschichte hat mehrere, ineinander verschachtelte Rückblenden.

Na ja, ich bin generell kein großer Fan davon, das ist natürlich auch eine persönliche Vorliebe. Aber ich denke es ist schon objektiv so, dass Rückblenden immer eine gewisse Distanz zum Geschehen schaffen. Wenn es ein Text ist und kein Film, kommt da noch hinzu, dass man es oft mit dem Plusquamperfekt zu tun bekommt, was beim Lesen ziemlich umständlich und sperrig daher kommt.

An jenem Abend, als er sie hatte lieben wollen, als er die Knöpfe ihres Kleides hatte öffnen wollen, da hatte sie nach seiner Hand gegriffen und ihm in die Augen geschaut.
Du siehst, was ich meine?

Rückblenden als erzählerisches Instrument haben schon manchmal ihre Berechtigung - aber das sind dann spezielle Umstände. Was oft gut funktioniert, ist wenn die Geschichte an einem Punkt beginnt, wo der Protagonist in einer ziemlich außergewöhnlichen Situation ist, die vielleicht erst mal für einen Lacher sorgt, oder irgendwie prekär ist - und dann erzählt man, wie es zu diesem Punkt gekommen ist.
Was ich aber nicht gut finde, ist wenn Rückblenden benutzt werden, um so zu tun, als wäre da etwas außergewöhnlich, wenn es in Wahrheit eine ziemlich simple Geschichte ist, die man ohne weiteres geradeaus erzählen könnte. Und das ist meiner Meinung nach hier der Fall. Du machst deine Handlung unnötig verwinkelt und kompliziert, und das geht auf Kosten dessen, was eigentlich die Stärke des Textes sein könnte - die emotionale Wirkung.

Deine Figuren sind für mich ziemlich blass geblieben, obwohl es so ein langer Text ist, der ihnen über einen langen Zeitraum folgt, und obwohl es nur zwei zentrale Figuren sind. Für mich sind das eher Archetypen als individuelle Charaktere. Irgendwie hatte ich an fast jedem Punkt der Geschichte das Gefühl, ich hätte das schon mal gesehen, ohne dass ich dir jetzt im Einzelnen sagen könnte, wo das herkommt. Aber es war so - Mann erlebt und tut furchtbare Dinge im Krieg, verroht, misshandelt die Frau die er liebt, die erträgt das stillschweigend. Das erste Kind stirbt. Die Umgebung akzeptiert die Beziehung nicht, weil sie aus verfeindeten Nationen stammen. Eigentlich sind das alles Dinge, die mich irgendwie berühren müssten - wenn es Figuren passieren würde, zu denen ich einen emotionalen Bezug hätte. Da das nicht der Fall ist, weil du mir die Figuren nicht wirklich "vorgestellt" hast, sind das für mich alles Dinge, die aus einem Geschichtsbuch kommen. Ja, solche Sachen sind passiert - das wusste ich auch vorher schon. Was dem Text nicht gelingt, ist mir zu vermitteln, wie solche Sachen sich anfühlen.

Sprachlich ist das ein ziemlich reifer Text - ich habe vielleicht ein, zwei falsch gesetzte Kommas gesehen, die ich jetzt aber nicht mehr wiederfinde, aber auf dieser Ebene gibt es hier wirklich kaum was auszusetzen. Das viele Plusquamperfekt halt, aber das kommt eben von der Art, wie du die Geschichte aufgebaut hast.
Aber das ist ein Text, der eigentlich eine richtige Wucht entwickeln müsste, den Leser ein bisschen außer Atem zurücklässt. Wenn er das erreicht, dann aber eher dadurch, dass er nicht ganz leicht zu lesen ist, als dadurch, dass er einem emotional etwas abverlangt.

Grüße von Perdita

 

Hallo Perdita!

Thema verfehlt, schwierig zu lesen, emotional nicht ansprechend, alles schon mal irgendwo gelesen - vernichtender könnte eine Kritik kaum ausfallen. ;-)

Aber natürlich kann ich viele deiner Kritikpunkte nachvollziehen. Die Geschichte ist mein erster (und vermutlich letzter) Versuch, so etwas wie einen Gedankenstrom niederzuschreiben (Einleitung und Ende ausgenommen). Der Protagonist wechselt zwischen klarem Bewußtsein, Halbschlaf und Traum hin und her, während er erfolglos versucht, seinen Erinnerungen eine positive Richtung zu geben. Aber schon die Tatsache, dass ich das erklären muss, ist ein Zeichen meines Scheiterns.
Wie auch immer, natürlich sind die Personen als Archetypen angelegt, daher auch die (gänzlich verallgemeinernden) Zitate am Anfang. In einen Punkt muss ich dir allerdings widersprechen: Der Typ ist eben nicht komplett am Ende, aus der Bestie kann wieder ein Mensch werden ...

 

Hallo Henning

eine lange Geschichte, wieder eine lange Geschichte und ich muss sagen, dass sie sorgfältig geschrieben ist. Du verwendest zwar einen ausschweifenden Stil, aber das Ganze klingt dennoch wehmütig ohne weinerlich zu sein. An sich nicht schlecht.
Das Thema ist nicht ganz meins oder genauer die Auswahl der Handlung, die du zu deinem Thema entwirfst. Klar, die Zivilisation ist brüchig und das Bestienhafte des Menschen bricht immer wieder aus, vor allem dann, wenn es erlaubt ist. Das erleben wir in allen Kriegen und zuweilen auch in den scheinbar zivilisierten Gesellschaften.
Ein paar Dinge sind schon unglaubhaft. Warum lässt sich deine Protagonistin schlagen und von der Bestie lieben? Warum verschwindet das Böse nicht aus ihm nach der Fronterfahrung? Sind doch Millionen aus Kriegen zurückgekommen und waren zivilisiert. Ich kann die Figuren nicht nachempfinden. Ihn aber schon eher als sie.
Dann ist da die schiere Textlänge, in der sich die Motive wiederholen und breit ausgewälzt werden.

Und wie willst du deine Leser anlocken? Mit gleich zwei Zitaten? Das funktioniert nicht, glaube ich:

„Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“
Kurt Tucholsky, „Der bewachte Kriegsschauplatz“, 1931

„Love is the answer and you know that for sure
Love is a flower you got to let it grow
[...]
I want you to make love, not war
I know you've heard it before“
John Lennon, „Mind Games“, 1973

Lass doch wenigstens das erste Zitat weg, der Lennon-Text ist ja der Kern deiner Handlung.

Er wachte schweißgebadet auf, so wie in den Nächten zuvor, und die Dunkelheit und die Stille der kleinen Kammer vertrieben das qualvolle Bild des schmerzhaft blauen Himmels und das schrille Pfeifen sich zerteilender Luft. Die Verdunkelung hatte manchmal auch angenehme Seiten. Der Traum hallte noch eine Weile in ihm nach, während er fühlte, wie der Schweiß auf seiner Stirn langsam trocknete. Es war wohltuend, sich auf dieses Gefühl konzentrieren zu können. Der dritte Tag war es gewesen. Er wollte nicht daran denken, aber es gelang nicht – nicht solange das Herz wild in seiner Brust klopfte und das Blut in seinen Ohren rauschen ließ. An etwas anderes denken, etwas Schönes, sich ablenken, solange die Möglichkeit bestand, solange die Bilder zu schwach waren, seine Gedanken vollständig in Beschlag zu nehmen. Er dachte an Marie, seine Marie – der einzige Gedanke, der ihn ablenken, ihn beruhigen konnte.

Nur mal ein Beispiel, wie man das (aus meiner Sicht) kürzen könnte:
Er wachte schweißgebadet auf, so wie in den Nächten zuvor. Dunkelheit und Stille der kleinen Kammer vertrieben den blauen Himmels und das Pfeifen in der Luft. Die Verdunkelung hatte manchmal auch angenehme Seiten. Der Traum hallte noch eine Weile in ihm nach. Der Schweiß auf seiner Stirn trocknete langsam. Wie wohltuend.Der dritte Tag war es gewesen. Er wollte nicht daran denken, aber es gelang nicht. Nicht solange das Herz wild klopfte und das Blut rauschte. An etwas Schönes denken, bevor die Bilder zu schwach wurden. Marie, seine Marie.

Vielleicht kannst du ja was mit anfangen :)
Ein gutes neues Jahr und
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Henning,

dass deine Geschichte etwas unübersichtlich und lang ist, haben ja andere schon gesagt. Dennoch hat sie mir gefallen, wenngleich ich wiederum sagen muss, dass die Bestie nicht so gezeichnet schien, wie sie hätte sein sollen. Dein Protagonist hat in zwei Kriegen gedient, ist durch den Krieg zu der Bestie geworden. Aber ich denke, und das kann ich nur aus Erzählungen unserer Vorfahren nachfühlen, dass man zu dem wird, das du hier zeichnest, wenn man auch der Ideologie derer verfällt, die den Krieg zu verantworten haben. Der einfache Soldat im Graben tötet nur, um selbst nicht getötet zu werden. Da kommt keine Mordlust auf. Ausnahmen bestätigen natürlich, wie immer, die Regel.

Was ich nicht so richtig einordnen konnte war, warum er plötzlich Marie so geschlagen hat. Das passte mir nicht zu seinem Wesen. Er verabscheute doch das Töten und die Gewalt. Und wie du ihn am Schluss zeichnest, dann hätte er für all das Töten und Morden die Verantwortung übernommen und wäre daran zerbrochen. Sicher, er hätte nicht in den zweiten Krieg gehen müssen. Das war seine eigene Entscheidung. Keine leichte Kost, die Geschichte, aber gut erzählt, wenn auch schwierig durch die verschachtelten Sätze und das zum Teil doch recht Pathetische.

Was mir am Rande aufgefallen ist:

Der Krieg stank, er stank nach Blut, nach Exkrementen, er stank nach Verwesung.

Das Fette ist entbehrlich, da die drei Worte „Der Krieg stank“ so viel ausdrücken und der Leser kann sich selbst ein Bild machen, nach was der Krieg stinkt. Ich neige selbst zu zu viel Erklärungen, das wird mir immer aufs Brot geschmiert, aber hier merke ich es selbst, wie mir die Geschichte aus der Hand genommen wird.

Eine Woche die so unendlich kurz war, denn sie endete mit einem Abschied, der vielleicht für immer wäre.

Ich habe mit diesem Satz ein Problem. So, wie ich es lese, war es kein Abschied für immer. Wäre es nicht besser, du schriebst ..., der hätte für immer sein können ?

Er sah er sie vor der Tafel stehen

Da ist ein er zu viel.

Er war für den Graben bestimmt, die vergangen Monate hatten ihn dazu geformt, ihm die Menschlichkeit ausgetrieben.

Die vergangenen Monate

Sein kleinen Sohn, den er kaum kannte, da sie ihn an die Front geschickt hatten, bevor aus seinem Mund die ersten Worte gekommen waren.

Sein kleiner Sohn

Ich wünsche dir noch ein gutes neues Jahr
khnebel

 

Das ist eine tolle Erzählung, Henning. Ein Drama in poetischen Wörtern niedergeschrieben, fast zu schön für den Inhalt. Du beherrscht die Sprache, die Sätze fließen nur so und entwickeln dabei eine eigentümliche Melodie, die mich manchmal hat vergessen lassen, was sie sagen. Und das geht konsequent bis zum bitteren Ende so, selbst die spärlichen, kurzen Dialoge fügen sich mühelos ein.

Du hast eine Art des Erzählens, das früher üblich war, Joseph Roth hatte so geschrieben. Vielleicht verstehen die jungen Spunde hier das nicht mehr und urteilen entsprechend. Sie haben wohl wenig übrig für die Poesie der Sprache, wollen es kurz und prägnant, bloß kein Wort zu viel und sei es noch so schön.

Hier ein paar Sätze, die ich besonders mag:

Er hatte sich danach gesehnt, nach Hause zurückzukehren, zurück in die friedliche kleine Stadt, die ihm so eng und erdrückend erschienen war und die ihm nun in ihrer Ereignislosigkeit wie das Paradies auf Erden erschien.
(…)
Laute des Schmerzes waren aus ihrem Mund gekommen, Tränen aus ihren Augen geflossen und an ihrem Gesicht heruntergelaufen, doch sie hatte kein Wort gesprochen, hatte nicht einmal versucht, seinen Schlägen auszuweichen.
(…)
Er hatte sein Kind an der Friedhofsmauer begraben müssen, dort wo die Ortsfremden beerdigt wurden, als wäre es das Kind eines Landstreichers, als wäre er keiner von ihnen. Sein Vater hatte in besseren Zeiten die Treppe ihres Rathauses gestiftet, er selbst war für sie an der Front gewesen, aber das schien nicht zu zählen, nein es zählte nicht. Er war eine Schande, ein Aussätziger, und sie hatten recht ihn so zu behandeln, obwohl sie das nicht wissen konnten.

Eines steht fest: Mich hast du mit dieser Geschichte beglückt. Kompliment.

PS: Die 2 Zitate am Anfang sind entbehrlich, denn diese Geschichte braucht keine Einleitung und auch keine Rechtfertigung.

 

Hallo Henning,

das ist mal ein Brett von Text, den du hier abgeliefert hast. Ein durchaus ambitioniertes Teil, das du hier ablieferst. Mit einigen Schwächen und einer ganzen Menge Stärken.
Zunächst einmal was Kritisches: Aus meiner Sicht hat der Text noch Kürzungspotenzial (witzig, dass gerade ich das sage, mit der längsten Geschichte in der Challenge ;)), aber an einigen Stellen uferst du ein bisschen aus, sprachlich übrigens sehr ansehnlich, aber für den Fluss der Geschichte ist es ab und an etwas hemmend. Das wiederum ist schade, weil die an und für sich spannend ist. Da würde ich an deiner Stelle einfach ab und an mal aufs erzählerische Gaspedal drücken.
Was ich sehr positiv herausheben möchte: Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, ja, da erzählt jemand, der mit Sprache umgehen kann, der sprachlich hier in der Geschichte ein Konzept hatte und dieses auch gut umgesetzt hat. Dadurch wird die ein oder andere Länge dann auch verzeihlich, weil es gut erzählte Längen sind.

Ein oder zwei Mal fiel es mir ehrlich gesagt etwas schwerer, den roten Faden zu behalten, was aber auch daran liegen kann, dass ich derzeit jede freie Minute dafür verwende, hier durch die Challenge-Geschichten zu rasen, um noch so viele wie möglich zu kommentieren. Insgesamt ist die Geschichte aber schlüssig erzählt, bestimmt nicht immer einfach, aber das meine ich nicht als Kritikpunkt. Im Gegenteil. Man merkt, dass du dir Gedanken gemacht hast, das Ganze – und auch das bitte als Kompliment verstehen – wirkt nicht wie ein Schnellschuss auf mich.

Zu guter Letzt: Ich würde mindestens eines der beiden Zitate am Anfang rausnehmen – eventuell sogar beide. Die Geschichte hat es nicht nötig, dass du sie dahinter versteckst. Es ist momentan ja ein bisschen in ein wichtiges, oder schönes Zitat einem Text voranzustellen, aber meistens ist das doch nur Zierrat, der gar nicht wirklich nötig ist.

Ich habe deine Geschichte gern gelesen, habe während des Lesen gemerkt, dass sie eigentlich noch mehr Aufmerksamkeit von mir verdient hätte, als sie es wegen des TdM-Drucks jetzt bekommen hat.

LG svg

 

Zunächst möchte ich mich für die langanhaltende Funkstille entschuldigen. Leider ist meine Freizeit viel zu knapp bemessen, daher bin ich nicht so oft hier, wie ich es gern wäre.
Vielen Dank für die hilfreichen Kommentare. Ich habe nun einige Fehler verbessert und das erste Zitat herausgenommen. Ich verspreche, über eine Kürzung zumindest nachzudenken. ;-)

LG

Henning

 

Hallo Henning,

das ist eine traurige, bedrückende Geschichte geworden, die du für den Wettbewerb eingereicht hast.
Es ist ohne Frage, eine gelungene historische Geschichte, inhaltlich habe ich jedenfalls nichts gefunden, was nicht auch tatsächlich so hätte sein können.

Eine ernste Geschichte, die mich anfänglich nicht recht mitnehmen wollte, aber zum Ende hin, ist es immer dichter geworden.
Du erzeugst im Grunde genommen mit dieser langen Geschichte fast denselben Effekt wie bei langen Romanen. Man gewöhnt sich von Seite zu Seite an die Protagonisten und am Ende sind sie Freunde geworden, deren Schicksal einem am Herzen liegt.
Solch einen Effekt erlebte ich auch hier, zumal du der Geschichte zum Ende hin deutlich mehr Schwung gibst.

Die Szene mit dem Flugzeug ist gespenstisch und spannend zugleich. Gut gemacht!

Womit ich allerdings hadere ist mit deinem Schreibstil. Du verwendest so eine umständliche Wiederholungsmethode in den Sätzen, dass ich immer dachte, für wen schreibt er denn da?
Diese Wiederholungen haben natürlich den Vorteil, dass du auch Begriffsstutzige mitnimmst.
Aber du bremst damit den Fluss der Geschichte.

In der Passage, in der du letztendlich nur die Gedanken des Protagonisten darstellst, wäre ich dir fast ausgestiegen, weil es sich sehr schleppte.
Ich erlaube mir mal, kurz daraus zu zitieren:

Er würde es ihr erlauben, würde sie nicht daran hindern, ihr Glück zu finden. Sie würde heranwachsen, würde an der Schule unterrichten, und er würde es stolz jedem erzählen, ob er es hören wollte, oder nicht: Seht, das ist meine Tochter! Und sie würde einen Mann finden, einen guten Mann, einen besseren, als er es für Marie war. Sie würde ihn nicht dazu brauchen, denn sie war klug, und doch würde er über sie wachen, würde jedem Verehrer tief in die Augen blicken. Er würde ihre Taten sehen können, so wie er seine eigenen Taten sehen konnte, wenn
Würde kommt darin derartig oft vor, dass man hibbelig wird.

An dieser Stelle zeigt es sich, was die Forderung "Show, don't tell", hier für ein Segen hätte sein können. Anstelle einer fast um sich selbst drehenden Figur, die in Gedankenkreisen steckt, hättest du versuchen können, Ausschnitte aus dem Familienalltag zu bringen.

Ich hatte am Ende der Geschichte den Verdacht, dass du extra so etwas verstaubt formuliert hast, weil du meintest, es sei der damaligen Zeiten angemessen. Vielleicht liegst du sogar damit richtig, aber ich habe ja nun nicht den Vergleich und mir hat es so nicht richtig gut gefallen.
Ich finde es schade, um all die Mühe, die du hattest. Die Geschichte hätte eindringlicher sein können, wenn die Formulierungen nicht so gebremst hätten. So sehe ich es.

Textkram, aber verdammt wenig davon:

Eine Woche die so unendlich wertvoll war, weil er Marie sehen, mit ihr reden, sie lie


. Eine Woche die so unendlich kurz war, denn sie endete

Ich würde in beiden Fällen vor dem "die" ein Komma setzen.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Lakita,

Du hast mich erwischt: Ich habe tatsächlich bewusst einen angestaubten Stil gewählt. Einerseits wollte ich damit Authentizität suggerieren, andererseits mag ich diese Schreibweise auch (zumindest wenn ich lese, das Schreiben in diesem Stil fiel mir relativ schwer).

LG

Henning

 

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