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L & R ll

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15.03.2008
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L & R ll

Rico kletterte die letzten Streben des metallenen Turmes hinauf. Von oben hatte er einen herrlichen Ausblick über die Brachlandschaft der umliegenden Industrieruinen. Er drückte seinen Körper eng an den kalten Stahl, spürte die angespannten Muskeln unter seiner Trainigsjacke. Die Fingerkuppen waren schon taub vor Kälte. Mit der Linken fingerte er einen Fotoapparat aus seiner Hose und machte eine Aufnahme von dem Schriftzug, den er mit knalligen Farben auf den mausgrauen Betonboden gepinselt hatte: Lotte, das ist für dich. Zeit und Gefühl.
Der Wind zerrte an seinen Anziehsachen und ließ die Hosenbeine flattern. Hier oben würde er schnell auskühlen, lange konnte Rico nicht bleiben.
Die Dächer der langen Lagerhallen waren teilweise eingestürzt, das meiste Metall war durchgerostet, hölzerne Bohlen und Dielen faulten. Wurzeln wölbten den Asphalt oder durchbrachen ihn sogar, Unkräuter schossen aus den Rissen im Beton, eine nackte Baumkrone lugte aus einer Halle heraus.

Rico blickte rundherum und saugte die Eindrücke urbaner Landschaft in sich auf, die an die schon so oft versprochene Apokalypse erinnerte. Das Alte Europa mit seiner zweitausendjährigen Tradition im Weltuntergang. Einige wenige mochten das Armageddon tatsächlich fürchten – Rico interessierte gerade eine andere Frage: Er würde gern die Gesellschaft aufschneiden wie eine Torte und aus dem Querschnitt ablesen, wie viele sich wünschten, alles hätte ein Ende. Die verrückte Reise einer überkomplexen Weltkugel, die volles Karacho über das Möbiusband der Gegenwart rollte und mit jeder Umdrehung mehr Fahrt aufnahm. Eine Dynamik, von der die Augen und der gesunde Menschenverstand sagten, sie wäre unmöglich.
Vernünftiges Verhalten in dieser Umwelt – Rico hielt es für möglich, aber nicht für nötig. Er sah sich noch einmal um, bevor er vorsichtig herunterkletterte und die Malutensilien versteckte, bevor er im Nieselregen nach Hause ging.

Ferrum. Lebensschichten. 29.11.2011

Am nächsten Tag ging er zum Media Markt und druckte das Foto aus, steckte das Bild in einen Umschlag und warf es in Lottes Briefkasten. Sie steckte mitten in einer umfangreichen Recherche und wünschte keine Störung, hatte sie gestern geschrieben. Er war sicher, sie würde sich bald wieder melden. Rico wusste, woran er bei Lotte war: Er hatte sie verstanden. Sie waren noch nicht lange zusammen, aber Lotte brauchte jemanden und er war da. Einfache Sache. Sie hatte schnell Nähe zugelassen und Vertrauen aufgebaut. In ihr war ein Vakuum gewesen und er hatte nichts weiter tun müssen, als den Platz auszufüllen. Ohne besondere Initiative seinerseits - es hatte gereicht, keine besonderen Fehler zu machen. Bald hatte er einen Vorschlag gemacht, den er jeder Frau nach einer Weile machte. Von dem abhing, ob er blieb oder ging; je nachdem, ob sie darauf einging oder ihn ablehnte. Lotte hatte sich darauf eingelassen. Sie war sogar begeistert gewesen von der Aussicht, Spiele zu spielen. Verschiedene Spiele, manchmal wilde Spiele, aber mit klaren Regeln.
Rico kaufte sich am Hauptbahnhof einen Macchiato (Cap & Mac 3 Euro), trank ihn im Stehen, scannte die vorbeieilende Masse und musterte ein paar Menschen genauer, die wegen ihres Gangs oder sonst einer Besonderheit sein Interesse weckten.
Er skizzierte den Lebenslauf eines großen, breitschultrigen Mannes mit mächtigem Schnauzbart, der in einer seiner Schaufelhände eine abgewetzte Ledertasche trug. Und spann den Faden weiter, erschuf eine kleine Familie um den Vierschrot, und brachte ihn dann in eine Situation, in der der Mann mit der Ledertasche zwischen seinem Leben und dem seiner Liebsten wählen musste. Heute entschied sich Ricos Figur ausnahmsweise dafür, das Leben der anderen zu retten, dafür ließ Rico die Figur einen besonders langsamen und ekligen Tod sterben. Dann bestellte er noch einen Mac. Samstag, irgendein Advent.

Nacheinander riefen Vater und Mutter an, wie stets am Samstag zwischen achtzehn und zwanzig Uhr. Rico versuchte die Gespräche knapp zu halten, ohne unhöflich zu sein, und zog danach los. Ein wirklich freies Leben könnte man erst führen, wenn alle nahen Verwandten tot wären. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Lebensführung immer auch von Rücksicht auf das eigene Fleisch und Blut geprägt. In Ricos Augen wogen die finanziellen und sozialen Vorteile, einer Familie anzugehören, diese Fesseln nicht auf. Aber daran ließ sich kaum etwas ändern, manche Situationen mussten ausgehalten werden. Er packte seine Nikon ein und ging in den leichten Schneefall hinaus, um eins der szenigen Quartiere auf Bilder abzusuchen. Da war die Hoffnung, auch in diesem Winter clevere streetart nachweisen zu können.
Zwischen dem vierten und fünften Foto bekam er eine SMS. Anscheinend war Lotte nähebedürftig, sie erwähnte es mit keinem Wort, aber ihr Ton verriet sie. Wenig später kündigte der doppelte Piepton eine weitere Nachricht an. Die war schlichter gehalten: Du musst kommen, jetzt.
Ruhig Blut, schrieb er zurück und stapfte durch den Matsch hinter einem Gebüsch, um ein Anti-Atom-Graffiti abzuknipsen. Von denen könnte er fast eine 2011er-Serie präsentieren. Dieses war das vierzehnte Motiv. Ein Typ in Nadelstreifen und Gasmaske, der auf einem Fass mit dem Warnzeichen saß und Scheine zählte. Knips.
Auf dem Rückweg breiteten sich Kribbeln und Wärme knapp über seinem Geschlecht aus. 'Scheiß auf ruhiges Blut', dachte er, während die Flocken auf ihn fielen. Morgen ist ein Gerücht, Lust will gelebt werden.

Totalste Geilheit.

Ihr Zimmer mit den klassischen Schwarzweiß-Kontrasten. Das Doppelbett, der schlankbeinige Schreibtisch, die aufgeräumten Flächen: transparente Freundlichkeit. Ein wohlgeordnetes Leben, in dem alles seinen Platz hatte, in dem es nichts zu verbergen gab.
Lotte hatte mehrere Socken übereinander angezogen, das gehörte zu ihrem Wohlfühlritual. Er begrüßte sie mit einem schnellen Kuss und setzte sich auf den Rand des Bettes, ließ sich heiße Schokolade machen und hörte mit einem Ohr: von einer niedlichen Schildkröte, die Lotte im TV gesehen hatte und die sie gerne als Haustier hätte. Geplapper, wie süß.
So kannte er Lotte bisher nicht, sie senkte ein weiteres Schild. Rico spürte die Kälte des Fußbodens in seine Füße kriechen und das Getränk Kehle und Magen wärmen. Er überlegte, wie sich ihre Haut unter diesem unförmigen Jogginganzug anfühlen würde und machte einen Witz über Schildkröten, als er den Kakaobecher abstellte. Sie lachte nicht, was ihm gefiel. Wahrscheinlich war es ohnehin ein schlechter Witz gewesen, er wusste nicht, wie gute Witze gehen.
Zwischen den ersten beiden Küssen bedankte sie sich für das Foto. Erst wusste er nicht, wovon sie sprach, und später, als es ihm einfiel, sagte er nichts dazu. Sie spielte mit seiner Zunge, schob seine Hand beiseite. Warum zierte sie sich jetzt, nachdem er sofort hatte kommen sollen?
Er tat als ginge er auf das Spiel ein, nutzte aber die erstbeste Gelegenheit, ihre Rechte mit den Handschellen, die an der eisernen Querstange befestigt waren, ans Bett zu fesseln. Er zog in wenigen Sekunden die Jogginghose über Arsch und Knöchel herunter. "Du willst spielen", sagte er, "okay."
Lotte strampelte und schlug mit ihrer freien Hand nach ihm, ihr Gesicht war gerötet, die Augen blitzten wütend, als er ihr ins Gesicht blickte. "Du brauchst nur 'Stopp' zu sagen", erinnerte er sie, "dann höre ich sofort auf. Das weißt du." Sie reagierte nicht, wehrte sich aber weiterhin, wehrte sich erfolgreich dagegen, dass er ihren Slip auszog - sie erwischte ihn mit dem Fuß an der Schulter und trat Rico vom Bett. Wegen der Heftigkeit des Tritts bekam er den Eindruck, ihre Wut wäre echt, aber möglicherweise war sie auch nur gut gespielt. Jedenfalls war sie in dieser Position, mit einem gefesselten Arm, kein Gegner für ihn.
Rico schob ihren Pullover hoch und stülpte ihn über ihr Gesicht, hockte sich über ihren Oberkörper und fesselte den freien Arm mit dem Ärmel an die Stange. Er zerriss den Slip, damit sie ihn nicht wieder vom Bett treten könnte, drückte ihre Beine auseinander und spürte die erwartete Feuchtigkeit an seinen Fingerspitzen. Sie wäre nicht erregt, wenn sie es nicht wollte, dachte er, und öffnete schnell seine Hose. Beim Eindringen verkrampfte sie, und er hätte sie fast erneut erinnert, dass sie nur 'Stopp' zu sagen bräuchte.
Nach dem Akt starrte sie schweigend an die Zimmerdecke. Ihre Rechte hing weiter in der Handschelle, obwohl die längst geöffnet war. Rico fragte, warum sie schwieg. Lotte antwortete nicht.
Er stellte sich in Shorts ans Fenster, öffnete es und rauchte eine. Diese eine Zigarette hatte sie ihm in ihrem Zimmer, das ein Nichtraucherzimmer war, gestattet. Und mehr als diese Zigarette hatte er in ihrem Zimmer nie zu rauchen begehrt; er hatte Regeln und Grenzen stets respektiert. Sie hätte nur etwas sagen müssen, dachte er und zitterte, als der über seine Haut streichende Winterwind den dünnen Schweißfilm trocknete.

Ferrum Ground Control.

Sie sprach immer noch nicht. Starrte an die Decke, lag seltsam verdreht da, wie eine Puppe. Es sah unbequem aus. "Du bist jetzt vielleicht lieber allein, oder? Ich gehe noch mal los." Rico zog sich schnell an, gab ihr noch einen Kuss auf den Mund, den sie nicht erwiderte, und schloss leise die Tür hinter sich.

'Wir leben in einer großartigen Zeit', dachte Rico, als er zufrieden unter Lichterketten und an hell und warm erleuchteten Weihnachtsmarktbuden vorbei lustwandelte; an einem Glühweinstand blieb er stehen und trank einen Becher mit Schuss. Er kam mit einem Mann ins Gespräch, der allein zu sein schien, ein Handelsreisender für hochpreisige Haushaltswaren, der Rico zwei weitere Becher bezahlte, damit der sich seine Geschichten anhörte.
Mit den ersten schwankenden Schritten vom Stand weg fiel Rico auf, dass er ganz schön einen im Turm hatte. Es begann zu schneien. Nach kurzer Zeit war sein wollener schwarzer Kurzmantel weiß. Rico zog die Handschuhe aus, um die Flocken auf der Handinnenseite spüren zu können.

 

… aber ich fände es wünschenswert, wenn man die nach dem Lesen erst mal zu vergessen versucht, und bei den Punkten ansetzt, die der Text bietet.
Moin Kubus, danke für den Rat, aber ich lese jede von mir kommentierte Geschichte im Abstand von ein oder zwei Tagen noch einmal und mache mir durchaus meine Gedanken, bevor ich anfange zu schreiben. Tut mir leid, wenn dir mein Geschreibsel so nicht gefallen hat, aber das scheint mir nicht der Sinn von Kritiken zu sein. Wenn ich der Meinung bin, dass ich etwas vermisse an einem Text, schreibe ich es auch.

1. klingt dein Einwand nach einem moralischen …
Häh? Unabhängig davon, dass mir Moral nicht per se schlecht zu sein scheint, war es so nicht gemeint.

2. würde ich mir das zehnmal überlegen, bevor ich eine Vergewaltigungsszene aus der Sicht einer Frau schreibe, das ist ein einziger Fallstrick.
… habe ich auch nicht so gemeint. Aber Lotte erschien mir völlig farblos. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt, kann sein.

die gehören aber zum Erzähler, der hier fast nicht von Rico zu unterscheiden ist, wenn Rico etwas denkt, ist das ja gekennzeichnet.
… das Rico das nicht denkt, war mir schon klar. Ebenso, dass der Erzähler „fast nicht von Rico zu unterscheiden ist“, da ansonsten mein Lob keins gewesen wäre. Was sollten die weltanschaulichen Gedanken sonst hier – sie wären überflüssig.

Herzlichst Heiner

 

Grüß Dich, Kubus!

mich würde mal interessieren, ob der Weltuntergang bei anderen Kulturen ebenfalls so präsent ist, wie bei uns.
Klar doch. Die angetippte indianische Kultur waren die Anasazi, deren Pueblo heute noch im Gran Canyon besichtigt werden können. Die Sintflut hat vermutlich am Schwarzen Meer stattgefunden und kam mit den Flüchtlingen in alle vier Himmelsrichtungen. Ragnaröck ist mythisch überhöht, das Nibelungenlied heute noch präsent (doppelter Untergang der Burgunder unter den Nachkommen des Gibica und Anverwandter 437 (Rhein) und 100 Jahre später (Rhone) usw.

Verlangsamung wäre ein Mittel, später am Ziel anzukommen ...

interessant! ist das im Ruhrgebiet üblich, oder war es das? ich hörte es in Essen, aber ich dachte, das wäre eine Eigenart der Ma meines Freundes.
Ethnologie des Ruhrgebiets, wir laden mal Levi-Strauss ein ... Sind keine Einzelfälle.

Gruß und schöne zweite Wochenhälfte,

Friedel

 

@Annachron

Weiss gar nicht ob das so psychopathisch wäre- wir Menschen sind seltsam und ambivalent in unseren Empfindungen. Es wäre jedenfalls spannender als der jetzige, sehr vorsichtige und unnötig gefällige Schluss.

spannender, auf jeden Fall. immer noch reizvoll, die Variante.

du bist doch die Schwester von Anna Lyse - sag ihr bitte, dass sie den Fünfer auf jeden Fall noch kriegt. ist gerade leider knapp, aber sobald ich flüssig bin, meld ich mich.

ey yo Lollek!

Mir gefällt die Geschichte gut. Das erste Kapitel erzeugt Stimmung. Die Umgebung passt zu Rico; die kaputte Welt, das Kalte, das Industrielle um ihn herum. Das passt zu seinem Charakter. Flutscht, passt. Die Sätze gefallen mir, die sind einfach zu lesen und erzeugen Bilder.

flutscht, passt. so soll es sein. ich habe den Anfang aber schon ein bisschen zusammengestrichen, zB die Fragen, die JoB bemängelte. sogar schon bevor sie darüber meckerte. ich find nur die Textdatei nicht, sonst hätt ichs schon gepostet.

Empfinde ich als gelungene Charakterisierung. Der letzte Satz hat Kraft in diesem Zusammenhang:

ja, das sind die Gegensätze, die im besten Fall Kraft durch die Spannung erzeugen, in der sie stehen.

aber man kann es trotzdem beim ersten mal lesen verstehen, das ist mir persönlich wichtig.

du weißt aber schon, dass man normalerweise nicht jeden Satz und jedes Wort lesen und verstehen muss - wenn es nicht allzu viele Sätze sind, kann man auch einfach weiterlesen.

Da hats mich bisschen rausgehauen. Warum wundert er sich darüber, dass sie seine Hand wegschubst? Er rechnet doch mit so einem Spiel. Da müsste er doch eher denken, ja, jetzt gehts los.

wir scheinen alle verschiedene Vorstellungen von diesem Spiel zu haben. also meine ist zB, dass die Spiele alles mögliche sein könnten und alle möglichen Bereiche umfassen, die müssen nicht sexueller Natur sein, und es muss auch nicht jedes Mal gespielt werden. wenn so ein Spiel jedes Mal den gleichen Ablauf hätte, dass sie bspw kokett ist und sich ziert, und er sie daraufhin stets dominiert, wäre ja der Sinn des Spiels, Abwechslung und Spannung zu erzeugen, nicht mehr vorhanden.

hier ist sie in Fahrt, sie ist nicht ängstlich, Lotte schlägt und ihr Blick ist wütend. Dann könnte sie doch auch stopp brüllen, dachte ich da.

kennt das hier niemand? dass man vor Wut oder Angst nicht reden kann? dass man schlagen und laufen kann, aber kein einziges Wort rausbekommt. so etwas gibt es, und das wäre eine mögliche Erklärung für ihr Schweigen in dieser Situation, und die von mir, pssst, intendierte.

Das ist hart, aber ich finde diesen Moment gut beschrieben.

ich finde, in gewissen Momenten muss Literatur hart sein können. deine Stories haben meistens auch harte Stellen, obwohl auf eine andere Art natürlich.

Aber das Wort begehrt stört mich. Passt mir nicht zum Ton.

ich würde gerne so viel wie möglich vereinen. lyrische Elemente mit prosaischen, Fachsprachen mit Slang, bedrohte Wörter mit fancy Neusprech. das Schreiben hier mit den Rückmeldungen ist eine Möglichkeit, meine schreiberischen Ansprüche und Wünsche mit denen der Leser abzugleichen und eventuell anzupassen.

Das wäre mein letzter Satz.

ja, ist angekommen. Mal sehen. :)

Grüße!

Rice-Cube

 

Anakreon,

Eine schwerwiegende Frage, die du da aufwirfst, da der Begriff Kubisch sowohl von der Mathematik als auch von der Kristallographie synonym für Kubus bereits beansprucht wird.

lasst mich ein halbes Jahr in einer Welt leben, in der ich solchen Fragen volle Aufmerksamkeit widmen kann!

„Le sacre du printemps“ von Igor Strawinsky und „Parade“ von Erik Satie

Erik Satie hat starke Sachen. Inspirator von AFX Twin.

Insofern musst du meine kubistische Deutung als ein Akt von Willkür verstehen, gehöre ich doch nicht dem Kreis erhabener Kritiker vor eigenen Gnaden an

stelle ich mir gar nicht so einfach vor, ein faires Urteilsvermögen zu erhalten, wenn einem alle zu huldigen scheinen. da haben die Granden auch unser Mitgefühl verdient.

Aber das ist doch auch gut so, viele schöpfen ihre Grenzen nie aus und sind dann um diese Erfahrung ärmer.

das war wie allein im Gebirge wandern, herrliche Aussichten und Höhenluft, da gab es so einiges zu entdecken. und da ist noch viel mehr, aber je weiter man läuft, desto größer die Gefahr sich zu verlaufen. wenn man ein Ziel erreichen will, ist es enorm wichtig, sich zu fokussieren. wird schwierig, sich wieder mit dem wenigeren zufriedenzugeben, wenn ich mich hinter den alten Grenzen neu einrichte.
es wäre schade, wenn der reiche Fundus an verschiedenen Stilen und Stilmitteln brach läge. ich will ja auch gern zeigen, was man machen kann, wieviel Spaß es machen kann, neue Sachen auszuprobieren. wider die Monokultur auf KG.de.
es ist echt krass, wie hier bisweilen längst erprobten Konzepten ihre Existenzberechtigung abgesprochen wird. keine Ahnung, wofür so etwas gut sein soll.
und selbst wenn meine Geschichten die Leute nicht überzeugen, reichen sie mglw immerhin aus, den Leuten zu zeigen, dass es auch anders geht. man bescheidet sich ja im Laufe der Zeit, was ganz eigene Vorteile hat.

woher du die Empfindungen meiner Frau so genau kennst.

:)

Kubus

Hallo Quinn,

Da dieser Mann und das Foto - da dachte ich, es läuft alles auf was hinaus, dann fing das mit diesem ... ja, ich fand so ein bisschen Baby-SM, keine Ahnung, es fing dann damit an. Und ich hab das beiden Figuren nicht geglaubt, das war sowas um der Pose mehr. Die ganze Idee ist dann für mich verrutscht.
Das war so ... ich weiß nicht, ich hab das Gefühl, der Erzähler macht da immer auf dicke Hose. Wenn er so sagst Ja, ich stell dann immer die Frage. Und wenn sie sagt "Nein" ,dann bin ich sofort weg! Das glaub ich ihm einfach nicht. So kommt der für mich nicht rüber, und auch der Sex -die feuchte Mitte, oder was da ist, das ist doch keine Obsession. Also man entscheidet sich doch nicht auf SM zu stehen, das muss einem doch irgendwas geben.

ich verstehe nicht, was du nicht glauben kannst, was für dich verrutscht und was es hier bedeutet, wenn du den Erzähler dicke Hose machen siehst.

als SM ist das Zweierding nicht angelegt, sondern ganz offen, als Spiel.
es ging mir um das bewusste Einlassen auf ein Spiel mit offenem Ausgang, das einem als unbefriedigend erlebtem Leben einen Reiz verleihen soll, oder einem Leben, wie im Fall von Lotte, in dem eigentlich alles passt, noch einen zusätzlichen Kick.
Ricos Seite ist der Typ, der den Eindruck macht, das gleiche zu suchen, dem es höllisch leicht fällt, den gewünschten Eindruck zu vermitteln, der aber innerlich ganz anders drauf ist, kalt und fast ohne Empathie. der einen Hang zu Grausamkeit hat. das sind die Figuren, kurz gesagt.
und die Geschichte ist für mich um die Situation auf dem Bett aufgebaut. was geschieht da - warum sagt Lotte nichts? ist es in Ordnung, dass Rico seinem Impuls, sie ein weiteres Mal zu fragen, ob er aufhören soll, nicht nachgab, weil er Regelkonform handelte?

dass sich beide Figuren in dieser maximalen Freiheit so spiegel, dass man kaum noch reden muss, sondern dass es dann reicht, eine poetische Geste zu machen (Das Foto) und dann gibt es diese dosierte Nähe (der Sex) und dann ist es wieder vorbei.

das ist sehr interessant

Aber dann so der Nachschlag "Du hast mich verletzt" ... der Dialog, ich weiß nicht. Es ist natürlich schon aufregend auch, einem Autor zuzusehen, wie er nach dem Thema sucht, aber es ist auch eine etwas hohle Leseerfahrung, finde ich.

das nimmt natürlich Spannung raus, aber ich fand das trotzdem erzählenswert, weil sie da ihre Hilflosigkeit beschreibt, jetzt mal konkret eine Situation, die aus dem Ruder gelaufen ist, zu bewerten und dann auch zu handeln. und weil er da zum Schluss, wenn da so die Vergewaltigung im Raum steht, zeigt, auf welche Art und Weise er das durchdacht hat.
er profiliert das. was man ohnehin schon in ihm gesehen hat.
sie erweist sich als schwach in dieser Situation, aber okay, sie ist wirklich sehr blass. das ist wohl weder eine Bestärkung noch eine Verneinung eines vorherigen Eindrucks.

Und dass dieser freudlose Akt da, wirklich Befriedigung verschafft, das glaub ich ihm nicht. Wenn man eine sexuelle Obsession in die Mitte so eines Textes stellt, dann muss man das auch thematisieren.
Ich hab das Gefühl bei diesem Text, dass die Figur an etwas leidet, aber dass das Leiden zu banal ist und eigentlich gar nicht interessiert. Um was geht's denn bei Beziehungen? Um Nähe.

Eine andere Sichtweise sagt: Um Macht in dem Moment.
und das ist nicht der Falke in meiner Geschichte, Quinn, hier sind die Lebensschichten ungefähr so dargestellt, wie Rico sie empfindet: Nebeneinander, fast gleichgestellt. Ein abwechslungsreicher Tag, und in der Abfolge der Ereignisse war eins, das etwas Nachbearbeitung in Form zweier Telefonanrufe erforderte, das wäre für ihn das besondere daran.

ich hab das Gefühl, die Geschichte hat Schiss vor dem eigentlichen Stoff, vor dem Kern. Ich hab nicht das Gefühl, die Geschichte setzt sich mit dem Stoff wirklich auseinander, sondern verflüchtigt sich dann in der Peripherie.
Ich weiß nicht, ob dir der Kommentar hilft, es ist ja keine Stil- oder Strukturkritik, ich les mal die anderen Kommentare jetzt, vielleicht hab ich einfach was übersehen oder ich hab keine Ader dafür.

auf die Art, mit der du mir gegenüber trittst, ist Verlass. ich fände es ganz hilfreich, wenn du bei so was wie Versatzstücken oder auf dicke Hose machen, Beispiele mitliefern würdest. sonst sitz ich da und überleg, was könnte Quinn jetzt gemeint haben. könnte ja immer viel sein, du weißt. dass die beiden keine Komplimente in dem Kontext sind, ist schon klar, aber es wäre nur fair, wenn ich konkrete Anhaltspunkte hätte, dann könnte ich mich gegen die Kritik auch zur Wehr setzen bzw meine Sicht darlegen ...

diese periphere Wahrnehmung, dies Gefilterte und Ästhetisierte gehört zu den Figuren und der Atmosphäre, und auch zu dem Kernproblem. warum schweigt sie denn?
ich will die Sache hier aber nicht großreden, das ist eine verhältnismäßig kurze Geschichte, die ich für interessant genug hielt, sie hier zu posten. trotz Ungleichgewicht unterhaltsam mit etwas Inhalt, mehr nicht.

Grüße
Kubus

He Asterix,

Zwei Großbuchstaben direkt nacheinander scheint die Forensoftware zu verweigern.

das war also das Problem. danke fürs Lösen und Verschieben. :)

MissesJoB,

du haust da manchmal so Sachen raus! ich denke, du hast einen außergewöhnlich guten Blick für die Geschichten anderer und einen mittlerweile sehr interessanten Strich bei den eigenen. so.
aber manchmal habe ich den Eindruck, du verwechselst Geschichten wie fast alle hier mit dem Sozialkundeunterricht. mich interessiert, was du von einer Figur hältst, die so etwas denkt. was soll ich mit so einer Frage anfangen, ob man so etwas von sich denkt? es steht da - entweder glaubst du das nicht, oder du hältst ihn für so und so, und das findest du gut, weil, oder schlecht, weil. Alder. :D

'König einer untergehenden Welt', dachte Rico.
Das ist für mich kitschige Poesie, aber wichtiger ist hier: denkt man so von sich? Okay, vielleicht ist ja Rico überheblich und bisschen größenwahnsinnig und meint, alles durchschaut zu haben und alles unter Kontrolle zu haben. Ich finde es trotzdem grenzwertig sowas von sich zu denken.

ursprünglich stand da was wie "Bei sich gedacht, machten ihn solche Sätze groß und weit, Kitsch wurden sie erst, wenn er sie mit anderen teilte." und die Geschichte war drei Mal so lang. so viel zu deinem Blick. Respekt

Mag sein, dass es Geschmackssache ist, aber ich kann so Landschaftsbeschreibungen überhaupt nicht ausstehen, erst recht nicht, wenn sie ganz am Anfang gesetzt sind.

ich bekam irgendwann durch japanische Literatur Freude an Landschaftsbeschreibungen, an dem Gefühl, das man bekommt, wenn man Bücher liest, die viel sehen und beschreiben, die so einen zarten, leicht melancholischen Ton haben.

Was sagt uns jetzt diese Beschreibung, da war mal ein Industrieviertel oder Gebiet, die Rest sind lange nicht beseitigt und mit diesen Resten machen Kamikazekünstler street art, von der kritischen Sorte und Rico pinselt da einen Liebesbeweis an den bröckeligen Mauern. Droht da echte Gefahr, also setzt er sich in Gefahr aus, um seine Liebe zu beweisen, gut, das Dach könnte einstürzen, aber es ist doch wirklich minimal gehalten.

das ist ne Möglichkeit

diese ständige westliche Angst vor einem Untergang, aber es ist so halbwarm gehalten, so bisschen auch hochnäsig, so ein: ich hab alles durchschaut, aber das, was die Figur durchschaut hat, findet man in jedem x-beliebigen Blog, der sich mit gesellschaftskritischen Themen befasst.

eyh Jo, lass das mal stecken. es geht mir nicht darum, mit möglichst originellen Gedanken zu punkten. schon klar, dass ich hier keine Tontafeln aus den Wolken reiche. das ist eine Figur, die sich mit Themen beschäftigt, die ich interessant finde, Überraschung, und die so drauf ist, wie es zufälligerweise zu einer Figur passt, die in dieser Bettszene eine bestimmte Entscheidung trifft. die Dinge passen hier zusammen, und ich wundere mich gerade, dass du das nicht siehst

Wahrscheinlich hast du gerade keine Ahnung, wovon ich spreche.

:D

bestimmt nicht der Untergang Euroopas. :P Also bitte. Wann spricht oder denkt man über solche Themen nach, wenn man im Freundeskreis ist, sich bisschen wichtig machen will oder ein Buch über dieses Thema liest, aber nicht, wenn man auf einem maroden Gebäude steht und der Freundin einen Liebesbeweis erbringt.

verstehe, da ist was dran. hier liegt ein bisschen zu viel Gewicht drauf, wie Fliege meinte, dieses Ungleichgewicht. das Thema an sich ist nicht so abwegig, wie du in deiner jugendlich-spießigen Weltsicht glaubst. :butt:

*dieser hässliche Smiley*

du hast Recht!

Und was ist ein ekliger Tod für Rico? Mit so Details werden deine Figuren lebendiger, es ist zwar nur ein Passant, aber wenn du dir da schon keine Mühe gibst und immer so abstrakt bleibst. Ja, pff, dann kann der Absatz auch weg. Das einzig Interessante an dem Absatz ist, dass der Mann Schaufelhände hat und Rico sich gerne mit anderen beschäftigt als mit sich. Kann ich verstehen, das spart Nerven, aber ich will unbedingt diesen Rico kennen lernen. Auf einer reinen platonisch-literarischen Ebene.

platonisch-literarisch ist süß
ja, stimmt, der Absatz könnte weg. da steckt nichts drin, was nicht woanders auch drin steht, aber ich fand den ganz angenehm zu lesen, und er passt schon ins Bild. du mit keine Mühe geben und abstrakt bleiben, das klingt wie die goldene Regel aus Malen nach Zahlen.

Das ist doch krass, sowas zu denken und zu fühlen. Und wenn man dann als Autor konsequent sein will, dann muss man das auch zeigen.

ich verstehe nicht, was zeigen. willst du ein weiteres Telefongespräch oder was? und dann ist man konsequent, wenn man das Benannte noch mal dialogisch durchkaut

Aber gut, wenn die immer nur wilde Spiele gespielt haben … tja, aber ich weiß ja nicht, wie das sonst mit denen abläuft, ich kann das nicht beurteilen, inwiefern wer sich komisch oder daneben benimmt.

das kann ich endlich mal voll nachvollziehen, also als Kritikerkommentar in Bezug auf die Spiele.

Ich kann jetzt tausend Möglichkeiten durchgehen, warum sie nicht Stopp gesagt hat, warum sie ihn statt dessen schlägt, warum er das nicht sieht, usw. usf. Es wäre aber schon nett gewesen, wenn du vorher etwas über ihre Beziehung gesagt hättest. Es reicht nicht zu sagen, dass sie sich darauf einlässt, vielleicht wollte sie das auch mal probieren, vielleicht wollte sie nicht prüde wirken, sondern total abenteuerlustig, vielleicht dachte sie, sie würde den Typen verlieren, wenn sie nicht einwilligt, aber mit einem Vielleicht gebe ich mich nicht zufrieden.

hm, ja, okay. das ist gut

Du gönnst irgendwelchen Industriebeschreibungen zwei, drei Absätze, und wenn es dann darum geht, die Beziehung zu beschreiben, dann geschieht das in ein paar Nebensätzen und wenn dann die Bombe platzt, die Figuren sich da Vorwürfe an den Kopf werfen, da gehst du dann raus. ... Und wichtiger ist natürlich, was davor war, wie die sich kennen gelernt haben, wie sie auf das 'wilde Spiel' gekommen sind, wieso er so eine Befriedigung daran findet. Ach, da fehlt so viel, finde ich.

das mit dem Ungleichgewichtet sehe ich auch so, das arbeite ich nach. aber dass eine KG mittendrin beginnen und kurz danach wieder aufhören kann, ohne Einleitung Mittelteil Schluss, komm schon Jo, darüber reden wir nicht, oder? ich verstehe das mal als persönliche Vorliebe

Und sein Lösungsvorschlag ist dann, die Welt untergehen zu lassen und dann eine neue Gesellschaft mit neuen Wertvorstellungen aufbauen. Dabei wäre Rico der erste, der verschwinden müsste

hehe, das ist so gut! steht das andere da wirklich drin, oder hast du das von irgendeinem studentisch-revolutionären Treffen mitgebracht? mit kaputt machen und neu bauen.

Ich finde die Figur interessant, weil sie so paradox ist, einerseits kritisiert er den Wandel in der Welt und in der Gesellschaft, andererseits ist er das Produkt dieser kalten Welt, er besitzt weder Zeit noch Gefühl, um es Lotte zu geben, auch wenn er es ihr quasi verspricht. Das interpretiert sie offenbar falsch, sie meint eine andere Seite von ihm entdeckt zu haben und öffnet sich ihm. Rico ist 'ne heiße Luftblase, sonst nix.

das sehe ich anders. eine Luftblase ist ein anderer Typ, Rico ist ein bisschen zu kalt und glatt und böswillig für eine Blase. aber ansonsten gehe ich mit, und interessant find ichs auch

Ich geh jetzt auch ein wildes Spiel spielen, PS3. Yeah!

aber an die Regeln halten bitte

Dank euch,

Kubus

 

Alter, du sprichst hier Sozialkundeunterrichtthemen an und wehrst dich, wenn ichs auch tu, und wo hab ich das getan. Pff.

mich interessiert, was du von einer Figur hältst, die so etwas denkt. was soll ich mit so einer Frage anfangen, ob man so etwas von sich denkt? es steht da - entweder glaubst du das nicht, oder du hältst ihn für so und so, und das findest du gut, weil, oder schlecht, weil. Alder.
Ich finde ihn unglaubwürdig. Man sollte sich drei mal überlegen, ob man seinen Figuren so etwas Lächerliches sagen lässt. Es passt doch gar nicht zu der Figur, weißt du, wer das sagt? Leonardo DiCaprio als Jack in Titanic. :P "Ich bin der König der Welt!" Nicht gesehen? Pech.
Ist mir schon klar, der Autor hat die Gewalt über seine Geschichte, kann die Figuren so handeln und denken lassen, wie er will. Wenn man das nicht könnte, dann wäre das Schreiben ja auch super langweilig.
Ich will mich auch nicht an diesem Satz aufhängen, ich sag nur, woran ich denke, wenn ich so etwas lese/höre.
eyh Jo, lass das mal stecken. es geht mir nicht darum, mit möglichst originellen Gedanken zu punkten. schon klar, dass ich hier keine Tontafeln aus den Wolken reiche. das ist eine Figur, die sich mit Themen beschäftigt, die ich interessant finde, Überraschung, und die so drauf ist, wie es zufälligerweise zu einer Figur passt, die in dieser Bettszene eine bestimmte Entscheidung trifft. die Dinge passen hier zusammen, und ich wundere mich gerade, dass du das nicht siehst
Ich lass gar nix stecken, das denk ich halt über diesen Text. Deine Figur beschäftigt sich mit Themen, die du interessant findest oder die die Figur interessant findet? :D
Ich finde, die ersten Absätze gehören nicht zu dieser Geschichte, ist so. Das sind Themen und Gedanken, die man in Sachtexten findet, die literarische Verarbeitung ist minimal.
Wieviel Absurdität verträgt die Weltgesellschaft?
Huxley hat das in seinem Brave New World gezeigt. Und du fasst das in eine Frage zusammen. Was will ich lesen, wenn ich die Wahl hätte. Einen coolen Roman, der mir die Absurdität der Weltgesellschaft zeigt oder eine Kg, die diese Frage stellt? Hmm.
Und ist es möglich, in dieser nach Untergang stinkenden Zeit, nicht dekadent zu sein, sondern nach Werten und Prinzipien zu leben?
Ich kann halt nix damit anfangen, nicht thematisch oder inhaltlich, sondern in so einem literarischen Text. Und genau bei solche Stellen habe ich das Gefühl, die Figur wird dafür missbraucht, die GEdanken des Autors zu transportieren. Das ist nicht verwerflich, das machen wir ja alle, aber man sollte das verarbeiten, der Leser sollte nicht merken, dass es vom Autor ist, sollte viel subtiler sein, nicht so direkt vom Autor in die Fresse des Lesers, sondern über Umwege in die Fresse. :P Aber das ist dann wohl wieder Malen nach Zahlen.
das Thema an sich ist nicht so abwegig, wie du in deiner jugendlich-spießigen Weltsicht glaubst.
lol
ja, stimmt, der Absatz könnte weg. da steckt nichts drin, was nicht woanders auch drin steht, aber ich fand den ganz angenehm zu lesen, und er passt schon ins Bild. du mit keine Mühe geben und abstrakt bleiben, das klingt wie die goldene Regel aus Malen nach Zahlen.
Ich find ja auch, der Absatz sollte bleiben, der Absatz sollte trotzdem entweder interessant zu lesen sein, also rein stilistisch, oder etwas über die Figur verraten oder die Handlung weiterbringen.
Ich hab dir gesagt, dass ich die Schaufelhände interessant finde und für weiteres solltest du dir, was cooles überlegen, aber ... Malen nach Zahlen.
Versuch mal nach Zahlen zu malen, wenn du das beherrschst, dann werde ich nie wieder bei deinen Geschichten dazwischenrufen.
das mit dem Ungleichgewichtet sehe ich auch so, das arbeite ich nach. aber dass eine KG mittendrin beginnen und kurz danach wieder aufhören kann, ohne Einleitung Mittelteil Schluss, komm schon Jo, darüber reden wir nicht, oder? ich verstehe das mal als persönliche Vorliebe
Ich hatte beim ersten Lesen das Gefühl, du hast da zweidrittel der Geschichte vergessen zu posten, weils so abrupt aufhört. Da wo die Geschichte anfängt interessant zu werden. Wenn es darum geht, dein Thema zu thematisieren, wie gehen die jetzt mit den Folgen um. Aber damit geht man ja gar nicht um, das sind ja Teile eines spannenden Spiel, so fertigt ja dein Prot. nicht nur die Silke ab sondern auch den Leser. Die Geschichte ist für mich nicht rund, unfertig, und wenn das beabsichtigt ist, wovon ich stark ausgehe, dann muss diese Geschichte auch in seiner Unrundigkeit rund sein, find ich.
hehe, das ist so gut! steht das andere da wirklich drin, oder hast du das von irgendeinem studentisch-revolutionären Treffen mitgebracht? mit kaputt machen und neu bauen.
Ich treffe mich nicht mit so Säcken, die grün wählen aber sozial fdp eingestellt sind.
Ich meinte das in der Geschichte gelesen zu haben, weil da von Prinzipien und Werten und Weltuntergang die Rede war und ich das alles vor dem Hintergrund der ganzen dystopia-Romanen gelesen habe. (Das Gefühl hab ich öfters bei deinen Geschichten, die erinnern mich so bisschen von der Einstellung her an diese Romane, aber dann ist das doch irgendwie ironisch gemeint und ich kann den Prot dann nicht ernst nehmen und hab das Gefühl, du hast ihn nicht ernst genommen, aber dass ich damit falshc liege, haben wir bei deiner Orwell Geschichte schon geklärt.)
das sehe ich anders. eine Luftblase ist ein anderer Typ, Rico ist ein bisschen zu kalt und glatt und böswillig für eine Blase. aber ansonsten gehe ich mit, und interessant find ichs auch
Luftblase in dem Zusammenhang deswegen, weil er verspricht, was er nicht halten kann. Aber ja, er ist auf jeden Fall bösartig, ich hätt ihn bösartiger gefunden, wenn er nicht nur mit einer Schaufensterpuppe so bösartig umgeht, sondern mit einer echten Frau. Aber gut.

Sozialunterricht, jugendlich-spießig, malen nach Zahlen, Kubus, hau rein!

JoBlack

 

okay, jetzt schnell, der Shop macht um elf dicht.

JoBlack, Alder, nenn mich nicht Alder, Alder.

Ich finde ihn unglaubwürdig. Man sollte sich drei mal überlegen, ob man seinen Figuren so etwas Lächerliches sagen lässt. Es passt doch gar nicht zu der Figur, weißt du, wer das sagt? Leonardo DiCaprio als Jack in Titanic. :P "Ich bin der König der Welt!" Nicht gesehen? Pech.
Ist mir schon klar, der Autor hat die Gewalt über seine Geschichte, kann die Figuren so handeln und denken lassen, wie er will. Wenn man das nicht könnte, dann wäre das Schreiben ja auch super langweilig.
Ich will mich auch nicht an diesem Satz aufhängen, ich sag nur, woran ich denke, wenn ich so etwas lese/höre.

ist gut, will ich wissen. ich bin überzeugt davon, dass du das alles weißt, was ich geschrieben habe, aber deine Frage klang, als hättest du es einen Moment vergessen. das wird man dann ja wohl noch sagen dürfen. du weißt schon, was ich meine.
habe den Film gesehen, und genau an die Stelle dachte ich, als ich Rico diesen Satz habe sagen lassen. pathetischer Kitsch, ja. unter diesem Namen läuft so was hier. aber hör mal, ich habe noch ein Jahr Experimentierzeit bis ich dreißig bin, und in der Zeit teste ich alle möglichen Stile möglichst unvoreingenommen aus, um mir ein eigenes Bild zu machen.

Ich finde, die ersten Absätze gehören nicht zu dieser Geschichte, ist so. Das sind Themen und Gedanken, die man in Sachtexten findet, die literarische Verarbeitung ist minimal.

ich weiß, welche Stellen du meinst. und habe bereits geschrieben, dass ich die Fragen zB wieder rausnehme, ja, der Punkt geht an dich. ich neige prinzipiell auch zu der Ansicht, dass solche Gedankenbrocken so lange bearbeitet werden sollten, bis sie flüssig im Fließtext aufgehen.
aber auch nicht immer: es gibt Texte, und die sind nicht alle von spinnerten Outsider-Artisten geschrieben, in denen unverarbeitete Lexikonbeiträge stehen oder lange Sequenzen im dokumentarischen Polizeistil. ich habe nichts gegen die Nennung der Vorlieben, ganz im Gegenteil, damit kann ich viel anfangen, gefällt mir besser als Theoretisieren und Schubladenbedienung; aber was nicht gemacht werden sollte, ist, diese Vorlieben als allgemeinverbindlich hinstellen, wenn es nicht so ist.

Einen coolen Roman, der mir die Absurdität der Weltgesellschaft zeigt oder eine Kg, die diese Frage stellt?

Thema íst durch. rotzdem: das lässt sich nicht vergleichen. no way

Das ist nicht verwerflich, das machen wir ja alle, aber man sollte das verarbeiten, der Leser sollte nicht merken, dass es vom Autor ist, sollte viel subtiler sein, nicht so direkt vom Autor in die Fresse des Lesers, sondern über Umwege in die Fresse. :P Aber das ist dann wohl wieder Malen nach Zahlen.

nee, Malen nach Zahlen ist, wenn du mir deine oder eine herrschende KG-Meinung mir präsentierst, als wäre sie ein literarisches Dogma. ist schon klar, dass das scheiße klingt, aber ich bin sicher, du bist clever und flexibel genug, dein literarisches Verständnis auf die jeweilige Geschichte anzuwenden, ohne immer gleich nach den gleichen Regeln zu rufen! wenn ich das nicht glauben würde, hätte ich nicht davon geschrieben-

Ich hab dir gesagt, dass ich die Schaufelhände interessant finde und für weiteres solltest du dir, was cooles überlegen, aber ... Malen nach Zahlen.

hey, ist gut :)

Ich hatte beim ersten Lesen das Gefühl, du hast da zweidrittel der Geschichte vergessen zu posten, weils so abrupt aufhört. Da wo die Geschichte anfängt interessant zu werden. Wenn es darum geht, dein Thema zu thematisieren, wie gehen die jetzt mit den Folgen um. Aber damit geht man ja gar nicht um, das sind ja Teile eines spannenden Spiel, so fertigt ja dein Prot. nicht nur die Silke ab sondern auch den Leser

man merkt, durch wessen Schreibschule du gegangen bist. dagegen habe ich nichts, ich lese sehr gern gut gemachte Geschichten, die sich auf diese Weise ihrem Sujet nähern, es analysieren, bearbeiten; einen Konflikt aufwerfen und ihn lösen. aber es gibt eben auch andere Schreibschulen, es ist ganz schön krass, dass man das hier immer wieder sagen muss. schließlich sind die weder gestrig noch führen die Randexistenzen, und die Schreiber hier wohnen nicht in einem transsylvanischen Dorf, wohin einmal im Jahr eine Leihbibliothek per Eselskarren mit zehn Büchern gerumpelt kommt.
also was du beschreibst, lässt sich als offener Schluss bezeichnen, das steht sogar in der Wiki-Definition von Kurzgeschichte. du solltest da echt mal über den Tellerrand blicken, und wenn du danach auf nichts anderes Lust hast, dann schreib bitte nicht, ich fertige den Leser ab. auch wenn das eine kräftige rhetorische Figur ist.

Die Geschichte ist für mich nicht rund, unfertig,

ja, ist schon eingestanden. mehrfach ;-)

Ich meinte das in der Geschichte gelesen zu haben, weil da von Prinzipien und Werten und Weltuntergang die Rede war und ich das alles vor dem Hintergrund der ganzen dystopia-Romanen gelesen habe. (Das Gefühl hab ich öfters bei deinen Geschichten, die erinnern mich so bisschen von der Einstellung her an diese Romane, aber dann ist das doch irgendwie ironisch gemeint und ich kann den Prot dann nicht ernst nehmen und hab das Gefühl, du hast ihn nicht ernst genommen, aber dass ich damit falshc liege, haben wir bei deiner Orwell Geschichte schon geklärt.)

ich glaube nicht, dass das da steht. passt aber in den Themenkreis, keine Frage. du schreibst ja schon, du kannst meine Figuren nicht ernst nehmen, wenn sie Art oder Tin heißen, beim nächsten Mal ist es etwas anderes, ich verstehe das zu Grunde liegende Problem nicht. geht auch nicht, wenn du immer was anderes aufs Tapet bringst. so sieht das aus, als wärest du aus irgendwelchen Gründen einfach darauf aus, ein bisschen zu stänkern.
meine Figuren und Geschichten sind häufig hochironisch, das stimmt, aber das heißt noch lange nicht, dass ich sie nicht ernst nehme. es hat natürlich mit dem Filter zu tun, durch den man die Welt sieht, aber ich gehe da mit anderen, die sagen, die Ironie liegt in den Dingen, die Absurdität liegt in den Dingen, und bei mir hat sich in den letzten Jahren die Empfindung der bekannten Ambivalenz zugespitzt, dass die Welt lächerlich und höchst traurig zugleich ist.

Sozialunterricht, jugendlich-spießig, malen nach Zahlen, Kubus, hau rein!

pssst, ist okay. ich bins nur, Kubus.

Quinn,

ich versuche das jetzt, wahrscheinlich werde ich nicht fertig, tut mir leid, dass ich hetzen muss.

Auf die Art, wie ich dir gegenübertrete ist Verlass ... . Ich hab halt oft die gleiche Kritik. Ich hab das Gefühl, in so einem Text sind die Gedanken, die du dir gemacht hast in dem Zeitraum vom soundsovielten bis soundsovielten. Und es ist dann die Frage, ob das zusammen auf ein Thema zeigt oder nicht.

das ist nicht so negativ gemeint, wie du das anscheinend aufgefasst hast. mir wäre es wichtig, dass du konkret dazuschreibst, wenn du diesen Eindruck hast und mir ganz oldfashioned begründest, warum das so ist. das macht dann mehr Arbeit, als einen mit Seitenhieben gewürzten Verriss zu schreiben, aber dann kommt an diesem Ende der Leitung mehr an als der vage Eindruck, dass es dem Quinn mal wieder nicht gefällt. gerade dein erster Komm hier wirkt, als würdest du nicht meine Geschichte kritisieren, sondern ein Bild, dass du von meinen Geschichten hast.
und auch wenn für mich der Satz "die Geschichte hat sich selbst geschrieben" nichts lächerliches hat, sind meine Geschichten nicht das Zufallsprodukt, wie es deine Einschätzung nahelegt. manche, wie Orwell, sind wirklich so, aber die meisten anderen sind es nicht, und du solltest auch genug andere Geschichten gelesen und kommentiert haben, um das zu wissen. ich habe von deinen Komms einiges gelernt, und obwohl du nie eine Geschichte von mir hast im ganzen gelten lassen, weiß ich deine Kritiken meistens sehr zu schätzen, und auch dass auf deine eher negative Herangehensweise an meine Geschichten Verlass ist. da bleibst du dir treu, und wahrscheinlich hast du bei aller Unterschiedlichkeit meiner Texte doch genug gemeinsame Elemente entdeckt, die diese Einschätzungen rechtfertigen. aber bitte, wenn du etwas kritisierst, das bei uns schon länger Thema ist, dann schreib konkret und möglichst deutlich, nicht so eine geschmäcklerisch hingeworfene Kurzkritik.

die schließen jetzt. würde das gern noch mal durchgehen, tja, ich hoffe, der funktioniert jetzt. morgen der Rest.

Kubus

 

Quinn,

Und ich würde gern denken - das ist vielleicht auch mein Fehler, und dieses Denken wirfst du ja auch Jo vor -, dass eine Geschichte ein Thema hat.
Hier dachte ich: Okay, es ist die SM-Beziehung im Mittelpunkt, das Bondage.
Du sagst aber: Dass es hier Bondage ist, ist mehr ein Zufall, die spielen einfach Spiele. Und dass es nicht darum geht, sondern wieder alles gleichberechtigt und so ... und da kann ich einfach wenig zu sagen.

das ist echt schräg, wie du die Worte herumdrehst.
keine Ahnung, wie du von Handschellen auf SM kommst, da bist du ja auch der einzige, der das so sieht, also auch du müsstest da mal argumentieren und nicht nur behaupten, wenn das Gespräch Substanz bekommen soll.
ich habe in dem Faden öfter geschrieben, worum es mir hier im Kern geht, für dich habe ich es sogar noch mal zusammengeschrieben. liest du überhaupt, was ich schreibe?

Also so wie du schreibst, ist halt schwer, darüber reden. Frag mal die Leute, welches Thema die Geschichte hat. Das ist vielleicht auch einfach eine Sache der Rezeption. Man merkt das ja, die Leute sagen ja nicht: Ich hab eine Geschichte gelesen, in der es um ... ging. Sondern die sagen "Der neue Kubus", "das kubistische"; "Kubus' Nachtgedanken" - natürlich kann man so schreiben, ich verstehe auch, dass dann jede Kritik, die daran kommt, abgewehrt wird mit: Ah, hier, avantgardistisch! Bukowski!

das ist einfach nur ärgerlich. ich habe bestimmt noch nie eine Kritik mit so was abgewehrt. und bis ihr beide hier im Tag Team aufgetaucht seid, hat auch über die Geschichte reden funktioniert.
... Avantgarde, das wurde über meine Texte gesagt, ich selbst habe das höchstens ironisch verwendet, und das dann aber deutlich gemacht! das jetzt gegen mich zu verwenden, ist keine feine Art.

Du lehnst diese Konzepte ab ... ja, ich find's dann schwer, sich zu dem Text zu äußern einfach.

hab ich nie gesagt, im Gegenteil habe ich bei einigen Geschichten extra darauf geachtet und das beim Posten auch dazu geschrieben, dass ich hier auf Struktur geachtet habe, dass ich einen klassischen Konflikt ins Zentrum zu stellen versucht habe, eine Auflösung, Wendungen, Spannungsbogen. auch auf deine Anregungen hin! das ist schon scheiße jetzt, dass du hier einfach irgendwelche Sachen schreibst, die du besser wissen müsstest.

mir fällt so zu schreiben schwer, aber es ist durchaus interessant, diese klassischen Herangehensweisen auszuprobieren. doch wenn man sich mal in der zeitgenössischen KG-Literatur umsieht, sind die, nun ja, kaum noch vorhanden. es gibt so viele mögliche Arten Literatur zu schreiben, aber die meisten hier drehen sich in ziemlich engen Kreisen und dafür bist auch du verantwortlich. mich würde mal interessieren Quinn, und es wäre nur fair, das zu schreiben: An wem orientierst du dich? woher stammen die goldenen Schreibregeln, die du vertrittst?

und dann sagst du, du findest es schwer, dich zu so einem Text zu äußern ... warum tust du es dann? wenn ich dich darum bitte und du schreibst so was, okay, aber so? Quinn, das ist ein total schräges Gespräch, das wir hier führen.

Ich finde deine Erzähler oft unsympathisch, sie sind sehr ähnlich, es sind Leute, die sich zum Handeln zwingen müssen, bei denen alles etwas verkopft wirkt und die sich ihrer Posen oft sehr bewusst erscheinen

meine Erzähler müssen sich zum Handeln zwingen und sind sich ihrer Posen bewusst - du meinst Figuren, oder?
ja weiß ich nicht, kann sein. ich bin der Meinung, eine größere Bandbreite zu haben, manchmal sind die unsympathisch, das stimmt, so eine Stimme versuche ich auch zu kultivieren, weil ich denke, dass man auf diesen Wegen noch einiges interessantes finden kann.

also ich weiß nicht, überlegen wir uns was, das klingt doch gut. ich bin weiterhin an einem Dialog interessiert, auch wenn die Rolle mit dem Eulenblick schon was hat, denke ich. aber unsere Vorstellungen davon, welche Rollen reizvoll sind, dürften eh recht unterschiedlich sein.

Hi Heiner,

Tut mir leid, wenn dir mein Geschreibsel so nicht gefallen hat, aber das scheint mir nicht der Sinn von Kritiken zu sein. Wenn ich der Meinung bin, dass ich etwas vermisse an einem Text, schreibe ich es auch.

das ist nicht das Thema. mit "was der Text bietet" meine ich, dass es bei konsequenter Draufsicht zB in meinen Augen Quatsch ist, zu schreiben, dass man eine konsequente Innensicht vermisst. das ist als sagt man, das grüne Auto ist hübsch, aber ich hätte lieber ein rotes Flugzeug.
es soll geschrieben werden, was man will und denkt. und es muss dem Autor nicht gefallen. aber es gibt auch Verhältnismäßigkeiten und es ist nicht wirklich sinnvoll, zu fordern, dass die Kirche aus dem Dorf nach Rom getragen werden soll, weil einem La Dolce Vita so gut gefällt.

Häh? Unabhängig davon, dass mir Moral nicht per se schlecht zu sein scheint, war es so nicht gemeint.

die ist kein Deut schlecht, im Gegenteil. ich versuche mein Alltagsleben nach moralischen Grundsätzen zu leben, du wirst es nicht glauben. aber in der Literaturkritik haben moralische Argumente nichts verloren. und wenns nichts so gemeint ist, ist auch gut.

habe ich auch nicht so gemeint. Aber Lotte erschien mir völlig farblos. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt, kann sein.

Mann, was meinst du dann? drück dich das nächste Mal einfach klarer aus.

Friedrichard,

Die angetippte indianische Kultur waren die Anasazi, deren Pueblo heute noch im Gran Canyon besichtigt werden können. Die Sintflut hat vermutlich am Schwarzen Meer stattgefunden und kam mit den Flüchtlingen in alle vier Himmelsrichtungen. Ragnaröck ist mythisch überhöht

das erinnert mich an das Faszinosum, dass sich bestimmte Mythen bei fast allen Völkern dieser Erde auf ähnliche Weise entwickelt haben, obwohl die meisten nicht in Kontakt stehen konnten.

Verlangsamung wäre ein Mittel, später am Ziel anzukommen ...

ich sehe das positiver, ich denke, es gibt noch Hoffnung. für alles und jeden

Grüße,
Kubus

 

Moin Kubus, hast recht, meine Formulierung zu Lotte ging erheblich zu weit und war nicht durchdacht. Letztlich meinte ich, dass mir Anteile von ihr fehlen – es klang aber so, als wenn ich eine andere Geschichte wollte. Übrigens: Du hast ja durchaus die Gefühlswelt von Lotte im Telefongespräch aufgenommen, nur dies erschien mir zu aufgesetzt und pädagogisch. Dies hätte ich in der ersten Kritik deutlicher machen sollen …

Alles in allem fand ich die Geschichte (auch nach dem dritten Durchlesen heute Morgen) absolut gelungen. Vielleicht ist das nicht so rübergekommen in der Kritik, kann sein.

Herzlichst Heiner

 

Hallo Quinn,

muss ich jetzt eine Literaturliste anführen mit Sachen, die ich gut finde?

nein, musst du natürlich nicht. aber interessant ist es schon.

Na ja, ich hatte tatsächlich mit deinen Geschichten ziemlich abgeschlossen, bis du mir eben eine PN geschrieben hast, dass dir meine Meinung wichtig ist, und dass du möchtest, dass ich mir den einen Text mal anschaue, auch wenn wir unterschiedliche Auffassungen haben.

ja, das war so. du gibst immer mal wieder richtig gute Denkanstöße. aber normalerweise schreibst du anders, ist mein Eindruck bisher gewesen. muss nicht ellenlang sein und Stunden Arbeit kosten, aber so ein Teil hier abzuladen, das wirklich nach Murmeln und Grummeln mit Eulenbrille klingt, das ärgert mich halt.
du fällst mit der Tür ins Haus, sagst nicht hallo und tschüß, schreibst allgemein unsauber, was ja so eher nicht deine Art ist, und findest die Geschichte irgendwie schlecht, ohne dass ich überhaupt verstehe, worum es dir geht. tja. das sieht dann aus wie, und ich soll dann raten, was da los ist.

Wenn du dich da in deiner Schreibentwicklung durch mich bedroht siehst, jo mei. Ich bin nicht der Weise vom Berg, und ich bin auch nicht ein super-objektiver Berufskritiker, der dazu da ist, Leuten bei ihrer persönlichen Entwicklung zu helfen. Ich bin auch nicht auf der Welt, dass irgendwer einen Stein hat, um sich daran zu reiben. Ich bin nicht Goethe und du bist nicht Kleist.

was ich im besten Fall erwartet habe, war ein kritischer Blick von einem, der mitunter interessante Sachen sieht und die gut beschreiben kann. die anderen Punkte haben mit der Realität, wie ich sie sehe, nicht so viel zu tun. worüber ich mich geärgert habe, steht oben. in Schreibentwicklung bedroht fühlen? so ein Wort gehört nicht mal in meinen aktiven Wortschatz. und persönliche Entwicklung ist eher nichts, was hier für mich im Fokus steht.

Das ist ja, loben geht mit einem Zweizeiler, aber Kritik anbringen bitte nur im Großformat!

Und bitte - "ausformulierte Kritik, geschmäcklerische Kurzkritik" - ich kann auch nur 8 Seiten zu einem Text schreiben, wenn da was da ist. Sowas nervt mich wirklich. Ich kann mich doch nicht jedesmal 4 Stunden an einen Text setzen und auseinanderklamüsieren, was mich genau stört. Das macht mir keinen Spaß und ich hab keinen Bock auf sowas.

nee, jeder soll sagen, was er will. straight durchdacht und lang und differenziert, oder kurz und einseitig. oder irgendwas dazwischen. aber auf jeden Fall bitte deutlich machen, was los ist. ganz einfach.
ich kann auch mit kurzen Statements sehr gut leben. was mir nicht gefällt, sind so Wendungen wie 'Versatzstücke' und 'Baby-SM', das klingt als fändest du den Text billig oder lächerlich, aber das wird nicht fassbar, weil das alles so in den Sätzen untergeht und gedeckelt wird von so einem Smiley am Ende. Kritik sollte deutlich und geradeheraus sein. du musst das nicht machen, du musst überhaupt nicht schreiben, aber wenn du kritisierst, und ich habe das Gefühl, die Kritik ist ein vergifteter Apfel, dann reagiere ich darauf, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

P.S.: Wenn du sagst, dass die Art, wie ich schreibe "klassisch" ist, und du dich als Anähger der "zeitgenössischen KG" siehst, ist das ziemlich genau ,die "Avantgarde"-Verteidigung, von der du sagst, du verwendest sie nie.

P.P..S: Wenn du wem sagst, er schreibe "klassisch", sagst du auch zu älteren Frauen, sie hätten sich "ganz gut" gehalten, für "ihr Alter"?


aha, okay. wusste ich nicht. ich fühle mich jedenfalls keiner Bewegung zugehörig, und orientiere mich nicht an Bernhard oder Schmidt, sondern nur sehr lose an ein paar Postmodernen.

ich habe deine Einlassungen, du fühlest dich spießig und altmodisch, wenn du meine Texte liest, für mich mit klassisch übersetzt. für mich ist das überhaupt kein verdecktes Schimpfwort, und ich arbeite auch nicht mit so getarnten Seitenhieben.
klar habe ich dich einmal konkret danach gefragt, ob du was zu meinen Geschichten schreiben kannst - und ich habe es unter die Komms geschrieben, und ich habe mich bedankt, aber das heißt doch nicht, dass ich mir alles anhören und dazu lächeln muss, wenn es mir nicht gefällt.
wenn dir der Dialog nichts bringt, ist es klar, dass du keinen Bock darauf hast, dir weiterhin Mühe zu machen. aber überlegs dir - und wenn du doch mal wieder was sagen willst, ist das hier willkommen. ich würde ja deine Geschichten auch gerne kritisieren, möglichst unvoreingenommen, wenn du mal wieder was reinstellen würdest.
ich wollte dich nicht beleidigen oder hier ein virtuelles Tischtuch zerschneiden. dass auf deine Art Verlass ist, ist für mich, der in deinen Kritiken bisher fast immer ziemlich schlecht wegkam, logischerweise ein zweischneidiges Schwert, aber unabhängig von Kritik achte ich Menschen, die sich treu sind. das gehört für mich übrigens auch zur klassischen, konservativen Ausprägung, und das finde ich auch nicht langweilig oder spießig - wenn ich das fände, würde ichs sagen.

Kubus

Okay Heiner, alles klar.

 
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Moi lieber Kubus,

ey ... die Zuspätkommenden bestraft das Leben. :( .... Wollte schon vor einiger Zeit sagen, dass mir das Stück sehr gut gefallen hat, bis auf ein paar kleine Schleifereien (im ersten Absatz vor allem, aber da bitte ein bißchen Geduld, das schicke ich mal extra), und jetzt sind zwei Kapitel wech.

Das funktioniert jetzt nicht mehr, zumindest nicht so, wie ich den Text aufgefasst hatte. Also, eigentlich fehlt das Wesentliche überhaupt. Der ganze Konflikt. Das kann so nicht der Sinn eines Textforums sein, beim besten Willen nicht.

Die Debatte hier unter dem Text ist jedenfalls mal wieder was zum Abgewöhnen - ging es nicht mal darum, Schreibern bei der Verbesserung ihres Stils zu unterstützen? Betonung auf ihres. Manchmal glaub ich, den Leuten, die hier noch halbwegs was Individuelles machen und dabei gut schreiben, werden absichtlich die dämlichsten, dumm-dreistesten Kommentare untergejubelt. Weils so lustig ist. Siehe SamS. a.k.a. Zappa etc., siehe Leif, Timo, Dich. Eigenartiger Trend. Die netteste Version ist: 'Schreib doch mal was Normales.' Meine Güte ...
Erinnert mich an einen Anglistik-Prof damals, der meinte, er lese oder bespreche keine Werke, die nach den 1960ern geschrieben wurden, weil das nicht mehr 'Originalliteratur' sei, sondern alles feministisch verseucht. Vllt ne interesante Idee für eine Privatperson, aber damit hatte er sich natürlich aus jeder ernstzunehmenden Literaturdebatte katapultiert. Anyways ...

Ich sag mal was zu der Version, die noch zwei Telefonate hatte.

Mir hat sehr gut gefallen, dass der Text nicht - wie man das auch toll machen kann, ich denke mal an gnoebel - mit einem knappen Dialog anfängt und sich ausbreitet in eine mehr beschreibende/analysierende Erzählung. Sondern eben eine Umgebung erzählt, eine ziemlich beiläufige und vllt nicht immer zielgerichtete (das ist hier aber positiv zu sehen, im Sinne eines realistischen Erlebens) Charakterisierung, setting ausbreitet. Dann - eben im gleichen Stil - ein Wendepunkt. Danach spitzt(e) sich die Erzählung zu auf den Konflikt, und läßt alles andere, nun redundante, außen vor. Da wurde ja auch nichts weiter benötigt.

Und eben besonders gut waren beide Telefonate - zwischen beiden passierte nämlich was, und genau das war für mich essentiell. Die Prots machen da was halb irgendwann mal vage Abgesprochenes halb Unvorhergesehenes. Das läuft nicht ganz so, wie es sich beide jeweils wünschten (unausgesprochen! das ist der Witz), nur für beide anders 'falsch'. Für ihn ist es schal, für sie zu ... hm ... grenzüberscheitend. Im Sinne persönlicher, nicht moralischer Grenzen. Es entstand der Eindruck, dass sie ziemlich oberflächlich ist und sich auch gar nicht genug kannte - also etwas, was mit seiner Un/Schuld zu tun hat und später im Zusammenhang mit ihrer Anklage zu sehen ist.

Was ich interessant fand, war eben genau diese Ambivalenz, die nun verschwunden ist:
1. Telefonat, sie ist sich unsicher, was genau ihr so missfallen hatte. Sie ist sich unsicher, welche aktiv-passive Rolle sie dabei spielte. Sie versucht eine Analyse (die zu kurz greift, weil sie nicht den Partner miteinbezieht) und denkt mal die Sache mit dem Übergriff an.
2. Telefonat, nichts Neues ist passiert und vor allem haben die beiden nicht mehr darüber geredet, nur für sich nachgedacht, und: in der Zwischenzeit hat sie das Erlebnis für sich eingeordnet, und zwar so, dass sie keinerlei (Mit)Schuld draran hat: sie deklariert es als Vergewaltigung.

Das ist für mich die eigentlich spannende Sache hier: etwas, das zwischen zwei Partnern (dann wohl Ex-Partnern) geschieht, das beide aus verschiedenen Gründen anders beurteilen, und zwar sowohl in wie auch nach der Situation. Und weil sie sich beide selbst belügen - eines der spannensten Themen in literarischen Texten - kommen sie zu entgegengesetzten Schlüssen, was sie eigentlich miteinander erlebten. Beide schweigen im kritischen Moment.

Das war das eigentliche Drama, das erzählt wurde. Und es ist sehr realistisch und keineswegs banal.

Es hat geschafft, was sonst wenige Texte können: Glaubhaft die Sicht einer Frau infrage stellen, die von Vergewaltigung redet. (Nicht im Sinne von 'sie fand es toll' oder 'was ist dabei', sondern in diesem: hatte sie - vor ihrem nicht-gewattätigen Partner! - wirklich so viel Angst, oder hat sie einfach eine Konfrontation/Aktion gescheut, hat brav mitgespielt und damit später nicht mehr so gut leben können?) Die Ambivalenz hier nicht aufheben, sondern den Leser das aushalten lassen, da in der Luft hängen zu bleiben - soll das nicht Literatur genau leisten?

Außerem wollte ich Dir was vorschlagen - nur eine Idee. Sie sagte, sie habe aus Angst geschwiegen. Daran ist nix Unrealistisches, es ist nicht unlogisch, falsch oder unpassend. Aber wenn Du das ganze zuspitzen würdest, ohne am (alten) Text etwas zu ändern, und hier nochmal mit der Ambivalenz des Lesers wie der Figur spielen würdest, mit diesem Schuld/Opfer-Ding, dann lass sie doch sagen, sie habe aus Stolz nicht 'Stop' gesagt. Das wäre fein perfide. Ich meine aus der Erinnerung, dass das ginge, ohne ein weiteres Wort zu ändern. (Das Figurenkonzept würde sich natürlich etwas verschieben.)

Ich denke übrigens, Banalität in Sprache & Erzählen kann nie eine sinnvolle Lösung sein - wenn was am Text nicht rund läuft oder das Schreiben verbessert werden soll. Da müßtest Du nichtmal aus Höflichkeit angleichen. Höchstens als Experiment.

Sonnige Grüße aus dem nahezu schneefreien Frühjahr, an anderer Stelle mehr (meine Geduld ist begrenzter als Deine, scheints),
Katla

 

Hey Cube,

ich wollte auch schon länger was zu dem Text sagen ... hab grad allgemein nicht so viel Zeit, sorry.
Ich fand den Text auf jeden Fall viel viel besser als Orwell, und besonders gut waren wirklich die Dialoge. Mir gefiel der letzte Satz (irgendwas nach dem Motto: no risk, no fun; war doch nur ein Spiel!)
Da hat man gespürt, dass unterschiedliche Auffassungen aufeinanderprallen, ohne 100%ig zu wissen, wie man sie bewerten soll, oder wie die ganze Situation zu bewerten ist. So weit wie Katia hab ich jetzt nicht gedacht, das ist eine interessante Analyse, aber ich fand das jedenfalls gut. Die Dialoge sollten wieder rein.

MfG,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

Heya Katla,

Das funktioniert jetzt nicht mehr, zumindest nicht so, wie ich den Text aufgefasst hatte. Also, eigentlich fehlt das Wesentliche überhaupt. Der ganze Konflikt.

für mich liegt das Wesentliche in dieser Situation, und darin, wie sie verstanden werden kann.
Vergewaltigung aus Versehen - Teil des Spiels, ihm ist kein Vorwurf zu machen. zumal sie nicht deutlich machte, dass sie nicht will, was da geschieht, obwohl sie ein deutliches Signal abgesprochen haben
Innerer Kompass - er hätte im Zweifel aufhören müssen, obwohl sie das verabredete Zeichen nicht gab - vor allem, da ja eine innere Stimme war, die ihn warnte, dass da irgend etwas nicht so war, wie es sein sollte.

so zwischen diesen beiden Polen sollten Einschätzungen und Lesarten liegen, das ist für mich das Eigentliche. ist ja jetzt auch keine superumfangreiche Arbeit, sondern eine Idee, um die ich ein bisschen Geschichte herumgebaut habe. ansonsten war es schon interessant, so einen Charakter zu designen, dem man dieses gefühlskalte Handeln abnimmt, merkt man auch, das ist mehr als nötig geworden, da hätte ich kürzen können. könnte ich immer noch, mach ich sogar irgendwann.

den Text zum Schluss, das Ding ist, dass der schon Dynamik rausgenommen hat, ich denke grundsätzlich, dass so eine dialogische fernmündliche Verhandlung des Themas einen ganz eigenen Reiz hat, das ist sehr reduziert, jeder kann ohne Angst Essentielles sagen, da steht man nicht in der Sphäre der physischen Präsenz des Gesprächspartners. ich nutze so Elemente ja auch immer wieder, aber hier gefiel mir die Idee, kurz nach der Bettszene zu schließen, und mit diesem Satz!

Sondern eben eine Umgebung erzählt, eine ziemlich beiläufige und vllt nicht immer zielgerichtete (das ist hier aber positiv zu sehen, im Sinne eines realistischen Erlebens) Charakterisierung, setting ausbreitet. Dann - eben im gleichen Stil - ein Wendepunkt. Danach spitzt(e) sich die Erzählung zu auf den Konflikt, und läßt alles andere, nun redundante, außen vor. Da wurde ja auch nichts weiter benötigt.

atmosphärisch hätte man was kürzen können, und er ist ungleich gewichtet, wie Fliege eingangs anmerkte, aber ansonsten: straight ein Thema, sogar mit dieser klassischen Konzeption

Die Debatte hier unter dem Text ist jedenfalls mal wieder was zum Abgewöhnen - ging es nicht mal darum, Schreibern bei der Verbesserung ihres Stils zu unterstützen? Betonung auf ihres.

die Kommentare haben mehr über die Kommentatoren ausgesagt, als über den vorliegenden Text. da wollte wer Ärger machen, ist dabei aufgelaufen und beschwert sich, weil austeilen besser klappt als einstecken.

Es entstand der Eindruck, dass sie ziemlich oberflächlich ist und sich auch gar nicht genug kannte - also etwas, was mit seiner Un/Schuld zu tun hat und später im Zusammenhang mit ihrer Anklage zu sehen ist.

da freue ich mich sehr, dass meine Figur so verstanden werden kann. genau so war dieser Zug an ihr gedacht. der Eindruck entkonkretisiert sich natürlich mit den fehlenden Telefonaten, das ist schade, aber im Sinne der kompakteren Geschichte belasse ich es trotzdem bei der vorliegenden Form.

1. Telefonat, sie ist sich unsicher, was genau ihr so missfallen hatte. Sie ist sich unsicher, welche aktiv-passive Rolle sie dabei spielte. Sie versucht eine Analyse (die zu kurz greift, weil sie nicht den Partner miteinbezieht) und denkt mal die Sache mit dem Übergriff an.
2. Telefonat, nichts Neues ist passiert und vor allem haben die beiden nicht mehr darüber geredet, nur für sich nachgedacht, und: in der Zwischenzeit hat sie das Erlebnis für sich eingeordnet, und zwar so, dass sie keinerlei (Mit)Schuld draran hat: sie deklariert es als Vergewaltigung.

geil gut gesehen

das beide aus verschiedenen Gründen anders beurteilen, und zwar sowohl in wie auch nach der Situation.

ja, ich sehe den Punkt. stimmt, das fällt in der Form weg.

Es hat geschafft, was sonst wenige Texte können: Glaubhaft die Sicht einer Frau infrage stellen, die von Vergewaltigung redet. (Nicht im Sinne von 'sie fand es toll' oder 'was ist dabei', sondern in diesem: hatte sie - vor ihrem nicht-gewattätigen Partner! - wirklich so viel Angst, oder hat sie einfach eine Konfrontation/Aktion gescheut, hat brav mitgespielt und damit später nicht mehr so gut leben können?) Die Ambivalenz hier nicht aufheben, sondern den Leser das aushalten lassen, da in der Luft hängen zu bleiben - soll das nicht Literatur genau leisten?

nee, Literatur soll Serienformate und Filme kopieren. Literatur soll hinter die Grenzen von vor hundert Jahren zurück. Literatur soll sympathische Helden liefern, mit denen man sich identifizieren kann. Literatur soll bestehende Weltbilder bestätigen.
danke fürs Herausarbeiten, das gibt Kraft. sehr interessant ist für mich, dass bisher niemand den Grund vermutete, warum sie in meiner Lesart schweigt - dabei finde ich den so naheliegend.

Aber wenn Du das ganze zuspitzen würdest, ohne am (alten) Text etwas zu ändern, und hier nochmal mit der Ambivalenz des Lesers wie der Figur spielen würdest, mit diesem Schuld/Opfer-Ding, dann lass sie doch sagen, sie habe aus Stolz nicht 'Stop' gesagt. Das wäre fein perfide. Ich meine aus der Erinnerung, dass das ginge, ohne ein weiteres Wort zu ändern.

muss ich mir noch mal aus der Entfernung ansehen, gerade jetzt verstehe ich deine Idee nicht.

Ich denke übrigens, Banalität in Sprache & Erzählen kann nie eine sinnvolle Lösung sein - wenn was am Text nicht rund läuft oder das Schreiben verbessert werden soll. Da müßtest Du nichtmal aus Höflichkeit angleichen. Höchstens als Experiment.

ich hab noch fast genau 362 Tage Experimentierzeit. und dann?

Grüße von der mecklenburgischen Seenplatte,
Kubus

He JuJu,

ich wollte auch schon länger was zu dem Text sagen ... hab grad allgemein nicht so viel Zeit, sorry.
Ich fand den Text auf jeden Fall viel viel besser als Orwell, und besonders gut waren wirklich die Dialoge. Mir gefiel der letzte Satz (irgendwas nach dem Motto: no risk, no fun; war doch nur ein Spiel!)
Da hat man gespürt, dass unterschiedliche Auffassungen aufeinanderprallen, ohne 100%ig zu wissen, wie man sie bewerten soll, oder wie die ganze Situation zu bewerten ist. So weit wie Katia hab ich jetzt nicht gedacht, das ist eine interessante Analyse, aber ich fand das jedenfalls gut. Die Dialoge sollten wieder rein.

kein Problem. ich freu mich besonders, wenn Leute schreiben, denen ich mich nahestehend fühle, aber es gibt ja keine Verpflichtung zu schreiben und also in meinen Augen auch keinen Grund, um Entschuldigung zu bitten, wenn man es nicht getan hat.
Orwell war eine schlampig ausgeführte, überdrehte Satire, die mit der vorliegenden KP kaum zu vergleichen ist. mit etwas Abstand bedacht, ist es noch erstaunlicher, dass der Orwell-Fetzen solchen Ärger mobilisieren konnte. das ist schon ein Lackmus-Test für die Verfasstheit des Forums. gibts denn nichts anderes, wichtigeres? Falschparker, unkorrekte Mülltrennung, vor dem Schlafzimmer musizierende Straßenhippies ...
freut mich jedenfalls, dass die Dialoge als Motto im Gedächtnis geblieben sind - no risk, no fun - das ist der Geist.
aber ich nehme die nicht wieder rein, trotz der feinen Analyse und deiner Verstärkung. ich nehme durchaus Rat an, doch wohlbegründete Änderungen nehme ich nicht zurück, allein schon, um das Hin und Her zu vermeiden. irgendwann ist eine Geschichte auch mal zu Ende bearbeitet, mglw zum schlechteren verändert - ich denke, das ist hier nicht der Fall.

Grüße
Cube

Und mein Dank fürs Vorbeischauen!

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Debatte hier unter dem Text ist jedenfalls mal wieder was zum Abgewöhnen - ging es nicht mal darum, Schreibern bei der Verbesserung ihres Stils zu unterstützen? Betonung auf ihres.
Ich weiß nicht, ob es mal darum ging. Das wäre dann ein Forum, in das nur ausgewählte Literaturexperten reinkönnten. Ich kann nicht so objektiv sein. Ich weiß nicht, ob hier im Forum 2 Dutzend Leute so objektiv sein können, zu sagen: ich bin ein weißes Blatt Papier, ich hab keine Vorlieben, ich lass mich zu 100% auf jeden Text ein.

Ich sage: Ich erkenne gerne ein Thema bei einem Text.
Wenn das eine unzumutbare Einmischung in die Entwicklung eines Autors ist, dann kann ich keine Kommentare mehr schreiben.
Ich hab so einen Satz mit "Roter Faden", "Thema erkennen", "Kohärenz" - ich hab mal durchgeguckt - fast zu jedem Text von Kubus gehabt, zu dem ich eine Kritik geschrieben habe - andere haben ähnliches gesagt.
Bis zu der Geschichte hier, war das wohl auch okay, aber jetzt ist Kubus ja ein Künstler, der Grenzen überschreitet, und ich bin ein Bremsklotz, der ihn nur zurückhalten will,weil hier natürlich eine Diktatur der Mittelmäßigkeit herrscht.

Manchmal glaub ich, den Leuten, die hier noch halbwegs was Individuelles machen und dabei gut schreiben, werden absichtlich die dämlichsten, dumm-dreistesten Kommentare untergejubelt. Weils so lustig ist. Siehe SamS. a.k.a. Zappa etc., siehe Leif, Timo, Dich. Eigenartiger Trend. Die netteste Version ist: 'Schreib doch mal was Normales.' Meine Güte ...
Mach doch ne Liste mit Autoren, die am besten nur du kommentieren darfst.
Ich halt mich gerne dran.


Wenn ich das les mit Objektivität und so, du bist eine Kritikerin, die vor allem nach Weltbild und Thematik kommentiert. S/M und Atheismus kriegen von dir immer Top-Kritiken. Ist dir das mal aufgefallen? Und dann findest du immer Details in diesen Texten - es ist der Wahnsinn. Siehst du da kein Muster?
Das ist so, als fände ich jeden Text geil, in dem Leute erstochen werden, aber beim Erschießen ist es dann so 50/50.
Also wenn du sagst, Objektivität und so und Kubus schreibt drunter, die Leute wollten ja nur ihr Weltbild bestätigt bekommen, das finde ich schon ironisch.

Früher hättest du, als du noch Global-Mod warst, so einen Beitrag wie deinen genommen, diesen einen Absatz rauskopiert, ihm einen völlig hirnrissigen Titel gegeben ("Werden die besten Autoren auf kg.de kaputt gemacht?") und als Meta-Thread irgendwo im Service gepostet, weil es nicht gern gesehen wird, über andere Kommentare zu reden. Noch toller ist es natürlich, wenn man dann gleich einen Rundumschlag anbringt über die ganze Qualität des Forums.


Kubus: Ich hab meine Kommentare zu dem Text gelöscht, nachdem ich deine letzte Ausführung gelesen habe.
Von meiner Seite aus war alles geklärt, aber wenn du jetzt noch mal so reinhauen musst, unbedingt, ist alles gesagt, glaub ich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Orwell war eine schlampig ausgeführte, überdrehte Satire, die mit der vorliegenden KP kaum zu vergleichen ist. mit etwas Abstand bedacht, ist es noch erstaunlicher, dass der Orwell-Fetzen solchen Ärger mobilisieren konnte. das ist schon ein Lackmus-Test für die Verfasstheit des Forums. gibts denn nichts anderes, wichtigeres? Falschparker, unkorrekte Mülltrennung, vor dem Schlafzimmer musizierende Straßenhippies ...
… da weiß man doch, warum man sich die Arbeit des Lesens und Kommentierens macht, wenn man später so nett darüber informiert wird, dass der Autor seinen Text nicht einmal selbst ernst genommen hat. Hey kubus, das hat aber damals ganz anders in deinen Kommentaren geklungen. Sei‘s drum.
Den Rest meines Ärgers, den dein letzter Kommentar bei mir ausgelöst hat, kotze ich hier mal nicht aus.

Lass dich liebhaben, dabei lernt man am meisten.

PS. Das mit der Kleinschreibung (siehe unten) und meinem Komplex ist wirklich gut. Da muss man erst mal drauf kommen!

 

… da weiß man doch, warum man sich die Arbeit des Lesens und Kommentierens macht, wenn man später so nett darüber informiert wird, dass der Autor seinen Text nicht einmal selbst ernst genommen hat. Hey kubus, das hat aber damals ganz anders in deinen Kommentaren geklungen. Sei‘s drum.
Den Rest meines Ärgers, den dein letzter Kommentar bei mir ausgelöst hat, kotze ich hier mal nicht aus.

ich habe tatsächlich den Orwell-Faden auf Ernst- und Spaßhaftigkeit getestet und fünf Minuten Lebenszeit verloren.
also wenn der überwiegende Teil des da Geschriebenen in deinen Ohren ernstgemeint klingt, kann ich auch nicht helfen. ansonsten schon witzig zu sehen, wie hier jemand hart versucht, auf rau und wütend zu machen.
und mein Name beginnt mit ner Majuskel. lass doch deinen Namen ändern, wenn dir das Komplexe macht. Kubus kleingeschrieben sieht einfach scheiße aus.

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es ist seltsam, Quinn, ich habe im Laufe des Tages festgestellt, dass ich enttäuscht bin.

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eventuelle weitere Kommentare bitte zum Text

YouCube :)

 

Hey Katla,

wenn du das nächste Mal so großmäulig unterwegs bist, dann wende dich doch an die Leute, die nicht deiner Auffassung sind, anstatt es so durch die Hintertür zu machen und dann auch noch einen Tag danach einen Absatz einzufügen. Hat's dir so in den Fingern gejuckt? Dann mach doch, wie bereits vorgeschlagen, einen Autorenthread auf.
Es ist eher dumm-dreist zu behaupten hier wären nur einige Leute, die Individuelles machen wollen und man würde sie vertreiben.
So wie ich das sehe, findet dieser Text doch Anklang bei den meisten hier. Jenen, denen der Text nicht gefiel, sind in der klaren Minderheit, also deinen Part der Patronin der verkannten Genies und getriebenen Individualisten, wird hier absolut nicht gebraucht.

Schreib doch mal was Normales hab ich, glaub ich - gesagt - weiß nicht so genau, das hab ich aber auf jeden Fall gedacht, jedenfalls ist "Schreib doch mal was Normales" aus dem Ärger entstanden, den dieser Orwell Text in mir ausgelöst hat - dabei bezog sich normales nicht darauf, besonders mainstream zu schreiben sondern so, dass ich nicht jedes Mal das Gefühl habe: Ich lese eine Kg von einem Philosophiestudenten, der unbedingt was loswerden will, was er neulich in der Vorlesung gehört hat.

Ich bin aber froh, dass du ein Gegengewicht zu unseren dämlich-dreisten Kommentaren bildest.
So lobst du doch tatsächlich ein setting, das in jeder x-beliebigen Geschichte vorkommen kann.

Es hat geschafft, was sonst wenige Texte können: Glaubhaft die Sicht einer Frau infrage stellen, die von Vergewaltigung redet.
Der Text schafft es überhaupt nicht, dies infrage zu stellen.
Der Typ hat gefühlskalt wie er ist nicht erkannt, dass sie es nicht will.
Mehr können wir nicht sagen, weil das der Text nicht hergibt. Da brauchen wir jetzt auch nicht irgendwelche wilden Spekulationen anzustellen, so macht das Interpretieren keinen Spaß, wenn alles bei der Geschichte möglich ist.

Eine Geschichte ist weder einzigartig, wenn sie nen Titel aus zwei Buchstaben und Sonderzeichen hat, noch, wenn die halbe Charakterisierung fehlt, noch mitten drin abgebrochen wird, weils für ein offenes Ende gehalten wird.
Das einzig Reizvolle an dieser Geschichte war die Sexszene und der Vorwurf danach, das nach meinem Gefühl unvollendet war, aber jetzt ist das auch weg. Wir reden hier über einen Text, der sich abgesehen von der Sprache her, in keinster Weise von anderen Geschichten, die hier gepostet werden unterscheidet. Das verstehe ich nicht als 'Experiment' womit sich hier gerne mal geschmückt wird, oder Individualität.

 

du bist gehört worden, Jo, mehrmals und jetzt wieder, alle haben mitgekriegt, wie scheiße du diesen Text findest; wo liegt der Clou, das hier ein weiteres Mal zu schreiben?
es hat keinen Mehrwert für irgendwen. wenn du was mit Katla besprechen willst, dann mach du doch den Autoren-Faden auf, ich will hier solche Grundsatzdiskussionen nicht haben. hättest du da Bock drauf, dass jemand deine Fäden so zerlabert, weil er sich bei irgendeinem Satz eines anderen Kommentars vage angesprochen fühlt?
also fahr mal bitte wieder runter. ich mach das bei dir nicht, und will nicht, dass du das hier tust.
Kubus

 

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