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Serie Lütte und Lars

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03.03.2020
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Lütte und Lars

Als Lütte und Lars neben der Leiche standen, mussten sie lachen.
»Übel.«
»Ja.«
»Hast du's echt geglaubt?«
»Nee. Du?«
»Nee. Aber du schon.«
Lütte hatte recht. Von weitem hatte der Baumstamm wirklich wie eine Leiche ausgesehen. Lars war froh, dass es keine war.
»Hast du schon mal eine gesehen? 'ne echte?«
»Nee. Du?«
»Schon oft. Hab auch schon mal jemandem umgebracht.«
Lars wusste nicht, ob er das glauben sollte. Er traute dem Lütte einiges zu, aber wie ein Mörder sah er eigentlich nicht aus.
»Wen denn?«
»Sag ich nicht. Sonst komm ich wieder ins Gefängnis.«
»Ehrenwort, ich sag's keinem weiter!«
»Hm.«
»Und ich verrat dir was. Was Geheimes.«
»Du lügst doch.«
»Glaub's halt nicht.«
»Mach ich auch nicht.« Lütte holte mit seinem Stock aus und Lars zuckte zusammen.
»Angsthase. Komm.«

Die beiden Jungen waren schon seit dem Frühstück draußen unterwegs. Sie hatten Sommerferien. Es war heiß. Beide trugen ihre Kappen mit dem Schirm nach hinten und ihre Gesichter waren rotgebrannt.
»Ich hab Durst, Lütte.«
»Ich auch. Komm, ich weiß was.«
Lütte wusste, dass es im Wald einen kleinen Bach gab. Lars' Eltern hatten ihm verboten, in den Wald zu gehen, aber wenn er das dem Lütte verriet, würde der ihn auslachen und ihn wieder Angsthase nennen. Also ging er mit.

»Sag, wenn du Wildschweine siehst.«
»Gibt's hier echt Wildschweine?«
Lütte blieb stehen und steckte den Stock senkrecht in die Erde.
»Hast du Schiss?«
»Nee.«
Er schaute Lars noch für einen Moment böse funkelnd an. Dann zog er den Stock wieder aus dem Boden und ging weiter.
»Komm.«

Es dauerte nicht lange, bis sie den Bach erreicht hatten. Trotzdem, dachte Lars, würde er den Weg alleine bestimmt nicht zurückfinden. Alles hier sah so anders aus als im Garten oder auf dem Pausenhof, der Boden war voller Wurzeln. Manche von ihnen erinnerten Lars an dicke, vollgefressene Regenwürmer, die auf dem Weg zum Bach verdurstet waren. Bei den dünneren musste er an die Hexen aus den Märchen denken, die seine Mama ihm früher vorgelesen hatte. Er stellte sich vor, dass es auch hier im Wald mal Hexen gegeben hatte, dass sie hier begraben wurden und mit letzter Kraft versucht hatten, sich wieder aus der Erde zu buddeln, um noch mehr Kinder fressen zu können. Und jetzt ragten nur noch ihre alten, vertrockneten Hexenfinger wie kleine Äste aus der Erde.

Lütte saß schon am Bach und formte seine Hände zu einer Schüssel, aus der er das Wasser schlürfte. Lars machte es ihm nach.
»Lecker.« Das Wasser aus dem Bach war kalt, zwickte hinter der Stirn.
»Ich hab hier schon oft getrunken.«
»Lütte?«
»Was?«
»Stimmt das mit den Wildschweinen?«
»Im Wald gibt’s immer Wildschweine. Weiß doch jeder.«
»Mein Papa hat gesagt, dass Wildschweine gefährlich sind.«
»Nur wenn sie Kinder haben. Dann töten sie jeden, den sie sehen. Um die Kinder zu beschützen.«
Über ihnen klopfte ein Specht. Das Klopfen hörte sich unecht an. Und ein bisschen unheimlich, fand Lars. Nicht wie etwas, das ein Vogel machen kann.

Beim Gedanken an die Wildschweine wurde Lars ein wenig mulmig zumute. Er selbst kannte nur die ganz normalen Schweine, und die waren rosa und dick und hatten Ringelschwänze, waren also alles andere als furchteinflößend. Aber vielleicht war das ja wie bei den Hunden und den Wölfen. Die sahen auch fast gleich aus, aber das Schlimmste, was ein Hund ihm mal angetan hatte, war ihn umzurennen und abzuschlecken, weil er mit ihm spielen wollte.
Wölfe waren anders. Sie streiften durch die Wälder und hatten messerscharfe Zähne, mit denen sie ihren Feinden die Arme und die Beine abbeißen konnten. Und nachts heulten sie den Mond an. Eigentlich waren Wölfe also ziemlich cool, fand Lars, aber begegnen wollte er ihnen trotzdem lieber nicht.
»Hast du schon mal 'nen Wolf gesehen, Lütte?«
»Nur ein Mal. Komm, ich zeig dir was.«
Lütte stapfte voraus, in seinen Sandalen mit den Flammen drauf, und Lars hinterher.

»Da.«
Lütte streckte den Arm aus, aber Lars sah nur einen großen Haufen Erde.
»Siehst du's?«
»Den Berg?«
»Weißt du, was das ist?«
»Nein.«
»Guck halt mal.«
Ja, jetzt konnte er sie sehen. Ein ganz schönes Gewusel. Hunderte, kleine schwarze Punkte, die sich alle in unterschiedliche Richtungen bewegten. Und trotzdem schien jeder von ihnen ganz genau zu wissen, was er zu tun hatte.
»In Amerika gibt's Feuerameisen. Die sind cooler. Die töten Menschen.«
Feuerameisen. Das hat er wieder erfunden, dachte Lars.
»Pieks mal rein.«
Lütte hielt ihm den Stock hin.
»Mach du doch«, sagte Lars, und stieß den Stock von sich weg.
Da fasste Lütte sich an den Kopf, dass ihm die Kappe runterfiel, streckte die Zunge raus, verdrehte die Augen und ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen.
»Ruf schnell den Krankenwagen!«
»Du machst nur so.«
»Los, sonst sterb ich!«
»Hör auf.«
»Hallo? Krankenhaus? Hallo, ja, ich glaube, ich habe mich angesteckt! Ja, mit der Weicheikrankheit! Ja, genau, beim Lars! Bitte kommen Sie schnell!«
»Haha. Sehr lustig.«
»Danke.«
Und schon war Lütte wieder auf den Beinen.
»Komm, ich hab 'ne Idee.«

Lütte hatte immer Ideen. Manchmal waren sie blöd. Eigentlich fast immer. Aber manchmal auch cool. Einmal, abends, im Winter, als Lars schon im Bett lag, da hat der Lütte ganz viele Eimer mit Wasser gefüllt und sie auf der Straße ausgekippt. Und am nächsten Tag sind dann alle Kinder auf der Straße herumgerutscht, sogar der Georg, der Sohn von der Lehrerin, von der Frau Siebsand. Und sie hat dem Lütte sogar auf die Mütze geklopft mit ihren dicken Handschuhen und gesagt, dass er das gut gemacht hat. Obwohl der Lütte ihr in der Schule immer Streiche spielte.
Einmal musste er deswegen sogar zum Direktor. Aber der Lütte hatte keine Angst vorm Direktor, weil er keine Eltern hatte, die deswegen mit ihm schimpfen konnten. Der Lütte wohnte nämlich bei seinem Opa.

Lüttes Opa war taub. Wenn man den Lütte besuchen kam, dann sagte man nicht Hallo, dann winkte man einfach nur und lächelte und der Opa lächelte zurück. Aber der Lütte und sein Opa konnten sich trotzdem unterhalten. Mit den Händen. Wenn der Opa zum Beispiel gekocht hatte, dann kam er ins Zimmer und machte die Hände zum Mund, als würde er Trauben essen, und dann wusste man, dass es Essen gab. Und wenn der Opa müde war, dann machte er die Hände zusammen, als würde er beten, und dann legte er die Hände unter den Kopf, wie ein Kissen, und dann wusste man, dass er jetzt schlafen ging.
Lars war gerne beim Lütte, weil da niemand schimpfte, wenn man laut war. Und weil der Opa immer so nett lächelte und weil er einen Schnurrbart hatte.

»Kuckuck!«
»Was ist denn jetzt mit der Idee?«
»Psst, warte halt … Kuckuck!«
Lars wartete schon eine ganze Weile. Er wollte nicht im Wald bleiben, bis die Sonne unterging. Außerdem hatte er Hunger. Er dachte an sein Lieblingsessen, Butterbrot mit Salami, und sein Magen knurrte wie ein wütender Bär.
»Kuckuck! … Da! Schnell, komm mit!«
Blitzschnell rannten sie los, Lars wusste noch nicht mal, warum, und er hatte Schwierigkeiten, mit Lütte Schritt zu halten.
»Warte, Lütte!«
»Mach schneller!«
»Ich kann nicht mehr! Bitte warte!«
Aber Lütte rannte weiter. Und Lars wurde klar, dass er ganz alleine im Wald war.

Alles war still. Sogar der Specht hatte aufgehört zu klopfen. Lars hatte Angst und wollte nach Hause zu seinen Eltern. Oder lieber doch nicht, denn bestimmt würden sie schimpfen, wenn sie herausfanden, dass er in den Wald gegangen war, obwohl sie es ihm verboten hatten. Obwohl Papa ihn gewarnt hatte vor den Wildschweinen.
Jetzt musste er wieder an sie denken. Und auch an das, was Lütte gesagt hatte – dass sie jeden töteten, den sie sahen.

Da hörte Lars ein leises Schnaufen. Irgendwo, weit weg, rief Lütte seinen Namen. Das Schnaufen wurde lauter. Lars konnte einen Schatten zwischen den Büschen erkennen. Die Blätter und die Zweige raschelten. Ein paar von ihnen fielen auf den Waldboden hinab. Ganz sanft und langsam.
Und da war es. Stand vor ihm.
Ein echtes Wildschwein.

Es war riesig und borstig und hatte Hauer, die fast so lang waren wie die Zähne von einem Elefanten, dachte Lars. Bloß keine Bewegung jetzt. Noch hatte es ihn nicht entdeckt. Es war viel zu beschäftigt damit, seine Nase in den Boden zu drücken und zu schnüffeln, es scharrte mit den Füßen in der Erde, und dabei grunzte es, als würde es sich auf Schweinesprache mit jemandem unterhalten. Und da, wie aus dem Nichts, tauchten hinter ihm die Schweinekinder auf. Eins, zwei, drei, vier. Lars hielt den Atem an. Jetzt war es aus mit ihm, dachte er.
Aber auch die Schweinekinder beachteten ihn nicht. Sie waren ganz anders als das große Schwein. Ihr Fell war nicht so borstig und hatte Streifen. Sie hüpften, wenn sie liefen, und die Öhrchen wackelten dabei in alle Richtungen. Eigentlich fand Lars, dass sie eher süß als gefährlich aussahen.
Das kleinste von ihnen steckte den Rüssel so tief in die Erde hinein, dass Lars kurz dachte, es wollte sich eingraben, wie ein Maulwurf. Bei der Vorstellung konnte er einen kleinen Lacher nicht unterdrücken.
Da reckte das kleine Ferkel den Kopf in die Höhe und – blickte Lars direkt in die Augen. Lars bekam es wieder mit der Angst zu tun: Was, wenn es ihn verraten würde? Er musste an all die Sachen denken, die er dann nicht mehr machen könnte: Kein Fangenspielen mit seinen Eltern im Garten, kein Eisrutschen im Winter, keine Wettrennen mehr mit Lütte. Und auch den Opa von Lütte und seinen lustigen Schnurrbart würde er nie wieder sehen.

Doch da kam ihm eine Idee. Lars konnte zwar nicht quieken und grunzen wie ein Schwein, und das Ferkel verstand auch keine Menschensprache, aber das tat Lüttes Opa ja auch nicht. Und so, ganz vorsichtig, um das Schweinekind nicht zu erschrecken, hielt Lars sich den Finger vor die Lippen, wie die Frau Siebsand, wenn sie Psst machte, und dann legte er die Hände aufeinander, wie Lüttes Oppa, wenn er ins Bett ging. Nur legte er die Hände nicht unter den Kopf, sondern hielt sie vor sich hin, und dabei sagte er, ganz oft, und so leise, dass niemand es hören konnte: Bitte, bitte, bitte!
Das Ferkel blickte ihn immer noch an. Lars wurde übel. Am liebsten hätte er losgeweint.
Aber dann, ganz plötzlich, als er schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, drehte das Ferkel sich weg. Es hatte ihn verstanden. Es steckte noch ein letztes Mal den Rüssel in den Boden, dann quiekte es leise zum Abschied und verschwand mit wackelnden Ohren hinter dem Rest seiner Familie im Wald.

Kurz darauf kam Lütte zurück. Die blonden Haare klebten ihm in nassen Strähnen auf der Stirn, und außerdem schnappte er nach Atem, als wäre er gerade einmal um die ganze Welt gerannt.
»Wo … Wo warst du? Du … Du hast den … Du hast den Bigfoot verpasst!«
»Was?«
»Den … Den Bigfoot! Ich hab ihn angelockt! In Amerika …«
»Bring mich nach Hause, Lütte. Ich will nicht mehr spielen.«
»Baby … Gut … Komm.«

Die Sonne war schon halb hinter der Straße verschwunden, als Lütte und Lars daheim ankamen. Beide waren sie dreckig bis zu den Ohren, und wenn sie gleich in die Dusche stiegen, würde das Wasser, das den Abfluss herunterfloss, aussehen wie ein schwarzer Strudel.
»Lars? War cool heute, oder?«
»Ja.«
»Bis morgen?«
»Ja. Ach, und Lütte? Wusstest du, dass Wildschweinkinder Streifen haben?«
Lütte sah Lars forschend an.
»Echt?«
»Echt.«
»Woher weißt du das?«
»Geheim. Vielleicht erzähl ich's dir morgen.«
Und vielleicht, ganz vielleicht, würde Lars seinen Eltern heute Abend auch noch ein wenig erzählen. Aber nicht zu viel. Nur von der Leiche, von den Feuerameisen und von dem Bigfoot.
Und ganz bestimmt würde noch viel mehr dazukommen, denn die Sommerferien hatten ja gerade erst begonnen.

 

Hallo Akka,

die Geschichte ist wirklich schön und anschaulich. Auch wenn ich nicht zur Zielgruppe gehöre wurde ich irgendwie an meine Kindheit erinnert. Die Dialoge sind realistisch und du schaffst es sehr gut diese "blank" zu lassen, ohne Nachsätze wie ",sagte der und der".

Drei kleine Anmerkungen:

»Mach ich auch nicht. Penner.«
Das "Penner", passt meiner Meinung nach nicht so recht rein in die Geschichte. Es macht auf mich auch den Eindruck, als würde es nicht so ganz zu Lars Charakter passen, wie du ihn im Verlauf der Geschichte zeichnest.

Er schaute Lars noch für einen Moment in die Augen.
Kommt mir irgendwie komisch vor in dem Alter. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur andere Erfahrungen gemacht.


Ja, mit Weicheiritis!
Je nach Zielgruppe, vielleicht etwas kompliziert.

Aber alles in allem ist die Geschichte wirklich gelungen.

Viele Grüße
Murph

 

Liebe @Akka,

Ein guter Text! Sehr sorgsam ausgearbeitet, fehlerfrei und austariert. Ich musste sofort an diesen Text hier denken: Versteckt. AWM arbeitet stärker mit dem Setting, lässt mich das Mystische, Bedrohliche spüren und schafft damit eine zweite Ebene, die mir hier etwas fehlt, denn der Wald ist bei dir Kulisse, er macht nichts mit Lars. Ich erfahre, dass er Angst hat vor den Wildschweinen, doch an dem Punkt, als er im Wald alleine ist, wo er mit ihm und seinen Ängsten konfrontiert werden könnte, wo ein kleiner Entwicklungsschritt geschehen könnte, ist er verloren, setzt sich auf den Boden, hat Hunger, Durst und weint. Ich fände es spannender zu lesen, wenn und wie er sich der Angst stellt und sie überwindet. Da wäre die Chance für einen Twist. Ich hab darauf gewartet, dass er plötzlich vor einem Wildschwein steht, wie er stehenbleibt, mit einem Mal ganz ruhig wird und wartet, bis das Tier im Gebüsch verschwindet (nur eine mögliche Variante von vielen). Das nur als Hinweis, nicht als Aufforderung.
Du bist bei deiner Story ganz bei Lütte und Lars, beim Thema Verführung Schwächerer durch Stärkere, bei der Faszination, die für Heranwachsende von Älteren ausgeht, die schon weiter sind auf ihrem Weg zur Selbstbestimmung. Das machst du sehr gut und zeigst das glaubhaft, der Lütte läuft vorne weg, das kaufe ich so, wenngleich es recht linear ist, weil sich an dem Gefüge zwischen den Beiden nichts ändert, weil es zu keinem Bruch kommt. Auch in dieser Hinsicht würde ein Twist der Geschichte guttun.
Die Dialoge sind mir an manchen Stellen eine Spur zu clean, da fehlt mir ein wenig das Rotzige, Ungeschönte. Wenn du mehr Empfindungen und Eindrücke zeigst, mich die Urgewalt des Waldes erleben lässt, manches unerwähnt verbleibt und du zwischen den Zeilen erzählst, würde der Text noch mehr atmen.

Als Lütte und Lars neben der Leiche standen, mussten sie lachen.
Du hast Kinder getaggt und auch, wenn sich wenige Zeilen später alles auflöst, würde ich das nicht schreiben, das "neben einer Leiche", weil du damit streng genommen etwas Unwahres behauptest. Du könntest es allgemein lassen: "Als Lütte und Lars daneben standen, mussten sie lachen."

Lars wusste nicht, ob er das glauben sollte. Zuzutrauen wär's dem Lütte schon.
Zeig mir doch die Zweifel, statt darüber zu schreiben. Lars blinzelte und schaute hoch in das Gesicht des Älteren, als würde er dort nach der Spur eines Lächelns oder dem Zucken eines Augenwinkels suchen.

Die beiden Jungen waren schon seit dem Frühstück draußen unterwegs. Sie hatten Sommerferien. Es war heiß. Beide trugen ihre Kappen mit dem Schirm nach hinten. Das sah cooler aus. Ihre Gesichter waren rotgebrannt von der Sonne.
Das Durchgestrichene würde ich nicht brauchen. Es ist klar, dass sie die Kappen umdrehen, weil es cooler ist, denn praktischer ist es bei knalligem Sonnenschein auf keinen Fall. Und auch von der Sonne ist wegen rotgebrannt redundant.

Lars' Eltern hatten ihm verboten, in den Wald zu gehen, aber wenn er das dem Lütte verraten würde, würde der ihn auslachen und ihn wieder Angsthase nennen.
das würde, würde würde ich auflösen.

Er schaute Lars noch für einen Moment in die Augen.
Ist das für Lütte nicht zu erwachsen, zu ernst? Da der Lütte den Lars nicht für voll nimmt und gerne fabuliert, würde ich ihn auch hier sowas sagen lassen wie, dass es nach tatsächlich Wildschwein riecht.

Lütte formte seine Hände zu einem Korb
Korb? Kann man daraus trinken?

Das Klopfen hörte sich unecht an und ein bisschen unheimlich, fand Lars. Nicht wie etwas, das ein Vogel machen kann.
schön

Manche trugen Blätter auf ihrem Rücken, die viel größer waren als sie selbst
Können einheimische Arten das? Ich denke da an Blattschneiderameisen.

Hallo? Krankenhaus? Hallo, ja, ich glaube, ich habe mich angesteckt! Ja, mit Weicheiritis!
Die Weicheiritis ist mir persönlich zu konstruiert, da frage ich mich, ob der Lütte nicht was Einfacheres nehmen würde.

da hat Lütte ganz viele Eimer mit Wasser gefüllt und die Straße überschwemmt.
Mit einzelnen Eimern eine Straße zu überschwemmen ist schon sehr abwegig. ich denke mal, der Lars würde sagen, er hat sie auf der Straße ausgekippt?

»Kuck-kuck!«
Ist das als Ableitung vom Vogelnamen gedacht? Der heißt Kuckuck.

Er saß auf dem Boden und weinte, und es war ihm ganz egal, dass das nicht cool war, er hatte Angst und er wollte nach Hause zu seinen Eltern.
Schön, hier hast du genau den Punkt eingefangen, wo das Junge sich zu weit aus dem Nest gewagt hat. Aber dann könnte er …

so laut, dass sogar der Specht aufhörte, zu klopfen, und den Kopf hob um zu erfahren, was da vor sich ging.
den Nachsatz bräuchte es nicht, das ist selbsterklärend.

»Warum schreist du denn so, du Baby?
Das Baby ist mir zu überdeutlich, denn an der Gesellschaft von Lars muss dem Lütte ja was liegen, da muss ja eine Ebene vorhanden sein, sonst wäre die Abstufung, der Altersunterschied zwischen ihnen zu groß und der Lütte würde nur mit ihm spielen. Das hab ich bislang anders gelesen.

»Bis morgen dann, Lars.«
»Bis morgen, Lütte.«
»Lars? War cool heute, oder?«
Wenn du mit einem einfachen »Ja.« enden würdest, fände ich den Schluss stärker, weil offener, als mit dem erklärenden
Ja, das war's. Und Lars konnte es gar nicht erwarten, seinen Eltern von der Leiche zu erzählen und von den Feuerameisen und von dem Bigfoot …
Die Frage ist für mich auch, an welchem Punkt ist der Lars in seinem Ablösungsprozess? Mit diesem Ende, mit dem "konnte es gar nicht erwarten" ziehst du ihn sehr nah an die Eltern ran, quasi zurück ins Nest, statt es offen zu lassen. Aber gerade die Balance zwischen Autonomie und Nestwärme ist doch als Heranwachsender so spannend, oder? Ich könnte mir auch vorstellen, dass er gar nichts erzählt, weil er keine Lust auf die Vorhaltungen seiner Eltern hat. Und gerade dieses Für-sich-behalten, dieses sich entziehen ist ja ein wesentlicher Schritt beim Großwerden. Das würde ich in einem Schlusssatz, wenn er denn sein muss, mitschwingen lassen:
Und vielleicht würde Lars seinen Eltern ein wenig erzählen, nicht zu viel, von der Leiche, den Feuerameisen und dem Bigfoot.

So weit meine persönliche Lesart.
Peace, linktofink

 

Hallo @murphy_does_his_best,

die Geschichte ist wirklich schön und anschaulich. Auch wenn ich nicht zur Zielgruppe gehöre wurde ich irgendwie an meine Kindheit erinnert.

Ach, das freut mich sehr! Das sollte sie nämlich vor allem sein - schön. Ich habe mich nämlich fast ein bisschen schuldig gefühlt, weil ich in Zeiten wie diesen eine so düstere Geschichte auf das Forum losgelassen habe.

Das "Penner", passt meiner Meinung nach nicht so recht rein in die Geschichte. Es macht auf mich auch den Eindruck, als würde es nicht so ganz zu Lars Charakter passen, wie du ihn im Verlauf der Geschichte zeichnest.

Gestrichen. Nur als Hinweis - Lütte sagt das. Das ist dann wohl der Nachteil von "blanker" wörtlicher Rede.

Kommt mir irgendwie komisch vor in dem Alter. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur andere Erfahrungen gemacht.

Ja, wirkt irgendwie deplaziert. Jetzt "funkelt er ihn böse an".

Je nach Zielgruppe, vielleicht etwas kompliziert.

Habe "Weicheipocken" draus gemacht, hoffe, das passt besser.

Freut mich, dass es dir gefallen hat. Vielen dank für deine Eindrücke und die Verbesserungsvorschläge!

Hallo @linktofink,

auch dein Kommentar hat mich sehr gefreut, weil du - mal wieder - wunderbar die Schwachstellen aufzeigst. Ich habe mich darum bemüht, auf zu viel doppelten Boden bzw. wie du es nennst, die "zweite Ebene", zu verzichten. Einfach, um es "schön" zu halten, und simpel. Trotzdem macht das, was du sagst, total Sinn, es fehlt der Entwicklungsschritt, der Twist. Und Mensch, wieso schwer, wenn's auch einfach geht, hab ich mir gedacht, und deine Steilvorlage einfach mal ganz dreist genutzt. Und habe damit im besten Fall zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

Du bist bei deiner Story ganz bei Lütte und Lars, beim Thema Verführung Schwächerer durch Stärkere, bei der Faszination, die für Heranwachsende von Älteren ausgeht, die schon weiter sind auf ihrem Weg zur Selbstbestimmung. Das machst du sehr gut und zeigst das glaubhaft, der Lütte läuft vorne weg, das kaufe ich so, wenngleich es recht linear ist, weil sich an dem Gefüge zwischen den Beiden nichts ändert, weil es zu keinem Bruch kommt.

Ja, das war mein Hauptaugenmerk, ganz bei den Jungs bleiben, auch wenn der Wald ja eigentlich wunderbare Vorlagen bietet für eindrückliche Beschreibungen - das mag mir noch nicht ganz gelingen.
Jetzt, wenn du noch mal drüberschauen magst, habe ich die "Linearität" ein wenig aufgebrochen, am Ende steht der Lars plötzlich auch mal mit einem Trumpf in der Hand da.

Die Dialoge sind mir an manchen Stellen eine Spur zu clean, da fehlt mir ein wenig das Rotzige, Ungeschönte. Wenn du mehr Empfindungen und Eindrücke zeigst, mich die Urgewalt des Waldes erleben lässt, manches unerwähnt verbleibt und du zwischen den Zeilen erzählst, würde der Text noch mehr atmen.

Da schaue ich noch mal drauf, danke für den Hinweis. Und auch für all die anderen, von denen ich einige auch schon übernommen habe, bei manchen noch abwäge und andere vielleicht auch still und heimlich unter den Tisch fallen lasse, mal sehen.

Vielen Dank für den Input, ich bin überzeugt, dass das der Geschichte gutgetan hat.

Liebe Grüße,
Akka

 

Moin @Akka,

bereits zu Beginn las ich diese Fassung deiner Kindergeschichte als die Folge einer Serie (s. Präfix) weil ich sie gerafft und eilig empfand, wie einen Appetizer, der mir noch einige anregende Gänge verspricht.

Deine beiden Helden sehe ich skizzenhaft und ich wünschte mir, sie schnell bunter, kräftiger und deutlicher zu erkennen, weil ein Sommer voller Abenteuer zweier lebhafter und unterschiedlicher Jungencharaktere eben vielversprechend ist und ich nur eine Ahnung dieser Jungen bekomme.

Es gefällt mir, dass ich nichts über die Zeit weiß, in der sie sich bewegen, denn Kinder sind immer und überall Kinder, mit ähnlichen Wünschen, Träumen und Phantasien gefüllt. Der Raum, in dem sich sich bewegen ist somit ebenfalls einfach dargestellt, im positiven Sinne, die Natur und die Erwachsenen geben einen schönen Rahmen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Das Tempo der Geschichte wird durch die Dialoge beschleunigt und ich bemerke schnell, dass ich mir mehr Erzählung - denn die Sprache dieser Geschichte ist leicht und vor allem kinddgerecht - innerhalb der Aufzählungen von Lars über Lütte wünsche; ich wünschte die Beispiele über Lüttes Charakter, der so fein und schön in seinem Verhalten zu erkennen ist - wenn er im Winter vorausschauend eine Eisbahn baut (die Wertung der Lehrerin erscheint mir dabei unnötig eingefügt, denn ich bekomme im Verlauf keinen weiteren Zugang, weil es eben keine Serie ist:D), wären in eine umfassendere, tiefere Geschichte eingebettet, in der es einen Verlauf gibt, eine Entwicklung, vor allem der Persönlichkeiten (Sommerferien sind für die Reifung von Kindern wie geschaffen;)) ich den beiden auf die Schliche komme, dass ich ihre Stärken und Schwächen erlebe, dass die Charaktere vielschichtig sind und geprägt, so wie Lütte, der bei einem tauben Großvater aufwächst und somit enorm viel Potenzial bietet. Ich wünsche zu erfahren was passiert ist, wo Lüttes Eltern sind, seine Großmutter und dabei ist es mir völlig schnuppe, ob alles seinen "pädagogisch-sozial-juristischen“ Gang geht. Kurz und gut: Ich will mehr!

Was ich damit wohl sagen will, ist, ich wünschte mir eine wirkliche Geschichte, oder eine Fortführung, weil ich interessiert an den beiden Jungen bin, die Freunde werden könnten, nicht nur Spielkameraden eines Sommers. Aber nach mir geht’s ja wieder mal nicht. ;)

Vielen Dank für diesen Einblick,

Kanji

 

Hallo @Kanji,

entschuldige die verhältnismäßig kurze Antwort auf deinen Hammerkommentar. Nur so viel - bewirkt hat er eine ganze Menge. Ich habe noch mal eine ganz andere Sicht auf die Geschichte bekommen und deinen Ruf nach mehr habe ich sehr deutlich vernommen. Ich verspreche nichts, aber ich möchte gerne dafür sorgen, dass er nicht im Nichts verhallt.

Liebe Grüße,
Akka

 

Hey @Akka ,

süß, die beiden. Hat mich an meine Sommerferien früher erinnert. Mich stört es hier gar nicht, dass so viel Dialog ist, weil es eben schon wieder so viel ist, dass es interessant beim Lesen ist und auch einiges Geschick beim Schreiben braucht. Sehr gefällt mir, dass du auch so viele kleine Überraschungsmomente inszenierst. Zwischen Leichtgläubigkeit und Bärenaufbinden. Die Figurenkonstellation passt grundsätzlich. Schenkt dir etwas an Figurendynamik, Konflikt und sogar Spannung. Am Ende schaffst du sogar eine Wandlung, wenn ich das richtig verstanden habe (würde ich mir etwas deutlicher wünschen) – Lars kann Lütte jetzt auch mal was erzählen; vielleicht ein Schritt raus aus der Passivität. Und da wäre auch nochmal einzuhaken. Ich denke Lars könnte das am Ende der Geschichte ruhig beweisen, er könnte Lütte was erzählen und zeigen, dass ihn die Erlebnisse irgendwie mutiger gemacht haben oder aktiver (über die Prämisse wäre da noch zu sprechen; Edit: hab ich jetzt gar nicht mehr. Es ging nur um die Aussage, "Vom 'Kumpel' reingelegt werden führt zu mehr Selbstbewusstsein"; ich finde ja, das funktioniert, kann man aber auch nochmal überdenken). Das heißt aber auch, dass er bereits im Laufe der Handlung, klassischerweise ab der Mitte, selbst aktiver werden müsste. Das kann schon in gewissem verbalem Widerstand gegen seinen etwas großmäuligen Kumpel geschehen. Sprich: Ich finde es löblich, dass du hier versuchst in leisen Tönen zu erzählen, aber etwas mehr Fallhöhe (mehr Entwicklung bei Lars) wäre hier, finde ich, angebracht. Wäre etwas anderes, wenn das jetzt ein sehr ungewöhnliches Thema wäre. Das hier ist alltäglich, da bietet sich das an, finde ich.
Eine Sache noch. Ich denke, es könnte deinen Geschichten viel geben, wenn du noch etwas näher an die Figuren herangehen würdest. Ich schreibe das öfters und auch verschiedenen Leuten, aber es ist eben ein häufiges Phänomen, dass da so eine unnötige Distanz gewahrt wird. Ein bisschen mehr körperliche Empfindungen und auch Gefühle; dann würde ich auch deinem Protagonisten näher kommen. Wurde ja hier in den Kommentaren, wenn ich mich richtig erinnere, mehrfach angesprochen – Figurenzeichnung. Eine Strategie wäre eben das.

Kleinkram:

'ne richtig echte?

Das ist 'lustig', so wie 'ne ganze halbe' oder 'ziemlich tot'. Aber das legt der Autor den Figuren in den Mund, das kommt nicht von ihnen. Ich würde das reduzieren: "ne richtige?" oder "ne echte?"
da steckt der Witz auch mit drin, aber gleichzeitig im Bezug auf die Figurenrede authentisch.

»Hm. Und was hab ich davon?«
»Ich kann dir auch was verraten.«
»Du lügst doch.«
»Glaub's halt nicht.«

mir gefällt sehr, dass du hier durchgängig auf den Redebegleitsatz verzichtet hast. Trotzdem weiß man durch die die antagonistische Figurenzeichnung sofort, wer wer ist.

»Stimmt das mit den Wildschweinen?«
»Im Wald gibt’s immer Wildschweine. Weiß doch jeder.«
»Mein Papa hat gesagt, dass Wildschweine gefährlich sind.«
»Nur wenn sie Kinder haben. Dann töten sie jeden, den sie sehen. Um die Kinder zu beschützen.«

schöner, authentischer Dialog

»Hallo? Krankenhaus? Hallo, ja, ich glaube, ich habe mich angesteckt! Ja, mit Weicheipocken! Ja, genau, beim Lars! Bitte kommen Sie schnell!«
»Haha. Bist du fertig?«

Das kaufe ich Lütte nicht ab. Vorher hattest du Weicheiteritis oder sowas. Das habe ich auch nicht abgekauft. Kinder heute wissen höchstens sprichwörtlich oder aus Erzählungen von Eltern (heutzutage eher Großeltern) von den Pocken. Das ist auch einen Ticken zu clever, selbst für jemanden wie Lütte. Es geht eigentlich um die Bezeichnung der Krankheit. Das würde ich also ebenfalls reduzieren, die Idee ist ja gut.

Zum Beispiel:
»Hallo? Krankenhaus? Hallo, ja, ich glaube, ich habe mich angesteckt! Ja, mit der Weicheikrankheit! Ja, genau, beim Lars! Bitte kommen Sie schnell!«

Das zweite ist Lars Antwort:

»Haha. Bist du fertig?«

Dieses "Bist du fertig?" ist für mich zumindest ein eher elaborierter Konter. Vor allem für den Lars, den ich hier bislang kennengelernt habe, passt das für mich nicht. Eher so was wie:
»Haha. Sehr witzig. Ich lach mich tot.«
Er ist halt eben nicht so ein Pfundskerl wie Lütte.


So Akka, dit wars. Hat mich tatsächlich auch an einen @AWM Text (allgemeine Empfehlung) erinnert. Am ehesten wohl Die gelbe Blume (absolut lohnenswert!). Gerade was die angesprochenen Punkte angeht, würde ich mir da noch ne kleine Scheibe abschneiden. Ansonsten finde ich, hat der Text hier schon Qualitäten.

LG
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei,

ich entnehme deinem Kommentar, dass du grundsätzlich Spaß an der Geschichte von den beiden hattest, was mich selbstverständlich sehr freut.

Am Ende schaffst du sogar eine Wandlung, wenn ich das richtig verstanden habe (würde ich mir etwas deutlicher wünschen) – Lars kann Lütte jetzt auch mal was erzählen; vielleicht ein Schritt raus aus der Passivität. Und da wäre auch nochmal einzuhaken. Ich denke Lars könnte das am Ende der Geschichte ruhig beweisen, er könnte Lütte was erzählen und zeigen, dass ihn die Erlebnisse irgendwie mutiger gemacht haben oder aktiver

Ja, die Wandlung kam erst mit der, ich nenne es mal, 2.0er Version der Geschichte, durch einen Hinweis von @linktofink zustande. Aber wie du gut erkannt hast, war sie nicht wirklich deutlich. Jetzt, nach deinem Kommentar (und der Extramotivation von @Kanji), gibt es eine 3.0er Version. Sind noch mal über 400 Wörter dazugekommen, und im besten Falle wird die Wandlung jetzt auch deutlicher.

Eine Sache noch. Ich denke, es könnte deinen Geschichten viel geben, wenn du noch etwas näher an die Figuren herangehen würdest. Ich schreibe das öfters und auch verschiedenen Leuten, aber es ist eben ein häufiges Phänomen, dass da so eine unnötige Distanz gewahrt wird. Ein bisschen mehr körperliche Empfindungen und auch Gefühle; dann würde ich auch deinem Protagonisten näher kommen. Wurde ja hier in den Kommentaren, wenn ich mich richtig erinnere, mehrfach angesprochen – Figurenzeichnung. Eine Strategie wäre eben das.

Insbesondere hierauf habe ich bei der Überarbeitung geachtet. Ich habe Lars mehr "Innenleben" gewährt, so wird er im besten Fall mehrdimensionaler und ist mehr als nur der Kleine, der zum Großen hinaufschaut.

Das heißt aber auch, dass er bereits im Laufe der Handlung, klassischerweise ab der Mitte, selbst aktiver werden müsste. Das kann schon in gewissem verbalem Widerstand gegen seinen etwas großmäuligen Kumpel geschehen. Sprich: Ich finde es löblich, dass du hier versuchst in leisen Tönen zu erzählen, aber etwas mehr Fallhöhe (mehr Entwicklung bei Lars) wäre hier, finde ich, angebracht. Wäre etwas anderes, wenn das jetzt ein sehr ungewöhnliches Thema wäre. Das hier ist alltäglich, da bietet sich das an, finde ich.

Das hier habe ich dabei leider noch nicht umgesetzt. Macht aber durchaus Sinn, deshalb schaue ich mal, was sich dahingehend tun lässt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch eine 4.0er Version geben wird, es macht mir nämlich gerade großen Spaß, der Welt der beiden Jungs mehr Farbe zu verleihen, vor allem Hand in Hand mit euch und euren Hinweisen.

Ach, und auch deinen "Kleinkram" habe ich umgesetzt, vielen Dank dafür.

Liebe Grüße,
Akka

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Akka,

nochmal kurz.

Was geheimes

Geheimes groß. Immer bei der Verbindung von etwas (was) und Adjektiven. Etwas Tolles, was Neues, etwas Schönes usw.
Ausnahme ist zum Beispiel etwas anderes (glaube, weil sich das immer automatisch auf ein Subjekt bezieht)

»Mach ich auch nicht.« Lütte holte mit seinem Stock aus und Lars zuckte zusammen.
»Angsthase. Komm.«

mag ich sehr die Stelle. Vor allem das "Angsthase. Komm" Stark dass diese zwei Sätze jeweils durch ein einziges Wort funktionieren.

»Ich auch. Komm, ich weiß was.«

Das mochte ich auch gerne. Wieder weil es kurz ist, aber auch das "ich weiß was". Das hat fast schon eine gestische Bedeutung. Er weiß was, er kann was, er hat was drauf. Das zeigt er.

Bei den dünneren musste er an die Hexen aus den Märchen denken, die seine Mama ihm manchmal vorlas.

da habe ich gestutzt. Hätte jetzt eher gedacht, ... die seine Mama ihm früher vorgelesen hatte.
Aber kann auch nur meine Einschätzung sein. Wie alt hattest du ihn gedacht?

dass sie hier begraben wurden und mit letzter Kraft versucht hatten, sich wieder aus der Erde zu buddeln, um noch mehr Kinder fressen zu können … Und jetzt ragten nur noch ihre alten, vertrockneten Hexenfinger wie kleine Äste aus der Erde …

Finde diese neuen Einschübe teilweise sehr gut. Manchmal etwas lang, aber das muss sich vielleicht auch hier und da nochmal etwas setzen. Finde es super, dass du das kannst, weiter in einen Text hineinarbeiten, ohne dabei das Gefühl für den Sound der Story zu verlieren. Keine Selbstverständlichkeit. Trotzdem würde ich dir raten, gerade bei Überarbeitungen das auch nochmal ein zwei Tage liegen zu lassen. Ist schwer auszuhalten, ich weiß, weil man es gerne präsentieren will. Aber oft ist man nach so ein paar Tagen nicht mehr ganz so änderungswütig und sieht auch wieder etwas nüchterner auf den Text und erkennt viele Sachen selbst. Das steigert auf jeden Fall nochmal die Qualität einer solchen Überarbeitung. Nichtsdestotrotz gefällt mir schon, wie du das ausgebaut hast. Ich fänds nur schade, wenn du zu schnell an diesem eigentlich schon feinen Text schraubst und ihn am Ende verschlimmbesserst. Lieber langsam machen, dann sind auch solche Änderungen entschiedener und gediegener, auch wenn es dieselben sind, behaupte ich jetzt mal.

Hier habe ich das mit den zweifachen Auslassungszeichen --> ... nicht ganz gecheckt. Ich würde das eventuell streichen, weil ja eigentlich klar ist, dass er sich darauf bezieht. So begann ja diese Assoziationskette überhaupt erst. Aber prüf das lieber nochmal selbst.

Über ihnen klopfte ein Specht. Das Klopfen hörte sich unecht an. Und ein bisschen unheimlich, fand Lars. Nicht wie etwas, das ein Vogel machen kann.

Die Stelle mag ich auch nach wie vor sehr gern.

Aber vielleicht war das ja wie bei den Hunden und den Wölfen. Die sahen auch fast gleich aus, aber während die Hunde lieb waren – das schlimmste, was ein Hund ihm mal angetan hatte, war ihn umzurennen und abzuschlecken, weil er mit ihm spielen wollte – waren die Wölfe böse.

süß.

Trotzdem würde ich etwas verknappen. Diese assoziativen Absätze, die du einschiebst, sind ja schon auch Textunterbrechungen. Die würde ich entsprechend knapp und knackig halten. Aber gut finde ich es.

Als Anregung:
"Aber vielleicht war das ja wie bei Hunden und Wölfen. Die sahen auch fast gleich aus. Das Schlimmste, was ein Hund ihm je angetan hatte, war ihn umzurennen und abzuschlecken, weil er mit ihm spielen wollte – Wölfe hingegen waren böse."


Wölfe wollten nie spielen. Sie streiften durch die Wälder und hatten riesige scharfe Zähne, mit denen sie ihren Feinden die Arme und die Beine abbeißen konnten. Und nachts heulten sie den Mond an. Eigentlich waren Wölfe also ziemlich cool, fand Lars, aber begegnen wollte er ihnen trotzdem lieber nicht.

Finde ich sehr süß, aber auch etwas zu lang. Vielleicht einfach noch ein wenig stutzen.

Lütte stapfte voraus, in seinen Sandalen mit den Flammen drauf, und Lars hinterher.

finde ich witzig, kommt aber etwas spät diese äußerliche Charakterisierung. Und die auf Biegen und Brechen früher einzubauen. Ich weiß nicht.

»Mach du doch.«
Da fasste Lütte sich an den Kopf, dass ihm die Kappe runterfiel, streckte die Zunge raus, verdrehte die Augen und ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen.
»Ruf schnell den Krankenwagen!«
»Du machst nur so.«
»Los, sonst sterb ich!«
»Hör auf.«
»Hallo? Krankenhaus? Hallo, ja, ich glaube, ich habe mich angesteckt! Ja, mit der Weicheikrankheit! Ja, genau, beim Lars! Bitte kommen Sie schnell!«
»Haha. Sehr lustig.«

auch die Stelle gefällt mir immer noch sehr gut!

Und sie hat dem Lütte sogar auf die Mütze geklopft mit ihren dicken Handschuhen und gesagt, dass er das gut gemacht hat.

hier lieber im Präteritum? Und sie klopfte Lütte sogar auf die Mütze mit ihren dicken Handschuhen und sagte, er hätte das gut gemacht.

Butterbrot mit Salami, und sein Magen knurrte wie ein wütender Bär

sehr süß

Lieben Gruß
Carlo

 

Hallo @Akka,
deine Überarbeitung hat sich gelohnt. War es anfangs schon ein guter Text, ist es jetzt einer, den ich richtig gerne lese und mit Erstaunen die neuen Stellen erkenne, die dir gut gelungen sind.

»Ich auch. Komm, ich weiß was.«
Das würde ich zeitlich trennen, eine kleine Verzögerung einbauen. So was: »Ich auch«, sagte Lütte, beschattete mit der Hand die Augen und schaute nach links. »Komm, ich weiß was.«
Auch später nach den Wölfen: »Nur ein mal. Komm, ich zeig dir was.« Ja, ich weiß, der Lütte ist sprunghaft, aber auch da würde ich dem Leser einen kurzen Atemzug gönnen.

Manche von ihnen erinnerten Lars an dicke, vollgefressene Regenwürmer, die auf dem Weg zum Bach verdurstet waren. Bei den dünneren musste er an die Hexen aus den Märchen denken, die seine Mama ihm früher vorgelesen hatte. Er stellte sich vor, dass es auch hier im Wald mal Hexen gegeben hatte, dass sie hier begraben wurden und mit letzter Kraft versucht hatten, sich wieder aus der Erde zu buddeln, um noch mehr Kinder fressen zu können. Und jetzt ragten nur noch ihre alten, vertrockneten Hexenfinger wie kleine Äste aus der Erde.
Finde die Bilder sehr stark, für mich bereichern sie die Geschichte.

Lütte saß schon am Bach und formte seine Hände zu einer Schüssel
Der Korb war es nicht, die Schüssel ist schon besser, trifft es aber auch nicht genau, am besten wäre vermutlich Kelle (Schöpfkelle). Kannst ja überlegen, ob du es nimmst.

Er selbst kannte nur die ganz normalen Schweine, und die waren rosa und dick und hatten Ringelschwänze, waren also alles andere als furchteinflößend. Aber vielleicht war das ja wie bei den Hunden und den Wölfen. Die sahen auch fast gleich aus, aber das Schlimmste, was ein Hund ihm mal angetan hatte, war ihn umzurennen und abzuschlecken, weil er mit ihm spielen wollte. Wölfe hingegen waren böse. Sie streiften durch die Wälder und hatten messerscharfe Zähne, mit denen sie ihren Feinden die Arme und die Beine abbeißen konnten. Und nachts heulten sie den Mond an. Eigentlich waren Wölfe also ziemlich cool, fand Lars, aber begegnen wollte er ihnen trotzdem lieber nicht.
Auch das gut gemacht, ich würde nur das mit dem "Wölfe hingegen waren böse" nicht tun, weil es etwas platt ist. Schreib doch Wölfe waren anders.

»Pieks mal rein.«
Lütte hielt ihm den Stock hin.
»Mach du doch.«
Da fasste Lütte sich an den Kopf, dass ihm die Kappe runterfiel, streckte die Zunge raus, verdrehte die Augen und ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen.
»Ruf schnell den Krankenwagen!«
Das »Mach du doch.« ist vllt etwas zu schwach, um diese Theatralik zu begründen, mit der Lütte darauf reagiert. Ev. noch ein Kopfschütteln dazugeben?

Aber Lütte rannte weiter, und Lars musste weinen, als er merkte, dass er ganz alleine im Wald war.
Dass der Lars sofort anfängt zu weinen, sobald er merkt, dass er alleine ist, finde ich so nicht glaubwürdig, das ist zu überhastet.

Papa ihn gewarnt hatte vor den Wildschweinen.
Die Wildschweine! Jetzt musste er wieder an sie denken,
Könntest du streichen, für mich funktioniert das auch ohne.

Und kaum hatte er es gedacht, da raschelte es auch schon im Busch, und Lars schrie, so laut er konnte, so laut, dass sogar der Specht aufhörte, zu klopfen, und den Kopf hob.
Nur mal zum Verständnis der Choreo: Lars schreit so laut er kann, so laut, dass sogar der Specht aufhört zu spechten und die Wildsau bleibt einfach stehen, statt wegzusprinten oder anzugreifen? Hm ...

Und da war es, ganz wirklich, ein echtes Wildschwein.
Ein wenig Geraschel im Busch und dieses "Und da war es" kommen ein bissl aus der Hüfte geschossen, das könntest du länger offen halten und noch mehr die Spannung auskosten: Schatten zwischen den Büschen, leises Schnaufen, Lütte, der aus der Ferne seinen Namen ruft, gedämpftes Grunzen und dann - tadaaa - steht es da.

Bei der Vorstellung musste er lachen.
Sind die Schweine taub? :lol:

»Bring mich nach Hause, Lütte. Ich will nicht mehr spielen.«
»Baby … Gut … Komm.«
Das Baby hängt so in der Luft. Vorschlag:
Lütte zischte etwas zwischen den Zähnen heraus, das wie Baby klang.
»Los, komm.«

Wusstest du, dass Wildschweinkinder Streifen haben?«
Lütte sah Lars forschend an.
»Echt?«
»Echt. Wenn du willst, erzähl ich dir morgen noch mehr.«
Das »Echt?« passt nicht so recht zu Lütte, er würde vermutlich sagen:
»Frischlinge heißen die.«
»Wer, die Streifen?«, fragte Lars.
Lütte prustete los, »genau Lars, die Streifen. Tschüß, träum schön, du Frischling.«
Lars drehte sich um ging durch das Gartentor. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht.
Vielleicht, ganz vielleicht, würde er seinen Eltern heute Abend ein wenig erzählen. Aber nicht zu viel. Nicht von den Wildschweinen, nur von der Leiche, von den Feuerameisen und von dem Bigfoot.
Und später bestimmt noch mehr, denn die Sommerferien hatten ja gerade erst begonnen.

Wenn du weiter feilen willst, könntest du aus Lars Begegnung mit dem Frischling noch mehr machen. Den Bogen zu Fr. Siebsand und dem Opa finde ich schon gut, doch finde ich die Szene insgesamt noch etwas holperig und durch die Salamibrote entkräftest du das Ganze, ziehst es etwas ins Lächerliche und ich glaube die Bedrohung nicht mehr. Mir fehlt etwas die Erhabenheit, oder auch Ernsthaftigkeit die solch eine Begegnung der anderen Art haben kann, weißt? Klar, ist ein Text für Kinder, aber auch die kennen das Besondere solcher Momente und ich fände es schön, wenn du es schaffst, das einzufangen.

Peace, ltf.

 

Hey @Carlo Zwei,

nochmal kurz.

Geheimes groß. Immer bei der Verbindung von etwas (was) und Adjektiven. Etwas Tolles, was Neues, etwas Schönes usw.
Ausnahme ist zum Beispiel etwas anderes (glaube, weil sich das immer automatisch auf ein Subjekt bezieht)

Klar. Korrigiert.

da habe ich gestutzt. Hätte jetzt eher gedacht, ... die seine Mama ihm früher vorgelesen hatte.
Aber kann auch nur meine Einschätzung sein. Wie alt hattest du ihn gedacht?

Auch klar, auch korrigiert.
Ich stelle mir vor, dass die beiden in der dritten Klasse sind. Also in etwa acht Jahre alt.

Finde diese neuen Einschübe teilweise sehr gut. Manchmal etwas lang, aber das muss sich vielleicht auch hier und da nochmal etwas setzen. Finde es super, dass du das kannst, weiter in einen Text hineinarbeiten, ohne dabei das Gefühl für den Sound der Story zu verlieren. Keine Selbstverständlichkeit. Trotzdem würde ich dir raten, gerade bei Überarbeitungen das auch nochmal ein zwei Tage liegen zu lassen. Ist schwer auszuhalten, ich weiß, weil man es gerne präsentieren will. Aber oft ist man nach so ein paar Tagen nicht mehr ganz so änderungswütig und sieht auch wieder etwas nüchterner auf den Text und erkennt viele Sachen selbst. Das steigert auf jeden Fall nochmal die Qualität einer solchen Überarbeitung. Nichtsdestotrotz gefällt mir schon, wie du das ausgebaut hast. Ich fänds nur schade, wenn du zu schnell an diesem eigentlich schon feinen Text schraubst und ihn am Ende verschlimmbesserst. Lieber langsam machen, dann sind auch solche Änderungen entschiedener und gediegener, auch wenn es dieselben sind, behaupte ich jetzt mal.

Also erst mal - vielen Dank für die Rückmeldung bezüglich der neuen Einschübe. Vor allem "ohne dabei das Gefühl für den Sound der Story zu verlieren" freut mich wahnsinnig zu hören, denn da hatte ich etwas Sorge - wirkt es jetzt wie angepappt, sprengt es den Flow? Offenbar nicht. Gut zu wissen.

Und ja, das mit der Ungeduld sollte ich mir unbedingt zu Herzen nehmen. Ist mir hier jetzt schon ein paar Mal passiert: Schnell die neuen Einfälle untergebracht, nur um am nächsten Tag zu bemerken, wie viel besser das eigentlich noch machbar gewesen wäre. Schreib ich mir also dick und fett hinter die Löffel.

Hier habe ich das mit den zweifachen Auslassungszeichen --> ... nicht ganz gecheckt. Ich würde das eventuell streichen, weil ja eigentlich klar ist, dass er sich darauf bezieht. So begann ja diese Assoziationskette überhaupt erst. Aber prüf das lieber nochmal selbst.

Geprüft. Und für sinnvoll befunden :thumbsup:

Ja, die meisten deiner Hinweise habe ich übernommen, und so langsam nähere ich mich dem Punkt, an dem ich sagen kann: Ich bin zufrieden mit der Geschichte, finde sie stimmig. Dank eben solcher Kommentare wie deinem. Vielen, vielen Dank dafür, das fühlt sich echt gut an. Auch, dass du noch mal die Stellen hervorgehoben hast, die dir besonders viel Spaß machen.

@linktofink: Gerade fehlt mir leider die Zeit für eine Antwort auf deinen Kommentar, reiche ich nach. Aber auch deine Hinweise habe ich zu großen Teilen übernommen, wodurch die Geschichte noch mal viel dazugewonnen hat.

Liebe Grüße,
Akka

 

Hallo @linktofink,

so, jetzt aber.

deine Überarbeitung hat sich gelohnt. War es anfangs schon ein guter Text, ist es jetzt einer, den ich richtig gerne lese und mit Erstaunen die neuen Stellen erkenne, die dir gut gelungen sind.

Super!

Ich erlaube mir mir jetzt einfach mal, nicht auf die ganzen Kleinigkeiten einzugehen, ob ich sie abgeändert habe oder nicht. Danke sage ich trotzdem, und ja, größtenteils habe ich sie übernommen.

Die wichtigsten Hinweise hast du mir aber auf inhaltlicher Ebene gegeben.

Dass der Lars sofort anfängt zu weinen, sobald er merkt, dass er alleine ist, finde ich so nicht glaubwürdig, das ist zu überhastet.

Das tut er jetzt nicht mehr. Er weint gar nicht mehr.

Nur mal zum Verständnis der Choreo: Lars schreit so laut er kann, so laut, dass sogar der Specht aufhört zu spechten und die Wildsau bleibt einfach stehen, statt wegzusprinten oder anzugreifen? Hm ...

Und auch das tut er nicht mehr. Er nimmt jetzt einfach wahr, wie still es plötzlich ist, ohne den Lütte.

Ein wenig Geraschel im Busch und dieses "Und da war es" kommen ein bissl aus der Hüfte geschossen, das könntest du länger offen halten und noch mehr die Spannung auskosten: Schatten zwischen den Büschen, leises Schnaufen, Lütte, der aus der Ferne seinen Namen ruft, gedämpftes Grunzen und dann - tadaaa - steht es da.

Und so habe ich auch dieses Problem lösen können. Ich habe mich auch hier wieder ganz dreist an deinen Bildern bedient - selbst Schuld, wenn du so gute Einfälle hast, bevor ich selbst drauf kommen kann.

Mir fehlt etwas die Erhabenheit, oder auch Ernsthaftigkeit die solch eine Begegnung der anderen Art haben kann, weißt?

Auch das hier konnte ich lösen. Hoffe ich.

Für mich selbst liest sich die ganze Wildschweinbegegnung jetzt jedenfalls viel ... spannender, und mein Wunschdenken beschwört da jetzt vor meinem inneren Auge auch endlich ein Kind hinauf, dass die Bettdecke bis zur Nase hochzieht und genauso angespannt ist wie der Lars. Wie ich schon Carlo Zwei gesagt habe, ist es echt ein tolles Gefühl, zufrieden zu sein mit der eigenen Geschichte, ich sehe zwar nach wie vor Verbesserungspotenzial, das gröbste habe ich aber hinter mir, glaube ich. Und all das ist zu einem großen Teil auch dein Verdienst, deshalb auch dir einen riesengroßen Dank!

Liebe Grüße,
Akka

 

@Akka, die durchgehende Hektik ist gewichen, du variierst das Tempo und das tut der Geschichte mMn gut, denn sie hat insgesamt mehr Zeit, sich zu entwickeln. Die neueste Fassung liest sich rund und für mich stechen einige Highlights raus, einmal die mystische Wurzelbetrachtung, die Glatteis/ Opa-Rückblende und natürlich die Begegnung mit den Wildschweinen, besonders die "Beschwörung", wo du richtig vom Gas gehst und mich dennoch packst. Stark auch die Dialoge, wo ich nicht mehr stolpere. Lediglich bei dem hier:

»Da.«
Lütte streckte den Arm aus, aber Lars sah nur einen großen Haufen Erde.
»Siehst du's?«
»Ja.«
»Was?«
»Den Berg?«
»Weißt du, was das ist?«
»Nein.«
»Guck halt mal.«

war ich wegen des »Was?« kurz irritiert, wer spricht. Da würde der ein oder andere Redebegleitsatz helfen.

Iwo hab ich ein mal gelesen, das gehört geändert zu einmal oder ein Mal.

Ansonsten wirst du mit etwas Abstand selbst noch kleine Polierstellen finden.

Peace, ltf.

 

Hey @linktofink,

die durchgehende Hektik ist gewichen, du variierst das Tempo und das tut der Geschichte mMn gut, denn sie hat insgesamt mehr Zeit, sich zu entwickeln. Die neueste Fassung liest sich rund und für mich stechen einige Highlights raus, einmal die mystische Wurzelbetrachtung, die Glatteis/ Opa-Rückblende und natürlich die Begegnung mit den Wildschweinen, besonders die "Beschwörung", wo du richtig vom Gas gehst und mich dennoch packst. Stark auch die Dialoge, wo ich nicht mehr stolpere.

Ziel erreicht, würde ich sagen :thumbsup:

Iwo hab ich ein mal gelesen, das gehört geändert zu einmal oder ein Mal.

Korrigiert.

Lediglich bei dem hier:

...

war ich wegen des »Was?« kurz irritiert, wer spricht. Da würde der ein oder andere Redebegleitsatz helfen.


Und da schaue ich noch mal drauf. Vielen Dank! Hab einen schönen sonnigen Sonntag.

Liebe Grüße,
Akka

 

Hallo Akka

Ich mag deine Jungengeschichte, irgendwo zwischen Tom Sawyer & Huckleberry Finn und Stephen Kings "Die Leiche".:p
Aber eben eine Kindergeschichte zum Vorlesen.
Und ja, die Überarbeitung hat ihr gut getan. Wirkt auch für mich flüssiger.
Einen hab ich noch, der mich seit der Originalfassung stört: @linktofink hats da ja bereits angesprochen; und ja, er stört mich leider immer noch: Der erste Satz mit der Leiche.
Das ist - gerade fürs Vorlesen für Kinder - harter Tobak. Können Kinder das schon so einordnen wie wir Erwachsene? Also mit zunehmendem Lesen den Kontext herstellen, verstehen und den Baumstamm rückwirkend mit der Leiche austauschen?
Aber nichts destotrotz, mich stört der erste Satz enorm, und ich gehe sogar soweit, den könntest du ohne Verlust streichen, direkt mit dem Dialog anfangen, so bleibt der Leser neugierig, was die beiden so übel fanden. Und die Verwechslung verliert nicht an ihrer Aussagekraft.

Aber ansonsten bin ich den zwei Jungs gerne gefolgt, hab mich in den Lars versetzt, wie Lütte der Naturbursche ihm, dem schüchternen Stadtjungen die Natur näher bringt.
Und da grübelte ich etwas. Denn, war Lars tatsächlich das erste mal mit Lütte im Wald? Es wirkt so, wie wenn Lars für die Ferien zu Besuch aufm Land wäre. Dabei sind es Schulkollegen und Lütte hatte doch immer schon tausend Ideen. Dass da nie die Idee bei war, in den Wald zu gehen, kauf ich dir nicht ganz ab. Hingegen muss der Lars behütet und übervorsichtig charakterisiert werden, damit sich diese reizvolle Antagonismus einstellt, der mich mitfiebern lässt. Hm, weiss jetzt auch nicht, wie ichs anders ausdrücken soll.

»Du machst nur so.«
Auch wenn "machen" an vielen Stellen im Text authentisch wirkt, hier hab ich das Gefühl, Lars würde doch eher "Du tust doch nur so" sagen, aber hei, sicher Geschmacksfrage.

Und auch an das, was Lütte gesagt hatte – dass sie jeden töteten, den sie sahen.
Würde ich ohne den abschwächenden Nebensatz bringen.

Ein paar von ihnen fielen auf den Waldboden hinab.
hinauf geht ja nicht.;)

... war riesig und borstig und hatte Hauer, die fast so lang waren wie die Zähne von einem Elefanten, dachte Lars.
Wir sind doch atemlos bei Lars, offensichtlich, dass er das denkt, kann also mMn weg.

Und auch den Opa von Lütte[KOMMA] und seinen lustigen Schnurrbart[KOMMA] würde er nie wieder sehen.
Bin mir aber nicht ganz sicher. Bloss nach Gefühl, keine Regel angewandt. ;)

Und da, wie aus dem Nichts, tauchten hinter ihm die Schweinekinder auf.
[...]
Aber dann, ganz plötzlich, als er schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, drehte das Ferkel sich weg.
[...]
und verschwand mit wackelnden Ohren hinter dem Rest seiner Familie im Wald.
Mir gefällt die Begegnung zwischen Lars und der Wildschweinfamilie. Aber hier verwendest du einen Logikkniff, indem du Lars ganz leise und demütig, ja den ganzen Wald den Atem anhalten lässt, und somit die Schweine Lars nicht als Gefahr wahrnemen.
Und doch wird ein Frischling aus der hinteren Reihe auf Lars aufmerksam, alle andern sehen und riechen absolut nichts. Egal, ich nehm das dramaturgisch hin. Der schüchterne Lars, das Baby[/b], trifft wahrhaftig auf die gefährlichen Wildschweine und hat seine Begegnung fürs Leben! Dem kann ein aus Amerika angelockter Bigfood kaum das Wasser reichen. :D

»Geheim. Vielleicht erzähl ich's dir morgen.«
Das Ende finde ich ganz toll gemacht. Die Begegnung mit der Wildscheinfamilie ist sein ganz persönlicher Schatz. Den nimmt ihm niemand mehr, und insgeheim will er diesen Schatz bewahren, indem er niemandem davon erzählt, weil der ihm dann bloss ein "du spinnst ja" an den Kopf werfen und seine wunderbare Begegnung madig machen würde.

Hat mir sehr gut gefallen, deine kleine "Abenteuergeschichte".

Liebe Grüsse,
dot

 

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