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Lüge

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07.07.2002
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Lüge

Lüge

Unbarmherzig sind die Strahlen der glühenden Sonne.
Ausgedörrt, ausgezehrt taumle ich umher. Hitze brennt auf meiner Haut, in meinem Kopf, in meiner Seele.
Meine Füße sacken in den brennenden Sand. Jeder Schritt ist eine unendliche Qual. Der Horizont flimmert vor meinen Augen, wie ein heißer Fiebertraum.
Sand, nur Sand, wohin die müden, gequälten Augen auch schauen. Körniger Sand klebt an meiner Zunge, in meiner Kehle.
Ich lechze nach Wasser, doch es existiert nur der Sand.
Der Sand – und die Lüge.
Die große, schimmernde Lüge, die mir vortäuscht, es gebe eine Hoffnung auf Leben. Doch es gibt keine Hoffnung. Alle Hoffnung liegt begraben im Sand.
Die Lüge ist die Fata Morgana, ein Trugbild aus flirrender Hitze und grellem Licht. Einen schimmernden, kühlen See täuscht sie mir vor, betrügt meine qualvoll sterbende Seele. Die Lüge flüstert mir zu, ich bräuchte nur die Hand auszustrecken und über meine Finger würde klares Wasser rinnen. Oh, wie ich danach lechze!
Doch mein Kopf sagt, am Ende steht nichts, als der Tod.
Mein Körper sackt kraftlos zusammen. Fast geräuschlos schluckt ihn der stumme Sand.
Dunkelheit, auf ewig.

Der König weint.
Im Sand liegt der bleiche Körper seiner Tochter, die Augen starren leer zum Himmel.
Der König weint bitterlich.
Vor ihm erstreckt sich eine Oase kühlen, klaren Wassers.
Und am Ufer liegt das tote Kind.

 

Hi Tadeya,

wunderschöne, traurige Geschichte! Hat mir sehr gefallen! Du hast die Dramatik Deiner Story schön dargestellt, obwohl Du alles kurz und knapp schilderst.

Bin beeindruckt! :thumbsup:

Gruß,
stephy

 

Hm, sehr schön geschrieben, aber irgendwie nehm ich Deiner Protagonistin nicht ab dass sie lieber stirbt als die Hand nach dem Wasser auszustrecken, dass sie für eine Lüge hält - den Tod vor Augen klammert man sich doch normalerweise auch noch an das kleinste Stückchen Hoffnung. Gerade als Kind.

 

@ stephy,

vielen Dank für Deine sehr motivierenden Worte und daß Du Dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen.

@ Mister Seaman,

Du weißt gar nicht, wie sehr Du mir aus der Seele sprichst!
Ich sehe die Menschen um mich herum immer wieder genau dasselbe tun, wie meine Protagonisten und kann es mir einfach nicht erklären. Sie leben ihr kleines Leben inmitten ihrer Alltagssorgen und im Herzen schlummert die brennende Angst vor dem endgültigen Tod und der totalen Sinnlosigkeit.
Doch sie halten es für eine Lüge, daß irgendetwas oder irgendjemand uns zu retten vermag.
Sie hören die Botschaft von einem liebenden Gott -und haken sie einfach so ab: Das ist doch sowieso alles nur eine Fata Morgana, hervorgerufen durch den allzu großen Durst der Menschen!

Doch wo Durst ist, da ist auch Wasser.
Wie kann man einfach so sterben, ohne die Hand nach dem so nahen Wasser ausgestreckt zu haben?

Liebe Grüße von
Tadeya.

 

Servus !
Deine Worte sind in Farben geschrieben, Wüstenfarben, Erdfarben. Man spürt den Sand gegen den man sich kaum zu wehren vermag und liest vom Erkennen des rettenden Ufers ganz in der Nähe, ungesehen, unerkannt im Nichtbegreifenwollen, dass es da ist. Manchmal würde es reichen die Hand auszustrecken ...
Schön ist das - lieben Gruß schnee.eule

 

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