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Lächelsaft

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05.03.2005
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Lächelsaft

„Einmal Lächelsaft“, schnarrte die drahtige Frau im weißen Kittel und ich bekam einen roten Kopf. In einer Apotheke, in der sich neben zwei kleinen Kindern auch vier Erwachsene befanden, die zwar nicht meinen Namen, wohl aber mein Gesicht von irgendwo her kannten, in einer Apotheke sollten die Angestellten diskreter mit den Bestellungen der Kunden umgehen. Ich war froh, mein Viagra per Post bestellt zu haben, wobei ich nach Erhalt des Paketes nicht sicher war, ob die Post es wirklich zur Überprüfung des Inhaltes oder aus Neugier geöffnet hatte. Jedenfalls tuscheln die Nachbarinnen neuerdings, wenn ich das Haus verlasse.

„Lächelsaft ist aus!“, tönte eine piepsige Stimme aus dem hinteren Teil der Apotheke. Großartig, dachte ich, vielleicht schalten sie jetzt noch eine Sirene ein, damit es jeder weiß. Nein, die Sirene blieb aus, dafür schallte aber der Nachsatz der Piepsenden durch den verwinkelten Verkaufsraum: „Wir müssen unbedingt noch mehr Antidepressiva ins Angebot aufnehmen.“ Gut, sollte bislang irgendeiner der Anwesenden nicht gewusst haben, was Lächelsaft ist, so sollte nun klar sein, dass ich nicht für meine Katze einkaufen ging. „Es ist für meinen Großvater“, erklärte ich der Frau, die neben mir stand und mich mitleidig ansah, aber sie verzog keine Miene.

„Wir haben keinen Lächelsaft mehr“, schnarrte die Frau hinter dem Tresen, „vielleicht haben sie es gehört. Kann ich Ihnen etwas anderes empfehlen?“ Diese Lautstärke. Vermutlich machen alle Apothekerinnen einen Grundkurs Artikulation auf dem Kasernenhof. Ich war nicht beim Heer, aber ich hatte einen Sportlehrer, der lange genug gedient hatte, um während des Unterrichts mit Schlüsseln zu werfen oder ein zackiges „Jawoll“ von den Schülern einzufordern. Also antwortete ich der Frau mit fester Stimme: „Jawoll, ich hätte gern die große Kiste Viagra, einen Eimer Schwangerschaftstests, vier Familienpackungen Kondome, die HIV-Informationsbroschüre, ein Mittel gegen Fußpilz und etwas gegen meine lästigen Blähungen.“ Ich untermalte meinen Auftrag mit einigen Geräuschen, hatte kurz darauf meine Ruhe und werde nun in der Apotheke freundlich, aber mit Gummihandschuhen begrüßt.

 

Hallo,

Leute in Apotheken leben doch davon, ihren Kunden Mittel gegen ihre Wehwehchen zu verkaufen. Da wird man eben hartgesotten. Ist das die Pointe?
Das Wort "Lächelsaft" finde ich hübsch. Deinen Nickname auch.
Meiner Meinung nach würde die Geschichte besser wirken, wenn Du die Peinlichkeit genauer beschreiben würdest.

Schöne Grüße,

Fritz

 

Hallo Fritz,

danke für das Lesen und Kommentieren, aber vermutlich haben wir einen unterschiedlichen Humor. Das Auswalzen der Peinlichkeit würde die Geschichte unnötig verlängern, macht in meinen Augen keinen Sinn.

Danke, Schriftstehler

 

Mahlzeit!

Hm... ich weiß nicht so recht. Ich finde den Text leider sehr unbefriedigend. Sehr lückenhaft im Aufbau ... erst zwei im Grunde eher belanglose Absätze, die ein Thema höchstens andeuten und dann holterdipolter eine etwas gequält wirkende Pointe. Sorry, aber bei mir zündet da leider nichts.

Was fehlt: Ein richtiger Spannungsbogen, ein präzises Aufbauen der Absurdität, damit aus dieser lahmen Anekdote eine richtige Satire werden kann.
(Es gibt eine Geschichte mit ähnlichem Sujet, an die ich mich sofort erinnert fühlte und in der das mE sehr gut umgesetzt wurde: "Eine Flasche fürs Kätzchen" von Kishon. Empfehle ich als Vergleichslektüre, dann wird evtl. auch mein Kritikpunkt direkt klar.)

Gruß,
Horni

 

Jo, ist leider alles nicht sehr neu; was mir nicht gefiel: Wieso sollte man sich schämen, depressiv zu sein? Depression ist eine Krankheit.


(Die ganz Deutschland betrifft?)

 

Lieber Herr Schriftstehler,

Deine Geschichte ist doof, beinahe hätte ich mich übergeben ... *g*

Nein, im Ernst: ich finde die Pointe pfiffig und schön extrem. Trifft meinen Humor.
Allerdings schließe ich mich Horni an und bin der Meinung, dass man sie noch temporeicher gestalten könnte, wenn man den oberen Abschnitt etwas präzisiert.

Ansonsten aber sehr schön.
Gruß,
Eine persona non-grate in spe.

 

Hallo Schriftstehler,
hat mir nicht so gut gefallen, deine Geschichte. Trotz Kürze fand ich sie zu ausgewalzt, mit Wiederholungen. Und den Sportlehrer fand ich überflüssig.

Mir ist nicht Kishon dabei eingefallen, sondern der Anti-Aids-Spot mit Ingolf Lück und Hella von Sinnen im Supermarkt. Unvergessen: Ingolfs Schlucken. Oder vorher sein Bemühen, die Kondome zu verstecken. Mehr Handlung hätte deiner Geschichte auch gut getan.

Gruß, Elisha

 

Hallo Schriftstehler

Ich hasse es, wenn ich ständig das Gleiche in eine Kritik schreiben muss, aber da es nun mal so ist wie es ist: klingt nicht wie eine Geschichte, sondern wie eine narrative Zusammenfassung, bestenfalls wie eine Situationsbeschreibung.
Nein, hat mir nicht gefallen.
Versuch es doch noch ein bisschen auszubauen, mehr Handlung, peppigere Dialoge, mehr beschreibende Elemente.

Gruß Phoenix

 

Hallo Schriftstehler,

bei dem schönen Titel hätte ich mehr erwartet. Schade!
Stilistisch gefällt mir deine kleine Anekdote recht gut, sie als Geschichte zu bezeichnen ginge mir zu weit. Irgendwie ist mir dieser "Schreiende-Apotheker-Witz" zu abgegriffen, auch wenn dein Prot. mal nicht mit hochrotem Kopf die Apotheke verlässt, sondern ganz amüsant reagiert.

schallte aber der Nachsatz der Piepsenden
Eine piepsige Stimme schallt mE nicht unbedingt. Schrille Stimme fände ich passender.

Kann ich ihnen etwas anderes empfehlen.
1. Wird Ihnen nicht groß geschrieben?
2. Fragezeichen

Den Teil mit dem Sportlehrer würde ich weglassen.

Ob es sich lohnt, die Geschichte weiter auszubauen, weiß ich nicht. Das Ganze einfach nur breiter austreten bringt es wahrscheinlich nicht.

Nichts für ungut,
Nina

 
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Hallo Nina,

mja, vielleicht ist schrill im Verbund mit schallen gängiger, aber das klänge mir zu aggressiv - sicher eine Frage des persönlichen Gefühls. Was ihnen anbelangt, so denke ich, dass Anreden in Geschichten nicht groß geschrieben werden, aber ich lasse mich gern belehren. Das Fragezeichen fehlt tatsächlich, ich suche noch eines und füge es dann schnell ein.

Was die Länge der Geschichte anbelangt, so ist sie bei meinen Lesungen als eine Art Zugabe gedacht, so dass alle Hörer noch den letzten Bus bekommen können. Ungefähr.

Danke für das Lesen und Kritisieren

Lächelnd, Schriftstehler

...euch habe ich überlesen, weil ich gar nicht damit rechnete, dass hier noch jemand kritisiert:

Hallo Phoenix25, hallo Elisha!

Ja, mehr Handlung wäre schön, würde die Geschichte dann aber in die Länge ziehen. Kurz reicht mir in diesem Fall, weil es den Zweck erfüllt. Ob die Dialoge peppig oder pappig sind, weiß ich nicht, aber es ist ganz sicher eine kurze knappe Beschreibung, die überzogen dargestellt ist. Mehr nicht. In diesem Sinn habt ihr beide Recht, aber die Geschichte bleibt so kurz, wie sie ist...

Lächelnd, Schriftstehler

 

Ich finde den Schluss übertrieben... Wirkt nicht.

 

Hey Schriftstehler,

schön! du deutest schön an, du belässt es dabei. Über die Länge habe ich nichts zu meckern, da, solltest du bestimmte Aspekte ausbauen, die Geschichte ihren Witz und ihre Prägnanz verlieren würde.
Für alle, die die Peinlichkeiten oder sonstiges verstärkt sehen möchten:
Warum? Ist es denn, wenn man nicht alles vorgekaut in den rachen geworfen bekommt, zu schwierig, die Intention zu verstehen, ergo zu uninteressant?
Nein, dieses alles-muss-schon-breit-und-verständlich-ausgelatscht-werden- nervt.

In diesem Sinne Schriftstehler - bitte mehr!

Grüße, Illiterate

 

Hello Schrifstehler,

die Grundidee ist so ähnlich neu und prickelnd wie ein Scherz mit der 'versteckten Kamera', darüber täuscht auch Dein souveräner Schreibstil nicht hinweg.
Die satirische Überzeichnung des Kunden am Ende ist ganz nett, wirkt aber für meinen Geschmack altklug bis oberlehrerhaft nach dem Motto 'Laß Dir nichts gefallen'. Vielleicht empfinde ich es auch nur als peinlich, wenn sich der Protagonist so breit als 'winner' darstellt.

Andererseits ist es sicher auch schwierig, der ausgelutschten Grundidee neue Perpektiven abzugewinnen, mir würde da auch nichts einfallen. Aber den Titel finde ich gut!

Viele Grüße vom gox

 

Ok, lieber Schriftstehler,

ich muss leider die Kerbe, die bereits die überwiegende Zahl der Kritiker in deine Story geschlagen haben noch ein wenig vertiefen.
Auch ich fand sie zu seicht, zu wenig ausgebaut, zu wenig inhaltsreich, deine Story. Zu deiner Ehrenrettung möchte ich wenigstens anführen, dass ich deinen Schreibstil grundweg mag, so auch hier und davon ausgehe, dass du es besser kannst.

Der von dir gewählte Plot eignet sich aus meiner Sicht nicht wirklich für eine satte Satire, dazu gibt er zu wenig her. Aus meiner persönlichen Sicht heraus argumentiert, liegt es auch daran, dass es mir piepegal wäre, was die Apotheker und die dort grad anwesenden Kunden von mir denken würden, wenn ich meine Medizin kaufte. Das geht mir am ....vorbei, was die dann von mir denken könnten. Aber ich sehe ein, dass dies eventuell nur aus der manchmal wohltuenden großstädtischen anonymen Atmosphäre heraus gedacht ist. Da, wo du lebst, mag es doch wesentlich intimer zugehen.

Vielleicht solltest du das, nämlich die Atmosphäre, die zu solch einem Denken veranlasst, noch weiter herausarbeiten in deiner Geschichte. Wenn ich z.B. weiß, dass der Protagonist bereits schon auf dem Weg zur Apotheke unter Beobachtung des halben Dorfes steht und man genau registriert, was er wann wie oft tut, z.B. nur die schlichte Tatsache, dass er sich morgens immer zwei Brötchen um 8 Uhr kauft, dann baut sich für mich die Szene in der Apotheke auch eher als heikel auf.

Lieben Gruß
lakita

 

@ Lakita - stellvertretend für die anderen wohlwollenden Kritiker

Ja, Du hast Recht, es ist eine seichte Satire, der Tiefgang fehlt und auch der berühmte Biss - Hanns-Dieter Hüsch hat ihn oft zitiert - fehlt hier ganz sicher. Für eine Satire zu flach, für simplen Humor dann doch zu viel, vermutlich liegt der Text irgendwo dazwischen. Meine von Dir angeführte Ehrenrettung möchte ich zu einem kleinen Floß ausbauen und erklären, dass ich den Text in zwei Minuten geschrieben habe, um mein Gegenüber am anderen Ende des Landes rasch zu Lächeln zu bringen. Ausbauen werde ich diesen Text jetzt nicht mehr, das mache ich ohnehin nur sehr, sehr selten.

Äh, und, ja: Wo ich wohne, geht es tatsächlich intimer zu, die dörfliche Atmosphäre ist vielen Städtern fremd - und mir ist die Stadt oft zuwider. Aber zum Einkaufen gehe ich mitunter gern zwischen die großen Häuser und besorge mir ein paar Kleinigkeiten. Nur eben keinen Lächelsaft und kein Viagra.

Zwinkernd, Schriftstehler

 

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