Auch ethisch gesehen: Da dürfte ja kein Autor sein Zeug lektorieren lassen, weil es ihm dann nur noch zu 67,3% gehört.
Ich spreche weder von dürfen oder nicht dürfen, noch vom gehören. Ich spreche von Wettbewerb, davon, dass eigene Können zu beweisen, ohne Hilfsmittel und ohne sich von dritten helfen zu lassen. Ist dir nicht schon mal aufgefallen, dass es Trainern während eines Spiels verboten ist das Austragungsfeld zu betreten?
Natürlich sind Geschichten nur beschränkt mit Sportturnieren zu vergleichen. Der Text ist das Ergebnis der Leistung, die der Autor kraft seiner Kreativität vollbracht hat, und als solches zeitlich und räumlich getrennt vom Schreiben, vom Akt des Vollbringens.
Natürlich kannst du dich auf diese Argumentation hin herstellen und sagen: Dann müssten Veranstalter literarischer Ausschreibungen Autoren eigentlich in eine Zelle einsperren, ihnen ein Thema vorgeben, so dass sie innerhalb sagen wir einer Stunde, ganz auf sich und ihren Kopf gestellt, etwas dazu verfassen.
Das ist richtig, es gibt dabei nur das Problem, dass kaum etwas herauskommen würde, was die Veröffentlichung lohnt. Schließlich hatten die Teilnehmer nicht alle Voraussetzungen, die zum Schreiben neben Stift und Papier notwendig sind: spontane Schreiblaune in einer inspirativen Umgebung, ruhig und unverbindlich, kein Druck. Diese Voraussetzungen ergeben sich nur aus einer vernünftigen Fristsetzung und dass eben schreibt, wem was zum Thema einfällt, es dann einschickt oder eben nicht. Das Autoren sich dann heimlich von anderen helfen lassen bzw. ihre Entwürfe vorlektorieren und beurteilen lassen, ist nicht wirklich Sinn des Ganzen, dem Veranstalter bleibt nichts anderes übrig als es in Kauf zu nehmen.
Meine Argumentation lässt was anderes unberücksichtigt: Oft, wenn nicht sogar meist oder gar immer, ist es dem Veranstalter völlig schnuppe, wer in welcher Weise oder welchem Maße zu einem Text beigetragen hat. Es kommt ihm ausschließlich auf die Qualität des Textes an und darauf, dass er sich verkaufen lässt. Dass Veranstalter dagegen Autoren casten, um sie per Vertrag an sich zu binden, wäre mir neu.
Weshalb er vielleicht dennoch verhindern oder zumindest erschweren will, dass der Autor Mitarbeiter, Lektoren, etc. aus öffentlichen Foren heranzieht, ist die Unlust vor einem möglichen Rummel, wenn ein Dritter aus dem Publikum heraustritt und beweisen kann, dass er den Autor aufgepeppelt hat. Natürlich hat ein Helfer nach meinem Verständnis beileibe kein Recht an Tantiemen beteiligt zu werden, die der Unterstützte einfährt, die Hilfe war ja freiwillig und nicht an Erfolg gekoppelt, allein an Narzissten ist die Welt nun mal nie arm gewesen. Dem Veranstalter ist daher daran gelegen, auch dieses Blamagerisiko zu mindern, kostet's ihn doch keinen Aufwand.
Dieses Motiv erscheint mir schlüssiger als dass übliche »Text darf nicht veröffentlicht sein[, damit ihn noch niemand kennt wenn wirs tun]«. Wer liest eine Antologie, um dann im Internet zu recherchieren, ob es die Texte schon online zu lesen gab?
Achtung, das ist hier die Meinung eines Außenstehenden, die schlimmstenfalls die Wirklichkeit verkennt. Ich habe noch an keiner Ausschreibung teilgenommen, geschweige eine veranstaltet. Sinn des Beitrags ist, Konter von Leuten zu bekommen, die es wissen. Genau genommen also eine etwas lang ausgewaltzte Frage, ob es tatsächlich so ist.
?,
-- floritiv.