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Serie Kurzgeschichten aus Himmelriss: Die gesteinigte Hexe

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21.04.2016
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Kurzgeschichten aus Himmelriss: Die gesteinigte Hexe

Die ersten Regentropfen fielen gen Boden, als der Pöbel auf dem Marktplatz unruhiger wurde. Ihre Drohungen und Flüche galten der schwarzhaarigen Frau, welche bis zu dem Oberkörper in der Erde eingegraben wurde. Ihr Blick war zum Boden gerichtet und immer wieder zuckte sie zusammen, als die Stimmen lauter wurden. Doch sie sagte nichts.
Ein älterer Mann in weißgoldener Montur tänzelte um die Frau, während er sich immer wieder der Masse zuwandte. Freudig verkündete er: „Bewohner der Grafschaft Wolkenbruch! Wir haben uns heute hier versammelt, um über das Schicksal dieser Frau zu entscheiden!“
Lächelnd deutete er auf den herausragenden Kopf der Frau, worauf die Flüche des Pöbels wieder lauter wurden. Vereinzelt flogen Essensreste und Steine in ihre Richtung, ein besonders hart geworfener Stein traf sie an der Stirn und sorgte für eine Platzwunde. Dennoch verließ kein Schmerzensschrei ihre Lippen.
Beruhigend senkte der ältere Mann seine Hand, worauf auch die Stimmung der Bewohner zumindest etwas abebbte. Dann packte er der Frau an den Hinterkopf, um ihr Gesicht besser den Menschen zu präsentieren. „Diese Frau hat es gewagt, über die Götter zu lästern, indem sie die verbotene Kunst der Magie ausübte – Und das, obwohl eben jene Magie dafür sorgte, dass wir mit dem Fluch der Götter gestraft wurden!“
Nun deutete der Mann auf den tiefgrauen Himmel, welcher sein Handzeichen mit einem zuckenden Blitz beantwortete. Die Menge tobte vor Wut, wieder flogen Unrat und Steine auf die Frau zu.
„Seit einer gefühlten Ewigkeit befinden wir uns schon unter dieser Wolkendecke“, fuhr der Mann fort, wobei er von der Frau abließ, um nicht auch das Ziel der Meute zu werden. „Wann habt ihr das letzte Mal die Sonne gesehen? Wann das letzte Mal ihre Wärme gespürt? Unsere Kinder und Enkel halten sie für kaum noch mehr als ein Märchen, und das nur wegen Abschaum wie dieser Frau!“
Die Menschen mussten sich gegenseitig zurückhalten, um die Frau nicht jetzt schon mit den großen Steinen zu bewerfen. Jedoch wurden die Forderungen der Masse immer deutlicher:
„Tötet sie!“
„Bringt sie um!“
„Erschlagt ihre ganze Familie!“
Auch dies rang der Frau keinerlei Reaktion ab. Erneut sank ihr Kopf lautlos nach vorne, ihr Blick fixierte sich auf die paar Steinchen, die direkt vor ihrer Nase lagen. Selbst, als ein weiterer Stein ihren Schädel traf, sprach sie nichts.
Zufrieden blickte der Mann zur Frau hinab, ehe er sie erneut der Masse präsentierte und laut fragte: „Was sollen wir mit ihr machen?“
„Tötet Sie!“
„Was sollen wir machen?“
„TÖTEN!“
„Und wie machen wir das?!“
„STEINIGEN!“
„NEIN!“

Spontan verstummte der Pöbel, als ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren schreiend zu der halb zugeschaufelten Frau rannte und sich an dieser klammerte. Zum ersten Mal regten sich die Augen der Frau leicht und ihre Pupillen wurden größer, als sie die kleinen Hände des Mädchens an ihrem Hals spürte.
„Was machst du da?“, fragte ein korpulenter Mann aus dem Pöbel. „Das ist eine Hexe!“
„DAS ist meine Mama!“, schrie das Mädchen heulend und drückte sich noch fester an dieser. „Was hat sie denn euch getan?!“
Nun beugte sich der ältere Mann in der weißgoldenen Rüstung hinab, ehe er dem Mädchen ruhig zusprach: „Deine Mutter wurde gesehen, wie sie einen Zauber aussprach.“
Das Mädchen zuckte zusammen. „Was...?“
„Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen!“ Ein weiterer Mann mit lauter Stimme mischte sich in das Gespräch ein und deutete dabei abwertend auf die angebliche Hexe. „Sie hat in Zungen geredet, als sie am Fluss die Wäsche wusch! Bevor ich wusste, was geschah, flog eine leuchtende Kugel quer über den Horizont und explodierte in der Ferne. Es war ein Zauber, und sie hat ihn gewirkt!“
Wütend keifte das junge Mädchen den Mann an: „Mama ist stumm! Seitdem Papa sie verlassen hat, hat sie kein einziges Wort mehr gesagt! Wie soll sie da einen Zauberspruch sagen, hä?!“
Leicht verwirrt schauten sich die Menschen der Meute untereinander an. „Ja, sie hat wirklich noch nichts gesagt…“
„Das ist komisch…“
„Aber sie ist doch eine Hexe…?“
„Was für ein Ziegenmist!“ Nun deutete der laute Mann bedrohlich auf das Mädchen. „Du bist bestimmt auch eine Hexe und versuchst, deine Hexenmutter zu retten!“
Das Mädchen schüttelte heftig ihren Kopf. „Ich bin keine Hexe! Und meine Mama auch nicht!“
„Erzähl doch keinen Scheiß!“, brüllte der Mann und trampelte auf das Mädchen zu. „Ich sollte dich gleich erledigen, du…!“
„Wartet.“
Der laute Mann stockte, als der ältere Mann in weißgoldener Kleidung wieder das Wort erhob. Überrascht fragte der laute Mann: „W-Wieso…?“
„Es gibt keinen Grund, sie sofort zu richten“, sprach der Mann in weißgoldener Montur und legte seine Hand auf die Schulter des Mädchens. „Zwar sind Kinder von Magienutzern anfälliger, ebenfalls den verdammten Künsten zu verfallen, jedoch kann dies nicht als handfester Beweis gegolten werden.“
Leicht begann das Mädchen zu lächeln, als sie die Worte des Mannes vernahm. Dennoch klammerte sie sich nur noch fester an ihrer Mutter, welche ihre Augen langsam schloss.
Verwirrung machte sich hingegen unter dem Pöbel breit. Einer rief schließlich: „Und wie können wir sichergehen, dass das Mädchen keine Hexe ist?“
„Ganz einfach“, meinte der ältere Mann und hielt dem Mädchen einen faustgroßen Stein hin. „Sie wird den ersten Stein werfen.“

Zu winzigen Punkten schrumpften die Pupillen des Mädchens, als sie die Worte des Mannes in weißgoldener Montur vernahm. Heulend wandte sie sich dem Mann zu und fragte ungläubig: „W-was?!“
„Eine Hexe kann eine andere Hexe nicht verletzen“, erklärte der ältere Mann, während er sich dem Pöbel wieder zuwandte. „Augenzeugen haben schon oft berichtet, wie einige Menschen bei Steinigungen ihre Steine warfen, diese jedoch ohne Effekt an der gesteinigten Person abprallten. Diese Menschen sind ebenfalls Magienutzer, welche unter den ehrlichen Bewohnern nicht auffallen wollen, aber auch ihren alten Komplizen Leid ersparen wollen.“
Die Menschen blickten sich zustimmend einander an.
„Ja, das macht Sinn…“
„Das klingt logisch…“
Das Mädchen hingegen wurde völlig bleich im Gesicht, die Tränen liefen wie Flüsse über ihr Gesicht. „Das… das ist doch-!“
„Es ist der einzige Weg, mein Mädchen!“ Wieder präsentierte der ältere Mann den faustgroßen Stein, gleichzeitig deutete er auf einen Fleck vor dem Pöbel. „Beweise uns, dass du keine Hexe bist. Wirf den Stein!“
„NEIN!“ Das Mädchen versank ihr Gesicht tief in die Brust ihrer Mutter.
Überrascht hoben sich die Augenbrauen des älteren Mannes. Langsam beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte in ihr Ohr: „Bist du verrückt? Wenn du den Stein nicht wirfst, wirst du sterben!“
„Dann tötet mich halt“, keifte das Mädchen schluchzend. „Aber lasst meine Mama in Ruhe!“
Ratlos blickten sich die Menschen der Masse an.
„Wir können doch nicht…“
„Sie ist doch nur ein Kind…“
„Vielleicht liegen wir ja falsch…?“

„Kuhscheiße!“ Der laute Mann des Pöbels hatte genug. Fest schleuderte er einen größeren Stein und traf das Mädchen so hart auf dem Hinterkopf, das sie das Bewusstsein verlor und reglos gegen ihre Mutter lag. Blut floss aus Strömen über ihren Nacken und benetzte den matschigen Boden.
Fassungslos drehte sich der Pöbel zu dem Mann um. „Seid Ihr verrückt?!“
„Das sind Hexen“, rief der Mann, „alle beide! Wenn die hohen Pferde der Hauptstadt Wind davon bekommen, das wir zwei Hexen leben lassen, werden sie uns alle bestrafen!“
Nun wandten sich die Leute zu dem älteren Mann in der weißgoldenen Kleidung. Dieser nickte erst leicht, bevor er zugab: „Dieser Herr hat nicht unrecht. Lasst uns kein Risiko eingehen.“
„A-aber Ihr habt doch selbst gesagt-!“
„Das Mädchen will lieber mit der Mutter sterben, als ihr einen einzigen Stein entgegenzuwerfen“, meinte der ältere Mann, ehe er aus der Wurfbahn der Menschen verschwand. „Dies ist mehr als Beweis genug dafür, dass auch sie eine Hexe ist.“
Der vorher so Leute und hasserfüllte Pöbel murmelte unwohl vor sich hin. Schließlich erhob nach einer gefühlten Ewigkeit eine junge Frau das Wort: „Und was, wenn wir uns weigern, sie zu steinigen?“
„Dann werdet ihr als Komplizen der Hexen angesehen“, sprach der Mann in weißgoldener Montur unerwartet kalt. „Irgendwelche Fragen?“

Während des ganzen Tumultes starrten die seelenlosen Augen der eingegrabenen Frau auf ihr Kind. Fassungslos drückte sie immer wieder leicht mit ihrer Nase gegen den Kopf des Mädchens, doch keine Reaktion folgte. Sie spürte nicht einmal mehr den warmen Atem des Kindes auf ihrer Brust. Ein lauter Blitzeinschlag in der Nähe brachte ihr Gehör schließlich wieder zu den Menschen um sich.
„Bewohner von Wolkenbruch… zeigt diesen Hexen den Willen der Götter!“
Gerade hatte die Mutter ihren Kopf gehoben, da traf ein faustgroßer Stein ihre schon blutende Platzwunde. Sie biss ihre Zähne zusammen, doch immer mehr und mehr Steine flogen in ihre Richtung. Ihr eigener Schmerz war jedoch nicht das, was ihr die Sinne raubte – Stattdessen brannte sich der leblose Leib ihrer Tochter, welcher den geworfenen Steinen voller Wunden und Blutungen war, in ihre Augen ein.. Auch Versuche, das Kind mit Küssen zu wecken, blieben erfolglos.
Als ein weiterer Stein den Hinterkopf des Mädchens zertrümmerte, beugte sich die Mutter rasend auf.
„LASST MEINE TOCHTER IN-!“

Ihre Worte, so laut vor Zorn und Wut, wurden von einem weiteren, großen Stein gegen ihre Kehle abgewürgt. Ihre Augen wurden weiß, bevor sie bewusstlos nach hinten abklappte.
Stein um Stein schlug auf die leblosen Körper ein. Erst, als sie unter einen Haufen begraben wurden, hob der ältere Mann seine Hand, um die Würfe anzuhalten. Ein Bewohner nach dem anderen stoppte, bis auch der letzte Kiesel auf den Haufen fiel und Ruhe einkehrte.
„Bewohner von Wolkenbruch – Es ist vollbracht! Mögen die Götter uns gnädig sein!“
Obwohl der Regen stärker wurde, feierte der Pöbel die Hinrichtung mit lautem Applaus. Mit Gesang und Sprechchören verließen sie alle den Marktplatz, ohne auch nur einen Blick zurück auf den Steinhaufen zu richten, welcher jetzt den Platz zierte...

„Endlich ist diese verdammte Schnepfe weg.“
Zufrieden trat der laute Mann aus dem wütenden Mob die Tür eines Hauses ein. Die Nacht war eingetroffen, weshalb er eine kleine Laterne mit einer weißen Flamme vor sich hielt, um den Flur zu erkunden. Ein kleiner, verunsicherter Mann folgte ihm, welcher aufgeregt umherschaute.
„I-ist das wirklich eine gute Idee?“, fragte der kleine Mann. „D-du meintest doch, sie wäre eine Hexe!“
Der laute Mann lachte herzhaft auf. „Man, das war eine Lüge! Ich wollte sie nur einfach loswerden, ohne meine eigenen Hände schmutzig machen zu müssen.“
Aufgeregt schluckte der kleine Mann. „U-und jetzt?“
„Suchen wir ein paar Wertsachen“, meinte der laute Mann nur, während er die Treppen hinab in den Keller ging. „Angeblich war sie eine Bildhauerin, bevor ihr Mann zur Garde ging. Damit lässt sich bestimmt einiges verdienen.“
Auch die Kellertür gab erst mit einem beherzten Tritt nach – jedoch traf Ernüchterung bei dem lauten Mann ein, als er nicht viel mehr als einen Haufen von umgeworfenen und zerbrochenen Steinstatuen erblickte. „Was für ein Saustall“, murmelte er, während er in den Keller eintrat. „Die Alte kam wohl nicht ohne ihren Kerl klar.“
„M-mir gefällt es hier unten nicht“, wimmerte der kleine Mann.
„Jetzt scheiß dir nicht in die Hose“, fluchte der laute Mann und packte dem kleinen ans Schlafittchen. „Komm gefälligst mal runter oder ich verpfeife dich als Magier!“
Hastig nickte der kleine Mann, ehe er einfach von dem lauten fallen gelassen wurde und auf den morschen Holzboden landete. Einen Moment lang rieb er sich den Hintern, bevor er überrascht in die Ecke des Kellers blickte. „Hey, schau mal.“
„Was?“ Desinteressiert schwang der laute Mann seine Laterne in Richtung der Ecke – worauf sich in nur kurzer Zeit seine Pupillen vergrößerten.

Dort kniete sie: eine lebensgroße Statue der angeblichen Hexe, geformt aus grauem Stein. Die Kleidung, ihr Gesicht, ja selbst ihre Haare – jedes noch so kleine Detail wurde makellos dargestellt. Selbst einzelne Haarsträhnchen wurden perfekt gezeichnet und schienen sogar im schwachen Kellerwind zu wehen. Einzig ihre Kehle hat eine seltsame Abweichung in Form einer Narbe, welche schon eher einer Tätowierung ähnelte als einer schlecht verheilten Wunde.
„Die Frau mochte wohl sich selbst“, meinte der kleine Mann leise, während er zu dem lauten Mann ging.
„Und wenn schon“, meinte der laute Mann und hielt dabei die Laterne in das Gesicht des kleinen. „Das Ding ist ein Meisterwerk. Damit sichern wir uns einen Weg in die Hauptstadt!“
Die Hand des kleinen Mannes drückte vorsichtig die Laterne zur Seite, um nicht von dem Licht geblendet zu werden. „Und wie sollen wir das Teil transportieren? Das wiegt doch bestimmt eine halbe Tonne!“
„Das überlass mal fein mir“, meinte der laute Mann grinsend. „Ich hab einen Kumpel gefragt, ob wir seinen Karren-.“
Ein lauter Knall unterbrach die Worte des Mannes. Der kleine sprang sofort auf und zog sich zusammen, der laute hingegen blickte sich nur um.
„W-Was war das?!“, fragte der kleine Mann aufgeregt.
„Keine Ahnung“, murmelte der laute Mann, während er die Laterne erneut in Richtung der Statue hielt.
„Sie... sie ist weg?!“
„Wo kann sie denn bitte hin sein?!“
Ein weiterer Knall ertönte hinter den Männern. Aufgeschreckt drehten sie sich um.

Zwei Kopfgroße Felsen waren das letzte, was sie sahen, bevor sie erschlagen wurden.

 

Hallo Spooky!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Deinen Infos im Profil entnehme ich, dass du sehr ehrgeizig bist. Und da du schreibst, dass du dich über jegliche (positive wie negative) Kritik freust, schreibe ich dir nun einen ausführlicheren Kommentar als ich das normalerweise bei Neulingen hier tue. (Ich bin gerade in Kommentierstimmung.)

Den Anfang deiner Geschichte finde ich inhaltlich sehr gut aufgebaut und auch sehr spannend.
Der Teufel steckt allerdings im Detail.

Also zu den Details:

"als der Pöbel auf dem Marktplatz unruhiger wurde. Ihre Drohungen und Flüche"
=> Der Pöbel ist grammatisch Einzahl, dann kannst du nicht mit "ihre Drohungen" weitermachen. Du müsstest schon schreiben: Die Drohnungen der Männer und Frauen (oder so).

"welche bis zu dem Oberkörper in der Erde eingegraben wurde."
=> Wird sie jetzt, in diesem Moment eingegraben, sind also welche mit Schaufeln zugange? ("wurde" oder "worden war"?) Gleich schreibst du: "auf den herausragenden Kopf der Frau". Da ist sie also schon eingegraben, also war das "wurde" ein Zeitenfehler?
=> Zweiter Punkt zu diesen Textstellen: "bis zum Oberkörper" oder, wenn nur der Kopf rausguckt, eher "bis zum Kinn"?
=> Und wie kann die Menge sehen, dass sie zusammenzuckt, wenn sie doch (bis auf den Kopf) eingegraben ist?

"in weißgoldener Montur"
=> Montur? Ich denke, das ist nicht der passende Begriff, besonders, da du später "Rüstung" schreibst. Dass der da in einer Ritterrüstung herumsteht (und hier sogar mit der herumtänzelt?), kann ich mir allerdings auch nicht vorstellen. Also, ich habe Probleme, mir ein Bild zu machen.

Das Szenario, dass man sich jetzt erst ein Urteil bilden will, obwohl die Frau schon eingegraben ist, finde ich gewöhnungsbedürftig, akzeptiere es aber unter dem Fantasyaspekt.

"Beruhigend senkte der ältere Mann seine Hand, worauf auch die Stimmung der Bewohner zumindest etwas abebbte."
=> Die Stimmung ebbte ab? Auch hier finde ich es nicht passend formuliert. Du meinst: sie wurden ruhiger, gaben sich ruhiger. Ihre Stimmung veränderte sich sicher nicht aufgrund einer einzigen Handbewegung.

"Seit einer gefühlten Ewigkeit"
=> "Gefühlter Ewigkeit" ist so ein schwammiger neuzeitlicher Ausdruck. Würde er sich wirklich so, besonders so vage, ausdrücken?

Mit dem nächsten Absatz habe ich auch inhaltliche Probleme. Die Frau ist bereits eingegraben, (vorverurteilt), aber keinem ist aufgefallen, dass sie Familie hat, die Tochter taucht wie aus dem Nichts auf, und dass denen erst jetzt auffällt, dass die Frau stumm ist - das finde ich ziemlich albern, leider überhaupt nicht glaubwürdig.

„Erzähl doch keinen Scheiß!“
=> Eine überaus neuzeitliche Redewendung. Die passt überhaupt nicht in dein Setting.


Noch zur Zeichensetzung und so:

Wenn du etwas besonders betonen willst, dann setze es kursiv. Großbuchstaben sind in literarischen Texten (bis auf spezielle Ausnahmen) verpönt.

Setze immer nur ein Satzzeichen am Satzende, nicht mehrere !? (als ob du dich nicht entscheiden könntest).

Und die drei Auslassungspünktchen ... werden durch ein Leerzeichen vom (vollständigen) Wort getrennt. Ohne Leerzeichen nur, wenn das Wort nicht vollständ... ist.

Soviel zum Anfang. Falls du an mehr Interesse hast, sag mir Bescheid.

Grüße,
Chris

 

Erstmal willkommen bei den Wortkriegern Spooky,

also ich habe die KG mit Interesse gelesen, da steckt meiner Ansicht nach viel Potential drin.

Ich stoße mich wie Chris an ein paar Ausdrücken, die zu neuzeitlich oder modern klingen. Wenn du diese passender zu der Zeit verwendest in der deine Geschichte spielt, gewinnt das sehr an Authentizität. So zum Beispiel, wie Chris bereits erwähnte, das Wort "Montur", wenn du den Ritter beschreibst, oder der Erzähl-doch-keinen-Scheiß-Satz. Und wenn er ein Ritter ist, finde ich, solltest du im weiteren Verlauf "Rüstung" schreiben statt "Kleidung".

Mir gefällt das Wort so häufig von dir verwendete Wort "Pöbel" nicht, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das jetzt nur Geschmacksache meinerseits ist. Mit Geschichten, die in dieser Zeit spielen, kenne ich mich leider auch nicht so gut aus. Ich finde das Wort klingt wertend. Der Erzähler in deiner KG ist ansonsten nicht wertend, sondern erzählt unparteiisch neutral. Deshalb finde ich es unpassend. "Mob" finde ich besser. "Versammlung" ginge auch, aber bestimmt gibt es noch andere bessere und neutrale Begriffe für diese Art Treffen zur Zeit der "Hexen"tötung.

Dann charakterisierst du die Personen recht eintönig und wiederholend. Immer steht da der "laute Mann", wobei ich die Beschreibung der "kleine Mann", bei seinem Freund, besser finde (genau, einmal schreibst du "Kumpel", das ist auch neuzeitlich formuliert). Beschreibe die Personen doch etwas detaillierter. Ist derjenige hässlich oder nicht, ist er kräftig gebaut oder eher dürr? Dabei kannst du auch passende und am besten nicht bereits ausgelutschte Metaphern und Vergleiche verwenden. Und man kann es in die Handlung miteinbringen. "Er war so groß und von so beeindruckender Statur, dass sein Freund ihn mit gehobenem Kopf erführchtig anblickte. Dabei brachte er kein Wort heraus, sondern konnte ihm nur zunicken." oder so, das war jetzt kein so gutes Beispiel :D

Auch ich habe nicht verstanden, wann die Frau in welchem Stadium eingebuddelt ist – das müsstest du genauer ausdrücken.

Ich finde gut, dass du, nachdem die Frau und die Tochter verstorben sind, zur Perspektive des Mannes mit den frevelhaften Absichten wechselst und den Leser da mitnimmst.

Das Ende finde ich verwirrend. Ich verstehe nicht ob da Magie im Gange ist, die sie überwältigt, oder irgendwelche Personen. Ich tippe auf ersteres wegen der so lebensechten Statue der Frau?

Soweit erstmal von mir. Danke für die Story.

Gruß

Chico

 

Hallo. Danke für die Kritiken (ehrlich gesagt habe ich mich kaum getraut, die überhaupt erst anzugucken, weil ich ja noch hier neu bin. Aber die helfen echt weiter :D)

Die Kritiken helfen mir jetzt schon sehr viel weiter, besonders, weil ich vorher noch nie Kurzgeschichten geschrieben habe. Ich werde das bei der nächsten Geschichte auf jedenfall berücksichten :)

Nur zwei kleine Dinge hätte ich noch von meiner Seite zu sagen:

Montur- ja, ich wüsste nicht, wie ich das besser beschreiben sollte. Meine Idee war weißgoldene Kleidung mit einem ebenso farbigen Brustpanzer, aber ich wusste nicht, wie ich das am besten verwirkliche. Irgendwelche Tipps?

Und was das relativ moderne Reden angeht: Ich dachte mir, dass der Mob eher Menschen aus der niederen Schicht sind. Die würden in meinen Augen nicht mit irgendwelchen Hohen Floskeln ankommen - oder verstehe ich grad etwas falsch und ihr wollt damit etwas anderes ausdrücken?

So oder so Dankeschön für die sehr Konstruktive Kritik!

Gruß

SpookyScarySkeleton

 

Hallo Spooky!

"Montur- ja, ich wüsste nicht, wie ich das besser beschreiben sollte. Meine Idee war weißgoldene Kleidung mit einem ebenso farbigen Brustpanzer, aber ich wusste nicht, wie ich das am besten verwirkliche. Irgendwelche Tipps?"
=> Warum beschreibst du diese Kleidung nicht (genau so, wie du es dir vorstellst) einmal, also beim ersten Auftritt des Mannes?
=> Allgemein solltest du mehr beschreiben. Deine Geschichte hängt ausschließlich am Plot. Fantasy aber lebt (auch) von Bilder. Wie sieht es da aus, wo sie sind? Wer sind deine Hauptpersonen? Bisher hast du den Mann in weißgoldener Kleidung, die Hexe, die Tochter und den lauten Mann. Der Leser möchte die Leute aber kennenlernen. Dafür braucht es mehr - und damit meine ich nicht nur ihr Äußeres (Namen!), besonders ihre Persönlichkeiten. Wie ticken die Leute und warum?

"Ich dachte mir, dass der Mob eher Menschen aus der niederen Schicht sind. Die würden in meinen Augen nicht mit irgendwelchen Hohen Floskeln ankommen"
=> Damit hast du recht.
Aber: "oder verstehe ich grad etwas falsch und ihr wollt damit etwas anderes ausdrücken?"
=> Ja, uns geht es darum, dass deine Fantásygeschichte ja ein Mittelaltersetting hat. Im Mittelalter sagte man nicht "Montur" oder „Erzähl doch keinen Scheiß!“ Im Mittelalter trug man keine Hosen sondern Beinlinge, man trank Met, Bier und Wein, aber keine Limonade. Das ist ein etwas anderes Vokabular.

Hier möchte ich Ronnie widersprechen, bzw. ihn ergänzen: "Steinigen war eigentlich (von der Inquisition aus gesehen) eher eine Strafe für Ehebrecherinnen. Eine Hexe wurde erst mal gefoltert und zu einem Geständnis gezwungen." => Bei der Inquisition mag er recht haben, aber wenn man weiter zurückgeht (Jüdische Bibel, Buch Levitikus) ist Steinigen das Mittel der Wahl.
=> Welches Setting möchtest du, Spooky? In der Fantasy kann der Autor sich ja selbst ein Setting schaffen. Aber dazu müsstest du eben in deiner Geschichte entsprechend beschreiben, damit der Leser dieses Setting bildlich vor Augen bekommt.

Grüße,
Chris

 

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