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Kurzer Diskurs über Quantenmechanik
„Bei mir im Studio sitzt jetzt der bekannte und renommierte Universalexperte Karl Heinz Hofer vom Institut für angewandte und angedachte Quantenmechanik. Guten Abend, Herr Hofer.“
„Guten Abend.“
„Unser Thema lautet heute ‚Was hat eigentlich Quantenmechanik mit der Relativitätstheorie zu tun?‘. Herr Hofer, ich stelle Ihnen die erste Frage einfach mal ganz unverblümt und auch relativ frei von der Leber weg, wenn Sie mir diesen kurzen Ausflug in die lapidare Darstellungsform der Sprache erlauben. Wie sind Sie auf die Quantenmechanik aufmerksam geworden?“
„Nun, Herr Baumann, ich bin sehr dankbar, daß sie mich das fragen. In der Tat ist es so, daß ich auf diesem Gebiet eher ein Quereinsteiger bin. Angefangen habe ich meine Expertenlaufbahn auf dem Gebiet der Hoffmannforschung, die Ihnen ja sicherlich ein Begriff ist.“
„Natürlich. Aber vielleicht könnten Sie unseren Zuschauern in einigen äußerst kurzen Worten, denn wir müssen ja auf unsere Sendezeit achten, erklären, was es mit der Hoffmannforschung explizit auf sich hat.“
„Sehr gerne. Nun, die Hoffmannforschung befaßt sich mit Leben und Werk des Göttinger Diplomsoziologen Günther Hoffmann, von dem einige führende Koryphäen auf dem Gebiet behaupten, ein Großteil aller, wenn nicht sogar alle neuzeitlichen Phänomene und gesellschaftlichen Zusammenhänge würden auf ihn und sein Wirken zurückzuführen sein.“
„Ja... nun kann man Ihre Arbeit ja eher einer unorthodoxen Richtung der Hoffmannforschung zuordnen...“
„Genau. Darauf wollte ich gerade zu Sprechen kommen. Mein Fachausschuß ging damals der These nach, daß zwar eine ganze Menge, auf keinen Fall aber die meisten oder gar alle Sachzusammenhänge unserer modernen Gesellschaft auf Leben und Wirken eines Günther Hoffmann zurückzuführen sind.“
„Das ist aber eine sehr kontroverse Haltung, die Sie hier einnehmen. Na gut. Wie sind Sie denn dann von der unorthodoxen Hoffmannforschung zur Quantenmechanik gekommen? Das scheint ja dem unbedarften Zuschauer jetzt doch eher ein wenig weit...“
„In der Tat. Auf den ersten Blick scheint es dem - mit Verlaub - Laien danach auszusehen. Aber wenn ich ein wenig ausholen dürfte, wird der Zusammenhang schnell klar werden. Günther Hoffmann hat die Quantenmechanik nämlich ursächlich hier in Deutschland eingeführt. Vorher existierte dieser sehr interessante Zweig der Naturwissenschaft ja nur in einigen versprengten Bergregionen von Peru.“
„Das hätte ich jetzt nicht gedacht.“
„Tja, da können Sie mal sehen. Das wissen in der Tat die wenigsten. Es geschah im Spätherbst 1534, als der italienische Seefahrer Pablo Scento mit einer vierhundert Mann starken Besatzung vor der peruanischen Hafenstadt Puerto Maldonado landete und die dortigen Bevölkerung aufs Grausamste unterjochte.“
„Und die haben dann die Quantenmechanik erfunden?“
„Indirekt. Bedauerlicherweise haben sie keine Mittel und Wege gegen die Sklaverei gefunden und arbeiteten wohl oder übel in den Bergwerken, um dort für ihren diktatorischen Herrscher Gold und Silber abzubauen.“
„Tut mir leid, wenn ich hier kurz einsagen muß, aber...“
„Bitte. Tun Sie sich da keinen Zwang an.“
„Danke. Wie gesagt, es mag unseren Zuschauern unter Umständen ein wenig grotesk, um nicht zu sagen, skurril erscheinen, daß in einer peruanischen Hafenstadt Bergwerke betrieben wurden. Dazu muß man aber sagen, daß Peru damals noch sehr schmal war, was auf den Kontinentaldrift zurückzuführen ist. Habe ich das in etwa richtig wiedergegeben, Herr Hofer?“
„Ja, das haben Sie ganz gut zusammengefaßt. Ich würde als erweiternde Aspekte dazu vielleicht noch Klimaveränderungen, vergiftete Bergseen und den Kommunismus nennen, aber der Kontinentaldrift ist eigentlich schon die Hauptursache für dieses Phänomen.“
„Der Kommunismus soll eine Ursache sein, wenn im sechzehnten Jahrhundert in peruanischen Hafenstädten Bergwerke betrieben wurden? Das wäre selbst mir neu.“
„Unter anderem auch das, ja. Aber das würde eine eigene, spezifisch mehr ausgedehnte Diskussion erfordern und sollte deshalb auch nur mal am Rande angesprochen werden. Kommen wir aber zurück zu den Bergleuten Perus. Sie kamen mit der Situation nicht wirklich klar und waren, um es mal so zu sagen, überfordert mit der Pein und fühlten sich zudem auch in ihrem Stolz verletzt.“
„Und haben dann den Grundstein für die Quantenmechanik gelegt, wenn Sie erlauben, daß ich den Faden hier an dieser Stelle elegant und vorlaut zugleich aufnehme.“
„Nehmen Sie ruhig, Herr ähh... Baumann.“
„Danke. Nun, damals haben die peruanischen Bergleute also durch Zufall ein Erz gefunden, welches auf seltsame Weise tickte, wenn man das Ohr ganz nah ranhielt. Das wiederum war auf eine wirklich sehr hohe atomare Aktivität zurückzuführen und legte den Grundstein für die klassische und später auch die neoklassizistische Quantenmechanik, wobei wir diesen Unterschied hier jetzt nicht näher beleuchten wollen.“
„So ist es. Wir vom Institut für angewandte und angedachte Quantenmechanik haben stichhaltige Beweise, daß in der Bergküstenregion ein sehr seltenes Gestein, wir bezeichnen es heute gerne scherzhaft als Perunium, existierte, welches derart radioaktiv war, daß man sogar ohne Geigerzähler die Atome ticken hören konnte.“
„Das ist auch insofern interessant, da der Geigerzähler erst gut dreihundert Jahre später erfunden wurde.“
„In der Tat. So konnte man schon damals Radioaktivität am Geräusch erkennen. Eine sehr praktische Methode meinte man dereinst, doch man konnte noch nicht erahnen, daß das krank machen könnte.“
„Damals war die Medizin einfach noch nicht so ausgereift. Besonders in Peru soll es da ja auch eklatante Mißstände gegeben haben.“
„In der Tat, die soll es gegeben haben. Nun, man wußte damals noch nicht, was man da eigentlich hörte und von Radioaktivität hatte man auch noch nicht soviel Ahnung, die hat ja erst Marie Curie sehr viel später eingeführt, wie wir wissen. Aber – und das ist der entscheidende Punkt der Argumentationskette - die Peruaner wußten damals schon, daß da in diesem Perunium irgendwas sein mußte, was tickt. Warum sie dieses irgendetwas, diese Andeutung eines Stoffes, nun Atom nannten, konnte etymologisch leider nicht mehr von uns nachgewiesen werden, da fehlt bedauerlicherweise eine Seite in den Aufzeichnungen.“
„Ein wahrhaft trauriger Umstand. Nun, ich würde gerne ein wenig in der Zeitachse voranzuschreiten, immerhin läuft uns unsere Zeit gerade immanent davon. Daher würde ich vorschlagen, wir überspringen die nächsten dreihundert Jahre peruanischer Geschichte einfach und kommen gleich zum Punkt. Meine nächste Frage an Sie, Herr... ähh... Hofer, wird dann auch gleich des Pudels Kern hinlänglich abdecken. Wie ist denn dann die Quantenmechanik nach Europa und von dort aus nach Deutschland gekommen?“
„Eine sehr interessante Frage, die auch in der Form hätte von mir sein können. Nun, wie gesagt, Marie Curie hat damals in Frankreich das Radium und diverse andere Substanzen entdeckt, die jedoch nicht annähernd so radioaktiv waren, wie Perunium, von dem es leider keinerlei Exemplare mehr gibt. Sie stützte ihre Forschung dabei auf Spionageerkenntnisse des Chilenischen Geheimdienstes, der zu jener Zeit mit der französischen Alchimistengilde in enger Zusammenarbeit stand.“
„Das ist alles hinlänglich bekannt. Dann kam jedenfalls die Quantenmechanik nach Deutschland, als der bereits erwähnte Günther Hoffmann von einer Urlaubsreise nach Paris ein Bröckchen Polonium nach Göttingen mitbrachte.“
„Als Souvenir sozusagen.“
„Seine Göttinger Kollegen und später Wissenschaftler aus ganz Deutschland rissen sich um dieses Gestein und irgendwann kamen diverse subversive Theorien auf, die behaupteten, die Dinge wären alle ganz anders, als sie in Wirklichkeit zu scheinen vermochten. Erwin Schrödinger hat da ein ebenso interessantes wie auch bekanntes Experiment mit einer Katze gemacht...“
„Wofür er sich nach heutigen Maßstäben der Rechtssprechung sicherlich strafbar gemacht hätte.“
„Wenn Sie mich den Gedanken noch kurz zu Ende führen ließen. Und auch Heisenbergs Unschärferelation trug ja seinerzeit bestimmt nicht unwesentlich zur Destabilisierung des damaligen Weltbildes bei. Jedenfalls führte dies zu einer Unsicherheit innerhalb der Bevölkerung gerade Deutschlands und Frankreichs. Die logische Folge waren gesellschaftliche Unruhen und gegenseitiges Mißtrauen.“
„Ja, da haben Sie vollkommen Recht, Herr Baumann. Viele Mitglieder meines ehemaligen Arbeitskreises in der Hoffmannforschung glauben ja bis heute, daß darin eine der Ursachen für den ersten Weltkrieg lagen, aber da bringen meine Kollegen einige Dinge kausal durcheinander. Nichts gegen die fachliche Kompetenz meiner damaligen Mitstreiter, aber da lagen sie wirklich daneben.“
„Wobei wir jetzt natürlich auch keine Credodiskussion vom Zaun brechen wollen. Wie kommen wir aber jetzt von dieser Erkenntnis zur Relativitätstheorie?“
„Das ist letztlich nur noch ein Katzensprung. Und tatsächlich war es Erwin Schrödinger, der damals den jungen Albert Einstein auf die seltsamen Eigenschaften der Quantenmechanik und der damit verbundenen, ja man könnte fast sagen, Glaubenskriege der damaligen Wissenschaft aufmerksam machte. Einstein war damals ein noch recht unbekannter Wissenschaftler, der nach der Erfindung des Einheitskreises bekanntermaßen nichts Nennenswertes mehr zustande gebracht hat und war sofort Feuer und Flamme für diese neue Sichtweise der Dinge.“
„Und dann hat er, beflügelt durch die neuen Erkenntnisse der Wissenschaft, die Relativitätstheorie erfunden.“
„Ganz genau. Einstein war damals gerade in Zürich, als ihm diese Idee kam. Die genauen Umstände dieser Ursache würden aber jetzt zu weit führen. Das würde eine eigene Reflexion erfordern.“
„Und dazu haben wir leider keine Zeit mehr, da der Abspann schon auf uns wartet. Nun, weite Teile dieses Gespräches waren wirklich sehr aufschlußreich. Es kamen hierbei viele Zusammenhänge zutage, die unter normaler Betrachtungsweise doch eher mal unter den Tisch fallen und wir haben wieder viel gelernt. Vielen Dank, Herr Hofer.“