Mitglied
- Beitritt
- 30.08.2006
- Beiträge
- 283
Kurzanleitung zum Erfolg - Lexikon wichtiger Begriffe
ausgelutschtes Thema: Essentielles Standardvokabular aller hier im Forum vertretenen Kritiker. Dieses Prädikat zu verleihen, gibt es mit steigender Beitragszahl täglich neue Möglichkeiten.
Autor: Person, welche das Bedürfnis, hat Worte zu formulieren und publizieren, unter Umständen mit der Intention, dafür Lob, Anerkennung oder Zustimmung zu erhalten. Bedingt durch die organisatorische Form dieses Forums sind Autoren selten, welchen ausdrücklich nicht an der positiven Aufnahme ihrer Werke gelegen ist.
Äußere Form: Weit dehnbarer Griff, Pluspunkte sammelt man in jedem Fall durch eine verständliche, orthografisch korrekte Ausdrucksweise (nach welcher Rechtschreibung auch immer), eine optisch ansprechende Gliederung so wie eine Satzlänge und Verständlichkeit die zwischen Comic und Patentanmeldung angesiedelt ist.
Flüssiger Schreibstil: Letztlich hängt die Rezeption oder Verdaubarkeit deiner Werke davon ab, wie leicht sie von Lesern oder Kritikern zu schlucken sind. Fehlt es an der Flüssigkeit, wirst du Kommentare ernten wie: "Zu holprig, unschöner Satzbau, bitte verflüssigen!"
Genialität: Für durchschlagenden Erfolg weder hinreichend noch notwendig. Unbedenklich einsetzbar, weil meist unschädlich.
Haken/Hook: Psychologische Einstiegshilfe für den Leser/Kritiker. Hat den Zweck, ab dem Beginn zu fesseln. Führt in übermäßiger Dosierung zur Sucht. Hook-Süchtige sind nicht mehr in der Lage, eine hakenlose Geschichten zu Ende zu lesen, sondern machen sich nach spätestens zwei Absätzen hookfreier Literatur auf die Suche nach neuem Stoff.
Handlung: Zentraler Erfolgsbaustein. Handlungsfreie Texte sind eher etwas für Spezialisten. Handlung sollte unbedingt unter Berücksichtigung folgender Elemente kreiert werden: Spannung, Tiefgang, Anspruch, gesellschaftspolitsche Relevanz, Sinnhaltigkeit, geopolitsche Bedeutsamkeit, politische Korrektheit, rückstandsfreie Recycelbarkeit aller verwendeten Handlungselemente.
Handwerkliche Fähigkeiten Ein weiterer Erfolgsbaustein, lassen sich nach Meinung der meisten Kritiker antrainieren.
Idealismus: Nice to have, aber nicht zwingend notwendig.
Idee: s. Idealismus.
Intention: In der Regel schwer greifbarer Bestandteil des Seelenlebens eines Autors. Die Hauptbeschäftigung seriöser Kritiker ist die Jagd nach fremden Autorenintentionen, bzw. die Generation von Interpretationen, was die Intention des Autors sein könnte. Dieser kreative Freiraum könnte eine der Hauptmotivationen für das Erstellen von Kritiken sein. Der Standardfall ist das Missverständnis zwischen Autor und Kritiker, weil der Autor nicht in der Lage war, seine Intention klar oder subtil genug auszudrücken. Kritiker, haben immer echt, was die Intention betrifft, auch wenn der Autor anderer Meinung sein sollte. Durch den absichtlichen Entwurf intentionsfreier Kurzgeschichten umgeht man das Problem, auf Unverständnis zu stoßen.
Killerphrase: Bevorzugtes Ausdrucksmittel einer bestimmten Kritikerklientel, vorwiegend verwendet in Kurzkritiken. Sinngemäß wird geäußert, der Text sei völlig scheiße, alles Geschriebene wäre schon tausendfach durchgekaut. Auf weitergehende Verbesserungsvorschläge wird im Anschluss an Killerphrasen in der Regel verzichtet.
Kritik: Lose Sammlung von Worten, vielfach angereichert mit Zitaten aus dem von dir geposteten Text. Die Intention des Kritik Schreibenden (s. Kritiker) kann klar verletzend, lobend, aufmunternd, nicht nachvollziehbar oder einfach nur schleimig sein (s. Seilschaft). In der Regel bezieht sich Kritik auf das kritisierte Werk, kann sich aber auch gegen deine Person oder deinen Schreibstil richten.
Kritiker: Ein Forumsteilnehmer, welcher sich aus verschiedenen Gründen dazu hinreissen lässt, eine Kritik zu einem anderen Werk abzugeben. Die Motive hierfür können vielfältig sein und von Idealismus bis zu chronischer Kritiksucht reichen.
Kurzgeschichte: Lose Zusammenstellung von Wörtern bzw. Sätzen, vom Umfang her angesiedelt zwischen SMS und Roman. Über die artverwandten Themen Handlung, Spannungsbogen oder gesellschaftliche Relevanz wurden bereits megabyteweise Blut, Hass und Tränen vergossen, so dass ich mich an dieser Stelle weiterer Präzisierungen enthalten möchte.
Pathos: Die unverständlicherweise ausgestorbene, hehre Eigenheit, einfache Zusammenhänge mittels antiquierter, deutlich Partei beziehender, stimmungsmachender Ausdrucksweise auf den Rang unerwarteter Bedeutsamkeit emporzuheben, dorthin, wo der ihnen zustehende Platz an der Sonne ist.
Plot: Siehe Handlung.
Seilschaft: Lockerer Verbund seelenverwandter Autoren bzw. Kritiker, welche ähnliche Meinungen vertreten bzw. sich gegenseitiges Lob zukommen lassen. Unverzichtbares Element einer erfolgsorientierten Veröffentlichungsstrategie. Eine Seilschaft bietet Geborgenheit, Anerkennung und wie der Name schon sagt, ein gewisses Maß an Absicherung gegen den totalen Absturz in die Bedeutungslosigkeit.
Sinn/Tiefsinn: Im Zweifel geht es auch ohne, allerdings ist die Kategorie sinnfreie Texte ein schwieriges Pflaster. Der Standard-Kritiker zieht Texte vor, in welchen er neben Lesevergnügen auch einen erkennbaren Anteil Sinn vorfindet. Alles andere ist eher etwas für Spezialisten und Kommunikationsjunkys.
Spannung: Die treibende Kraft, die einen Leser daran hindert, einen angefangenen Text wegzuklicken.
Sprache: Ähnlich wie Stil mit Fokus auf Worte und Wortwahl. Einer der entscheidenden Reibungspunkte bei den Rezipienten. Schlecht kommt Sprache an, deren Niveau bzw. Komplexität deutlich unter oder über den sprachlichen Fähigkeiten der jeweiligen Kritiker liegt.
Stil/Schreibstil: Charakteristische Merkmale der Art und Weise, welche Worte du wie anzuordnen pflegst. Stil ist eng verbunden mit den handwerklichen bzw. intellektuellen Fähigkeiten des Autors. Die Rezeption einer Geschichte wiederum hängt davon ab, wie weit der Leser sich durch diese Art von Stil angesprochen fühlt. Dissonanzen zwischen Leser und Autor werden maßgeblich durch unterschiedliche Vorstellungen betreffend den Stil beeinflusst.
Thema: Ein weiterer zentraler Baustein des Erfolges. Das Interesse an Themen ist von Zeiteinflüssen, dem aktuellen politischen Geschehen und der allgemeinen Entwicklung der Gesellschaft abhängig. Zeitlose Themen sind etwas für Ewig-Gestrige, übriggebliebene Romantiker oder anderweitige Spezialisten.
Titel: Ein Kommunikationstheoretiker formuliert einmal, die ideale Bildzeitungsschlagzeile wäre: "Deutscher Schäferhund leckt Brigitte Bardots Brustkrebs weg!" Ohne griffigen Titel gibt es nur eines: Das Versinken in der Bedeutungslosigkeit.
Überarbeitung: Die Möglichkeit, mittels eines iterativen Prozesses eine Geschichte oder zumindest die Rezeption derselben positiv zu verbessern.