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Kurven und Hände

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21.04.2002
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Kurven und Hände

Ich stand im Bad, als meine erste zärtliche Stunde begann.
So eigenartig ! So heftig !
Ich hatte tatsächlich gedacht, ich wüßte , was Zärtlichkeit, was Hingabe bedeutet.
Hatte geglaubt, ich wüßte Bescheid über Liebe und Lust.

Doch ich wußte gar nichts. Ein einziger Augenblick machte alles vergessen.
Nein, nicht vergessen.
Jegliche Vorerfahrung wurde unendlich klein gemacht, nicht in der Wertigkeit, sondern im Impact. Nichts konnte dem Vergleich mehr standhalten.

Als ich so dastand und den Gedanken spürte, die Gewissheit, dass jetzt meine erste zärtliche Stunde begann, dass ich erst am Anfang stand, da waren all die Kurven, all die Körper, auf denen meine Hände schon verweilt waren, die meine Finger erspürt hatten, fortgeschwemmt. Lauter kleine , längst vergangene Wellen, die jetzt von einer tosenden Brandung geschluckt wurden. Ich zitterte, ungläubig, dass ein Moment so viel mehr wiegen konnte als Jahre der Erinnerungen und Erfahrungen. Ein Gefühl flutete durch meinen Körper, so heftig, dass es mich auf die Knie drückte, weil meine Beine sich weigerten, jegliche Befehle weiter zu befolgen. Sie waren einzig und allein mit der Verarbeitung dieser Flutwelle beschäftigt - so wie der Rest meines Körpers.

Hast du schon einmal mit den Augen fühlen können ?

Nicht einfach sehen, nur wahrnehmen, den Reiz aufnehmen. Sondern mit ihnen greifen, plötzlich empfinden zu können. Ich stand da und mein Körper war ein einziges allmächtiges Empfinden, wie eine Hand, die zum ersten Mal eine Haut entdecken darf, die nicht die eigene war. Es gibt kein Gefühl, dass so mächtig, so donnernd ist, wie jenes, dass in dem Moment geboren wird, wenn sich deine Hand zum ersten Mal auf ihren Körper legt.
Für mich war es eine einzige Kurve,eine Rundung, dort wo der Hüftknochen seinen Anfang nahm, dort wo die Taille am engsten war. Dort lag meine ganze Besessenheit.

Diese Kurve, sie zum ersten Mal zu empfinden - es war die perfekte Kurve. Wenn es eine perfekte Bogenlänge gab, einen perfekten Bogenradius - dort zwischen Taille und Hüfte dieser Frau lag er. Die perfekte Kurve.

Und jetzt ?

Jetzt nahm mein ganzer Körper zugleich die Signale meiner Hände auf. Verrückt, absolut wahnsinnig. Denn meine Hände spürten nichts, sie hatten noch nichts berührt. Sie fühlten nur , was der Rest meines Körpers fühlen wollte.
Und doch. Ich konnte SIE fühlen, ohne dass SIE mich noch berührt hätte.
Konnten sich zwei Körper so nahe kommen, ohne sich zu berühren ? Ohne sich zu berühren, den Duft der Haut vermengen ? Ein Hauch eines Millimeters zwischen den Körpern ?

Als meine erste zärtliche Stunde begann, wußte ich es. Ich spürte es. Ich hatte SIE noch nicht berührt, nicht einmal das Glück des Zufalls hatte mich SIE streifen lassen. Doch ich war so voll von ihr, dem Geschmack ihrer Haut, dem Gefühl dieser Kurve, dass ich in dem Moment bereits verloren war. Nichts hätte mich mehr retten können. Ich war bereits so tief in ihrer Brandung, dass der Zwang zum Wasser grösser war als der Ruf des sicheren Ufers. SIE hatte mich. Meine Augen hatten SIE bereits berührt - und nie wieder losgelassen.

Wusstest du, dass ein Lächeln ein eigenes Gefühl erzeugt ?

Eines , dass du in der Haut mit deiner Hand spüren kannst ? Am gewaltigsten in dieser perfekten Kurve. Ich habe SIE oft lachen gespürt. Auf meiner Haut. Es breitete sich in Wellen aus, und diese Wellen überschwemmten mich. Ich konnte nicht fassen, dass sich dieses Gefühl noch in einen engen Körper hüllen konnte. Es war viel zu stark, auf dass es ein fester Körper hätte festhalten können. Es war eine Zwischenstufe zwischen Wolke und Regen. Zu spüren, dass man keine Grenzen mehr hatte, weil sie so weit weg , unter den Horizont geschoben wurden.

Ich kniete in meinem Badezimmer, meine erste zärtliche Stunde bekannte mit einem Bombenanschlag ihre Existenz, erklärte ihre Unabhängigkeit. Die Tür hinter mir stand offen - die, die in mein Schlafzimmer führte. Hinter mir irgendwo war SIE. Vielleicht sah SIE mich an ? Vielleicht sass SIE auf meinem Bett ?

SIE war da.

SIE würde bleiben.

Ich würde SIE spüren - ich empfand sie bereits. Es war schwer zu beschreiben, wie ich SIE spüren konnte, ohne SIE jemals gespürt zu haben. Uns trennten kaum Meter, kaum Zeit.
SIE war hier. SIE würde sich nicht wundern, warum ich im Badezimmer kniete, sondern wissen.

Meine Hände konnten so viel Macht haben. Wenn sie erstmal auf einem weiblichen Körper lagen, hatte er keine Chance mehr. Er war bereits unterlegen. Man hatte mir gesagt, dass ich magische Hände hätte, dass es Magie wäre.
Doch es war nur Empfindung, völlige, absolute Empfindung, die ich geben konnte. Meine Hände mussten nicht zwischen den Beinen, den Brüsten einer Frau liegen; sie mussten nur auf ihr ruhen, auf ihrer blanken Haut.

Manche verloren beinahe den Verstand, wenn ich ihre magische Kurve berührte.

Man hat mir gesagt, in diesem Moment würde das Meer durch einen hindurchfliessen.
Tausende Wellen, jede einzelne könntest du spüren, aber jede nur so kurz, dass dir die Zeit zu schnell war. Auch wenn ein Höhepunkt wunderschön war , kein Höhepunkt hielt diesem Gefühl, Hand und Kurve stand.

Meine Hände wären göttlich, sagten manche. Sie würden mich anbeten, mich und meine Hände.

Gott, welche Macht hatte ich in meinen Fingern ? Es war wunderschön, eine solche Kraft zu haben, eine Macht, die nicht zwingt, sondern erfüllt. Ich hatte sie immer noch, wie ich da in meinem Badezimmer kniete. Doch die Frau in meinem Schlafzimmer hatte mich besiegt. Ihre Kraft war noch um vieles mächtiger. Ich könnte SIE niemals das spüren lassen, was ich durch SIE fühlen würde. SIE war so wolkenlos schön. Ich wollte SIE wieder sehen, zwang mich zum Aufstehen, zum Umdrehen.

SIE war in meinem Schlafzimmer, lag auf meinem Bett, den Kopf auf eine Hand gelegt, die ihn stützte, und SIE sah mich an. Ich konnte SIE so unglaublich spüren. SIE lächelte mich an , so voller Wärme. Ihr Lächeln hatte die Temperatur der Sonne. SIE war so bodenlos schön. SIE verbrannte mich mit ihrem Lächeln. Ihre Augen liebten mich.

Konntest du schon die Stimme der Haut hören ?

Nicht die akustische, sondern den Sog, der sich durch die Luft dreht. Ihre Haut, die begehrt, die ruft.
Ich hörte, ich spürte SIE.

'Zieh dein Shirt aus ! ' bat SIE mich. 'Ich will dich sehen !'
Ich tat es, gebannt von ihrer Stimme, wie eine Schlange die nicht den Flötentönen folgt, die der Flöte selbst folgt. Die Empfindungen rollten durch meinen Körper. Aus meinen Fingern sprühte die Magie, die keine war. Ich tat es und trat näher, ihr entgegen, wie SIE auf meinem Bett lag , ein Lächeln, das lockte mit einer perfekten Kurve. Meine erste , meine erste wirkliche zärtliche Stunde.

Wie blind war ich gewesen ? All diese traumhaften Körper , die Frauen, die ich gespürt hatte. Sie wurden fortgeschwemmt von IHR. SIE lächelte mich an und dann schob sich ihr Shirt seitlich ein wenig hoch, ohne dass ich die geringste Bewegung gesehen hätte, die die Ursache gewesen sein könnte. Seitlich, gerade ein wenig, um meine geliebte Kurve freizulegen. So lag SIE da und legte ihre Hand auf meinen Bauch - und dann küsste SIE ihn. Ich wusste nicht, ob meine Beine mich noch tragen würden, ob ich jemals wieder gehen wollte. SIE erwartete mich.

'Lass mich deine Hände spüren !'

Es war kein Befehl und kein Betteln.
Ich legte meine Hand auf ihre Kurve, während ich mich vor das Bett kniete.
Ich war nur noch SIE, mein Körper wurde von ihr überflutet.
Ich küsste ihre Kurve und ich spürte SIE lächeln.

 

Hallo Enay,
ich bin begeistert.
Was soll ich sagen?..
So möchte ich schreiben können.
Gruß Manfred

 

Schreib nur das, was in meinem Kopf ist und unbedingt raus will

enay

 

Hallo Enay!

Wieder eine Geschichte, die zeigt, dass Du weisst, wovon Du schreibst... und was fuer mich wichtiger ist, eine Geschichte, die diesen schmalen Grat gefunden hat, das zu beschreiben, was diesen besonderen Augenblick ausmacht, ohne es ins pornographische abgleiten zu lassen...

u leave me in voicelessness... once again

Dany

 

:)
Bin irgendwie doch verwundert, dass auf die Geschichte keine Kritik gekommen ist.

 

Hi!
Du hattest doch schon ein paar Kritiken.
hier jetzt meine:

Du verwendest Formulierungen, die ein wenig zu "geprobt" wirken, finde ich. Du solltest den Text "glatter" gestalten. Viele Dinge und Worte wiederholst Du.
Ich hab bis zur Hälfte noch nicht erfahren, was da eigentlich geschieht, nur, daß sie es unglaublich findet. Aber da das für jeden etwas anderes bedeutet, zumal jeder andere Erfahrungen hat, mit denen er vergleicht, sagt das auch noch nicht viel.

Anmerkung nebenbei: vor Satzzeichen kein Leerzeichen. Bei Dir vor allen "?".
Die groß geschriebenen SIE stören etwas. Einmal ist das vielleicht noch ok. Aber besser wäre, sie alle kursiv zu setzen. Oder am besten die letzten gar nicht mehr zu betonen. Die ständige Wiederholung betont sie schon genug. ( sogar die sind zuviel, mMn )

Meine Hände konnten so viel Macht haben. Wenn sie erstmal auf einem weiblichen Körper lagen, hatte er keine Chance mehr. Er war bereits unterlegen.
Wer ist er!?

Im mittleren Teil finde ich, daß Dein Protagonist sich heftig selbst überschätzt. das stört.

Insgesamt wirkt der Text auf mich nicht sehr erotisch, und auch nicht wirklich überzeugend... tut mir leid. Der Inhalt ist zwar nicht schlecht, aber meiner Meinung nach nicht so gut umgesetzt.

Lieben Gruß,
Frauke

[ 08.05.2002, 00:54: Beitrag editiert von: arc en ciel ]

 

@ arc en ciel

er = der Körper? Wer sonst?

Anmerkung nebenbei: vor Satzzeichen kein Leerzeichen. Bei Dir vor allen "?".
Find ich ganz schon kleinkariert. Mir macht es nicht wirklich Spaß, mich mit so was zu beschäftigen, wenn ich eine Geschichte lese! Naja – jedem das Seine!

Die groß geschriebenen SIE stören etwas.
Hier muss ich Dir aber Recht geben! :prost:

Bin auch drüber gestolpert. Auch die fettgedruckten Sätze find ich nicht so toll. Hemmt eigentlich nur den Lesefluss.

Gruß Dejanira

 

@ Enay

Geschichte gelesen. Augen geschlossen. Nicht nur im Verstand gehört, sondern in allen Sinnen nachgehallt.

Du hast genau meinen Geschmack getroffen. Respekt für diese Geschichte!

Besonders mag ich, wie Du die Wahrnehmungsgrenzen der Sinne sprengst und diese neue Wahrnehmungsdimension des entsprechenden Sinnes so bezaubernd beschreibst, dass man Dir einfach glauben muss!

arc en ciel hat schon recht, wenn sie schreibt, dass die eigentliche Handlung nicht sehr umfangreich ist, aber ich sehe das nun wirklich nicht negativ. Es gibt Tage, Monate, Jahre, die voll von Handlungen sind, aber völlig bedeutungslos. Dann gibt es diese Momente, Augenblicke, in denen kaum etwas geschieht, die aber so gewaltig sind, dass sie nie wieder von einem ablassen.

Du hast ein Gefühl eingefangen, dass man sich erst nicht vorzustellen wagt und einem dann, wie unglaublich der Verstand es auch finden mag, trotzdem so lebendig vor Augen tanzt, dass man es einfach mitfühlen muss.

Da aber nix in der Welt perfekt ist, auch von mir noch ein paar kleine kritische Anmerkungen:

Denn meine Hände spürten nichts, sie hatten noch nichts berührt . Sie fühlten nur , was der Rest meines Körpers fühlen wollte.
Und doch. Ich konnte SIE fühlen, ohne dass SIE mich noch berührt hätte.
Konnten sich zwei Körper so nahe kommen, ohne sich zu berühren ? Ohne sich zu berühren , den Duft der Haut vermengen ? Ein Hauch eines Millimeters zwischen den Körpern ?

Als meine erste zärtliche Stunde begann, wußte ich es. Ich spürte es. Ich hatte SIE noch nicht berührt , nicht einmal das Glück des Zufalls hatte mich SIE streifen lassen.

Du erwähnst 5 mal, dass er sie noch nicht berührt hat, dass ist nun wirklich zu viel des Guten – meiner Meinung nach.

Die Tür hinter mir stand offen - die, die in mein Schlafzimmer führte.
Klingt etwas holprig. Wieso nicht einfach: Die Tür hinter mir stand offen. Sie führte in mein Schlafzimmer. ?

Man hat mir gesagt, in diesem Moment würde das Meer durch einen hindurchfliessen.
Tausende Wellen, jede einzelne könntest du spüren, aber jede nur so kurz, dass dir die Zeit zu schnell war. Auch wenn ein Höhepunkt wunderschön war , kein Höhepunkt hielt diesem Gefühl, Hand und Kurve stand.
Du scheinst ja einen ganz schönen Faible für die „Meer, Wellen, Fließen – Metapher“ zu haben. :D

An sich klingt der Abschnitt schon verdammt gut. Ich finde aber, dass Du so „der ersten zärtlichen Stunde“ die Einzigartigkeit raubst, da Du für sie eine sehr ähnliche Metapher verwendest.

Ansonsten *begeistertwink* :thumbsup:

Dejanira

P.S. Meine Lieblingsstelle :rotfl: :rotfl: :

(abgesehen von SIE und der Tatsache, dass der erste Satz fettgedruckt ist)

Konntest du schon die Stimme der Haut hören?

Nicht die akustische, sondern den Sog, der sich durch die Luft dreht. Ihre Haut, die begehrt, die ruft. Ich hörte, ich spürte SIE.

[ 09.05.2002, 19:39: Beitrag editiert von: Dejanira ]

 

schon klar, der Körper. Aber ich fand die Stelle recht holprig.

Ich finde das nicht kleinkariert. Das ist mein Anspruch an mich selbst. Und solche Dinge stören mich beim Lesen. Also weise ich andere darauf hin. Sollte ein Autor wünschen, daß ich solche Korrekturen nicht mitteile, dann soll er es bitte sagen. Dann werd ich's lassen.

So far,
Frauke

 

Na ich wusste es doch :-)
Aber will natürlich zu den Comments Stellung nehmen.

Wenn sie erstmal auf einem weiblichen Körper lagen, hatte er keine Chance mehr.
zugegeben: nicht ganz klar, werd ich bei Gelegenheit (vielleicht) ändern.

Anmerkung nebenbei: vor Satzzeichen kein Leerzeichen. Bei Dir vor allen "?".
Das ist gewollt und zwar aus völlig unerheblichen Grund:
Die Konvertierung von bestimmten Word-Formaten in pdf macht Probleme , wenn Satzzeichen wie ? direkt am Buchstaben kleben.

Kursiv-Schrift find ich nicht gut, liest sich extrem schlecht.

Die Kritik an den Wortwiederholungen und der relativ kurzen Handlung ist angemessen. Da kann man sicher feilen.
Das ganz stellt aber eine Momentaufnahme dar , und insoferne finde ich die anscheinende Selbstüberschätzung auch okay.
Meine persönliche Meinung ist auch , dass die Geschichte weniger erotisch als emotional ist, aber das ist natürlich Ansichtssache.

Tx for the comments *verbeug*
enay

(und dass ich ein Faible für das Wasser und Meer habe ist unumstritten)

 

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