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Kryostase

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16.06.2016
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Kryostase

Noch muss man eine Weste oder Jacke tragen, aber es verspricht ein herrlicher sonniger Tag zu werden. Sie sitzen alle zusammen im Garten am Frühstückstisch. Wie immer nur die Mädels – naja, eher Frauen. Aber wenn man sich selbst als Mädel bezeichnet, fühlt man sich dann doch noch nicht sooo alt – mittelalt eben. Sie haben gerade erst die Sektgläser erhoben und trinken auf das Geburtstagskind. So machten sie es meist. Gibt es eine schönere Art Geburtstag zu feiern, als mit Freundinnen gemeinsam zu frühstücken? Die Gespräche drehen sich um dies und das. Pubertierende Kinder, nervige Arbeitskollegen, Glück und Stress mit den Ehemännern. Das Übliche eben.

„Sag mal, was hast Du denn da für ein Bändchen am Handgelenk“, fragt Gitte.
Doro zeigt ein orangenes Band mit der Aufschrift „Dt. Kryostase e.V. – Coral Foundation, U.S. “.
„Wo soll ich da anfangen? Hmmm, nachdem ich vor Längerem einen Zeitungsartikel über Kryostase gelesen und darüber nachgedacht habe, haben mein Mann und ich uns nun entschlossen, uns nach unserem Tod einfrieren zu lassen. Im Inneren des Bandes steht ein Text, der besagt, dass nach meinem Tod mein Körper unversehrt gelassen und schnellstmöglich der Deutsche Kryostase Verein und die Coral Foundation in den USA informiert werden sollen.“
Ein aufgeregtes Stimmengewirr erhebt sich.
„Ok, ok, ich erzähl schon genauer. Nachdem der Arzt meinen Tod festgestellt hat, wird mein Körper an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen und langsam mit Eis runtergekühlt auf eine Temperatur ein wenig über Null. So werde ich dann nach Amerika in das Coral Institut transportiert, wo mein Blut komplett durch irgendein Frostschutzmittel ersetzt wird.“
„Igitt, das klingt ja eklig.“, entfährt es Bea.
„Hat jemand noch österreichischen Wein aus den 80ern im Keller? Dann können wir gleich damit anfangen dich vorzubereiten!“, flachst Chris.
„Jetzt lasst Doro doch weitererzählen, Mensch!“
„Die Herz-Lungen-Maschine wird abgenommen, außerdem wird mein Körper natürlich sorgfältig gewaschen und dann in einem Schlafsack bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff in einer Art Riesen-Thermoskanne tiefgefroren.“
Chris unkt: „Na das nenne ich mal eine stilvolle Beerdigung.“
„Und wie geht es dann weiter?“, fragt Elli.
„Je nachdem, wann die Medizin soweit ist, wird mein Körper wieder aufgetaut, geheilt, verjüngt und ich kann weiterleben.“
Anke ist skeptisch: „Und das geht?“
„Noch nicht, aber vielleicht in 50, 100 oder 500 Jahren!“
„Wow, da bin ich jetzt aber platt. Und die Leute glauben wirklich, das funktioniert so einfach?“, fragt Elli.
„Naja, es haben sich seit 1967 weltweit ca. 350 Menschen einfrieren lassen und ca. 2500 haben einen entsprechenden Vertrag mit einem dieser Institute gemacht, so wie ich.“
Alle sind nun ungewöhnlich still. Nur die zwitschernden Vögel sind zu hören und aus dem Radio auf der Terrasse klingt leise der Song „Forever young“.
„Also spannend finde ich das schon, vor allem zu sehen, was so aus unserer Welt werden wird“, unterbricht Gitte die Stille.
Chris, nun endlich ernsthaft, fragt: „Muss man gesund sein, um das machen zu können?“
„Nein, egal ob gesund oder krank, jung oder alt. Du wirst Mitglied in dem deutschen Verein und, weil sowas in Deutschland noch nicht erlaubt ist, bei einem der Institute in den USA, Russland oder bald auch in Australien. Dann musst Du noch einen, leider recht hohen, Einmalbetrag für die Überführung, Präparation, Aufbewahrung und das Aufwecken bezahlen.“
Chris zögert kurz, dann beginnt sie: „Was ich Euch schon länger sagen wollte: bei mir wurde vor einem halben Jahr ein inoperabler Tumor im Gehirn gefunden.“
Ein entsetztes Keuchen macht die Runde.
„Die Ärzte geben mir nur noch etwa ein Jahr, dann wird es vermutlich vorbei sein. Kannst Du mir bitte mal ein paar Infos über dieses Einfrieren geben? Vielleicht habe ich ja doch noch eine Chance länger zu leben, oder wiederaufzuerstehen oder wie man das am besten ausdrückt? Ist ja schon fast religiös das Ganze.“
Freddi legt ihrer Freundin mitfühlend die Hand auf den Arm und Hanna meint: "Du Arme!"
Chris schüttelt die Hand ab und entgegnet: "Jetzt werdet nicht so sentimental, noch bin ich weitgehend fit und will mein Leben genießen. Also hoch die Kaffeetassen, auf das Leben!"
„Wenn Du dich auch einfrieren lässt, sehen wir uns ja vielleicht irgendwann in der fernen Zukunft wieder“, meint Doro und die Spannung löst sich in einem Lachen.
Die Frühstückrunde widmet sich nun wieder seichteren Themen und der Vormittag vergeht bei Kaffee, Sekt und leckeren Schokokeksen.

Einige Wochen später trifft sich die gleiche Gruppe zum Stammtisch in einem Lokal. Nach mehreren Aperol-Spritz kommen sie wieder auf das Thema Kryostase zurück.
„Und Chris, hast Du Dich damit auseinandergesetzt?“, fragt Gitte.
Anstatt einer Antwort schiebt diese ihren Ärmel zurück und zeigt, dass sie nun auch so ein orangefarbenes Band trägt.
„Na ja, bis auf den Verlust des Geldes kann ich eigentlich nicht viel falsch machen, oder? Nach mehreren Beratungstreffen bin ich letzte Woche dem Kryostase-Verein beigetreten und habe den Vertrag mit Coral gemacht. Ich habe hier mal Flyer von beiden mitgebracht, weil ich mir denke, dass ihr – wie immer – neugierig seid.“
„Hey, schau mal, es ist viel günstiger, wenn Du nur Deinen Kopf einfrieren lässt!“, sagt Gitte.
„Ist ja eklig“, bemerkt Bea.
Anke entgegnet: „Nein, warum. Macht doch Sinn. Wenn die deinen Körper sowieso neu zusammenklonen, dann braucht man doch nur noch dein Hirn da reinzusetzen.“
Es ist klar ersichtlich, dass sich alle in der Zwischenzeit mehr oder weniger mit dem Thema Kryostase beschäftigt haben.
„Also ich glaube, dass mein Ich mehr ist als einfach nur ein paar Synapsen-Verbindungen in meinem Hirn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das so lange einfrieren, wieder auftauen oder gar in einen neuen Körper verpflanzen kann.“
„Warum nicht Freddi, da gab es doch mal diese Frau, die in Skandinavien irgendwo in einen vereisten Fluss gestürzt war und erst nach 40 Minuten herausgeholt werden konnte. Sie war extrem unterkühlt, hatte keine Atmung und keinen Herzschlag mehr. Die Ärzte haben trotzdem versucht sie langsam aufzuwärmen und zu reanimieren. Drei Stunden später hatten sie es geschafft und die Frau wurde wieder ganz gesund. Sie ist immer noch sie selbst, obwohl sie ja eigentlich mehrere Stunden tot war“, erzählt Anke.
In der Bar wechselt die Musik zu „Too young to die“ und Elli lacht: „Hört ihr das, das bringt mich auf ganz andere Möglichkeiten. Stellt Euch vor in einem verjüngten, verbesserten Körper wiedererweckt zu werden. Ich als große, schlanke, vollbusige Blondine…“
Sie lachen, denn trotz ihrer pummeligen Figur und dem dunklen Kurzhaarschnitt versprüht Elli so viel Charme, dass ihr die Männer eher scharenweise zu Füßen liegen.
„Jetzt stellt Euch mal vor," platzt es aus Gitte heraus, "wir würden uns alle einfrieren lassen und dann in der Zukunft wiedersehen. Das wäre doch toll!“
„Das wird aber nicht so einfach sein. Wenn Du nicht gerade gemeinsam mit Deinem Partner einen Vertrag machst, hast Du keinen Einfluss darauf, wann Du dran bist“, sagt Doro.
„Na dann müssen wir uns eben Briefe oder Tagebücher hinterlassen, die dann immer an die nächste noch – oder besser wieder – Lebende von uns weitergeleitet werden. Sowas kann man doch bestimmt testamentarisch verfügen, oder?“, schlägt Bea vor.
„Bea, du erstaunst mich. Würdest du etwa auch mitmachen wollen?“, fragt Elli.
„Das weiß ich noch nicht so genau. Aber warum eigentlich nicht. Ich finde es nur extrem kostspielig.“
Anke wirft ein: „Die Russen machen das etwas günstiger als die Amis, das habe ich mir auch schon angesehen. Das Institut dort gibt es noch nicht so lange.“
„Tut mir leid, aber ich mach da nicht mit. Ich finde das skurril. Ich lebe mein Leben lieber ganz normal und sterbe, wenn es dann halt so weit ist“, sagt Freddi.
Doro bemerkt: "Nochmal zurück zu den Tagebüchern. Ich finde die Idee nämlich echt witzig. Der Kryo-Verein arbeitet mit einer Anwaltskanzlei zusammen, da sich ganz allgemein das Thema 'Nachlass' mit der Möglichkeit der Kryostase komplett verändern wird. Die Vererbung von Tagebüchern ist in diesem Zusammenhang für die bestimmt ein Klacks. Ich frag einfach mal nach."
„Also Mädels, abgemacht. Wir haben einen Pakt. Einen Pakt der Untoten!“, ruft Chris.
„Bah, Du bist echt widerlich.“, stöhnen die anderen. „Na dann eben einen Pakt der Wiederzuerweckenden, oder ist Euch das zu sakral?“
„Muss das denn ein Pakt sein, mit Namen und so theatralischem Zeug? Lasst uns einfach sehen, was die Zukunft uns alles bringen wird“, sagt Hanna und sie stoßen auf ihr gemeinsames Vorhaben an.

Ein sanfter Wind weht durch die Zweige der alten Weide. Noch wärmen die mittäglichen Sonnenstrahlen, aber bald wird die Weide ihre Blätter abwerfen und es wird nicht mehr möglich sein im Gras zu sitzen. Anke lehnt sich mit geschlossenen Augen an den rauen Stamm und lauscht der Musik aus dem mitgebrachten Transistor-Radio. Ja, so etwas gibt es immer noch. Sie hat einen Golden-Oldies-Sender eingestellt und versucht zur Ruhe zu kommen. Neben ihr auf der Picknickdecke steht ein ungeöffneter Pappkarton. Heute Morgen kam eine Notarin in einem piekfeinen Kostüm, um ihr den Karton zu übergeben. Der Nachlass! Was sie darin wohl alles finden wird? Zu Hause hatte sie sich nicht überwinden können, das versiegelte Band zu lösen. Deshalb war sie kurz entschlossen zu einem Spaziergang aufgebrochen, hatte die Kiste und einen Picknickrucksack mitgenommen und war hierhergekommen. Langsam greift sie nach der Thermoskanne und schenkt sich eine Tasse dampfenden Kaffee ein. So ähnlich muss es ausgesehen haben, als sie sie aus ihrem Kryotank herausgeholt haben. Nur das da der Dampf kalt war und jetzt warm ist. Sie schüttelt den Kopf, um den Gedanken zu verscheuchen. Nach ein paar Schluck des warmen, aromatischen Getränkes gibt sie sich einen Ruck und bricht das Siegel. In dem 08/15-braunen Karton liegt ein Bündel Briefe, ein Schnellhefter, Schulhefte, aber auch eine schöne Kladde und mehr. Das also sind sie, die Tagebücher ihrer damaligen Freundinnen. Mit einem wehmütigen Lächeln kommen ihr Erinnerungen an das Geburtstagsfrühstück und den Mädels-Abend in den Sinn, an dem sie ihren Pakt geschlossen hatten. Sie lässt die Finger über die verschiedenen Oberflächen in der Kiste gleiten und überlegt, wo sie anfangen soll. Dann greift sie wahllos nach dem Schnellhefter. Er enthält Briefe von Gitte.

Hallo Ihr Lieben,
ich kann Euch sagen: Es hat funktioniert. Ich bin wach! Nun ja, ganz so toll hat es dann doch wieder nicht funktioniert. Ich bin mit 73 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wie blöd klingt das denn. Ich weiß aber nicht, wie ich es sonst formulieren soll. Meine inneren und äußeren Verletzungen sind geheilt worden. Aber das mit der Verjüngung klappt leider nicht. Für Euch hoffe ich, NOCH nicht. Ich bin also wieder eine 73 Jahre alte Oma und lebe jetzt bei meinen Ur-ur-ur-Enkeln.

Wiedermal hallo Ihr Lieben,
was wir uns damals bei dieser Aktion gedacht haben, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Dieses neue Leben ist wirklich schrecklich. Meine Ur-ur-ur-Enkel halten mich für eine Belastung, seit ich so ungeplant in ihre Familie hineingeplatzt bin. Sie haben mich aufgenommen, weil ich eben irgendwie dazugehöre. Aber mal ganz ehrlich, das tue ich nicht wirklich. Ich habe Schwierigkeiten dabei die einfachsten Küchengeräte zu bedienen. Alles ist so anders als damals. Außerdem fühle ich mich furchtbar einsam. Ich habe keinen Gesprächspartner, der mich versteht. Mädels, ich vermisse Euch wirklich!

Anke greift nach dem Aktendeckel, den die Notarin ihr zu der Kiste überreicht hat. Darin befinden sich kurze Dossiers über ihre Freundinnen. Das hatten sie damals so in ihrer gemeinsamen Erklärung festgelegt, die jede von ihnen ihrem Testament beigelegt hatte. Sie sucht die Seite über Gitte heraus. Gitte hatte noch 3 Jahre bei ihrer Familie gelebt und war dann nach einem Treppensturz ums Leben gekommen. Erneut. Ein weiteres Einfrieren hatte sie strikt abgelehnt. Das wird heute generell nicht mehr gemacht, weil es einfach nicht gewünscht wird.

In der Kiste lieg nun eine Art Diktiergerät obenauf. Anke schaltet es ein und lauscht. Nach einem anfänglichen Husten, erkennt sie Johns Stimme, das war der Mann von Doro.

Da ich euren Pakt kenne, hier ein paar kurze Kommentare. Ja, man hat uns aufgetaut. Und nein, es hat nicht so gut funktioniert. Doro hatte eine schwere allergische Reaktion auf das Frostschutzmittel in ihrer Blutbahn. Sie trat während des Auftauvorganges ganz plötzlich auf und obwohl die Ärzte alles versucht haben, konnten sie sie nicht retten. Aus – vorbei. Ich habe auch mit den Nebenwirkungen der Kryostase zu kämpfen, zerstörtes Gewebe und Vergiftungserscheinungen. Ich kann meine Hände nicht mehr richtig gebrauchen, deshalb diese Tonaufnahme. Ich lebe hier in einem Krankenhaus und die Ärzte untersuchen mich permanent, um den Auftauprozess sicherer zu machen. Das behaupten sie jedenfalls. Für alle von Euch, die noch Schlafen, hoffe ich, dass sie Erfolg haben.
Lebt wohl,
John

Als nur noch Rauschen folgt, drückt Anke den Ende-Knopf. Sie hatte sich nach ihrem eigenen Auftauen mit der Geschichte der Kryostase beschäftigt. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis der Auftauvorgang soweit perfektioniert war, dass die Patienten in der Regel gesund wieder aufgeweckt werden konnten. Klar, dass die Ersten damals als eine Art Versuchskaninchen herhalten mussten. Auch das Klonen eines komplett neuen Körpers hatte nicht funktioniert. Ein altes Gehirn konnte mit dem neuen Körper irgendwie nicht richtig gemeinsam funktionieren. Und das Gehirn selbst zu klonen schien sozusagen den Speicher zu löschen. Die Persönlichkeit - wie hatte Freddi gesagt: das ‚Ich‘ - ging dabei verloren. Deshalb kopiert man nun bei Personen, von denen nur der Kopf eingefroren worden war, die Persönlichkeit in einen komplett künstlichen Körper. Durch die Verträge von damals fühlen sich die Institutsleiter verpflichtet, den Wunsch nach ewigem gesunden Leben zu respektieren und erschaffen aus den ‚nur-Köpfen‘ und den unheilbar zerstörten Körpern Cyborgs. Diese künstlichen Körper können nicht altern oder gar krank werden. Ein Traum, oder?

Sie lässt den Blick über die vertraute, nach all den vielen Jahrzehnten aber doch irgendwie fremde Landschaft um den Feldberg schweifen. Als nächstes holt sie eine schön verzierte Kladde hervor. Auf der ersten Seite steht in großer geschwungener Handschrift ‚Hanna‘.

Liebes Tagebuch,
wir sind wach. Erich und ich sind hier im Institut und es scheint soweit alles in Ordnung zu sein. Er ist fit wie ein Turnschuh. Ich frage mich aber, wie es weiter gehen soll. Erich ist damals mit 46 an einem Schlaganfall gestorben. Ich habe ihn um über 30 Jahre überlebt. Er ist nun also weiterhin 46 und ich bin über 80.

Anke blättert ein paar Seiten vor und liest wahllos weiter.

Auch der Umzug in eine eigene Wohnung hilft nicht. Wir streiten uns nur. Er geht ständig zum Sport und trifft sich mit irgendwelchen Leuten. Ich kann da nicht mithalten. Es scheint ihn unheimlich zu nerven, dass ich so langsam gehe und mit vielen modernen Dingen einfach nichts anfangen kann.

Sie blättert zum Ende der Eintragungen.

So, jetzt habe ich den Umzug auch hinter mir. Ich lebe jetzt in dem Kryostase-Altersheim in Frankfurt. Wir sind hier nur alte Wiedererweckte, die in der neuen Welt einfach nicht klar kommen. Aber auch wir kommen alle aus unterschiedlichen Zeiten und ich habe noch niemanden gefunden, mit dem ich wirklich auf einer Wellenlänge, oder besser Zeitebene bin. Erich ist heilfroh mich endlich los zu sein. Vermutlich zieht Hermandine, seine neue Flamme, bald bei ihm ein. Er hat sich eine Jüngere gesucht. Naja, eigentlich ist sie für ihn eine Gleichaltrige. Vermutlich ist es das Beste so.

Ich werde jetzt aufhören dieses Tagebuch zu führen. Hier passiert nicht viel Neues und ich bin auch zu müde, um weiterzumachen. Ich werde hier einfach so vor mich hinleben und auf meinen nun endgültigen Tod warten.

Macht’s besser,
Mädels

Anke wirft die Kladde auf die Decke und stützt die Stirn in beide Hände. Sie lauscht dem Wetterbericht im Radio. Dann kündigt der Moderator einen echt alten Oldie aus 1986 an. Sie hebt den Kopf, als Freddy Mercury beginnt „Who wants to live forever“ zu singen. Bei diesem Lied hatte sie schon früher immer Probleme die Fassung zu wahren. Es war sooo schön und sooo traurig. Ihr gehen Bilder aus dem Film „Highlander“ durch den Kopf. Connor McLeod im mittelalterlichen Schottland, wo er zusammen mit seiner geliebten Heather in einer Hütte lebt. Sie altert und stirbt, während er weiterlebt. Es kann nur ‚Einen‘ geben!

Als das Lied zu Ende ist und ein Oldie gespielt wird, der nicht aus ihren Lebzeiten kommt, reißt sich Anke zusammen und sucht aus ihrem Rucksack die Box mit den Schokokeksen heraus, die sie sich für diesen Ausflug noch schnell besorgt hat. Schokokekse – hmmm – warum schmecken die leckeren Sachen immer alle nach früher?

Traurig nimmt Anke ein kleines grünes Ringbuch aus der Kiste. Es wurde von Chris geschrieben.

So, jetzt muss ich mir endlich die Zeit nehmen und mit meinen Aufzeichnungen für Euch beginnen. Ich habe hier schon die Kiste mit den Texten von Freddi, wie schön, dass sie auf diese Weise doch mitgemacht hat, Doros Mann, die Arme, Hanna und Gitte. Klingt, als hätte keine von uns Glück in ihrem zweiten Leben. Bei uns ist es nicht wirklich besser. Naja, ich bin direkt nach dem 'Auftauen' operiert worden, noch bevor ich wach war. Das hat alles gut funktioniert und ich gelte als gesund. Bei uns ist es eigentlich genau anders herum wie bei Hanna und Erich. Ich bin jung gestorben, wie ihr ja alle wisst und mein Georg wurde ganze 73 Jahre alt. Und es gibt noch etwas, das nun umgekehrt ist. In unserem ersten Leben hat Georg mich gepflegt und aufopferungsvoll durch die elenden Tage meiner Krankheit begleitet. Bis zum bitteren Ende. Und jetzt ist er alt und gebrechlich und kommt alleine nicht zurecht. Jetzt bin ich es, die ihn pflegt. Nebenbei muss ich aber auch noch Geld verdienen, denn mit unserem eigenen Nachlass kommen wir nicht weit.

Anke blättert die Seiten des Ringbuches durch. Die Einträge werden immer kürzer und abgehackter, da es Georg immer schlechter geht und Chris eigentlich keine Zeit für das Fortführen des Tagebuchs hat. Am Ende liest Anke erschüttert, dass die beiden schon nach kurzer Zeit beschlossen, Selbstmord zu begehen, da sie die Situation einfach unerträglich fanden. Was für ein Drama!

Sie schaut wieder in die Kiste und greift nach einem Bündel Schulhefte. Auf jedem steht der Name ‚Freddi‘ und ein von- und bis-Datum. Freddi - sie hatte gleich von Anfang an die Kryostase für sich abgelehnt. Sie wollte einfach das Leben seinen natürlichen Lauf nehmen lassen. Anke nimmt das erste Heft aus dem Bündel hervor.

Gestern Abend waren wir in unserer Bar und ihr habt diesen merkwürdigen Pakt geschlossen. Ich mache zwar nicht bei dieser Kryo-Dingsbums-Sache mit, will aber trotzdem ein paar Erinnerungen hinterlassen. Ihr Lieben, ich hoffe, dass das alles gut funktioniert hat, ihr gesund, jung und fit seid und ein weiteres wundervolles Leben leben dürft. So ein bisschen beneide ich Euch ja schon. Sehen, was die Zukunft so bringt, würde ich schon gerne. Ich hoffe, die Menschheit ist schlauer geworden und hat Kriege und Umweltzerstörung endlich ad acta gelegt. So, für heute mache ich erstmal Schluss und werde weitere Eintragungen machen, wenn etwas Berichtenswertes passiert.

Beim Überfliegen der Seiten finden sich kurze oder längere Texte über gemeinsame Unternehmungen der Mädels, Vorkommnisse in der Familie, Sorgen mit Schulkindern, Streit mit ihrem Ehemann und die Versöhnung dazu, die Trauerfeier für ihre gemeinsame Freundin Chris. Es klingt wie die Gespräche bei ihren früheren Treffen. Anke nimmt eines der folgenden Hefte heraus. Ganz automatisch schlägt es auf einer Seite mit einem großen eingeklebten Foto auf. Es zeigt ein glücklich in die Kamera lachendes Brautpaar.

Es ist kaum zu glauben, aber mein kleiner süßer Tom hat heute endlich seine Sina geheiratet. Ich könnte platzen vor Stolz, vor Glück! Es war ein herrliches Fest. Ich habe extra die Seite hier links frei gelassen, damit ich dann ein Hochzeitsfoto von den beiden einkleben kann. Übermorgen werden sie erstmal zu ihrer Hochzeitsreise aufbrechen. Nach Paris soll es gehen, in die Stadt der Liebe, sagen sie. Mein Gott wie altmodisch. Aber ich liebe es.

Über Ankes Gesicht huscht ein Lächeln. Ja, sie kann sich lebhaft vorstellen, wie Freddi erst vor Aufregung alle in den Wahnsinn treibt und dann später so tut, als hätte sie alles ganz souverän im Griff gehabt. Ihr Chaos war damals oft anstrengend gewesen, aber sie war immer zu allem Unfug bereit, bis auf sowas wie Kryostase halt, und man konnte sich auf sie verlassen. Anke blättert zu der nächsten Seite mit Foto. Hier ist Freddi mit ihrem Mann in einem Strandkorb an Nord- oder Ostsee zu sehen. Und weiter hinten entdeckt sie einfach ein Foto vom Weihnachtsbaum im Wohnzimmer. In einem der nächsten Hefte findet Anke natürlich das erste Enkelkind Sara und weiter das Nächste, Jona. Aber auch traurige Eintragungen sind dabei. Von kleinen Dingen, wie dem Tod des langjährigen Familienhundes bis zu dem ihres Ehemannes.

Anke lässt das Heft sinken. Ein einfaches, aber gutes Leben hatte Freddi gelebt. Nur in der Gegenwart. War das besser, als die Herausforderung der Zukunft anzugehen? Wer soll - wer darf darüber urteilen? Sie bindet das Bündel Hefte wieder zusammen. Dann schenkt sie sich den letzten Rest Kaffee ein und greift nach dem noch übrigen Packen Schriftstücke. Lauter lose Blätter in einer Folie. Auf dem Seitenkopf ist überall der Name ‚Bea‘ und die Nummerierung gedruckt.

Bin wieder da. Alles ist merkwürdig. Im Institut kümmern sich die Leute um mich und versuchen meine Nachkommen zu finden, die Enkel meiner Stieftochter. Mein Körper ist wieder jung und leistungsfähig, aber so fühle ich mich nicht.

Endlich haben sie meine Ur-keine Ahnung-Enkel gefunden. Die Bande will mich nicht. Als ob ich nichts mit ihnen zu tun hätte. Sie sagen, sie kennen mich nicht und auch ihre Eltern haben mich nicht gekannt, logisch, und sie könnten sich nicht um mich kümmern. Sie müssten ihr eigenes Leben meistern. Das hat man nun davon. Zum Glück habe ich ein wenig Geld angelegt und über einen Notar verwalten lassen. So kann ich mich wenigstens selbst ernähren.

Bin in eine Mansardenwohnung in Berlin gezogen. Ist näher zu Discos und Bars. Bin ständig unterwegs. Brauche aber weiterhin Medikamente, um die Kryostase zu verkraften. Die machen mich müde. Habe aber jetzt ein paar tolle Getränkezusätze entdeckt, die mich wieder fit machen.

Wiedermal eine wilde Nacht gehabt. Er schläft noch. Weiß schon wieder nicht mehr wie er heißt. Ist ja auch egal. Werde erstmal eine rauchen und dann meine Mittelchen nehmen…

Anke steckt die Zettel frustriert zurück in die Folie. Ein deprimierender Bericht. Bea war zwar lange alleinstehend, aber glücklich und ausgeglichen gewesen. Später hatte sie einen netten Mann geheiratet, der eine süße kleine Tochter mit in die Ehe gebracht hatte. Nach der Kryostase hatte sich das offensichtlich verändert. Anke nimmt wieder das Dossier in die Hand und sucht die Seite über Bea heraus. Sie starb das erste Mal mit 87 an Herzversagen, aber beim zweiten Mal recht jung an einem Cocktail aus Drogen und Alkohol.

Nun ist die Kiste leer. Aber Moment, in dem Dossier liegt noch ein weiteres Blatt. Elli! Stimmt, von Elli war keine Hinterlassenschaft dabei gewesen. Komisch, das sah ihr gar nicht ähnlich. Anke wendet sich wieder dem Dossier zu. Elli starb in ihrem ersten Leben nachdem sie alles und jeden vergessen hatte - Alzheimer. Leider konnte man nach der Wiedererweckung ihre Identität nicht wieder herstellen. Bei ihrem Tod war einfach schon zu viel davon verloren gegangen. Sie wurde in ein geschlossenes Altersheim für Kryostase-Problemfälle eingeliefert und verstarb dort nach einigen Jahren.

Anke ist also die Letzte – es kann nur ‚Eine‘ geben. Seufzend räumt sie die verstreuten Unterlagen in die Kiste zurück, streicht dabei noch einmal mit der Handfläche über jede der Hinterlassenschaften und denkt an sie alle: Doro und John, Gitte, Hanna und Erich, Bea, Freddi mit ihrer Familie, Chris und Georg, Elli.

Die Sonne senkt sich langsam dem Horizont zu und jetzt im Herbst wird es dann schnell kalt. So etwas ändert sich nie. Sie stopft die Picknickdecke und alles andere in den Rucksack und macht sich schweren Herzens auf den Rückweg. Fast fühlt es sich an, als würden salzige Tränen auf ihren Wangen brennen. Kopfschüttelnd wischt sie dieses Gefühl weg. Dann betritt sie die schöne, große Villa in dem weitläufigen Garten. Die Tür schließt sich mit den letzten Sonnenstrahlen, die sich in dem Messingschild neben dem Eingang spiegeln: „Forever Young - Wohnheim für Cyborgs“.

 

Hallo,

vielleicht zunächst zum Layout, weil es am einfachsten zu ändern wäre (so du denn möchtest): der zweite und der dritte Absatz, also die beiden Dialog-Absätze sollten meiner Meinung nach in mehr Absätze aufgeteilt werden. Ich würde nach jedem Wechsel des Sprechers eine Zeilenschaltung machen. So ist es sehr doch recht schwer lesbar. Im weiteren Verlauf wird es dann deutlich besser.

Was mich noch etwas gestört hat: du verwendest viel Zeit darauf, die Methodik der Kryostase zu schildern, was natürlich ist, weil schließlich auch die Geschichte so heißt, aber es wird wenig dafür getan, die Personen einzuführen. Es sind nur Namen um einen Café-Tisch herum. Noch dazu in zwei sehr statischen Szenen. Da fällt es mir am Ende schwer, noch Interesse für ihr weiteres Schicksal aufzubringen, zumal es auch schwer zu unterscheiden ist, wer denn nun wer ist. Natürlich brauchst du das viele "Personal", um die unterschiedlichen Schicksalsmöglichkeiten abzubilden, aber vielleicht wäre weniger da mehr. Und müssen wirklich alle so ausführlich zu Wort kommen?

Aber ich will nicht nur meckern: sehr gut hat mir die Grundidee der Geschichte gefallen, dass wir den Zugewinn der Jahre wohl doch nur dafür nutzen würden, dem vergangenen Leben nachzutrauern, und dass es so viel wichtiger ist, diesem einen Leben, das wir haben, den gewünschten Inhalt zu geben.

Allerdings wundert es mich schon, dass sich nach all den Jahren so wenig in der Gesellschaft, der Welt im allgemeinen, der Technik etc. geändert haben soll.

Hier noch ein paar Anmerkungen im Detail:

Im Inneren des Bandes steht ein Text der besagt, dass nach meinem Tod mein Körper unversehrt gelassen und schnellstmöglich der Deutsche Kryostase Verein und die Coral Foundation in den USA informiert werden sollen.
Nach "Text" sollte ein Komma stehen, aber persönlich würde ich "ein Text, der besagt" ganz entfernen. Gerade in wörtlicher Rede klingt das seltsam gestelzt.
und die Spannung löst sich in einem Lachen
Allen Ernstes? Nachdem ihnen ihre Freundin erzählt hat, sie würde in einem Jahr sterben? Da frage ich mich schon, ob das mit dem inoperablen Tumor nicht ein bisschen zu dick aufgetragen ist. Zumal es dann später zwischen den anderen Todesarten etwas verlorengeht.
Nach ein paar Schlucken des warmen, aromatischen Getränkes gibt sie sich einen Ruck und bricht das Siegel.
"Nach ein paar Schluck" ist, glaube ich, gebräuchlicher. Aber ist der Kaffee überhaupt wichtig? Hier bremst du die Geschichte etwas, wo sie nicht gebremst werden müsste.
Sie starb das erste Mal mit 87 an Herzversagen, aber beim zweiten Mal recht jung an einem, Cocktail aus Drogen und Alkohol.
Das Komma vor "Cocktail" kann weg.
Fast fühlt es sich an als würden salzige Tränen auf ihren Wangen brennen.
Hier fehlt ein Komma vor "als".

Soweit mein (ganz subjektiven) Ansichten. Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen.

Gruß
Ella Fitz

 

Hallo moniac,

ich beschäftige mich auch gerade mit dem Thema Kryostase für eine Geschichte und habe deine deshalb interessiert gelesen. Obwohl ich die Idee der Geschichte echt gut finde, ist die Umsetzung meiner Meinung nach allerdings nicht so gut.

Folgendes sind meine Hauptkritikpunkte:

  1. Viel zu lang. Der Kern der Geschichte ist ja, dass der Traum von der Unsterblichkeit zu einem Albtraum wird und vieles einfach unerwartet schlecht läuft. Dass du dazu jedes Einzelschicksal aufführst, macht die Geschichte unnötig zäh. Nimm doch lieber nur zwei Figuren, und erzähl das Schicksal aus Sicht dieser beiden.
  2. Schlechte Dialoge. Jaja, Dialoge sind halt schwer. Du hast hier viele Erklärbärdialoge drin. So spricht niemand im wirklichen Leben. Weiter unten habe ich dir Beispiele genannt.
  3. Logik. Die Kryo-Firma baut also sündhaft teure Cyborgkörper für ihre Kunden, die vor Jahrhunderten mal läppische 50000 Euro berappt haben? Warum sollte sie das tun? Jede Firma ist nur an einem interessiert: Profit. Und den sehe ich hier nicht. Also entweder musst du erklären, wie sich diese Firma finanziert und wer sich darum kümmert, dass die alten Kunden auch tatsächlich wieder aufgeweckt werden, oder du erklärst z.B. dass die Gesellschaft als Ganzes humanistischer geworden ist und es somit undenkbar ist, nur für Profit die alten "Kunden" aufzugeben. Ich finde gerade diesen Punkt sehr wichtig. Wer garantiert denn den Kunden, dass sie nicht einfach entsorgt werden? Wer passt da auf? Zu dieser Frage fehlt mir in deiner Geschichte leider etwas.
  4. Formales: Hat Ella ja schon genannt. Bitte immer wenn jemand neues spricht, eine neue Zeile anfangen. Sonst ist es echt schwer zu verstehen. Außerdem sind da noch Rechtschreibfehler im Text. Die such ich aber jetzt nicht raus, dafür ist mir der Text zu lang.

Was ich gut finde, ist, dass du Themen ansprichst, die oft niemand bedenkt. Z.B. wo die Aufgeweckten denn nun leben sollen? Was machen sie? Wie verdienen sie ihr Geld in einer Gesellschaft, in der sie sich nicht mehr auskennen?
Dagegen finde ich die Idee, dass die Aufgeweckten in ihren alten Körpern stecken bleiben unrealistisch. Wenn sie schon einmal gestorben sind, weil sie alt waren, warum sterben sie dann nicht gleich noch einmal?

„Sag mal, was hast Du denn da für ein Bändchen am Handgelenk“, fragt Gitte.
Doro zeigt ein orangenes Band mit der Aufschrift „Dt. Kryostase e.V. – Coral Foundation, U.S. “. „Wo soll ich da anfangen? Hmmm, nachdem ich vor Längerem einen Zeitungsartikel über Kryostase gelesen und darüber nachgedacht habe, haben mein Mann und ich uns nun entschlossen, uns nach unserem Tod einfrieren zu lassen. Im Inneren des Bandes steht ein Text der besagt, dass nach meinem Tod mein Körper unversehrt gelassen und schnellstmöglich der Deutsche Kryostase Verein und die Coral Foundation in den USA informiert werden sollen.“
Das ist so ein "Erklärbärdialog". Das liest sich wie eine schriftliche Erklärung und nicht wie das Geschnatter bester Freundinnen. "haben mein Mann und ich uns entschlossen" ... So sprechen doch keine Freunde untereinander.

Chris zögert kurz, dann beginnt sie: „Was ich Euch schon länger sagen wollte: bei mir wurde vor einem halben Jahr ein inoperabler Tumor im Gehirn gefunden.“
Wieder so ein Erklärbärdialog. Klar, du als Erzähler, willst hier die Motivation von Chris einbauen. Aber im Ernst, man sitzt doch nicht bei Aperol-Spritz am Tisch und sagt "Ach, übrigens, ich hab Krebs." Und die anderen dann so "Ach, echt. Is ja'n Ding. Stößchen!" ;)
Da muss Drama rein. Zögern. Die anderen müssen bohren, fühlen, dass da etwas ist, das Chris schwer fällt zu erzählen.

„Warum nicht Freddi, da gab es doch mal diese Frau, die in Skandinavien irgendwo in einen vereisten Fluss gestürzt war und erst nach 40 Minuten herausgeholt werden konnte. Sie war extrem unterkühlt, hatte keine Atmung und keinen Herzschlag mehr. Die Ärzte haben trotzdem versucht sie langsam aufzuwärmen und zu reanimieren. Drei Stunden später hatten sie es geschafft und die Frau wurde wieder ganz gesund.
Hehehe, das hast du von Wikipedia, oder? Wie gesagt, ich recherchiere auch gerade zu dem Thema und hab diese Story dort auch gesehen.


Hallo Ihr Lieben,
ich kann Euch sagen: Es hat funktioniert. Ich bin wach! Nun ja, ganz so toll hat es dann doch wieder nicht funktioniert. Ich bin mit 73 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wie blöd klingt das denn. Ich weiß aber nicht, wie ich es sonst formulieren soll. Meine inneren und äußeren Verletzungen sind geheilt worden. Aber das mit der Verjüngung klappt leider nicht. Für Euch hoffe ich, NOCH nicht. Ich bin also wieder eine 73 Jahre alte Oma und lebe jetzt bei meinen Ur-ur-ur-Enkeln.
Das ist wieder ein Erklärbärdialog (du solltest diese Tagebucheinträge übrigens als direkte Rede mit Anführungszeichen oder Kursivschrift kennzeichnen).
Würde jemand, der nach dem Aufwachen seinen alten Freunden eine Nachricht zukommen lassen will, wirklich so lapidar ein paar Sätze hinschreiben?
Du nutzt Dialoge nur dazu, Nutzinformationen zu vermitteln. Aber du musst bedenken, wie jemand das in Wirklichkeit formulieren würde. Was fühlt die Person? Wer IST die Person?

 

Vielen lieben Dank für eure Kommentare!!! :thumbsup:

Die genannten Schreibfehler habe ich korrigiert und die Layoutverbesserungen eingebaut.

Zu den inhaltlichen Anmerkungen (ja ja, Dialoge sind die hohe Kunst...) werde ich mir erstmal in Ruhe Gedanken machen müssen, was und wie ich das verändern kann und will.

 

Hallo Moniac,

ich habe die Geschichte gern gelesen.
Du verzichtest zwar weitestgehend auf einen Spannungsbogen und ein wirkliches Vorantreiben der Geschichte. Das tut ihr aber nicht weh.
Ich fand auch die Länge gerade richtig.

Mir ging es so, dass ich während Deiner Erzählung mitverfolgt habe, wie sich die Technik entwickelt hat und mit welchen Problemen die Patienten zu kämpfen hatten. Das hat mir echt gut gefallen, wenn man einigen Textstellen auch angemerkt hat, dass Du unbedingt Zahlen und Daten unterbringen wolltest. Da könnte man bestimmt noch 'weichzeichnen'.

So viel von mir aus.

Lieben Gruß
Christian

 

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