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- 15.03.2008
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Krupp
Krupp klabautert durch die weichen Wellentäler. Sich umblickend, sieht er Figuren diffuse Gasgestalten, ziehen ueber Deck wie zerrissene Schleier aus Gaze. Man sucht und forscht, verlässlich an den falschen Stellen. Die Tradition der Diskontinuität macht sich bezahlt, scharf schneidet der Rumpf der Instabilität durch die Welt etablierter Erscheinungen. Waberndes Halo, ICH. Krupp indes übt Kunststücke auf der Krücke Improvisation, balanciert auf dem Stock und gleichzeitig den Stock auf seiner Nasenspitze, übt sich in der Nachäffung eines ernsten Menschen ... wie amuesant, das alles, allein schon sein Name, aber nein, es passt, schließlich sezierte er Dutzende mit dem geschärften Federkiel und protokollierte, was er fand : spiralförmige Deformationen auf dem Pumpmuskel zB. in den Situationen seine reduzierte Aufmerksamkeits-Spannweite, und kreisfoermig wirken die kleinen Zyklen, aber mit Abstand betrachtet fuehrts doch nach oben! ein kaum fuehlbares Ansteigen auf geneigten Ebenen; es bleiben Lange Weilen, doch immerhin, nach oben! denn die rotschwarzmarmorierten Lungenflügel : mit denen fliegt niemand mehr ...
Zeugungsmomente. Bei jeder Sektion masturbiert er seinen Samen in die wahnhafte Wirklichkeit, für jedes tote Kind ein neues erschaffend, sie wachsen auf und verschlingen ihn - aber nein!, das ist ein Trugbild - eine Prophetie? er würde höchstens verschlungen werden, noch steht er hier und fest. Verschlungenwerden allerdings haette verdient, wer seine moeglichen Verschlinger nicht zur Strecke bringt. wir wollen uns an dieser Stelle keinen schwaechenden Trugbildern aussetzen. das schaerfste kommt erst noch, etwas Unerhoertes, dafuer wird Kraft benoetigt. Kruppsche Kraefte, gespeist aus tellurischen Quellen. Krupp wartet, noch ist es nicht an der Zeit, sie zu richten. Erst wird er sehen, wie sie heranwachsen, stark und schnell sollen sie werden, diese hässlichen Kreaturen, so absurd und widersprüchlich. Alle, die Sezierten und die Heranwachsenden, sind er, Krupp.
Als er von Süden heraufkam, machte ihm das zu schaffen, die kalte Luft mit den klaren Wahrheiten, mittags, nach dem Niederlegen, spürte er bisweilen die Entropie sich anschleichen, einen vollgepissten Leichensack über seinen Brägen legend, die Luft wurde sauer und schal, der Kehlkopf dünn und dünner - japsend fuhr er auf und musste lachen. Das bin ich, Krupp, erinnerte er, sterblich und verfallend, sündig und schuldig, in herrlichster Einsamkeit und Eintönigkeit reise ich gen Norden, stets mein Urteil erwartend, doch wer will mich richten? Es gibt keine Richter fuer mich, denn ein Gericht und ein Urteil, das waere Gnade. Hier gibt es nur ihn und die Seinen, Halos und Auren, Wellen und Weilen, lange und kurze.
All das Großartige. Erkenntnisse treiben vorbei, er glaubt, sie entdeckt zu haben, das mag sein, und retten zu müssen, ach verkappte Selbstliebe, wer wäre schon vor Kindereien gefeit? Krupp holt sie als Schiffbrüchige an Bord, zwingt sie zur Maloche und wirft sie in die schäumende See zurück, erinnernd, dass alles nichts ist, er selbst eingeschlossen, dass man sich nicht binden soll, auch nicht an Ideen. Alles wird verschlungen vom Strudel der Jahre. Unsterblichkeit, wie lange war sie her? Krupp wird nachdenklich, blickt über die Kämme der Zeiten und stellt sich sein Gesicht als Totenschädel vor, bis das Fleisch fault und endlich die Haut in Fetzen vom Gerüst der Knochen hängt. Für jetzt ist alles gezeigt, erkennt Krupp, und nichts ist klarer.