Krieg um die Welt pt. II
Grollen am Himmel. Finster, kalt, nass ist die heutige Nacht. Hell scheint der Mond, bevor die Wolkenband ihn verschluckt. Die pelzigen Wilden hören auf mit ihrem Lied von Trauer, Sehnsucht und einem Funken Hoffnung. Der Wind zieht und reißt an allem was er zu fassen bekommt. Ein demütiges Lied, für die Welt, spielt er auf den hohen Tannen, während das Unterholz seinen knackenden Beitrag leistet. Grausig muss es für viele Menschen sein, sich bei solch einem Wetter draußen zu befinden. So ist auch kein einer zu sehen. Nicht als huschende Schatten im Wald oder auf den hügeligen Feldern daneben. Stille, so vollkommen, so überraschend und schon fast schmerzhaft nach dem lauten Toben des Windes. Kurz, nur ein Bruchteil einer Sekunde dauert das grausige Spiel. Stärker als zuvor, bläst der Wind aus Osten. Lautes, weit vernehmbares Knacken verrät den umstürzenden Baum. Hastiges Gewusel, schnelle Schritte, kleine Pfoten. Welch ein übles Spiel. Rettet sich zwar der Löffelhüpfer vor dem fallenden Giganten, so springt er doch in ein gieriges Maul. Tief graben die Zähne. Schmerzlos und Rasch passiert es. Der Ausstoß von Adrenalin kommt bei beiden zu spät auf den Höhepunkt. Schon ist es geschehen. Ein kleines Festmahl mitten im Chaos. Kalt, nasse und schneidende Winde von der Seite machen es nicht einfacher. Langsam lässt der Regen nach. Die wunderbare Landschaft getaucht in silbernes vom aufklarenden Himmel fallendes Licht. Die Schatten wuchsen, während die Dunkelheit wich und dem Auge offenbarte, was es befürchtet hatte. Zwischen den knarrenden Tannen wurde das alte Lied erneut angestimmt. So springt den Ohren ein Widerhall entgegen, welcher den Geist noch mehr Angst einflößt. Entfernungen werden verringert, bald ist es so weit. Ein Blick gen Himmel verrät, dass es bald wieder finster würde. Ein geübter Blick gen Himmel verrät, dass es bald wieder für kurze Zeit finster würde. Büsche rascheln, Äste knacken, überall kann er lauern. Der Mensch der Dunkelheit ist unaufhaltsam, das silbrige Licht weicht rasch zurück. Die Schatten weichen und alles wird finster. Dunkle Gestalten huschen im Zwielicht umher. Die grauen Mauern sind wieder im Dunkel verschwunden, nur noch Schemen im schwarzen Reich. Sechzig Kilometer im Süden brandet das Meer gegen die Felsen, Schiffe liegen still am Strand. Wracks. Kleine Boote, zu hunderten, nur ein paar Vögel, sonst keine Seele. Schnell weichen die Wolken. Die Auen werden geflutet vom Widerschein des Mondes. Eben noch dunkle Gestalten, sind es nun Menschen. In Uniform, mit Helm und Stiefel. Lauter wie der Sturm durchschneiden Schüsse die Nacht. Panzerfäuste werden abgefeuert. Beton berstet, Menschen schreien und ein schriller Alarm heult auf. Männer in braunen Uniformen rennen zu den Schießscharten in den Betongebilden. Über die Hügel stürmen sie, in schwarz, so wie die Nacht. Schnell passiert es. Die Männer in den schwarzen Uniformen sprengen Lücken in den Beton. Hinein, hinein! Im inneren des Hügels tobt eine Schlacht. Sie schwankt und kippt, die Moral der braun uniformierten ist gebrochen. Zu fliehen für sie der einzige Ausweg. Offiziere, Vorbilder, die treibende Kraft in jeder Armee, sie fliehen in erster Reihe. Welch eine Schmach für das einst so mächtige Königreich. Ein junger Mann, unerfahren, noch nicht einmal achtzehn Sommer alt, rennt mit den Mannen im Rücken. Kreuzung, links, rechts, wo lang? Rechts, um die Ecke und Ende. Beinahe stößt er mit der grauen, kalten Betonwand zusammen. Er und seine Kameraden sitzen in der Falle. Sogar die Erde selbst scheint in den Krieg eingreifen zu wollen. Das fürchterliche Schreien des Windes in den Ohren, schleichen die hungrigen, pelzigen Biester am Waldrand entlang. Zwar werden die Geräusche der Schlacht vom Winde weggetragen, dennoch sieht man das grausame Schauspiel weit über die Landschaft. Auch ein Dorf im Norden starrt gebannt auf die Lichtblitze von Gewehren und den gewaltigen Explosionen von Panzerfäusten. Geschichte wird in dieser Zeit geschrieben. Millionen haben bereits ihren Preis gezahlt, ob nun an den Krieg, oder an Wahnsinnige, welche zu viel Macht besaßen. Das schlimmste an dieser Sache war lediglich, dass es sich immer wieder wiederholte und von Mal zu Mal schlimmer wurde. Nichts desto trotz starten im Süden starke Motoren, welche wahre Kolosse aus Stahl auf ihren Kettenfahrwerken bewegten. Eindrucksvoll dröhnt der 700 PS starke Motor auf. Die kleineren sollen diesen Giganten so gut wie möglich schützen. Aber wozu? Um einen Haufen beweglichen Stahl zu behalten? Um Menschenleben zu retten? Natürlich steht bei jedem das Menschenleben an erster Stelle, sagen sie zumindest. Was bedeutet schon Stahl? Geld? Vielleicht ... Macht? Wer weißt schon wer mächtig ist? Der Politiker der das Land regiert hat Macht. So glaubt man. Haben aber die großen Unternehmen und Banken, welche den Politiker „unterstützen“ auch Macht? Schnell werfen die braun uniformierten ihre Waffen auf den Boden. Schwarze Stiefel donnern über grauen Beton. Der Geruch von verbranntem Fleisch, Schießpulver und Schweiß hängt in der Luft. Selbst für Menschen war der Kampf schnell vorüber, während es für die Große Mutter nur ein Augenblinzeln lang dauerte. Auch sie hatte in dieser Zeit viel zu leiden, das wahre Opfer des Krieges? Immer noch in seiner braunen Uniform marschiert der junge Mann mit seinen Kameraden in Richtung der Baracken. Ein von Stacheldraht gekrönter Zaun und hohe Wachtürme schützen vor Feinden. Vor welchen? Waren die MGs nach innen oder nach außen gerichtet? Die Erde ließ einen gewaltigen Wahrschrei fahren, als die neue Wunderwaffe gestestet wurde. Welch ein faszinierender Anblick! Hell, weithin sichtbar und diese geniale Form, welche jeden Pfifferling verblassen ließ. Krieg, welch faszinierendes Ereignis, bringt es auf der einen Seite Spaltung, Zwietracht und Zerstörung, so bringt es auf der anderen Seite Einigkeit, Vertrauen und Aufschwung. Genauso gut kann es nur Unheil bringen, aus dem niemand profitiert. Niemand profitieren sollte. Der kleine Mann kämpft ganz vorne, der große „kämpft“ ganz hinten. Warum? Tauschen? Wozu? Was würde man damit bezwecken? Die schlauen und „wertvollen“ opfern? Stahl rollt durch die Straßen der alt ehrwürdigen Stadt. Einige Brücken weniger stören nicht wirklich. Der Widerstand war schon vor den Toren der Stadt gebrochen worden. In ihr fiel kein einer Schuss. Alt und ehrwürdig, der Palast mit seiner extravaganten Uhr. Die eine Flagge wird eingeholt, die andere hochgezogen, mit militärischen Ehren, versteht sich. Schmach und Triumph treffen aufeinander, wenig später herrscht nur noch die Erleichterung. Frieden. Lang, lang ist es her. Menschen sterben, neue werden geboren, Generation für Generation und wozu das alles? Fortpflanzung? Hunderte, tausende, Millionen, Milliarden gibt es bereits von uns. Wozu also fortpflanzen? Wozu die Mutter noch mehr belasten? Lösungen gibt es überall, nur ob man diese auch mit seinem Gewissen vereinen kann …
Fragen über Fragen! Keine Antworten, nirgends. Schnell schreitet die Technologie voran. Der Mensch lernt sich das Leben einfacher zu machen und auch das Leben anderer einfacher und in größeren Massen zu nehmen. Wie eine Spirale der Vernichtung gehen die Technologie und das Verderben einher. Eines, wunderbar, vollkommen, ausgeglichen, die Natur. Unberührte Natur. Was gibt es schöneres und besseres als ein Fleckchen von Natur, welcher noch keinen Menschen gesehen hat?