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Kreide, Zeit und Eisen

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12.06.2013
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Kreide, Zeit und Eisen

"Habe ich Sie in den letzten Monaten jemals enttäuscht?"

Frau Schrot vom Sekretariat der Universität Münster wirkte fast beleidigt. Dabei wollte Professor Josef Zarner nur wissen, warum er diesen Brief persönlich abholen sollte, obwohl seine Post doch seit seiner Emeritierung zu ihm nach Hause weitergeleitet wurde.

Nur dreimal seitdem ist er ins Büro gebeten worden. Offiziell sollte er den Empfang quittieren; insgeheim dachte er aber, Frau Schrot wollte einfach nur das Erstaunen in seinem Gesicht sehen. Das erste Mal war es eine Einladung zu einem Fernsehinterview gewesen. Dann ein Angebot für ein Buch, das er hätte schreiben sollen und nun dies.
Er hielt den ungeöffneten Brief vor sich und versuchte, den Inhalt zu erraten.
Unverfängliches, einfaches Couvert, weißes Briefpapier, abgestempelt im Briefzentrum Hamburg-Süd.

Warum Frau Schrot diesen Brief als wichtig erachtete, konnte der Professor nicht erkennen.
Er ging in die Caféteria im Gebäude gegenüber und nahm sich einen Moment mit seinem Kräutertee.
Dabei dachte er an all die anderen Briefe, Postkarten und Päckchen, die er im Laufe der letzten Jahre seit dem Fund bekommen hatte.
Einige waren plump und ordinär, andere elegant und voller Witz.

Er ist beschimpft worden oder die Schreiber hatten versuchten, in ihren Augen vernünftige Argumente zu finden. Entweder, warum seine Schlussfolgerungen falsch wären, warum er seine Forschungen in eine bestimmte Richtung hätte lenken müssen oder warum der Schreiber "es" doch schon immer gewusst hätte.
Andere Briefe quollen über vor Zitaten aus Bibel, Quran, Veden, Nostradamus' Prophezeiungen, Erinnerungen aus Atlantis und vergleichbaren Quellen.
Und dann haben natürlich auch die Hobbyarchäologen und Esoteriker geschrieben. Die hatten ihn hochleben lassen und konnten mit ihren eigenen Überzeugungen nicht hinter dem Berg halten. In einem Brief hatte der Verfasser gar behauptet, selbst von der Wega zu stammen und ihn gebeten, seine Forschungen einzustellen: Sie würden die Entwicklung der Menschheit behindern.
Daneben waren auch Zeitreise-Theorien, Aliens und natürlich Atlantis oder Mu sehr beliebt.
Als Professor für Archäologie und Altertumsforschung wusste er, wie vorschnell Schlussfolgerungen sein konnten und wie selten Fundstücke oder gar Fossilien tatsächlich gefunden wurden. Er wusste, dass die Geschichte der Erde keineswegs bis ins kleinste Detail erforscht war. Und vor allem, dass noch niemand wusste, was seine Funde wirklich bedeuteten.

Mittlerweile war ein kleines Büro eingerichtet worden, das die Schreiben bearbeitete:
Briefe wurden beantwortet, Infobroschüren wurden versandt, Drohungen an die Polizei weitergeleitet und jedes Schreiben fand seinen Weg in Statistik und Archiv.
Nun zögerte er, diesen einen Brief zu öffnen.

Die Zeitung, die noch auf dem Tisch lag, schob er beiseite. Irgendein Finanzskandal eines Königshauses erschütterte mal wieder die EU, Aufnahmen von einem Kometen, der von der Gravitation des Jupiters in Stücke gerissen wurde und ein Comic. Von dem Kometen wurde angenommen, er würde vom Jupiter eingefangen und später auf ihn stürzen. Das wäre das zweite derartige Ereignis innerhalb von 30 Jahren und wurde als möglicherweise großartiges Schauspiel gefeiert.

Beim Betrachten des Briefes kamen mal wieder die alten Erinnerungen hoch.


* * *


Drei Jahre war es her, dass der alles verändernde Anruf kam.
"Josef, kannst Du nach Leipzig fahren und Dir da etwas anschauen?" Karl Münzel, Vorsitzender des Instituts für Klassische und Frühchristliche Archäologie seiner Universität, bat ihn, sich einen Fund in einer Braunkohlegrube anzusehen.

Mitarbeiter im Braunkohleabbau von Schleenhain hatten einen Fund an das Landesamt für Denkmalpflege gemeldet und diese Meldung ist nach Münster weitergeleitet worden.
Also ließ Prof. Zarner seine aktuellen Arbeiten liegen und reiste in die Braunkohlegrube, etwa 20 km südlich von Leipzig. Er freute sich auf die Grube, denn schon immer fand er die mächtigen Schaufelradbagger faszinierend, die der Erde mit ihren riesigen Kreisschaufeln die Braunkohle entrissen. Er sah sich schon vor einem dieser Giganten stehen und Fotos machen.
Freilich geht bei einem solchen Abbau jedes Zeugnis der Vergangenheit verloren und der mangelnde Feinsinn lässt jeden Archäologen erschauern. Aber eben diese Gewalt ist auch außerordentlich anziehend, wenn man monate- oder gar jahrelang in einer Lehmkuhle sitzt und mit Zahnstocher, Pinsel und Blasebalg bewaffnet Sandkorn für Sandkorn entfernt.

Als er beim Tagebau ankam, wurde er bereits erwartet. Der Pressesprecher und der Mann, der den Fund gemacht hatte, führten ihn in einen vorbereiteten Raum. Jan Haas hieß der Finder und er beschrieb, was geschehen war:
"Als ich meinen routinemäßigen Kontrollgang über die Förderbänder machte, da sah ich eine von diesen Kugeln im Abraum. Hab es erst für einen Stein gehalten, aber die schimmerte irgendwie metallisch.
Wir finden allerhand in der Kohle, müssen Sie wissen. Manchmal Bäume, die noch nicht verkohlt sind. Steine sind selten, aber Metall war noch nie drinnen. Dann fielen mir die Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg ein, vielleicht war die ja noch scharf. Da hab ich dann die Maschine gestoppt und meinen Chef angerufen."
An der Stelle übernahm der Pressesprecher.
Er begann damit, wie wichtig der Grube der Kontakt mit der Bevölkerung sei und dass sie sich immer freuten, der Öffentlichkeit mehr geben zu können als Energie und Arbeitsplätze.
Damit wies er auf einen Tisch in der Nähe, auf dem das Fundstück lag. Zarner hob es vor seine Augen und drehte es langsam. Es war etwa so groß wie ein Tennisball und überraschend schwer. Die Kugel roch nach Erde, Metall und Kohle. Die größtenteils rostrote Oberfläche war unangenehm rau, pockennarbig und kalt. An einigen Stellen schimmerte frech das Metall hervor. Erde und Sand waren grob entfernt worden.

"Haben Sie noch mehr davon gefunden?"
"Aber ja", kam von Schmenkhauer. "Wir haben 13 Kugeln gefunden. Alle von unterschiedlicher Größe, aber im Grunde genau wie die da", und zeigte auf die Kugel in Zarners Hand. Dann holte er zu einem Vortrag aus, dass an der Fundstelle nicht weiter gearbeitet würde und wie sehr der Geschäftsleitung an der Zusammenarbeit mit den Behörden läge.
"Was halten Sie davon, Herr Professor?", kam es aus Haas' Mund.
Aufmerksam betrachtete Zarner das Objekt und sagte, ohne darauf zu antworten: "Können Sie mir zeigen, wo Sie es gefunden haben?"

Ein Geländewagen brachte die drei zu der Fundstelle in der Grube. Zum Gefallen hielten sie kurz vor einem Schaufelradbagger außer Betrieb und der Pressesprecher machte ein Foto mit dem Professor und Jan Haas.
Als sie an der Stelle ankamen, staunte Prof. Zarner immer noch über die Ausmaße. Viele Meter reichte der Hang in die Höhe, an dem der Schaufelradbagger sich durch die Erde gefressen hatte.
"Ungefähr in der Höhe haben wir gegraben, als wir die Kugeln fanden." Haas wies auf einen Bereich zwischen zwei und vier Metern über dem Boden in der Wand.

Alle drei traten näher an den Hang und schauten ein wenig hilflos darauf herum. Schließlich nickte Zarner: "Ich weiß leider nicht, was das für Kugeln sind. Vermutlich sind sie etwa zwei- oder dreihundert Jahre alt. Möglicherweise älter, wenn sie im Torf lagen. Wäre interessant, wie sie in diese Tiefe kommen und ob da noch etwas anderes ist. Ich vermute aber, am wahrscheinlichsten sind es Kanonenkugeln, die bei den Arbeiten von weiter oben heruntergefallen sind. Vielleicht von der Völkerschlacht oder aus dem Dreißigjährigen Krieg." Als er das aussprach, trat in Jan Haas' Augen ein stolzes Leuchten, immerhin hatte er diesen "interessanten Fund" gemacht.
Zarner dagegen quälten die Gedanken, was wohl schon alles verloren war. Was in den Schmelzöfen verfeuert worden ist und nun als Schlacke irgendwo herumlag. Andererseits hätte man diese Kugeln ohne den Tagebau wohl nie gefunden.
Er bat um ein paar Tage, einige der Kugeln sowie ein paar Eimer Erde zu untersuchen. Außerdem sollte die Stelle vor Veränderung geschützt werden.

* * *

Drei Wochen später lagen die Untersuchungsergebnisse vor. Das Labor untersuchte den genauen Aufbau, maß Einschlüsse und prüfte die Kugeln und die mitgebrachte Erde zur Altersbestimmung auf radioaktive Isotope.
Die Ergebnisse waren erstaunlich.

Diese Kugeln waren definitiv keine Kanonenkugeln. Welchem Zweck sie sonst gedient haben mochten, war vollkommen unklar. Sie bestanden zu 99,6% aus reinem Eisen, der Rest waren Phosphor, Kohlenstoff und andere Spurenelemente. Kein Nickel, also konnte Meteoriteneisen ausgeschlossen werden. Eine solch hohe Reinheit ist erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts möglich und das warf wiederum die Frage auf, wie die Kugeln in diese Tiefe kamen. Denn die Verschmutzungen der Kugeln waren mit Sicherheit aus den tiefen Erdschichten. Eine Verschmutzung während der Abbauarbeiten konnte ausgeschlossen werden, dafür war der Dreck zu tief in die Narben gedrückt und mit dem Rost verzahnt.

Zwei weitere Überraschungen folgten.
Die Kugeln wiesen Reste von Blei auf, das die Kugel einst umschlossen haben könnte. Damit hatte man es nicht mehr einfach mit einer Eisenkugel zu tun, sondern mit einem Objekt, das relativ eindeutig künstlich hergestellt worden ist. Schließlich ist kein natürlicher Prozess vorstellbar, der Kugeln fast reinen Eisens bildet und diese mit einer Bleischicht überzieht.
Der Theorie des Menschengemachten allerdings widersprach die Datierung. Die Messungen radioaktiver Isotope in Eisen, Blei und dem umgebenden Material wiesen ein Alter von 62 bis 69 Millionen Jahren nach. Dass sie überhaupt diese Zeit überdauert hatten, war erstaunlich. Die Bleischicht, eine dünne Rostschicht und schließlich die Sauerstoffarmut im Boden müssen ein vollständiges Zersetzen verhindert haben.
Das Fazit der Kollegen war elektrisierend, aber gemahnte auch zur Vorsicht: "Entweder haben wir hier etwas wirklich Aufregendes vorliegen, einen großen Irrtum oder das Ergebnis eines sehr gewieften Witzboldes."

* * *

Der Antrag auf Feldforschung wurde relativ zügig bearbeitet und schon im Oktober des selben Jahres konnten erste Ausgrabungen beginnen. Zunächst ging es nur darum, die Funde zu bestätigen und wegen des großen Aufwandes zu prüfen, ob sich weitere Forschung hier lohnte.
Neben Prof. Zarner war auch Dr. Judith Fuchs mit einer Handvoll ihrer Studenten vor Ort. Die Gerüchte aus den Labors erzeugten die Aura eines Abenteuers, dem die Studenten beiwohnen konnten. Dr. Fuchs war abgebrühter und wollte vor allem eine Referenz mit Prof. Zarner in ihrer Vita haben. Sie schaute zu Zarner auf, was dieser sehr genoss.
Sie war Paläobiologin und befasste sich hauptsächlich mit dem frühen Känozoikum, dem Aufstieg der Säugetiere. Also die Zeit nach dem Meteoriteneinschlag, der die Ära der Dinosaurier beendet hatte. Hauptsächlich wurde sie wegen des geschätzten Alters um Hilfe gebeten, denn die vermutete Tiefe und die vorläufigen Datierungen deuteten eine zeitliche Nähe zum großen Einschlag an und damit lag dieser Fund möglicherweise innerhalb ihres Fachgebiets oder ein wenig früher.

Als sie die Ausgrabungsstätte zum ersten Mal sah, wurde sie noch blasser, als sie ohnehin schon war: Sie befanden sich an der Unterkante einer etwa vierzehn Meter starken Braunkohleschicht. Aus ihrer Erfahrung wusste sie, dass man eigentlich alles darüber mit abtragen musste, um den geschichtlichen Zusammenhang rekonstruieren zu können. Das kam in diesem Fall aber nicht in Frage, es würde für den Zweck der Relevanzeinschätzung viel zu lange dauern. So einigte man sich darauf, vier horizontale Stollen in das Erdreich zu graben und zu schauen, was man fand. Das Angebot von Jan Haas, mit einem kleinen Bagger zu helfen, wurde dankend abgelehnt.

Gegen Ende der zweiten Woche kam eine Studentin von Dr. Fuchs in den von der Grube zur Verfügung gestellten Bürocontainer, der unweit der Stollen stand. Ihre Hose und Stiefel waren dreckverschmiert und trotz ihrer zur Schau gestellten Coolness konnte sie ihre Aufregung kaum verbergen.
"Herr Professor, Frau Doktor. Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Nach drei Metern liegen Kugeln verschiedener Größe. Sie ähneln sehr den Referenzen. Und da ist noch etwas Anderes. Vielleicht wollen Sie sich das selbst ansehen?"
Beide sprangen auf und folgten der Studentin zur Grabung. Der Stolleneingang war mit Zeltplanen überdacht, um Regen und Sonne abzuhalten. Im Hintergrund war das Brummen des Stromgenerators und der Lärm des restlichen Tagebaus zu hören. Der Stollen selbst hatte eine Höhe von zwei Metern und eine Breite von etwas über 1,30 Metern, so konnte eine Person auch mit Werkzeug einigermaßen komfortabel hindurchgehen. Links und rechts stützten Streben die Stahlplatten, die ein Abrutschen der Decke verhinderten. LED-Scheinwerfer erhellten das Stolleninnere, denn schon in zwei Metern Tiefe verschluckten die Wände das meiste Licht und es drang nur sehr wenig des strahlenden Sonnenscheins bis hierher.

Am Ende des Stollens war die Erde zu einem flachen Tisch in Kniehöhe abgetragen. Beim Graben wurde immer zunächst ein Teil an der Oberkante der vor ihnen liegenden Wand herausgeschnitten und durchsucht. Dann arbeitete man sich von dieser Lücke seitwärts bis zur Wand, so dass sich eine Stufe ergab. Diese Stufe wurde dann Zentimeter für Zentimeter abwärts fortgekratzt, bis der Boden erreicht war. Dann ging es wieder von vorn los. Gelegentlich wurde zu dritt eine weitere Stahlplatte zur Absicherung an der Decke positioniert und abgestützt.
Aus der Fläche schauten bereits drei verkrustete Kugeln aus dem Boden. Eine mit den Ausmaßen eines Tennisballs, die beiden anderen etwa halb so groß. Im Boden steckte noch ein Gegenstand, der nicht ganz zu erkennen war. Aber eine Kugel war es nicht. Dr. Fuchs ließ sich Pinsel und Spitzkelle geben und machte sich an die Arbeit. Die beiden anderen verließen den Stollen, um genügend Licht und Sauerstoff zu lassen.

Nach einer viertel Stunde kam sie etwas atemlos aus dem Stollen und hatte zwei Gegenstände auf der flachen Hand liegen. Es waren ein Ring und ein zu einer acht verdrehter, weiterer Ring. Beide waren gleich groß und eindeutig Artefakte.
"Ich war so frei, diesen Fund in den Plan einzutragen. Schauen Sie sich das an, eindeutig menschlich. Aber es lag unter der Kohle, in Schichten vor oder während des Einschlags. Wie kommt es hier herunter? Diese Schichten sind weit vor dem Menschen entstanden."
"Könnten sie hindurch gesickert sein? Wenn es hier einen Sumpf gab, meine ich." Die Studentin wirkte etwas schüchtern, als sie das fragte. Eigentlich kannte sie die Antwort.
"Ich will nichts ausschließen, aber normalerweise kann so etwas nicht passieren. Ein metertiefer Sumpf wird zu einer dünnen Schicht dieser Kohle komprimiert. Wenn überhaupt, dann hätten sie an der Oberkante sein müssen." Sie schaute zum vierzehn Meter weiter oben liegende Ende der Kohleschicht.
"Wir müssen diese Ringe untersuchen, ob sie die gleichen Eigenschaften aufweisen wie die Kugeln."
Nach diesem Fund ging es Schlag auf Schlag. Es war gerade so, als hätten sie sich durch eine leere Stelle gegraben, um nun fündig zu werden.
Die Funde wurden sofort in einen digitalen Grabungsplan eingetragen, der alle Erdschichten, Auffälligkeiten des Bodens und natürlich die Funde selbst als Marker in einem 3D-Raster darstellte. Einmal in der Woche überbrachte ein Kurier die Fundstücke an das Institut. Dort wurden sie gründlich gereinigt, in einem 3D-Scanner digitalisiert und im Grabungsplan, anstelle der Markierung, in der korrekten Ausrichtung eingefügt. Der Grabungsplan vor Ort wurde immer nachts mit dem Plan im Institut synchronisiert. So wussten die Mitarbeiter in Münster jeden Morgen von den Funden des Vortages. Und in der Grube standen die zusätzlichen Informationen zu chemischer Zusammensetzung, Masse, Oberflächenstruktur, geschätztem Alter, Besonderheiten und so weiter tagesaktuell zur Verfügung. Jeder der Beteiligten konnte dazu Notizen vermerken, Fundstücke miteinander in Beziehung setzen, auffällige Formationen hervorheben und vieles mehr.
Außerdem erleichterte die 3D-Darstellung eine Interpretation erheblich.

Im November hatten sie die Stollen bis auf die geplante Tiefe von zwölf Metern voran getrieben. Zusätzliche drei Stollen brachten vergleichbare Funde zu Tage. Dann musste die Grabung eingestellt werden.
Die geplante Zeit war abgelaufen, außerdem wurde es allmählich zu kalt und zu windig.

* * *

Nach der aufregenden und anstrengenden Feldarbeit erwarteten Prof. Zarner und Dr. Fuchs die Aufarbeitung des Gefundenen.
Die bis dahin bekannten Fakten waren:

Die Verteilung der Funde war nicht zufällig, sie waren immer konzentriert angeordnet. Es wirkte, als läge der Anordnung ein Muster zugrunde. Eines, das noch nicht verstanden wurde, aber erkennbar war.

Die Liste der Fundstücke war lang und vielfältig, kein einziges Stück konnte mit Bekanntem in Verbindung gebracht werden. Alle Stücke wurden knapp unterhalb der Kohleschicht gefunden. Die Datierung war mittlerweile genauer und das Alter wurde auf 66,5 - 67 Mio. Jahre geschätzt. Sie waren also knapp vor oder während des vernichtenden Meteoriteneinschlags und seiner Auswirkungen entstanden. Bis auf wenige Ausnahmen bestanden sie aus hochreinem Eisen, das ursprünglich mit einer wenige Millimeter dicken Bleischicht umgeben war. Das Blei war größtenteils im Laufe der Zeit abgeschabt worden und das Eisen war oberflächlich teilweise verrostet.

Es gab die schon bekannten Kugeln von der Größe eines Tischtennisballs bis zum Handball.
Daneben wurden Stangen und Bolzen in verschiedenen Dicken und Längen gefunden.
Aufsehenerregend waren Schalen und Becher. Diese waren mittlerweile von Verunreinigungen befreit und klar als Gefäße erkennbar. Sie waren gleichmäßig geformt, wenn man von den Deformierungen durch die Jahrmillionen absah.
Ringe, vier bis acht Zentimeter im Außendurchmesser, das Material etwa fünf Millimeter stark. Neben den normalen Ringen wurden andere gefunden, die so verdreht waren, dass sie die Form einer Acht zeigten. Alle Ringe waren durch den enormen Druck deformiert, aber die ursprüngliche Form ließ sich, wie bei allen Stücken, gut erkennen.
Eine Kette, bestehend aus drei Kettengliedern. Das erste und das letzte Kettenglied waren in der äußeren Biegung geborsten oder verrostet, weswegen die Kette nur drei Glieder hatte. Ein weiteres Kettenglied wurde in unmittelbarer Nähe gefunden. Die vier Glieder waren im Ganzen 33 Zentimeter lang.
Ein Stück, das "Hammerkopf" genannt wurde. Es handelte sich um ein Stück Eisen, das frappierend an einen Hammerkopf erinnerte, nur anstelle des Loches war eine Verjüngung in der Mitte des Materials. So, als wäre das Objekt irgendwo festgebunden gewesen. Die Idee, dass es sich tatsächlich um einen Hammer handelte, war sehr beliebt. Schließlich ist es ein so grundsätzliches Werkzeug, dass wohl jede Kultur einen solchen benutzt haben musste.

Daneben gab es auffällige, quaderförmige Steine. Mineralogische Analysen zeigten, dass einige dieser Steine aus Kilometern entfernt liegenden Gegenden stammten. Die künstliche Bearbeitung war noch nicht gesichert, wurde aber allgemein angenommen.

Und dann war da noch der Fund, der später die Gerüchte anheizen sollte, Menschen hätten doch Dinosaurier gejagt: eine kleine Ansammlung fossiler Knochen. Als diese gefunden wurden, freute sich besonders Dr. Fuchs, denn damit war sie wieder in ihrem eigentlichen Element. Doch die Ergebnisse der Untersuchungen waren verwirrend. Bei den Knochen handelte es sich um einige Wirbel, Rippen und Fingerknochen einer bislang unbekannten Saurierart. Ein neuer Vertreter der Coelurosauria; also jener Arten, aus denen später die Vögel hervorgingen. Das hätte sie eigentlich vor Freude springen lassen sollen, dieses Mal aber vertieften sie das Rätsel nur noch. Denn eigentlich hatte sie gehofft, dank der Beutetiere dieser Kultur die Zeit eingrenzen zu können.

Sie ging alle Möglichkeiten durch, um diesen Fund auf orthodoxe Weise zu erklären:
Hatte sich hier doch jemand einen schlechten und zudem immens aufwendigen Scherz erlaubt? Ausgeschlossen, sie hatten sehr vorsichtig und nach allen Regeln der Kunst gearbeitet. Allein die Tiefe und das darüberliegende Material schlossen ein Einwirken in jüngerer Zeit aus.
Hatten Menschen doch Dinosaurier gejagt? Sind alle Annahmen über das Alter der Menschen falsch? Nein, die Evidenzen für die Richtigkeit der Theorien zur Menschwerdung waren erdrückend und ließen einen solch großen Irrtum nicht zu. Es ging immerhin um einen Unterschied von vielen Millionen Jahren.
Gab es unerkannte Bewegungen im Gestein, die die Fundstücke durcheinander brachten? Eine Anfrage in der Geologischen Fakultät zeigte bald, dass die Gegend zu stabil für eine solche Annahme war.
Sind die Stücke vielleicht doch versunken? Auch die Antwort darauf fiel ernüchternd aus: Die Braunkohleschichten waren schon viele Meter dick und fest, als der Mensch sich auf den Weg nach Europa machte. Nichts hätte da hindurch sickern können.
Damit war sie mit ihrem Latein am Ende.

Jeder der Beteiligten trug sich mit ähnlichen Gedanken, niemand hatte befriedigende Antworten auf die Fragen.
Sie kamen nicht weiter.
An einem Morgen, nachdem der Professor sich mit einem Freund beratschlagt hatte, fiel die Entscheidung: Er würde alle sicheren Fakten veröffentlichen und seinen Mitarbeitern grünes Licht geben, in der Öffentlichkeit darüber zu reden. Aber er nahm von jedem Einzelnen das Versprechen ab, bei den Fakten zu bleiben. Niemand sollte sich an Ratespielen beteiligen. Und falls Spekulationen aufkamen, sollten diese durch harte Fakten geprüft werden.
Jeder stimmte zu, denn alle erhofften sich von diesem Schritt Erkenntnisse, die das Geheimnis lüften halfen. Niemand rechnete mit der Reaktion, die folgte.

* * *

Dr. Fuchs und Prof. Zarner schrieben gemeinsam den Aufsatz, der möglichst kurz und präzise darlegen sollte, was sie gefunden hatten. Er sollte die internationale Paläowissenschaft anregen, an der Lösung des Rätsels mitzuwirken.

"Im Sommer 2016 wurden in einem Braunkohletagebaugebiet in 15 Metern Tiefe unter den Braunkohleschichten möglicherweise interessante Funde gemacht (Fundliste im Appendix). Die Fundtiefe, der stratigraphische Aufbau und radiologische Untersuchungen sowohl der Fundstücke, als auch der Umgebung, deuten auf ein Alter von 66,5 bis 67 Mio. Jahren hin. Die Herkunft ist ungeklärt.
Formen und Fundmuster weisen keine Ähnlichkeiten zu bekannten Kulturen auf …"
Die beiden hatten den Artikel so sachlich verfasst, wie es ihnen nur möglich war. Sie hatten nichts verschwiegen, auch die Knochen wurden erwähnt - wenn auch in einem Nebensatz, da ihnen die Brisanz dieses Details nur zu bewusst war.

Der Aufsatz wurde in wenigen Fachpublikationen und auf der Webseite der Universität veröffentlicht, wo die Leser ihm nur wenig Bedeutung gaben. Es geschah relativ häufig, dass etwas vermeintlich Bahnbrechendes sich später als schlichter Interpretationsfehler erwies. Dieser Fall schien zu haarsträubend, der Fehler würde bestimmt bald gefunden werden.
Es dauerte ein paar Wochen, dann fand ein junger Wissenschaftsjournalist den Aufsatz und fand ihn interessant genug, einen Artikel darüber zu verfassen und diesen verschiedenen Zeitungen, populärwissenschaftlichen Blättern und Webseiten anzubieten.
Die Reaktionen waren anfangs verhalten. Erst, als ein renommiertes Blatt den Artikel auf seine Webseite nahm, überschlugen sich die Reaktionen. Nicht nur Wissenschaftsblätter, auch Tageszeitungen, Archäologieclubs, scheinbar jeder interessierte sich für diesen Artikel.
Schon am nächsten Tag war auf einem bemerkenswerten Teil der Tageszeitungen in Mitteleuropa als Leitartikel, oder zumindest sehr prominent, eine Bearbeitung des Artikels zu finden. Am darauffolgenden Tag auch in Nord- uind Mittelamerika sowie in Japan. Die Social-Media-Plattformen verbreiteten die Geschichte in Windeseile um die ganze Welt.
Die meisten Schreiber schienen sich auf wenige Hinweise zu stützen und daraus eine reißerische Geschichte zu formen, die das Bild in der Öffentlichkeit prägte. Gern wurden die Artikel von großformatigen Illustrationen begleitet, die Menschen auf Dinosaurierjagd oder anders herum zeigten. Die meisten Überschriften waren Variationen von:
"Menschheit Millionen Jahre älter als gedacht!", "Neue menschliche Art gefunden!" oder "Haben wir doch Dinosaurier gejagt?".

* * *

"Jetzt Karl, wann sonst? Jetzt haben wir die öffentliche Aufmerksamkeit und können Gelder für weitere Grabungen beantragen. Allein das öffentliche Interesse wird dafür sorgen, dass wir herausfinden können, was da wirklich ist."
Am Morgen der ersten Berichte in Tageszeitungen hatte Karl Münzel, der den Professor ursprünglich nach Leipzig geschickt hatte, diesen in sein Büro gebeten. Hier versuchte Zarner nun, Geld für weitere Forschungen und Grabungen zu erhalten.
Beide Männer waren sich einig, dass hinter den verwirrenden Funden nichts anderes steckte als ein bisher unbekanntes Phänomen. Und niemand teilte die Meinungen der Massen, die seit diesem Morgen die E-Mail-Postfächer der Universität, des Professors und auch die der anderen Mitarbeiter fluteten. Münzel hatte ein paar der E-Mails ausgedruckt und las vor:

"Ich komme gleich zu Sache: Ich hab ähnliche Funde in der Kiesgrube nahe von unserm Dorf gemacht. Sie sind wie die Bilder und Beschreibungen aus der Zeitung und ich biete sie ihnen für 2000 Euro pro Kilogram an. Im Anhang finden Sie Bilder …"

"Guten Tag,
ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich die Entwicklung der Wissenschaft hin zu wahrem Wissen erfreut. Endlich kommen Sie der Wahrheit auf die Spur und schon bald ist der Beweis für das Intelligent Design erbracht. …
"

"Jenes Volk hat den Sündenfall begangen und Gott hat sie mit dem Meteoriten bestraft. Büßet und klaget, denn auch Ihr werdet untergehen. …"

Und so weiter und so fort.

"Josef, ich habe nur ein paar ausgedruckt, um einen Querschnitt zu erhalten. Die Schlimmsten habe ich direkt gelöscht", er fuhr sich mit einer Hand übers Kinn. "Hör zu, wir haben zwar eine Öffentlichkeit. Aber das Einzige, was die wollen, ist uns entweder scheitern sehen oder einen Beweis gegen die Evolution. Wir bekommen eine solch aufwendige Suche einfach nicht finanziert."
Münzel wirkte ehrlich niedergeschlagen und fuhr fort: "Es müssten zunächst Tonnen von Kohle entfernt werden, bevor wir überhaupt anfangen könnten … Die Wahrheit ist: wir bekommen einfach nicht genügend Geld bewilligt, solange wir nur den Ursprung von ein paar Metallklumpen suchen. Außerdem ist die öffentliche Meinung nicht gerade förderlich, niemand will esoterische Forschung fördern."
"Was kann denn ich für die Presse! Unser Aufsatz ist fundiert und zeigt den Stand der Forschung. Es könnte unser Weltbild revolutionieren oder zumindest eine unbekanntes Phänomen aufdecken, wir müssen dem nachgehen."
"Oder es könnte sich als Riesenirrtum herausstellen! Ach Josef, niemand macht Dir einen Vorwurf. Ich will doch selbst wissen, was Ihr da gefunden habt und habe den Schritt an die Öffentlichkeit befürwortet. Aber wir bekommen weitere Forschung einfach nicht finanziert. Es ist schlicht zu teuer."
Der Professor fühlte sich unwohl. Er war mitverantwortlich für diese Aufregung. Andererseits erwartete er noch weit Aufregenderes, wenn weiter gesucht wurde. "Das gibt sich wieder", versuchte er, zu beruhigen: "Aber wir müssen dort weiter graben. Was, wenn es doch …", er unterbrach sich schnell. Münzel beäugte ihn kurz und fuhr dann fort.
"Erst einmal habe ich den Fundort als archäologisch wertvoll deklariert. Damit sind Veränderungen untersagt und wir müssen nicht befürchten, dass unwiederbringliche Beweise in den Schmelzofen wandern."
Am Ende des Gesprächs war es klar: Es gab innerhalb der nächsten Jahre keine aus öffentlicher Hand finanzierte Grabung im notwendigen Umfang. Die Fundstelle war weiterhin geschützt, auch wenn sich das Kohleunternehmen mit allen Mitteln dagegen gewehrt hatte. Und Prof. Zarner hatte sich mit den bisherigen Funden zufrieden zu geben.

* * *

Er erwachte wieder aus den Erinnerungen und starrte auf den formlosen Brief in der Hand, von dem die Sekretärin Frau Schrot meinte, der hätte was.
Er riss ihn auf und ein dezentes, professionell wirkendes Briefpapier empfing ihn. Seitliche Infospalte mit mehreren internationalen Anschriften, Web-Adresse, soziale Netzwerke, Telefonnummern, Kontoverbindungen, Gerichtssitz, etc.

"Sehr geehrter Herr Professor Zarner,

mein Name ist Susanne Piecek. Ich bin Sprecherin der Gruppe Science For People (SfP).

Unser Hauptanliegen ist es, den Dialog zwischen der Wissenschaftswelt und dem interessierten Bürger zu intensivieren. Im Fokus liegt dabei jene Forschung, die es im normalen wissenschaftlichen Alltag schwer hat. Falls Sie Genaueres lesen möchten, empfehle ich Ihnen unsere Webseite www.science-for-people.com.

Ich schreibe Ihnen, weil Ihre Arbeit für erheblichen Wirbel, auch in unseren Reihen, gesorgt hat. Wir sind der Überzeugung, dass Ihre Forschung unbedingt fortgeführt werden muss, um die wirklichen Hintergründe zu finden.

Wir wissen aus sicherer Quelle, dass eine weitere Grabung nicht ausreichend finanziert werden würde.

Daher bieten wir Ihnen an, die Finanzierung Ihrer Arbeit abzusichern. Wir haben unter unseren Mitgliedern einige äußerst finanzstarke und neugierige Menschen, was uns einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Spielraum gibt.
Wir bieten Ihnen an, die offenen Kosten für den Kauf eines beträchtlichen Teiles des Geländes, sowie für Personal-, Material- und Transportkosten zu tragen. Mit der Landesregierung und dem Tagebauunternehmen sind wir bereits im Gespräch und sind zuversichtlich.

Sollten Sie an unserem Angebot Interesse haben, rufen Sie mich einfach an.
Mit freundlichem Gruß
Susanne Piecek
"

Erst als die Teetasse, die er unbemerkt zur Seite schob, am Boden zerschellte, erwachte er wieder aus seinem Staunen.
Die Zeitung fiel darauf und saugte sich mit dem Tee zu einem hässlichen Papiermatsch voll.

* * *

Zweieinhalb Jahre nach dem Brief saßen Professor Zarner und Dr. Fuchs mit einigen Studenten und Doktoranden im selben Bürocontainer, in dem sie schon fünf Jahre zuvor gesessen hatten.

Beim Treffen mit Science for People hatte sich herausgestellt, dass die Gruppe tatsächlich nur die Finanzierung sichern wollte und keine von Prof. Zarners medienverdorbenen Fantasien wahr wurden. Die wissenschaftliche Unabhängigkeit und die schnelle, uneingeschränkte Veröffentlichung waren die Gegenleistungen für die Unterstützung.
Damit hatte er seinem früheren Team und vielen Neuen ruhigen Gewissens gut bezahlte Stellen anbieten können, was die meisten gern angenommen hatten.

Der Braunkohlegrube Schleenhain ist die Fundstelle samt der umgebenden Fläche von 700*700 Metern abgekauft worden. Sie hatten sogar einen guten Preis bekommen, da der Vertrag beinhaltete, die gesamte gefundene Braunkohle an das Förderunternehmen abzuführen.

Zunächst wurde durch magnetoskopische Untersuchungen und Sonarmessungen geprüft, ob der große Aufwand gerechtfertigt war. Die Ergebnisse waren erwartungsgemäß positiv und schließlich wurde die Freilegung des Geländes beschlossen. Bei diesen Arbeiten zeigte sich die beeindruckende finanzielle Potenz der Gruppe Science For People. Über der Fundstelle, auf dem bislang unberührten Boden, wurden zwei 700 Meter lange Schienen parallel in 650 Metern Entfernung voneinander in Fundamenten fixiert. Ein flacher Bogen spannte sich von einer Schiene zur anderen. Dieser Bogen konnte motorisiert über die Schienen geführt werden und so ergab sich die gigantische Version eines Portalkrans. An dem Bogen wurde ein zehn Meter breites Schabeisen mit großer Präzision über den Boden geführt, das abgeschabte Material wurde über ein Förderband an die Betreibergesellschaft der Grube abgeführt. Auf den frisch abgeschabten Bahnen liefen einige Mitarbeiter über die Kohle und schauten, ob sich etwas Unerwartetes fand. Auf diese Weise wurde die Kohle zügig aber vorsichtig entfernt. In der Braunkohle wurde nichts Aufregendes gefunden, nur einige Holzreste bestätigten den normalen, zeitlichen Ablauf der Ablagerungen.
Was auch immer dort unten gefunden worden ist, es hat den Dinokiller nicht überlebt.

Als die Braunkohle abgetragen war und die 15 Meter hohen, steilen Wände gesichert, wurde von Hand weiter gegraben.
Bodensonar fand knapp unter der angestrebten Tiefe flache Steinquader mit mehreren Quadratmetern Fläche. Das Ganze wirkte wie ein Grundriss einer Siedlung mit Wegen, Flächen und Gebäudefundamenten.

Neben den Kugeln und Stäben, an die man sich schon fast gewöhnt hatte, sorgte ein Fundort für besondere Aufregung. Die Stelle, an der die Knochen gefunden wurden, lagen dem Team besonders am Herzen, und so wurde hier zuerst gründlich gesucht. Und sie wurden reich belohnt.
Viele vollständige Skelette waren gefunden worden. Sie gehörten zu derselben Spezies, wie der frühere Fund. Auffällig waren ihre Anordnung und Position sowie ihre ungewöhnlich großen Schädel. Die drei Meter langen, raptorenähnlichen Skelette waren mit etwa zwei Metern Abstand voneinander in einem Halbkreis von zwölf Metern im Radius positioniert. Im Abstand von vier Metern befand sich ein weiterer Halbkreis mit Skeletten und dann noch einer im gleichen Abstand. Alle wurden auf einer Steinplatte hockend gefunden. Den Hals eingerollt, den Kopf in unnatürlichem Winkel nach oben gebogen. Bei jedem Skelett wurden jeweils sechs runde und sechs 8-förmige Ringe sowie Reste von Draht gefunden. Eines hatte einen Metallstab durch die Schnauze getrieben. Bei einigen Skeletten wurden Anzeichen für Zivilisationskrankheiten durch einseitige Ernährung, aber auch geheilte Brüche und Bohrungen gefunden. Einige der Krallen waren mit eingeritzten Wellen und Kreismustern verziert. Einem Skelett fehlte genau jeder zweite Zahn, ein anderes hatte die Krallen gestutzt und abgerundet. Fast alle waren sehr alt geworden.
Im Mittelpunkt des Halbkreises war eine zwei Meter hohe, aufrecht stehende, eiserne Säule positioniert.

"Ich bitte Sie, Herr Professor. Ein Friedhof?" Dr. Fuchs war wütend. Einerseits, weil der Prof. von Dinosauriern sprach wie von einer untergegangenen Kultur. Andererseits, weil sich dieser Schluss geradezu aufdrängte und er widerstrebte ihr zutiefst.
"Die eigentliche Frage," begann Zarner, "die mich schon lange umtreibt, ist die, warum sie gerade zu diesem Zeitpunkt auftauchten. 150 Millionen Jahre lebte die Gruppe der Coelurosauria auf der Erde und erst kurz vor dem Ende taucht eine offensichtlich intelligente Art auf. Warum?"
Gemurmel aus der Gruppe, philosophische und religiöse Ideen waren im Zusammenhang mit dem Fund verpönt.
Prof. Zarner setzte wieder an: "Wir haben eindeutige, mehrfache und unabhängige Datierungen. Wir sind uns alle einig, dass Menschen hiermit nichts zu tun haben, richtig?"
"Richtig", wurde ihm beigepflichtet.
"Nicht mal welche aus Atlantis." Belustigtes Grinsen, zustimmendes Nicken.
"Wer also sollte sonst Bestattungen durchgeführt, Metalle bearbeitet, Operationen ausgeführt und Steine bearbeitet haben, wenn nicht diese - Tiere will ich eigentlich nicht mehr sagen. Wenn es nicht diesen Killermeteoriten gegeben hätte, dann hätten sie sich weiterentwickelt. Wer weiß, wie es jetzt hier aussähe."

"Das mag ja sein", fiel ihm Dr. Fuchs ins Wort: "Aber aus diesem Zufall eine Verbindung zum Kometen aufzubauen ist doch sehr weit hergeholt."
Sie sprach von den Meldungen, nach denen der Komet, der vom Jupiter zerrissen wurde, die Erde kreuzen würde.
In drei Jahren, so hieß es, würde er unseren Planeten erreichen. Der Schwarm bestand aus mindestens zwanzig Stücken zwischen drei und dreißig Kilometern im Durchmesser. Obwohl noch keine genauen Berechnungen vorlagen, galten schon wegen des "Schrotflinten-Effekts" mindestens zwei oder drei Treffer als wahrscheinlich. Ob der Schwarm abgewehrt werden konnte, wurde heiß diskutiert. Aber realistisch betrachtet war einfach zu wenig Zeit.

Der Professor sagte: "Die Ähnlichkeiten sind zu auffällig. Ich glaube an keinen Zufall, warum also gerade jetzt?" Und plötzlich wurde es ihm klar.

 

An sich kein ausgewiesener Scientologe, verführte mich der Titel und ein gewisses geschichtliches Interesse zu diesem Besuch,

lieber chricken -
& erst einmal ein herzliches Willkommen hierorts –

aber was Du hier auf 16 Manuskriptseiten TNR 12 pt. einzeilig abgeliefert hast, ist für alles eine Zumutung, angefangen beim Sitzfleisch – das bloße, flüchtige und daher einmalige Lesen, dauert eine Stunde und auf alle Schnitzer zu achten, dauert aller Wahrscheinlichkeit wesentlich länger. Ob es nun Flüchtigkeit ist oder die Ahnungslosigkeit, falsche Wortwahl ist es allemal, wenn der Eremit mit dem Emir verwechselt wird – den Scherz wirstu vllt. gar nicht mal verstehen, aber welcher Professor wird schon „emiritiert“? Bekäme er dann ein Emirat zur Ausbeutung freigegeben? Wenn

Seit seiner Emiritierung wurden fast alle Schreiben an seine Privatadresse weitergeleitet
Ein Scherz, Witz oder Ironie sein sollte, so hab ichs nicht begriffen. Gehen wir mal die erste Seite durch – mehr könnt ich hier im Internetcafé gar nicht durchzuackern ertragen.

Er hielt den ungeöffneten Brief vor sich und versuchte zu erraten, was drinnen stehen mochte
mag noch angehn - sehn wir mal von ab, dass "mochte" Indikativ ist, wo m. E. "möchte" oder das einfachere "möge" im Konjunktiv stehen sollte.
Die Uni hatte ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass ein Brief für ihn gekommen sei –
was gar nicht sein kann (wie sollte das gehen? Jeder Student, die Angestellten, Forscher und Lehrer bis hinauf zu Kanzler und Präsidenten; das dauert lang – und die genannte „Uni“ ist keineswegs eine kleine Universität, das würde also Jahre dauern, bis des Anrufs ein Ende wäre) und in der Tat – es wird der Anruf einer einzigen Person zugeschrieben
Frau Schrot vom Sekreatariat bat ihn, diesen persönlich abzuholen –
wobei das Sekretariat KrEAtiv zu sein scheint.

Nun, nach der schon oben genannten Verwechselung folgt eine neuerliche Identifizierung der Uni mit Frau Schrot. Wobei ich mich frage, was

wirklich wichtig
übers bloße wichtig sein heraushebt, außer dem Stabreim - oder wüsste jemand, was unwirklich wichtig wäre?

Als nächste wird halten („hielte“) mit handeln (= handelte) innerhalb arg schwacher Klammer verwechselt

Damit schied die Möglichkeit, es hielte sich um einen der üblichen sinnlosen Briefe, aus.

Warum bei den nächsten Nebensätzen der Indikativ gewählt wird, zeigt, wie sicher sich Schrot in ihren Gefühlen wähnt (oder sollte der Konjunktiv unbekannt sein).
Die Bürochefin hatte im Laufe der Zeit ein gutes Gespür dafür entwickelt, was lesenswert war und was nicht. Und sie bestand darauf, dass dieser Brief wichtig aussah!

Nun bin ich überrascht, das Herr Professor den Weg vom Emirat zur „Uni“ wie überhaupt nach Münster in einer halben Stunde schafft – wahrscheinlich noch mit dem Fahrrad, ist Münster doch die Stadt des Fahrrades schlechthin in unserer schönen Republik.
Also fuhr Professor Garnier die halbe Stunde zur Uni, um den Brief abzuholen* und stand dann im Flur vor dem Sekretariat, den Brief in der Hand.
* Ach ja, es fehlt auch das Zeichen zur Beendigung des Infinitivsatzes, was keineswegs durch die Konjunktion geschieht, welche die beiden Hauptsätze zusammenhält.

Es folgen Ellipsen, selbst denen wäre ein Komma* nachzutragen, weil es eine bloße Aufzählung von Adjektiven ist

Unverfängliches* einfaches Couvert, weißes Briefpapier, abgestempelt im Briefzentrum Hamburg-Süd.
Dies geschieht auch schon mal in vollständigen Sätzen, wie weiter unten
Lange* dünne Finger wiesen ihn als Akademiker aus, …
Und wieder fehlt ein Komma*
Warum Frau Schrot diesen Brief als wichtig erachtete* konnte der Professor nicht erkennen.

Sehn wir mal von ab, dass
Cafeteria
an sich mit accent aigu (Caféteria) geschrieben wird, frag ich mich als nächstes, worin sich
Cordjacket
und
Cordjacke
unterscheiden - wo wir von einem Geschichtswissenschaftler plaudern so viel oder wenig von mir: Die Jacke war im Mittelalter das Panzerhemd und erst im 15. Jh. wurde sie zivilisiert (das Kettenhemd hatte in der Entwicklung der Waffen ausgedient) zu einem langen, engen Männerrock, nahezu ein Jahrhundert, nachdem es die Jacke schon in der Frauenmode gab. Seit Mitte des 19. Jh. gibt’s dann den Männerrock als Jackett. Wie schon „jaque“ wurde auchs „jaquette“ aus dem frz. entlehnt.

Mit diesem kleinen geschichtlichen Abriss der Modeerscheinungen, die etwas länger andauern, gibt es doch ein Paar Ratschläge von einem 63-jährigen, der auch gern einem Emirat vorsäße:
Nicht so viel Brimborium beschreiben, was nachher für die Geschichte eh uninteressant wird, d. h. kürzen und straffen
auf korrekte Schreibung zu achten incl. Zeichensetzung,
notfalls auch mal ’ne Woche die ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens reinzieh’n, die Dudengrammatik bereitet nur blaue Flecken im Bett.

Alles kein Beinbruch, aber bissken Arbeit bleibt noch zu tun, meint der

Friedel

 

Hallo Friedel,

schön zu sehen, dass eine kleine Buchstabenverwechslung Dir so viel Freude bereitet hat.
Wie dem auch sei, ich habe jetzt erstmal die gröbsten Rechtschreibfehler korrigiert, weitere folgen.
Ein paar Teile des Textes werde ich noch austauschen, vor allem den Anfang. Und ein paar weglassen. An der Länge im Allgemeinen wird sich aber nicht viel tun.

Jedenfalls vielen Dank für deine Reaktion.
Christian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo chricken,

ich wollte eigentlich „ZIP“ kommentieren, das hatte ich schon länger auf der Liste der Geschichten, zu denen ich was schreiben will. Aber wenn man einen neuen Text einstellt, wartet man da ja immer besonders auf Feedback, also habe ich mir erst diese Geschichte vorgenommen.

Das wird ein recht langer Kommentar, die Quintessenz ist: Die Idee gefällt mir ziemlich gut, die Form lässt aber noch zu wünschen übrig.

Und für Kommentarleser, die nicht der Autor sind und die Geschichte noch nicht durchgelesen haben: Ich werde hier ganz wild spoilern, also seid gewarnt.

Inhalt
Die Idee spricht mich schon sehr an. In dem Moment, als die Menschheit entdeckt, dass es schon einmal eine hochentwickelte Zivilisation vor unserer gegeben hat – und zwar allem Anschein nach eine von Dinosauriern - wird unsere eigene Zivilisation von der selben Art von Katastrophe zerstört, die wahrscheinlich auch das Ende der Dino-Kultur war. Es gibt Geschichten mit dieser Sorte fiesem ironischem Ende recht oft in der SF-Literatur, aber ich mag so was. Außerdem bin ich ein großer Dinosaurierfan und hab in meiner Schulzeit mal überlegt, Paläontologie zu studieren. Und diese Themen – die Entdeckung einer uralten, nichtmenschlichen Zivilisation, und dieser zynische Schluss, wo die Zerbrechlichkeit und in kosmischen Maßstäben relative Bedeutungslosigkeit der menschlichen Zivilisation zum Ausdruck kommt – das hat auch noch so einen leichten Lovecraft-Touch, dafür kriegt es bei mir auch Sympathiepunkte.
Also die Geschichte hat ja quasi nur auf mich gewartet :).

Darüber hinaus hatte ich den Eindruck, dass du einiges an Recherchearbeit in den Text gesteckt hast, was die wissenschaftlichen Details angeht. Das finde ich auch lobenswert. Du musst allerdings aufpassen, dass das nicht die Geschichte in den Hintergrund drängt.

Woran es noch hapert, sind handwerkliche Sachen, also die Sprache, das Tempo, die Dialoge, aber auch ganz simple Rechtschreibfehler. Schau mal genauer hin, wenn Word dir Sachen rot unterstreicht!
An den anderen Texten, die du schon gepostet hast, merkt man, dass du ziemlich ernsthaft an deinen Texten arbeitest und dir das Feedback auf der Seite etwas bringt, deshalb werde ich in meiner Kritik richtig ins Detail gehen. Manches sind natürlich Geschmacksurteile – also wenn es nicht gerade um Kommasetzung oder so etwas geht, musst du entscheiden, was du umsetzt. Ich habe es so ein bisschen nach Themen strukturiert. Rechtschreibung und das Zerpflücken von Formulierungen kommt am Schluss.

Länge
Bei mir im Word sind das sechzehn Seiten, eindeutig zu viele. Nicht grundsätzlich – es gibt Geschichten, da ist so eine Länge absolut gerechtfertigt. Aber hier wird etwas in sehr vielen Worten erzählt, was man auch mit deutlich weniger Worten sagen könnte. Das ist meistens ein Problem, außer man ist ein Genie und die Sprache der Geschichte ist so wunderschön, dass die Leser gar nicht genug davon kriegen können. Das sehe ich hier nicht so. :)
Diese Ökonomie von Texten finde ich selbst ganz schwierig, und gerade wenn man mit dem Schreiben anfängt, fällt es oft besonders schwer, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen, und Nebensächliches wegzulassen. Eigentlich ist das auch eine gute Sache für den Autor, wenn man Schwierigkeiten hat, sich kurz zu fassen. Das heißt ja, man hat sich so ein bisschen verliebt in die Figuren und das, was mit denen passiert, und es sammeln sich immer mehr Details im Kopf an, die man dann alle in die Geschichte bringen will.
Es ist aber eine weniger gute Sache für den Leser. Wenn du den bei der Stange halten willst, musst du dir genau überlegen: Welche Figuren, welche Szenen, welche Sätze brauche ich wirklich, um zu sagen, was ich sagen möchte? Eigentlich geht das sogar bis auf die Ebene von Wörtern runter.
Das gilt grundsätzlich beim Schreiben, aber ganz besonders für Kurzgeschichten. In einem Roman sind ein paar Exkurse und Nebensächlichkeiten manchmal durchaus reizvoll, solange die Haupthandlung sich noch vorwärts bewegt. Bei dieser Geschichte hatte ich den Eindruck, du orientierst dich eher an Romanen, was das Tempo und den Detailreichtum angeht. Und einige Leser werden da die Geduld verlieren.

Was ist das Wichtigste in deiner Geschichte? Ich würde sagen: Das Rätsel dieser archäologischen Funde, und deren Bedeutung. Das ist doch hier das Spannende.
Nicht, woher der Brief dieser Stiftung kommt, nicht, was die Esoterikspinner dem Prof alles für Emails schreiben, und auch nicht die Form jedes einzelnen Artefakts, das die Wissenschaftler ausgraben. Da solltest du den Rotstift ansetzen, auch wenn’s wehtut.
Ich bekenne mich dazu, in dieser Hinsicht kein Vorbild zu sein, aber auch wenn dein Arzt selber Kette raucht, ist der Rat, damit aufzuhören, ein guter :D

Erzählstruktur
Der Text arbeitet ziemlich viel mit Rückblenden und Zeitsprüngen, die finde ich nicht nötig.
Der grobe Aufbau ist jetzt etwa so:
1. Der Protagonist kriegt den Brief von der Stiftung, über den unverhältnismäßig viele Worte verloren werden.
2. Es gibt eine Rückblende zur Entdeckung der ersten Metallartefakte im Tagebau. Das ist nicht uninteressant, aber zu lang. Die wissenschaftliche Genauigkeit und Aufmerksamkeit für Details habe ich weiter oben gelobt, aber geh noch mal in dich, ob man wirklich auf zwei Nachkommastellen genau wissen muss, welche chemische Zusammensetzung die Kugeln haben und solche Sachen.
3. Dann geht es um die Erschütterungen, die der Artikel über die Entdeckungen in der Öffentlichkeit ausgelöst hat. Das ist auch spannend, aber zu ausführlich. Maximal zwei oder drei Emails zitieren!
4. Dann geht es wieder in die Gegenwart, und man erfährt endlich, was in dem Brief steht. So was ist manchmal gerechtfertigt, wenn es die Spannung steigert. Aber der Brief ist doch bloß ein kleiner Deus ex machina, der es den Protagonisten erlaubt, weiter zu graben. Die große Enthüllung in deiner Geschichte ist, was es mit den Funden auf sich hat, nicht der Inhalt des Briefs.
5. Dann geht es mehrere Jahre in die Zukunft, und es gibt weitere Grabungen.
6. Dann wird das Rätsel gelöst, und dann geht wahrscheinlich die Welt unter.

Meine Empfehlung: Streich 1. und 4., und bring 2, 3 und 5 in eine durchgehende Erzählung ohne Zeitsprünge. 6. bleibt natürlich.
Ich fand das nicht so plausibel, dass bei so einer sensationellen Entdeckung alles blockiert und die Finanzierung gestrichen wird. Lass die durchgehend forschen, und konzentrier dich auch die Ergebnisse und was die bedeuten.
Da steckt natürlich schon noch eine interessante Idee drin in 1. und 4., die es durchaus auch wert ist, sich mit ihr zu beschäftigen, also dieses „Crowdfunding“ für wissenschaftliche Arbeit, wenn die Institutionen, die das normalerweise finanzieren sollten, versagen. Aber das bläht deine Geschichte auf und lenkt ab vom eigentlichen Thema. Du kannst es ja vielleicht in einem anderen Text mal wiederverwerten, wenn es dich reizt.

Handwerkliches
Ein Sache, die mir aufgefallen ist: Immer wenn du eine neue Figur einführst, die eine größere Rolle spielt, dann gibt es einen Absatz, der detailliert beschreibt, wie die aussieht. Das würde ich vermeiden. Es wirkt ziemlich schematisch, und es ist für die Geschichte nicht unbedingt notwendig. Das Aussehen von Leuten würde ich nur dann erwähnen, wenn es relevant ist. Zum Beispiel, man das Befinden der Figuren an ihrem Aussehen festmachen kann, oder wenn eine Figur eine Beobachtung über eine andere macht, wo man etwas über deren Einstellung oder die Beziehung der zwei Leute ablesen kann, zum Beispiel: das ist ja echt eine typische Blondine, oder: die ist aber alt/fett geworden, oder: warum hat er sich seinen Bart abrasiert, der stand ihm so gut? … Aber wenn man so einen allwissenden Erzähler hat, und der spielt dann quasi die Kamera für den Leser und zoomt bis auf die Nasenhaare, das gefällt mir nicht. Das ist kein Film hier, den Film macht mein Gehirn beim Lesen selber und dafür braucht es nicht so viele Details. Um ehrlich zu sein, diese Art der äußerlichen Beschreibung erinnert mich an Dan Brown. *wegduck* :D

Ein anderer Kritikpunkt sind für mich die Dialoge. Die klingen oft unnatürlich. Das ist auch echt schwer, und man muss da immer ganz viel abwägen. Wenn man die so schreiben würde, wie Leute wirklich sprechen, dann hätte man jede Menge Versprecher und Rumgestotter und inhaltsleeres Geschwätz. Und wenn man die Figuren so sprechen lässt, wie man schreibt, und sich nur darauf konzentriert, über den Dialog Informationen an den Leser weiterzugeben, dann fällt es wiederum unangenehm auf, dass in Wirklichkeit niemand so spricht. Ich versuche das unten mal an Details festzumachen, was mir nicht gefällt.

Dann gibt es noch die leidigen Kleinigkeiten: Tempusfehler, Rechtschreibung, etc. – siehe unten. Das solltest du dir unbedingt mehr zu Herzen nehmen. Gerade bei einem langen Text ist das echt wichtig, dass das Auge des Lesers nicht dauernd über so was stolpert, sonst ist die Geduld schnell am Ende. Alles wirst du nie ausbügeln, weil man betriebsblind wird, wenn man lange an einem Text sitzt. Aber Sachen, die automatisch von der Rechtschreibprüfung jedes Textverarbeitungsprogramms entdeckt werden, bei der Veröffentlichung noch drin zu haben – das geht gar nicht. :thdown:

Details:

Friedrichard ist mir mit seiner Korrekturliste zuvorgekommen, aber ich hab schon gestern mit meiner angefangen, und sehe jetzt nicht nach, was da jetzt doppelt oder inzwischen korrigiert ist. :p

Prof. Josef Garnier
Ich bin wohl selbst schuld, weil ich mich zu vielen Fernsehwerbespots ausgesetzt habe, aber bei dem Namen muss ich sofort an Shampoo denken. Ich sag dir das bloß, weil man solche Sachen, was die Leser bei Namen manchmal für komische Assoziationen kriegen, meistens nicht auf dem Schirm hat.

Institut für klassiche Archäologie
klassische

Frau Schrot vom Sekreatariat bat ihn, diesen persönlich abzuholen.
Sekretariat; hatte ihn gebeten

Seit seiner Emiritierung wurden fast alle Schreiben an seine Privatadresse weitergeleitet.
Emeritierung

Nur, wenn es wirklich wichtig war und die Uni - also Frau Schrot - sichergehen wollte, dass er die Post bekommt, wurde er in das Sekretariat gebeten.
bekam

Damit schied die Möglichkeit, es hielte sich um einen der üblichen sinnlosen Briefe, aus.
handle

Einige der Schreiben, die sonst kamen waren roh und verbal verdreckt.
nach kamen fehlt ein Komma. Und „verbal verdreckt“ klingt blöd. Primitiv, ordinär, voller Obszönitäten, so was in der Art.

Karl Münzel, Vorsitzender des Instituts für Klassische und Frühchristliche Archäologie seiner Universität rief ihn an und bat ihn, sich einen Fund in einer Braunkohlegrube anzusehen.
nach Universität fehlt ein Komma

Mitarbeiter im Braunkohleabbau von Schleenhain hatten einen Fund an das Landesamt für Denkmalpflege gemeldet und diese Meldung ist nach Münster weitergeleitet worden.
war

Freilich geht bei einem solchen Abbau jedes Zeugnis der Vergangenheit verloren und der mangelnde Feinsinn lässt jeden Archäologen erschauern. Aber eben diese Gewalt ist auch außerordentlich anziehend, wenn man monate- oder gar jahrelang in einer Lehmkuhle sitzt und mit Zahnstocher, Pinsel und Blasebalg millimeterdicke Schichten Dreck und Sand entfernt.
Das müsste alles Vergangenheitsform sein. Das sind doch die Gedanken und Meinungen von Garnier. Im Präsens wirkt das wie eine Botschaft vom allwissenden Erzähler an den Leser, die fällt aus dem Rahmen.

Als er beim Tagebau ankam wurde er in einem vorbereiteten Raum erwartet.
Komma nach ankam

"Ja, als ick also meinen routinemäßigen Kontrollgang über die Förderbänder machte, da sah ich es funkeln. Also nicht funkeln, eher glänzen - nee auch nich, … schimmern, jenau.
Dieser Braunkohlebergarbeiter, das ist also ein ganz feinsinniger Typ, der sich wahnsinnig Gedanken macht, ob seine Worte auch genau die richtige Bedeutungsnuance ausdrücken?
Bist du dir da sicher?

Ick sah genauer hin und sah was metallischet, rundet. Natürlich hab ick mir erstmal jewundert.
Hinter der Entscheidung, eine Figur Dialekt sprechen zu lassen, steckt manchmal der Versuch, die Dialoge halt „authentisch“ aussehen zu lassen. Ich finde, das geht sehr oft in die Hose, und hier auch. Mich nervt das so ein bisschen. Ich will wissen, was die da gefunden haben, und nicht, wo der Typ herkommt, der in der Geschichte ohnehin nie wieder auftauchen wird.

"Zunächst einmal möchte ich hervorheben, wie dankbar wir für die schnelle Reaktion von Herrn Haas sind. Wir freuen uns immer, der Region neben wirtschaftlicher Sicherheit auch mehr bieten zu können. Nach einer ersten Inaugenscheinnahme waren wir uns sicher, dass es sich um keine Bombe oder etwas anderes Gefährliches handelt. Also haben wir die erste Kugel aus dem Abraum genommen und etwas genauer angeschaut."
Das ist so ein furchtbares Beamtendeutsch. Das kommt vielleicht in Polizeiberichten vor. Ein Pressesprecher redet in der Regel so, dass seine Sätze sich gedruckt oder als Ausschnitte in einem Radio- oder Fernsehclip gut machen würden, und so, dass ihn die breite Öffentlichkeit verstehen kann. Zumindest wenn er seinen Job gut macht.

Der Pressesprecher schien sich schon im Kopf auszumalen, wie er diesen Fund und die Tatsache, dass der Braunkohleabbau die Archäologie unterstützt und voran bringt, der Öffentlichkeit präsentiert.
Da ist schon wieder Präsens drin. Du hast dich dafür entschieden, deine Geschichte in der Vergangenheit zu erzählen, aber du bist nicht konsequent damit. So wäre es von den Zeitformen her richtig:

… wie er die Tatsache, dass der Braunkohleabbau die Archäologie unterstützte und voranbrachte, der Öffentlichkeit präsentieren würde.

Aber es klingt nicht sehr elegant, da findest du bestimmt noch eine schönere Formulierung.

Drei Wochen später lagen die Untersuchungsergebnisse vor. Das Labor untersuchte den genauen Aufbau, maß Einschlüsse und prüfte die Kugeln zur Altersbestimmung auf abgebaute radioaktive Isotope. Auch die Verschmutzungen und die mitgebrachte Erde untersuchten sie auf ihr Alter und besondere Bestandteile.
Da die Ergebnisse schon vorliegen, müsste die Beschreibung der Untersuchungen in der Vorvergangenheit stehen, also „Das Labor hatte den genauen Aufbau untersucht, Einschlüsse gemessen …“ etc.

Die Ergebnisse waren erstaunlich, fast beänstigend.
beängstigend.

Eine solch hohe Reinheit ist erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts möglich und das warf wiederum die Frage auf, wie die Kugeln in diese Tiefe kamen.
war

Damit hatte man es nicht mehr einfach mit einer Eisenkugel zu tun sondern mit einem Objekt, dass relativ eindeutig künstlich hergestellt worden ist.
war

Geschützt durch die Bleischicht und eine wenige Millimeter dünne Rostschicht und schließlich die Sauerstoffarmut im Boden müssen ein vollständiges Zersetzen verhindert haben.
Der Satz ist kaputt.

An der Stelle hör ich auf, nach knapp einem Drittel. Du merkst hoffentlich, dass diese Fehlerdichte nicht okay ist. Und da die Geschichte sowieso deutliche Kürzungen nötig hat, mach ich jetzt mal nicht mehr damit weiter, Sätze zu korrigieren, die in der nächsten Fassung womöglich gar nicht mehr drin sein werden.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Überarbeiten :).

Grüße von Perdita

 

Moin chricken,

Mein Sitzfleisch hat deine Geschichte doch noch gut überlebt, vielleicht weil ich keine Stunde dafür benötigte. Vom Schreibstil her liest sie sich ganz flüssig. Betreffend Rechtschreibung empfehle ich dir die Online-Rechtschreibprüfung des Duden.

http://www.duden.de/rechtschreibpruefung-online

Die Deutschstunde soll damit aber beendet sein und konzentrieren wir uns doch einmal auf verschiedene inhaltliche Aspekte. Obwohl der Plot schnell klar war, hat er mich doch noch bis zum Ende gefesselt. Vielleicht um zu sehen, ob ich richtig vermutet habe. Die Idee gefällt mir jedenfalls.

Friedel hat schon einen Punkt erwähnt, welcher mir auch bei deiner letzten Geschichte aufgefallen ist. Es finden sich leider recht viele unnötige Beschreibungen, die eigentlich nichts zur Handlung beitragen. Diese lassen die Geschichte ein bisschen monoton erscheinen. Mehr Handlung – weniger Beschreibungen heißt die Losung! Die Geschichte liest sich ein bisschen wie ein Protokoll.

Das Gleiche gilt für die Protagonisten. Hauche ihnen Leben ein, gib ihnen Persönlichkeit. Diese erreicht man aber nicht, indem man sie und ihre Handlungen nur beschreibt.

Beim Asteroiden hast du dich wohl von Shoemaker-Levy 9 inspirieren lassen (obwohl dieser ein Komet war). Wie beim SL9 hätte ich aber auch erwartet, dass dein Asteroid eingefangen wird und die Bruchstücke dann auf dem Jupiter aufschlagen. Betreffend Asteroiden hab ich nochmals nachgeschlagen. Ist ziemlich unwahrscheinlich, dass einer den Jupiter kreuzt, wenn auch nicht ganz ausgeschlossen.

Die science for people Handlung kommt ein bisschen unglaubwürdig und banal rüber. Ebenso ist für mich die Einstellung der Grabungen durch die Universität nicht nachvollziehbar. Im Gegenteil, nach der weltweiten Aufmerksamkeit ist es sehr einfach neue Geldgeber zu finden.

Ich sehe gerade, dass Perdita dir eine ausführliche Kritik geschrieben hat. Da war ich wohl ein bisschen langsam ;). Jedenfalls, stimme ich Perdita in vielen Punkten zu und will daher nicht den Wiederkäuer geben.

Viele Grüße
Kroko

 

Hallo Kroko,
vielen Dank für Deinen Kommentar und die Bemerkung, dass Du es hast durvchlesen können.
Mit dem Asteroiden hast Du Recht, da hab ich nicht dran gedacht. Dann wird es jetzt halt ein Komet ;)
Und ich glaube, der kann durchaus den Jupiter so knapp verpassen, dass er zwar zerrissen, aber nicht eingefangen wird. Besonders, wenn es kein Zufall ist ;)
Mit der Gruppe Science for People habt Ihr, denke ich, Recht. Ich hatte auch meine Probleme, aber mir gefiel halt die Idee ...

Mehr Details, die zum Teil auch für Dich bestimmt sind, in meiner Antwort an Perdita.

Lieben Gruß
Christian

 

Hallo Perdita,

vielen Dank für Deine Arbeit und Deine ausführliche Kritik.
Vor allem vielen Dank für Deinen neutralen bis aufmunternden, in keinem Falle besserwisserischen, Ton.

Die Tempoprobleme stammen daher, dass ich die Teile mit dem Brief ursprünglich im Präsens geschrieben hatte und bei der Korrektur offensichtlich nicht alle Stellen fand (ich hoffe, das ist richtig so? ;)).

Die Rechtschreibung muss ich mir wirklich hinter die Ohren schreiben. Ich schreibe im YWriter, was ich ein hoch praktisches Werkzeug finde. Leider hat es keine Rechtschreibprüfung. Da habe ich versäumt, es noch mal in einem Officeprogramm prüfen zu lassen. Zumindest das habe ich mittlerweile nachgeholt, aber das sollte in Zukunft nicht mehr passieren.

Ebenso muss offensichtlich meine Kommasetzung besser werden. Bislang habe ich Kommata nach Bauchgefühl gesetzt. Ist wohl keine so gute Idee. Theoretisch weiß ich ja, wo die Kommata hingehören, und habe bei jeder Korrektur Deinerseits bestätigend genickt. Aber beim Schreiben und Korrekturlesen rutschen sie mir dann doch wieder durch, das ist ärgerlich und ich gelobe Besserung.

Inhaltlich

Ich werde die Geschichte wohl doch erheblich eindampfen. Mehr, als ich ursprünglich wollte. Wie Du schon bemerkt hast, erzähle ich, wie im Roman. Das liegt daran, dass meine Lieblingslektüre Spaceoperas von epischer Länge sind. Gern auch über mehrere Bände, ich finde halt die Details so wichtig und interessant.
Und ich werde mir damit ein bisschen Zeit lassen müssen, es soll ja auch ordentlich werden.

Die SFP ist hauptsächlich drinnen, weil ich ein bisschen mehr Geschichte außen herum haben wollte. War vielleicht doch keine so gute Idee ;)

Lieben Gruß
Christian

 

Hallo chricken,

ich möchte auch meinen Eindruck zum Besten geben. Die KommentatorInnen vor mir sind Profis und ich bin blass vor Respekt. So fundiert und detailliert kann ich deine Geschichte nicht analysieren.
Das bitte ich also zu entschuldigen.
Die Idee deiner Geschichte finde ich sehr reizvoll. Was aber auch mir aber als Leser und Hobby-Autor auffiel, ist eine Überdehnung, ein für mich unmotiviertes Herumerzählen um den heißen Brei. So viel Text brauchst du für deine Story nicht. Ich würde schätzen, es reicht maximal die Hälfte. Gegenüber dem endlos langen Anlauf (leider mit nachlassender Spannung) um endlich zur dramatischen Auflösung am Ende zu gelangen, finde ich den Schluss auch nicht dramatisch genug, ja regelrecht stiefmütterlich behandelt. Die Geschichte rigoros zu kürzen und auf das Wesentliche zu konzentrieren, scheint also auch mir das Wichtigste zu sein. Da hat Perdita die entscheidenden Punkte genannt und das hast du ja selbst auch schon erkannt. Ich denke, du kannst eine fesselnde KURZgeschichte daraus machen. Und zu einer Kurzgeschichte (ca. 2000 Wörter) gehört kein "bisschen mehr Geschichte außen herum".

Liebe Grüße,
handman

 
Zuletzt bearbeitet:

So, dies ist nun eine überarbeitete Version der Geschichte.
Sie ist um etwa ein Viertel eingedampft, Abläufe wurden geglättet und Wiederholungen entfernt. Ich finde, sie ließt sich jetzt einigermaßen flüssig.
Inhaltlich habe ich auch einiges geändert, insbesondere wurde das Thema der Finanzierung vereinfacht. Die Gruppe "Science For People" ist aber noch drinnen, weil ein solcher Fund wahrscheinlich tatsächlich nicht finanziert werden würde. Die Idee des Crowdfunding finde ich einfach zu reizvoll.
Allerdings sind sie deutlich in den Hintergrund getreten.

Sicherlich hätte ich noch mehr Details weglassen können, insbesondere bei der Fundbeschreibung und der technischen Ausführung. Aber ich will noch genügend Details liefern, damit sich der Leser überhaupt ein Bild davon machen kann, was da wie gefunden wurde. Und ich bin mir sicher, dass ich da nicht allein bin. Ich finde, eine Stunde Lesezeit für eine interessante Geschichte ist nicht zu viel.

Und damit komme ich zu meinem eigentlichen Sorgenkind: meine Erzählweise. Ich glaube, zu technisch zu erzählen und den Leser nicht so recht binden zu können.
Kann mir da jemand ein Feedback zu geben? Das würde mich freuen.

 

"Habe ich Sie in den letzten Monaten jemals enttäuscht?",
ist ein schöner Einstieg, um vom Schaukelpferd zu steigen zu meinem zwoten Besuch in diese wahrlich um ein Viertel destillierte Geschichte, dass ich getrost sagen kann: Geht doch,

chricken!,
und musst nicht erschrecken, wenn mal Ironie auch in Kommentare einfließt.

Ich find die verbliebenen zwölf Seiten Manuskript durchaus lesenswert, liefern sie doch so etwas wie unsere Zukunft mit einem Hauch von SF i. S. von satiric fiction, was dem Prof ja zum Schluss selber schwant … dass

Damit war sie mit ihrem Latein am Ende.
in der angeblich toten Sprache (die ja tatsächlich in den romanischen, ja selbst im Rumänischen und Kreolischen noch weiterlebt) ein schönes Ende gäbe, wäre da nicht das von Dir noch bessere Ende gekommen.
Aber da muss jeder schon selber lesen und Kondition beweisen, schließlich wollen wir keine Nacherzählungen liefern.

Aber bei der (ausgegrabenen) Apokalypse in der (mutmaßlich kommenden) Apokalypse gibt’s dann doch noch einiges nachzutragen (lass Dir Zeit beim bearbeiten – gelegentlich kommt’s zu Flüchtigkeiten - und glaub nicht so viel, dass Maschinen besser wären als ihre Programmierer). Die Konzentration muss schon jeder selbst aufbringen (oder so jemanden wie einen Lektor zur Hand haben, der sich aber auch irren kann - und in aller Unbescheidenheit auch darf).

Zunächst Flüchtigkeiten (vllt. ist ja alles, was jetzt folgt, darauf zurückzuführen, weil’s eben an sich an andern Stellenkorrekt daherkommt - bis auf die wörtl. Rede, komm'n wir noch drauf):

Mittlerweile war ein kleines Büro eingerichtet worden, das die Schreiben bearbeite[te]
… lässt jeden Archäologen erschau[d]ern
Ein Stück, dass "Hammerkopf" genannt wurde.
das

Da hapert’s gelegentlich auch mit der Zeichensetzung

Warum Frau Schrot diesen Brief als wichtig erachtete[,] konnte der Professor nicht erkennen.
Welchem Zweck sie sonst gedient haben mochten[,] war vollkommen unklar.
Das Angebot von Jan Haas, mit einem kleinen Bagger zu helfen[,] wurde dankend abgelehnt.
aufrecht stehende[,] eiserne Säule
(aufrecht ist abhängig vom Partizip „stehende“, das eiserne ist aber unabhängig vom Stand – die Säule könnte ja auch liegen …)

Hier hapert’s ein wenig mit den korrekten Satzzeichen bei der wörtlichen Rede (wie oben schon angedeutet. Entweder

"Aber ja." [K]am von Schmenkhauer[:] "Wir haben 13 Kugeln gefunden …
oder
"Aber ja[…]"[,] kam von Schmenkhauer[:] "Wir haben 13 Kugeln gefunden …
Wie alternativ
… Schmenkhauer[,] "[w]ir haben 13 Kugeln gefunden …

Ähnlich hier
"Was halten Sie davon, Herr Professor?"[,] kam es aus Haas' Mund.
& hier ein letztes vorletztes Mal – (zur Übung):
"Das gibt sich wieder." versuchte er, zu beruhigen "Aber wir müssen dort weiter graben. Was, wenn es doch …" er unterbrach sich schnell.
und hier
"Immerhin, wohl kein Spinner." er fing an zu lesen.

Stilistik

Im November hatten sie die Stollen bis auf die geplante Tiefe von 12 Metern voran getrieben.
Zahlen bis zwölf werden üblicherweise ausgeschrieben, so auch hier
jeweils 6 runde und 6 acht-förmige Ringe
&
eine 2 Meter hohe

Nach der aufregenden und anstrengenden Feldarbeit erwartete Prof. Zarner und Dr. Fuchs die Aufarbeitung des Gefundenen
Korrekt Plural statt des Singulars (sind ja immerhin zwo Akademiker), also ein n ans „erwartete“. Hier ein dto. mit Schrauben
… wir müssen nicht befürchten, dass unwiederbringliche Beweise in die Schmelzöfen wandert."
wandern

Gelegentlich sollte der Indikativ verlassen werden, eben wie hier

So hatte der Betreiber der Kohlegrube zunehmend Angst, dass noch mehr gesperrt wurde, was die Rentabilität dieses ohnehin schon krisengeschüttelten Energieträgers gefährdete
Das „wurde“ durch ein „würde“ – in der nachfolgenden Passage gelingt’s doch.

Hier wäre das an sich zum Hilfsverb degradierte „werden“ durch ein eleganteres „liegen“ oder „sich finden“ zu ersetzen, also statt

Materialanalysen zeigten, dass einige dieser Steine aus Gegenden stammten, die einige Kilometer entfernt waren
vllt.
…, die einige Kilometer entfernt [lagen]
oder
…, die [sich] einige Kilometer entfernt [(be)fanden].

eine kleine Ansammlung fossilierter Knochen.
besser: „fossiler Knochen“

Gruß vom

Friedel,
der meint,
es wird schon werden.
Es wäre erstaunlich, wenn auf zwölf Seiten nix zu finden wäre …

 

Hallo

und herzlichen Dank für Deine konstruktive Kritik.
Ich werde Deine Ratschläge beherzigen und die Geschichte ein weiteres Mal einem genauen, prüfenden Blick unterwerfen.
Ich glaube, zusätzlich werde ich eine befreundete Deutschlehrerin nach Übungen fragen, um zumindest in Zukunft die Kommasetzung zu beherrschen ;)

Lieben Gruß
Christian

PS: Und das, obwohl mir eigentlich die nächste Geschichte schon auf den Nägeln brennt ;)

 

Ich habe da noch ein paar Fragen, für deren Beantwortung ich sehr dankbar wäre. Wie man sieht, habe ich noch ein paar Probleme mit der wörtlichen Rede, weil mir da nicht alle Zusammenhänge klar sind.

Zum Beispiel bei dem Satz (in verschiedenen Versionen):

"Aber ja." Kam von Schmenkhauer: "Wir haben 13 Kugeln gefunden …

"Aber ja …", kam von Schmenkhauer: "Wir haben 13 Kugeln gefunden …

… Schmenkhauer, "wir haben 13 Kugeln gefunden …


Ich habe die Zeichensetzung innerhalb der Rede und die Groß-/Kleinschreibung außerhalb als voneinander unabhängig gesehen.
So wäre es möglich gewesen, zu schreiben:
"Ich weiß nicht, was ich tun soll." sagte der Autor.
Muss der Zusatz nun mit einem Komma abgetrennt werden?
"Das sähe seltsam aus.", sprach er verunsichert weiter.

Oder muss es doch heißen:
"Ich weiß nicht, was ich tun soll." Sagte der Autor. bzw.
"Ich weiß nicht, was ich tun soll.", sagte der Autor.

Oder lässt man den Punkt weg, wie ich das gelegentlich sehe?
"Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagte der Autor: "Es wirkt so kompliziert."
Ist der Doppelpunkt bei der Fortführung dann vielleicht einfach ein Ersatz für den fehlenden Punkt in der Rede?

Vor die weiterführende Rede muss eine Trennung in Form von Komma oder Doppelpunkt, richtig? Bei einem Doppelpunkt geht die Rede dann großgeschrieben los, bei einem Komma klein.

Gibt es da vielleicht ein gute Anleitung?
Bei dem, was ich bei Google finde, bin ich mir nicht wirklich sicher.

Danke :)

 
Zuletzt bearbeitet:

"Ich weiß nicht, was ich tun soll." sagte der Autor.
Muss der Zusatz nun mit einem Komma abgetrennt werden?
"Das sähe seltsam aus.", sprach er verunsichert weiter.

Nee. Das muss heissen:

"Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagte der Autor.
"Das sähe seltsam aus", sprach er verunsichert weiter.

Und:

"Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagte der Autor. "Es wirkt so kompliziert."

Der einfache Punkt wird weggelassen. Frage- und Ausrufezeichen werden mitgeschrieben:

"Das ist aber so!", sagte Emil.

Auf dieser Seite gibt es im Thread "Neue Rechtschreibung" auch was zur Kommasetzung. Musst Du mal raussuchen.

Schau mal hier.

Gruß Achillus

 

Vielen Dank für die Erläuterungen und den Link.
Ich glaube (hoffe), es begriffen zu haben.

 

Hi chricken,

alternativ bei Stromausfall empfehl ich die ersten hundert Seiten Rechtschreibduden und in fünf Tagen ist das Wesentliche drin. Die Duden-Grammatik gibt nur blaue Flecken im Bett und ist unhandlich, aber da könnt man eigentlich an der Länge mancher Ausführung erkennen, wie schwer die Redaktion sich tut bei manchen Anpassungen an manches, was umgangssprachlich so in Umlauf ist.

Aber hastu nicht 'ne Deutschlehrerin bei der Hand (oder so)? Aber einen wehrhaften Umgang mit der Sprache lehrt Dich nur die direkte Auseinandersetzung ...

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Bin grad am Korrigieren und bei der Hälfte angelangt. Leider bin ich beruflich stark eingespannt, was das Ganze in die Länge zieht.

 

Hi chricken,

ich hab die Geschichte gestern Abend gelesen und wollte mal als aufmunterndes Feedback da lassen: Hatte die Erstversion damals angelesen und bin nicht über die ersten Absätze hinausgekommen, ich fand es zäh und langweilig. Hab gestern die Version in einem Rutsch gelesen, ist echt viel besser geworden schon. Da sind immer noch Rechtschreib-Schlampereien drin, ich hab mir aber gar nix rauskopiert gehabt, weil ich vor allem wissen wollte, wie es nun ausgeht. Ich hatte eigentlich auf eine andere Auflösung gehofft, dass da irgendeine außerirdische Intelligenz mit dem Kometen hier aufgeschlagen wäre und die Menschen dann von den Außerirdischen abstammen ... ist so'n Wunschdenken von mir, ich bin auch ein großer Panspermie-Fan :D

Aber hat mir auch so gut gefallen. Ich mochte die Details, bei denen es um die Zusammensetzung der Kugeln und überhaupt um die Ausgrabung ging. Kam mir so vor, als wüsstest du ziemlich gut, wovon du redest. Für mich war das nicht zuviel (ich hab gesehen, manche Vorposter haben sich da gelangweilt an den Stellen).
Was ich aber auch problematisch sehe, du hast immer noch diese Struktur
- Einstieg mit Brief
- Rückblende
- das Interessante
Ich weiß, man kann sich von sowas schwer lösen, wenn man eine Geschichte erstmal so geschrieben hat. Deswegen nimm das vielleicht einfach für zukünftige Texte mit:
1) Wenn du eine Kurzgeschichte nicht linear erzählst, brauchst du dafür echt gute Gründe. Auch in Romanen gehen einem Leser Rückblenden eher auf den Geist.
2) Versuch, irgendein Highlight gleich zu Anfang des Textes zu bringen, um den Leser reinzuziehen. Hier kommt ein Brief an - das ist mäßig spannend. Besser wäre es, mit dem Anruf einzusteigen, mit dem der Prof. zur Kohlegrube gerufen wird, "weil die da was völlig Unerklärliches gefunden hätten". Aber ich geh davon aus, dass du keine große Lust hast, den Text so radikal umzustellen (verständlich), deswegen, wie gesagt, für die Zukunft: An den Anfang irgendwas, das inhaltlich fetzt!

:)

 

Hallo chricken

Ich kannte Deine erste Version nicht, bin also Quereinsteiger.

Zunächst meine ganz allgemeine Meinung: Deine Geschichte ist spannend. Soll heissen: Sobald ich von den Andeutungen über mysteriöse Funde in der Erde angefixt war, wollte ich in jedem Fall weiterlesen um zu erfahren, was da denn nun gefunden wurde und was es damit auf sich hat. Somit hat dieser Teil funktioniert. Mir hat es Spaß gemacht, Deine Geschichte zu lesen.

Ich komme nun zu Deinem Anliegen

Ich glaube, zu technisch zu erzählen und den Leser nicht so recht binden zu können.
Diesen Eindruck hatte ich auch, allerdings würde ich ihn nicht technisch nennen.
Du spinnst den Faden der Geschichte um den Professor, doch der bleibt dem Leser menschlich distanziert. Nachdem ich Deine Geschichte bisher nur einmal gelesen habe, müsste ich auf die Frage "Wie ist denn der Professor so? So als Typ?" mit den Schultern zucken und gestehen, dass ich keine Ahnung habe. Der hat für mich keinen greifbaren Charakter. Und meine Vermutung ist, dass er ihn nie hatte.
Als es dazu kam, dass Du einen Vermittler für die Geschichte brauchtest, also Deinen Protagonisten, da war wohl klar, es muss ein Profi sein auf seinem Gebiet, sonst würde man ihn nicht zu Rate ziehen. Ergo musste es ein Professor sein. Aber sonst so?
Du hast den Professor aus meiner Sicht als Mittel zum Zweck eingesetzt. Den Typen brauchtest Du eben, damit Du Deine Geschichte erzählen konntest. Und das liest man irgendwie.
Beispiel: Du schreibst gleich zu Beginn von den vielen Briefen, Postkarten und Päckchen, die er erhalten hatte. Und einige davon hatten das Potential, starke emotionale Reaktionen bei ihm hervorzurufen. Aber nix. Wenn er sich wenigstens ein bisschen darüber aufgeregt, geärgert oder gewundert hätte, dann wäre er als Mensch schon greifbarer geworden. Dann hätte man vielleicht mit ihm zusammen dem Ergebnis der Ausgrabungen entgegen gefiebert. So musste ich als Leser alleine fiebern.

Fiebrige Grüße
Oli

 

Hallo Oli,

vielen Dank für Deine Meinung.
Der Prof hatte anfangs tatsächlich ein bisschen (nicht viel) mehr Tiefe und Emotionen. Er mochte mit einem Freund und einer Flasche Brandy gern die Nächte durch diskutieren und pflegte einen gediegenen Lebensstil. Ist auch nicht doll, aber immerhin ;)
Das habe ich aber heraus gekürzt, weil die Geschichte ohnehin schon lang ist und für mich der Fund im Fokus steht.

Es freut mich zu lesen, dass Dich die Geschichte gefesselt hat :)

Lieben Gruß
Christian

 

So,

ich glaube, jetzt mit den Korrekturen durch zu sein.
Hoffentlich habe ich nicht zu viel übersehen ;)

LG

 

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