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Krämers Seele

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16.03.2013
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Krämers Seele

„Es war an einem Nachmittag im Mai, als ich ihn das erste Mal sah. Meine Frau wollte noch mit den Kindern in einen Buchladen gehen. Wir schlenderten die Fußgängerzone der Altstadt hinunter und haben uns an den Händen gehalten. Wissen Sie, ich habe damals geglaubt, ich wäre glücklich.“
„Sie haben es nur geglaubt?“, wollte Doktor Bernstein wissen.
„Ich habe es angenommen. Oberflächlich betrachtet, ging es mir ausgezeichnet. Ich war erfolgreich in der Arbeit, hatte Familie, genügend Geld auf dem Konto. Ich wurde respektiert. Aber das alles hat sich als nutzlos herausgestellt.“
Bernstein hatte die Akte mit Krämers Krankengeschichte studiert. Jetzt nahm er die Lesebrille ab und schaute ihn prüfend an.
„Würden Sie mir das erste Zusammentreffen mit ihm jetzt mal etwas näher beschreiben?“
Krämers ausdrucksloses Gesicht wurde ernst.
„Ich ging also mit meiner Frau dort entlang und da hatte ich plötzlich so ein unangenehmes Gefühl, … als würde ich beobachtet werden. Ich habe mich umgesehen und dann sah ich diese Augen. Sie starrten mich an. Sie starrten aus dem Schatten einer Gasse zu mir herüber. Es waren keine gewöhnlichen Augen.“
„Was hat diese Augen von anderen unterschieden?“
„Das Weiße in ihnen leuchtete. Und es kam mir so vor, als blickten sie in mein Herz. Ich blieb stehen und da erkannte ich sein Gesicht. Es sah genau wie meines aus, nur war es ganz schwarz, wie von Kohlen. Es … hat mich angegrinst.“
Der Doktor registrierte, wie Krämers Muskeln sich anspannten. Beruhigend legt er seine Hand auf seine Schulter.
„Sie sind in Sicherheit. Es kann Ihnen nichts passieren. Haben ihn dann noch andere wahrgenommen?“
„Ich hab meine Frau gefragt, ob sie diesen Mann kenne. Aber sie konnte ihn nicht sehen.“
„Sie waren also der Einzige?“
„Ja.“
„Könnte es dann nicht sein“, Bernstein setzte die Brille wieder auf, „dass er nur in ihrer Vorstellung existiert hat? Dass es sich hier um eine Person handelt, die, warum auch immer, Sie sich nur einbilden?“
„Er ist keine Person. Er ist meine Seele.“
„Ach, das ist interessant. Wie kommen Sie darauf, wenn ich fragen darf?“
„Er hat es mir natürlich gesagt.“
Bernstein notierte es sich, dann schloss er die Augen und runzelte die Stirn.
„Bei welcher Gelegenheit hat er denn zu Ihnen gesprochen?“
Krämer blickte ins Leere.
„Die ersten paar Tage hat er mich nur angestarrt und beobachtet. Er stand meistens in der Ecke, irgendwo im Dunkeln. Ich habe versucht, ihn so gut es ging zu ignorieren. Ich hab auch mit keinem Menschen darüber gesprochen. Dann eines nachts, hat er angefangen zu reden. 'Siehst du mich?' hat er immer wieder gefragt.“
„Und dann hat er sich als Seele bezeichnet?“
„Ich fragte ihn, wer er sei. Er sagte: 'Ich bin deine Seele. Du lässt mich verhungern'.“
„Ihre Seele war ausgehungert. Wonach verlangte er?“
„Gottes Licht.“
Der Doktor lehnte sich zurück und musterte Krämer.
„Ihre Seele ernährt sich also vom Licht Gottes, richtig? Finden Sie nicht auch, dass dies eine Umschreibung für Mitgefühl, Liebe oder Ausgeglichenheit sein könnte? Sind das nicht alles Dinge, die eine Seele festigt und stärkt?“
„Nein, ich sagte, er hat nach dem Licht Gottes verlangt“ erwiderte Krämer gereizt.
Bernstein ging nicht darauf ein.
„Sagen Sie, wo befindet sich nun Ihre Seele. Wieder in Ihrem Körper, vielleicht?“
„Er steht da drüben“, sagte Krämer und deutete in die Ecke.



„Ick bin doch so ne Nette, hast du ne Zigarette?“ Jenny machte einen Schmollmund und klimperte mit ihren Wimpern.
„Lass mich bloß in Ruhe, du übergeschnappte Krähe!“ Doch Jenny dachte gar nicht daran.
„Du kannst mir och Nebelkrähe nennen. Ick kam aus dem Nebel und krähte, … haste jetzt ne Zigarette?“
Das gesamte Raucherzimmer nahm wegen der erhöhten Lautstärke Teil an der Unterhaltung. Einige Bewohner schmunzelten. Jenny genoss die Aufmerksamkeit. Außerdem bereitete es ihr sichtlich Freude, dem Neuen auf die Nerven zu gehen.
„Mach' s mir doch nich so schwer und gib die Kippe endlich her! …. Willste denn alles selber pofen? ... Ach komm schon, denk doch mal an deine armen Leidensjenossen, wir sind hier alle einjeschlossen!“
„Alter, halt jetzt deine Fresse oder du spuckst Blut!“, schrie es aus dem Neuen heraus.
Im selben Moment betrat Krämer das Raucherzimmer. Er ging an den Tisch mit dem Neuen und blickte ihm tief in die Augen.
„Ich glaube, du solltest dir jetzt einen neuen Platz suchen“. Eiseskälte lag in seiner Stimme.
Der Neue rutsche geräuschvoll mit dem Stuhl vom Tisch weg und verließ fluchend das Zimmer.
Krämer setzte sich.
„Jennylein, Jennylein. Kannst es wohl wieder nicht lassen“, sagte er lächelnd.
„Andy, ick brauch jetzt dringend wat zu rochen!“
„Hier. Und jetzt? ... Hast du' s?“, fragte er gedämpft. Er hatte nun wieder seinen ausdruckslosen Blick.
„Warte, ick hol mir nur schnell Feuer.“
Jenny ging zur Tür. An einer Schnur hing das Feuerzeug.
Dann setzte sie sich wieder mit angezogenen Beinen auf den Stuhl. Da sie nie Schuhe trug, waren ihre Socken stets schmutzig. Sie wippte beim Rauchen hin und her.
„Jennylein, was ist nun?“
„Ick habe sie, ick habe sie.“
„Okay, du bekommst meinen restlichen Zigarettenvorrat und noch'n Zwanni dazu.“
Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, schob ihr Krämer alles hin.
Jenny dankte es ihm mit einem irren Grinsen. Sie waren mittlerweile die Einzigen im Raucherzimmer. Schließlich sagte sie mit einer albern tiefen Stimme:
„Meine Damen und Herren, hiermit präsentiere ick Ihnen: die Nagelschere!“
„Ich danke dir, Jennylein. Du bist eine wahre Freundin.“
„Wir sehen uns auf der anderen Seite, Andy!“
Krämer nahm sie rasch an sich und verließ den Saal. Jenny schaute ihm hinterher.
„Ritze, ritze, ratze,
Blutgefäßlein platze.
Rotes Bächlein fließe,
auf des Bades Fliese.
Ist der Andy leer,
gibt's kein Andy mehr.“


...


Wenn ihr das hier liest, werde ich an einem bessern Ort sein.
Mag sein, dass dort Dunkelheit herrscht oder auch Flammen lodern. Aber für mich wird es aushaltbar sein, mehr, als es in diesem Leib ist, da bin ich mir sicher.
Seid weder traurig, noch seid mir böse. Bis zuletzt bin ich bei klarem Verstand und vollem Bewusstsein. Will man meinen Zustand als krank bezeichnen, so stimme ich zu, aber nicht im medizinischen Sinne. Ich bin gesund, doch meine Seele krank.
Eure Versuche, uns Seelenerkrankten helfen zu wollen, verachte ich zutiefst. Ihr habt sie nicht erkannt, die Seele.
Ihr redet von Gefühlen und chemischen Vorgängen im Hirn. Von Grenzen und sozialen Benachteiligungen. Von Traumata.
Doch über meinem Freund hier, der euer Denken sprengt, schweigt ihr. Ihr verleugnet ihn, weil ihr nur das sehen wollt, was eurer Vorstellung entspricht. Und wie kann der wissen, der nur von Büchern gelernt und nicht am eigenen Geist und Leib erfahren hat.
Ich spucke in eure selbstgefälligen Fratzen, ihr hohlen Gestalten!

Jetzt, da ich von meinem Peiniger getrennt sein werde, fällt ein Schimmer Hoffnung in diese dunkle Kammer.
Die Mauern meiner Existenz sind eingerissen. Und ich bin endlich frei.
Hier, diesen da lasse ich bei euch zurück.
Vielleicht hätte ich ihn nicht so verderben lassen sollen. Vielleicht hätte man helfen können.

Aber was war, ist geschehen und es gibt keine Rückkehr.
Und es ist gut so, wie es ist.

Andreas

 
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Hallo Cybernator,

auch wenn ich die Gesichte etwas zu abgedreht fand, muss ich dir doch ein großes Lob aussprechen. Die Dialoge haben mich überwiegend überzeugt. Die Charaktere hast du gut gezeichnet. Besonders Jenny mit dem Berlinerisch und den lyrischen Spielchen gefiel mir ganz besonders. Wenn ich mich an die Geschichten Penner und Empfänger erinnere - und das soll ein Kompliment sein -, hast du einen großen Fortschritt gemacht. Jedenfalls was diesen Punkt angeht.
Dein Ich-Erzähler ist das, was wir geisteskrank nennen würden. Es ist also auch nicht seltsam, dass dieser Text seine kranke Seele widerspiegelt.
Trotzdem fand ich die zweite Erzählebene unnötig verkompliziert, denn plötzlich wird der Ich-Erzähler zu Herrn Krämer. Da solltest du dich für eine Erzählsituation entscheiden.
Ich mochte die Gesichte vor allem, weil sie so anders war. Ich hätte aber im Nachhinein doch gern eine Interpretation zu deinem Text gehabt. Ich weiß: das wäre ja nicht Sinn der Sache, weil sich der Leser seine eigene Intension bilden soll ...:sealed:
Jemand, der von seiner Seele verfolgt und gepeinigt wird, findet nur auf die eine Weise Ruhe. Ist Jenny so etwas wie ein Splitter seiner Seele? Ich werde einfach nicht schlau daraus :D, deshalb ... zur eigentlichen Korrektur:

Hr. Krämer,
Herr sieht schöner aus.

der einzige?“
Einzige

Er hatte nun wieder seinen ausdruckslosen Blick.
Diesen hört sich hier besser an.

waren ihren Socken stets schmutzig.
ihre

Ist auch schöner, wenn man es ausschreibt, okay?

Das wars auch schon! Unglaublich! :thumbsup: Du hast dich echt um einiges verbessert, auch wenn mir die Message noch nicht ganz klar wurde.

Mfg
Hacke

PS: Ich habe zwei Korrekturen, welche die Kommasetzung betrafen, rausgenommen. Da lag ich wohl falsch, wie mich Offshore belehrte. Sorry.

 

Hallo Hacke!

... hast du einen großen Fortschritt gemacht. Jedenfalls was diesen Punkt angeht.

Das ging natürlich runter wie Öl. :D

Trotzdem fand ich die zweite Erzählebene unnötig verkompliziert, denn plötzlich wird der Ich-Erzähler zu Herrn Krämer. Da solltest du dich für eine Erzählsituation entscheiden.

Wenn ich einen Einleitungssatz bringen würde, so wäre dieses Problem vielleicht gelöst. Aber eigentlich kann ich hier das Komplizierte nicht ganz nachvollziehen. Wichtig finde ich hier, dass der Krämer nicht zu persönlich wird. Er soll „unnahbar“ bleiben.

Die Geschichte lässt viele Deutungsmöglichkeiten zu. Ich betrachte das Thema Seele aus einer nicht mehr ganz üblichen Sichtweise heraus und habe, was ja naheliegend war, das Thema Psychiatrie benutzt, um dieses auch für Leser zu verpacken, die mit Assoziationen wie „Gottes Licht“ wenig anfangen können.
Die moderne Psychiatrie und Hirnforschung steht weit älteren Geisteswissenschaften, wie beispielsweise die des Sufismus, gegenüber. Meiner Meinung nach fehlt uns heutzutage dieses wichtige, über Jahrhunderte gewachsene Stück meisterlicher Erfahrung mit den Seelenwelten, wenn wir verstehen wollen, was wir überhaupt sind. Es gibt da durchaus ein sehr breiter Berührungspunkt, den man nicht unberücksichtigt lassen sollte. Wenn man mag.
Auch, da das partielle Wissen, die Schulmedizin, einem Wissen, dass aus weit erhabeneren Quellen entstammt, nicht das (universelle) Wasser reichen kann.
Unser Krämer versagt hier, da er nicht gelernt hat, einen anderen Weg einzuschlagen, es ging ihm ja vorher irgendwie gut, und mit seinem Problem alleine geblieben ist. Sein Suizid löst sein Problem in keinster Weise. Es ist nur als seine Kapitulation zu verstehen.
Die Jenny sollte seine noch verbliebene „Menschlichkeit“ zum Vorschein bringen. Außerdem zeigt sie die provozierende Unschuld eines Psychos, auch Narrenfreiheit genannt, was schon immer ein wichtiger, gesellschaftlicher Aspekt war.

Nochmals Danke für dein Lob!

Cybernator

 

Hallo Cyber,

mir sind beim Lesen Deiner Geschichte mehrere Probleme aufgefallen, die Du Dir genauer anschauen könntest. Ich finde, es steckt einiges an Potenzial in dem Text, aber er ist zu nachlässig gearbeitet.

Mach Dir bewusst, dass viele anspruchsvolle Leser sofort abschalten, wenn sie in den ersten Sätzen eine Häufung von stilistischen, grammatischen und orthografischen Fehlern sehen. Du erreichst dann einfach kein Publikum.

Ein paar Beispiele:

1) Kommasetzung in der wörtlichen Rede.

2. Beschreibender Dialog mit Sprechverben
Benutzt man, wenn man zusätzlich zum Dialog noch Informationen geben will oder mehr als zwei Personen miteinander reden.
"Was bist'n so sauer?", fragte Ben.
"Er ist weg!", rief Lisa erschrocken.
"Wie? Wer ist weg?", nuschelte Ben.
"Na der Autoschlüssel!", antwortete Lisa.
"Du bist wohl blind? Der liegt doch auf dem Tisch", schnappte Ben.
Ein beliebter Fehler, der an dieser Stelle gern gemacht wird, ist, das Komma am Ende zu vergessen. Zwischen der wörtlichen Rede und dieser Art von angeschlossenem Sprechverb steht immer ein Komma, auch nach Satzzeichen. Die Ausnahme sind Punkte, diese fallen gegebenenfalls weg. Wenn am Ende der wörtlichen Rede ein Punkt steht, muss danach ein neuer Satz anfangen, siehe 3.

3. Dialog mit beschreibenden Nachsätzen
Zuviele Sprechverben bremsen den Lesefluss und provozieren Wortwiederholungen. Deshalb sind Nachsätze die elegantere Variante.
"Was bist'n so sauer?" Ben blickte Lisa fragend an.
"Er ist weg!" Lisa stand ratlos im Wohnzimmer.
"Wie? Wer is weg?" Langsam wurde es Ben zuviel.
"Na der Autoschlüssel!" Lisa war kurz davor in Tränen aus zu brechen.
"Du bist wohl blind? Der liegt doch auf dem Tisch." Ben schüttelte missbiligend den Kopf.


2) Wortdopplungen

Krämers ausdrucksloser Gesichtsausdruck verhärtete sich.

Das ist ein grober Schnitzer. Achte darauf, gleiche und gleichklingende Worte nicht zu dicht hintereinander zu schreiben.

3) Die förmliche Anrede wird groß geschrieben:

„Sie sind in Sicherheit. Es kann ihnen nichts passieren. Haben ihn dann noch andere wahrgenommen?“

4) Vermeide Präposition-was Kombinationen

Guter Stil sollte der natürlichen Sprechweise nachempfunden sein, aber eben etwas sorgfältiger ausfallen. Hier hast Du ein gutes Beispiel:

„Ihre Seele war ausgehungert. Nach was hat er verlangt?“

Hier wäre besser: Wonach verlangte er? Oder gleich: Was verlangte er? Vermeide grundsätzlich diese Formulierungen:

in was (für eine Sitution sind wir geraten)
um was (handelt es sich hier)
auf was (will er hinaus)
nach was (sieht das hier aus)
bei was (für einer Gelegenheit hat er dich getroffen)

All diese Wendungen sind schrecklich. Finde dazu Alternativen.

5) Vorsicht bei Präposition-wo Kombinationen

Jenny ging zur Tür, wo das Feuerzeug an einer Schnur hing.

Auch hier gibt es ein stilistisches Problem. Formulierungen bei denen auf einen Raumverweis ein wo folgt, sind mit Vorsicht zu genießen.

in dem Zimmer, wo das Bett steht
in der Höhle, wo der Schatz vergraben lag
in der Stadt, wo sie aufgewachsen ist

Das ist alles – für mein Empfinden – schlimm. Bei "dort, wo" Kombinationen sollte man möglichst nach Alternativen suchen, auch wenn es Ausnahmen gibt.

6) Vermeide umständliche Formulierungen

Aber für mich wird es aushaltbar sein, mehr, als es in diesem Leib ist, dessen bin ich mir vollkommen sicher…

dessen klingt hier zu formal. Besser wäre …, da bin ich mir sicher.

Ihr habt sie nicht erkannt, die Seele, welche die Quelle unseres Leidens ist.

Dieser Satz ist stilistisch problematisch - welche klingt merkwürdig umständlich, aber man kann auch nicht schreiben: Ihr habt sie nicht erkannt, die Seele, die die Quelle unseres Leidens ist. Selbst, wenn man ein "die" weglässt, klingt es schräg: Ihr habt sie nicht erkannt, die Seele, die Quelle unseres Leidens ist. Also muss man das Ganze komplett umformulieren.

7) Text überarbeiten

Ein Hinweis zum Schluss. Es gibt keine erste gute Fassung eines Textes. Nimm Dir die Zeit jeden Text, den Du rausgibst gründlich zu überarbeiten. Dabei sind folgende Aspekte unbedingt zu prüfen:

Stimmen Rechtschreibung und Grammatik?
Stimmt die Stilistik, wurden alle (unbeabsichtigten) Wortdopplungen, Phrasen, klischeehaften Wendungen etc. eliminiert?
Ist der Text sinnvoll gegliedert worden?
Stimmen die Absätze?

Es ist klar, dass jeder Schreiber sich erst mal für das Inhaltliche interessiert. Aber das kann gar nicht zur Geltung kommen wenn die Basics nicht stimmen.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Schreiben!


Gruß Achillus

 

Hallo Achillus!

Vielen Dank für deine wertvollen Tips!
Ich bin leider so ein fauler Mensch. Mir ist seit einiger Zeit klar, dass ich mal ein Grammatikbuch in die Hand nehmen sollte.

Ich versuche die Geschichten fehlerfrei reinzustellen, aber für vieles bin ich einfach noch blind. Gerade bei den stilistischen Fehler gibt es noch viel zu lernen. Dazu bin ich ja hier.

Wunderbar, wenn man auf diesem Wege weitergeholfen bekommt.


Liebe Grüße,

Cybernator.

 

Hallo, Cybernator

„Es war an einem Nachmittag im Mai,
„Es war in Schöneberg im Monat Mai“, der Einstiegssatz ließ in mir sofort den Wittenbergplatz auftauchen. War aber wohl falsch. Aber durch welche Altstadt schlendern sie? Denn dann plötzlich das Berlinern?
Aber das nur eine Nebenbemerkung.
Der erste Teil berichtet eher nüchtern in Dialogform, dass sich eine Seele von dem „(nicht-mehr) Besitzer“ getrennt hat.
Sie bräuchte das Licht Gottes.
„Ich fragte ihn, wer er sei. Er sagte: 'Ich bin deine Seele. Du lässt mich verhungern'.“
„Ihre Seele war ausgehungert. Wonach verlangte er?“
„Gottes Licht.“
So steht überraschend eine christliche Seele vor den Augen des Lesers, eher atypisch für diese Zeit. Die Art der Vernachlässigung wird nicht klar. Der Prot. hat ein glückliches Leben, äußerlich gesehen. Ist er zu wenig in die Kirche gegangen? Hat er zu wenig Yoga gemacht? Zu viel Stress?
Hier fehlt leider die Auskunft beinahe total. So denke ich mir, dass diese Seele eigentlich keinen Grund zu klagen hat.

Im zweiten Teil geht es nur darum, dass Krämer eine Nagelschere gegen Zigaretten tauscht. Die Jenny bleibt trotz der Berliner Schnauze als Person nebulös. Warum besorgt sie sie ihm? Wegen der Zigaretten? Nur deshalb?

„Ick bin doch so ne Nette, hast du ne Zinebulos, eine Nebelkrähe“
Der nette Dialog mit dem Neuen (warum reagiert der so gereizt?) bringt für die Erkenntnis, warum Krämer Selbstmord macht, wenig.
Krämer? Von sich grämen? Oder Kramerladen?
Seeräuberjenny? Bernstein? Sind es sprechende Namen?
Im dritten Teil die Verachtung für die defizitären Erklärungen der Psychiatrie. Die Psychiatriekritik ist viel zu harmlos. Was hat Krämer denn erlebt?
Aber welche Erklärung hat Andreas? Was denkt er sich? Die Figur bleibt zu blass.
Aber: ein romantisches Thema: der Schatten, der Zwillingsbruder, das Alter Ego. Es liegt die ganze Schauerromantik in diesem Thema. Es ist ein lohnendes Thema, das modern bearbeitet viel Vergnügen machen könnte. Du hast es angepackt. Das ist gut. Weiter auf dem Weg mit mehr Klarheit und für jede Person ein paar Geschichten und Erlebnisse, so wünscht es sich
herzlichst
Wilhelm.

 

Guten Morgen, Wilhelm!

Vielen Dank für deine Besfassung mit dem Text und deine wertvollen Eindrücke!

Die Art der Vernachlässigung wird nicht klar. Der Prot. hat ein glückliches Leben, äußerlich gesehen. Ist er zu wenig in die Kirche gegangen? Hat er zu wenig Yoga gemacht? Zu viel Stress?
Hier fehlt leider die Auskunft beinahe total. So denke ich mir, dass diese Seele eigentlich keinen Grund zu klagen hat.

Du hast recht, darüber sollte er noch ein paar Sätze verlieren.

Im zweiten Teil geht es nur darum, dass Krämer eine Nagelschere gegen Zigaretten tauscht. Die Jenny bleibt trotz der Berliner Schnauze als Person nebulös. Warum besorgt sie sie ihm? Wegen der Zigaretten? Nur deshalb?

Nein, sie ist ja auch eine gute Freundin ... Und das nebulöse gehört zu so einer Person. Da kann kein Mensch wirklich durchsteigen.

Krämer? Von sich grämen? Oder Kramerladen?
Seeräuberjenny? Bernstein? Sind es sprechende Namen?

Auf jeden Fall.

Die Psychiatriekritik ist viel zu harmlos. Was hat Krämer denn erlebt?
Aber welche Erklärung hat Andreas? Was denkt er sich? Die Figur bleibt zu blass.

Es ging ja darum, dass ihm die Schulmedizin nicht helfen konnte. Das sollte aber nicht heißen, dass sie gar keinen Wert hat. In seinem speziellen Fall, war sie eben nutzlos. Aber vielleicht kann ich das noch deutlicher rüberbringen. So lange bleibt er wohl noch blass.

Liebe Grüße und einen sonnigen Tag
wünscht
Cybernator

 

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