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Kornblumaugen

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29.06.2011
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Kornblumaugen

Als er unter den goldschimmernden Fenstern des Sommerabends nach Hause ging, versuchte er im Rückblick herauszufinden, wie dieser Tag so aus dem Ruder laufen konnte.
Er war also bei Lena, die er erst ein paar Mal getroffen hatte, nach Hause eingeladen worden. Gegen Mittag fuhr er mit der Tram in eines dieser Viertel, in denen das Wetter immer ein bisschen besser zu sein scheint. Die Haltestellen heissen “Lindenhof“ statt „Krummenacker“ und sind nicht mit „jonas du hurensohn“ verschmiert. Sollte sich trotzdem mal einer als Künstler versuchen, wird sein Werk eiligst vom städtischen Betriebswerk weggewaschen, denn die Leute regen sich leicht auf hier.
Mit einem mulmigen Gefühl ob all der Gepützeltheit und Ordnung, läutete er wenige Minuten später an einer weissgestrichenen Türe mit goldenem Handknauf. Er wartete keine zwei Augenblicke, bis sie ihm die Türe öffnete. Atemlos begrüsste sie ihn mit einem nervösen Lächeln. Sie sah blendend aus in ihrem blauen Kleid, dessen rechter Träger ein bisschen über ihre Schulter gerutscht war. Sonst war alles perfekt; der Anhänger mit dem blauen Stein auf ihrer gebräunten Haut, ihr braunes, dichtes Haar, das sie sorgsam nach links genommen hatte. Ihr Blick schweifte an ihm herunter. Ihm fiel ein, dass er morgens noch seine Schuhe putzen wollte, doch nun war es zu spät. Er lächelte verlegen. Sie lächelte zurück und nahm seine Hand.

„Ah, da ist er ja, unser Herr Doktor!“ Ein grossgewachsener Mann mit kurzgeschorenen, grauen Haaren reichte ihm die Hand. „Also, eigentlich nur Medizinstudent-", wollte er schüchtern einwerfen, doch Lenas Mutter schnitt ihm lachend das Wort ab: "na, dann werden Sie wohl hoffentlich bald ein Arzt sein, oder nicht? Wir wollten immer schon einen Arzt in der Familie haben, wissen Sie.“
Der Tisch war mit einem blendend weissen Tischtuch gedeckt, das Besteck glänzte silbern.
„Mein junger Freund! Wissen Sie, wir essen heute zu Ihren Ehren unser Traditionsgericht! Unsere Familie isst es schon seit Generationen zu besonderen Anlässen! Ein Rindskopf, blutig gebraten. Haha, Sie rollen nun die Augen, aber es ist ganz vorzüglich, sag ich Ihnen! Vor allem der Hals, der auf jeden Fall dran sein muss.“
In der Tat kamen gleich darauf Lena und ihre Mutter mit einem riesigen silbernen Tablett herein, auf dem ein Rindskopf balancierte. Es sah fürchterlich aus, die Augen weit aufgerissen, hing dem armen Tier die Zunge fast bis zu dem mit Blut getränkten Tablettboden.
„Oh, exzellent meine Damen, das nenne ich Kochkunst! Na, haben Sie schon mal ein saftigeres Stück Fleisch gesehen? Haute Cuisine!“
Lenas Vater stand auf und nahm das ihm dargereichte, säbellange Fleischmesser entgegen. Er prüfte es mit strengem Blick und stach dann mit wilder Entschlossenheit in die Mitte der Rinderschädels. Sogleich fing das Hirn an rauszuquellen und vermischte sich mit dem Blut am Boden des Tabletts.
„Herr Doktor! Ich gebe Ihnen ein besonders delikates Stück: Hinterkopf mit Nacken. Nur für ganz besondere Gäste, sag ich Ihnen! Aber passen Sie ja auf, dass das Tischtuch sauber bleibt!
Wissen Sie, wir wollen bei der Gelegenheit auch schauen, ob Sie Manieren haben. An der Tischetikette sieht man den ganzen Charakter, sag ich immer, und wir wollen für unsere Lena doch nur das Beste! Nicht wahr, meine Süsse?“
Lena lächelte und hob ihr Glas hoch. Durch das klare Kristall blitzten ihre Kornblumaugen. Das Farbspiel mit dem Licht machten sie noch schöner.
„Auf eine blendende Zukunft der jungen Generation“, kam ihr der Vater zuvor.

Als alle ihr Stück Fleisch hatten, ging man ans Werk. Er schaute hilflos in die Runde, doch keiner nahm Notiz davon. Sie waren konzentriert damit beschäftigt, mit gekonnter Technik Fleischstreifen vom Schädelknochen zu entfernen, diese dann ins Blut zu tunken und mit genüsslicher Miene zu kosten.
Der Nacken schien einfacher mundgerecht zubereitbar zu sein. Er versuchte die Gabel ins Fleisch zu stecken, sie glitt ab, vermutlich ein Wirbel.
Erstaunt darüber, wollte er die Gabel mit grösserer Kraft reinstossen, wobei das Malheur passierte: In grossem Bogen, gleich einer Fontäne, spritzte Blut über den Tellerrand aufs blütenweisse Tischtuch —
Er wollte ein „Nein“ ausstossen, doch nichts kam raus. Alle starrten auf den roten Fleck vor ihnen, “aber … was machen sie bloss, sind Sie denn wahnsinnig?!“
„Ich wollte das nicht ...“
„ Sie wollten das nicht? Sind Sie völlig übergeschnappt? Was sind denn Sie für einer? Ein Bauerntölpel! ein Taugenichts! Ich dachte ja schon, dass da was faul ist, nur schon diese verfleckten Schuhe!“
Lena schwieg. Aus ihrem linken Mundwinkel lief Blut runter. Sie hatte die eine Gesichtshälfte bekommen, die ihn nun vom Tellerrand entsetzt anstarrte.
„Ich bitte sie, das lässt sich doch auswaschen!“
„Auswaschen? Meinst du, es geht mir um das scheiss Tischtuch? Ich werde deinen Flecken nicht auswaschen, ich werde das verdammte Tuch verbrennen, verstehst du?“
Wieder blieb er stumm, Seine Kehle war wie zugeschnürt, er wollte sich wehren, sich nicht so behandeln lassen, doch sein Körper liess ihn im Stich.
“Na, stehen sie mal auf junger Mann.“
„Warum?“
Los, los, ich habe nicht ewig Zeit!“
Er gehorchte mit zitternden Beinen.
„Ziehen Sie sich aus!“
„Wie bitte…?“
„Ziehen Sie sich aus!“
Er lächelte ungläubig, das konnte doch nicht sein Ernst sein. Er kam sich vor wie auf der Anklagebank; entsetzte Augen, die nun endlich wissen wollen, wen sie vor sich haben.
„Na gut…“ Er knöpfte sein Hemd auf, zog sein Unterhemd aus.
„Die Hosen auch!“
„Ich bitte Sie, was wollen Sie denn sehen?“
Der Vater nahm sein Fleischmesser in die Hand und liess es in seiner Handfläche drehen.
„Na los, mach schon, rumheulen bringt jetzt nichts.“
Als er seine Hosen ausgezogen hatte, trat der Vater an ihn heran und rupfte ihm mit einem Ruck auch noch seine Unterhosen runter.
„Na, nicht rasiert! War doch klar. Lena, weißt du, was sich hier unten alles ansiedeln kann? Der reinste Urwald, ekelhaft ist dies, nicht anzusehen!“
Er hatte die Unterhosen reflexartig wieder hochgezogen und war zurückgewichen. Die ganze Situation schien wie erstarrt, niemand traute sich mehr zu atmen, er selbst starrte auf den Vater mit dem langen Messer.
„Ja, Sie können sich wieder ankleiden, wir haben genug gesehen.“ Scheinbar resigniert warf der Vater den Säbel in eine Ecke und setze sich erschöpft auf seinen Stuhl.

Wie er die Hosen zuknöpfte, stieg endlich Wut in ihm hoch. Seine Kehle öffnete sich, er spürte das Herz wieder schlagen und Tränen stiegen in seine Augen.
Jetzt richtig laut rumbrüllen, Lena den Stierkopf ins Gesicht drücken und dem Faltenonkel das dumme Kristall um die Ohren hauen, das müsste man jetzt tun.
Er atmete tief durch und nahm das Glas in die Hand.
„Meine Damen und Herren, ich bin sicher, Sie werden eine blendende Zukunft haben!“

Das Glas glänzte klar in der Abendsonne. Vielleicht hätte er sich doch zurückhalten sollen am Schluss, doch nichtsdestotrotz fühlte er sich nun ungemein erleichtert.

 

Hey paleo,

und Willkommen bei KG.de!

Mir gefällt Dein Einstieg hier. Zwar mit Abstrichen (kleinen), aber ich hatte meine Freude dran. Die ist so schön - irre :).

Stilistisch könnte man noch feilen, der Verlauf des wahnsinnigen Vaters ging mir persönlich zu schnell, zwischen Blut auf der Tischdecke und Hosen runterziehen - da fehlt ein Teil - da könnte noch gut eine absurde Handlung des Mittelmaßes dazwischen und das Ende befriedigt mich nicht. Er hat ein Kristallglas in der Hand und dann geht er befriedigt nach Hause, dazwischen liegen zu viele Möglichkeiten und ich mag mir keine aussuchen. Da wäre ein weiterer Hinweis, auf das, was da nun genau passiert ist sehr schön. Was ich nicht kaufe, ist ein ende, in dem er alle mit dem Kristallglas erledigt hat. Da liegen ja noch weitere Waffen auf dem Tisch, die sind zu dritt - also, dass kaufe ich nicht. Die könnten sich wehren.

Aber im Detail:

Als er unter den goldschimmernden Fenstern des Sommerabends nach Hause ging, versuchte er im Rückblick herauszufinden, wie dieser Tag so aus dem Ruder laufen konnte.

Mmmh. Der Satz klingt wie so ein vorgegebener aus so Schreibeaufgaben. Schreiben sie zu diesem Satz eine Geschichte! Der will mir nicht gefallen. Ich frag mich auch, ob es wichtig ist, mit einer Rückblende in die Geschichte einzusteigen. Oder ob man nicht mit der Fahrt zu Lena einsteigen könnte. Aber das ist Geschmackssache.

Gegen Mittag fuhr er mit dem Tram in eines dieser Viertel, in denen das Wetter immer ein bisschen besser zu sein scheint.

der Tram

Das Stadtviertel finde ich schön beschrieben. Mit dem Wetter und den Namen und den Wartehäuschen ohne Kritzeleien.

Sollte sich trotzdem mal einer als Künstler versuchen, wird sein Werk eiligst vom städtischen Betriebswerk weggewaschen, denn die Leute regen sich leicht auf hier.

Würde ich rausnehmen. Erklärt sich durch den vorangegangenen Satz von alleine. Der kommt so - oberlehrerhaft rüber und eigentlich braucht der Leser den auch nicht, um dem Geschehen folgen zu können.

Er wartete keine zwei AugenblickeKomma bis sie ihm die Türe öffnete.

Sie hatte offensichtlich schon auf ihn gewartet und begrüsste ihn in einer nervös-atemlosen Art, die ihn ein wenig befremdete.

Satzanfang mit "Sie" kann man in diesem Fall gut vermeiden. Das sie des letzten Satzes wirkt noch so nach ...
Offensichtlich hatte sie auf ihn gewartet. Nervös-atemlose begrüsste sie ihn, ...
Dieses nervös-atemlos, was genau soll ich mir darunter vorstellen, dass es ihn befremdet? Da könntest Du noch etwas genauer werden und die nervös-atemlose als Handlung zeigen, so dass der Leser selbst diese "Art" spürt, statt sie als gegeben hinzunehmen.

Ihm fiel ein, dass er morgens noch seine Schuhe putzen wollte, doch nun war es zu spät.

sehr schön

... doch Lenas Mutter schnitt ihm lachend das Wort ab:LEERZEICHEN“KEIN LEERZEICHENna, dann werden sie wohl hoffentlich bald ein Arzt sein, oder nicht? Wir wollten immer schon einen Arzt in der Familie haben, wissen Sie.“

Durch das klare Kristall blitzten ihre Kornblumaugen. Noch nie hatte er solch schöne Augen gesehen.

Soll das so mit dem unvollständigen Wort? Kornblumaugen statt Korblumenaugen?
Und der zweite Satz ist eine verbrauchte Floskel. Das geht sicher auch etwas kreativer ;).

Sie waren schon konzentriert damit beschäftigt, mit gekonnter Technik Fleischstreifen vom Schädelknochen zu entfernen, diese dann ins Blut zu tunken und mit genüsslicher Miene zu kosten.

Schöner Satz, nur das "schon" ist so ein Füllwort, das niemand braucht und daher entbehrlich ist.

Der Nacken schien einfacher mundgerecht zubereitbar zu sein. Er versuchte die Gabel ins Fleisch zu stecken, doch sie glitt ab, vermutlich ein Wirbel.

dito für doch

Erstaunt darüber, wollte er die Gabel mit grösserer Kraft reinstossen, wobei das Malheur passierte: In grossem Bogen, gleich einer Fontäne, spritzte Blut über den Tellerrand aufs blütenweisse Tischtuch —

Erzähl doch nicht vorher, was gleich passiert.
Mit mehr Kraft stieß er die Gabel ins Fleisch. In großem Bogen ...
“aberLEERZEICHEN… was machen sie bloss, sind Sie denn wahnsinnig?!“

„Ich wollte das nichtLEERZEICHEN..DREI PUNKTE“

„KEIN LEERZEICHEN Sie WOLLTEN das nicht? Sind Sie völlig übergeschnappt? Was sind denn Sie für einer? Ein Bauerntölpel! GROß-ein Taugenichts! Ich dachte ja schon, dass da was faul ist, nur schon diese verfleckten Schuhe!“

Die Schuhe hier zu erwähnen ist super! Aber Wörter groß in Texten, damit sollte man sehr sparsam umgehen. Hat sonst so einen Comictouch. Der Leser weiß es schon zu betonen ;).

Lena schwieg. Aus ihrem linken Mundwinkel lief Blut runter.

Mag ich, kauf ich.

Sie hatte die eine Gesichtshälfte bekommen, die ihn nun vom Tellerrand entsetzt anstarrte.

Das finde ich ein bisschen kompliziert gestrickt. Da muss man als Leser erst mal aus den Text und sich den zurechtbasteln. Ich weiß auch nicht, ob man das direkter formulieren sollte. Nicht so elegant drumrum.

Wieder blieb er stumm, KLEIN-Seine Kehle war wie zugeschnürt, er wollte sich wehren, sich nicht so behandeln lassen, doch sein Körper liess ihn im Stich.

Auch so ein Erklärdings. Besagt ja das Wort - wollte schon. Könnte man gut ...

„LOS, LOS, ich habe nicht ewig Zeit!“

Wieder dieses Comicdings

„KEIN LEERZEICHEN Die Hosen auch!“

Ja wie gesagt, das geht mir zu fix. Außerdem passen hier Denken und Handeln des Prots nicht zueinander. Er verhält sich eingeschüchtert, passiv, denkt aber aktiv, Widerstandleistend.

„Ich bitte Sie, was wollen Sie denn sehen?“

Eine andere Geste bitte, als Zeichen des letzten Aufstandes. Oder aber noch mal Lena, die ihn stumm auffordert, den Anweisungen des Vaters einfach Folge zu leisten. Damit er Ruhe gibt. Die Motivation, warum er es doch tut, obwohl er nicht will, die bleibt hier unklar.

Jetzt richtig laut rumbrüllen, Lena den Stierkopf ins Gesicht drücken und dem Faltenonkel seinen dummen Kristall um die Ohren hauen, das müsste man jetzt tun.

und dem Faltenonkel das dumme Kristall

Er atmete tief durch und nahm das kristallene Glas in die Hand.

Kristall hatten wir gerade. Einfach Glas und der Leser weiß, dass es aus Kristall ist.

Und der Schluss, naja, siehe oben.

Sehr feine Geschichte. Also, so inhaltlich mag ich sie gern. Auch die Personen kommen gut rüber. Obwohl Du sehr sparsam bist, sie zu beschreiben. Aber die erklären sich von selbst, aus ihrem Handeln heraus und das muss man erst mal erreichen. Außer an der einen Stelle, wo ich den Jungen nicht verstehe.

Na dann, viel Freude Dir hier. Lies und kommentiere selbst auch, sonst hast Du hier nur den halben Spaß ;).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo paleo

Und Willkommen im Forum!

Also solch eine Geschichte hab ich jetzt in dieser Rubrik nicht erwartet, damit hast du mich überrascht :).

Was mir an der Geschichte gefällt, ist das Thema, das du konsequent sowohl inhaltlich als auch stilistisch durchziehst: Es geht um Fassaden und was dahinter liegt. Aussen haben wir das saubere Stadtviertel, die graffitilose, heile Welt, doch wenn man in das Leben der Familien (= hinter die Fassade) schaut, offenbaren sich nicht vermutete Abgründe. Auch der Stil geht in diese Richtung: Vordergründig sehr ruhig erzählt, so als schilderst du ein ganz normales Mittagessen - dabei ist die Szene höchst bizarr. Ich finde, das passt gut zusammen.

Als er unter den goldschimmernden Fenstern des Sommerabends nach Hause ging, versuchte er im Rückblick herauszufinden, wie dieser Tag so aus dem Ruder laufen konnte.

Das finde ich im Kontext der Geschichte einen interessanten Einstieg. Witzig ist ja, dass es nicht die Speise war, die diesen Tag aus dem Ruder hat laufen lassen, sondern der Blutfleck.
Mir gefällt die Idee, die Gewohnheiten und Regeln der "Reichen und Vornehmen" durch die Beschreibung des Essens derart zu überzeichnen und so auf das Unbehagen der "einfacheren Leute" (und so sehe ich den Prot. trotz Medizin-Studium) hinzuweisen, wenn sie mit diesen Regeln konfrontiert werden. Das geht schon mit einfachen Knigge-Regeln los, die man als Normalsterblicher vielleicht nicht immer drauf hat und sich dann in vornehmeren Gesellschaften schnell blamieren kann - hier ist es eben die Unfähigkeit, die Gabel in den Nacken eines Rinderkopfes zu stecken (was der Knigge wohl dazu zu sagen hat ...?)

Also ich kann mich mit dem Thema der Geschichte durchaus anfreunden. Negativ anmerken muss ich, wie Fliege, das Ende: Was passiert da? Schon die Tatsache, dass er sich komplett entkleiden muss, verstehe ich nicht mehr ganz. Da wirds mir einen Tick zu bizarr, das kann ich nicht mehr richtig einordnen. Und der Schluss, ja, man kann nur spekulieren: Hat er sie alle umgebracht? Oder bei was hätte er sich "zurückhalten" sollen? Aber auch das passt nicht mehr so recht in den Kontext der Geschichte, finde ich.

Auch würde ich den Kerl nicht unbedingt Medizin studieren lassen - ich weiß, es studieren nicht nur Leute aus der oberen Gesellschaftsschicht Medizin, aber die Assoziation ist da, und so wie ich dich verstehe, geht es hier ja um gesellschaftliche Gegensätze.

Ja, also Fazit: Schöne Geschichte, hat Spaß gemacht, nur das Ende, das will sich mir nicht so wirklich erschliessen.

Kommen wir nun zum weniger erfreulichen Thema: Die Rechtschreibung. Da musst du dringend nochmal drüber. Fliege hat ja schon viele Dinge angemerkt, ich will jetzt gar nicht groß auf die Details eingehen, schau doch die Geschichte unter folgenden Aspekten nochmal an:

- "Sie" und "Ihnen" als Anrede groß schreiben
- Hinter einem Komma, Punkt, Ausrufezeichen etc. kommt ein Leerzeichen, davor nicht.
- Am Satzanfang konsequent groß schreiben, auch wenn eine direkte Rede eingeleitet wird.
- Auf Wörter komplett in Großbuchstaben verzichten und stattdessen bspw. kursiv schreiben.

Bin gespannt auf weitere Geschichten von dir!

Viele Grüße.

 

Hey ihr beiden,
danke vielmals für eure konstruktive Kritik!
Ja, der Schluss...Ich wollte ihn halt offenlassen, dem Leser die Möglichkeit geben, ihn sich selber auszufüllen. Es ist ja eine Geschichte, die ins Symbolische, Geheimnisvolle neigt. Da passt ein offenes Ende eigentlich, finde ich. Werde aber versuchen, ein bisschen "Fleisch" anzuhängen, damit sich der Leser nicht so verloren vorkommt am Ende.

Auf jeden Fall, danke fürs Kommentieren:)

beste grüsse

 

Hallo paleo,

mir hats auch gefallen. Wie du diese Fassaden beschreibst, das ist schon toll, der Stil ist ganz trocken, wie auch die Familie trocken ist, aber dahinter ist Blut und rohes Fleisch. Barbaren mit Silberbesteck, schön!

Dass er sich ausziehen muss, finde ich auch schräg, aber es passt schon rein. Die Situation könnte aber noch subtiler sein, das würde sich besser einfügen. Allerdings weiß ich nicht, wie, vielleicht fällt dir was ein.

Das Ende, naja. Ich war nicht zufrieden damit. Im ersten Satz ist er unzufrieden und überlegt, und im letzten Satz (der ja zeitlich davor passiert), ist er zufrieden oder zumindest erleichtert.

Bis bald und noch viel Spaß hier!

yours

 

Hallo paleo und auch von mir herzlich willkommen in der lustigen Gesellschaft von KG.de ;)

Klasse Einstand, kann man nicht meckern. Prima Gesellschaftsstudie zu "Bring ihn doch mal mit, deinen neuen Freund."

Einzig mit dem Loop (- Vorschau/Rückblende/Auflösung -) bin ich ähnlich, wie yours truly, etwas unzufrieden. Ich habe erst im zweiten Anlauf erkannt, dass zum Ende hin mit Glas nicht die Fensterscheiben gemeint sind, sondern dass dein Prot immer noch das Glas in Händen hält, mit dem er zum Schluss die Runde aufgemischt hatte.
Und der letzte Satz sollte zeitlich wohl kurz auf den Eingangssatz folgen. Also das würde ich noch mal überarbeiten, damit die Abrechnung des Protagonist mit dem Establishment besser hervortritt.

Aber sonst, Chapeau, du hast meinen Nerv getroffen.

Liebe Grüsse,
dot

 

Hallo Paleo,

Als er unter den goldschimmernden Fenstern des Sommerabends nach Hause ging, versuchte er im Rückblick herauszufinden, wie dieser Tag so aus dem Ruder laufen konnte.

Warum gibst du ihm denn keinen Namen? Fände ich besser, persönlicher.

Und außerdem: warum beginnst du mit dem Schluss? So wird die Story als Rückblende erzählt. Macht hier keinen Sinn, finde ich.

Man könnte doch einfach anfangen mit: Tilo war bei Lena, die er erst ein paar Mal getroffen hatte, zum Essen eingeladen. Er führ mit dem Tram in eines dieser Viertel...

Fände ich besser, auch gar kein schlechter Anfang. Junge wird von Mädchen zum Essen eingeladen, da liest man weiter.

Gegen Mittag fuhr er mit der Tram in eines dieser Viertel, in denen das Wetter immer ein bisschen besser zu sein scheint. Die Haltestellen heissen “Lindenhof“ statt „Krummenacker“ und sind nicht mit „jonas du hurensohn“ verschmiert. Sollte sich trotzdem mal einer als Künstler versuchen, wird sein Werk eiligst vom städtischen Betriebswerk weggewaschen, denn die Leute regen sich leicht auf hier.

Muss glaub alles im Präteritum stehen, das finde ich komisch im Präsens. Auch wenn du jetzt sagst: Aber so sind diese Viertel noch immer ... das ist einfach die Erzählzeit, wenn man das im Präteritum liest, denkt man nicht, diese Viertel gibt es nicht mehr.

„Na, nicht rasiert! War doch klar. Lena, weißt du, was sich hier unten alles ansiedeln kann? Der reinste Urwald, ekelhaft ist dies, nicht anzusehen!“

Das find ich echt gut, hab ich nicht damit gerechnet.

Also du treibst das schön auf die Spitze, das gefällt mir, auch mit dem Blut, als es auf die Tischdecke spritzt, die Katastrophe, die das darstellt, obwohl das Blut ihnen doch aus den Mundwinkeln rinnt ... cool. Das ist symbolisch für die Scheinheiligkeit und Heuchlerei, die "vornehme" Menschen eigentlich stets umgibt.

Das Ende wirkt ein bisschen so, als seien dir da die Ideen ausgegangen. Wenn da nichts kommt, würde ich es einfach kürzen.

Das Glas glänzte klar in der Abendsonne. Vielleicht hätte er sich doch zurückhalten sollen am Schluss, doch nichtsdestotrotz fühlte er sich nun ungemein erleichtert.

Das würde ich einfach streichen, und es dann mit dem hier enden lassen:

„Meine Damen und Herren, ich bin sicher, Sie werden eine blendende Zukunft haben!“

Dann hat man ein offenes Ende mit einem Ausrufezeichen, und man kann sich was Cooles ausdenken... So wie du es jetzt hast, ist es ein pseudooffenes Ende. Etwas ist passiert, und der Erzähler weiß es, aber er sagt's dir nicht, sondern guckt sich ein Glas oder so ..

Gern gelesen.

MfG,

JuJu

 

Hallo Paleo!

Das geht ja schon mehr ins Satirische, deine Geschichte. Alles schön auf ide Spitze getrieben, übertrieben und überdeutlich gemacht. Teilweise finde ich es sogar zu Klischeehaft. Da meint man einen unterdrückten Hass zu spüren.
Ich habe nichts gegen pervertiert udn auf die Spitze getrieben, aber wenn ich das Gefühl habe, das wird nur gemacht, um sich über was auszukotzen, und dann verzerrt dargestellt wird, finde ich das nicht mehr so sympathisch.

Aber passen Sie ja auf, dass das Tischtuch sauber bleibt!
Das ist zum Beispiel so ein Satz, da schreit mich die Funktion so laut an, dass ich sie leiser stellen will.

Das Farbspiel mit dem Licht machten sie noch schöner.
Das Farbspiel mit dem Licht machte sie noch schöner.

mit grösserer Kraft reinstossen
Mal ne Frage: Das sind eigentlich Sachen, die man mit "ß" schreibt: "größerer", "reinstoßen". Machst du das aus Prinzip mit "ss" oder fehlts einfach auf deiner Tastatur?

Ich werde deinen Flecken nicht auswaschen, ich werde das verdammte Tuch verbrennen, verstehst du?
Ach, das ist wirklich witzig. Deshlab ist ihm auch so wichtig, wer Flecken auf seiner Tochter macht - weils hinterher verbrannt wird. ;)

„Ich bitte Sie, was wollen Sie denn sehen?“
Das "ich bitte Sie" vom Prot erscheint mir irgendwie deplaziert. Würde der echt so reden in dem Moment?

Wie du die Sachen beschreibst, könnte mir gefallen, aber der Inhalt war nicht mein Ding, wie schon beschrieben. Auch, weils zu einseitig war. Die bösen Pinkel, und der gute Normalo.
Denk mal drüber nach, das vielleicht eher in Satire, als Gesellschaft zu tun.

Grüße: Timo

 

Hallo Paleo,

auch ich heiße dich willkommen. Guter Einstand dieser Text. Möchte meine Vorkritiker nicht wiederkäuen ( :hmm: :D ), nur eines ergänzen: Der Übergang von dem Blutfleck zur Sackbegutachtung finde ich nicht glaubwürdig, will sagen, beliebig. Genauso hätte der Vater ihm auch sagen können, er solle ne Gans mimen, oder was weiß ich. Dass er sich so ohne Gegenwehr die Hose runterziehen lässt, hat mich zumal gewundert. Wenn der Vater so auf Knigge wertlegt, ist es nicht sehr konsequent, ihn so offen grenzüberschreitend handeln zu lassen.

Alles in allem wirkt es, als hättest du selbst nicht recht gewusst, wie die Geschichte nach dem Blutfleck weitergehen sollte und keine Geduld mehr mit ihr gehabt. Sie brachial zu einem auf Teufelkommraus unerwarteten Ende zu führen ist in meinen Augen leider nichts, dessen du dich rühmen kannst. ;) Denk mal über bessere Alternativen nach.


Viele Grüße,
-- floritiv

 

Hallo paleo

Böse Ironie auf die kleinbürgerliche Gesellschaft, die du da auftischtest. Ob es darüber hinaus allenfalls noch Weiteres thematisieren sollte, konnte ich aus der Handlung und den Dialogen nicht erkennen.

Es war mir amüsant zu lesen. Da es über diesen Biss hinaus jedoch keine sich mir erschliessende Tiefe einblendete, ohne Nachhaltigkeit. Beinah etwas schade, da es mir gut abgefasst scheint. Aber vielleicht sahst du darin einfach eine kleine Schreibübung.

„Ich bitte sie, das lässt sich doch auswaschen!“

Sie

Gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Yours truly und Dotslash,
danke Euch beiden zuerst einmal für Eure Kritik!

Einzig mit dem Loop (- Vorschau/Rückblende/Auflösung -) bin ich ähnlich, wie yours truly, etwas unzufrieden. Ich habe erst im zweiten Anlauf erkannt, dass zum Ende hin mit Glas nicht die Fensterscheiben gemeint sind, sondern dass dein Prot immer noch das Glas in Händen hält, mit dem er zum Schluss die Runde aufgemischt hatte.

Ich finde den Einstieg mit dem Rückblick eigentlich immer noch gut. Ich weiss, es ist unüblich in Kurzgeschichten so zu beginnen, aber es packt den Leser, man will erfahren, wie es so weit gekommen ist...
Aber klar, ich gebe am Schluss zu wenig Informationen. Fast alle Leser sind verwirrt. Ich werde versuchen, das klarer zu gestalten.

Maria,

aber ehrlich gesagt, kommt mir das total Falsch vor, dass der Typ sich von dem Messer dermaßen einschüchtern lässt, dass er sich freiwillig die Hose aussieht. Nein, er ist ein Mann, sogar wenn er eine Frau wäre, etwas bisschen stolz muss doch da sein, der ihn davor hindert, die Hose auszuziehen. Nein, das kommt mir echt falsch vor und allein ab diesem Punkt wollte ich die KG nicht mehr lesen.

Klar ist es extrem. Die ganze Geschichte hat ja aber schon eine Note eines Traums. So eine verstärkte Realität, wo Dinge geschehen können, die im Alltäglichen nicht passieren, aber darum nicht weniger wahr oder aussagekräftig sind. Ich habe die Geschichte ganz bewusst in der Art geschrieben. Wenn dir dieser Stil per se nicht passt, kannst du der KG natürlich nur wenig Gutes abgewinnen...

Juju,
ich werde deine Ideen für den Schluss im Kopf behalten. Weiss noch nicht, wie ichs machen werde, hab im Moment einfach zu viel um die Ohren. Aber danke! :)

Timo,

Mal ne Frage: Das sind eigentlich Sachen, die man mit "ß" schreibt: "größerer", "reinstoßen". Machst du das aus Prinzip mit "ss" oder fehlts einfach auf deiner Tastatur?
In der Schweiz haben wir nur "ss", hoffe du verstehst meine Texte trotzdem ;)
Die Geschichte hat satirische Elemente ja, aber der Fokus ist meiner Meinung nach zu wenig auf dem zu Kritisierenden (du meinst wohl die Familie, Oberschicht und so) Sie ist nur ein Teil der Geschichte. Ich finde die KG besser in "Gesellschaft" angesiedelt. Aber danke trotzdem, hat mich zum Denken angeregt.

floritiv,
ja, das Ende ist ein bisschen erzwungen. Ich werde demnächst ein bisschen daran herumwerkeln und hoffen, dass es dir danach besser gefällt ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo paleo,

ich muss sagen, mir hat deine Geschichte nicht so zugesagt - eklig. Wäre m.E. besser bei Horror oder Satiere aufgehoben. Obwohl der Aspekt, vornehme Familie, blitzsaubere Fassade aber dahinter pfui, sehr gut zu Gesellschaft passt. Aber ich bin zugegemener Maßen etwas konservativ und viel Blut mag ich gar nicht. Wie gesagt, nur mein Geschmack.
Was ich auch nicht so verstehe ist, dass er nicht beim Anblick des blutigen Rindskopfes Reißaus nahm oder zumindestens sich die Ausrede "Sorry, ich bin Vegetarier" hat einfallen lassen.
Den Anfang mit dem Rückblick finde ich vollkommen okay, und würde das auch nicht ändern!

Gruß
Leia4e

 

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