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28.12.2012
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Es war nun 1 Jahr her, dass Kevin bei dem Unfall ums Leben kam. Ein langes Jahr.
Mir und meiner Familie war dieser eine, schreckliche Tag nie aus der Erinnerung gewichen. Wie auch?
Es war ein ganz gewöhnlicher Abend mit dem üblichen Fernsehprogramm.
Bis dieser Anruf kam. Das Bild meiner Mutter, wie sie zusammengesackt auf dem Fußboden saß, das Telefon fest mit ihrer Hand umklammernd hatte sich so tief in mich hinein gefressen, dass ich es nicht mehr abschütteln konnte. Wie gerne hätte ich doch. Doch ich erinnerte mich an alles. Ich erinnerte mich an das Gefühl, das schrecklichste Gefühl in meinem Leben. Es war als würde meine Kehle zugeschnürt werden. Nach Luft schnappend, versuchte ich zu denken. Klar zu denken. Aber meine Gedanken wie auch meine Sicht waren vernebelt. Da war nichts mehr. Keine Vergangenheit, keine Zukunft. Für diesen Augenblick gab es nur die schreckliche Gegenwart. Nie endend.
Die ersten Tage nach Kevins Tod waren die schlimmsten. Unser Leben war nur noch eine Schleife der gleichen, melancholischen Abläufe. Tag für Tag. Wie ein Film auf Dauerschleife. Phasen des Nichts-Fühlens, Nichts-Sagens, Nichts-Denkens, unterbrochen von der Trauer die uns immer wieder einholte.
30 Leute hatten sich bei uns gemeldet und ihre Trauer überbracht. 30 Leute haben wir abgewiesen.
Ich denke meine Mutter hat es am schwersten getroffen. Falls sich die Trauer um Kevin überhaupt hätte messen lassen können.
Damit ich nichts mitbekam weinte sie draußen, in einer versteckten Ecke...
Ich bekam es mit. Jeden Tag. Und immer wenn ich ein Stück weiter war, es mir ein Stück besser ging brach der mentale Boden, den ich mir mühsam aufgebaut hatte, erneut wieder unter mir zusammen. Irgendwann war alles, was ich noch tat , auf den Tag, an dem alles vorbei sein würde zu warten.
Man sagt ja Zeit heilt alle Wunden. Aber wie viel Zeit braucht man? 1 Jahr? 10 Jahre? Oder ist ein ganzes Leben nicht genug? Ich sollte bald erfahren, dass die Wunde die Kevin hinterlassen hatte, bei meinen Eltern noch lange nicht verheilt war.
Das erste Mal hatte ich von ihrer Idee nicht durch sie selbst, sondern durch eine Broschüre erfahren.
„Reproduktionsmedizinisches Zentrum Düsseldorf“. Zuerst dachte ich es wäre wieder nur dieser Wissenshunger meiner Mutter gewesen, die sich immer über alles Mögliche informierte. Doch dann schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf. Reproduktion. Klonen.
Ich ließ mir dieses Wort durch den Kopf gehen. Was hatten meine Eltern mit Klonen zu tun?
Nicht lange und der Gedanke formte sich in meinem Kopf, breitete sich aus wie ein schwarze Rauchwolke. Klonen. Nein. Natürlich. Meine Eltern wollten meinen Bruder klonen.
Es erschien mir so unrealistisch, so unwirklich, aber wahnsinnig beängstigend und… krank. Sind meine Eltern vor Trauer so verrückt geworden? Kevin ist tot! Und ich weiß er kommt nicht zurück. Wollen sie wirklich eine Kopie von ihm anfertigen?
In diesem Moment kamen sie ins Zimmer und sahen mich mit aufgerissenen Augen und der Broschüre in der Hand. Als sie sagten: „Max, versteh doch“. Da war mir klar, dass ich Recht hatte. Was ich fürchte, wollen sie Wirklichkeit werden lassen. Sie wollten, dass mein Bruder noch einmal lebt. Aber das durfte nicht sein. Ich liebe mein Bruder, ja! Den, mit dem ich aufgewachsen bin, mit dem ich mein Zimmer und all mein Spielzeug geteilt hatte und der mir das Fahrradfahren beigebracht hat. Den Bruder, dessen Lachen ich immer noch genau kenne und dessen Art ich, auch wenn ich sie oft verflucht habe immer noch am meisten auf dieser Welt vermisse. Ich habe mir so oft, so sehr gewünscht er sei wieder da, alles sei wieder so wie früher. Dass dieser Unfall nie passiert wäre und ich einfach ab dem einen Tag weiterlebe, mit ihm. Dass er wieder da wäre. Aber doch kein Klon! Ein Klon könnte all das nie ersetzen. Niemals könnte er Kevin ersetzen.
Es gab genug Berichte in letzer Zeit, über die Wesen, die bei missglückten Klon Versuche entstanden sind. Was letztendlich mit ihnen geschieht weiß niemand. Bis auf ihr kranken Schöpfer.
Ich war mir sicher ich würde nicht zulassen, dass meine Eltern mit Kevins Genen experimentieren und am Ende ein weiteres kopiertes Monster aus einem geliebten Menschen erschaffen.
Nicht aus meinem Kevin.

 

Hallo TheBlueOne

Nicht aus meinem Kevin.

Kommt da noch was, oder brichst du absichtlich den Text an dieser Stelle ab?

Grüsse,
Schwups

 

Hallo Blue und herzlich willkommen!

Ja, das Ende ist arg dünn. Die Geschichte wirkt nicht abgeschlossen.
Der Verlust des Bruders und Sohnes, und wie die Familie damit umgeht, ist der Konflikt.
Die mögliche Lösung wäre das Klonen. Aber darüber besteht in der Familie keine Einigkeit. Zu groß sind die Risiken.
Max hat für sich die Lösung gefunden und steht dem Klonen ablehnend gegenüber. Es fehlt jedoch seine Auseinandersetzung mit den Eltern. Denn erst eine gemeinsame Entscheidung kann den Konflikt tatsächlich lösen.
Das Motiv ist sehr interessant. Das Klonen von Menschen wird auf uns zukommen. Denn was technisch geht, wird letztendlich auch gemacht, wie die Vergangenheit zeigt. Die Verantwortung liegt dann nicht mehr bei den Wissenschaftlern und Konstrukteuren, sondern bei dem "normalen" Bürger. Der hat es in der Hand, ob er den Wahnsinn unterstützt oder nicht. Davon handelt deine Geschichte, bzw. könnte sie handeln, wenn sie ein entsprechendes Ende hätte.

Gruß

Asterix

 

Hallo Blue,

da ich ein derartiges Drama selbst miterleben musste, habe ich Deine Story mit großem Interesse gelesen.

Zum Inhaltlichen: Ich weiß nicht, ob es üblich ist, dass die Familie per Anruf über den Unfalltod des Jungen informiert wird. Auch wenn er in seinem eigenen Wagen verunglückt und Papiere dabei hat, kommt doch erst eine Identifizierung durch die Angehörigen. Jedenfalls habe ich das so erlebt.

Die von Dir beschriebenen Gefühle kann ich gut nachvollziehen.

Was mir etwas eigenartig erscheint: Die Mutter weint in einer versteckten Ecke? Das übersteigt meine Vorstellungskraft. Wenn so eine Tragödie passiert, weint eine Mutter überall, nimmt vielleicht Pillen, um sich etwas zu beruhigen. Aber verstecken, um zu weinen?

Zum Storyaufbau: Ich finde es unbefriedigend eine Story zu lesen, die keine durchgeformte Struktur besitzt. Nach dem Intro (der Unfall und wie es auf die Familie wirkte) erläuterst Du nur das Vorhaben der Eltern, Kevin zu klonen und dass der Erzähler dies ablehnt, weil es seine Gefühle verletzt.

Das ist aber keine Geschichte. Es existiert kein Handlungsbogen. Das vermisse ich.

Gruß Achillus

 
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Ja, das Ende ist arg dünn. Die Geschichte wirkt nicht abgeschlossen.

Hallo Asterix,
Ich dachte eigentlich, dass eine Kurzgeschichte so enden soll. Also eben mit offenem Ende. Habe ich das falsch verstanden?

---

Hallo Achillus :)

Stimmt, mit dem Anruf hast du recht und dass die Mutter immer versteckt weint....Zu einem späteren Zeitpunkt wäre es vielleicht realistischer.
Danke für den Tipp mit der Handlung. Ich hab nämlich erst sehr wenig Kurzgeschichten geschrieben und kenne mich vielleicht nicht so gut aus. :)
Kannst du noch irgendetwas zu der Sprache sagen? Könnte ich da noch etwas verbessern?

---

Kommt da noch was, oder brichst du absichtlich den Text an dieser Stelle ab?

Ja, sollte eigentlich abgeschlossen sein, also ein offenes Ende haben..

LG TheBlueOne

 

Hallo Blue,

für mich gibt es drei große Aufgaben, wenn ich eine Geschichte schreibe:

- Story – was passiert?
- Dramaturgie – welche Ereignisse werden gezeigt?
- Sprache – wie werden die Ereignisse gezeigt?

Um Fähigkeiten in diesen drei Aufgabenbereichen zu entwickeln, braucht es Übung und Mühe.

Bei Deiner Sprache fallen mir ein paar Sachen auf.

Es war nun 1 Jahr her, dass Kevin bei dem Unfall ums Leben kam. Ein langes Jahr. Mir und meiner Familie war dieser eine, schreckliche Tag nie aus der Erinnerung gewichen. Wie auch? Es war ein ganz gewöhnlicher Abend mit dem üblichen Fernsehprogramm. Bis dieser Anruf kam.

Hier hast Du dreimal war in einem Absatz. Das ist nicht sehr elegant, denn Wortwiederholungen stören die meisten Leser. Überhaupt taucht war und waren sehr häufig in Deiner Geschichte auf. Außerdem solltest Du Zahlen ausschreiben und lyrisch klingende Worte (z.B. gewichen) vermeiden.

In diesem Absatz zeigt sich auch ein Widerspruch:

Mir und meiner Familie (besser anders herum) war dieser eine, schreckliche Tag nie aus der Erinnerung gewichen. Wie auch?

Und dann:

Es war ein ganz gewöhnlicher Abend mit dem üblichen Fernsehprogramm.

Grundsätzlich finde ich, dass Du einiges an Potential hast, aber das muss eben durch Training in echte Fähigkeiten transformiert werden. Wichtig scheint mir lesen, abschreiben und nachschreiben sprachlich guter Texte. Das ist, glaube ich, der effizienteste Weg, um ein gutes Sprachgefühl zu entwickeln.

Gruß Achillus

 
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Vielen Dank für deine Kritik und Tipps. Ich werde mal versuchen sie anzuwenden :)

LG TheBlueOne

 
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Hi BlueOne,

willkommen im Forum!
Meine Vorposter (und ich schließe mich da an), werden von dem Ende deiner KG irgendwie unbefriedigt zurückgelassen.
Zwei Ideen, warum dein Text noch nicht funktioniert:

1) Du benennst zwar den Konflikt, baust die Situation auf (meine Eltern wollen den Klon, ich will ihn nicht), aber der Text behandelt den Konflikt gar nicht. Er hört genau auf, nachdem gesagt wird: und das ist jetzt unser Konflikt.
Der Konflikt muss nicht im Laufe der Geschichte gelöst werden, das meine ich nicht. Aber er muss gezeigt werden, er muss behandelt werden, darum muss sich deine Geschichte drehen. Szenen, in denen sich die Eltern und dein Erzähler anschreien, streiten, darüber diskutieren - sowas müsste in den Text. Oder du zeigst, was der Erzähler jetzt unternimmt, um seine Eltern davon abzubringen, das tote Kind zu klonen.
Ob das jetzt klappt oder nicht, ob die sich am Ende einig werden oder nicht - DAS kannst du frei entscheiden. Aber setz den Konflikt szenisch um.

2) KGs können ein offenes Ende haben, müssen aber nicht. Es ist nicht einfach, ein gutes offenes Ende zu bauen. MMn funktioniert das nur, wenn du im Laufe des Textes dem Leser so viele Informationen gibst, dass der Leser sich zwei mögliche Enden genau vorstellen kann. Zwei Szenarien (oder mehr), die der Leser selbst aufschreiben könnte. "Also entweder passiert jetzt das und das und dann macht Person A das, oder es passiert dies und jenes und Person B stirbt" oder so in der Art. Und du hast im Moment kein funktionierendes offenes Ende. Dein Text hört zu beliebig auf. Man fragt sich, was der Erzähler jetzt macht. Was die Eltern jetzt machen. Man hat keine genaue Vorstellung davon, was als nächstes passiert, und wenn es willkürlich ist, was als nächstes passiert, hast du kein offenes Ende sondern eine unvollständige Geschichte.

Soweit von mir, vielleicht kannst du was damit anfangen.

:)

PS: Sehr guter Einstieg in den Text übrigens, da geht gleich der erste Satz inhaltlich gut rein und animiert zum Weiterlesen!

 

Hallo BlueOne,

bitte zitiere nicht immer die kompletten Antworten, sondern nur Teile davon, die inhaltlich nötig sind, um deine Antwort einordnen zu können. Ansonsten plustern wir das Forum unnötig mit Daten auf.

Viele Grüße
bernadette

 

Soweit von mir, vielleicht kannst du was damit anfangen.

:)

PS: Sehr guter Einstieg in den Text übrigens, da geht gleich der erste Satz inhaltlich gut rein und animiert zum Weiterlesen!

Ja, ich hoffe mal, dass ich die Tipps auch umsetzen kann :)
Dankeschön :))

 

Hallo Blue!

Hallo Asterix,
Ich dachte eigentlich, dass eine Kurzgeschichte so enden soll. Also eben mit offenem Ende. Habe ich das falsch verstanden?

"Kann" ist richtiger.

Ein offenes Ende bedingt eine Geschichte, die Fantasie anregt und eine gute Vorstellung von der fiktiven Welt vermittelt. Das ist hier nicht der Fall.
Die Handlung spielt in einer zukünftigen Welt, der Erzähler jedoch kommt aus seinem "Wohnzimmer" nicht heraus. Daher sind die Informationen für mich zu dürftig, um über das Ende hinaus zu denken.

Es erschien mir so unrealistisch, so unwirklich, aber wahnsinnig beängstigend und… krank.
Da frage ich mich, warum? Immerhin scheint es sich um keinen seltenen Vorgang oder gar verbotenen zu handeln. Es gibt Werbebroschüren!

Es gab genug Berichte in letzer Zeit, über die Wesen, die bei missglückten Klon Versuche entstanden sind. Was letztendlich mit ihnen geschieht weiß niemand. Bis auf ihr kranken Schöpfer.
Welche Defizite hatten die "Monster"? Und offensichtlich wurden sie entsorgt, bevor sie an die Besteller ausgeliefert wurden. Wo ist da das Problem?

Am Ende gibt es zwei Möglichkeiten, entweder Kevin wird geklont, oder nicht. Soviel geht aus dem Text hervor. Aber ich kann mir die Variante mit dem Kevin-Klon nicht vorstellen. Ich weiß quasi nix über die Vor- und Nachteile. Und deshalb ist das Ende unbefriedigend.
Wenn du das Ende so offen lassen möchtest, dann müsste der Text mehr Infos hergeben.

Gruß

Asterix

 

Mir gefällt die Idee hinter dieser Geschichte wirklich gut. Klonen ist bereits so real, dass man es fast nicht mehr als science fiction bezeichnen kann!
Mir hat der Anfang der Story sehr gut gefallen: Ich konnte mich ohne weiteres in die Situation der Familie hinein fühlen. Der Sprung zum eigentlichen Thema, dem Klonen, kommt mir aber ein wenig plötzlich. Dazu ist sie einfach nicht ausgebaut. Du hast hier sozusagen eine perfekte Grundidee für eine Geschichte, nur ist diese so meiner Meinung nach noch nicht als fertig zu bezeichnen. Die Handlung hört aprupt auf, der Konflikt wird nicht weiter ausgeführt.
Aber das ist wohl eines der Hauptprobleme, wenn man eine Geschichte kurz halten will, der Stoff aber für eine ganze Roman - Reihe reicht :D

Viele Grüße
Danglo

 

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