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Kopfschmerz

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19.02.2006
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Kopfschmerz

Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat. Diese Kopfschmerzen löschen alles aus, was einen Gedanken über sie hinaus geht.
Morgens wache ich auf und sie sind da. Beim Aufstehen ist es noch ein Brummen. Mehr lästig als schmerzhaft. Vormittags verwandelt es sich in ein Trommeln. Wie Regentropfen, die an einer Scheibe zerplatzen. Am Mittag verkörnt sich der Regen in Hagel. Der Schmerz lässt sich ertragen, wenn ich bewegungslos im Bett liege und möglichst flach atme. Nachmittags verlangsamt sich der Rhythmus zu einem mächtigen Pochen. Nehme ich keine Tabletten, zucken meine Augen im Takt. Doch auch mit Tabletten muss ich ständig die Augen zusammenkneifen.
Ich beiße mir den Zahnschmelz von den Zähnen, sagt mein Zahnarzt. Ich solle Sport machen, das Adrenalin abbauen. Das sei für solche Spannungen verantwortlich. Ärzte.
Ich bin zu etlichen gerannt, wurde überwiesen und überwiesen. Die meisten waren überfordert und haben mir irgendein Medikament verschrieben. Die Schlaueren faselten von einer Anomalie. Und verschrieben mir Medikamente. Jeder Junkie würde vor Neid erblassen. Meine Hausapotheke nimmt mehr Raum ein als meine Speisekammer. Viel Essen behalte ich eh nicht im Magen. Das meiste verträgt sich mit irgendwelchen Präparaten nicht. Dafür trinke ich mehr. Erst der Alkohol intensiviert die Medikamente so weit, dass sie merklich helfen - am Abend, wenn die Ouvertüre dem eigentlichen Konzert weicht.
Das Pochen wird dann von einem brutalen Hämmern abgelöst. Wenn ich den Schmerz in Worte kleiden soll, kommt mir das Bild eines Schmiedes vor Augen, der mit einem gigantischen Hammer auf ein glühendes Eisen eindrischt. Der Schmied ist selbst für einen Mann seiner Zunft ein Hüne. Sein nackter Oberkörper glänzt vor Schweiß, in dem sich blutrot die Wut des Schmiedefeuers bricht.
Mein Therapeut fand es interessant, dass ich den Schmied besser zu beschreiben wusste, als das, was er auf seinem Amboss bearbeitete. Er las aus diesem Bild die unterdrückte Wut gegen meinen Vater heraus. Und wie das so ist mit Seelenklempnern, irgendwann lässt man sich entweder auf sie ein und beginnt zu glauben, was sie einem sagen, oder man bricht die Therapie ab.
Ich habe ihm schließlich geglaubt. Er ermutigte mich, das Bild genauer zu betrachten. Der Schmied erinnerte mich tatsächlich an meinen Vater. Die bullige Statur, das strenge Gesicht, die berechnende Bewegung. Wie ein Automat. Sein Arm fährt auf. Sein Arm fährt ab. Schlag auf Schlag. Irgendwann konnte ich mich bis zu dessen Augen vortasten. Von da an war alles klar. Diese Augen haben mich lange in meinen Träumen verfolgt. Noch Jahre nach seinem Tod sind sie mir des Nachts erschienen. Unerbittlich. Missbilligend.
Aber es sprach noch mehr dafür, dass dieser Mann meinen Vater symbolisierte. Und dass es eine Verbindung gab zwischen ihm und meinen Schmerzen. Denn zum Bild des Schmieds tauchte das Bild eines Schraubstocks auf.
Meine Kopfschmerzen zeigen am Abend eine weitere Facette. Neben den Schlägen fühlt es sich an, als quetsche mir eine Schraubzwinge den Kopf zusammen. Mehr noch: Die Backen des Schraubstocks brennen sich durch den Schädel und pressen auf das nasse Fleisch meines Gehirns.
Als ich meinem Therapeuten davon erzählte, lernte ich den Schraubstock näher zu beleuchten. Er hielt etwas fest, das ich nicht sehen wollte, aber sehen musste: Erinnerungen.

Ich erinnere mich an unseren Keller. Vater nannte ihn seine Werkstatt. Es roch dort nach Öl und Fett und Sägespänen. Die Mitte des Kellers wurde von einer mächtigen Werkbank eingenommen. Und auf der dem Eingang zugewandten Seite thronte der Schraubstock. Ein gusseisernes Monster mit schartigen Backen. Ein verletztes Monster. Und als Knabe weiß man, dass angeschlagene Monster die gefährlichsten sind.
Mein Therapeut brachte mich bis an den Punkt, an dem ich sehen konnte, wie das Monster nach meinem Schädel schnappte ... Dann brach die Therapie ab. Höchstförderung seitens der Krankenkasse erreicht. Geld, die Therapie privat weiter zu machen, hatte ich nicht. Zu der Zeit waren die Kopfschmerzen bereits so schlimm, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Was natürlich niemand bescheinigen wollte. Ich müsse nur die nötigen Medikamente nehmen, hieß es.
Das scheint mir schon sehr lange her zu sein. Wie lange, kann ich nicht sagen. Seit dem Rausschmiss versuche ich ohne Hilfe an dem Bild zu arbeiten. Ich muss einfach wissen, was der Schmied auf dem Amboss fertigt. Ich muss. Wie auch immer der Gegenstand aussehen mag, es ist ein Schlüssel. Das weiß ich mit unumstößlicher Sicherheit. Und ich brauche diesen Schlüssel. Ohne ihn wird mein Kopf zerplatzen.

»Manche Erinnerungen sind zu schrecklich, als dass wir sie zulassen könnten«, erklärte mir mein Therapeut. »Wir verschließen sie tief in unserem Inneren. Um uns vor ihnen zu schützen. Aber das ist nur ein Schutz auf Zeit. Früher oder später rütteln diese Erinnerungen an den Gittern. Und wenn man nicht bereit ist, das Gefängnis aufzuschließen, sich der Vergangenheit zu stellen, bringen sie das gesamte Gebäude zu Fall.«
Damals habe ich die Worte nicht begriffen. Heute verstehe ich sie. Doch diese Erkenntnis entgleitet mir immer wieder. Wie mir alles zu entgleiten droht. Entweder sind es die Kopfschmerzen, die mich mürbe machen, oder die Nebenwirkung von Alkohol und Medikamenten. Irgendwie ist alles zu einem einzigen bösen Trip verschmolzen. Zwischen Wachen und Träumen kann ich oft nicht klar unterscheiden. Anfangs habe ich mich dagegen gewehrt, aber das hat die Schmerzen nur verschlimmert. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, die Dinge hinzunehmen, wie sie sind. Ich überlasse mich dem dumpfen Rauschen, tauche ganz ein in diesen lauwarmen Brei duldbaren Schmerzes, treibe dort willenlos umher und spare meine Kraft.
Ich mühe mich aus diesem Dämmerzustand nur, um einen Blick auf den Amboss zu riskieren. Es gelingt mir immer seltener, doch heute schält sich ein klares Bild aus dem Nebel.
Ich bin in der Schmiede. Allein. Flammen tanzen ihren Reigen, sind überall, spielen ein wirres Spiel mit den Schatten, sodass der gesamte Raum flackert und wabert. Einzig der Amboss entzieht sich diesem Wirrwarr, fest verankert im Nirgendwo bietet er mir seinen Schatz dar: Es ist ein Schlüssel. Ein silberner Schlüssel, auf dessen Oberfläche sich das zuckende Feuer widerspiegelt. Ein Schlüssel mit einem langen Halm. Der Ring wirkt seltsam schlicht im Vergleich zu dem ausgefeilten Bart, der einem filigranen Kunstwerk gleicht.
Ich nehme den Schlüssel an mich. Er ist schwer und fühlt sich seltsam kalt an und ist so groß, dass ich den Halm mit zwei Fäusten umschließen kann. Der Zapfen ist spitz wie ein Dorn.
Ein Vorhang aus Rauch zieht sich um mich zu. Es brennt in meinen Augen, ich atme kochende Luft. Blindlings stolpere ich vorwärts, umklammere den Schlüssel wie einen Schatz, huste und würge und verliere das Bewusstsein.

Als ich wieder zu mir komme, befinde ich mich in einem Gewölbe. Es riecht muffig und der Steinboden fühlt sich kalt in meinem Rücken an. Ich kann kaum etwas erkennen. Das einzige Licht fällt in dünnen Streifen durch den Rahmen einer Tür. Staub tanzt in den Lichtfalten.
Ich erhebe mich und taste mich langsam vor, auf die Tür zu. Der Boden ist sandig und uneben und es knirscht bei jedem Schritt. Fünf Stufen sind es, die nach oben in die Freiheit führen. Aber die Stufen sind für Riesen gemacht. Eine davon reicht mir bis zur Brust.
Links von der Treppe erkenne ich einen würfelartigen Lichtschalter, an dem ein Kabel Richtung Decke führt und sich im Schatten verliert. Doch selbst wenn ich springen würde, könnte ich den Lichtschalter nicht erreichen.
Ich packe den Schlüssel mit beiden Händen, um ihn auf die erste Stufe zu hieven. Ein Geräusch lässt mich innehalten. Ich lausche mit schräg gestelltem Kopf. Und da ist es wieder. Ein Wimmern? Es scheint aus dem Gang zu kommen, der sich in die Dunkelheit schraubt. Fort von der Tür.
Ich blicke die fünf Stufen hinauf. Das Licht, das durch die Ritzen leuchtet, verheißt Sicherheit.
Wieso sollte ich einem fremden Wimmern nachgehen? Mir hat damals auch niemand geholfen. Doch genau dieser Gedanke ist es, der mich von der Flucht abhält. Mit einer Hand umklammere ich den Schlüssel, einen Arm strecke ich aus, um mich vorwärts zu tasten. Die Finsternis verschluckt mich. Wieder dieses Wimmern. Nun, da ich blind bin, nehme ich das Geräusch intensiver wahr als zuvor. Der Laut weckt etwas in mir. Ein Gefühl, das eine Erinnerung verbirgt. Das Gefühl wird stärker, je weiter ich gehe. Es ist nicht nur das Wehklagen, auch der Gang ... und etwas in der Luft. Ein Geruch, der diese Erinnerung kitzelt, ich bin kurz davor, sie auszuniesen. Dann berührt meine ausgestreckte Hand sprödes Holz und der Geruch ist plötzlich ganz deutlich: Öl und Fett und Sägespäne.
Hinter der Holztür erklingt erneut das Wimmern. Ich kann die Worte nicht verstehen, doch ich kenne die Stimme und ich weiß, dass sie jemanden anfleht. Etwas nicht zu tun. Mit etwas aufzuhören.
Mein Flehen hat früher niemand erhört. Oder hat damals jemand an der Tür gelauscht, wie ich jetzt, und hat sich dann wieder davon gestohlen? Vielleicht sogar Mutter?
Fühlte sie sich so hilflos wie ich mich im Augenblick?
Alles in mir schreit: Lauf weg! Doch ich kann nicht. Das Wimmern ist wie der Gesang einer Sirene, zieht mich in seinen Bann. Ich greife nach der Klinke. Aber ich komme nicht heran. Ich bin ein Zwerg in einer Welt der Riesen. Ich gehöre nicht hier her, ich will hier nicht sein.
Genau wie damals, als Vater mich in den Keller brachte. Ja, ich sehe es nun ganz deutlich vor mir - die Erinnerung blättert auf -
Mein riesenhafter Vater, der mich wie eine Puppe in den Keller schleppt, in seine Werkstatt. Er hat immer damit geprahlt, alles reparieren zu können. Und ein unartiges Kind, das sei auch nur ein Defekt.
Alles an ihm war riesenhaft. Seine dicken Adern, wenn er sich aufregte, sein riesiger Mund, wenn er brüllte, seine riesige Hand, wenn er nach mir schlug.
Er steht mit dem Rücken zur Tür und bearbeitet etwas auf der Werkbank, das dieses Wimmern ausstößt.
Das Jammern und der Geruch sind so intensiv, dass ich es kaum ertrage. Von einem Augenblick auf den anderen bin ich schweißgebadet. Noch hat mich Vater nicht gesehen, noch könnte ich unbemerkt zurück in den Gang schlüpfen. Ich fische nach der Klinke, doch ich greife ins Leere.
Erst sehr spät habe ich begriffen, dass er gar kein Riese war. Ich habe jedes Foto studiert, das Mutters Scheiterhaufen durch die Lappen gegangen ist. Und irgendwann musste ich einsehen: Vater war eher durchschnittlich groß gewesen. Ich presse all meinen Willen in diese Erkenntnis - und durch die Wirklichkeit geht ein Ruck. Plötzlich ist die Klinke auf meiner Höhe. Problemlos kann ich sie umschließen, den Schlüssel ins Schlüsseloch stecken. Es quietscht, als ich ihn drehe. Ich stoße die Tür auf und der Geruch schlägt mir wie eine Wand entgegen. Es ist eindeutig Vaters Keller.
Und dann ist es zu spät. Vater dreht sich um. Er ist genauso groß und breit wie in meiner Erinnerung. Die Fotos haben gelogen. Vater ist ein Riese. Ich muss den Kopf in den Nacken kippen, um in seine Augen zu sehen. Ich will es nicht, aber ich kann mich seinem Blick nicht entziehen. Er starrt auf mich herab und zieht verärgert seine riesigen Augenbrauen zusammen. »Warte gefälligst, bis du dran bist.«
Mit diesen Worten wendet er sich wieder dem Wimmern zu. Und jetzt kann ich sehen, wer dieses Klagen ausstößt. Der Kopf eines Jungen ist in dem eisernen Griff des Schraubstocks gefangen. Ich kenne diesen Jungen. Besser als ich irgendetwas auf der Welt kenne. Plötzlich fühle ich wieder den vertrauten Druck. Schartiges Metall drückt mir von beiden Seiten den Schädel zusammen.
»Hör mit dem Gejammer auf!«, faucht Vater mich an.
Mir ist übel, die Welt dreht sich, alles ist verkehrt. Der Druck zwingt mich in die Knie. Mein Kiefer verkrampft sich. Um den Zahnschmelz muss ich mir keine Sorgen mehr machen, meine Zähne werden zerspringen, so groß ist der Druck. Erst meine Zähne und dann mein Kopf. Ich zittere am ganzen Körper. Meine Hände krallen sich um den Schlüssel.
Der Schlüssel. Ich spüre das kalte Metall. Meine Fingerspitzen ertasten den Dorn.
Vater lacht mich aus, als ich den Schlüssel wie ein Rapier auf ihn richte.
»Und was jetzt? Willst du mich mit deinem Spielzeug erstechen?«
Sein Lachen dröhnt im Keller wider. Ich spüre, wie ich schrumpfe.
»Ich habe es immer gesagt - du bist defekt. Bedrohst deinen eigenen Vater.« Er schüttelt seinen riesigen Kopf. »Welches normale Kind würde so etwas tun?«
Ich fühle mich ertappt und schuldig. Scham brennt in mir. Vater hat recht. Welches normale Kind würde den eigenen Vater mit einer Waffe bedrohen? Ich bin schuldig. War es schon immer. Der Schlüssel entgleitet mir. Mit einem Klirren landet er auf dem Steinboden.
»Es tut mir leid, Vater«, höre ich mich sagen. »Ich werde jetzt immer brav sein. Es tut mir leid.«
»Du sollst mit dem Gewimmer aufhören, hab ich gesagt!«
Er streicht über mein Haar. »So ist schon besser. Wehr dich nicht. Nimm den Schmerz an, er wird dich heilen.«
Ich habe mich immer gewehrt, das erkenne ich jetzt. Wie sollte mir mein Vater auch helfen können, wenn ich mich gegen ihn wehre? Wie habe ich das nur nicht sehen können?
Mein Blick fällt auf den Jungen im Schraubstock. Er hat die Augen zusammengekniffen, versucht sich nicht zu wehren. Will sich fügen, ein braver Sohn sein. Er zittert vor Anstrengung.
»Nein.« Ich sage es erst ganz leise. Dann noch einmal, lauter: »Nein!«
»Du freches Gör, heute bekommst du eine halbe Drehung drauf!«
Ich greife nach dem Schlüssel. Während ich mich erhebe, vollzieht sich die gleiche Magie wie zuvor im Gang. Ich wachse, die Umgebung schrumpft.
Plötzlich sieht Vater gar nicht mehr so bedrohlich aus. Ich überrage ihn um einen halben Kopf.
Er lächelt, als ich ihm den Schlüssel in den Hals ramme. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich ihn lächeln sehe.
Vorsichtig entspanne ich den Schraubstock und nehme den Jungen in die Arme. Wir schluchzen, heulen wie die Schlosshunde. Es ist ein unwirkliches Gefühl und doch ist mir, als sei zum ersten Mal alles richtig.

Als ich die Augen wieder öffne, liege ich in meinem Bett. Ich schiele zum Wecker. Es ist schon spät. Hastig werfe ich drei Paracetamol ein, warte. Dann schlurfe ich in die Küche. Ich bewege mich wie eine Schildkröte, langsam und mit eingezogenem Kopf. Jede Erschütterung kann meinen Kopf zum Explodieren bringen.
Der Gestank in der Küche raubt mir den Atem. Ich will umdrehen, mich zurück in das Bett flüchten. Doch ich bleibe eisern.
Ich gehe es realistisch an. Den Abwasch würde ich in einem Jahr nicht schaffen. Also hole ich einen großen Müllsack und befördere beinahe den halben Haushalt hinein. Erst langsam, Stück für Stück, sanft übereinandergelegt, bloß kein Geräusch verursachen, dann immer schneller, bis es scheppert und kracht. Das Bersten von Geschirr klingt wie Musik in meinen Ohren. Ich kann davon nicht genug bekommen. Ich wirble durch die ganze Wohnung und schmettere alles in den Sack, das nicht in Schrank oder Regal in Sicherheit ist. Dann kurble ich die Rollos hoch und reiße die Fenster auf.
Ich weiß, dass ich diese Anstrengung bereuen werde, dass sich mein Kopf für die Hektik rächen wird, doch es ist mir egal. Ich schnappe mir eine Packung Tabletten und eine halbvolle Flasche Wodka und setze mich in die Mitte meines Zimmers auf den Fußboden. Ich genieße die Gänsehaut und zögere den Moment heraus, soweit ich es vermag. Ich lausche in mich hinein, warte auf den Schmerz. Warte ...
Es dunkelt bereits, als ich die Augen wieder öffne und es ist kalt in der Wohnung. Der Mond scheint durch das Fenster und ich grinse ihn an. Ich grinse, bis mir der Kiefer schmerzt, aber ich kann nicht damit aufhören.

 
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Lieber weltenläufer,

ich habe deine Geschichte angefangen zu lesen und nach ca. drei Absätzen abgebrochen. Mir kam es vor wie eine Kolumne einer migränegeplagten Journalistin. Der Anfang ist ein Nogo für mich. Da lockst du keinen Hund hinterm Ofen vor. Jedenfalls keinen, der Isa heißt. Und dann noch mit dem Titel. Da liest man Kopfschmerzen und dann bekommt man sie auch noch absatzlang erklärt. Und trotz der vielen Sätze habe ich sie nicht gespürt, also die Erklärungen kamen bei mir nicht an, so dass das Mitleid hochgekommen wäre. Ich hatte auch schon ein paar Migräneanfälle hinter mir, bei denen mir zwei-drei Tage alles, aber auch alles am Arsch vorbeiging, ich weiß, was Kopfschmerzen sind. Aber du hast mich, grade bei den wichtigen ersten Absätzen, nicht erreicht.

Dann dachte ich: Hey, das ist weltenläufer, der kann doch was, gib ihm nochmal eine Chance und fange nochmal an. Beiß' die Zähne zusammen.

Ja, und ich sag' jetzt einfach mal, der Text wird für mich von Satz zu Satz besser, als hättest du dich mal erst schmieren und warmschreiben müssen. Mein Gedanke war dann: Umstellen. Ein spektakulärer Beginn, hol' die Leute in die Geschichte rein, dann zwischendurch mal das mit dem Kopfschmerzen erklärt, aber viel kompakter, dann wieder Spannung.

Einen Einstieg könnte ich mir an dieser Stelle vorstellen, natürlich etwas nachjustiert:

Das Pochen wird (dann) von einem brutalen Hämmern abgelöst. Wenn ich den Schmerz in Worte kleiden soll, kommt mir das Bild eines Schmiedes vor Augen, der mit einem gigantischen Hammer auf ein glühendes Eisen eindrischt.

Ich erinnere mich an unseren Keller. Vater nannte ihn seine Werkstatt.
Zweiten Satz finde ich komisch. Es ja ja wirklich eine Werkstatt. Das liest sich jetzt, als wäre es irgendwas ganz anderes, und nur Vater nennt es so.

Es roch dort nach Öl und Fett und Sägespänen.
Hm, ich kenne auch einige Werkstätten. Fett riecht schon besonders, Öl auch. Aber wenn es irgendwo nach Öl riecht, riecht man das Fett nicht mehr. Sage ich jetzt mal. Frag mal offshore, der arbeitet ja in so einer Werkstatt, der kann es dir vielleicht sagen.


Und als Knabe weiß man, dass angeschlagene Monster die gefährlichsten sind.
Aha, als Mädchen nicht? ;)


Ohne ihn wird mein Kopf zerplatzen. Wie eine überreife Frucht.
Wenn du den zweiten Satz streichst, hätte es für mich mehr Wucht. Eine überreife Frucht bekommt halt mal Risse, Fruchtflüssigkeit suchst sich den Weg. Aber da macht es doch nicht peng und explodiert und nichts fliegt in der Gegend rum. Nur die Idee, der Kopf zerplatzt, setzt beim einzelnen wahrscheinlich mehr frei.

Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, die Dinge hinzunehmen, wie sie sind. Ich überlasse mich dem dumpfen Rauschen, tauche ganz ein in diesen lauwarmen Brei duldbaren Schmerzes, treibe dort willenlos umher und spare meine Kraft.
Du bleibst hier die ganze Zeit auf der Metaebene. Wenn man zwischendurch mal zu lesen bekäme, dass er nach dem letzten Teller jetzt auch die letzte Müslischüssel für die aufgewärmten Ravioli gebraucht worden sind, dann hätte für mich dieser Satz:

Ich gehe es realistisch an. Den Abwasch würde ich in einem Jahr nicht schaffen.
einen konkreteren Bezug.
So weiß ich nicht, ob er den nicht schafft, weil er zu langsam ist oder weil er soviel Geschirr rumstehen hat.


Flammen tanzen ihren Reigen, sind überall, spielen ein wirres Spiel mit den Schatten, sodass der gesamte Raum flackert und wabert und knackt.
er mag ja wabern und flackern, aber nicht knacken.


Das Wimmern ist wie der Gesang einer Sirene,
mir kommt das Wort wimmern zu oft vor, danach ja auch noch mehrere Male

»Du freches Gör, heute bekommst du eine halbe Drehung drauf!«
ist Gör für dich geschlechtsneutral? Ich denke da sofort an ein Mädchen und dachte: Mist, jetzt hast du die ganze Zeit gedacht, der Prot wäre männlich.
Es ist ein unwirkliches Gefühl und doch fühlt es sich an, als sei zum ersten Mal alles richtig.
Wortwiederholung Gefühl/ fühlen

Ja, zu der ganzen Therapiesituation kann ich dir wenig beisteuern, da ich mich damit überhaupt nicht auskenne. Ein spontaner Gedanke war, dass sich ein Mensch, der so massiv von seinem Vorbild Vater gequält wird, doch mehr als nur über Kopfweh mit dem Thema auseinandersetzen muss.
Wieso sind die Erinnerungen so weit weg? Ist er zu klein, als das passiert ist? Schiebt er alles weg?

Im Gesamten gesehen hat mich deine Erzählweise aber trotz alledem nicht sehr berührt. Ich mein, wenn ein Vater das Kind in den Schraubstock spannt, wie pervers ist das denn? Aber ich hatte die mögliche Entrüstung in der Geschichte nicht gespürt, als ich sie gelesen habe. Ich kann dir im Moment noch nicht sagen, an was das liegt, da denke ich noch drüber nach - und sags dir dann, wenn ich da mehr weiß.

Fazit: Gutes Thema, in der Umsetzung für mich noch schwächelnd, es sei denn, dir ist bewusst daran gelegen, eine Distanz aufzubauen. Aber aus Autorensicht wäre das eher destruktiv, so wie die Geschichte jetzt aufgebaut ist.

Liebe Grüße
Isabel

 
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Hallo Weltenläufer,

Du hast da ein Motiv, das in der modernen Literatur und im Film hin und wieder auftaucht und auf Sigmund Freud zurückgeht. Ob es Verdrängung traumatisierender Erfahrungen überhaupt gibt, wird heute eher bezweifelt. Dennoch hat die Vorstellung, ein Mensch könnte eine belastende Erfahrung quasi aus dem Gedächtnisspeicher löschen bzw. den Zugang zu dieser Erinnerung nachhaltig blockieren, etwas Faszinierendes, denn es lässt uns nach dem Kern unserer Identität fragen, der ja von unserem Gedächtnis gebildet wird.

Ich finde Deinen Ansatz, das tiefere psychische Problem über den Kopfschmerz zu beschreiben, gut nachvollziehbar. Als dann der Druck der nach oben drängenden Erinnerungen immer größer wird, bricht der Damm und der Protagonist wird von der Flut der Bilder seiner Vergangenheit mitgerissen. Dazu passt dann auch die veränderte Perspektive, die Riesenstufen und die gigantische Erscheinung des Vaters.

Ich finde diesen Gang in die Finsternis der eigenen Kindheit, die der Protagonist da unternimmt, packend in Szene gesetzt. Das ist natürlich eine alptraumhafte Sequenz, die dem Leser an die Nieren geht, denn man liest ja hinter den Visionen, dass sich da auch in der realen Vergangenheit Schreckliches abgespielt haben wird.

Der Therapeut erklärt den Verdrängungsmechanismus und auch, dass der früher oder später leer laufen muss. In der Geschichte folgt auf diese Erklärung recht schnell die Bewusstwerdung der verdrängten Inhalte, und ich frage mich, ob das nicht ein bisschen zu direkt angelegt ist.

Angenommen, die Erklärung der psychologischen Zusammenhänge würde im ersten Viertel der Geschichte erfolgen und die tatsächliche Bewusstwerdung dann im letzten Viertel ... das wäre vielleicht ein wenig subtiler.

Gut hat mir gefallen, dass Du verschiedene Sinneseindrücke (Gerüche, Temperaturempfindungen, Perspektiven, Größenverhältnisse) geschildet hast, die den Trip sehr anschaulich gestalten.

Und natürlich ist das Ende, dass der Protagonist den Jungen aus dem Schraubstock befreit, hoffnungsvoll. Im letzten Absatz lese ich so etwas wie den Versuch zu einem Neuanfang heraus, obwohl eine "Packung Tabletten und eine halbvolle Flasche Wodka" auch andersherum interpretiert werden könnten.

In jedem Fall war es eine intensive Leseerfahrung. Vielen Dank dafür.

Beste Grüße
Achillus

 

Liebe Bernadette,

danke, dass du dem Text einen weiteren Versuch gegeben hast. Vielleicht hast du recht, und ich sollte da mit einer stärkeren Hookline starten. Hoffte, dass dieses Reinschrauben in den Schmerz, den Leser abholt und ihn eben in den Stoff reindreht. Mal gucken, ob da noch andere Stimmen kommen.
Glücklicherweise habe ich solche Attacken nur sehr selten, aber ich weiß auch, wie sich Kopfschmerzen anfühlen. Womöglich habe ich aber nicht die richtigen Worte für gefunden. Hm.

Ja, und ich sag' jetzt einfach mal, der Text wird für mich von Satz zu Satz besser, als hättest du dich mal erst schmieren und warmschreiben müssen.
Immerhin.
Zugegeben, der Text ist nich aus einem Guss. Vielleicht liest man das raus. Allerdings ist bei der x-ten Überarbeitung kaum mehr ein Satz so stehen geblieben wie in der ursprünglichen Version.

Fett riecht schon besonders, Öl auch. Aber wenn es irgendwo nach Öl riecht, riecht man das Fett nicht mehr. Sage ich jetzt mal. Frag mal offshore, der arbeitet ja in so einer Werkstatt, der kann es dir vielleicht sagen.
Okay, das mag tatsächlich so nicht passen, wahrscheinlich überlagert sich das.

Und als Knabe weiß man, dass angeschlagene Monster die gefährlichsten sind.
Aha, als Mädchen nicht?
er ist ja nun mal ein Junge und spricht von sich

Wenn du den zweiten Satz streichst, hätte es für mich mehr Wucht. Eine überreife Frucht bekommt halt mal Risse, Fruchtflüssigkeit suchst sich den Weg. Aber da macht es doch nicht peng und explodiert und nichts fliegt in der Gegend rum. Nur die Idee, der Kopf zerplatzt, setzt beim einzelnen wahrscheinlich mehr frei.
hast recht, nehme ich gleich raus

er mag ja wabern und flackern, aber nicht knacken.
:D erwischt

mir kommt das Wort wimmern zu oft vor, danach ja auch noch mehrere Male
das hatte ich befürchtet. Ich kämm noch mal drüber

ist Gör für dich geschlechtsneutral? Ich denke da sofort an ein Mädchen und dachte: Mist, jetzt hast du die ganze Zeit gedacht, der Prot wäre männlich.
ich weiß auf jeden Fall, dass meine Mutter uns immer Gören nannte :D Und wir waren ein Rudel von Mädchen und Jungen.
Hab kurz nachgeguckt, laut Duden kann man das wohl für beides Nutzen.

Wieso sind die Erinnerungen so weit weg? Ist er zu klein, als das passiert ist? Schiebt er alles weg?
eher letzteres. Das erklärt der Therapeut auch kurz

Ich kann dir im Moment noch nicht sagen, an was das liegt, da denke ich noch drüber nach - und sags dir dann, wenn ich da mehr weiß.
das würde mich sehr freuen. :)

Vielen Dank für deine investierte Zeit. Vor allem, weil du schon abbrechen wolltest. Da ist ja dann noch viel Wertvolles für mich bei rumgekommen. Mal gucken, was sich da noch drehen lässt

Achillus,
auch dir einen dicken Dank fürs Vorbeischauen und Meinung hinterlassen.
Ich sehe, du hast dich mit dem Thema auf jeden Fall auch schon mal beschäftigt.
Wobei das jetzt eine Behauptung ist, die ich nciht als allgemeingültig stehen lassen kann:

Ob es Verdrängung traumatisierender Erfahrungen überhaupt gibt, wird heute eher bezweifelt.
Alles wird immer von irgendwem angezweifelt, muss ja auch, sonst gäbe es keine Weiteentwicklung. Aber meiner Meinung nach gibt es da (wie überall) in der Psychologie verschiedene Lager. Die einen sagen so und die anderen sagen so.
Letztlich muss man vll Verdrängen definieren. Wir sind die Summe unserer Erfahrungen. Nicht alles ist präsent, abrufbar, aber dennoch beeinflusst uns natürlich auch das, was wir weggeschlossen haben. Aber das ist jetzt für die Geschichte ja eigentlich gar nicht von Belang *schwafel*

Ich finde Deinen Ansatz, das tiefere psychische Problem über den Kopfschmerz zu beschreiben, gut nachvollziehbar. Als dann der Druck der nach oben drängenden Erinnerungen immer größer wird, bricht der Damm und der Protagonist wird von der Flut der Bilder seiner Vergangenheit mitgerissen. Dazu passt dann auch die veränderte Perspektive, die Riesenstufen und die gigantische Erscheinung des Vaters.
das freut mich zu hören. Wobei Ansatz natürlich nicht Umsetzung ist :aua:

Ich finde diesen Gang in die Finsternis der eigenen Kindheit, die der Protagonist da unternimmt, packend in Szene gesetzt. Das ist natürlich eine alptraumhafte Sequenz, die dem Leser an die Nieren geht, denn man liest ja hinter den Visionen, dass sich da auch in der realen Vergangenheit Schreckliches abgespielt haben wird.
da bin ich erleichtert, wenn das packend genug ist. Kommt dir das auch zu spät, wie Bernadette moniert?

Der Therapeut erklärt den Verdrängungsmechanismus und auch, dass der früher oder später leer laufen muss. In der Geschichte folgt auf diese Erklärung recht schnell die Bewusstwerdung der verdrängten Inhalte, und ich frage mich, ob das nicht ein bisschen zu direkt angelegt ist.

Angenommen, die Erklärung der psychologischen Zusammenhänge würde im ersten Viertel der Geschichte erfolgen und die tatsächliche Bewusstwerdung dann im letzten Viertel ... das wäre vielleicht ein wenig subtiler.

Uff! das ist also zu schnell, ja? Ich hoffte, da ja nur Stück für Stück zu entblättern.
Würde es vielleicht was bringen, die wörtliche Rede des Therapeuten weiter an den Anfang zu setzen? Vielleicht sogar damit die Kg zu eröffnen?

Gut hat mir gefallen, dass Du verschiedene Sinneseindrücke (Gerüche, Temperaturempfindungen, Perspektiven, Größenverhältnisse) geschildet hast, die den Trip sehr anschaulich gestalten.
da habe ich sehr drauf geachtet. Suoer, wenn es ankommt

Im letzten Absatz lese ich so etwas wie den Versuch zu einem Neuanfang heraus, obwohl eine "Packung Tabletten und eine halbvolle Flasche Wodka" auch andersherum interpretiert werden könnten.
das sollte durchaus hoffnungsvoll sein. Vodka und Tabletten dachte ich mir als Prävention, auch aus der Routine heraus. Letztlich sitzt er da und wartet auf den Schmerz. Und wartet ...

In jedem Fall war es eine intensive Leseerfahrung. Vielen Dank dafür.
ich weiß, du kannst sehr kritsch sein, deshalb freut mich dein Urteil sehr. Ich danke dir.

Lidl
Hallo Lidl, danke für deine Rückmeldung

nach ein paar Zeilen habe ich gedacht, der Titel Kopfschmerz ist nicht gut gewählt.
öhm, warum denn nciht?

Das sich klein fühlen, nichts ausrichten können und keine Hilfe zu bekommen, hast du mir vermittelt.
dann habe ich ja schon mal was geschafft. Allerdings ist das nicht die zentrale Botschaft für mich. Letztlich sucht sich der Prot ja Hilfe - den Therapeuten. UNd er richtet etwas aus

Gewalt in der Familie, bleibt sie wirklich unbemerkt? Nicht ohne Grund hat die Mutter einen Scheiterhaufen errichtet!
genau. Weggucken passiert leider viel zu oft. Ist schon krass, wenn man sich dazu Statistiken anguckt.

Wäre eine tolle Idee, wenn sich jeder der so groß geworden ist, mit ein paar Pillen und genug Sprit, von seinen Monstern befreien könnte.
ja, das wäre schon was. Allerdings ist das natülich auch sehr salopp gesprochen. ;)

Ich vermute, so einfach ist es nicht.
wenn es als einfach ankommt, dann hat der Text natürlich versagt.

Aber ich steh auf happy ends.
solange sie nicht in den Kitsch abdriften ;)

Danke dir für deine Zeit und Gedanken

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallöchen weltenläufer,

die Geschichte hat mir gut gefallen, und obwohl ich Bernadette zustimmen muss, dass sich der Anfang ein bisschen zieht, hat mich die Beschreibung der Kopfschmerzen doch irgendwie in die Geschichte hineingezogen.
Die Angst und Unsicherheit, als der Prot seine verdrängte Erinnerung durchlebte, hast du sehr gut beschrieben, und das Ende gefällt mir ... auch wenn mir bei

Vorsichtig entspanne ich den Schraubstock und nehme den Jungen in die Arme. Wir schluchzen, heulen wie die Schlosshunde. Es ist ein unwirkliches Gefühl und doch fühlt es sich an, als sei zum ersten Mal alles richtig.

irgendwie schon klar war, dass er seine Kopfschmerzen jetzt wahrscheinlich los sein würde.

Allerdings hätte ich noch eine kleine Anmerkung:

Ich solle Sport machen, das Adrenalin abbauen. Das sei für solche Spannungen verantwortlich. Ärzte.

Diese Beschreibung hat mich irgendwie gestört. Ich bin zwar kein Experte auf diesem Gebiet, aber meines Wissens kann ein Überschuss an Adrenalin zwar zu hohem Blutdruck führen, der Kopfschmerzen nach sich ziehen kann, aber dann wäre Kopfschmerz nicht das einzige Symptom. Und einem Arzt, der Kopfschmerzen einfach auf Adrenalin schiebt, würde ich nicht vertrauen.:bib:
Schon klar, dass ist nur ein Satz in deiner Geschichte, der nicht viel mehr bewirken soll, als zu erklären, dass Ärzte dem Prot nicht helfen können, mich hat er aber iwie aus dem Lesefluss gerissen.
(Es kann aber durchaus auch sein, dass ich mich irre und die Erklärung Viel Adrenalin=Kopfschmerz eh passt und ich mich hier zum Deppen mache :shy:)

Jedenfalls hat mir die Geschichte sehr gut gefallen!

MfG
NerdLion

 

Lidl,

ach so. :)
NerdLion

okay, du bist schon die zweite Stimme, die in diese Richtung tendiert. Obwohl ich rauslese, dass mein Plan bei dir schon irgendwie aufgeht. Hm. Mal gucken.

Die Angst und Unsicherheit, als der Prot seine verdrängte Erinnerung durchlebte, hast du sehr gut beschrieben
sehr gut, das muss einfach funktionieren, sonst krepiert der text ja von anfang an
und das Ende gefällt mir
Sehr schön. Ist ja immer schwierig bei solch Enden nicht in den Kitsch abzudriften.
aber dann wäre Kopfschmerz nicht das einzige Symptom.
ja, vll ist das medizinisch nicht astrein, aber ganz abwegig ist es sicher nicht.

Jedenfalls hat mir die Geschichte sehr gut gefallen!
das freut mich sehr
danke für deine Zeit :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi weltenläufer!

Mir geht's genau anders herum als bernadette und Co.
Also ich finde den Anfang spitze, gerade das erste Drittel/ Viertel finde ich am packendsten. Ob sich das liest wie ein Kolumne oder nicht, das kann ich dir nicht sagen, aber jedenfalls hat mich das ziemlich gecatched, kein Witz. Diese Kopfschmerzen, und dahinter liegt irgendwas, sie bringen ihn fast um, sind aber eine psychische Sache - etwas Verdrängtes. Das hat mir echt gut gefallen, gerade auch, weil es sprachlich und stilistisch wirklich sehr hohes Niveau hat. Also ich habe es in einem Stück runtergelesen.

Ja, wie gesagt, das erste Drittel fand ich am besten. Was mich ein bisschen enttäuscht hat an dem Text: Die "Selbsttherapie" deines Prots kommt sehr schnell daher, ja, fast schon sehr einfach, er muss gar nicht groß etwas dafür tun oder dafür OPFERN, dass er so in sich hineinschauen kann - und dann sieht er den prügelnden Vater, und danach geht es ihm wieder gut bzw. besser.
Also das ging mir etwas zu schnell. Nicht falsch verstehen, ich mag den Text wirklich, sonst würde ich ihn nicht kommentieren. Und ich finde auch die Idee spitze. Nur hätte ich mir als Leser gewünscht, dass sich dein Prot nicht einfach hinsetzt und plötzlich selbst heilen kann, sondern dass er 'ne Menge verrückte Sachen macht, um dahin zu gelangen: Vllt. geht er zu Esoterikern einer Sekte, Scientology, keine Ahnung, nur so kurze Abstecher, aber er reißt sich halt wirklich den Arsch auf, bis er dann sich selbst therapieren kann bzw. in sich hineinsehen kann. Also das ging mir zu einfach, ich denke echt nicht, dass das so einfach sein kann ... meinetwegen lass ihn ne Menge ausprobieren und alles schlägt fehl, die Kopfschmerzen bringen ihn fast um, und dann erfährt er von so nem abgefuckten Typen in irgend einem Berliner Keller, der Voodoo mit Acid anwendet oder so, und so kann er dann in sich hineinschauen - das muss jetzt auch nciht seitenlang ausgewälzt werden, aber ich hätte mir eben ein bisschen gewünscht, dass es in die Richtung geht, dass es schwieriger für den Prot wird, "sich selbst zu heilen".

Die Sache mit dem prügelnden Vater - das ist mir zu klischeehaft. Da wird nichts angerissen, was da genau passiert ist, der Vater ist einfach ein Monster, das ihn mal verdroschen hat - ach ich weiß nicht, ich hätte mir da was Spektakuläreres, was Originelleres gewünscht. Also du kannst das schon bei dem prügelnden Vater lassen, aber erzähle wenigstens eine Geschichte außenrum: Was ist da passiert? An diesem Tag? War der Prot vllt noch ein ganz kleiner Junge, und hat da zum ersten Mal mit einem anderen Jungen rumgeküsst? Und er wusste gar nicht, dass das was Schlimmes ist, aber der Vater hat es gesehen und ihn dann so verdroschen? Irgendwie sowas, eine originelle Geschichte, die der Prot verdrängt hat, nicht bloß die Sache, dass der Vater geprügelt hat - so hatte ich eben das Gefühl, da ist etwas nicht auserzählt, da fehlt noch etwas.

Hey, alles in allem hat mir deine Story echt gut gefallen. Den Anfang fand ich klasse und das letzte Drittel auch - nur dieser Zwischenteil, da denke ich, könntest du noch mehr rausholen, da habe ich das Gefühl, lässt du deinen Plot bei 70, 80%, und holst nicht die vollen 100 raus.

Viele Grüße,
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich jetzt auch noch, schönen guten Morgen, welti.
Mir geht es sehr sehr ähnlich wie zigga. Okay, vielleicht könnte man die eine oder andere Formulierung in den allerersten Absätzen noch kürzen. Aber das sage ich jetzt nur, weil ich bernadettes Kommentar gelesen habe. Aber ich empfand deinen Beginn eher als eine Einleitung, eine Einführung in diese wilden Schmerzen, die sein ganzes Leben zersetzen und seinen Tagesablauf völlig diktieren. Ich weiß noch, dass ich neugierig war, es krachte jetzt noch nicht, aber was mich betrifft, muss es das auch nicht, solange es interessant geschreiben ist, wie du das machst. Denn es steigert sich ja, schraubt sich in den Tag und macht die Windung immer ein wenig schärfer. Das ist klar geschrieben, steigern und auf jeden Fall nach vorne. Dann entsteht halt die Neugierde, die einen weiter treibt, auch wenn es sich "nur" um Kopfschmerzen handelt. Denn man weiß genau: Das war noch nicht alles.
Ich fand den ersten Teil deiner Geschichte insgesamt sehr beeindruckend, und allerspätestens ab der Stelle hier:

Wenn ich den Schmerz in Worte kleiden soll, kommt mir das Bild eines Schmiedes vor Augen, der mit einem gigantischen Hammer auf ein glühendes Eisen eindrischt. Der Schmied ist selbst für einen Mann seiner Zunft ein Hüne. Sein nackter Oberkörper glänzt vor Schweiß, in dem sich blutrot die Wut des Schmiedefeuers bricht.
hattest du mich voll in deinen Autorengriffeln. Da war ich sehr gespannt. Hab, das hab ich im Nachhinein gemerkt, meinen Kaffee kalt werden lassen.
Auch das Ende war für mich klar, der Protagonist wartet nach seinem Kampf darauf, dass die Schmerzen wieder eintreten, wappnet sich gegen sie, daher Wodka und Tabletten, aber das Befürchtete tritt gar nicht ein. Das gefiel mir, wenn ich mir da auch noch ein wenig Ungläubigkeit hätt vorstellen können. Aber was solls, das ist vielleicht meine Weitschweifigkeit, ich mochte das Ende sehr.

So, was mir jetzt nicht so gut gefiel, das ist der eigentliche Kampf mit dem Vater. ALSo ab dem Zeitpunkt, wo er eintritt.
Das geht mir viel zu schnell und zu einfach. Im Moment wirkt das wie eine allzu rasche Teufelsaustreibung. Eigentlich braucht er nur an die Magie des Schlüssels zu denken und schon wächst er, kann seinen Schlüssel benutzen und damit den Vater zerstören. Als du beschrieben hast, wie er es hinkriegt, an die Klinke zu kommen, da ist klar, er braucht nur das Gefühl des Erwachsenseins, des Nichtmehrausgeliefertseins und kann schon seine schlimme Erinnerung, das Trauma bekämpfen. Das ist zu wenig Widerstandsstoff.
Das geht in Natura nicht so schnell, sondern ist ein sehr sehr harter Job, und in einer Geschichte sollte es aus spannungstechnischen Gründen schon gleich gar nicht so schnell gehen. Der Vater bietet ihm ja kaum einen Widerstand. Also da würde ich (meine Meinung) unbedingt nachlegen.
Eine Sache ist es schon mal, so ein schmerzgeplagter Mann bei dem kann ich mir nicht vorstellen, dass der tatsächlich so schnell den Schllüssel benutzen, wirklich anwenden kann. Jeder Mensch hat normalerweise zumindest eine innere Abwehr dagegen, einen anderen Menschen brutal zu verletzen. Und bei dem Prot denk ich mir gleich, der mit seinen Schmerzen, der trägt doch sein Leid nach innen, das muss grad bei dem doch einen Widerwillen wecken, zumindest zunächst, ihn derart zu verwenden selbst beim übelsten Gegner.
Außerdem fiel mir da spontan ein, aber das hat nicht so viel mit dem Charakter des Vaters zu tun, vielleicht mehr mit mir persönlich, was weiß ich, mir fiel jedenfalls gleich ein, dass sich über das Bild des gewaltigen Hünen ein anderes Bild darüberlegen müsste. Etwas, das den Prot daran hindert, den Schlüssel zu benutzen. Vielleicht ein Bild des Vaters, das ihn mitleiderregend zeigt. Das Mitgefühl anspricht oder eine positivere Facette des Vaters. Ach ich weiß nicht, Kinder hassen und fürchten ihre Eltern ja nicht nur, wenn die schlecht zu ihnen sind, sondern es entsteht ja die schlimme Überzeugung, die miese Behandlung hätte mit ihnen selbst zu tun, sie hätten sich wirklich so schlecht benommen, seien schuld. Immerhin sind die Eltern die wichtigsten Menschen für ein Kind, und das für eine lange Zeit. Sie sind nicht nur abhängig von den Eltern, sondern hilflos und glauben ihnen. Und diese widerliche Mischung aus Strafe, Grausamkeit, körperlichem und seelischem Missbrauch, und der Übernahme in das eigene Selbst, die erzeugt doch diese psychosomatischen Schmerzen. Und dieser Aspekt, dass der Vater nur die Macht haben konnte, dass er ihn selbst im Erwachsenenalter noch so quälen kann, die hat ja auch mit dem Buben und seinem Verhältnis zum Vater und seinem eigenen Selbstwertgefühl zu tun. Sorry, wenn ich da so dilettantisch daherrede, aber ich hoffe, du verstehst meine Absicht, der Protagonist erreicht sein Ziel zu leicht. Und ich würd mich ruhig mal trauen, noch ein bisschen tiefer in diese hochpsychologische Geschichte zu tauchen. Dazu gehört auch das, was zigga über die Dimensionalität des Schmiedes schreibt, dass er halt nur der prügelnde Vater war. Das geht so ein wenig in die Richtung. Ich würde es in dem Fall aber nicht nur (oder nicht mal so sehr) wegen der Vielschichtigkeit eines Charakters machen, sondern wegen des Selbstbildnisses des Protagonisten, der hat die Strafe so sehr in sein Selbst übernommen, da glaube ich einfach nicht, dass sich der Vater nicht in unterschiedlichen Facetten in ihm zeigt. Eben auch in einer weniger gewalttätigen. Oder in der, dass man glaubt, Mitschuld zu tragen an dem, was geschah.

Davon abgesehen ist das sehr spannend, sehr klar geschrieben, die Schnörkel sind sehr atmosphärisch gesetzt. Tolles Thema. Eigentlich eine Art Horrorgeschichte, die aber ihren realen schrecklichen Bezug hat. Hat mich in den Bann gezogen.
Viele liebe Grüße
Novak

 

Hallo Weltenläufer,

Den Kopfschmerz finde ich einen interessanten Einstieg, ich konnte mir am Anfang überhaupt nicht vorstellen, was daraus für eine Geschichte entstehen soll.

An sich gefällt mir auch die Idee sehr gut. Wie tief traumatische Ereignisse in Körper und Psyche eingreifen, ist erstaunlich und schockierend.
Die Form des Missbraucs, die du schilderst, ist schrecklich. Schon allein das Lesen ist mir schwer gefallen.

Mit diesen Worten wendet er sich wieder dem Wimmern zu. Und jetzt kann ich sehen, wer dieses Klagen ausstößt. Der Kopf eines Jungen ist in dem eisernen Griff des Schraubstocks gefangen. Ich kenne diesen Jungen. Besser als ich irgendetwas auf der Welt kenne. Plötzlich fühle ich wieder den vertrauten Druck. Schartiges Metall drückt mir von beiden Seiten den Schädel zusammen.
»Hör mit dem Gewimmer auf!«, faucht Vater mich an.
diese Stelle finde ich ganz toll, weil der Erzähler und der Junge von damals, der er ja selber ist, an dieser Stelle ineinander verschmelzen.

Was mir ein bisschen gefehlt hat, war der innere Widerstand. Der Protagonist möchte unbedingt wissen, was es mit der Erinnerung, mit dem Schlüssel, mit dem Monster auf sich hat. Er will unbedingt zu diesem Moment vordringen. Und da kommt er auch hin.
Ich glaube, das Unterbewusstsein hätte sich dagegen wehren müssen. Zumindest einmal. Weil es diese Erinnerung nicht preisgeben will. Verstehst du, was ich meine?

So, dann noch ein paar GEdanken, die mir beim Lesen gekommen sind:

Die Backen des Schraubstocks brennen sich durch den Schädel und pressen auf das nasse Fleisch meines Gehirns.
das ist eine sehr gute Beschreibung des Schmerzes!

Er hielt etwas fest, das ich nicht sehen wollte, aber sehen musste: Erinnerungen. Schreckliche Erinnerungen.
Ich glaube, die Stelle würde ohne das "Schreckliche Erinnerungen" noch stärker wirken.

Mein Therapeut brachte mich bis an den Punkt, an dem ich sehen konnte, wie das Monster nach meinem Schädel schnappte ...
die Stelle hab ich mehrmals gelesen, ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, wie das aussehen soll, wenn das Monster nach dem Schädel schnappt. Mit was schnappen, mit dem Maul, mit Krallen? Ich habe kein Bild vor Augen bekommen. Geht aber vielleich auch nur mir so.

Ich muss einfach wissen, was der Schmied auf dem Amboss fertigt.
fänd ich ohne "einfach" schöner

Ich habs echt gern gelesen, das ist ein sehr spannender Text. Am Ende wollte ich unbedingt wissen, wie es ausgeht, das hast du toll hinbekommen :)

Liebe Grüße,

Tintenfisch

 

zigga
He Zigga,

Mir geht's genau anders herum als bernadette und Co.
argh, und dabei hatte ich mich bereits aufs Umschreiben eingestellt.

Also ich finde den Anfang spitze, gerade das erste Drittel/ Viertel finde ich am packendsten.
aber ich denke, damit kann ich leben :D

Das hat mir echt gut gefallen, gerade auch, weil es sprachlich und stilistisch wirklich sehr hohes Niveau hat. Also ich habe es in einem Stück runtergelesen.
schön, dann ist das aufgegangen

Was mich ein bisschen enttäuscht hat an dem Text: Die "Selbsttherapie" deines Prots kommt sehr schnell daher, ja, fast schon sehr einfach, er muss gar nicht groß etwas dafür tun oder dafür OPFERN, dass er so in sich hineinschauen kann - und dann sieht er den prügelnden Vater, und danach geht es ihm wieder gut bzw. besser.
menno, das darf nciht sein. Wenn das so leicht wirkt, versagt der Text natürlich.

sondern dass er 'ne Menge verrückte Sachen macht, um dahin zu gelangen
ne Menge abgedrehter Ideen lieferst du da :eek:
Mit dem gedanken fühle ich mich allerdings nicht so wohl. Die Dinge könnte man erwähnen, aber da szenisch zu werden, das längt ja dann wieder nur und treibt die Geschichte nicht vorwärts, sind ja Nebenschauplätze. Weiß nicht. Und einfach nur erzählen, dass er das und jenes ausprobiert, das ist dann auch dröge.

Ich stimme dir aber zu, dass ich in diesem Punkt

dass es in die Richtung geht, dass es schwieriger für den Prot wird, "sich selbst zu heilen".
noch mal ran muss. Anscheinend geht das zu einfach, der Prozess. Das sagen ja die meisten.
Inwieweit ich hierauf eingehe, muss ich noch grübeln
aber erzähle wenigstens eine Geschichte außenrum: Was ist da passiert? An diesem Tag?
vielleicht ist es wirklich zu einfach gestrickt

Danke für deine Zeit und Gedanken, du hast mich angespornt auch aus den Mittelteil 100% rauszuholen ;)

Novak
jetzt kann ich auch einen schönen guten Morgen wünschen :)

Okay, vielleicht könnte man die eine oder andere Formulierung in den allerersten Absätzen noch kürzen.
Kein Stress, aber wenn du die Zeit findest ... :Pfeif:

Aber ich empfand deinen Beginn eher als eine Einleitung, eine Einführung in diese wilden Schmerzen, die sein ganzes Leben zersetzen und seinen Tagesablauf völlig diktieren. Ich weiß noch, dass ich neugierig war, es krachte jetzt noch nicht, aber was mich betrifft, muss es das auch nicht, solange es interessant geschreiben ist, wie du das machst.
so war das gedacht. sehr schön

Hab, das hab ich im Nachhinein gemerkt, meinen Kaffee kalt werden lassen.
wow. Na das nenn ich mal ein Gütesiegel :kaffee:

Auch das Ende war für mich klar, der Protagonist wartet nach seinem Kampf darauf, dass die Schmerzen wieder eintreten, wappnet sich gegen sie, daher Wodka und Tabletten, aber das Befürchtete tritt gar nicht ein.
wunderbar, wenn das so herausgelesen werden kann

So, was mir jetzt nicht so gut gefiel, das ist der eigentliche Kampf mit dem Vater.
habe schon die ganze Zeit auf den Hammer gewartet :shy:

Das geht mir viel zu schnell und zu einfach.
in Ordnung. Da werde ich auf jeden Fall noch mal ran.
Das ist zu wenig Widerstandsstoff.
du hast Recht. Ich hab die Szene noch mal gelesen. Da muss auf jeden Fall noch was die Kurve hoch. Ich hab schon eine Idee dazu
Jeder Mensch hat normalerweise zumindest eine innere Abwehr dagegen, einen anderen Menschen brutal zu verletzen.
mal sehen, wie ich den Konflikt da einbringen kann

Auch mit deinen anderen Hinweisen hast du natürlich recht. Alles läuft darauf hinaus: Es geht zu einfach.
Nicht gut.
Ich bin mir noch nicht sicher, inwieweit ich den Vater mehrdimensional beleuchten werde. Das Thema der gefühlten Mitschuld ist auf jeden Fall ein brisanter Punkt. Das könnte ich mir vorstellen noch einfließen zu lassen

vielen, vielen Dank für deine Zeit und deine wertvollen Gedanken.
Läuferchen ruft, ich muss

Tintenfisch
auf dich gehe ich noch ein

 

Dir auch einen schönen guten Morgen, grad hab ich noch ein bisschen Zeit, da kommst du in den Genuss meiner Kürzungswut. Freu dich nicht, viel ists eh nicht geworden, ein paar Miniaturstellen nur.
Und grüß mir das Läuferchen und gib ihm einen Kuss von mir unbekannterweise. Von dir nimmt er es bestimmt gerne an.

Diese Kopfschmerzen löschen alles aus, was einen Gedanken über sie hinaus geht.
Das Fette könnte man weglassen. Ich würde die Formulierung zumindest ändern. Empfinde sie als etwas holprig in dieser Konstruktion.

Doch auch mit Tabletten muss ich diese Phase über ständig die Augen zusammenkneifen.
muss ich in dieser Phase ...

Ich bin zu etlichen von ihnen gerannt, wurde überwiesen und überwiesen.
Im Satz vorher hast du Ärzte stehen, da brauchst du die Anknüpfung "von ihnen" nicht.

Und ansonsten - och nee, was mich betrifft, gibts da nicht mehr.
Hab mir den Anfang jetzt viermal durchgelesen. Ich finde ihn so stimmig, wie er ist. Man braucht die Darstellung dieses ausgeprägten, lebensbestimmenden Schmerzes, damit man die Situation und Suche des Icherzählers, seinen Zorn, den er ja die ganze Zeit (vermittels der Schmerzen) gegen sich selbst richtet, verstehen kann. Man muss merken, dieser Schmerz ist so wuchtig, dem Mann bleibt nichts anderes, als sich auf den Weg zu machen, die eigentliche Ursache zu finden und nichts anderes, als die Wut über den Schmerz gegen die Ursache zu richten.

Schön, dass dir die Idee der gefühlten Mitschuld einleuchtet. Da bin ich sehr gespannt, was dabei rauskommt. Freu mich schon drauf.
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Weltenläufer,

mich hat dein Text von der ersten Zeile an gekriegt. Vielleicht liegt es daran, dass ich regelmäßig Migräne habe. Mittlerweile kann ich den Schmerz gut aushalten, bzw. ihm entgegenwirken, aber ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, als ich die Anfälle die ersten Male bekam. Das hast du sehr authentisch beschrieben, für mich persönlich keinesfalls zu langatmig. Ich habe Ähnliches gefühlt wie Zigga, da liegt etwas hinter diesen Kopfschmerzen, etwas Dunkles, Bedrohliches.

Die Sequenzen in der Therapiestunde sowie der darauffolgende Traum (ist es ein Traum oder eine Erinnerung? Oder eine Mischung aus beidem?) sind ebenfalls sehr lebendig. Du schreibst sehr fließend und temporeich. Das passt hier alles sehr gut zusammen. Ich habe mitgefiebert, habe manche Dinge schon geahnt, wollte sie aber doch nicht zu Ende denken und war dann ein wenig erleichtert, als es vorbei war. Dieses Bild mit dem Schmied/Vater und der Werkbank haben etwas sehr Düsteres und Bedrückendes.

Das Ende verstehe ich so, dass der Kopfschmerz verschwunden ist, oder? Die Tabletten werden eher aus Gewohnheit eingeworfen, als aus Notwendigkeit. Ich finde ganz gut, dass du das nicht plakativ erwähnst. Da kann man viel zwischen den Zeilen lesen, das gefällt mir.

Du siehst, ich habe sprachlich null komma nichts auszusetzen und habe deine Geschichte sehr gerne gelesen.

RinaWu

 

Hallo Weltenläufer,

also mich hat die Geschichte von A-Z begeistert.
Sie ist sehr intelligent aufgebaut und gewinnt immer mehr an Tempo.
Der Kopfschmerz am Anfang ist nur der erste kleine Funke und die Story gewinnt
immer mehr an Tiefe, geht weit unter die Oberfläche und endet als großer Lavastrom.
Eine sehr intensive und wortgewandte Beschreibung, wie ein Trauma der Kindheit
in einem Menschen wüten kann. Du machst die Angst und den inneren Kampf dagegen durch deine Beschreibungen nicht nur in intensiven Bildern sichtbar, sondern auch extrem nachfühlbar.
Vielleicht braucht man eine gewisse Affinität zu dieser Thematik um sie ganz aufnehmen zu können.
Bei mir ist das der Fall und mich hast du damit voll und ganz erreicht.
Chapeau.


Gruß

Raimond

 

„Halts Maul, wenn Erwachsene reden!“
"Ältern sollte man verbieten!"

Und ein unartiges Kind, das sei auch nur ein Defekt.

Hallo weltenläufer,

ma' widda Zeit, vorbeizuschau'n!

In der gesamten Sagenwelt von Kreta bis Island, von Ikarus bis über Sigfrid/Sigurd spielen Schmiede die Rolle der heutigen Technologen/-kraten und bilden im Nordischen mit Wieland gar einen eigenen Sagenkreis. Beherrscht in aller Regel der Adel das sagenhafte Geschehen, so sind die großen Helden abhängig von der Kunst des Schmiedes, der eben durch seine vor allem technischen Fähigkeiten als einziger aus dem Fußvolk mitreden darf (es gibt m. W. genau eine Ausnahme: Den Küchenchef im Nibelungenlied, da sieht man doch, dass der erste Kanzler auf teutschem Boden – Hagen, Högni eben - einen guten Geschmack gehabt haben muss …) Dabei hatten die Schmiede auch erzieherische Aufgaben zu erfüllen.

Warum erzählt der das?

Ich find es interessant, in Zeiten, da Erziehung quasi durch Fachleute, wenn nicht schon Technologen zur Vorbereitung auf das wirtschaftliche System reduziert wird, die strengsten und härtesten Elemente der alten, leiblichen Erziehung, von der ja auch die Zucht abgeleitet ist und dann auch noch Ordnung zur Würze hinzugefügt wird, am Bild der alten, sagenhaften Schmiede hier zu finden (wobei der Titel mich bis dato dranvorbeikommen ließ). Wie das Bild/die Vorstellung des übermächtig „riesigen“ Schmied, vllt. „eisernen“, weil harten Vaters mit dem Aubruchsversuch (Emanzipation will ichs mal nicht nennen) auf ein normales Maß abgeschmolzen wird (um beim Eisen im Fluss zu bleiben). Dass dabei sinnigerweise ein Schlüssel buchstäblich eine Schlüsselrolle übernimmt, erscheint mir ein enig wie Kolportage …

Gleichwohl, ein paar Hinweise:

Ich gehöre nicht hier her, ich will hier nicht sein.
Hierher zusammen QUOTE] »Warte gefälligst, bis du dran bist.«[/QUOTE]Klingt doch nach Befehl! Oder?

Fälle-Falle (was ich nicht glaub), eher Flüchtigkeit

Von eine[m] Augenblick auf den anderen bin ich schweißgebadet.
Er lächelt, als ich ih[m] den Schlüssel in den Hals ramme.

Warum so kompliziert mit dem gedoppelten in in gleicher Bedeutung und dem Substantiv
schmettere alles in den Sack, das nicht in Schrank oder Regal in Sicherheit ist.
Wenns doch auch verbal geht"schmettere alles in den Sack, das nicht in Schrank oder Regal sicher ist."

Bissken auch zur indirekten Rede und damit dem Konjunktiv

Ich beiße mir den Zahnschmelz von den Zähnen, sagt mein Zahnarzt. Ich solle Sport machen, das Adrenalin abbauen.
Weil „ich beiße“ auch den Indikativ meint, kann analog zu Präteritum/Konjunktiv II weniger die würde-Konstruktion als der eigentliche Konjunktiv II verwendet werden, also „ich bisse mir …“

Aber es sprach noch mehr dafür, dass dieser Mann meinen Vater symbolisierte. Und dass es eine Verbindung g[äbe] zwischen ihm und meinen Schmerzen.

Alles an ihm war riesenhaft. Seine dicken Adern, wenn er sich aufregte, sein riesiger Mund, wenn er brüllte, seine riesige Hand, wenn er nach mir schlug.
Erst sehr spät habe ich begriffen, dass er gar kein Riese war. Ich habe jedes Foto studiert, das Mutters Scheiterhaufen durch die Lappen gegangen ist. Und irgendwann musste ich einsehen: Vater war eher durchschnittlich groß gewesen. Ich presse all meinen Willen in diese Erkenntnis - und durch die Wirklichkeit geht ein Ruck. Plötzlich ist die Klinke auf meiner Höhe. Problemlos kann ich sie umschließen, den Schlüssel ins Schlüssel[l]och stecken. Es quietscht, als ich ihn drehe. Ich stoße die Tür auf und der Geruch schlägt mir wie eine Wand entgegen. Es ist eindeutig Vaters Keller.

Im Prinzip spielt unser aller Horror sich im Kopf ab.

Kann man solche Themen gern lesen? Klar, wenn man meint, mein müsse Horror zur Unterhaltung haben. Aber man kann sich an der Sprache erfreuen, findet der

Friedel,
der noch darauf hinweist, dass Alberich, der berühmteste Zwerg wahrscheinlich seit dem Tatort Münster, der ursprünglichen Sage nach ein Schmied war.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber weltenläufer,

das ist mal was ganz anderes, als das, was ich bisher von dir gelesen habe. Ich finde es gut, dass du verschiedene Genres ausprobierst, Wolkenmädchen war ja eine ganze Ecke, nunja, märchenhafter.

Die Handlung selbst hat mich zunächst gepackt. Ich musste an eine Horror-Story denken, habe mich aber getäuscht. Nachdem aber etwa nach dem ersten Drittel klar war, dass der Schmied mit dem gewalttätigen Vater zu identifizieren ist, war ein wenig die Luft raus. Spannend wurde es dann nochmal gegen Ende, da ich nicht einschätzen konnte, ob der Junge/Protagonist seine Vergangenheit bewältigen, oder an dieser zugrunde gehen würde. Insofern möchte ich mich zigga anschließen, der findet, dass Anfang und Ende die erzählerisch stärksten Teile sind.
Von der Umsetzung her ist der gesamte Text auf einem durchgehend hohen Niveau. Ich habe allerdings nach dem Lesen weder besondere Erleichterung noch besonderen Schrecken empfunden, sondern bin recht froh darum, keinen Bezugspunkt zu so einem Martyrium zu haben. Dem kann ich noch nicht mal eine Freude am Morbiden abgewinnen, auch wenn das die Schlagrichtung war, die ich nach dem ersten Absatz erwartet hatte. Alles in allem eine sehr düstere Geschichte, mit einem kleinen Hinweis am Ende, dass sich die Situation des Betroffenen verbessert. Zumindest der Kopfschmerz scheint ja auszuleiben, wenn ich das Warten in die Nacht hinein richtig verstanden habe.

Besten Gruß

Exilfranke :)

 

mich hat dein Text von der ersten Zeile an gekriegt.
sagt RinaWuund birngt's auf den Punkt: die Auseinandersetzung zwischen den Generationen wie an anderer Stelle es lenk versucht - und auf einmal ist/sind Eltern/teile fremder als der Fremde an sich je sein könnte. Oedipus ist tot. Aber Preußens Prügel hat in angelsächsischen Armeen überlebt und wird damit fortgetragen und mehr oder weniger heimlich gepflegt.

Ist halt abendländisches Kulturgut ...

sagt einer, der Bayer ansich nicht in der Hand eines global player's wünschte

 

Tintenfisch

Den Kopfschmerz finde ich einen interessanten Einstieg, ich konnte mir am Anfang überhaupt nicht vorstellen, was daraus für eine Geschichte entstehen soll
ja, das ist so eine Sache. Wenn es gut und spannend geschrieben ist, finde ich soetwas toll. Bleibt es zu diffus und konfus, kann es nerven

Wie tief traumatische Ereignisse in Körper und Psyche eingreifen, ist erstaunlich und schockierend.
finde auch, dass dieses Thema viel hergibt

Schon allein das Lesen ist mir schwer gefallen.
das nehme ich in diesem ZUsammenhang mal als Kompliment

diese Stelle finde ich ganz toll, weil der Erzähler und der Junge von damals, der er ja selber ist, an dieser Stelle ineinander verschmelzen.
freut mich, wenn das aufgeht

Was mir ein bisschen gefehlt hat, war der innere Widerstand.
da haust du in die gleiche Kerbe, die ja auch andere bemängeln. Bin schon dabei, den Text etwas zu modifizieren. Habt mich überzeugt, es geht dann zu einfach auf das Ganze.

das ist eine sehr gute Beschreibung des Schmerzes!
schön, dass du das sagst. War eine von den Stellen, von denen ich dachte, die würden mir angekringelt werden zum Streichen.

die Stelle hab ich mehrmals gelesen, ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, wie das aussehen soll, wenn das Monster nach dem Schädel schnappt. Mit was schnappen, mit dem Maul, mit Krallen? Ich habe kein Bild vor Augen bekommen. Geht aber vielleich auch nur mir so.
Ist das wirklich wichtig? Monster ist ja auch kein klares Bild. Das Monster soll natürlich der Schraubstock sein. Ob die Backen nun Krallen oder Gebiss sind ...

Ich habs echt gern gelesen, das ist ein sehr spannender Text. Am Ende wollte ich unbedingt wissen, wie es ausgeht, das hast du toll hinbekommen
danke für deine Zeit und Meinung.
Am Widerstand werde ich noch feilen, mal gucken, was bei rumkommt.

Novak
danke für deine nochmalige Rückmeldung

Freu dich nicht, viel ists eh nicht geworden, ein paar Miniaturstellen nur.
ist doch eher ein Grund zur Freude, wenn es nicht so viel geworden ist :)

Das Fette könnte man weglassen. Ich würde die Formulierung zumindest ändern. Empfinde sie als etwas holprig in dieser Konstruktion.
uff, das ist natürlich für einen EInstiegssatz ein Killer. Allerdings fällt mir keine Umformulierung ein. Weglassen .. Hm, damit tu ich mich noch schwer. Eigentlich gefällt es mir so ganz gut. Aber vll bin ich auch noch zu Betriebsblind

Deine anderen Vorschläge habe ich sogleich übernommen

Schön, dass dir die Idee der gefühlten Mitschuld einleuchtet. Da bin ich sehr gespannt, was dabei rauskommt. Freu mich schon drauf.
Bin schon leißig am Überarbeiten, aber noch nicht zufrieden. Mal gucken, was übrig bleibt ...

Lieben Dank noch mal

RinaWu

mich hat dein Text von der ersten Zeile an gekriegt.
sehr gut

Vielleicht liegt es daran, dass ich regelmäßig Migräne habe. Mittlerweile kann ich den Schmerz gut aushalten, bzw. ihm entgegenwirken, aber ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, als ich die Anfälle die ersten Male bekam. Das hast du sehr authentisch beschrieben, für mich persönlich keinesfalls zu langatmig. Ich habe Ähnliches gefühlt wie Zigga, da liegt etwas hinter diesen Kopfschmerzen, etwas Dunkles, Bedrohliches.
das freut mich sehr, gerade, weil bernadette den Anfang moniert. Ich denke, ich werds so lassen

ist es ein Traum oder eine Erinnerung? Oder eine Mischung aus beidem?
ich finde das eigentlich ganz schön so, wenn da ein Fragezeichen auftaucht, wenn sich die Realitäten überlagern

und war dann ein wenig erleichtert, als es vorbei war.
also wenn man das erreicht bei einem Leser, dann ... wow. So wünscht man sich das (zumindest bei einem solchen Thema)

Das Ende verstehe ich so, dass der Kopfschmerz verschwunden ist, oder? Die Tabletten werden eher aus Gewohnheit eingeworfen, als aus Notwendigkeit. Ich finde ganz gut, dass du das nicht plakativ erwähnst. Da kann man viel zwischen den Zeilen lesen, das gefällt mir.
so habe ich mir das vorgestellt.
In der ersten Version da war das voll Kanne hingeklatscht. Das gefiel mir auch nicht. Subtiler ist besser. EIn kleines Fragezeichen schwingt ja auch noch mit. Ich denke das spiegelt die neue (zerbrechliche) Situation ganz gut wieder

Also wielen lieben Dank für deinen Kommentar, RinaWu

Raimond

Lieber Raimond, was soll ich sagen? Du scheinst der perfekte Leser für diese GEschichte zu sein. Ich freue mich sehr über deine lobenden Sätze. Ist ja genug Kritik gekommen, drum gönn ich mir das ingeschränkte Lob einfach mal und sage: DAnke :)

Euch allen noch eine schicke Woche :kaffee:

grüßlichst
weltenläufer

edit: Euch antworte ich morgen, lieber Friedrichard und Exilfranke

 

Hallo Weltenläufer,

also ich beschreib jetzt mal einfach meinen Leseeindruck im Verlauf:
ok Kopfschmerzen und die genau beschrieben, bis es mich fast schon nervt und ich darauf warte, dass es bei mir im Kopf wenigstens zu pochen anfängt...
Irgendwie glaube ich dann, dass es zur Satire wird, besonders als ich folgendes lese:

Dafür trinke ich mehr. Erst der Alkohol intensiviert die Medikamente so weit, dass sie merklich helfen - am Abend, wenn die Ouvertüre dem eigentlichen Konzert weicht.
Das Pochen wird zum Hämmern und ich fange schon an zu beten, dass mein Kopf verschont bleibt, in mir bricht Schweiß aus...
jetzt der Doc, der alles mit der Psyche oder was auch immer er daraus liest (und den Übergang vom Hämmern zum Vater kann ich erst nach und nach in der Dumpfheit meines gemarterten Hirns nachvollziehen...
der Urheber ist identifiziert und die Therapie wird abgebrochen, keine Ahnung, warum die Kasse das nicht zahlt... immer noch glaube ich an Satire, schon weil ich den Migräneanfall verhindern will...
schließlich ein grandioses Finale als der Vater am Schraubstock am Sohn arbeitet (wahnsinniges Bild) und am Ende der Sohn als Messi erwacht und grinst...
Doch keine Satire: meine gehegte Erwartung großartig enttäuscht :)

Nur das mit dem permanenten Wechsel der Zeiten fand ich echt anstrengend...
So : und jetzt bald ab ins Bett und bloß nicht an Kopfschmerzen oder irgendwelche Väter als Schmiede denken.
viele Grüße
Isegrims

 

Friedrichard,

danke fürs Vorbeischauen.
Das Schmiede-Handwerk ist der Tat etwas Faszinierendes. Ich bin ja gerne auch im Fantasy-Bereich unterwegs und auch dort geht ohne den Schmied des Vertrauens natürlich gar nix.
Sind halt auch tolle Bilder, die da zusammenkommen: Kraft und Wut und Feuer. Prasseln, zischen, schlagen ... Das gibnt schon echt viel her.

Dass dabei sinnigerweise ein Schlüssel buchstäblich eine Schlüsselrolle übernimmt, erscheint mir ein enig
mja, das ist vielleicht arg symbolisch, aber ich mag sowas. Frei nach dem Motto: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen - sie könnten in Erfüllung gehen, kann man auch sagen: Sei vorsichtig mit den Türen, die du aufschließt - wer weiß, was dahinter auf dich wartet.

Du hast ja wieder mit deinen Adleraugen einiges gefunden. Bis auf deine Anmerkungen zur indirekten Rede habe ich das alles umgesetzt. Das klingt einfach zu schräg und liest sich nicht.

Im Prinzip spielt unser aller Horror sich im Kopf ab.
das würde ich auch so unterschreiben. Zumindest der Großteil

Aber man kann sich an der Sprache erfreuen, findet der

Friedel,

und das von einem Sprachfetischisten wie dir. Das nehme ich mal als Lob :)

Vielen Dank für deine Zeit und deine Gedanken. Wie immer sind sie sehr besonders ;)
Exilfranke

das ist mal was ganz anderes, als das, was ich bisher von dir gelesen habe. Ich finde es gut, dass du verschiedene Genres ausprobierst, Wolkenmädchen war ja eine ganze Ecke, nunja, märchenhafter.
ja, ich probiere immer mal wieder was Neues aus. Gar nicht verkrampft. Sobald die Ideen aufploppen, schreib ich sie runter (sofern ich die Zeit finde). Oft verschwindet das dann halbfertig in der Schublade und irgendwann, wenn ich Lust zum Schrieben habe, aber gerade keine neue Idee habe (meist, wenn ich Abstand von meinem Roman-Projekt brauche), mache ich die Schublade auf und nehme mir eine der Halbfertigen vor und schreibe sie um/zu Ende.
So war das auch hier

Insofern möchte ich mich zigga anschließen, der findet, dass Anfang und Ende die erzählerisch stärksten Teile sind.
in Ordnung, das scheint der Mehrheit so zu gehen. ich weiß nciht, ob meine Überarbeitung dem so richtig entgegenwirken kann,aber ich bin dran

Von der Umsetzung her ist der gesamte Text auf einem durchgehend hohen Niveau
braucht mein Ego stets aufs Neue. Immer wenn ich mich in eine Sackgasse geschrieben habe (was regelmäßig passiert), überrollt mich der Zweifel, ob ich überhaupt schrieben kann, oder den Scheiß nicht lassen sollte.
ch habe allerdings nach dem Lesen weder besondere Erleichterung noch besonderen Schrecken empfunden, sondern bin recht froh darum, keinen Bezugspunkt zu so einem Martyrium zu haben.
Mja, berühren sollte es natürlich schon.

Zumindest der Kopfschmerz scheint ja auszuleiben, wenn ich das Warten in die Nacht hinein richtig verstanden habe.
weiß nicht, ob es da ein richtiges Verstehen gibt. Meine Intention liest du da auf jeden Fall raus. Ich finde es aber auch okay, wenn man das anders liest. EIn Lichtpunkt, das hast du schön gesagt. Aber wie schnell der verschluckt wird?

Hab mich über deine Worte sehr gefreut. Danke fürs Lesen und Kommentieren, Herr Moderator :D

Isegrims

Irgendwie glaube ich dann, dass es zur Satire wird
ich steh da auf dem Schlauch. Wieso soll das eine Satire einleiten? :confused:
Schmerztabletten und Alkohol, das gibt schon einen netten Cocktail

keine Ahnung, warum die Kasse das nicht zahlt.
die gesetzlichen Krankenkassen haben eine Höchstförderung. Man kann eine neue Therapie beantragen, aber da gibt es einen gewissen Zeitraum zwischen und ob die übernommen wird (und mit vielen Sitzungen) ist nicht sicher

Doch keine Satire: meine gehegte Erwartung großartig enttäuscht
wenn dich das großartig enttäusht hat, dann freu ich mich mal darüber ;)

Nur das mit dem permanenten Wechsel der Zeiten fand ich echt anstrengend...
hm, du meinst, wenn die Erinnerung überkommt?
Mein Ziel war es ja, diese Zeitrenwechsel mehr und mehr zu verschmelzen, gar keine harten cuts zu benutzen. Am Ende sind die Ebenen ja eins.

Danke fürs Lesen und Kommentieren :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Novak zigga Tintenfisch

So, habe den Teil im Keller überarbeitet. Jetzt geht nicht mehr alles so glatt. Habe versucht, den Widerstand deutlicher herauszuarbeiten.

 

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